cover-imagePlanen.png

Carola Reiner

Planen statt verplant werden

Die Entwicklung hauswirtschaftlicher Konzepte

Inhalt

Impressum

Vorwort

1  Sinn und Zweck von hauswirtschaftlichen Konzepten

1.1  Einführung

1.2  Was ist ein Konzept?

1.3  Was ist ein Hauswirtschaftskonzept?

1.4  Hauswirtschaftskonzept – wozu?

1.5  Gesetzliche Grundlagen

1.6  Selbstverpflichtung zur Qualität

1.7  So können Sie es angehen

2  Ziele und Aufgaben der Hauswirtschaft

3  Leistungsbeschreibungen

3.1  Einführung

3.2  Leistungsbeschreibung Hausreinigung eines Eltern-Kind-Kurhauses

3.3  Leistungsbeschreibung Verpflegung einer Senioreneinrichtung nach dem Hausgemeinschaftskonzept

3.4  Leistungsbeschreibung Wäscheversorgung einer Behinderteneinrichtung

3.5  Leistungsbeschreibung Hausgestaltung einer Reha-Klinik

3.6  Leistungsbeschreibung der Haustechnik eines Tagungshauses

4  Vergabe oder Eigenleistung

4.1  Einführung

4.1.1  Vergabe von klassischen hauswirtschaftlichen Leistungen

4.1.2  Vergabe anderer Leistungen

4.1.3  (K)eine Frage der Kosten

4.1.4  Vergabe – pro und contra

4.1.5  Wie beschreibe ich vergebene hauswirtschaftliche Leistungen?

4.2  Entscheidung für die Vergabe

4.3  Entscheidung für die Eigenleistung

5  Das Hauswirtschaftskonzept verschriftlichen

Anhang

Mehr Hauswirtschaft im MDK-Prüfkatalog

Anhang

Qualitätsmanagementsysteme: was ist was?

QM-Systeme

EQA-/EFQM-Modell

DIN EN ISO 9000 ff (Version 2000)

Spezielle QM-Systeme für den Gesundheitsbereich

Stichwortverzeichnis

Beraterprofil

Vorwort

Wer aufhört, besser werden zu wollen,
hört auf, gut zu sein.

Marie von Ebner-Eschenbach

Oft wird in Einrichtungen gut gearbeitet, Abläufe stimmen und man könnte sich fragen: wozu jetzt noch ein Hauswirtschaftskonzept? Einer der Gründe ist, dass Außenstehende erkennen sollten, dass es gut funktioniert – und vor allem warum. Hierzu sind Haus­wirt­schafts­konzepte ein geeignetes Mittel. Auch durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK), der im Prüfungskatalog explizit nach Hauswirtschaftskonzepten fragt, wurde das Thema deutlich forciert.

Nicht zuletzt sind hauswirtschaftliche Konzepte auch für die Ein­rich­tungen ein großer Gewinn, stellen sie doch sicher, dass auch in Zeiten von Urlaub oder Fluktuation der rote Faden und die Pro­fes­sionalität einer Einrichtung erhalten bleiben.

Doch jedes Konzept ist nur so wertvoll, wie es mit Leben erfüllt wird gegenüber den Mit­arbeitern, Bewohnern oder Kunden. Den wich­tigen Baustein zur Erstellung eines hauswirtschaftlichen Kon­zepts bietet Ihnen Carola Reiner von der CCR Unterneh­mens­beratung mit diesem Buch innerhalb der rhw-profi-Reihe – wie ich finde auch auf sehr menschliche und praxisbezogene Art – und damit die vielleicht vorhandene Angst gegenüber Neuem nehmend.

München im Oktober 2008

Robert Schwabe

1  Sinn und Zweck von hauswirtschaftlichen Konzepten

1.1  Einführung

Wer als Hauswirtschaftsleitung eine neue Stelle antritt oder die Leitung eines neuen Bereiches übernimmt, übernimmt mit dem zur Verfügung stehenden Personal meist auch ein bereits vorhandenes Konzept.

Je nachdem, wie der Bereich vor Ihrer Zeit geführt wurde, ist das Konzept beschrieben und allen Mitarbeiterinnen bekannt oder es befindet sich als ungeschriebenes Gesetz in den Köp­fen der Beteiligten.

Möglicherweise besteht aber auch noch gar kein Konzept für die Hauswirtschaft und die Mitarbeiterinnen erledigen ihre Auf­gaben, wie sie es seit Jahren gewohnt sind. Und das muss noch nicht einmal schlecht sein.

Denn ganz egal, ob das Hauswirtschaftskonzept verschriftlicht ist oder nicht:

jeder Mensch handelt nach irgendeinem Konzept.

Auch wenn es ihm vielleicht gar nicht bewusst ist.

1.2  Was ist ein Konzept?

Der Begriff Konzept lässt sich definieren als eine Idee, einen Plan, eine der eigenen Handlungsweise zugrunde liegende An­schauung, vielleicht sogar als eine Aussage zum Menschenbild des Handelnden.

Konzepte begegnen uns im Alltag überall:

die Werbeindustrie erarbeitet Marketing-Konzepte zur Ver­marktung neuer oder bestehender Produkte,

Politiker übertrumpfen sich insbesondere im Wahlkampf gegenseitig mit Konzepten zur Stärkung der Wirtschaft, zur Senkung der Arbeitslosenquote, zur Integration von Einwanderern etc.,

Lehrer, Dozenten und Referenten haben Konzepte zur Ver­mittlung bestimmter Seminarinhalte,

etc.

Diese Reihe ließe sich endlos fortsetzen.

Arbeitet ein Mensch einfach drauf los, anscheinend ohne nachzudenken, was er da tut und warum, bezeichnen wir ihn als konzeptionslos.

In einem Konzept werden neben Leistungen auch beschrieben, wie diese Leistungen erreicht werden sollen und so die Qualität gesichert wird.

Wir stellen also dar, was wir tun und warum wir es so und nicht anders tun.

Im Kleinen und Alltäglichen passiert dies in unserem Kopf, meist ohne dass wir bewusst darüber nachdenken. Bei komplexen Vorgängen funktioniert das nicht mehr: wir brauchen ein schriftliches Konzept zur Orientierung.

1.3  Was ist ein Hauswirtschaftskonzept?

Im Hauswirtschaftskonzept wird den Kunden dargelegt, welche Leitidee dem Handeln der Mitarbeiterinnen zugrunde liegt und nach welchen Gesichtspunkten diese umgesetzt wird.

Wir beschreiben, welche Leistungen wir erbringen und welche Ziele wir damit verfolgen.

Doch neben der reinen Leistungsbeschreibung gehört ins Hauswirtschaftskonzept noch die Darstellung der Rahmen­be­dingungen, unter denen die Leistungen erbracht werden:

Welche Räumlichkeiten stehen uns zur Verfügung?

Wie viele Mitarbeiterinnen haben wir, in welchem Be­schäf­tigungsumfang, mit welcher Qualifikation?

Was tun wir zur Qualifizierung unserer Mitarbeiterinnen?

Erbringen wir alle Leistungen selbst oder sind Leistungen vergeben?

Wie funktioniert die Kommunikation mit den anderen Leis­tungsbereichen unserer Einrichtung?

Wie überprüfen wir, ob wir bei der Leistungserbringung die gewünschte Qualität erreichen?

Dabei sind Hauswirtschaftskonzepte Teil der Gesamt­kon­zep­tion einer Einrichtung.

Auf Grundlage der einrichtungsspezifischen Leitidee und -ziele werden die Ziele der Hauswirtschaft und deren Ange­bote formuliert. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen spiegeln somit die Leitgedanken einer Einrichtung wieder.

Abb_S_011_01.jpg

Einbettung des Hauswirtschaftskonzepts ins Qualitätsmanagement

Aus den Zielen der Einrichtung leiten sich die Ziele der hauswirtschaftlichen Bereiche ab.

Aus den Zielen der hauswirtschaftlichen Bereiche leiten sich deren Auf­ga­ben ab.

Aus den Aufgaben der hauswirtschaftlichen Bereiche leiten sich die Leis­tungs­beschreibungen ab.

Aus den Leistungsbeschreibungen leiten sich die Verfahrensanweisungen für die Mitarbeiter, Standards und Prozessbeschreibungen ab.

1.4  Hauswirtschaftskonzept – wozu?

Ein Hauswirtschaftskonzept zu entwickeln ist mit Arbeit verbunden.

Man kann sich natürlich fragen, wozu das gut sein soll. Bis­her lief es ja auch. Doch die Zeiten, in denen es ausreichte, dass es lief, sind vorbei.

Auch hauswirtschaftliche Abteilungen müssen sich fragen lassen, ob ihre Leistungen noch angebracht sind, ob Qualität und Kosten in einem annehmbaren Verhältnis stehen oder ob man vielleicht auf die eine oder andere Leistung verzichten kann. Und dieser Verzicht auf Leistungen bringt in aller Regel einen Verzicht auf Stellenanteile mit sich.

Packen Sie also den Stier bei den Hörnern und entwickeln Sie Ihr hauswirtschaftliches Konzept, noch bevor Ihnen die oben genannten Fragen gestellt werden. Wenn Sie es nicht tun, werden es früher oder später andere tun.

Neben der Darstellung der Leistungsfähigkeit Ihrer Abtei­lung können Sie durch das Entwickeln eines Hauswirt­schafts­konzepts folgendes erreichen:

Mitarbeitermotivation

Die Darstellung der hauswirtschaftlichen Leistungen erzeugt Orientierung und motiviert Mitarbeiter, da Abläufe transparent gemacht, Verantwortlichkeiten festgelegt und Ziele ihrer Arbeit dokumentiert werden.

Information für Kunden

Für Kunden der Einrichtung stellt das Konzept eine Informa­tionsquelle dar, der sie entnehmen können, auf welche Leis­tungen sie zurückgreifen können.

Personalkalkulation

Dokumentierte Arbeitsabläufe stellen eine Rechtfertigungs­grund­lage für die Abteilung Hauswirtschaft und der dazugehörigen Mitarbeiter dar und gibt die Möglichkeit, die Anzahl der erforderlichen Stellen zu bestimmen.

Qualitätsmanagement

Ein Hauswirtschaftskonzept ist formgebend, um die Qualität zu definieren und darzustellen, zu sichern und auf Dauer zu gewährleisten. Sie stellt die Grundlage für eine Qualitäts­ma­na­gement-Überprüfung dar.

Kalkulation von Leistungen

Aus wirtschaftlicher Sicht erleichtert die Dokumentation der bisherigen Leistungen die Weiterentwicklungen von Ange­bo­ten und ist beispielsweise hilfreich für die Erstellung von Businessplänen.

Anhand der Leistungs- und Qualitätsbeschreibungen lassen sich vorhandene und neue hauswirtschaftliche Prozesse leichter kalkulieren.

Marketinginstrument

Mithilfe der Darstellung der hauswirtschaftlichen Leistungen kann sich Ihre Einrichtung von anderen abgrenzen. Nutzen Sie das Hauswirtschaftskonzept als Werbemittel!

1.5  Gesetzliche Grundlagen

Eine gesetzliche Verpflichtung zur Erstellung eines Haus­wirt­schafts­konzeptes existiert nicht.

Für viele Einrichtungen gelten jedoch Vorschriften und Ver­ordnungen, die sie dazu verpflichten, ihre Leistungen in einer überprüfbaren Qualität zu erbringen.

Nachfolgend eine Übersicht der gesetzlichen Verpflich­tun­gen zur Qualität:

VO EU 852/2004: Risikobewertung von Gefahren, be­triebs­eigenes System der Hygienequalität zum Schutz der Verbraucher.

Arbeitsschutzgesetz: Beurteilung der Arbeitsbedingun­gen.

Sozialgesetzbuch V: Sicherung der Qualität der Leis­tungs­erbringung.

Sozialgesetzbuch XI: Qualitätssicherung, Leistungs- und Qualitätsnachweise.

Sozialgesetzbuch XII: Vereinbarungen über Inhalt, Um­fang und Qualität der Leistungen.

Heimgesetz (HeimG): angemessene Wohnqualität.

Für Altenhilfeeinrichtungen fordert der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) seit April 2006 neben weiteren Punkten zur Qualitätssicherung das Einführen eines be­triebs­eigenen Hauswirtschaftskonzepts.

Es ist durchaus möglich, dass diese Verpflichtung in den nächsten Jahren auch auf andere Einrichtungen ausgeweitet wird.

Im Anhang finden Sie eine Auflistung aller für die Haus­wirtschaft in der stationären Altenhilfe relevanten Fragen aus dem MDK-Prüfkatalog, sowie Vorschläge für die Umsetzung in der Praxis.

Auch das Pflegeweiterentwicklungsgesetz (PfWG), das im Juli 2008 in Kraft getreten ist, stellt den Qualitätsgedanken weiter in den Vordergrund:

MDK-Prüfungen sollen in Zukunft nicht mehr wie bisher (statistisch gesehen) alle fünf Jahre, sondern jährlich statt­finden. Dies wird mit Sicherheit dazu führen, dass mehr Personal beim MDK eingestellt wird. – Vielleicht bewerben Sie sich als Prüfer/in für Hauswirtschaft?

Über Altenhilfe-Einrichtungen, denen bei Qualitätsüber­prü­fungen gravierende Mängel attestiert wurden, kann ein Aufnahmestopp verhängt werden. Durch diesen Auf­nahmestopp kann ein Heim zur Beseitigung massiver Män­gel oder Aufgabe des Versorgungsvertrags durch Austrocknen gezwungen werden.

Zukünftig ist der MDK dazu verpflichtet, Heime auf Wunsch zu beraten. Auf diese Weise können evtl. Un­stimmigkeiten, die sich bei den Qualitätsprüfungen ergeben, vorab aus dem Weg geräumt werden.

Die Veröffentlichung der Qualitätsberichte ist die vermutlich in seinen Auswirkungen weitreichendste Verände­rung, die mit diesem Gesetz beschlossen wurde. Hier soll in Zukunft durch wenige Symbole (z. B. Sterne) dem Bür­ger vermittelt werden, wie es um die Qualität eines Pfle­geheims bestellt ist. Wie objektiv die Kriterien hierfür gewählt werden und ob sie auch den Kriterien der Pfle­gebedürftigen entsprechen, ist allerdings bisher nicht klar.

1.6  Selbstverpflichtung zur Qualität

Neben den gesetzlichen Grundlagen lässt sich die Verpflich­tung zur Qualität auch aus den Leitbildern, Unternehmens­grund­sätzen und Grundlagen der Qualitätsmanage­ment­sys­te­me der Einrichtungen ableiten.

Das Stichwort Qualitätsmanagement ist in aller Munde und macht auch vor den hauswirtschaftlichen Abteilungen nicht halt.

1.7  So können Sie es angehen

Ihre Mitarbeiterinnen setzen die Inhalte Ihres Hauswirt­schafts­konzepts um und gestalten nach ihm die Arbeits­ab­läufe. Deshalb kann ein Konzept nicht am grünen Tisch entstehen, sondern nur unter Beteiligung der Mitarbeiterinnen. Ent­wickeln Sie es also gemeinsam.

Dies kann in Form eines Qualitätszirkels, Hauswirt­schafts­kreises, im Rahmen von Dienstbesprechungen oder sonstiger Kommunikationswege geschehen. Nutzen Sie das Potenzial Ih­rer Mitarbeiterinnen und denken Sie daran:

Niemand kennt die Arbeitsabläufe so gut, wie diejenige, die sie ausführt!

Natürlich wird sich nicht jede Mitarbeiterin gleichermaßen für diese Aufgabe begeistern. Doch Sie werden erstaunt sein, wie viele Mitarbeiterinnen sehr wohl über den Sinn und Zweck ihrer täglichen Arbeit nachdenken und wie viele Ideen und An­regungen zur Arbeitserleichterung, aber auch zur Qualitäts­ver­besserung Sie erhalten werden!

Zu Beginn sollten Sie sich über die folgenden Fragen klar werden:

Was sagt das Leitbild der Einrichtung aus, was bedeutet es für die Hauswirtschaft ?

Mit welchen Zielen bieten wir welche Leistung in welcher Qualität an? Mit welchen Mitarbeitern bieten wir sie an? Unter welchen rechtlichen, räumlichen und organisatorischen Bedingungen bieten wir die Dienstleistungen an?

Wie gestalten wir Schnittstellen? Wie dokumentieren wir unsere Prozesse? Wie überprüfen wir die Ergebnisqua­li­tät der hauswirtschaftlichen Dienstleistung?

Wie prüfen wir, ob unsere gesetzten Ziele erreicht wurden?

Wie trägt die Hauswirtschaft zur ständigen Qualitäts­ver­bes­serung der Einrichtung bei?

Fassen Sie die Ergebnisse kurz zusammen und bedenken Sie dabei:

Wer sich ein Hauswirtschaftskonzept anschaut, möchte keinen Roman lesen, sondern sich über die Leitgedanken zur Qualität der Unterkunft und Verpflegung einer Einrichtung informieren.