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Übersichtskarte Südengland

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Preiskategorien & Legende

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Baedeker-Sterneziele

Top-Ziele

      Herausragende Ziele

Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen Bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment im Süden Englands möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Beobachten Sie bei den Bedruthan Steps an der Küste von Cornwall das Wellenspiel, spüren Sie die Kraft der Elemente und die Gischt auf der Haut. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Steine oder Fossilien von der Jurassic Coast müssen einfach ins Gepäck – egal, ob eigene Funde oder auf Hochglanz polierte Exemplare aus einem Shop.

2.

Den Raumeindruck einer großen Kathedrale, z.B. Salisbury oder Wells

3.

Mehr als nur eine Ahnung davon, wie ein ganzes Land aus seiner immer und überall präsenten Geschichte Selbstverständnis und Selbstbewusstsein schöpft

4.

Eine Flasche Gin aus einer kleinen Brennerei, z. B. Plymouth Gin

5.

Zutaten für ein richtiges englisches Frühstück, z.   B. Breakfast Tea von Fortnum & Mason oder Twinings sowie Orangenmarmelade von Frank Cooper

6.

Eine Lady-Di- oder Kate-&-William-Tasse. Trash muss einfach sein!

7.

Die entspannte Zwanglosigkeit, die man in einem Pub erlebt

8.

Das Gefühl, einigen Film- und Fernsehhelden näher gekommen zu sein – Miss Marple, Inspector Barnaby …

9.

Ein Backbuch, um zu Hause Scones und englische Kuchen selbst zu backen und dann am Kaffeetisch in Erinnerungen zu schwelgen

10.

Ein Mitbringsel aus den hervorragend sortierten Gartengeschäften, z. B. Gartenhandschuhe mit Karo-Muster, ein kreativ gestaltetes Vogelhäuschen

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Gute Laune:

Das hebt die Stimmung > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Kamera läuft:

Das kenn ich doch – Déjà-vus aus Film und Fernsehen > > >

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

© laif: Andrea Artz

Nicht nur vom Wasser aus ein unvergessliches Erlebnis: die weißen Klippen von Dover

D

Das Ist …

Südengland

Die großen Themen rund um den Garten Englands. Lassen Sie sich inspirieren!

© huber-images: Sebastian Wasek

Rau und unfassbar schön ist Cornwalls Küste, hier nahe Botallack.

Gartenkunst Für Alle

Die englische Gartenkunst gehört zu den großen Errungenschaften des Landes. Eine beliebte Wochenendbeschäftigung der Engländer ist der Besuch eines Gartens, ein sinnliches Vergnügen, das mit Tee und Kuchen im angeschlossenen Café den obligatorischen Abschluss erhält. Tun Sie es ihnen gleich – die Vielfalt und Schönheit der Gärten und Landschaftsparks wird Sie beeindrucken.

© laif: Robert Haidinger

Blütenzauber im Riverhill Himalayan Garden bei Sevenoaks

ENGLANDS Freiheitsdrang und Eigenständigkeit fand bereits vor 300 Jahren in einer besonderen Form der Gartenkunst Ausdruck. Alexander Pope mahnte 1711 in Versform, sich in ästhetischen wie in moralischen Fragen an der Natur zu orientieren – eine Absage an streng symmetrische Anlagen wie in Versailles, die als Abbilder des kontinentalen Absolutismus galten. Die englischen Parks spiegelten daher ein anderes Weltbild wider. Hatte man zuvor die noch als bedrohlich empfundene Natur aus den Gärten gesperrt, so wurde nun eine unverfälschte Landschaft Ziel der Bemühungen. Künstlich angelegte Seen, wirkungsvoll platzierte Baumgruppen und ein ruhiger Gesamteindruck charakterisieren den »Landscape Garden«. Der Star der neuen Landschaftsgestaltung wurde Lancelot Brown, der für die Gestaltung von mehr als 140 Parks mit dem Beinamen »Capability« (»Fähigkeit«) geadelt wurde. Er schuf in Sussex den Landschaftspark von Petsworth und Sheffield Park Garden, eine blumenlose Idylle um fünf Seen.

Globale Blütenpracht

Im 19. Jh. erlebte der Blumenpark sein Comeback. Forschungsreisende, Kaufleute und Kolonialbeamte brachten Pflanzen aus den entlegensten Winkeln des Weltreiches mit, die im milden südenglischen Klima wunderbar gediehen. So traut manch einer seinen Augen nicht, wenn er in Cornwalls Gärten prächtig blühende Exoten erblickt, beispielsweise in den Lost Gardens of Heligan >>> oder in den Abbotsbury Subtropical Gardens >>> nahe Weymouth. Unter den im 20. Jh. angelegten Gärten ist Sissinghurst Castle >>> wohl der berühmteste. Hier schuf die Schriftstellerin Vita Sackville-West mit ihrem Ehemann Harold Nicolson kenntnisreich und mit erlesenem Geschmack eine Abfolge von üppig bepflanzten Garten(t)räumen.

Doch Gartenkunst ist beileibe nicht nur die Domäne der Reichen, beschränken sich doch viele Engländer nicht nur auf ihren berühmten Rasen. So zieht es sie etwa in den Wisley Garden in Surrey, der unter den Fittichen der »Royal Horticultural Society« gedeiht. Hier geben Muster vom Steingarten bis zur Alpenwiese Anregungen für das heimische Grün. Anregungen, die mit Leidenschaft angenommen werden. Wohl auch deswegen wird nirgendwo so viel wie in England dafür getan, die Gärten vergangener Epochen zu erhalten.

Gartenparadiese

Seen und Brücken, Pantheon-Tempel und Obelisk, alter Baumbestand und blühende Sträucher auf mehr als 1000 ha – wer Stourhead, den prächtigsten Landschaftsgarten des 18 Jh.s., besucht, sollte genug Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang im Gepäck haben >>>. Als Kontrastprogramm lohnt dann auch noch das überschaubare Anwesen Great Dixter nahe Rye: Das Blumenparadies rund um ein hinreißend schönes Fachwerkhaus schuf der 2006 verstorbene Gartenautor Christopher Lloyd >>>.

© laif: H. & D. Zielske),

So sinnlich wie berauschend – das Blütenmeer von Hever Castle

It’s Teatime

Feinstes Porzellan und auf Hochglanz polierte Tabletts mit Scones und anderen süßen Leckereien stehen bereit. Nun noch die Etikette in die Erinnerung rufen: kein Schlürfen, lautlos umrühren bitteschön und den Griff der Tasse stets nur zwischen Zeigefinger und Daumen nehmen! Die britische Teatime ist Kult. Wunderbare Gelegenheiten, sie zu zelebrieren, gibt es zur Genüge.

© laif: Martin Sasse

Der Tee dampft, die Erwartung steigt. Etwas Milch?

»Es gibt wenige Stunden im Leben, die angenehmer sind als die der Zeremonie des Afternoon Tea«, schrieb Henry James 1881 in »A Portrait of a Lady«. Handelt es sich um einen altmodischen Brauch, der nicht mehr in unsere Zeit passt? Keinesfalls! James’ Aussage bekräftigte 100 Jahre später Douglas Adams, Autor von »Per Anhalter durch die Galaxis«: »Eine Tasse Tee würde meine Normalität wieder herstellen.« Zwar geht seit Jahren der Teekonsum auf der Insel zugunsten von Kaffee zurück, doch wird immer noch weitaus mehr kochendes Wasser auf lose Blätter und Teebeutel als auf gemahlene Bohnen gegossen – landesweit kommen da täglich geschätzte 165 Mio. Tassen zusammen. Und für jede körperliche Schwäche oder seelische Notlage heißt das Patentrezept: »Have a nice cup of tea!«

Im Alltag trinkt der Engländer starken schwarzen Beuteltee, meist mit Milch. Richtig zur Geltung kommt das Getränk erst, wenn man die Muße für einen Afternoon Tea findet. Stilecht werden dabei feines Porzellangeschirr mit Goldbordüren, vielleicht ein verspieltes Zuckerdöschen und Milchkännchen und natürlich eine schwere, silberne Kanne dampfenden Tees aufgefahren. Dieser entfaltet das zarten Aroma frischer Primeln, das einen Frühlings-Darjeeling auszeichnet. Der First Flush dieses Hochlandtees gilt in Kennerkreisen als Nonplusultra. Bestellt man Cream Tea, werden als Beilage zudem hausgemachte Scones mit eingedickter Schlagsahne (Clotted Cream) und Erdbeermarmelade gereicht. Kommen gehaltvolle Sandwiches und weitere Kuchensorten auf einer festlichen Etagère hinzu, dann handelt es sich um einen ausgewachsenen Afternoon Tea.

Wie alles begann

Die Einführung des Afternoon Tea verdanken die Engländer der 7. Herzogin von Bedford. Da man zu Beginn des 19. Jh.s in Adelskreisen eher spät zu Abend aß, die Herzogin aber häufig vorher Hunger verspürte, ließ sie sich mit ihren Freundinnen nachmittags einen kleinen Imbiss aus Tee, Gebäck und Sandwiches zubereiten. Für Queen Victoria war Tee zeitlebens das Lieblingsgetränk – neben schottischem Whisky. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s erschien in englischen Städten der Tea Room, eine Gaststube, in der auch unbegleitete Damen verkehren durften. Während der Industrierevolution wurde für Büro- wie Fabrikarbeiter der Tea Break zur unerlässlichen Trinkpause. Der berühmte Five o’clock Tea, wenn auch in England kaum so genannt, kam in den 1930er-Jahren auf, als Cafés und Salons der großen Hotels Tanztees mit Gebäck gaben.

Heute serviert jedes Hotel, das etwas auf sich hält, Afternoon Tea oder Cream Tea in einer gediegenen Lounge oder im Garten. Jedes Dorf, in dem Ausflügler verkehren, besitzt eine Teestube, und der Besuch eines Gartens oder Herrensitzes findet zuverlässig im angeschlossenen Tea Room seinen Abschluss.

Aktivität

The Grand Hotel in Eastbourne verdient seinen Namen. Im zauberhaften Ambiente, garniert mit einem ungetrübten Meeresblick, zelebriert man hier den Afternoon Tea wie zu Zeiten der 7. Herzogin von Bedford (King Edwards Parade, tgl. 14.45 – 18.30 Uhr, 26 – 28,50 £, www.grandeastbourne.com). Im Pump Room von Bath, einem Kursaal mit schwerem Kronleuchter, geht es nicht weniger stilvoll zu (tgl. 14.30 – 18 Uhr, 25 £; www.romanbaths.co.uk/pump-room​-restaurant). Und das Gute ist: Bei beiden Adressen kostet das Vergnügen nur halb so viel wie in den feinen Londoner Hotels.

© Getty Images: Corbis/Bob Krist

Alles da? Zum Cream Tea gehören die traditionellen Scones. Und damit es nicht zu kalorienarm wird, auch noch Sahne und Konfitüre.

Immer Oben Auf

Zerklüftete Felsen, einsame Schmugglerbuchten, Sandstrände und Fischerdörfer – bei einer Wanderung auf Klippenpfaden zeigt sich die südenglische Küste von ihrer schönsten Seite. Einfach losgehen, es lohnt sich!

© huber-images: Maurizio Rellini

Eins mit der Natur auf dem South West Coastal Path bei St Anthony Head

STOLZE 1020 km lang ist der South West Coast Path, die Königsstrecke der südenglischen Küste. Sieben bis acht Wochen braucht der Durchschnittswanderer für die Strecke durch Cornwall, Devon, Somerset und Dorset, Sportliche schaffen die 52 Sektionen in 30 Tagen. Doch nur stramm Kilometer abzulaufen, wäre schade: Überall entlang des Pfades, der den Spuren von Schmugglern und Soldaten folgt, lohnt es sich, innezuhalten, locken ein charmantes B  &  B, eine urige Kneipe, malerische Häfen, Leuchttürme, Kapellen, alte Burgen  – und die Begegnung mit den Menschen. Man trifft sich, plaudert ein wenig entlang des Weges, hilft sich, tauscht Tipps aus und taucht dann wieder ein in die Einsamkeit weiter Heideflächen. Man passiert Ginster, der sich gelb leuchtend bis zum Horizont erstreckt, spaziert an feudalen Badevillen, Surfern und Seglerhäfen vorbei. Dann folgt eine Wildnis aus tiefrotem Granit, an die hohe Wellen branden, man marschiert beständig hinauf und hinab und überwindet so auf der gesamten Strecke Höhendifferenzen von insgesamt 35 000  m!

© huber-images: Maurizio Rellini

Verlaufen schwer gemacht – entlang des Coast Path weisen zahlreiche Schilder den Weg.

Das richtige Pensum macht’s

Natürlich kann man eine leicht zu bewältigende Tagesetappe aussuchen und abends mit dem Bus zum Ferienort zurückkehren. Auch sind viele schöne Rundwege mit dem Küstenpfad verbunden (Informationen vor Ort und über die Websites auf der linken Seite). Wohl liegt die große Auswahl daran, dass die Briten in ihrer Freizeit gerne zu Fuß unterwegs sind – nicht zuletzt deshalb, weil so viele einen Hund besitzen. Ein dichtes Netz von Wegen und Pfaden überzieht daher das ganze Land. Doch hat die Fernwanderung gegenüber der Tagestour den besonderen Reiz einer Pilgerfahrt. Und der South West Coast Path ist nur einer von 16 mit einer Eichel markierten National Trails. Beliebt ist auch der 160 km lange South Downs Way ab der Domstadt Winchester. Abseits von Lärm und Getümmel folgt der Weg dem Höhenzug der Downs, überquert kleine Flüsse, läuft durch alte Dörfer und belohnt den Wanderschweiß mit weiten Ausblicken. Wer hier eine Tageswanderung sucht, beschränkt sich auf den herrlichen letzten Abschnitt an den markanten Kalkklippen Seven Sisters bei Eastbourne – die richtige Erfrischung bietet dabei ein Bad im Cuckmere Haven. Weiter östlich quert der North Downs Way ähnliche Landschaften und endet in Dover.

Damit nicht genug: Bis 2020 soll die Vision von einem Wanderweg rund um die gesamte Küste von England verwirklicht werden: der England Coast Path. Große Teilstücke sind bereits fertiggestellt.

Amerika Im Blick

Ein spektakulärer Teil des South West Coast Path führt 66 km von der Kunststadt St Ives zum alten Fischereihafen Penzance. Drei bis vier Tage lang geht es entlang der wilden Klippenküste über die westliche Spitze Großbritanniens, dem Land’s End. Wer verlängern will, kommt in der nächsten Etappe – sofern gerade Ebbe ist – zum St Michael’s Mount. Alle Infos über Wege, Unterkunft, Gaststätten, Gepäckbeförderung gibt es hier: www.southwestcoastpath.com, www.nationaltrail.co.uk.

© huber-images: Maurizio Rellini

Wandern und baden – an der Jurassic Coast wie hier am Durdle Door ist dies kein Entweder-Oder.

Liebenswert Schräg

Sie ist das jährliche Großereignis in jeder englischen Grafschaft: die County Show, ein schrulliger Mix aus Agrarmesse und Volksfest, bei der die Engländer ihre Verherrlichung des ländlichen Lebens leidenschaftlich zum Ausdruck bringen. Und als Außenstehender gewinnt man so ganz nebenbei authentische Einblicke in englische Lebensgewohnheiten, zeigt sich das Volk doch von seiner sympathisch-skurrilen Seite.

© Getty Images: Matt Cardy

Nicht Karneval, sondern die Cornwall Show bei Wadebridge

Nur für die Bauern handelt es sich um eine ernste Angelegenheit, gilt es doch, einen der vielen Wettbewerbe zu gewinnen, etwa für das schönste Schaf der Suffolk-Rasse oder das fetteste Gloucester-Old-Spot-Schwein. Der prächtigste Zuchtbulle, die feinste Wolle und die besten Gänseeier werden prämiert. Die Imker führen ihre Arbeit vor und verkaufen Honig. Auch rustikales Handwerk ist immer gut vertreten: Sattler, Schmiede und Holzdrechsler werkeln vor einem neugierigen Publikum. Kleine Lebensmittelhersteller verkaufen Säfte und Apfelwein, Käse und Wurst, Kuchen und Brot. Überhaupt alles, was auf dem Land hergestellt wird oder für das ländliche Leben nützlich ist, wird feilgeboten, von Sonnen- und Regenhüten über Barbour-Jacken, Schirmen und Spazierstöcken bis hin zu Rasenmähern und ganzen Gewächshäusern.

Ein buntes Treiben

So reihen sich Hunderte von Ständen, Zelten und Hütten aneinander, meist um eine breite, fürs Unterhaltungsprogramm reservierte Wiese. Pferdefreunden wird immer ein Reit- und Springturnier geboten, der örtliche Jagdverein führt seine Hundemeute vor, Blaskapellen treten auf, werden aber an Lautstärke von Motorrad-Akrobaten oder einer Monster-Truck-Show überboten. Oft sieht man Oldtimer-Traktoren und Dampfmaschinen, die anno dazumal zum Sägen und Dreschen eingesetzt wurden.

© Getty Images: Matt Cardy

Bio-Stand auf der New Forest & Hampshire County Show in Brockenhurst im Juli

Klein und familiär

Nicht immer hat man das Glück, passend zu einem dieser Großereignisse vor Ort zu sein. Ein kleiner Trost können die bescheideneren Flower Shows oder Village Fairs sein. Dort wetteifern die Bewohner einer Gegend in charmanten Wettbewerben, beispielsweise um die größten Möhren und Radieschen, um fünf formschöne, auf einem Teller arrangierte Tomaten, um makellose Dahlien und Rosen oder um Kuchen und hausgemachte Erdbeermarmelade – wobei nicht selten ein Mitglied des Women’s Insititute, der englischen Landfrauenvereinigung, die heiß begehrte Trophäe abräumt. Anderswo präsentieren die Damen der Pfarrei Strick- und Häkelarbeiten und ihre Ikebana-Kunst. Auch der Kaninchenzüchterverein darf nicht fehlen. Und beim Geschicklichkeitsparcours für Familienhunde sind lautes Schreien und Lachen garantiert.

Immer Was Los!

Für eine große County Show planen Sie einen vollen Tag ein und achten Sie auf die Wettervorhersage: Sonnencreme oder Regenschirm, sogar Gummistiefel, können angesagt sein. Denn da die Festgelände meist keinen asphaltierten Untergrund haben, kann es nach ergiebigen Regenfällen schon einmal matschig werden. Und die kann es im Süden Englands auch im Frühsommer oder im September geben, wenn die meisten County Shows abgehalten werden. Die Royal Cornwall Show in Wadebridge (http://royalcornwallshow.org) beispielsweise zieht jedes Jahr Anfang Juni an drei Tagen mehr als 100 000 Besucher und 1000 Händler an. Ähnlich groß ist die Devon County Show (Mitte Mai bei Exeter, www.devoncountyshow.co.uk). Weitere Termine gibt es unter www.ukcountyshows..

© picture-alliance: empics/PA Wire/Ben Birchall

Die Engländer lieben den sportlichen Wettkampf. Kein Wunder also, dass sich auch die Viehzüchter mit der Konkurrenz messen wollen und mit tierischem Ernst bei der Sache sind.

Alles Käse!

Die sattgrünen Wiesen Englands sind die Grund- lage für hervorragende Käsesorten, die über die Landesgrenzen hinaus allerdings eher unbekannt sind. Wie schade! Denn jede Region hat ihre eigenen Erzeugnisse. In handwerklich arbeitenden Käsereien gibt es einen vielfältigen kulinarischen Schatz zu entdecken.

© Getty Images: Joff Lee

Ein Käse mit besonderer Note: Der Cornish Yarg wird mit Brennnesselblättern ummantelt.

SEINEN Ursprung hat der berühmte Cheddar in der Tiefe der Grafschaft Somerset. Seit mindestens 800 Jahren bieten hier die Höhlen einer Schlucht mit dem Namen Cheddar Gorge beste Bedingungen für den Reifeprozess. Doch bereits im 19. Jh. wurde Cheddarkäse mit industriellen Methoden und in weit entfernten Ländern des britischen Empire hergestellt. Den Trend zu Massenware verstärkten während des Zweiten Weltkriegs und danach Bemühungen der Regierung, durch effiziente Herstellung einer einzigen Käsesorte (»Government Cheddar«) das Volk zu ernähren. Überall im Lande stellten kleine Käsereien den Betrieb ein, die Weitergabe des Wissens über unzählige lokale Käsesorten war gefährdet.

Seit 30 Jahren aber gelingt die umgekehrte Entwicklung. Das schlichte Wörtchen »Cheddar« hat zwar die Chance auf eine geschützte Herkunftsbezeichnung längst verwirkt, doch West Country Farmhouse Cheddar bezeichnet handwerklich hergestellten, mindestens neun Monate gereiften Käse ohne Zusatzstoffe aus Milch der Grafschaften Somerset, Dorset, Devon und Cornwall. Durch eine Reifezeit von bis zu 20 Monaten erhält er seinen typischen würzigen Geschmack.

Nicht nur Cheddar

Dazu kommt eine enorme Vielfalt anderer Sorten. Typisch britisch ist ein mittelharter oder krümeliger Käse, beispielsweise der milde Cheshire aus der gleichnamigen nordenglischen Grafschaft oder der blauschimmelige Stilton aus dem östlichen Mittelengland. Und innovative Hersteller haben in letzter Zeit die Palette enorm ausgeweitet. Aus Cornwall kommt der Yarg, der in Brennnesselblätter gewickelt wird und eine Rinde mit erdigem Geschmack erhält. Aus Devon stammt der Devon Blue mit Blauschimmel, aus ganz verschiedenen Regionen Erzeugnisse aus Schafs- oder Ziegenmilch. Manche Käsesorten brechen mit der englischen Tradition und sind eher mit Pecorino oder Camembert zu vergleichen.

Mittlerweile verteilen sich um die 800 Käsebetriebe über das ganze Land. Von deren hoher Qualität überzeugt man sich am besten direkt vor Ort. Gute Anlaufstellen sind die gut sortierten Cheese Shops in den größeren Städten und Farmer Markets, die Käse aus der jeweiligen Region verkaufen (Infos: www.farma.org.uk/members-map oder www.farmers-markets.co.uk). Und natürlich haben auch die Restaurants des Landes längst den käsigen Trend für sich entdeckt.

Darf’s Ein Bisschen Mehr Sein?

Die würzige Note des Cheddar-Käses liegt in der Luft, während man den Käsern gespannte Blicke über die Schulter werfen darf. Käse-Liebhaber sollten unbedingt einen Abstecher zur Cheddar Gorge Cheese Company machen, die im gleichnamigen Ort noch nach überlieferten handwerklichen Methoden Käse herstellt und einen Teil davon in den Höhlen der Cheddar-Schlucht reifen lässt (The Cliffs, Cheddar, www.cheddaronline.co.uk; täglich ab 10 Uhr). Wer’s nicht bis nach Cheddar schafft, bekommt in Neal’s Yard Dairy im Londoner Stadtteil Covent Garden herrlich aromatischen Käse von vielen Kleinproduzenten (17 Shorts Gardens, Mo. – Sa. 10 – 19 Uhr, www.nealsyarddairy.co.uk).

© DuMont Bildarchiv/Franz Marc Frei

Schatzkammer der ungewöhnlich Art: Tief im Untergrund der Grafschaft Somerset reift der Cheddar zu einer würzigen Köstlichkeit heran.

© DuMont Bildarchiv/Franz Marc Frei

Direkt vom Erzeuger stammen die Käselaibe, die auf den Farmer Markets angeboten werden.

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Südenglands beste Seiten kennen.

© mauritius images: robertharding/Tim Graham

Auch tierische Begegnungen können zu einer Rundreise durch Südengland gehören.

Unterwegs In Südengland

Hier, im Stammland Englands, ist die in vielen Jahrhunderten nahezu perfekt geformte Natur die Hauptattraktion. Dramatische Klippen, stille Buchten und Strände, sanfte Hügel und grüne Wiesen, einsame Moore und magische Wälder bestimmen die Szenerie. Dazu mystische Steinkreise, Burgen und Schlösser, Herrensitze und Seebäder, charmante Städtchen, endlose Strände …

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Straßenverkehr

»Please drive on the left« informieren Verkehrsschilder ankommende Autoreisende vom europäischen Festland, wenn sie von der Fähre hinabrollen: In England herrscht Linksverkehr. Im Leihwagen fällt die Umstellung nicht schwer: Wo der Fahrer sitzt, ist stets der Fahrbahnrand. Im eigenen Wagen können Probleme auftreten: Die Sicht ist schlechter und die Macht der Gewohnheit  –  besonders auf freien Strecken – oft stärker, rechts zu fahren. Je weiter man nach Westen gelangt, desto mehr weichen breite, doppelt angelegte »Dual Carriageways« einspurigen, engen Straßen, die in vielen Kurven und Kehren durch das Land mäandern. Lange Baumreihen und hohe Hecken bilden grüne »Tunnel«, die schlecht einzusehen sind. Statt Ampeln lieben die Engländer die »Roundabouts«, Kreisverkehre, die auch dicht hintereinander gekoppelt werden. Vorfahrt hat immer das Fahrzeug im Kreis.

Öffentliche Verkehrsmittel

Gut ausgebaut ist das Busnetz in Südengland; National Express bedient fast jede Stadt, kleinere Regionalbuslinien fast jedes Dorf. Weniger zu empfehlen ist die Bahn: Die Fahrpreise sind höher, die Verbindungen schlechter, die Bahnhöfe nicht immer im Zentrum. Freie Fahrt zu allen Zielen in Südwestengland, einschließlich Cornwall und Oxford, gewährt der South East Pass, der vor Reiseantritt im Heimatland über www.visitbritain.com/de gekauft werden muss. Schienennostalgie wird wach bei Fahrten mit der Kent & East Sussex Railway, die von Tenterden nach Bodiam schnauft – die Wasserburg Bodiam Castle aus dem 14. Jh. ist fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Die 14 mi / 22 km lange Schmalspurbahn Romney, Hythe & Dymchurch Railway rattert von Hythe zum Leuchtturm auf der Landzunge Dungeness.

Wandern, biken, reiten  …

Fast die gesamte Küste lässt sich auf alten Zöllnerpfaden umrunden. Nach und nach bis 2020 wird die gesamte Strecke zum durchgehenden Coast Path ausgebaut (Das ist Südengland >>>). Ein dichtes Netz von Wanderwegen durchzieht auch die South Downs und North Downs, die Mendips, die Quantock Hills, den New Forest und die Hochmoore Dartmoor, Exmoor und Bodmin Moor. Exmoor und Dartmoor verbindet der Two Moors Way, der Tarka-Trail führt durch die Moore Ost-Devons. Auch das Radwegenetz wird zunehmend besser. Zu den schönsten Routen gehört der South Downs Way zwischen Eastbourne und Winchester. Deutlich hügeliger wird es gen Westen. In Devon und Cornwall geht es beständig bergauf und bergab. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich mehrtägige Überlandritte und Pony-Trekkings mit oder ohne Führer.

Mit dem Hausboot unterwegs

Geruhsam und idyllisch wie das Land ist ein Hausbooturlaub. Attraktive Reviere sind vor allem die Themse und der 140 km lange Kennet & Avon Canal, der von Reading via Devizes nach Bath und weiter nach Bristol führt.

Auf den Spuren der Literaten

Agatha Christie, Daphne du Maurier, Charles Dickens, Thomas Hardy oder Rosamunde Pilcher – Südengland hat die Literaten wie kaum eine zweite Region inspiriert. Themenspaziergänge und Touristenrouten laden ein, Stationen aus dem Leben und Werk der berühmten Autoren zu entdecken, Auskünfte erteilen die örtlichen Touristeninformationen.

Kultursommer

Von Mai bis Oktober verwandelt sich Südengland in eine riesige Bühne, die allerorten mit Konzerten, Open-Air-Aufführungen und Festivals lockt – vom alternativ angehauchten Musikfestival in Glastonbury, den Opernfestspielen in Glyndebourne, dem Theaterfestival in Chichester und dem Freilichttheater im Minack Theatre bis zu Orgelkonzerten in den Kathedralen von Canterbury, Winchester und Salisbury.

© laif: Kuerschner

Blitzender Chrom, elegante Kühlerfiguren – nicht wirklich selten in Südengland

Der Garten Englands

Länge: 260 mi / 430 km | Dauer: 3 – 4 Tage

Tour 1

Kent ist das Tor zu England. Schon weit über das Meer grüßen die weißen Klippen von Dover mit der ältesten Festung Englands. Hinter der Kalkhügelkette erstreckt sich der Garten Englands. Kent, so ließ Dickens schon Mr. Jingles in den »Pickwick Papers« sagen, ist ein Land der Äpfel, Kirschen, des Hopfens und der Frauen. Was er vergaß: 24 500 historische Bauwerke sind hier registriert, darunter auch eine der berühmtesten Kathedralen Englands – Canterbury.

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Klippen, Burgen und historische Kleinodien

Von London geht es auf der A 20 und M 25 südlich nach Sevenoaks, wo das Knole House, eines der größten Herrenhäuser Englands, als Gewirr aus Giebeln, Zinnen und Türmchen den Besucher begrüßt. Das riesige Anwesen mit sieben Innenhöfen, 52 Treppen und 365 Zimmern inmitten eines Wildparks gehörte erst dem Erzbischof von Canterbury, dann Heinrich VIII. Seine Tochter Elisabeth I. überließ es Sir Thomas Sackville, einem frühen Vorfahren von Vita Sackville-West. Gemeinsam mit ihrem Mann Sir Harold Nicolson hat sie mit Sissinghurst Castle zwischen den Ruinen eines elisabethanischen Herrenhauses eine Gartenanlage geschaffen, die durch ihre Raumaufteilung, Blickachsen und Farbgebung besticht – besonders schön: der »Weiße Garten«. Leeds Castle, 12 mi/19km nördlich, gilt als schönste Burg Englands: ein Wasserschloss in einem See mit schwarzen Schwänen, umgeben von Gärten Capability Browns. Von Leeds Castle aus ist das Open-Air-Museum Kent Life am Stadtrand von Maidstone, das mit Farmtieren, Hopfendarren und Traktorfahrten den Bauernalltag von einst aufleben lässt, einen Abstecher wert. Nächster Halt ist das idyllische Dörfchen Chilham mit schwarz-weißen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jh., dem weiß verputzten White Horse Inn und Chilham Castle, 1616 von Inigo Jones erbaut und ebenfalls von Capability Brown mit einem prachtvollen Landschaftspark umgeben. Das 6 mi / 9,5 km entfernte Canterbury gilt als Wiege des englischen Christentums. 597 gründete hier der Mönch Augustinus im Auftrag Roms Englands erstes Kloster, 603 wurde eine Kirche, 1175 – 1498 die heutige Kathedrale erbaut, die wie die stillen Ruinen von St Augustine’s Abbey zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Richard Chapman lässt sich von der Natur ringsum inspirieren – und gestaltet in der Canterbury Pottery aus Ton nützliche Alltagskeramik mit floralen Motiven.

Canterbury Pottery: 38a Burgate | Mo. – Sa. 10 – 18 Uhr

https://canterburypottery.com

1066 Country

Auf der A 257 geht es zur Küste nach Sandwich, im Domesday Book Wilhelm des Eroberers noch die viertgrößte Stadt Englands. Ein Spaziergang auf den alten Festungswällen »Butts« oder durch die engen Kopfsteingassen führt in die Vergangenheit der denkmalgeschützten Altstadt. Deal lockt mit Golf in den Dünen, Badestränden, einer Pier und Deal Castle, einer der drei mächtigen Burgen, die Heinrich VIII. 1539 zum Schutz der Küste anlegte. Walmer Castle wenig weiter südlich war einst die offizielle Residenz des Lord Warden der Hafenvereinigung »Cinque Ports«. Lunchtime? Dann kehren Sie zwischen Deal und Dover im The Old Lantern Inn (https://thelan terninn.co.uk) ein und genießen Sie im Farmhaus des 17. Jh.s authentische Traditionsküche.

Wahrzeichen der Nation

Auf den 120 m hohen Kreideklippen von Dover thront die Ruine der Normannenburg, die in vielen berühmten Filmen als dramatische Kulisse diente, darunter Franco Zefferellis »Hamlet« mit Mel Gibson und Glenn Close. 12 mi / 19 km südwestlich im Seebad Hythe beginnt der Royal Military Canal, auf dem man mit Leihbooten durch die weite Landschaft der Romney Marsh mit ihren grasenden Schafen und einsamen Kirchen schippern kann.

Die Perle der »Cinque Ports«

Rye ist eine mittelalterliche Stadt wie aus dem Bilderbuch, mit mächtigen Mauern, wuchtigen Stadttoren und engen Kopfsteingassen, deren Häuser gebeugt sind von der Last der Jahrhunderte. Besuchen Sie einen der charmanten Tea Rooms oder speisen Sie im Landgate Bistro (www.landgatebistro.co.uk)!

Normannen, Kürgäste und Schlemmer

In Hastings flicken Fischer ihre Netze am Strand. Die berühmte Battle of Hastings von 1066 fand 10 km nördlich in Battle statt, wo die Schlachtfelder an der Battle Abbey die Kampfeshandlungen dokumentieren. Von perfekter Symmetrie und Schönheit ist die Wasserburg Bodiam Castle, die 1385 bis 1388 zum Schutz vor französischen Angriffen gebaut wurde. Auf der A 21 geht es rasch nach Tunbridge Wells. Herzstück des einstigen Modebades ist das Altstadtviertel »Pantiles«, das seinen Namen einer 200 m langen Ladenallee verdankt. Zu den besten Schlemmeradressen der Stadt gehört Sankey’s (www.sankeys.co.uk), wo fangfrische Meeresfrüchte aufs Köstlichste zubereitet werden – probieren Sie Hummer aus Cornwall oder schottische Muscheln.

Einblicke in die Welt des Adels

Wer Marc Chagall liebt, sollte einen Abstecher 6,5 mi / 10,5 km nach Tudeley machen – in der dortigen Dorfkirche hat der »Malerpoet« die Glasfenster in leuchtenden Farben gestaltet. Peter Greenaway machte das von einem Wassergraben umgebene Herrenhaus Groombridge Place, rund 6  mi / 9,5 km westlich, mit seinem Film »Der Kontrakt des Zeichners« weltweit bekannt. Sir Conan Doyle verlegte sein Sherlock-Holmes-Abenteuer »The Valley of Fears« hierher. Doch statt Verbrechern stolzieren heute nur einige Pfauen durch die ummauerte Gartenanlage.

Penshurst Place von 1340 gehört zu den frühesten Herrenhäusern des Mittelalters, die ohne Wehranlagen erbaut wurden. Wunderschön sind die Stichbalkendecke der Great Hall und die formalen Gartenanlagen. Von hier ist es nur ein Katzensprung zum Chiddingstone Castle (http://chiddingstonecastle.org.uk), in dessen See geangelt werden darf, und dem berühmteren Hever Castle, auf dem Anne Boleyn ihre Kindheit verbrachte und ihren späteren Gatten Heinrich VIII. traf. 1903 erwarb William Waldorf-Astor das Schloss von 1270, restaurierte die romantische Burg und ließ die bezaubernden Gärten, den See und das Tudordorf anlegen – im Sommer lassen hier Ritter und Bogenschützen das Leben im Mittelalter wieder erstehen. Letzter Höhepunkt der Rundfahrt ist Chartwell. Der einstige Landsitz von Sir Winston Churchill, auf dem der Staatsmann, Dichter und Maler von 1924 bis zu seinem Tod 1965 mit seiner Familie lebte, ist heute Museum. Über Westerharn erreichen Sie wieder die Londoner Ringautobahn M 25.

Cäsar, Drake Und Dirty Weekends

Länge: 250 mi / 400 km | Dauer: 3 – 4 Tage

Tour 2

Römische Mosaiken, stattliche Herrenhäuser, nostalgische See-bäder und pulsierende Hafenstädte lassen bei der Rundreise durch die Grafschaften Surrey, Sussex und Hampshire die abwechslungsreiche Geschichte Englands von der Antike bis zum Empire Revue passieren. Auf der Isle of Wight und im idyllischen New Forest verbindet sich der abwechslungsreiche Streifzug durch die Vergangenheit Großbritanniens mit Ferienfreuden für Aktive und Genießer.

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Seebad und Prunkburg

Vom nur knapp eine Fahrstunde südlich von London gelegenen Brighton, das mit seinem Palace Pier, dem Royal Pavilion und dem Altstadtviertel »The Lanes« wie kein anderer Ort die Atmosphäre englischer Seebäder verkörpert, geht es auf der A 27 nach Arundel mit seiner viktorianischen Prunkburg. Zu ihren Füßen wird jeden dritten Samstag im Monat ein Bauernmarkt abgehalten, Ende August bietet das Arundel Festival ein breites Kulturangebot, auch Shakespeare-Aufführungen. Ebenfalls eine Hochburg für Schauspiel ist das nahe Chichester, dessen schlanker Turm der Kathedrale von Weitem grüßt.

Schnelle Segler, schroffe Felsen

2 mi / 3,2 km westlich wurde die größte römische Wohnanlage Englands ausgegraben: Fishbourne Roman Palace. Einen Abstecher wert ist Goodwood House, 4 mi / 6,5 km nördlich, mit seiner kostbaren Sèvres-Porzellansammlung. Portsmouth ist seit Jahrhunderten Englands wichtigster Marinestützpunkt. An die glorreiche Vergangenheit erinnern Lord Nelsons Flaggschiff H.M.S. »Victory«, die H. M. S. »Warrior« von 1866, einst das schnellste Kriegsschiff der Welt, und die H. M. S. »Mary Rose« von Heinrich VIII.

Mit der Autofähre geht es in 30 Minuten hinüber auf die Isle of Wight. Start der Inselrundfahrt ist im Segelparadies Cowes, Wahlheimat der Seglerin Ellen MacArthur (Interessante Menschen >>>) und Königin Viktorias, die an der Medina-Mündung ihren italienisch inspirierten Landsitz Osborne House erbauen ließ. Nach Zwischenstopp in der Inselhauptstadt Newport mit dem sehenswerten Carisbrooke Castle geht es über Ventnor und St Catherine’s Point vorbei an der Freshwater Bay die herrliche Küste entlang zur Alum Bay mit den schroffen Felsnadeln der Needles – vom Sessellift im Needles-Park lassen sich herrliche Fotos von den Felsen aufnehmen! Hit für Kids: die Welt der Saurier im neuen 4D-Kino. Von der kleinen Jetty starten von Ostern bis Oktober Bootsausflüge entlang der spektakulären Küste zu den Needles, bei Hunger empfiehlt sich der gemütliche Gastropub The Taverners (http://thetavernersgods hill.co.uk) in Godshill, der sich mit Gemüse und Obst selbst versorgt.

Needles: tgl. ab 10.30 Uhr | 20-min. Törn Erw. 6 £, 15-min. Kick im Speed-Boot pro Person 11 £ | www.needlespleasurecruises.co.uk

Weiter zur ersten Hauptstadt Englands

In Yarmouth legt die Autofähre nach Lymington ab, dem Tor zum New Forest. Am Westrand der Wald- und Heidelandschaft verbindet Beaulieu drei Attraktionen: eine alte Abtei, ein beeindruckendes Stately Home – und ein Automobilmuseum. Über Lyndhurst wird auf der A 35 die pulsierende Hafenstadt Southampton erreicht, von der 1912 die »Titanic« ihre einzige Fahrt antrat. Auf Broadlands House residierte Lord Mountbatten – eine Audiovisionsschau in den Stallungen dokumentiert Leben und Werk des letzten indischen Vizekönigs. Nördlich von Romsey, einer Kleinstadt am Test, die sich um ihre normannische Klosterkirche drängt, erhebt sich Mottisfont Abbey, die unter Heinrich VIII. in einen eleganten Tudorlandsitz umgewandelt wurde. Die erste Hauptstadt Englands, Winchester, besitzt mit 178 m die längste mittelalterliche Kathedrale der Welt. Die Great Hall birgt den legendären Round Table, an dem sich der Sage nach King Arthur und die Ritter der Tafelrunde versammelten. Schönster Pub des Städtchens ist – mit toller Küche und 14 nostalgischen Zimmern – das Wykeham Arms (www.wykehamarmswinchester.co.uk), wo im Winter Küchenchef Allen Sorrell Lammfleisch mit Polenta und mediterranem Gemüse am prasselnden Kaminfeuer serviert. Im Sommer lockt das Loch Fyne (www.lochfyneseafoodandgrill.co.uk) mit fangfrischem Seafood.

Im Herzen der North Downs

Die A 35 führt durch die Ausläufer der North Downs nach Guildford, Hauptstadt und Herz von Surrey. Unser Tipp für den Abend: eine Vorstellung im Yvonne-Arnaud-Theater von 1958. Die Villa von Polesden Lacey, 14 mi / 22 km östlich, entführt in die glanzvolle Zeit Edwards VII. In der Studierstube hängt ein Foto Kaiser Wilhelms I., der hier häufig zu Gast war. Der nahe Box Hill gehört zu den schönsten Aussichtspunkten von Surrey. Sein 8 mi / 13 km langer Olympic Circuit der Sommerspiele 2012 ist mit einer Reihe von Zickzack-Kehren eine Herausforderung für jeden Radfahrer! An der A 23 zurück nach Brighton lohnt Nymans Garden einen Besuch, mit einem versunkenen und einem japanischen Garten eine der schönsten Anlagen des Sussex Weald. Den Abschluss der Rundtour bildet ein Stopp am Devil’s Dyke – die Fernsicht ist fantastisch!

© DuMont Bildarchiv/Holger Leue

Exotisches Erbe des Empires: Der Royal Pavilion in Brighton ist außen indisch und innen chinesisch ausgestattet.

Englische »Essentials«

Länge: 240 mi / 385 km | Dauer: 4 – 5 Tage

Tour 3

Von der quirligen Hafenstadt Bristol zur eleganten georgianischen Bäderstadt Bath, von mystischen Steinkreisen in Stonehenge und Avebury zu den Schwänen von Abbotsbury, vom Gral König Artus’ nach Cheddar, der Heimat des berühmtesten englischen Hartkäses: Eine Rundreise durch Avon, Wiltshire, Somerset und Dorset führt zu den Wurzeln von »Englishness«.

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Bristol und Bath

Die Seefahrertradition von Bristol veranschaulicht die SS »Great Britain«, ein 1843 vom Stapel gelaufenes Dampfschiff, das vollständig restauriert wurde. Der große Ingenieur Isambard Kingdom Brunel baute sowohl das Schiff als auch die beeindruckende Clifton Hängebrücke im gleichnamigen Stadtteil über die Schlucht des River Avon. Auf der A 4 geht es nach Bath mit römischen Bädern und eleganter georgianischer Architektur. Wer mit gutem Gewissen echt Englisches erwerben will, sollte den OXFAM-Shop (www.oxfam.org.uk) in der Argyle Street 12 aufsuchen – dort werden Hausrat, Bücher, Musik und Mode, die gespendet wurden, sehr günstig verkauft – und vom Gewinn karitative Projekte unterstützt.

Steinkreise und Kathedrale

Im denkmalgeschützten Dörfchen Lacock erinnert ein Museum an Henry Fox Talbot, einen Pionier der Fotografie. Vorbei am Cherhill White Horse von 1780 wird Avebury erreicht, dessen Steinkreisanlage Avebury Circle nicht nur 1000 Jahre älter, sondern mit 12 ha auch größer als Stonehenge ist. Unweit südlich befindet sich mit dem West Kennett Long Barrow das größte Kammergrab Englands. Die weltberühmten Steinkreise von Stonehenge erheben sich am Schnittpunkt von A 303 und A 344. Der Turm der gotischen Kathedrale vor Salisbury, 6 mi / 9,5 km südlich, ist mit 123 m der höchste im Königreich. Die Steinmetze logierten und speisten im bereits 1220 eröffneten Red Lion (www.the-redlion.co.uk) – heute ein ansprechendes Best Western Hotel mit lauschigem Innenhof, knisterndem Kamin, nostalgischen Zimmern und traditionsreicher Regionalküche.

Ländliche Pracht und Idylle

Wilton House, 3 mi / 5 km westlich, gehört zu den schönsten Landsitzen Englands – besonders eindrucksvoll: der Double Cube Room mit zehn Gemälden von van Dyck. Auf einem Hügel thront Shaftesbury. Seine steile Gasse Gold Hill ist die meistfotografierte Straße in Dorset. Gartenfreunde sollten von hier aus unbedingt einen Abstecher nach Stourhead machen, dem Inbegriff eines englischen Landschaftsparks. Longleat House, 6 mi / 9,5 km weiter nördlich, lockt mit Löwen und luxuriösen Staatsgemächern. Lust auf Landidylle? Das 8,5 mi / 13 km entfernte Mells gilt als eines der schönsten Dörfer Somersets!

Scharrbild, Kieselstrand und subtropische Gärten

In Cerne Abbas schwingt ein 60 m hoher Riese seine Keule – der Gigant wurde in prähistorischer Zeit in den grünen Kreidehügel eingeritzt. Europas größte Hügelfestung der Vorzeit, Maiden Castle, erhebt sich 2 mi / 3 km südlich von Dorchester, bekannt für seine Modellsiedlung Poundbury nach Plänen von Prinz Charles.

Georg III. machte Weymouth zum Modebad der oberen Zehntausend – die Bürger dankten dies dem König mit einem Denkmal an der Seepromenade. Verpassen Sie auf keinen Fall den Fish Market am Customs House Quay, er ist ein Erlebnis für alle Sinne und bietet tolle Fotomotive (Mo. – Sa. 9.00 – 16.30 Uhr). Auf Portland wird seit dem Mittelalter der gleichnamige grauweiße Stein abgebaut, aus dem auch die St Paul’s Cathedral in London errichtet wurde. Die bis zu neun Meter hohe, 120 m breite und 30 km lange Kiesbank von Chesil Beach ist ein Paradies für Angler. In der Lagune »The Fleet« tummeln sich die mehr als 1000 Schwäne, die in der Abbotsbury Swannery ihre Heimat haben. Abbotsbury Subtropical Gardens ist eine üppige grüne Oase in geschützter Lage (tgl. 10 – 17, im Winter bis 16 Uhr).

Kleine Orte – große Attraktionen

Über Yeovil und Somerton führt die Fahrt weiter nach Glastonbury mit seiner berühmten Abteiruine. Im Chor markiert eine Steinplatte das Grab von König Artus und seiner Frau Guinevere. Vom turmbekrönten Gipfel des Glastonbury Tor reicht der Blick bei klarer Sicht über die Quantock Hills bis zum Bristol Channel. Alternativ angehaucht wie das berühmte Glastonbury Musikfestival ist der große Farmers Market, der jeden vierten Samstag auf dem St John’s Car Park abgehalten wird. Wells ist die kleinste Kathedralstadt Englands. In der Kathedrale mit figurengeschmückter Westfassade führt eine wunderschöne Treppe hinauf zum Kapitelhaus mit einem einzigartigen Fächergewölbe von 1306. Bei Wookey Hole, 2 mi / 3 km nordwestlich, beginnen die Kalkfelsen der Mendips mit der 130 m tiefen Schlucht Cheddar Gorge, in der sich im Sommer die Autos stauen. Im Dörfchen Cheddar stellt noch heute als einzige Käserei die Cheddar Gorge Cheese Company den würzigen englischen Hartkäse nach altem Handwerk her. Zurück nach Bristol geleitet die A 38.