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Schöne Aussicht | |
Grün & fair: für ökologische oder faire Aspekte | |
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zeigt, wo′s langgeht, mit Tourenverlauf und Offline-Karte
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clever und schnell auf dem Smartphone – tagesaktuell. Events, News und neueste Insider-Tipps
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Der Ort der Fensterstürze und kafkaesken Eingebungen ist heute Regierungssitz des Staatspräsidenten zur Karte (siehe auch »)
Die malerische Gasse führt an der Innenmauer der Burg entlang zur Karte (siehe auch »)
Romantischer Park auf der Halbinsel zwischen Teufelsbach und Moldau. Ideal für Spaziergänge zur Karte (siehe auch »)
Stein gewordene Erinnerung und auch ein Denkmal einer untergegangenen Welt zur Karte (siehe auch »)
Wo der Legende nach der Golem hauste, feiert Prags jüdische Gemeinde bis heute ihre Gottesdienste zur Karte (siehe auch »)
Verweilstätte mit Straßenmusik, Kiosken und atemberaubender historischer Kulisse zur Karte (siehe auch »)
Wo Möwen schreien, Studenten singen und die Moldau rauscht zur Karte (siehe auch »)
In der hoch gelegenen Parkanlage fanden die Komponisten Bedřich Smetana und Antonín Dvořák ihre letzte Ruhestätte zur Karte (siehe auch »)
Korso der großen Illusionen, kleinen Ganoven und Meilensteine tschechischer Geschichte zur Karte (siehe auch »)
Die Stärke des Cafés sind seine Ausblicke: mit Schlagobers und Moldaublick auf der Spur der Literaten zur Karte (siehe auch »)
Spitzenküche mit Spitzenblick: Prags höchstgelegenes Esszimmer bietet garantiert knödelfreie Haute Cuisine auf der Dachterrasse in 109m Höhe. Zu dem Vorstadt-Büroturm verirrt sich ganz sicher kein Touristenbus zur Karte (siehe auch »)
Traditionsreicher Markt, auf dem fast jeder etwas für sich findet zur Karte (siehe auch »)
500 Jahre Brautradition locken Touristen und Prager gleichermaßen in das Traditionslokal zur Karte (siehe auch »)
Der legendäre Club, in dem schon zahlreiche Jazzstars auftraten, trug viel dazu bei, dass Prag bis heute als Jazzmetropole gilt zur Karte (siehe auch »)
Der Moldauhügel mit dem tollen Panorama und dem kleinen Eiffelturm-Nachbau ist ein beliebtes Naherholungsgebiet zur Karte (siehe auch »)
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Von allen Insider-Tipps finden Sie hier die 15 besten
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Der berühmteste Prager? Nein, nicht Karel Gott: Schon seit Jahrhunderten pilgern die Gläubigen aus aller Welt zum Jezulátko, einer 45cm großen Wachsfigur in der Maria-Siegreich-Kirche, besonders verehrt in Südamerika und Indonesien
Nach der Wende hätten Hamburger die chlebíčky beinahe verdrängt, doch glücklicherweise haben die köstlichen, mit Mayonnaise getränkten Häppchen überlebt. Modern, weil mit magerer Mayo, und sehr lecker sind sie im Sisters
Kunst und Design, Schrilles und Schräges in ehemaligen Industriebauten: Das DOX ist Prags größte Galerie für zeitgenössische Kunst. Ein Café und ein Designshop gehören dazu
Prag war eine Insel der deutschsprachigen Literatur: Daran erinnert eine winzige, aber spannende Ausstellung im Prager Literaturhaus
Geschäfte, Kino, Ballsaal und Club: Als die Lucerna-Passage Anfang des 20.Jhs. gebaut wurde, waren Multifunktionskomplexe noch Avantgarde (Foto)
Jedes Jahr im November gibt sich die Theaterelite aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beim deutschsprachigen Theaterfestival ein Stelldichein in Prag
Wer ins Myſák einkehrt, darf keine Angst vor Kalorien haben: klassisches Sahnetortenparadies im sanft modernisierten Retrostil
Bringt die Prager Nächte zum Leuchten: Das Elektronik-Multitalent Aid Kid kann den Flow – live und auf Vinyl
Wo zu kommunistischen Zeiten Agenten die westlichen Botschaften überwachten, zücken heute Touristen ihre Kameras: Der Glockenturm der St.-Niklas-Kirche bietet einen tollen Ausblick (Foto)
Die gute alte böhmische Küche: Im Lokál gibt es sie noch – oder vielmehr wieder. Prima Kneipe im Retrostil der 1960er-Jahre mit bestickten Gardinen und einfachen Holzbänken
Die Stadtführer von Corrupt Tours zeigen Touristen Schauplätze großer Schmiergeldaffären: sarkastisch, witzig und informativ!
Die malerischen Häuschen des Viertels Neue Welt (Nový Svět) sind nur einen Katzensprung von den Palästen rund um die Burg entfernt
Packende kleine Ausstellung im Museum des Widerstands: 1942 versteckten sich die Attentäter auf Reinhard Heydrich in der Kyrillos-und-Methodios-Kirche, bis das Gotteshaus von SS-Männern gestürmt wurde
Die modernen Ringe, Ketten und Armreifen der Marke Belda lassen vor allem die Herzen von Schmuckliebhaberinnen höher schlagen
Witziger Zwischenstopp: Im historischen Spiegellabyrinth auf dem Petřín lassen sich die schrägsten Urlaubsbilder machen
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Neues entdecken und den Geldbeutel schonen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Fanfaren, Gleichschritt, Uniformen: Die tägliche Große Wachablösung der Burgsoldaten des Hradschin um Punkt zwölf Uhr können Sie hautnah und kostenfrei miterleben
An heißen Tagen sind die Holzbänke unter den Kastanienbäumen des Biergartens auf der Letná-Ebene rappelvoll – und die Wiese nebenan ebenso. Das frisch gezapfte pivo (Bier) gibt’s für einen Euro im Plastikbecher an einem Büdchen. Gute Stimmung und einen sensationellen Blick auf die Altstadt bekommen Sie gratis dazu serviert
Ein Besuch im Goldenen Gässchen, in dem auch Franz Kafka einst wohnte, ist Pflicht. Wenn Sie dem Gedränge zwischen den kleinen Läden aus dem Weg gehen wollen, kommen Sie nach Feierabend: ab 16 Uhr im Winter bzw. 17 Uhr im Sommer. Das Beste: Dann müssen Sie noch nicht einmal Eintritt bezahlen
124 m lang, 60 m breit, 33 m hoch: Der St.-Veits-Dom ist Tschechiens größte und wichtigste Kirche. Seinen vorderen Bereich kann man umsonst betreten – und bekommt von dort einen tollen Einblick in den gotischen Sakralbau
Auf dem Ehrenfriedhof des Landes liegen Smetana, Dvořák und zahlreiche andere Persönlichkeiten begraben. Viele der rund 200 Grabstätten sind kleine Kunstwerke, der Spaziergang gleicht einem kostenlosen Museumsbummel
Am schönsten ist Prag von der Moldau aus gesehen. Mit den winzigen und witzigen Linien-Fähr-bötchen gibt’s Flussfeeling schon zum Preis eines Metrotickets!
Das erleben Sie nur hier
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Im Jüdischen Viertel erleben Sie das Prag vergangener Jahrhunderte. Wenn Sie bei Dunkelheit durch die kopfsteingepflasterten Gassen spazieren, können Sie sich lebhaft vorstellen, wie Ihnen hinter der nächsten Ecke der Golem begegnet
Es gibt nicht mehr viele Kneipen rund um den Altstädter Ring, in denen sich Einheimische wohlfühlen. Im U parlamentu ist das anders – und deshalb ist hier immer was los
Seit dem Mittelalter existiert der Havelmarkt im Schatten der gleichnamigen Kirche. Auch wenn mittlerweile mehr Kunst und Schmuck als Obst und Gemüse im Angebot sind: Gehandelt wird hier wie einst
Die Tschechen seien Meister im Improvisieren, heißt es, auch in der Musik. Und so eilt Prag der Ruf voraus, eine Jazzstadt zu sein. Wer die Besten der einheimischen Szene hören will, ist im gemütlichen Kellerclub Agharta an der richtigen Adresse
Zu seiner Heimatstadt hatte Franz Kafka ein mehr als schwieriges Verhältnis – und die Tschechen taten sich ihrerseits lange schwer mit dem deutschsprachigen Autor. Im Franz-Kafka-Museum kann man tief in die Lebenswelt des Schriftstellers eintauchen
Touristen, Straßenmusiker, Händler – die Karlsbrücke platzt tagsüber aus allen Nähten. Trotzdem fasziniert das mittelalterliche Bauwerk bis heute. Im Morgengrauen oder in der Dämmerung können Sie die Moldauquerung in Ruhe genießen
Schon mal einen Laternenpfahl besichtigt? Dann wird’s aber Zeit: In Prag, der Welthauptstadt des Kubismus, steht der einzige kubistische Kandelaber der Welt, seltsame Blüte der kantigen Bau-Mode
Aktivitäten, die Laune machen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Im Programmkino Světozor werden internationale Filme in der Regel im Original und tschechische oft mit englischen Untertiteln gezeigt
Ein wahres Universum der Technik entfaltet sich auf fünf Etagen im Technischen Nationalmuseum und beweist, dass Tschechien schon immer ein Land einfallsreicher Tüftler und genialer Konstrukteure war
Wenn’s draußen ungemütlich ist, vertreiben im Café Louvre Kuchen und kleine Köstlichkeiten sowie fünf große Pool-Billard-Tische die schlechte Laune
Wie stellt man „flüssiges Gold“ her? Im kleinen Biermuseum finden Sie Antworten auf alle Fragen zum Nationalgetränk Bier
Wenn der Regen Sie bei einem Burgbummel überrascht, lösen Sie rasch ein Ticket für den Vladislav-Saal. Faszinierend sind die verschlungenen Gewölberippen, die den Raum überspannen
Ein mehrtägiger Dauerregen? Dann kommen Sie öfters zum Bummeln ins Palladium. In den fast 200 Geschäften und 30 Bars und Restaurants des Einkaufszentrums finden Sie für jeden Geschmack etwas
Die Straßenbahnlinie 22 lässt kaum eine Sehenswürdigkeit aus: Ob Nationaltheater oder Hradschin, Karlsplatz oder Wallenstein-Garten – steigen Sie einfach in diese Tram
Durchatmen, genießen und verwöhnen lassen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Der Kubismus ist typisch für Prag. Im Grand Café Orient bleiben Sie einfach sitzen und sehen sich um – schon tauchen Sie tief in diesen Stil ein. Hier ist von den Lampen bis zum Porzellan alles durch und durch kubistisch – und trotzdem gemütlich
Platz nehmen, zurücklehnen und genießen: Ein Konzertabend im Rudolfinum garantiert höchstes künstlerisches Niveau und damit ein unvergessliches Erlebnis
Gedränge auf der Nationalstraße, Hektik auf dem Wenzelsplatz: Wenn Ihnen das zuviel ist, machen Sie einen Abstecher in den Franziskanergarten, und gönnen Sie sich eine Verschnaufpause
Bier lässt sich nicht nur kühl genießen: Bierbäder sind ein ganz neuer Trend und sollen den gestressten Körper wieder entspannen – Wellness in Hopfen und Malz
Eine historische Folterkammer zum Entspannen? Im Wellnessbereich des Hotels Hoffmeister gibt es das tatsächlich. Ein doppelter Genuss ist dabei die Massage mit Schokolade
Es ist ein Ort zum Innehalten: der Granitsockel des längst abgerissenen Stalin-Denkmals. Hier können Sie Beine und Seele baumeln lassen und dabei die Sicht über Moldau und Altstadt genießen
Weg mit überfüllten Ausflugsdampfern! Einfach mal der eigene Kapitän sein und im Tretboot auf den Moldauwellen schaukeln
Entdecken Sie Prag!
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Nī hāo, hallo, lieber Leser! Sie sind Chinese? Jung verheiratet, auf den Flitterwochen? Dann ist es kein Wunder, dass Sie in einem Prag-Führer blättern – denn Sie sind der neue Trend-Traveller in Prag! Die tschechische Hauptstadt gehört zu den schönsten Städten der Welt, und das spricht sich inzwischen auch auf der anderen Seite des Erdballs herum. Immer mehr Besucher kommen von wirklich weit her. Dabei fasziniert die Touristen aus Asien an Prag genau das Gleiche wie die Euro-Weekender aus den nahen Nachbarländern: die märchenhafte Stadtkulisse voller Kirchen und Paläste, die majestätische Karlsbrücke mit ihrer spektakulären Statuengalerie, die romantischen Winkel, verstecken Gärten und stillen Gässchen. Doch Prag ist alles andere als ein betuliches Museum: Lassen Sie sich im Zentrum vom quirligen internationalen Leben mitreißen oder entdecken Sie die junge Szene in den aufblühenden Vorstädten. Boutiquen, Bars und Bistros, aber auch brave Bürger im Bierdunst – Prag ist eine Stadt im Wandel, eine Stadt mit vielen Gesichtern. Und dabei immer noch erfreulich günstig. Vor allem, wenn man nicht eigens aus Asien anreisen muss.
Heute ist Prag die Hauptstadt eines kleinen Landes mit gerade einmal 10 Mio. Einwohnern, eine Metropole aus der zweiten Reihe – doch das war nicht immer so. Zweimal wurde von hier aus halb Europa regiert. Unter Kaiser Karl IV. wuchs Prag im 14. Jh. zur damals größten Stadt des Kontinents heran, zu einem Machtzentrum, einem Mekka der Künste und zur Hauptstadt des Heiligen Römisch Reichs. Karlsbrücke, Universität oder die komplette (gar nicht so neue) Neustadt – vieles im Bild und im Leben der Stadt erinnert bis heute an diesen großen Herrscher, auch wenn dessen Zeit schon sieben Jahrhunderte zurückliegt. Den zweiten Boom erlebte Prag an der Wende vom 16. zum 17. Jh. unter dem sonderlichen, kunstversessenen Habsburger Rudolf II., der seinen Kaiserthron auf dem Prager Hradschin aufstellen ließ. Der Adel des Reichs tat es ihm nach – die Ansammlung prachtvoller Palais im Renaissance- und Barockstil rund um die Burg und auf der Kleinseite zeugen bis heute von dem Wettbewerb, dem Kaiser möglichst nahe zu sein. In den folgenden Jahrhunderten sank die Bedeutung Prags – für das Stadtbild war gerade das ein Segen. Was anderenorts durch Modernisierungen zerstört wurde, blieb in Prag erhalten. Heute besitzt die Stadt eine der weitläufigsten Denkmalzonen Europas, fast das ganze Zentrum gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Der Hradschin gilt als die größte geschlossene Burganlage weltweit. Für die Prager ist das die Erinnerung an ihre europäische Tradition. Es bringt sie deshalb schnell auf die Palme, wenn jemand ihre Stadt in Osteuropa verortet. Sie selbst sehen sich im Herzen des Kontinents, in Mitteleuropa.
Typisch mitteleuropäisch sind auch die vielfältigen kulturellen Wurzeln Prags. Über Jahrhunderte lebten in der Stadt Tschechen, Deutsche und Juden neben- und miteinander. Das Zusammenleben war kompliziert und voller Spannungen, aber oft auch überaus fruchtbar. Es war gerade dieser der Dreiklang der Kulturen, der Prag zu Beginn des 20. Jhs. zu einer der geistigen Schnittstellen Europas werden ließ. Die Namen zahlreicher Schriftsteller stehen beispielhaft für diese Epoche: Franz Kafka, Egon Erwin Kisch und Rainer Maria Rilke sind in Prag geboren und schöpften aus der Atmosphäre der Stadt, unter den Tschechen stehen ihnen etwa „Schwejk“-Erfinder Jaroslav Hašek und der spätere Literatur-Nobelpreisträger Jaroslav Seifert zur Seite, oder die Brüder Josef und Karel ěapek. Letzterem reichte ein einziges Wort zum Weltruhm: Dem künstlichen Menschenautomaten gab er in seinem Drama „W. U. R“ erstmals den heute weltweit gültigen Namen Roboter, nach dem tschechischen Wort robot, Fronarbeit.
Die Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Hitlers Wehrmacht, der Zweite Weltkrieg, der Holocaust und im Anschluss die Vertreibung der Deutschen beendeten die einzigartige kulturelle Vielfalt Prags auf grausame Weise. Ihre Spuren sind heute nur noch zu erahnen, wenn man durch das alte jüdische Viertel streift oder deutsche Straßennamen an Altstadtfassaden entdeckt. Heute sind die Tschechen in der 1,2-Mio.-Stadt weitgehend unter sich, allenfalls begleitet von den Slowaken, von denen viele nach der Teilung der Tschechoslowakei 1993 hier blieben oder der Arbeit wegen kamen. Die größten nationalen Minderheiten sind heute die knapp 50 000 Ukrainer, meist junge Männer, die als Gastarbeiter die zahlreichen Prager Baustellen am Laufen halten, und die rund 10 000 Vietnamesen, die mit ihren typischen kleinen Geschäften, Tante Emma-Laden und Spätkiosk zugleich, die Stadt zusammenhalten.
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Das internationale und weltoffene Flair der Stadt ist vor allem den Touristen zu verdanken. Prag ist eine der meistbesuchten Städte Europas. Im Durchschnitt kommen 19 000 Besucher pro Tag, 17 Mio. im Jahr: Rucksack- und Studienreisende, Pauschaltouristen und Schülergruppen, Familien, Rentner und Liebespaare – magisch angezogen von den romantischen Gassen und malerischen Winkeln. Auf den Straßen trifft man am häufigsten Gäste aus Deutschland, Russland und den USA. Vor dem Prager Jesulein beten aber auch Pilgergruppen aus Südamerika, und immer mehr Besucher kommen gerade aus Asien – Romantik-Blockbuster haben in China und Korea Prag noch vor Paris zur Traumstadt der Liebe werden lassen. Chinesische Hochzeitspaare, die sich mit Vorliebe auf dem Burgvorplatz fotografieren lassen, legen davon Zeugnis ab.
Nicht nur für Hochzeitsfotos ist der Hradschinplatz ideal – Prag liegt einem hier zu Füßen, das Panorama ist atemberaubend, und ungezählte Kirchturmspitzen machen klar, woher der Beiname des „hunderttürmigen Prag“ kommt. Was in der Stadt fehlt, sind nur die Gläubigen. Die Tschechen sind stolz auf den Titel des atheistischsten Volks in Europa; gut drei Viertel haben mit Gott und der Kirche nichts am Hut. Womöglich eine Reaktion darauf, dass der Streit zwischen den Konfessionen über Jahrhunderte die Geschichte der Prags bestimmt hat – mit Konsequenzen für den ganzen Kontinent. Eine handgreifliche lokale Spezialität waren dabei die Prager Fensterstürze. Beim ersten wurden 1419 mehrere katholische Ratsherren von aufgebrachten protestantischen Hussiten aus einem Fenster des Neustädter Rathauses befördert – Auftakt für die Hussitenkriege. Das Prager Arbeiter- und Kneipenviertel Žižkov trägt heute noch den Namen des einäugigen Hussitenführers Jan Žižka, der von hier aus die aufständische Stadt bauernschlau gegen das kaiserliche Heer verteidigte. Auf dem nahen Vítkov-Hügel ist er stolz in einer der größten Reiterstatuen der Welt verewigt. Auch beim zweiten Prager Fenstersturz ging es um konfessionelle Spannungen. Wütende Protestanten warfen 1618 zwei katholische Adelige aus der Prager Burg. Zwar überlebten die den 16 m tiefen Sturz – angeblich weil der direkt in einen weichen Abfallhaufen führte. Doch mit diesem Fenstersturz begann der Dreißigjährige Krieg, ein Religionskrieg, der ganz Europa verwüstete. Als 1648 der Westfälische Friede geschlossen wird, waren auch Böhmens Städte zerstört und rund die Hälfte der Einwohner getötet. Die Katastrophen des 20. Jhs. kommen dann schon ohne Gott aus: Im März 1939 marschieren Hitlers Truppen in Prag ein – der Auftakt zu Weltkrieg und Völkermord. Und im August 1968 walzen Panzer des Warschauer Pakts den Prager Frühling nieder und beenden den Traum von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, wie ihn die Tschechen und Slowaken unter Alexander Duběek erhofft hatten.
Doch auch positive Signale gingen von Prag aus, beispielsweise mit der Gründung der ersten Universität Mitteleuropas durch Karl IV. im Jahr 1348. Um 1600 galt der Hof von Rudolf II. mit den Astronomen Johannes Kepler und Tycho Brahe als eine Hochburg der Naturwissenschaften und ein Mekka der freien Künste. Aus einer Prager Adelsfamilie stammt Berta von Suttner, die Friedensaktivistin und erste Friedensnobelpreisträgerin. Und im November 1989 schließlich führten die unblutigen Massendemonstrationen der Samtenen Revolution zum Rücktritt der kommunistischen Regierung und machten den Weg frei für einen gesellschaftlichen Neuanfang unter der Führung von „Dichterpräsident“ Václav Havel.
Ein Vierteljahrhundert nach der Wende steht fest: Die Rückkehr Prags nach Europa ist geglückt. Mit einer Wirtschaftsleistung von rund 170 Prozent des EU-Durchschnitts gehört die Stadt zu den zehn reichsten Regionen der Union. Die alten Industrievororte Karlín und Smíchov haben sich zu Bürostädten und Szenetreffs gemausert, die Region punktet mit ihrer großen industriellen Tradition, guter Ausbildung und pfiffigen Start-ups. Die Löhne in der Hauptstadt sind mit durchschnittlich 1400 Euro brutto zwar immer noch niedrig, doch dafür herrscht praktisch Vollbeschäftigung, und in puncto Lebenshaltungskosten gehört die Stadt zu den günstigsten Metropolen Europas. Eine Fahrt über das Land macht aber schnell deutlich: Prag ist nicht Tschechien – jenseits des Prager Speckgürtels sinkt der Lebensstandard rapide, und die Probleme wachsen. In der Provinz sind die Prager daher nicht immer gut gelitten.
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Die Modernisierung und Neuerfindung der Stadt nach 1989 hat Prag in einem Tempo vollzogen, das manchem Bewohner den Atem raubt. Wo gestern noch ein kleines Lebensmittelgeschäft war, sitzt heute eine Sushibar, aus der Kneipe nebenan ist eine coole Lounge geworden und aus dem traditionsreichen Kleinseitner Café eine Starbucks-Filiale. Doch die Zeit, in der immer neue Zweigstellen der großen Fast-Food- und Modeketten der Ausdruck von Aufbruch und Aufschwung waren und junge Familien von einem Reihenhaus in den rasch wachsenden Satellitenstädten im Speckgürtel träumten, sind vorbei. Die Prager erobern ihre Stadt zurück – kreativ und mit Pfiff. In leer stehenden Industriearealen entstehen Ateliers, Kunstzentren und CoWorking-Spaces, kleine Cafés und Bars sind die Kristallisationspunkte für neues urbanes Leben in den Vierteln. Jung-Cafetier Ondřej Kobza verteilt Straßenpianos in den Gassen, und mit Märkten und Gastrofestivals oder der Partymeile Náplavky nehmen die jungen Prager auch den öffentlichen Raum ihrer Stadt wieder in Besitz.
Das junge Leben und die alte Stadt – Tradition und Moderne sind in Prag keine Gegensätze. In den engen Gassen und stillen Winkeln zwischen den Palästen von Altstadt und Kleinseite haben sich Mystik und Magie der Stadt erhalten. Das Gewirr der versteckten Gässchen ist wie geschaffen dafür, den Reiseführer zuzuschlagen und sich in ziellosen Spaziergängen in der Atmosphäre Prags zu verlieren. Wenn im November Nebelschwaden über den Plätzen hängen, dann wirkt in Prag die Vergangenheit intensiver als die Gegenwart. Eine „Verführerin mit tausend Schleiern“ hat der aus Tschechien stammende Filmregisseur Miloš Forman die Stadt Prag einmal genannt. Ihren unwiderstehlichen Reiz hat sie bis heute behalten.
In Prag gibt es viel Neues zu entdecken.Das Spannendste auf diesen Seiten
Die Szene hört wieder schwarz! Dreißig Jahre nach ihrem Tod ist die klassische Vinyl-Schallplatte angesagter als je zuvor – und das Presswerk in Loděnice bei Prag mit knapp 25 Mio. Platten jährlich der weltgrößte Hersteller. In den 90ern hatte man es hier einfach nicht übers Herz gebracht, die alten Pressen selbst in die Presse zu schicken. Als der Plattenboom dann wieder anrollte, waren die Tschechen die einzigen, die Vinyl noch in großem Stil konnten. In zahlreichen Prager LP-Shops, z. B. Phono (Opatovická 24) oder Rekomando (Trojanová 2), gibt es alles, was satt auf dem Teller liegt. Nicht zu übersehen ist die heimische Szene – die Top-Tipps: der junge Elektro-Poet und Vinyl-Award-Gewinner AidKid (www.aidkid.cz) und der Klangakrobat Floex (www.floex.cz) mit seinen breiten Soundlandschaften. Passender Ausklang: die Vinyl Bar (U Milosrdných 10)
Echtes erdverbundenes Essen statt Convenience Food aus dem Kühlregal – auch die Prager entdecken, was wirklich schmeckt. Am liebsten auf den farmarské trhy, den Bauernmärkten. Bioladen goes open air, lautet das Motto – undogmatische Shopping-Landlust mitten in der Stadt: Hier gibt es knackiges Gemüse, frischen Käse, Fleisch vom Hof – und oft auch eine kräftige Kleinigkeit als Mittagssnack oder einfach mal einen schnellen Espresso unter freiem Himmel. Die Samstagsmärkte am Náplavka-Kai (Mitte Feb. –Mitte Dez. Sa 8–14 Uhr | Rašínovo nábřeží ) und in Dejvice (Sa 8–14 Uhr | Vítězné náměstí | Metro A Dejvická) sind zugleich Treffpunkt für die junge Szene der Stadt. Unter der Woche kauft man Frisches am Tylovo náměstí (März–Nov. Di–Fr 9–18 Uhr) und am Náměstí Jiřího z Poděbrad (Feb.–Mitte Dez. Mi/Do 8–18, Fr 8–14 Uhr).
Prag tickt grün. Die Hauptstädter setzen auf Hosen aus Hanf, Seife mit Bio-Olivenöl und Lavendel sowie köstliche Sandwiches aus selbst gezogenem Gemüse. Lassen Sie sich von dem Trend mitreißen! Bei Botanicus (Týn 3) decken Sie sich mit Lotionen, Essig oder Kerzen ein, allesamt mit Inhaltsstoffen, die vor Prags Toren angebaut werden. Bei Brána k dětem (Návpláni 11) gibt es alles, was Kinder glücklich macht, in „bio“. Außerdem Klamotten aus Bambus, Hanf oder Bio-Baumwolle für die ganze Familie. Einen rein veganen Shoppingstopp können Sie in einer der Filialen der Restaurantkette Loving Hut (Jungmannova 18 | Londýnská 35) einlegen. Hier gibt es z. B. veganes Sushi. Wer nur einen schnellen Bissen will, geht zu Country Life (Československé armády 30 | Melantrichova 15): Bio-Imbisskette mit vegetarischen Speisen zu kleinen Preisen.