Statue von Jakushitsu Genko (National Treasure)

Ein Raum der Stille

Gedichte des Zen Roshis Jakushitsu

Gründerabt des Eigen-ji Tempels

Arthur Braverman

ins Deutsche übersetzt von
Daikan J. Westerbarkey

Titelblatt: Kalligraphie des Gedichts „Wasserfall“ von Jakushitsu Genko

Widmung
(Arthur Braverman)

Zur Erinnerung an Drei „Gute Freunde“

(Guter Freund, zen chishiki in Japanisch, ist ein Ausdruck für Lehrer im Zen-Buddhismus)

Abe Kirschner Adrienne
Stalman Assail
Ichiro Shirato Sensei

Widmung von Daikan J. Westerbarkey

Zur Erinnerung

Daichi Bunryo Yamada Roshi
Jutta

Inhalt

Einführung
Zen Meister Jakushitsu (1290 – 1367)

Jakushitsu’s Leben

Jakushitsu’s Zen

Hinweise des Autors

Gedichte Teil I

Gedichte Teil II

Eigen-ji (Einfügung von D. Westerbarkey)

Fotos vom Eigenji

Ein Raum der Stille

Einführung

Zen Meister Jakushitsu1

(1290 – 1367)

 

Im Jahr 1326 erreichte ein Schiff vom chinesischen Festland kommend, die Küste Japans in der Provinz Nagato.2 Unter den Passagieren befand sich ein chinesischer Zen Meister Namens Chin-cho und eine Anzahl japanischer Mönche, die vom Festland heimkehrten. Ching-cho war ein Schüler von Ku-lin. Der Zen-Lehrer Ku-lin war hauptverantwortlich für die Verbreitung eines Literatur- und eines Zen-Gedicht-Stils, der in den Rinzai-Zen-Klöstern des 14. Jahrhunderts gelehrt wurde.

Ein japanischer Mönch dieses Schiffes gab seinen Reisebegleitern alle Andenken, die er bei seinen Begegnungen mit chinesischen Meistern erhalten hatte, sagte Lebewohl und stahl sich in die Dunkelheit davon. Es gibt keine Aufzeichnungen über seine Aufenthaltsorte in den acht Jahren, die seiner Rückkehr nach Japan folgten, und nur wenig ist über sein Leben in den nächsten Jahrzehnten bekannt. Er ging dem Leben in großen Städten aus dem Weg, in denen mächtige Lords und prominente Mönche die Errichtung großer Klöster förderten – Orte, an denen eine neue Zen-Literatur aufblühte. Außer den Berichten über seine Besuche ihrer Tempel ist nichts bekannt über seine Beziehungen zu Ching-cho und Ching’s Lehrer Ku-lin. Seine Liebe zu deren Dichtkunst ist in den Versen, die er uns hinterlassen hat, jedoch offensichtlich. Der Hauptlehrer dieses japanischen Mönchs in China war Ming-pen, ein Einsiedler dessen geheimnisvolle Neigung es war, die Handschrift seiner japanischen Schüler zu beeinflussen. Dieser chinesische Meister scheute die großen religiösen Zentren des Festlandes, wie dies auch sein Schüler nach der Rückkehr in Japan tat.

Der Name des japanischen Mönches war Jakushitsu. Wie viele Zen Meister und buddhistische Poeten vor ihm, scheint er in Frage gestellt zu haben, ob es für einen Zen-Übenden angemessen ist Verse zu kreieren.3 Obwohl er das dichten für lange Zeit aufgegeben haben mag, hinterließ er uns doch genügend Gedichte, um uns ein vollständigeres Verstehen seines Zen zu ermöglichen, als dies durch seine Briefe und seine Predigten möglich wäre.

Ob er eine Beziehung zu Ching-cho oder Ku-lin entwickelt hat, können wir nur vermuten. Der Stil und die Themeninhalte seiner Gedichte lässt uns glauben, dass er stark von Ku-lin beeinflusst wurde, zumindest indirekt. Aufgrund seiner Liebe zu dieser Kunstform hinterließ er uns Beschreibungen der Natur, die eine Unmittelbarkeit wiedergeben, die das Zeichen für hohe Dichtkunst ist. Dieser offensichtlich verschlossene Zen Meister wird in Versen lebendig – mit einer Sensibilität über Freundschaft, Einsamkeit und Tod schreibend, die gleichzeitig dynamisch und empfindsam war. Und er bewältigte dies, indem er eine Haltung wahrte, die sowohl ernsthaft als auch verspielt war:

Allein

In diesem frohen Nichtstun spielend

Weißhaarig

Die grünen Berge schauend

1. Raum der Stille ist eine mögliche Übersetzung des Namens Jakushitsu und ist diejenige, die das Gefühl, das seine Gedichte vermitteln am besten widerspiegelt

2. Die meisten Informationen über Jakushitsu’s Leben stammen aus dem Werk „Nihon no zen goroku“, vol. 10, herausgegeben von Iriya Yoshitaka (Tokyo: Kodansha Press 1979); „Jakushitsu Genko“ von Ryumon Harada (Tokyo: Shunjusha Press, 1979); „Omi no shu Zuisekizan Eigenzenji Kaizanchokushi Enozenji Jakushitsu Osho Gyojo“ von Isshi Bunshu (veröffentlicht 1644); die meisten Informationen, die Isshi Bunshu sammelte stammen aus einer früheren Biographie, geschrieben von (oder gewidmet an) Miten Eishaku, 2. Abt des Eigenji.

3. siehe z. B. William R. La Fleur, The Karma of the Words, (Berkeley and Los Angeles: University of California Press, 1983) S. 8