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Michaela Kronenberg

A B C für

Pferdebesitzer

Artgerechte Haltung, Umgang,
Pflege, Bewegung und Pferdekauf

Ein Ratgeber für (angehende) Pferdebesitzer,
Reit- und Pflegebeteiligungen,
Pferdefreunde und Eltern reitender Kinder

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2006 FNverlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung GmbH, Warendorf. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG, werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. 3. Auflage 2017

Fachlektorat: Waltraud Weingarten (†),
FN-Abteilung Ausbildung und Wissenschaft,
Warendorf
Dr. med. vet. Beatrice Dülffer-Schneitzer,
Steinbach/Ts. (Veterinärmedizin)

Lektorat: Dr. Carla Mattis, FNverlag, Warendorf

Korrektorat: Korrekturbüro W. und G. Kirchhoff, Büren-Brenken

Titelfoto: Andreas Pauk, Düsseldorf

Fotos und Abbildungen im Inhalt: Siehe unten

Bildbearbeitung: Köster & Gloger GmbH, Osnabrück

Gestaltung: designPunkt, Heidrun Monkenbusch, Oelde

Druck und Verarbeitung: Media-Print Informationstechnologie, Paderborn

ISBN: 978-3-88542-456-7

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Fotos und Abbildungen im Inhalt:
Herzlichen Dank an alle geduldigen
„Pferde-Fotomodelle“, Besitzer und Reitanlagen-Betreiber für die Unterstützung bei der Entstehung der Fotoaufnahmen!

Fotos

· Sven Cramer, Ratingen: S. 91 o., 93 o., 136 o., 145
· Elke Hennecke, Lengerich: S. 10 (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung/ Hamacher, Ralf: Allround Gelände, Warendorf 2001)
· Marlit, Hoffmann, Ehringhausen: S. 17 (aus: Die Deutsche Reiterliche Vereinigung/ Hamacher, Ralf: Allround Gelände, Warendorf 2001); S. 127 (aus: Willrich, Gine: Angstfrei Reiten, Warendorf 2004)
· Silke Hoffmann, Steinfurt: S. 137, 144 u. (aus: Hoffmann, Silke: Praxiserfahrungen rund um den Alltag mit Pferden, Warendorf 2016)
· Michaela Kronenberg, Düsseldorf: S. 48 re., 56 o.re., 66, 67 li., 85, 110 li., 115, 154 o.
· Stefan Lafrentz, Plön am See: S. 123 (aus: „Lührs, Karin: 111 Lösungswege für das Reiten, Warendorf 2016)
· Thoms Lehmann, Warendorf: S. 131 (aus Deutsche Reiterliche Vereinigung: Die Deutsche Reitlehre – Das Pferd, Warendorf 2002); 138, 139, 143, 144 o. (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Die Deutsche Reitlehre – Der Reiter, Warendorf 2000)
· Thomas Litzinger, Mücke: S. 27 o. (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: FN-Abzeichen. Deutscher Reitpass, Warendorf 2003)
· Heidrun Monkenbusch, Oelde: S. 33, Umschlagrückseite o.re., u.li.
· Neddens Tierfotografie, Wuppertal: S. 8, 9, 16, 37 u., 104, 121 (aus: Krämer, M.: Siege werden im Stall errungen, Warendorf 2005)
· Andreas Pauk, Fotografie www.pauk.de, Düsseldorf: Titelfoto, S. 3, 7, 13, 25, 26, 36 ( 2), 42, 46, 48 li., 49, 50 (3) , 51, 54 (2), 55 u.li., 55 re., 56 u.li. Mitte (2), 57 (2), 58 (2), 59, 61, 67 re., 68, 71, 72, 73 o., re. (2), 74 (2), 75 (2), 76, 76a, 77, 79 (2), 80 u., 81 (3), 82 (2), 83 (3), 84, 84a, 84b, 86, 90, 91 u., 105, 107(4), 108 o.( a und b), 109 u., 110 Mitte, re. (2), 111 (2), 114, 119, 126, 133, 134 (2), 135, 136 u., 153, 155 u.
· Peter Prohn, Barmstedt: S. 12, 14, (aus: Hess, Ch./Schlemm, P.: Besser Reiten, Warendorf 2005); S. 18, 19, 22, 23, 24, 31, 40, 60, 113, 118, 125 re., 128 (aus: Willrich, Gine: Angstfrei Reiten, Warendorf 2004); S. 27 u., 130 (aus: Putz, Michael: Reiten mit Verstand und Gefühl, Warendorf 2005); S. 37 o., 38, 62, 80, 88, 92, 94, 95 (2), 96, 97, 98 (2), 102, 103 li. (aus: Dülffer-Schneitzer, Beatrice: Pferdegesundheitsbuch, Warendorf 2006); S. 101 (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Die Deutsche Reitlehre – Das Pferd, Warendorf 2002); S. 103 re., 125 li.
· Dr. Thomas Sander, Pferdepraxis Ratingen: S. 6, 150, 155 o.
· Schreiner, Ibiza (Spanien): S. 20, 30, 65 (aus: Krämer, Monika: Siege werden im Stall errungen, Warendorf, 2005)
· Sabine Stüwer, www.stuewer-tierfoto.de, Darmstadt: S. 44, 45, 52, 55 o.li., 56 o.li., 63, 73 u.li., 93 u., 108 u., 109 a, 109 b, 120, 146, 154 u.

Abbildungen

· S. 26, 119, 124 von Jeanne Kloepfer, Lindenfels (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: FN-Abzeichen. Basispass Pferdekunde, Warendorf 2004)
· S. 34 von Yvonne Erdmann, Düsseldorf (aus: Auf Du und Du mit unseren Pferden, Düsseldorf 1995)
· S. 74 u., 139, 142 von Cornelia Koller, Dierkshausen (aus: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, Warendorf 2014); S. 79 o. (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Leistungs-Prüfungs-Ordnung, Warendorf 2018); S. 157 (aus: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, Warendorf 2016)
· S. 147, 156, 157 o. (aus/von Dülffer-Schneitzer, B.: Pferdegesundheitsbuch, Warendorf 2003)
· S. 132 von Barbara Wolfgramm, Hannover (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 6, Warendorf 1999); S. 136 (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, Warendorf 2005)
· S. 140 (aus: Deutsche Reiterliche Vereinigung: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, Warendorf 2005)
· S. 147, 156, 157 o. (aus/von Dülffer-Schneitzer, B.: Pferdegesundheitsbuch, Warendorf 2003)

Lieber Pferdebesitzer,

mit dem vorliegenden Buch wollte ich einen Ratgeber schaffen, wie ich ihn mir in meiner Anfangszeit als Pferdebesitzerin zur Unterstützung gewünscht hätte. Wenn man die Verantwortung für ein Pferd übernimmt, sei es zeitweise als Reiter/Reitbeteiligung oder als Besitzer, bemüht man sich sehr, alles richtig zu machen. Aber man ist einfach in vielen Dingen unsicher, und je mehr Menschen man um Rat fragt, desto mehr verwirren einen die oft unterschiedlich lautenden Antworten. Vielleicht haben Sie diese Erfahrung ja auch gemacht.

Zu einem praktischen Leitfaden für den Alltag mit Ihrem Pferd gehören unzählige Themengebiete. Die schwierigste Aufgabe war für mich daher die Auswahl und Begrenzung der Informationen, sodass sie für die Mehrheit der Leser relevant und interessant sind. Es werden zwar alle wichtigen Bereiche behandelt, manchmal jedoch nur im Ansatz. Es gibt dafür Hinweise auf weiterführende Literatur oder Internetseiten.

Die Pferde, um die es hier hauptsächlich geht, sind „normale“, gut ausgebildete Reitpferde. Sonderfälle wie z.B. ungerittene Jungtiere, Zuchtpferde, Gnadenbrotpferde oder Hengste sind nicht Thema dieses Buches. Es werden auch keine Lösungen für schwerwiegende Probleme beim Umgang oder Reiten angeboten. Es geht in erster Linie um die Vermittlung eines soliden praktischen Wissens für Sie als Pferdebesitzer.

Apropos, wenn ich auf den folgenden Seiten von Reitern, Pferdebesitzern, Tierärzten usw. schreibe, sind damit Frauen selbstverständlich ebenso angesprochen wie Männer. Die ausschließliche Verwendung der männlichen Form habe ich im Sinne von Kürze und Lesbarkeit gewählt.

Ich hoffe, dass ich den Großteil Ihrer Fragen in den folgenden Kapiteln beantworten kann. Nun wünsche ich Ihnen mit Ihrem Pferd viel Spaß und Erfolg sowie Gesundheit für Ihr Pferd.

Ihre Michaela Kronenberg

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Inhalt

1 Der Traum vom eigenen Pferd – und die Realität
1.1 Der Traum ...
1.2 Die Realität - Ihre Verantwortung als Pferdebesitzer
1.2.1 Was kostet ein eigenes Pferd?
a) Der Anschaffungspreis - einmalig
b) Die Unterbringung - monatlich
c) Tierhalterhaftpflichtversicherung – jährlich
d) Hufschmied - alle 6-8 Wochen
e) Tierarzt - mehrmals jährlich
f) Ausrüstung und Zubehör - nach Bedarf
g) Sonstige Kosten
1.2.2 Auf welchen Zeitaufwand müssen Sie sich einstellen?
1.2.3 Reicht Ihr Ausbildungsstand für ein eigenes Pferd?
1.3 Muss es ein eigenes Pferd sein? Mögliche Alternativen
1.3.1 Reitbeteiligung
1.3.2 Ein Pferd – zwei Besitzer
1.4 Der Traum wird wahr - Pferdesuche und Kauf
1.4.1 Das passende Pferd
a) Rasse und Typ
b) Reitweise
c) Abstammung
1.4.2 Tipps zum Pferdekauf
a) Wo finden Sie Ihr Traumpferd?
b) Was ist beim Kauf zu beachten?
bulle Papiere
bulle Kaufvertrag
bulle Tierärztliche Untersuchung
1.5 Versicherungsschutz für Ihr Pferd
1.5.1 Tierhalterhaftpflichtversicherung – ein unbedingtes Muss
1.5.2 Optionale Versicherungen
a) Krankenversicherung
b) OP-Versicherung
c) Lebensversicherung
d) Weitere Versicherungen
2 Artgerechte Haltung - Voraussetzung für ein zufriedenes Pferdeleben
2.1 Was bedeutet artgerechte Haltung überhaupt?
2.2 So finden Sie ein neues Zuhause für Ihr Pferd
2.3 Beurteilung einer Reitanlage
2.3.1 Die verschiedenen Haltungsformen
a) Offenstall
b) Geschlossener Stall
bulle Temperatur
bulle Luft
bulle Licht
c) Laufstall
d) Gruppenauslauf
e) Einzelbox
bulle Innenboxen
bulle Außenboxen
bulle Paddockboxen
f) Einstreu
g) Robusthaltung
h) Pferdehaltung „hinterm Haus“
2.3.2 Reitanlagen-Einrichtungen für Pferd und Reiter
a) Weiden
b) Paddocks/Ausläufe
c) Reithalle
d) Außenreitplatz
e) Longierplatz
f) Führanlage
g) Laufband
h) Ausreitgelände
i) Sattelkammer
j) Putzplatz
k) Waschplatz
I) Pferde-Solarium
m) Mistlagerplatz
n) Stübchen
2.4 Fütterung
2.4.1 Futtermittel
a) Kraftfutter
b) Saftfutter
c) Rau-/Grobfutter
2.4.2 Welches und wie viel Futter braucht Ihr Pferd?
2.4.3 Wasser
2.4.4 Was beim Füttern beachtet werden muss
2.5 Sicherheit
3 Artgerechte Pflege - Das Gesundheits- und Wohlfühlprogramm
3.1 Was bedeutet artgerechte Pflege überhaupt?
3.2 Körperpflege
3.2.1 Haut und Deckhaar (Körperfell)
3.2.2 Kopf, Augen, Nüstern, Ohren
3.2.3 Langhaar (Mähne und Schweif)
3.2.4 After und Geschlechtsorgane
3.2.5 Beine und Hufe
3.3 Gesundheitsvorsorgemaßnahmen
3.3.1 Zähne
3.3.2 Impfungen
a) Tetanus
b) Influenza
c) Tollwut
d) Herpes
3.3.3 Wurmkuren
3.4 Besondere Pflegemaßnahmen
3.4.1 Krankheit
3.4.2 Alter
3.5 Pflege der Ausrüstungsgegenstände
3.5.1 Leder
3.5.2 Stoff
3.5.3 Nylon
3.6 Sicherheit
3.7 Das Lebensende
3.7.1 Der Equidenpass
4 Artgerechter Umgang - Der Schlüssel zu einer harmonischen Partnerschaft
4.1 Was bedeutet artgerechter Umgang überhaupt?
4.2 Verhalten und Kommunikation unter Pferden
4.2.1 Wesen
4.2.2 Verhaltenssteuerung
a) Triebe
b) Instinkte
c) Reflexe
4.2.3 Körpersprache
4.2.4 Lautsprache
4.3 Partnerschaft Mensch-Pferd: Umgang, Kommunikation, Erziehung
4.4 Sicherheit
5 Artgerechte Bewegung - Die Basis für Erfolg und Fitness
5.1 Was bedeutet artgerechte Bewegung überhaupt?
5.2 Ausbildung von Pferd und Reiter
5.2.1 Das Pferd
5.2.2 Der Reiter
5.3 Verschiedene Formen der Bewegung – die tägliche Arbeit
5.3.1 Dressur
5.3.2 Springen
5.3.3 Longieren
5.3.4 Bodenarbeit
5.3.5 Reiten im Gelände
5.3.6 Fahren
5.4 Ausrüstung des Pferdes
5.4.1 Der Sattel
5.4.2 Die Trense
a) Reithalfter
b) Gebisse
5.4.3 Hilfszügel
5.4.4 Sonstige Ausrüstungsgegenstände
5.5 Sicherheit
Lexikon der Fachbegriffe

Dank

Die Zusammenarbeit des Pferdebesitzers mit einem Tierarzt seines Vertrauens ist sehr wichtig. Daher ist auch dieses Buch in Kooperation mit einigen Fachleuten entstanden.

An dieser Stelle geht mein Dank an Herrn Dr. Sander, Ratingen, für die Mitarbeit an diesem Projekt.

Dr. med vet. Thomas Sander

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- Studium an der TiHo Hannover
- Dissertation in der Klinik für Pferde bei Prof. Dr. B. Hertsch
- Assistenzzeit in der Klinik für Pferde Dr. Genn in Mühlen und Dr. Cronau in Bochum
- seit 1994 eigene Pferdepraxis
- seit 1998 Gemeinschaftspraxis
- 2004 Umzug in eigene Pferdeklinik in Ratingen-Homberg

Das Team der Pferdepraxis Ratingen setzt sich für die Vorbeugung von Haltungs- und Pflegefehlern oder Krankheiten ein und unterstützt Pferdebesitzer dabei mit Seminaren zu allen wichtigen Themen rund ums Pferd.
www.pferdepraxis-ratingen.de

Ich bedanke mich auch bei Frau Dr. med. vet. Beatrice Dülffer-Schneitzer, Steinbach/Ts., für das Lektorieren der tierarztrelevanten Kapitel und für die Erlaubnis, einige Abbildungen aus ihrem „Pferdegesundheitsbuch“ in diesem Buch verwenden zu dürfen.

Auch Herr Dr. Christian Bingold, Großostheim, hat mir in vielen Telefonaten und E-Mails wertvolle Informationen und Tipps gegeben. Herzlichen Dank dafür.
www.equivetinfo.de

Ganz besonders möchte ich mich bei meinem sehr geschätzten Tierarzt Dr. Knut Neumann-Kleinpaul, Düsseldorf, bedanken, der mich in den Jahren als Pferdebesitzerin mit viel Engagement, Wissen und Herz unterstützt hat.
Wir haben dieses Projekt zusammen begonnen, konnten es aber nicht mehr gemeinsam beenden, da er leider vorher verstorben ist. Er liebte Pferde über alles und wollte seine langjährige Erfahrung als Tierarzt gern in dieses Buch einbringen. Daher möchte ich es ihm im Gedenken widmen.

Herzlichen Dank auch an Frau Waltraud Weingarten (†) (FN/Abteilung Ausbildung und Wissenschaft) und Frau Dr. Carla Mattis (FNverlag/Lektorat) für die fachliche Unterstützung bei diesem Projekt.

Der Traum vom eigenen Pferd –
und die Realität

1.1 Der Traum ...

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… von einem eigenen Pferd oder Pony begann bei vielen bereits im Kindes- oder Jugendalter – bei ersten Kontakten an der Pferdekoppel während eines Familienausfluges, nach einer geführten Pony-Runde auf der Kirmes oder nach ersten Erfolgen in den Reitstunden. Immer mehr Menschen entdecken aber auch erst im Erwachsenenalter die Zuneigung zu Pferden – nicht selten über ihre reitenden Kinder.
Dass dieser Sport von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Männern und Frauen gleichermaßen bis ins hohe Alter betrieben werden kann, ist mit Sicherheit ein Grund dafür, warum Reiten und der Umgang mit dem Pferd so beliebt sind. In Deutschland reiten über 1,5 Millionen Menschen, und es leben mehr als eine Million Pferde hier. Sie sehen, wie viele Menschen Ihre Liebe teilen.
Warum fühlen wir uns gerade von diesen Tieren und diesem Sport so angezogen? Vielleicht, weil uns die Nähe zu ihnen ein Gefühl von Freiheit, Stolz und Kraft gibt? Oder weil ein schneller Galopp durch die Natur Sorgen rasch vergessen lässt? Vielleicht auch, weil ein Hobby, bei dem man viel Zeit an frischer Luft verbringt und mit Tieren und gleich gesinnten Menschen zusammen ist, die ideale Ergänzung zu unserem oft so stressigen Leben in Büro oder Schule ist? Sicher auch deswegen, weil das Hobby Pferd mit seinen Variationen in Reitweisen und Disziplinen in Freizeit-, Breiten- und Turniersport ( Kap. 1.4.1 und 5.3) so vielfältig ist.
Dabei geht es gar nicht nur um das Reiten. Bereits das Zusammensein und der Umgang mit Pferden machen Freude und können sehr entspannen.
Diese Zuneigung beginnt spätestens in der Reitschule konkreter zu werden. Sie nehmen vielleicht einmal pro Woche Unterricht auf Schulpferden. Bald werden daraus zweimal pro Woche. Sie möchten mehr über diese herrlichen Tiere wissen und beginnen, Fachzeitschriften und -bücher zu lesen.

Immer öfter zieht es Sie an Wochenenden zu Pferdeveranstaltungen wie Turnieren, Messen, Shows oder andere Events. Kaum eine Pferdereportage im Fernsehen wird ausgelassen. Eines Tages übergeben Sie „Ihr“ Pferd wie immer nach der Reitstunde an die Nachreiterin und sehen noch eine Weile zu. Irgendetwas stört Sie heute. Und dann wissen Sie, was es ist: Sie möchten nicht, dass ein anderer „Ihr“ Pferd reitet. Sie möchten es für sich haben, es nur allein pflegen, reiten, lieben und besuchen, wann immer Sie möchten. Dieses Gefühl lässt Sie nicht mehr los. Sie fragen den Reitstallbesitzer, ob es zu verkaufen ist, und die Antwort ist vielleicht sogar ein „Ja“.
An dieser Stelle legen wir gemeinsam eine vernünftige Denkpause ein, um sicherzustellen, dass sich Traum und Realität nicht zu weit voneinander entfernen.

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Diejenigen von Ihnen, die bereits ein Pferd haben, können direkt zu ( Kap. 2) übergehen oder hier gern noch ein wenig mehr über die Bedeutung des Wortes „Pferdebesitzer“ lesen.
Zunächst einmal ein Grundsatz vorweg: Egal, mit welcher Motivation Sie dieses wunderschöne Hobby beginnen oder begonnen haben, und unabhängig davon, ob Sie ein Schulpferd, das Pferd eines anderen oder ein eigenes reiten: Sie, der verantwortungsvolle Pferdefreund, sind für das Leben, die Gesundheit und Zufriedenheit des Pferdes in Ihrer Obhut in jeder Hinsicht verantwortlich!
Bevor Sie sich also zu schnell von Gefühlen hinreißen lassen, machen Sie sich die enorme Verantwortung für ein eigenes Pferd bitte in vollem Umfang bewusst. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich möchte Ihnen den Wunsch nach einem eigenen Pferd auf keinen Fall ausreden oder denjenigen unter Ihnen, die bereits stolzer Besitzer sind, die Botschaft vermitteln, dass Sie es lieber gelassen hätten. Nein, im Gegenteil, ich freue mich, dass wir dieselbe Leidenschaft teilen. Was ich aber unbedingt mit diesem ersten Kapitel erreichen möchte, ist, dass Sie sich in Ruhe überlegen, was ein eigenes Pferd wirklich für Sie, Ihr weiteres Leben, Ihren Partner, Ihre Freunde, Ihren Beruf, Ihr Konto und andere Freizeitaktivitäten bedeutet. Lassen Sie uns gemeinsam prüfen, ob ein Pferd wirklich in Ihr Leben passt und ob Sie bereit sind, neben den unzähligen schönen Stunden auch manchmal Opfer zu bringen. Wenn Sie nach gründlicher Überlegung dann immer noch sagen: Ja, ich bin mir sicher, ich möchte ein eigenes Pferd und werde mich, solange es lebt, darum kümmern, dann freue ich mich für Sie – und wir werden gemeinsam herausfinden, welches Pferd am besten zu Ihnen passt. ( Kap. 1.4.1)

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Ich weiß, dass die Liebe zu einem Pferd oder der allgemeine Wunsch nach einem eigenen so stark sein kann, dass das Vernunftdenken ausgeschaltet wird. Beim Kauf meiner Stute Arauka erging es mir damals nicht anders. Das war ein reiner Liebeskauf – den ich zugegebenermaßen in den ersten Monaten oft bereut habe. Bei der Ankaufsuntersuchung sagte mein Tierarzt, als er in meine verliebten Augen sah: „Frau Kronenberg, das Geld für diese Untersuchung können Sie sich eigentlich sparen. Sie würden dieses Pferd doch auch kaufen, wenn es nur drei Beine hätte.“ Wahrscheinlich hatte er Recht. Die ersten Wochen konnte ich vor Stolz kaum schlafen und bin immer wieder zum Stall gefahren, um sie anzusehen. Als junge Vollblutstute aus dem Galopprennsport hatte sie sehr viel Temperament, was mich am Anfang im Umgang und beim Reiten viel Schweiß, weitere schlaflose Nächte und verzweifelte Tränen kostete. Aber mit viel Liebe, Geduld, zunehmender Erfahrung, kompetenter Unterstützung sowie artgerechter Haltung und abwechslungsreicher Arbeit entwickelte sich zwischen uns nach und nach eine vertrauensvolle, innige Beziehung. Lange Zeit bis zu ihrem Tod bekam sie Gnadenbrot, und wir vertrieben uns die Zeit mit Schmusen, Spaziergängen oder leichter Bodenarbeit – und immer noch wird mir warm ums Herz.
Der Kauf aus Liebe ist in diesem Fall gut gegangen, in finanzieller Hinsicht hauptsächlich durch die Unterstützung meiner lieben Eltern.
Es kann auch anders laufen. Um Sie auch zu einem glücklichen Pferdebesitzer mit einem zufriedenen Pferd zu machen, widmen wir uns im Folgenden wieder der vernünftig überlegten Pferdekauf-Entscheidung.

1.2 Die Realität –
Ihre Verantwortung als Pferdebesitzer

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Ihre Verantwortung als Pferdebesitzer beginnt damit, die Entscheidung zum Kauf eines Pferdes erst nach eingehenden Überlegungen zu treffen. Wichtige, zu berücksichtigende Punkte sind:

bulle    der finanzielle Aufwand,
bulle    der tägliche Zeitaufwand und die Dauer der Gebundenheit,
bulle    reiterlicher und theoretischer Ausbildungsstand und
bulle    die Bereitschaft zu persönlichen Einschränkungen.
Da wir diesen Sport mit einem anderen Lebewesen betreiben, sind bestimmte persönliche Voraussetzungen wichtig. Das Pferd und sein Wohlergehen werden von nun an immer an erster Stelle stehen. Dass Sie Tiere und die Natur lieben, davon können wir bestimmt ausgehen, wenn Sie ein eigenes Pferd möchten. Ruhiges, selbstbewusstes Auftreten und innere Ausgeglichenheit sind gut für den Umgang mit Pferden. Zusätzlich sind Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Fairness, Geduld, Verantwortungsgefühl und Selbstdisziplin notwendig. Der Umgang mit den Pferden fördert aber gleichzeitig auch diese Eigenschaften und ist daher besonders für Jugendliche sehr gut. Egoismus ist, wie in jeder Partnerschaft, fehl am Platz. Wissensdurst ist von großem Vorteil, denn Sie müssen nicht nur die Kunst des Reitens erlernen, sondern sich auch eine Menge Informationen rund um das Pferd, seine Bedürfnisse und sein Verhalten aneignen – und als Besitzer noch einiges mehr. Aber da Sie gerade dieses Buch studieren, sind Sie in diesem Punkt ja bereits auf dem besten Weg.
Wenn Sie einen Partner haben, besprechen Sie Ihr Vorhaben unbedingt auch mit ihm, denn auch sein Leben wird davon betroffen sein, z.B. in Bezug auf gemeinsame Zeit, Geld und „Pferdegeruch“ in Wohnung oder Auto.
Eine Bitte an die Eltern: Wenn Ihr Kind mit dem Pony- oder Pferdewunsch zu Ihnen kommt, besprechen Sie dieses Thema offen und ausführlich gemeinsam und klären Sie es über den Umfang der Verantwortung auf. Seien Sie sich darüber bewusst, dass Sie in der „Kümmer-Pflicht“ sind, wenn sich Ihr Nachwuchs mal nicht oder nicht mehr um das Tier kümmern kann oder will. Ist Ihr Kind noch sehr jung, sollten Sie sich sowieso im Umgang mit und der Versorgung von Pferden auskennen, da Sie Ihren Nachwuchs tatkräftig unterstützen müssen. Bedenken Sie auch, dass Sie es je nach Lage des Stalls gegebenenfalls immer dorthin fahren und auch wieder abholen müssen.
Eine Bitte an die Jugendlichen: Ich verstehe euren Wunsch nach einem eigenen Pferd sehr gut, denn auch ich wollte bereits mit zehn Jahren ein eigenes Pferd. Im Nachhinein bin ich meinen Eltern allerdings sehr dankbar, dass sie hart geblieben sind, denn es hätte mir viele tolle Erfahrungen, wie z.B. einen langen Auslandsaufenthalt oder die Ausführung anderer Sportarten/Hobbys, verwehrt. Und mit der wenigen Ahnung, über die meine Eltern und ich zu der Zeit verfügten, hätten wir bestimmt das falsche Pferd gekauft. Bindet euch lieber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auf jeden Fall braucht ihr die Unterstützung eurer Eltern. Euer Taschengeld reicht bei weitem nicht zur Deckung der laufenden Kosten und Anschaffungen aus. Habt daher Verständnis, wenn sie es zu diesem Zeitpunkt, z.B. aus Kostengründen, nicht erlauben. Es gibt andere Möglichkeiten, engen Kontakt zu Pferden zu bekommen ( Kap. 1.3). Viele Besitzer sind dankbar für zuverlässige Hilfe, und so habt ihr die Möglichkeit, erst einmal Erfahrungen auf verschiedenen Pferden zu machen. Zudem bringt euch das unter Umständen reiterlich sehr viel weiter.

Für die Erwachsenen: Die Ethischen Grundsätze

  1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.
  2. Die Haltung des Pferdes muss seinen natürlichen Bedürfnissen angepasst sein.
  3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.
  4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.
  5. Das Wissen um die Geschichte des Pferdes, um seine Bedürfnisse sowie die Kenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind kulturgeschichtliche Güter. Diese gilt es zu wahren und zu vermitteln und nachfolgenden Generationen zu überliefern.
  6. Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.
  7. Der Mensch, der gemeinsam mit dem Pferd Sport betreibt, hat sich und das ihm anvertraute Pferd einer Ausbildung zu unterziehen. Ziel jeder Ausbildung ist die größtmögliche Harmonie zwischen Mensch und Pferd.
  8. Die Nutzung des Pferdes im Leistungs- sowie im allgemeinen Reit-, Fahr- und Voltigiersport muss sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.
  9. Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes. Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden.

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Für die Jugendlichen und Kinder:
Das 1 x 9 der Pferdefreunde

  1. Pferde brauchen Menschen.
    Pferde sind auf uns Menschen angewiesen. Wir Pferdefreunde tragen die Verantwortung dafür, dass es jedem einzelnen Pferd gut geht – auch du.
  2. Pferde müssen richtig versorgt werden.
    Pferde brauchen Wasser und Futter, Licht und Luft, viel Bewegung und Kontakt zu anderen Pferden. Wir Pferdefreunde sorgen dafür, dass es jedem Pferd gut geht – auch du.
  3. Die Gesundheit geht vor.
    Gesundheit und Zufriedenheit des Pferdes sind wichtiger als Erfolg um jeden Preis. Uns Pferdefreunden geht das Wohl jedes einzelnen Pferdes vor – auch dir.
  4. Alle Pferde sind wertvoll.
    Alle Pferde verdienen Pflege und Zuneigung, egal ob jung oder alt, Weidepony oder Turnierpferd, Zuchthengst oder ausgedientes Schulpferd. Wir Pferdefreunde wissen, dass alle Pferde gleich gut behandelt werden müssen – auch du
  5. Pferde und Menschen haben eine lange gemeinsame Geschichte.
    Zwischen Pferden und Menschen besteht seit tausenden von Jahren eine enge Verbindung. Wir Pferdefreunde sind bereit, vom enormen Wissen früherer Zeiten und fremder Kulturen über Pferde zu lernen – auch du.
  6. Pferde sind gute Lehrer.
    Pferde spüren Ungeduld und Unbeherrschtheit. Sie belohnen Freundlichkeit und Geduld. Wir Pferdefreunde lernen gern von unseren Pferden – auch du.
  7. Pferde und Menschen müssen miteinander lernen.
    Pferde und Menschen brauchen für den gemeinsamen Sport eine gute Ausbildung, die nie aufhört. Das wichtigste Ziel für uns Pferdefreunde ist die harmonische Verständigung mit dem Pferd - auch für dich.
  8. Leistungen dürfen nicht erzwungen werden.
    Pferde verfügen über unterschiedliches Talent und Leistungsvermögen. Wir Pferdefreunde respektieren die natürlichen Grenzen eines Pferdes und beeinflussen seine Leistungsfähigkeit nicht durch Gewalt, Zwang und Medikamente – auch du nicht.
  9. Pferde haben ein Recht auf ein würdiges Lebensende.
    Pferde haben ein kürzeres Leben als Menschen. Auch am Lebensende lassen wir Pferdefreunde unser Pferd nicht im Stich und ersparen ihm unnötige Angst, Schmerzen und Qualen.

1.2.1 Was kostet ein eigenes Pferd?

Diese Frage ist genau wie „Wie teuer ist ein Auto?“ oder „Was kostet ein Urlaub?“ bei der Vielzahl von verschiedenen Pferden, Rassen, Reitanlagen, regionalen Preisunterschieden etc. nicht pauschal zu beantworten. Ich kann Ihnen hier also keine feste Summe unter dem Strich nennen, sondern möchte vielmehr einen Kostenüberblick geben. Natürlich sind die unzähligen schönen Stunden, die Sie mit Ihrem Pferd verbringen werden, nicht mit Geld aufzuwiegen, aber dennoch müssen Sie es sich leisten können. Oder wollen Sie Ihr Pferd im Falle einer ernsten Krankheit einschläfern lassen, weil Sie die Operation nicht bezahlen können?

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Tierarztbesuche können sehr teuer werden, aber durch die richtige Auswahl, artgerechte Haltung, Bewegung, Pflege und guten Umgang können Sie viel Geld sparen.

a) Der Anschaffungspreis – einmalig
Der Kaufpreis eines Pferdes richtet sich unter anderem nach Rasse, Alter, Ausbildungsstand, Verwendungszweck, Kaufort/Region, Marktlage und Verhandlungsgeschick. Die genannten Preise (Stand 2017) werden eher für Freizeitpferde aufgerufen, dienen nur der groben Orientierung und können stark variieren. Tiere mit Turniererfolgen oder entsprechender weiterführender Ausbildung kosten natürlich mehr.

bulle Ponys als Beistell-Gesellschafter oder zum Schmusen: ab ca. 1.000,– EUR
bulle Reitponys mit solider Ausbildung und guten Anlagen: ab ca. 3.500,– EUR
bulle Warmblüter mit abgeschlossener Grundausbildung und Potential zur Weiterentwicklung: ab ca. 5.000,– EUR
bulle Vollblüter (die aber für Anfänger-Reiter nicht zu empfehlen sind): ab ca. 3.000,– EUR
bulle Kaltblutpferde: ab ca. 3.000,– EUR, seltenere Rassen wie die Shire Horses aus England sind meist teurer.
bulle Westernpferde-Rassen, wie Quarter Horse: ab ca. 5.000,– EUR

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Da die Ausbildung eines Pferdes nur in die Hände von Fachleuten gehört, geben Sie bei der einmaligen Anschaffung lieber etwas mehr Geld aus und suchen Sie sich ein Pferd mit solider Grundausbildung. Mit einem unausgebildeten Pferd werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht glücklich und verlieren den Spaß. Hinzu kommt das Sicherheitsrisiko, wenn Sie mit dem Tier nicht zurechtkommen.

Unabhängig davon, was Sie schwerpunktmäßig mit Ihrem Pferd machen möchten, sollte es im Hinblick auf seine Ausbildung mindestens

bulle die Reiterhilfen kennen und annehmen,
bulle brav und willig in Schritt, Trab und Galopp sowie den Übergängen gehen,
bulle Dressurgrundlektionen beherrschen, z.B. in der richtigen Haltung und Anlehnung gehen, und
bulle geländesicher sein.

Wenn Sie darüber hinaus Ausbildungsanforderungen an Ihr neues Pferd stellen, z.B. gute Anlagen zur Weiterentwicklung für spätere Turniere oder eine zusätzliche Ausbildung im Springen oder Fahren, wird der Preis natürlich ein wenig höher sein. Da Sie lange Freude mit Ihrem Pferd haben möchten, lohnt es sich auf jeden Fall, vor dem Kauf gut zu überlegen, in welche Richtung Sie gehen möchten. Details zur Pferdeausbildung können Sie ab ( Kap. 5.2) nachlesen.

b) Die Unterbringung – monatlich
Auch bei der monatlichen Stallmiete gibt es eine große Bandbreite, die von Faktoren wie Haltungssystem, Unterbringungsform, Leistungen und Einrichtungen (Niveau) der Reitanlage, Kompetenz des Betreibers, Lage (Stadtgebiet, ländlich, Bundesland) oder auch Pferdetyp (Pony-Stallmieten kosten in manchen Anlagen z.B. weniger als Großpferde-Boxen) abhängt.

bulle Beispiel 1:
Ein kleiner Selbstversorger-Stall ( Kap. 2.3.1): Acht Pferde sind hier im Offenstall untergebracht. Für Fütterung, Einkauf von Kraftfutter, Heu und Stroh, Misten sowie Mistentsorgung müssen Sie selbst, in Kooperation mit der Stallgemeinschaft, Sorge tragen. Diese Form der Unterbringung können Sie schon für etwa 150,– EUR im Monat finden. Der Zeitaufwand ist nicht unerheblich. Solche Anlagen haben selten Einrichtungen wie Reithalle oder Longierzirkel etc. und sind in der Regel recht „einfach“ für Pferd und Mensch gestaltet.

bulle Beispiel 2:
Ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb: Es sind 15 Pensionspferde in Vollpension und Boxenhaltung ( Kap. 2.3.1) untergestellt. Morgens werden sie auf die Weide bzw. den Paddock gebracht, abends wieder in die Box. Es gibt keine Halle, dafür aber einen kleinen Reitplatz und Reitwege in der nahen Umgebung. Der Standard ist niedrig, die Stimmung dafür familiär. Der Preis für die monatliche Stallmiete könnte bei ca. 200,– EUR beginnen.

bulle Beispiel 3:
Eine mittelgroße Reitanlage: Hier leben 40 Pferde in Vollpension, die ebenfalls den Tag draußen auf Weide oder Paddock verbringen. Sie können die komplette Infrastruktur wie Halle 20 x 40 m, Reitplatz 20 x 40 m, Reiterstübchen, Putz- und Waschplatz, Sattelkammer etc. nutzen. Ein Reitwegenetz ist angebunden. Der Standard ist mittel. Dabei kann die Monatsmiete bei rund 250,– EUR beginnen, bei der Nutzung von Paddockboxen und etwas mehr Komfort vielleicht auch bei 300,– EUR.

bulle Beispiel 4:
Eine große Reitanlage: Es sind 50 oder mehr Pferde untergebracht. Die Infrastruktur beinhaltet zusätzlich zu den unter Beispiel 3 genannten Einrichtungen ein Solarium, eine Longierhalle und einen Springplatz. Die Reithalle ist 20 x 60 m groß. Es stehen Weiden zur Verfügung, die in Zweierparzellen unterteilt sind. Sie müssen Ihr Pferd selbst raus- und reinbringen (oder sich mit anderen Einstallern absprechen). Falls diese Aufgabe vom Stallpersonal übernommen werden soll, kostet es vielleicht 60,– EUR monatlich zusätzlich. Sie können Ihr Pferd beim ansässigen Bereiter für einen zu vereinbarenden Betrag weiter ausbilden lassen. Der Gesamteindruck der Anlage ist überaus ordentlich und gepflegt. Manchmal geht es in solchen Anlagen etwas anonym zu. Hier könnte der Preis bei rund 350,–/400,– EUR beginnen.
Die angegebenen Preise stellen nur eine grobe Orientierungshilfe dar, denn je nach Bundesland oder Region kann es zu Abweichungen nach unten oder oben kommen.

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Besuch vom Hufschmied

c) Tierhalterhaftpflichtversicherung – jährlich
Die einzige Versicherung, die Sie auf jeden Fall haben sollten, ist die Tierhalterhaftpflichtversicherung. Nehmen wir für unsere Kostenrechnung einen Jahresbeitrag von realistischen rund 120,– EUR an. Achten Sie auf Leistungsumfang, Deckungssumme und Selbstbeteiligungs-Anteil.
Details zu den Inhalten dieser und weiterer Pferdeversicherungen finden Sie später im Kapitel ( Kap. 1.5).

d) Hufschmied – alle 6 bis 8 Wochen
Ihr Pferd braucht regelmäßig Besuch von einem Huffachmann ( Kap. 3.2.5). Barfußpferden werden alle 6 bis 8 Wochen die Hufe geraspelt und ausgeschnitten. Dafür müssen Sie ca. mit 40,– EUR rechnen. Trägt Ihr Pferd Eisen, müssen diese nach demselben Zeitraum abgenommen, die Hufe ebenfalls ausgeschnitten und geraspelt und neue Eisen wieder aufgebracht werden. Das kostet bei vier Hufen ab ca. 100,– EUR. Benötigt Ihr Pferd speziellen Beschlag, z.B. wegen fehlerhafter Stellung ⇒ L, erhöht sich der Preis je nach Arbeitsaufwand und Material.

e) Tierarzt – mehrmals jährlich
bulle Zur Vorsorge
Für die regulären Gesundheitsvorsorgemaßnahmen wie Impfungen, Wurmkuren und Zahnkontrollen durch den Tierarzt, wie sie ab ( Kap. 3.3) beschrieben sind, rechnen Sie mit ca. 250,– EUR.
bulle Bei Krankheiten/Verletzungen Müssen
Sie den Tierarzt im Krankheitsfall rufen, richtet sich die Höhe des Preises natürlich nach der Art und dem Umfang der Behandlung. Die Rechnung wird selten unter 100,– EUR betragen. Grundlage für die Berechnung bildet die Tierärztliche Gebührenordnung (GOT). Es kann der ein- bis dreifache Satz der aktuellen Ordnung belastet werden, hinzu können Zeitgebühr, Anfahrtsgeld, Laborkosten, Materialverbrauch und Arzneimittel kommen.
Wenn eine Operation ansteht, sind die Kosten meist vierstellig. Bei aufwendigen Operationen, z.B. an Darm, Knochen oder Muskeln, können es leicht um die 3.500,– EUR werden.
Wenn man den Betrag nicht auf einmal bezahlen kann, lohnt sich die Frage nach Ratenzahlung.
bulle Lesen Sie hierzu ( Kap. 1.5.2) „Krankenversicherung".

f) Ausrüstung und Zubehör – nach Bedarf
Manche Pferde werden direkt mit Grund-Ausstattung verkauft. Ist das nicht der Fall, kalkulieren Sie für diese Anschaffungen einen vierstelligen Betrag ein. Details zu den Ausrüstungsgegenständen finden Sie im entsprechenden Kapitel ab ( Kap. 5.4).
bulle Sattel

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