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Hanns Sauter

SENIOREN
WERKBUCH
BIBEL

Bibelarbeiten, Gottesdienste, Rituale
in Gruppe und Gemeinde

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© 2017 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten

Für die Texte der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe
© 2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller
Umschlagmotiv: Foto rechts: © iStock.com, FatCamera;
Foto links: © iStock.com, psphotograph
Satz: SatzWeise GmbH, Trier
Druck und Bindung: SOWA SP. z o.o., Piaseczno
Printed in Poland

www.bibelwerk-impuls.de
eISBN 978-3-460-51029-6
ISBN 978-3-460-25268-4

Inhalt

Vorwort

Einleitung: Die Bibel in der Hand des älteren Menschen

1Bibel und Älterwerden

1.1Die Bibel und ich

1.2Mein Gott, meine Zukunft

1.3Würde des Alters

1.4Erfolgreich altern

1.5Die Jahre, die ich nicht mag

2Biographisches

2.1Geschichte(n) meines Lebens

2.2Hat Gott seine Hand im Spiel?

2.3Im Ruhestand oder in Reichweite?

2.4Mein Vater? Meine Mutter? Meine Geschwister?

2.5Du sollst Vater und Mutter ehren

3Herausforderungen

3.1Du sollst dir kein Bild machen

3.2Barmherzig, langmütig, reich an Huld und Treue

3.3Hauptsache gesund!

3.4Weh ist mir um dich! (2 Sam 1, 26)

3.5Wenn du aber alt geworden bist

4Perspektiven

4.1Der Herr lasse euch wachsen

4.2Früchte bringen

4.3Macht das Alter weise?

4.4Alte Menschen – Propheten?

4.5Jahwe ist uns begegnet (Ex 3,18)

5Zusagen

5.1Ein Segen sollst du sein

5.2Ihr seid das Licht der Welt

5.3Wer an mich glaubt, wird leben

5.4Ich will euch trösten

5.5Ich bin bei dir

6Betrachtungen

6.1Meine Hoffnung von Jugend auf

6.2Der Herr hat sich erinnert

6.3Warten und begegnen

6.4Sie aber stand auf

6.5Stell dich in die Mitte

6.6Suchen. Und finden

6.7Sich einsetzen

6.8Der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit

6.9Was würde in der Kirche fehlen, wenn es die alten Menschen nicht gäbe?

6.10Schätze der Seniorenarbeit

7Bibel kreativ

7.1Immer nur alt und weise?

7.2Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

7.3Wort des lebendigen Gottes

7.4Die Bibel in der Nähe

7.5Öffne unser Herz (Apg 16,14)

7.6Bibelstunde mit Bausteinen aus diesem Buch (Beispiel)

8Anhang

8.1Verwendete Bibelausgabe

8.2Literatur

8.3Bibelausgaben für die Seniorenarbeit

8.4Hinweise

8.5Nachweis der Fremdtexte

Vorwort

Lieber Bibelkreis-Leiter, liebe Kollegin in der Seniorenarbeit!

Für Sie ist es nichts Neues: ältere Menschen, Seniorinnen und Senioren, gestalten das Leben einer Pfarrei ganz wesentlich mit. Sie besuchen zuverlässig die Gottesdienste, treffen sich in den unterschiedlichsten Gruppen zu einem vielfältigen Programm, engagieren sich in pfarrlichen Gremien und sind auch bereit, noch die eine oder andere Aufgabe dazu zu übernehmen, wenn gerade dringend jemand gesucht wird. Seniorinnen und Senioren stehen mitten im Leben. Darin unterscheiden sie sich nicht von den älteren Menschen, denen wir in der Bibel begegnen. Es ist ja keineswegs so, dass – wie oft angenommen wird – die „alten Menschen der Bibel“ immer nur „alt und fromm“ oder „alt und weise“ gewesen sind. In der Heiligen Schrift spiegelt sich die Vielfalt des Lebens und der Menschen – auch der älteren – und somit die Vielfalt ihrer Lebenswege, ihrer Gedankenwelt, ihres Alltags, ihres Suchens nach Gott. Die heutige Gerontologie und Lebenslaufforschung betonen, dass das Alter nicht an irgendeinem Tag des bereits fortgeschrittenen Lebens beginnt, sondern ein Teil des Lebens ist, eines Prozesses, dessen Phasen nicht voneinander losgelöst betrachtet werden können. Die Bibel vertritt diesen Standpunkt auch. Sie tut dies aber nicht in der Form wissenschaftlicher Abhandlungen, sondern durch Erzählungen, Geschichten, Reflexionen und Gebete. Sie möchte auch zeigen, dass manches, was im Leben als zufällig oder beliebig erscheint, nicht ohne Sinn und Zusammenhang ist. Es braucht oft einen Abstand oder ein gewisses Alter, um dies zu erkennen.

Nicht wenige Fragen, vor die sich der alternde Mensch von heute gestellt sieht, sind Lebensfragen, die sich schon immer gestellt haben. Manche konnten sich in ihrem Alltag bisher nicht damit beschäftigen. Andere sind ihnen aus dem Weg gegangen, weil sie in ihnen unangenehme Seiten wachrufen. Im Alter stellen sich solche Lebensfragen wieder neu, vielleicht auch hartnäckiger. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen gehört – unabhängig davon, was Gesundheits- und Freizeitindustrie darunter verstehen – wesentlich zu einem erfolgreichen Älterwerden. Die Bibel ist für alle, die hier nach Antworten suchen, ein guter Ratgeber. Dieses Buch möchte helfen, ihre Botschaft im Blick auf das Älterwerden zu entdecken. In Bibelgesprächen zeigt sich immer wieder, dass viele vertraute Texte mit dem Älterwerden auch in einem neuen Licht erscheinen. Bei der Predigtvorbereitung wird klar, dass die Auslegung der Perikopen vor einem Kreis älterer Gottesdienstbesucher andere Akzente herausarbeiten muss als eine Predigt, die an einen allgemeineren Kreis von Zuhörerinnen und Zuhörern gerichtet ist.

In diesem Buch finden Sie Modelle für Bibelkreise, für die Arbeit mit Senioren- und anderen Gruppen sowie Anregungen zur Gottesdienstgestaltung. Einzelne Beiträge können zur Predigterarbeitung aber auch als Grundlage für einen Text im Pfarrblatt, auf der Homepage Ihrer Pfarrei oder Senioreneinrichtung oder auch als Anregung zum persönlichen Weiterdenken herangezogen werden. Dementsprechend ist das Buch aufgebaut. Die Kapitel 1 bis 5 gehen auf Themen ein, die sich wohl jedem älter werdenden Menschen stellen. Sie sind als Einheiten für Gesprächskreise gestaltet, wobei darauf geachtet ist, dass jede Einheit für sich und mit wenig organisatorischem oder materiellem Aufwand durchgeführt werden kann. Selbstverständlich müssen diese Entwürfe auf Ihre Gruppe hin angepasst werden: umgestellt, gekürzt, eine Auswahl getroffen, auf mehrere Einheiten verteilt. Für diese Fälle sind manchmal Alternativen vorgeschlagen. Die Modelle sind auch so angelegt, dass die Gruppe möglichst vielfältig in den Ablauf einbezogen werden kann. Kapitel 6 möchte dazu verleiten, bekannte Bibelstellen durch die Brille des alternden Lebens zu sehen und dabei neue Sichtweisen zu entdecken. Kapitel 7 schließlich ist eine Fundgrube, die Ideen und Bausteine zu weiteren Möglichkeiten der Bibelarbeit enthält, auch über den engeren Seniorenkreis hinaus. Im Übrigen versteht sich das Buch nicht als Arbeitsbuch nur für Seniorengruppen. Vielmehr möchte es einen breiteren Kreis von Bibelinteressierten auf den Aspekt des Älterwerdens aufmerksam machen, der in der allgemeinen Bibelarbeit eher untergeht. Gerade das 7. Kapitel enthält Ideen für eine generationenübergreifende Bibelarbeit, Sie werden diesbezüglich aber auch in anderen Kapiteln fündig. Auch aus Teilen einzelner Kapitel können Sie ein neues Stundenmodell zusammenstellen. Ein Beispiel dazu finden Sie ebenfalls in der Fundgrube.

Dass sich Ihnen und allen, mit denen Sie arbeiten, die Bibel als ein Buch des Lebens auch für das Älterwerden erschließe,

wünscht
Ihr
Hanns Sauter

Wien, im Juli 2017

Einleitung:
Die Bibel
in der Hand
des älteren Menschen

Voraussetzungen und Zugänge

Die Einstellung älterer Menschen zu Bibel und Bibelarbeit ist vielfältig. Für manche ist sie immer noch ein Buch, in dem nur wenige Auserwählte, auf gar keinen Fall der „gewöhnliche Gläubige“ lesen durfte. Hier wirkt – zumindest im katholischen Milieu – noch eine Hypothek der Vergangenheit nach. Im Religionsunterricht wurde zudem bis in die Zeit des Zweiten Vatikanums eine historisierende „biblische Geschichte“ gelehrt. Dadurch sind viele, meist alttestamentliche Geschichten, gut bekannt, doch kaum Kenntnisse über deren Entstehung oder Auslegung. Ähnliches gilt für das Neue Testament. Die wichtigsten Stellen des Evangeliums sind – nicht zuletzt durch den täglichen Besuch der Hl. Messe – vertraut, dennoch ist es für manche ältere Menschen ein Problem, sich mit dem Text genauer zu befassen. Was in der heiligen Schrift steht, so wurde gelehrt, soll „mit Andacht gehört“, aber sicher nicht diskutiert oder auf seine Lebensrelevanz für einen bestimmten Kreis hin befragt werden und schon gar nicht von diesem selbst.

Im Jahresprogramm von regelmäßig zusammenkommenden Seniorengruppen ist ein- oder zweimal im Jahr ein „Bibelnachmittag“ angesetzt, traditionell in der Fasten- und der Adventszeit. Diese sind meist Themen gewidmet, die zu diesen Wochen des Kirchenjahres passen, manchmal auch Texten, in denen von älteren Menschen die Rede ist, zum Beispiel von Elisabet und Zacharias (Lukasevangelium).

Damit ist aber weder die Botschaft der Bibel allgemein noch jene zu Alter und Altern lange nicht erschöpft. Diese herauszuarbeiten ist ein lohnendes Unterfangen. Dazu braucht es neben Sachwissen Kenntnisse der Methoden einer zeit- und zielgruppengerechten Bildungsarbeit, vor allem aber eine Sensibilität für die Lebensgeschichte älterer Menschen. Diese zeigt sich auch in ihren Vorstellungen über Bibelarbeit. Dem, der ihnen einen Text erklärt, sind sie sicher aufmerksame Zuhörer. Doch sich selbst einzubringen und zu sagen, was ihnen ein Bibeltext bedeutet, wo sie Anfragen an ihn oder Probleme mit ihm haben, fällt ihnen meist schwer. Methodenarbeit stößt oft auf Widerstand, wird schnell als Überforderung oder als kindisch empfunden – sei es, weil ihr eine gewisse grundsätzliche Reserviertheit entgegengebracht wird oder weil sie physische Grenzen berührt, die nicht mitbedacht werden. Rollenspiel, Bibliodrama oder Bibliolog setzen eine Gruppe voraus, in der eine gewisse Vertrautheit im Umgang miteinander herrscht. Diese kann aber bei Seniorengruppen nicht immer vorausgesetzt werden. Nochmals andere Formen der Bibelarbeit braucht es bei Hochaltrigen oder an Demenz erkrankten Menschen.

Dennoch sind gerade ältere Menschen an der Bibel interessiert und dankbar für jede Möglichkeit, sie besser kennenzulernen. Das Erstaunen und auch die Freude über die Lebensnähe ihrer uralten Texte sind oft ebenso groß wie die Ungehaltenheit darüber, dies „erst jetzt so zu hören“ und nicht schon viele Jahre früher. Selbstverständlich gibt es auch Senioren, die mit der Bibel und mit Bibelarbeiten gut vertraut sind, weil sie zu jenen gehören, die den lange erwarteten und endlich durch das Zweite Vatikanum angestoßenen Aufbruch in der Bibelarbeit rege nutzten.

Unter den vielen Zugängen zur Bibel haben sich für die Seniorenpastoral zwei als besonders geeignet erwiesen. Der eine ist eine mehr an den Text gebundene Auslegung. Er geht aus von einer Fragestellung wie z. B.: „Was sagt die Bibel über Gottes Barmherzigkeit“, sucht darauf Antworten und zieht dann Schlussfolgerungen sowohl für das eigene Leben als auch für das Leben in Gruppe, Gemeinde und Kirche. Dazu bemüht er sich um Fakten- und Hintergrundwissen. Der zweite Zugang nimmt den Text als Ausgangspunkt, legt weniger Wert auf Wissensvermittlung, sondern fragt zuerst danach, was er dem Einzelnen bedeutet. Dieser Zugang bietet viel Raum für Glaubensgespräche und Glaubenszeugnisse und wird wohl von der Mehrheit der Seniorengruppen oft unbewusst bevorzugt.

Erprobte Methoden

Die im Folgenden beschriebenen Methoden der Bibelarbeit haben sich in der Praxis der Seniorenpastoral bewährt. Sie sind unterschiedlich anspruchsvoll und gehen aus vom persönlichen Erleben und Empfinden, sodass es kein Richtig und kein Falsch gibt. Vorkenntnisse sind nicht in jedem Fall unbedingt erforderlich. Dennoch ist es möglich, Faktenwissen aus den Bibelwissenschaften einfließen zu lassen. Für die Textarbeiten ist es ratsam, Arbeitsblätter in größerer Schrift anzufertigen, sowie Schreibpapier, Stifte, Bibeln, Konkordanz, Bibellexikon und einen Kommentar bereitzuhalten!

imageAnhörkreis

imageGebet zu Beginn

imageDen Text vorlesen

imageEventuell Fragen zum Text klären

imageWelche Aussage, welche Stelle im Text spricht mich am meisten an? (Einzelarbeit)

imageJeder teilt seinen Satz den anderen mit (keine Diskussion!)

imageGebet oder Lied zum Abschluss

imageText- und Bildbetrachtung

imageDen Bibeltext und das dazu passende Bild austeilen

imageDen Text lesen

imageDas Bild betrachten: Was sehe ich? Wie ist wer/was dargestellt? Was an der Darstellung berührt (erstaunt, gefällt, gefällt nicht, reizt zum Widerspruch)?

imageWo sehe ich mich im Bild?

imageGebet oder Lied zum Abschluss

imageBildbetrachtung

imageEine Farbkopie des gewünschten Bildes austeilen

imageOder: Das Bild mithilfe eines Beamers vom Computer auf eine Leinwand projizieren

imageOder: Das Bild gemeinsam vor Ort anschauen

Das Bild einige Minuten still betrachten, dann Anregungen geben, um es zu erschließen:

imageWas ist dargestellt?

imageWas empfinden Sie beim Betrachten des Bildes?

imageIn welchen Farben ist es gehalten?

imageWelche Gegenstände, welche Personen sind dargestellt?

imageWas steht im Zentrum des Bildes, was mehr am Rand? Welche Überschrift würde ich diesem Bild geben?

imageWo würde ich mich auf diesem Bild sehen?

imageWenn die gemalten Personen sprechen könnten, was würden sie sagen?

imageWas sagt mir das Bild persönlich?

Weitere Möglichkeiten:

imageVerbindungslinien zeichnen – wer ist mit wem in Kontakt?

imagePersonen ausschneiden und neu gruppieren

imageSich selbst in das Bild zeichnen

imageDas Bild als Schwarz-Weiß-Kopie (oder nur die Umrisse) austeilen und mit Farben neu gestalten

imagePersonen ausschneiden und gemeinsam als Collage neu zusammenstellen und gegebenenfalls ergänzen

imageKreatives Gestalten

imageEine Bibelgeschichte vorlesen bzw. erzählen oder erzählen lassen, dazu Lieder singen

imageDie Geschichte malen:

imagejeder malt für sich

imagegemeinsames Malen auf einem Bogen Flipchart-Papier

imageeine Perikope in Einzelszenen malen lassen und diese der Reihe nach zusammenfügen

imageDie Geschichte mit biblischen Erzählfiguren nachstellen

imageFiguren aus Salzteig dazu anfertigen

imageMein Bibelwort

imageKärtchen mit einem Bibelwort auf den Tisch legen (mindestens doppelt so viele wie die Anzahl der Teilnehmer)

imageJeder wählt das Bibelwort aus, das ihn gerade anspricht. (Variante: das Bibelwort, das er nicht versteht, das ihm viel bedeutet, das in seinem Leben eine überraschende Rolle erhalten hat)

imageWer möchte, liest sein Bibelwort vor und erläutert es

imageEventuell Rückfragen oder Ergänzungen aus der Gruppe

imageGebet oder Lied zum Abschluss

imageIdentifikation mit einer Person der Bibel

imageEinen Textabschnitt mit mehreren handelnden Personen wählen

imageDen Text vorlesen

imageDen Text mit verteilten Rollen lesen

imageJeder Teilnehmer überlegt sich die Person, die ihn am meisten anspricht (oder nicht anspricht) und überlegt, warum das so ist

imageWer möchte, nennt die Person und spricht über seine Gedanken

imageGebet oder Lied zum Abschluss

imageBibel-Teilen

imageWir laden den Herrn ein: Wer übernimmt das Gebet?

imageWir lesen den Text: Wer liest vor?

imageWir lassen den Text zu uns sprechen: Wer möchte, liest Worte oder Sätze, die ihn besonders ansprechen

imageWir hören auf den Herrn: Stille

imageWir teilen: Was hat mich angesprochen? Was gibt mir zu denken? Worüber bin ich gestolpert?

imageWir beherzigen Gottes Wort: Was trägt mir (uns als Gruppe) der Text auf? Welche Schritte setzen wir?

imageWir beten miteinander: Wer fasst Gott gegenüber unsere Gedanken zusammen?

imageBibel und Alltag

imageGebet oder Lied zu Beginn

imageDen Bibeltext vorlesen

imageZeit geben, um den Bibeltext nochmals für sich zu lesen

imageAustauschrunde: Welcher Satz, welche Gestalt, spricht mich besonders an?

imageGespräch und Impuls: Wo berührt die Perikope mein Leben und meinen Alltag?

imageWas nehme ich von diesem Text in meinen Alltag mit?

imageGebet oder Lied zum Abschluss

imageBibel und Altersfragen

imageEin Thema festlegen, das die Gruppe gerade beschäftigt: Gottesbild, Barmherzigkeit, Segen, Trauer, Verlust, Einsamkeit, Leben nach dem Tod, Sinn des Alters, Krankheit, Vergebung …

imageDazu eine passende Bibelstelle aussuchen (evtl. auch mehrere)

imageDie Bibelstelle vorlesen

imageZeit geben, sich mit der Bibelstelle still zu beschäftigen

imageGespräch über die Stelle

imageWas sagt sie in meiner (unserer) Situation?

imageGemeinsames Gebet als freies Lob-, Dank-, Bitt-, Fürbittgebet

imageBibliolog

Der Bibliolog regt eine Gruppe zu einem Dialog mit der Bibel an. Jeder kann sich daran beteiligen, muss aber nicht. Ausgangspunkt ist der Text (das „schwarze Feuer“). Dazwischen gibt es das „weiße Feuer“, das ist alles, was nicht aufgeschrieben ist, aber im Text mitschwingt (Freude, Schmerz, Unsicherheiten …). Der Bibliolog erfordert keine sachlichen Vorkenntnisse, jedoch die Bereitschaft, sich ganz auf den Text einzulassen.

Wegen seiner klaren Struktur und seines überschaubaren Zeitrahmens von etwa 15 bis 30 Minuten ist der Bibliolog vielfältig einsetzbar: in pfarrlichen Gruppen und Bibelkreisen, bei einem Gottesdienst, für die Seniorenpastoral aber auch in stationären Einrichtungen und in Gruppen von Menschen mit Demenz. In diesem Fall sollte er aber – so die Erfahrung – mit einer Gruppe durchgeführt werden, bei der ein Teil nicht an Demenz erkrankt ist, da zumindest einige der Teilnehmenden sowohl der Geschichte als auch den Fragestellungen folgen können sollten. Um einen Bibliolog zu leiten, braucht es eine entsprechende Ausbildung!

imageBibliodrama

Das Bibliodrama ist eine kreativ-darstellende Zugangsweise zur Bibel. Es setzt die Menschen von heute kreativ-spielerisch in Beziehung zu den Texten von damals. Es eignet sich für Gruppen, die sich gut kennen, die Freude am Darstellerischen haben sowie für generationenübergreifende Bibelarbeit. Besonders zu achten ist auf die physischen Befindlichkeiten innerhalb der Gruppe. Ein Bibliodrama kann einige Stunden, es kann aber auch einige Tage dauern. Geeignet ist es daher für Einkehrtage und Seniorenfreizeiten, aber auch für Großeltern-Enkel-Ferien. Um ein Bibliodrama zu leiten, bedarf es einer eigenen Ausbildung!

imageVästeras-Methode1

imageEin Arbeitsblatt mit dem Bibeltext und einen Stift austeilen

imageDen Text einmal gemeinsam lesen

imageDen Text einzeln und in Stille lesen und folgendermaßen bearbeiten:

? ein Fragezeichen setzen, wo sich eine Frage stellt

! ein Rufzeichen, wo sich eine besondere Einsicht ergibt

♥ ein Herz, wo etwas persönlich nahe geht

→ ein Pfeil, wo sich Widerspruch regt

imageDen Text Vers für Vers durchgehen und mit den Fragezeichen beginnen. Wer an einer Stelle kein Fragezeichen hat, erklärt die Stelle denjenigen, die Fragen haben. Dasselbe geschieht mit den Rufzeichen und den Pfeilen

imageIn der letzten Runde werden die Herzen besprochen

imageZum Abschluss teilt, wer möchte, der gesamten Gruppe mit, was er sich aus der Bibelarbeit für die nächste Zeit mitnimmt

1 Die Methode ist benannt nach der schwedischen Stadt Västeras, in der sie entwickelt wurde.

1
Bibel
und
Älterwerden

1.1Die Bibel und ich

Die Bibel im Alltag

imageWorum geht’s

Obwohl anzunehmen ist, dass in den Bücherregalen eine Bibel steht, gibt es oft wenig eigene Erfahrung mit dem „Buch der Bücher“. Andererseits sind viele Verse der Bibel zu geflügelten Worten und Sprichwörtern geworden, die gerade Senioren kennen und verwenden. Der eine oder andere schätzt eine Bibelstelle, die ihn schon lange begleitet. Hier liegt der Akzent zunächst auf dem Nachdenken über die Rolle der Bibel im eigenen Leben und Alltag. Dabei wird auch auf die Vielfalt der Bibelausgaben eingegangen. In einer Pfarrei bieten sich weitere, gruppenübergreifende Möglichkeiten der Bibelarbeit an. Dazu soll ermuntert werden.

imageVorbereiten

Unterschiedliche Bibelausgaben mitbringen (lassen)

(Bitten Sie die Teilnehmer im Vorfeld, ihre Schulbibel, Kinderbibel, Biblische Geschichte, Familienbibel etc. mitzubringen. Damit rechnen, dass viele gleiche Ausgaben mitgebracht werden, und selbst für weitere Bibelausgaben sorgen!)

Zettel mit Fragen zum Bibelgespräch

Notizzettel

Stifte

weißes Packpapier oder Flipchart-Papier

Klebestift

Tisch für die Bibeln

imageBesondere Aufgaben

Unterstützung durch Pfarrbücherei

imageEinstieg

„Die Bibel und ich“ ist unser heutiges Thema. Sie wurden gebeten, dazu Ihre Bibel mitzubringen. Neben der Bibel, die Sie gewöhnlich benutzen, haben Sie in Ihrem Bücherregal vielleicht auch noch andere Bibelausgaben gefunden. Ich lade ein, dass zunächst jeder seine Bibel vorstellt: Seit wann er sie hat, was sie ihm bedeutet, wann er darin liest, was ihm daran gefällt usw. Hier auf dem Tisch liegen bereits einige Bibelausgaben. Ich bitte jeden, nachdem er seine Bibel vorgestellt hat, diese dazuzulegen. Wir erhalten dadurch einen Eindruck von der Reichhaltigkeit der Bibelausgaben. Wer beginnt und erzählt uns etwas über seine Bibel?

Vorstellen der mitgebrachten Bibeln. Anschließend als Überleitung: Eine große Vielfalt an Bibelausgaben ist hier zusammengekommen: vollständige Ausgaben, Ausgaben nur des Alten oder Neuen Testaments, Auswahlbibeln, unterschiedliche Übersetzungen, Kinderbibeln, Schulbibeln, Bibelausgaben, die nur den Text enthalten, andere, die reich gestaltet sind. Natürlich auch die Bibel in griechischer oder lateinischer Sprache. Wir nehmen uns später noch Zeit, die Bibelausgaben genauer anzuschauen.

imageGruppengespräch: „Mein Bibelwort“

Jetzt lade ich zu einer einfachen Bibelarbeit ein. Hier sind Zettel und Stifte. Denken Sie darüber nach, welche Bibelstelle Sie gerne mögen. Es kann ein einzelner Vers sein, eine ganze Geschichte, ein Gleichnis – was auch immer. Schreiben Sie die Stelle auf. Bei längeren Texten genügt natürlich die Überschrift, z. B. „Gleichnis vom Sämann“. Setzen Sie sich dann in kleinen Gruppen zusammen und tauschen Sie sich über Ihre Bibelstellen aus.

Impulsfragen zum Gruppengespräch:

Wie bin ich auf dieses Bibelwort gestoßen?

Welche Rolle spielt es in meinem Alltag?

Was sagte es mir früher, was sagt es mir heute?

Nach Ihrem Austausch stellen Sie aus den Zitaten ein Gebet oder einen meditativen Text zusammen und schreiben diesen auf ein großes Plakat.

imageAbschluss

Zum Abschluss lesen wir den oder die entstandenen Texte einander vor.

imageAlternative bei nur einer Gruppe:

Wir meditieren nun den erarbeiteten Text als Echogebet. Der Text wird zunächst vorgelesen, dann wiederholt jeder, der möchte, den Vers oder das Wort, das ihn besonders anspricht. Das Gebet schließen wir ab mit dem „Ehre sei dem Vater“.

imageMöglichkeiten der Weiterarbeit

1. Meine Bibel – mein Glaube

Die zusammengetragenen Bibelausgaben vergleichen: Worin unterscheidet sich eine Kinderbibel oder eine Schulbibel von früher von einer heutigen? Sind bei den Auswahlbibeln inhaltliche Akzentsetzungen erkennbar? Welchen Eindruck machen die jeweiligen Illustrationen? Haben sie meine Vorstellung von einer biblischen Begebenheit, von einem Glaubensinhalt beeinflusst? Welche Bibelstellen haben für mich besondere Bedeutung – positiv wie negativ?

2. „Unsere“ Bibel durch das Jahr

Die gesammelten Lieblingstexte um weitere Texte ergänzen, ordnen und daraus eine Broschüre zusammenstellen:

imageZeiten des Kirchenjahres (Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Ostern …)

imageGrunderfahrungen (Freude, Trauer, Warten, Hoffen, Gemeinschaft …)

imageAnliegen (Frieden, Bewahrung der Schöpfung, Atmosphäre in der Gemeinde/Gruppe, Wünsche an …)

3. Bibelcorner in der Pfarrbücherei

Vorbereiten

Bibelausgaben, Bibelliteratur

Bibelstellen zum Pflücken

Werbeplakat(e)

Werbezettel

Einladung/Werbung in den Pfarrmedien

Mit dem Büchereiteam aus den vorhandenen Bibeln, Bibelausgaben, Bildbänden einen Bibelcorner gestalten und zu einem Bibelsonntag (oder einer Bibelwoche) einladen. Zum Bibelcorner gehören auch Bibelstellen zum Pflücken, Bibellesepläne, biblische Kochrezepte, CD mit Bibelmusik, Reiseandenken aus dem „Land der Bibel“ … Das Plakat mit dem in der Gruppe erarbeiteten Meditationstext ist angebracht; Kopien davon liegen zum Mitnehmen bereit. Senioren und Büchereiteam gestalten ein Bibelprogramm und stehen zum Gespräch zur Verfügung. Nicht vergessen: ein Gästebuch, in das die Besucher ihre Eindrücke schreiben können.

Anknüpfungspunkte zu Gesprächen mit den Ausstellungsbesuchern

imageDiese Bibeln liegen bei uns zu Hause und bedeuten uns …

imageWann nehme ich eine Bibel zur Hand und welche Ausgabe/Übersetzung?

imageWas gefällt an den einzelnen Ausgaben, was nicht?

imageWie stehen Sie zur Bibel?

imageDieser Text wurde von uns aus Bibelversen zusammengestellt, die uns wichtig sind. Wir laden jeden ein, seinen Lieblingsvers dazuzuschreiben

(Zettel, Stifte, Pinnwand vorbereiten)

Die Besucher auch zu Bibelsuppe oder Bibelkuchen einladen! Biblische Rezepte zum Nachkochen gibt es im Internet oder im Buchhandel.

1.2Mein Gott, meine Zukunft

Aussagen der Bibel zum Alter

imageWorum geht’s?

Die Bibel macht eine Fülle von Aussagen über das Altern und alte Menschen. Manche davon sehen wir vielleicht erst auf den zweiten Blick. Die Bibel spricht vom Alter bzw. von den alten Menschen nicht isoliert, sondern hat immer ihr ganzes Leben und ihre Gottesbeziehung im Blick. In dieser Einheit geht es nicht so sehr um einzelne Beispiele, sondern um grundlegende biblische Sichtweisen des Alters.

Tipp

Das Thema ist so umfangreich, dass es auf zwei Einheiten aufgeteilt werden kann.

imageVorbereiten

Arbeitsblatt für alle mit dem Impuls „Älterwerden in der Bibel“, Altes und Neues Testament auf eigenen Blättern!

Lied zum Abschluss

imageBesondere Aufgaben

keine

imageEinstieg

„Aussagen der Bibel zum Alter“ ist das Thema unseres heutigen Bibelkreises. Zum Einstieg stelle ich ein paar Rätselfragen, in denen es um alte Menschen in der Bibel geht:

Er entkam mit seiner Familie einer Flutkatastrophe, konnte nach deren Ende eine neue Existenz aufbauen und lebte noch 350 Jahre: Noach. (Gen 9, 28)

Auf Gottes Verheißung, er wolle ihn zum Segen für viele machen, zog … im Alter von 75 Jahren mit seiner Frau und seiner ganzen Habe aus seiner Heimat fort: Abraham und Sara. (Gen 12)

Wegen einer ihr unmöglich erscheinenden Verheißung lachte sie Gott aus: Sara, die Frau Abrahams. (Gen 18, 12 ff.)

Ihm wurde im Alter von 80 Jahren von Gott eine undankbare Aufgabe übertragen, die ihn bis zu seinem Tod im Alter von 120 Jahren in Anspruch nehmen sollte: Mose. (Ex 7, 7; Dtn 34)

Musste als altes Ehepaar wegen einer heraufziehenden Katastrophe seinen Wohnsitz verlassen. Auf der Flucht kam jedoch die Frau um: Lot und seine Frau. (Gen 19)

In sehr jungen Jahren wurde er König über Israel, nach 40 Regierungsjahren und einem bewegten Leben übergab er die Regierungsgeschäfte einem seiner Söhne und starb kurz darauf: König David. (1 Kön 1 und 2)

Als junger König galt er als Hoffnungsträger. Nach 40 Regierungsjahren war er jedoch den Anforderungen, die an einen König gestellt wurden, nicht mehr gewachsen: Salomo. (1 Kön 11)

Eine der bekanntesten Schwiegermütter der Literatur erweist sich als erfolgreiche Heiratsvermittlerin: Noomi. (Rut 1–4)

imageImpuls „Älterwerden in der Bibel“

Diese Beispiele lassen erahnen, dass die Bibel sehr vielfältig von Alter und Altern spricht. Ich versuche, ihre Aussagen zusammenzufassen und gehe zuerst auf das Alte, dann auf das Neue Testament ein. Versuchen wir auch, diese Aussagen auf unsere Zeit und auf unser Leben zu beziehen!

Altes Testament

Altwerden ist Gnadenerweis Gottes

Zur Zeit der Bibel wurden Menschen kaum älter als 30 Jahre. Erreichte jemand ein höheres Alter, galt dies als besonderer Gnadenerweis Gottes. Dies ist wohl auch eine Erklärung für die lange Lebenszeit der Menschen, die vor der Sintflut gelebt haben. (Gen 5) Der Glaube an ein Leben nach dem Tod hat sich in Israel erst langsam herausgebildet. Daher war der größte Wunsch der Menschen der nach einem langen, erfüllten Leben, verbunden mit der Hoffnung, dass sich ihr Lebenswerk in ihren Kindern und Enkeln fortsetzt. Eindrucksvoll spricht davon das Buch Jesus Sirach. Ab dem Kap. 44 stimmt es ein Lob auf die Väter Israels an, auf ihr Leben und ihren Glauben und zieht daraus ein Resümee für die Nachwelt. Den alten Menschen hat Gott mit Weisheit und Lebenserfahrung beschenkt. Dies verleiht ihm Autorität. Symbol für Würde und Autorität sind die grauen Haare. Graues Haar ist eine prächtige Krone, auf dem Weg der Gerechtigkeit findet man sie (Spr 16, 31). Oder: Der Ruhm der Jungen ist ihre Kraft, die Zier der Alten ihr graues Haar. (Spr 20, 29) Aus diesem Loblied auf die grauen Haare spricht die Einstellung, dass der Rückgang der körperlichen Attraktivität oft mit dem Wachsen einer inneren Reife einhergeht.

Den alten Menschen gebühren Ehrfurcht und Sorge

Diese innere Reife ist der Grund, den alten Menschen zu schätzen. Du sollst vor grauem Haar aufstehen, das Ansehen eines Greises ehren und deinen Gott fürchten. (Lev 19, 32) „Ehren“ meint zweierlei: den respektvollen Umgang mit Menschen, denen man viel verdankt, die aber Unterstützung brauchen, weil ihre Lebenskraft abnimmt. Dies zeigt sich in einer angemessenen Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Wohnung. Die Verpflichtung zur Ehrfurcht gilt nicht nur für das Verhältnis von Kindern und Eltern (Ex 20, 12), sondern der gesamten älteren Generation gegenüber. Dass alte Menschen nicht gleichzeitig Eltern sind, konnte sich damals niemand vorstellen. Wer den Alten die Ehre verweigert, dem werden drastische Strafen angedroht: Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, hat den Tod verdient. (Ex 21, 15; siehe auch Ex 21, 17) Unter dem besonderen Schutz Gottes stehen die in ihrem Ansehen und in ihren Rechten stark gefährdeten Witwen: Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott über den Göttern … Er verschafft Waisen und Witwen ihr Recht. (Dtn 10, 17–18)

Realistisches Altersbild

Das Beispiel der Witwen zeigt, dass das Alte Testament das Alter keineswegs idealisiert, sondern deutlich seine Schattenseiten kennt. Zumindest bestimmte Gruppen alter Menschen leben am Rand der Gesellschaft. Oftmals wird über Altersbeschwerden geklagt. Altersschwächen sind auch Ziel von Spott und Häme. Die schwächer werdenden Kräfte und der Wunsch, dem Spott der Jüngeren zu entgehen, lassen den Wunsch aufkommen zu sterben. (Koh 12; Tob 3, 6) Mit der Klage über das Alter verbunden ist die Angst, von Gott und den Menschen verlassen zu sein: Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlass mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden! … Auch wenn ich alt und grau bin, Gott, verlass mich nicht … (Ps 71, 9+18). Das Volk Israel als das Volk Gottes soll sich durch sein Verhalten zu den Schwächsten der Gesellschaft von den anderen Völkern absetzen. Kennzeichen für ein gottfernes Volk ist, dass es sich dem Greis nicht zuwendet und für das Kind kein Mitleid zeigt. (Dtn 28, 50)

Die Bibel weiß, dass alte Menschen auch dumm, verbohrt und starrköpfig sein können. Ein Beispiel dafür sind die beiden alten Männer, die der jungen Susanna heimlich beim Baden zuschauen. (Dan 13) Daher fragt sie auch kritisch: Findet sich bei Greisen wirklich Weisheit und ist langes Leben schon Einsicht? (Ijob 12, 12)

Ebenso wenig wie das physische Alter allein den Menschen weise macht, sind Reichtum und Erfolg Zeichen eines gelungenen Lebens: Besser ein junger Mann, der niedriger Herkunft, aber gebildet ist, als ein König, der alt, aber ungebildet ist – weil er es nicht mehr verstand, auf Ratschläge zu hören. (Koh 4, 13) Der Alte ist dann wirklich weise, wenn er seine Grenzen erkennt und sein Leben in die Hände Gottes zurücklegt. So verdient der achtzigjährige Barsillai, der im Blick auf sein Alter eine hohe Funktion am Königshof Davids ablehnt, höchste Achtung. (2 Sam 19, 32–41) Für das Alte Testament liegen im Alter Schwäche und Größe, Torheit und Weisheit, Eigensinn und kluge Zurückhaltung dicht beieinander. Es spricht gerne mit konkreten Beispielen. Isaak altert anders als Jakob, Mose wieder anders als Eli, Saul anders als David (Gen 27, 21ff.; Gen 48, 10ff.; Dtn 34, 7ff.; 1 Sam 3, 1–21, 4, 13–18) Altern und Sterben bedeutet augenscheinlich Scheitern. Wo es aber gelingt, sein Leben – wie es geworden ist – Gott zu übergeben, wird es zu einer Form des Lobes Gottes. (Ps 71, 18ff.; Ps 92)

imageKleingruppen

Soweit zum Alten Testament. Machen wir einen Einschnitt zum Gedankenaustausch:

Was ist neu für Sie?

Wo liegen Bezugspunkte zwischen dem Alten Testament und unserer Zeit?

Welcher Gesichtspunkt war besonders weiterführend?

Als Hilfe für das Gespräch erhalten Sie die Ausführungen als Arbeitspapier.

imagePlenum

Was beschäftigt Sie, wenn Sie jetzt an das Thema „Bibel und Alter“ denken?

Alte Menschen im Neuen Testament

Werfen wir nun einen Blick in das Neue Testament. Ich stelle wieder einige Fragen:

Eine alte Frau wird im fortgeschrittenen Alter schwanger und bringt einen Sohn zur Welt, der als Erwachsener eine wichtige Rolle spielt: Elisabet und Johannes. (Lk 1, 5–23; 57–80)

Ein alter Mann wartet sein Leben lang auf den Erlöser: Simeon. (Lk 2, 21–38)

Eine alte Frau kämpft um ihr Recht: eine Witwe. (Lk 18, 1–8)

Ein Senior erhofft sich von Jesus die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens: Nikodemus. (Joh 3, 1–13)

Jesus sagt einem jungen, impulsiven Mann, dass er im Alter auf andere angewiesen sein wird: Petrus. (Joh 21, 18)

Wo erfahren wir, dass eine Großmutter ihren Enkel in den Glauben eingeführt hat, und wie heißt sie: Loïs. (2 Tim 1, 5)

Auf Jesus Christus ausgerichtet

Das Alte Testament schildert zwar eine Vielzahl an Alterserfahrungen auch am Beispiel alter Menschen, doch ist das Alter an sich kein Thema. Dies gilt auch für das Neue Testament. Wir begegnen dort – mehr oder weniger zufällig – einigen alten Menschen. Doch geht es nicht darum, mit ihnen Aussagen über das Alter zu machen, sondern um ihre Bedeutung im Blick auf Jesus. Im Lukasevangelium hören wir von einem alten Ehepaar, Elisabet und Zacharias. Bis ins hohe Alter bleibt es kinderlos. Wie aber schon Jahrtausende zuvor Abraham und Sara bekommt es wider Erwarten einen Sohn, Johannes, den Vorläufer Jesu. Elisabet und Zacharias haben deshalb eine wichtige Rolle im Heilsplan Gottes. (Lk 1, 5ff.) Ebenfalls im Lukasevangelium stoßen wir auf Simeon und Hanna. Sie werden als Symbolgestalten geschildert für Menschen, die nach dem Kommen des Erlösers Ausschau halten, das allen Menschen Zukunft und Heil bringt. Hierin finden sie Sinn und Aufgabe für ihr Leben. (Lk 2, 21ff.) Sowohl bei Elisabet und Zacharias als auch bei Simeon und Hanna werden Glaube, Vertrauen und Treue als grundlegend für ihre Lebenseinstellung und ihre Gottesbeziehung herausgestellt.

Einen andern Typ eines älteren Menschen erleben wir im Johannesevangelium: Nikodemus. Dem angesehenen Ratsherren jenseits der Lebensmitte stellen sich massiv Lebens- und Sinnfragen, die er mit Jesus besprechen möchte. Der Brief an Philemon zeigt den Apostel Paulus von einer Seite, die in seinen anderen Briefen nicht zum Ausdruck kommt. Er schreibt den Brief – ein Bittschreiben – als alter Mann, der um des Glaubens willen im Gefängnis sitzt. (Phlm 9) Philemon ist ein reicher Mann, der durch Paulus Christ geworden ist. Der Sklave dieses Mannes, Onesimus, ist seinem Herrn davongelaufen. In seiner Not wendet er sich an Paulus, von dem er weiß, dass er mit seinem Herrn in einem guten Einvernehmen steht. Paulus hat nun seinerseits den Sklaven zum Glauben geführt und dabei lieb gewonnen. Mit geradezu großväterlicher Sorge setzt er sich nun für ihn bei seinem Herrn ein. Das Argument, das Paulus für seine Fürsprache einsetzt, ist der Glaube an Jesus, den sie Paulus verdanken und der Philemon und Onesimus verbindet. Der Glaube wischt den Unterschied zwischen Sklaven und Herrn nicht weg. Doch ist er die Basis eines neuen, anderen Miteinanders von Ständen oder Generationen. Hierin unterscheidet sich das Christentum ganz wesentlich von der allgemeinen Einstellung der Zeit.

Alter und neuer Mensch

Paulus vertritt diesen Standpunkt auch im Brief an die Galater. Durch den Glauben, der durch die Taufe öffentlich gemacht wird, werden die Menschen zu Gottes Kindern und sind daher grundsätzlich voreinander gleich. Standes-, Rassen-, Geschlechter- und, wir dürfen wohl hinzufügen, auch Altersunterschiede verlieren an Bedeutung. (Gal 3, 26–28) Das bedeutet keine Gleichmacherei, aber eine neue Sichtweise der Unterschiede. Deshalb spricht das Neue Testament von „alt“ bzw. vom „alten Menschen“ meist in einem übertragenen Sinn: Der alte Mensch ist der Mensch, bevor er zum Glauben an Jesus kam. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. (Röm 6, 6) Diese andere Sichtweise des Alters entbindet aber weder die Jüngeren davon, den Alten die ihnen zustehende Achtung zu erweisen, noch die Älteren, sich den Jüngeren gegenüber korrekt zu verhalten – wie die Ermahnungen in den Pastoralbriefen bezeugen. (1 Tim 5, 1–8; Tit 2, 2f.)