Douglass, Sara Das Vermächtnis der Sternenbraut

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Übersetzung aus dem Englischen von Marcel Bieger

 

ISBN 978-3-492-98407-2

© Sara Douglass 1996

Die australische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Starman. Book Three of The Axis Trilogy«, bei HarperCollins Publishers, Sydney 1996

Der vorliegende Roman ist der 1. Teil von »Starman. Book Three«

© deutschsprachige Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 2004, 2018

Covergestaltung- und motiv: Tanja Winkler

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Auch diesen Band des Zyklus Unter dem Weltenbaum widme ich Lynn, Tim und Frances. Danken möchte ich Louise Thurtell und Fiona Daniels von HarperCollins für ihre intensive Verlagsarbeit. Ein Lächeln und ein Gruß seien Johann Pachelbel zugedacht, dessen sehnsuchtsvoller Kanon in D-Dur mich beim Schreiben begleitete.

 

Dieser Roman ist der Angelpunkt, und er soll an Elinor erinnern, die zu einer Zeit starb, als sie und ich noch viel zu jung waren.

 

Courage my Soul, now learn to wield

The weight of thine immortal Shield.

Close on thy Head thy Helmet bright.

Ballance thy Sword against the Fight.

See where an Army, strong as fair,

With silken Banners spreads the air.

Now, if thou bee'st that thing Divine,

In this day's Combat let it shine:

And shew that Nature wants an Art

To conquer one resolved Heart.

Andrew Marvell,

A Dialogue Between The Resolved Soul,

and Created Pleasure

WAS BISHER GESCHAH

In einem fernen Land lebten einst vier Völker friedlich nebeneinander, bis die Menschen durch einen fanatischen Religionskrieg die drei nichtmenschlichen Rassen nahezu ausrotteten und sich zu alleinigen Herren der Welt aufschwangen.

 

Aber eine uralte Weissagung lebt fort. Sie besagt, daß eines Tages der Sternenmann als Erlöser erscheinen und seine ganze Kraft darauf verwenden wird, die entzweiten Völker zu einen. Axis, königlicher Bastard und Anführer der legendären Axtschwinger, ahnt, daß er dieser Sternenmann ist.

 

Axis und sein Halbbruder Bornheld stehen in Feindschaft zueinander und begehren dieselbe Frau: die bezaubernde Faraday, Bornhelds Verlobte. Doch dann begegnet Axis der schönen Bogenschützin Aschure und nimmt sie zur Geliebten. Als ihr gemeinsamer Sohn zum Erben ausgerufen wird, erfährt auch Faraday von der geheimen Beziehung. Großmütig gibt sie Axis frei und erlebt von ferne, wie er seinen göttlichen Auftrag erfüllt.

 

Für die Dauer eines Winters sollen die Waffen ruhen zwischen Axis und Bornheld. Es gilt, den Zerstörer der Prophezeiung niederzuringen. Während Axis auszieht, um gegen mörderische Greifen und anderes Gezücht zu kämpfen, verwaltet seine Gefährtin Aschure die Stadt Sigholt. Hier strömen Tausende von überallher zusammen, setzen die Pläne des Axtherrn in die Tat um und errichten das einstige Reich Tencendor von neuem.

 

Bornheld indes befürchtet, seine Macht könnte schwinden und Axis über ihn triumphieren. Und so befiehlt er, Dörfer dem Erdboden gleichzumachen und die Bewohner gnadenlos niederzumetzeln, wenn sie sich als Anhänger des Sternenmanns bekennen. Schließlich bricht er den Waffenstillstand und rüstet einmal mehr gegen den verhaßten Bruder. Schließlich stehen sich Axis und Bornheld gegenüber, der eine nach gerechterer Ordnung strebend, der andere von Machtgier besessen. Es kommt zum tödlichen Zweikampf …

DIE PROPHEZEIUNG DES ZERSTÖRERS

Es werden erblicken das Licht der Welt

Zwei Knaben, blutsverbunden.

Der eine, im Zeichen von Flügel und Horn,

Wird hassen den Sternenmann.

Im Norden erhebt der Zerstörer sich,

Treibt südwärts die Geisterschar.

Ohnmächtig liegen Mensch und Flur

In Gorgraels eisigem Griff.

Um der Bedrohung zu widersteh'n,

Löst das Lügengespinst um den Sternenmann,

Erweckt Tencendor und laßt endlich ab

Von dem alten, unseligen Krieg.

Denn wenn es Pflug, Flügel und Horn nicht gelingt,

Die Brücke zum Verstehen zu finden,

Wird Gorgrael, folgend seinem Ruf,

Zerstörung über euch bringen.

 

Sternenmann, hör mir gut zu!

Deine Macht wird dich töten,

Solltest du sie im Kampf einsetzen,

Eh' sich erfüllt, was geweissagt ist:

Die Wächter werden auf Erden wandeln,

Bis Macht ihre Herzen verdirbt.

Abwenden wird sich ein Mädchen voll Gram

Und entdecken die Alten Künste.

Ein Weib wird selig umfangen des Nachts

Den Mann, der den Gatten erschlug.

Uralte Seelen, längst schlummernd im Grab,

Im Land der Sterblichen werden sie singen.

Die erweckten Toten gehen schwanger

Und werden das Grauen gebären.

Eine dunklere Macht wird sich erweisen

Als Bringer des Heils.

Und strahlende Augen von jenseits des Wassers

Erschaffen das Zepter des Regenbogens.

 

Sternenmann, hör zu, denn ich weiß,

Mit diesem Zepter vermagst du

Gorgrael in die Knie zu zwingen,

Sein Eis zu zerbrechen.

Aber selbst mit der Macht in Händen

Wird dein Weg niemals gefahrlos sein.

Ein Verräter des eigenen Lagers

Wird sich wider dich verschwören.

Verdränge den Schmerz der Liebsten,

Nur so entgehst du dem Tod.

Haß heißt die Waffe des Zerstörers.

Doch hüte dich, es ihm gleichzutun.

Denn Vergebung ist der einzige Weg,

Tencendors Seele zu retten.

1 DER TAG DER MACHT

Endlos währte der Tag, jener Tag, an dem Axis erst versuchte, Aschure zu töten, und sie schließlich heiratete. Der Tag war angefüllt mit einer Energie, die Leben zu umhüllen und zu verändern vermochte. Die Macht der Zauberin – noch unerprobt und ungezügelt – hatte den Morgen beherrscht. Und nun, als die Zauberin lächelte und ihren ihr eben angetrauten Gemahl küßte, wartete ihre neue Kraft verhalten.

Als aber der Riegel, der Aschures Macht und ihrem Wesen vorgeschoben worden war, an jenem Tag gesprengt wurde, waren auch andere Tore aufgeflogen, hatten sich auch andere Kräfte in Bewegung setzen können, und die Prophezeiung hieß nicht alle von ihnen willkommen.

Als die Zauberin sich ihrem Gemahl dann entzogen hatte und die Wärme und Liebe entgegennahm, die ihr die Freunde und ihre Familie darboten, machte sich eine neue Macht auf den Weg, das Land von Tencendor zu durchziehen.

Es würde ein endlos langer Tag werden.

 

Axis zog den Ring der Ersten Zauberin aus der Geheimtasche seines Gewandes. Er hielt ihn in die Höhe, auf daß alle im Raum Anwesenden ihn sehen konnten, und steckte ihn Aschure auf den Mittelfinger der linken Hand. Der Reif paßte genau, so als sei er nur für diese Frau und für diesen Finger geschaffen worden.

»Willkommen im Haus der Sterne, um auf immer an meiner Seite zu stehen, Zauberin. Mögen wir von nun an alle Wege gemeinsam gehen.«

»Auf immer?« entfuhr es der Torwächterin. »Ihr und die Zauberin? Auf ewig? Wie Ihr wünscht, Sternenmann, ganz wie Ihr wünscht.«

Sie lachte, nahm zwei Kugeln aus einer der Schalen, die auf dem Tisch standen, und musterte sie.

»Auf ewig«, murmelte die Mutter Zecherachs und legte die beiden zu den übrigen sieben funkelnden Kugeln.

»Jetzt sind es die Neun. Der Kreis ist vollendet. Endlich … endlich!«

Sie verfiel in Schweigen und versank tief in Gedanken. Ihre Finger zitterten. Er hatte bereits ein Kind, und weitere würden folgen. Und dann … das andere.

Die Torwächterin hielt eine Hand über eine der Schalen, griff dann hastig hinein und brachte vier weitere Kugeln zum Vorschein. Die ließ sie auf den Haufen sanft schimmernder Goldperlen fallen, die jene darstellten, welche nicht durch das Tor gehen mußten. Die Niederen.

»Und jetzt noch eine mehr!« Ihre Züge verzerrten sich vor Furcht. Sie hob vorsichtig die zitternde Hand, knurrte wie ein Raubtier und entriß dem Haufen jener, die sich weigerten, durch ihr Tor zu schreiten, eine mattschwarze Kugel.

Die alte Frau fauchte, denn als Torwächterin widerstrebte es ihr, eine Seele ziehen zu lassen, ohne einen angemessenen Preis dafür zu erhalten. »Erfüllt dies Euer Versprechen, Wolfstern? Tut es das?«

Sie ließ die Kugel zusammen mit den vier anderen auf den Haufen der Niederen fallen.

»Genug«, sagte sie dann erleichtert. »Es ist vollbracht. Allem wurde Genüge getan.«

 

Faraday zog den Bauchgurt des Esels fester an und überprüfte Satteltaschen und Körbe. Viel hatte sie nicht dabei: die Schale aus Zauberholz, die sie vor so langer Zeit von dem Silberpelz bekommen hatte, und das grüne Gewand, das ihr die Mutter geschenkt hatte, dazu einige Ersatzdecken, ein Paar feste Stiefel für den Fall, daß das Wetter umschlagen sollte, außerdem Kleidung zum Wechseln.

Nicht eben viel für eine verwitwete Königin, dachte Faraday und versuchte, ihre Gefühle nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Wo war ihr Gefolge? Die goldene Kutsche und die mit bunten Wappendecken geschmückten Pferde? Die Gesellschaft zweier weißer Esel stellte nur einen armseligen Ersatz dar, erst recht, wenn sie bedachte, was sie für Axis und Tencendor getan hatte – und was sie noch tun würde.

Kutsche und Pferde? Was sollte sie damit anfangen? Alles, was sie brauchte, wonach sie sich wirklich sehnte, war die Liebe eines Mannes, der sein Herz einer anderen geschenkt hatte.

Sie dachte an Aschure und Caelum. Obwohl sie die andere beneidete, teilte sie doch deren Freude an ihrem Sohn. Nun denn, überlegte sie, dafür hatte sie ihre eigene Kinderschar. Ich bin die Mutter von zweiundvierzigtausend Seelen. Gewiß wird mir deren Geburt genug Schmerz und Freude bescheren.

In den Ställen wie überall im Palast von Karlon herrschte Ruhe. Kein Laut war zu hören. Als Faraday an diesem Tag die Wächter der Prophezeiung verlassen hatte, hatte sie gehört, daß man die Fürsten und Befehlshaber, die Axis und Aschure am nächsten standen, zusammengerufen hatte. In das Gemach, in dem Faraday sie kurz zuvor zurückgelassen hatte.

»Eine Hochzeit, das hoffe ich doch sehr«, murmelte Faraday und wußte nicht, ob sie um Aschures willen lächeln oder um sich selbst weinen sollte.

Die Edle holte tief Luft und versuchte, frischen Mut zu schöpfen. Sie hatte ihre eigene Rolle in der Prophezeiung zu erfüllen, und die würde sie nicht allzu weit von Karlon fortführen. Faraday konnte es kaum erwarten, den Palast und die Stadt zu verlassen. Hier blieben keine glücklichen Erinnerungen zurück. Sogar die acht Tage und Nächte, die sie erst vor kurzem an Axis' Seite verbracht hatte, waren nichts als Lügen und Verrat gewesen. Und vor allem dieser Erinnerung wollte sie dringend entkommen.

Warum hatte ihr niemand von Aschure erzählt? Jedermann, der zu Axis' engsten Vertrauten gehörte – und noch viele mehr, die ihm nicht einmal besonders nahestanden –, hatte über seine Liebe zu Aschure Bescheid gewußt. Aber nicht einem von ihnen war es eingefallen, Faraday davon zu unterrichten. Nicht einmal die Wächter hatten ihr gegenüber ein Wort darüber fallengelassen.

»Ihr habt mich in dem Glauben gelassen, daß Axis der Meine würde, sobald Bornheld nur endlich tot wäre!« hatte sie die Wächter angeschrien. »Alles, was mich während der entsetzlichen Ehe zu trösten vermochte, war der Gedanke, daß meine Anstrengungen für die Prophezeiung eines Tages mit Axis' Liebe belohnt würden. Aber diese Hoffnung war nichts als eine einzige Lüge, von der Ihr alle wußtet!«

Beschämt ließen Ogden und Veremund ihre Köpfe hängen, und als Yr einen Schritt auf die Freundin zu machte, um sie zu trösten, wich diese heftig vor ihr zurück.

»Habt Ihr es gewußt?« schrie Faraday den Schweinehirten an. »Habt Ihr von Anfang an gewußt, daß ich Axis verlieren würde?«

»Keiner von uns kennt alle Drehungen und Wendungen der Prophezeiung, mein liebes Mädchen«, antwortete Jack mit undurchsichtiger Miene.

Faraday starrte ihn ausdruckslos an. Sie konnte die Lüge fast schmecken, die aus seinem Mund gekommen war.

Sie seufzte jetzt. Ihr Treffen mit den Wächtern war unglücklich verlaufen. Inzwischen bereute Faraday die harten Worte, die sie ihnen entgegengeschleudert hatte, bevor sie der Versammlung den Rücken zugekehrt hatte und hinausgegangen war. Ogden und Veremund waren hinter ihr hergeeilt und hatten sie mit tränenüberströmten Gesichtern gefragt, wohin sie denn jetzt gehe. »In die Prophezeiung, in die Ihr mich hineingestoßen habt«, hatte Faraday hart geantwortet.

»Dann nehmt unsere Esel und deren Taschen und Körbe«, hatten sie sie angefleht.

Faraday hatte kurz dazu genickt. »Wenn Ihr darauf besteht.«

Damit hatte sie ihnen den Rücken zugekehrt und wußte doch, daß die Wächter ebenso Opfer der Prophezeiung waren wie sie selbst.

 

Und nun würde sie sich gen Osten wenden, weil sie damit beginnen mußte, die Schößlinge aus Urs Garten im Zauberwald in Tencendor in die Erde zu setzen.

Faraday raffte die Zügel der geduldigen Esel zusammen und wandte sich dem Ausgang des Stalls zu. Eine in einen schweren Mantel gehüllte Gestalt stand dort, unkenntlich, im Schatten verborgen. Die Edle zuckte zusammen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

»Faraday?« fragte eine sanfte Stimme, und sie seufzte laut auf vor Erleichterung. Denn sie hatte schon halb befürchtet, daß es sich bei diesem dunklen Fremden um den geheimnisvollen und gefährlichen Wolfstern handeln könnte.

»Embeth? Was macht Ihr denn hier? Und warum tragt Ihr diesen Mantel?«

Die Herrin von Tare zog sich die Kapuze vom Kopf. Ihr Gesicht wirkte blaß und verhärmt, und die Augen zeigten den Kummer schlafloser Nächte.

»Ihr brecht auf, Faraday?«

Faraday starrte die Frau an und rief sich ins Gedächtnis zurück, daß Embeth sie ebenso wie die Wächter zu der Heirat mit Bornheld gedrängt hatte. Sie erinnerte sich auch daran, daß Embeth und Axis lange Jahre ein Verhältnis miteinander gehabt hatten. Da fiel es Euch nicht schwer, mich von Axis abzubringen und statt dessen in Bornhelds Bett zu treiben, dachte sie verächtlich, nachdem Ihr Euch so lange an Axis erfreut hattet und ihn wohl auch weiter zu genießen gedachtet.

Aber dann zwang die Edle sich zur Vernunft und sagte sich, daß Embeth ihr nur das geraten hatte, was sie für ein junges Mädchen für das Beste hielt. Besonders wenn dieses junge Ding in die verworrensten Hofintrigen hineingeraten war und sich darin nicht auskannte. Embeth hatte mit der Prophezeiung und deren sogartiger Wirkung zu tun gehabt, die schon damals so viele ihrer Opfer in die wirbelnden Tiefen ihres Mahlstroms gezogen hatte.

»Ja. Hier ist kein Platz mehr für mich, Herrin. Ich reise nach Osten«, antwortete sie wohlweislich vage, um die Fürstin in dem Glauben zu lassen, sie kehre zurück zum Palast ihrer Familie in Skarabost.

Embeth rang die Hände. »Aber wie steht es mit Euch und Axis?«

Faraday starrte sie ungläubig an, bevor sie erkannte, daß Embeth vermutlich noch nichts von den Ereignissen des Tages erfahren haben mochte.

»Ich überlasse Axis seiner Liebsten, Embeth. Aschure soll ihn haben.« Ihre Stimme klang so leise, daß die Herrin von Tare sich anstrengen mußte, um sie zu verstehen.

»Ach, Faraday«, erwiderte sie, bevor sie nach einem Moment des Zögerns auf sie zutrat und sie in den Arm nahm. »Meine Liebe, es tut mir so leid, daß ich Euch nichts über … nun … Aschure und ihren Sohn gesagt habe. Aber ich konnte einfach nicht die richtigen Worte finden, und nach ein paar Tagen habe ich mir einzureden versucht, daß Ihr sicher längst Bescheid wüßtet. Warum sollte ich mich also einmischen. Aber ich habe gestern Euer Gesicht gesehen, als Axis Aschure der Öffentlichkeit vorstellte und ihren Sohn zu seinem Erben erklärte, und da wurde mir klar, daß Axis Euch offenkundig nichts gesagt hatte. Wie alle anderen auch nicht. Faraday, könnt Ihr mir bitte verzeihen?«

Faraday konnte nun die Tränen nicht länger zurückhalten, die zu weinen sie sich seit dem entsetzlichen Moment während der Zeremonie nicht gestattet hatte, in dem ihr der volle Umfang von Axis' Betrug bewußt geworden war. Sie schluchzte, und Embeth hielt sie noch fester. Für ein paar Minuten standen die beiden Frauen im Dämmerlicht des Stalles und hielten einander umfangen, bis Faraday sich von der Herrin von Tare löste und sich die Tränen aus den Augen wischte. Ein erlöstes Lächeln erschien auf ihren Gesicht.

»Danke, Embeth. Das hat mich getröstet.«

»Wenn Ihr nach Osten zieht, kommt Ihr doch sicher an Tare vorbei«, meinte Embeth. »Bitte, Faraday, laßt mich Euch bis dorthin begleiten. Für mich ist kein Platz mehr in Karlon. Timozel ist fort, nur die Götter mögen wissen, wohin er sich gewendet hat, und meine beiden anderen Kinder halten sich weit entfernt auf – beide sind inzwischen verheiratet –, und ich nehme nicht an, daß Axis oder Aschure sich allzu wohl fühlen würden, wenn ich mich weiterhin in ihrer Nähe aufhielte.«

Genausowenig wie bei mir, dachte Faraday. Verstoßene Geliebte rufen in der Regel so manche Verlegenheit und peinliche Situationen hervor.

»Judith wartet immer noch in Tare, und sie braucht meine Gesellschaft. Und da gibt es auch noch andere … Gründe, warum ich nach Hause zurückkehren sollte.«

»Sternenströmer?« erriet Faraday den wichtigsten dieser Gründe.

»Ja«, antwortete Embeth, nachdem sie kurz gezögert hatte. »Ich war so töricht, seinen nur allzu erprobten Verlockungen zu erliegen. Denn die alte, angenehme Welt, wie ich sie kannte, war in so viele Stücke zerbrochen, daß ich mich verloren, einsam und unsicher fühlte. Er bot mir Halt, und ich … ich, die einstige Geliebte seines Sohnes, stellte wohl für ihn eine unwiderstehliche Herausforderung dar.«

Ihr Mund verzog sich zu einem kläglichen Lächeln. »Ich fürchte, ich habe einen Narren aus mir gemacht, Faraday, und dieser Gedanke macht mir mehr zu schaffen als irgendein anderer Schmerz, der mir während der vergangenen Monate zugefügt wurde. Sternenströmer hat mich nur benutzt, um seine Neugierde zu befriedigen, denn ansonsten war ich ihm gleichgültig. Wir haben nicht einmal die Freundschaft geteilt, die Axis und ich füreinander empfanden.«

Wir sind beide von denselben verdammten Sonnenfliegern benutzt und verstoßen worden, ging es Faraday durch den Kopf. »Nun denn«, erklärte sie, »bis nach Tare wollt Ihr mit, habt Ihr gesagt? Wie lange braucht Ihr denn zum Packen?«

Zu ihrer Überraschung brach Embeth tatsächlich in Gelächter aus. »So lange, wie ich brauche, um ein Pferd zu satteln. Ich habe nicht das Bedürfnis, noch einmal in den Palast zurückzukehren. Geeignete Kleidung trage ich bereits, dazu gute Stiefel, und für den Fall, daß ich sonst noch etwas brauchen sollte, trage ich einen Vorrat an Goldstücken in meiner Börse mit mir. An Verpflegung soll es uns auf unserem Weg nicht mangeln.«

Faraday lächelte. »Nein, verhungern werden wir auf dieser Reise gewiß nicht.« Sie klopfte auf eine der Satteltaschen.

Verwirrt runzelte Embeth ob der leeren Satteltasche die Stirn, aber Faraday streckte nur die Hand aus. »Kommt. Laßt uns beide von diesen Sonnenfliegern fortgehen und an einem anderen Ort nach einem neuen Sinn für unser Leben suchen.«

 

Zur gleichen Zeit, als Faraday und Embeth den Palast von Karlon verließen, saß Timozel weit oben im Norden am Strand der Trüben Bucht und grübelte vor sich hin. Zu seiner Rechten erhoben sich die trostlosen Trübberge, die sich fast hundertfünfzig Meilen weit nach Norden erstreckten, entlang der Westgrenze von Aldeni. Ein unbarmherzig kalter Wind wehte ständig vom Andeismeer herüber und machte das Leben in der Umgebung der Berge fast unmöglich.

Die Dunkelheit der Wasser, die Timozel vor sich erblickte, spiegelte die Schwärze in seinem Geist wieder. Während Embeth sich weit weg im Süden um ihren verlorenen Sohn sorgte, verschwendete dieser keinen Gedanken an seine Mutter – Gorgrael beherrschte seinen Geist Tag und Nacht.

Während der letzten neun Tage war der Jüngling so hart nach Norden geritten, wie es seine Kräfte nur irgend zuließen. Mit jeder Meile, die er sich von Karlon und Faraday entfernte, spürte er Gorgraels grausamen Griff um seine Seele fester werden.

Das Entsetzen, das ihn erfüllt hatte, als Faraday das Gefäß fallen ließ und somit die Bande zerriß, die ihn an sie gebunden hatten, war zwar schwächer geworden, aber immer noch nicht vollständig von ihm gewichen. In den wenigen Stunden, die er zu schlafen wagte, suchten ihn ständig Alpträume heim, und aus jedem erwachte er schreiend. Dreimal an diesem Tag war er im Sattel eingenickt, und jedesmal erwartete ihn in seinen Träumen der Zerstörer, um ihm seine Klauen in den Hals zu graben und sein abstoßend widerwärtiges Antlitz dicht über das seine zu beugen. »Mein«, zischte die Traumgestalt Gorgrael dann. »Mein! Ihr seid mein!«

Und mit jedem Schritt, den er weiter nach Norden vorwärts kam, nahm die Macht der Nachtmahre zu. Könnte er Gorgrael nur den Rücken kehren und zurück nach Karlon reiten. Faraday um Vergebung anflehen und einen Weg finden, sein Rittergelübde zu erneuern. Aber Gorgraels Klauen hatten sich schon zu tief in ihn eingegraben.

Verzweiflung überwältigte ihn, und er weinte vor Trauer um den Jüngling, der er einst gewesen war, um den erzwungenen Pakt mit Gorgrael und um den Verlust von Faradays Freundschaft und Zuneigung.

Neben ihm lag der bereits erkaltende Kadaver des letzten Pferdes, das er getötet hatte. Das Tier war taumelnd stehen geblieben und hatte nur kurz verharrt, um dann erschöpft in den Ufersand zu sinken. Das Roß war nun schon das sechste Tier, das er während der vergangenen Tage buchstäblich zuschanden geritten hatte. Timozel hatte die Füße eilig aus den Steigbügeln gezogen, ein Bein über die Kruppe des Rosses geschwungen, als das Tier zu Boden stürzte, und war mit einer behenden Bewegung auf den Füßen gelandet.

Als Timozel nun am Ufer saß und die grauen Wellen betrachtete, fragte er sich, was er als nächstes tun solle. Wie konnte er jetzt, da ihm der verdammte Gaul krepiert war, seinen Weg weiter nach Norden fortsetzen?

Und was hatte ihn eigentlich an die Gestade der Trüben Bucht getrieben? Er befand sich viele Meilen westlich des Ortes, zu dem er hätte eilen sollen – zunächst nach Jervois, dann in das von den Skrälingen beherrschte Ichtar, weiter über den Gorkenpaß und dann nördlich, immer weiter nach Norden bis zu Gorgraels Eisfeste. Die Reise würde hart werden, vielleicht Monate dauern, und nur seine Entschlossenheit und seine Bindung an Gorgrael würden ihn nicht aufgeben lassen.

Wann immer ein Pferd zusammengebrochen war, hatte Timozel ein anderes gestohlen – kein schwieriges Unterfangen in einem so dicht bevölkerten Gebiet wie Avonstal. Aber in den trostlosen Landstrichen rund um die Trübe Bucht oder im Gebirge selbst würde es ihm kaum gelingen, ein Reittier zu finden.

Er straffte die Schultern. Nun gut, dann würde er sich eben zu Fuß aufmachen, und der Zerstörer – wenn er ihn tatsächlich haben wollte – würde sich zweifellos um ihn kümmern.

Aber nicht heute. Noch nicht einmal seine Furcht vor den von Gorgrael gesandten Alpträumen konnte Timozel in dieser Nacht vom Schlafen abhalten. Er fröstelte und zog seinen Mantel enger um sich. Der Jüngling rückte auf dem unbequemen, kalten und feuchten Sand hin und her. Irgendwo würde er genug Brennstoff für ein Feuer finden müssen, damit er sich während der Nacht wärmen konnte. Das Knurren seines Magens erinnerte ihn daran, daß er seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte, und er fragte sich, wie er an einen Fisch aus den Tiefen der Trüben Bucht kommen könne.

Die Augen des Jünglings verengten sich, während er über die Bucht starrte. Was war das dort draußen auf dem Meer? Vielleicht hundert Schritt vom Strand entfernt konnte Timozel einen kleinen dunklen Höcker erkennen, der auf den Wellen schaukelte. Er hatte Geschichten über die Wale gehört, die in den Gewässern des Andeismeers lebten, und er fragte sich, ob dies wohl der Rücken eines dieser Riesenmeeresbewohner sein mochte, der sich in die Trübe Bucht verirrt hatte.

Timozel blickte über das Wasser und blinzelte in der salzigen Brise. Als das dunkle Gebilde näher kam, sprang er auf.

»Was ist denn das?« keuchte er.

Der Höcker hatte sich zu der Silhouette eines in einen schweren Mantel gehüllten Mannes aufgelöst, der ein winziges Boot ruderte. Er hielt geradewegs auf Timozel zu.

Des Jünglings dumpfer Kopfschmerz explodierte urplötzlich in weiße Hitze. Er schrie auf und krümmte sich vor Qual zusammen. Aber die Pein verebbte so rasch, wie sie gekommen war, und nachdem er wieder ruhig atmen konnte, richtete Timozel sich langsam auf. Als er den Blick hob, sah er, daß der Mann und sein Boot fast am Strand angelangt waren.

Er erschauderte. Der Fremde war so fest in Mantel und Kapuze eingehüllt, daß Timozel sein Gesicht nicht zu erkennen vermochte, aber er wußte doch, daß dies kein gewöhnlicher Fischer sein konnte. Am meisten verstörte Timozel aber der Umstand, daß der Mann zwar allem Anschein nach heftig ruderte, die Ruder jedoch beim Eintauchen ins Wasser nicht das geringste Geräusch erzeugten. Das Boot selbst glitt so gleichmäßig und ruhig dahin, als triebe eine unter der Wasserfläche verborgene kraftvolle Hand das Gefährt vor sich her.

Magie! Timozel fuhr einen Schritt zurück, als der Kahn sanft auf den Strand glitt.

Der Fremde holte die Ruder ein und erhob sich, wobei er seinen Mantel um sich zog. Der Jüngling fühlte das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes eher, als daß er es sehen konnte.

»Ah, Timozel«, sagte der Dunkle, und trotz seiner Furcht entspannte sich der junge Mann ein wenig. Denn wie konnte ein Fremder mit einer so sanften Stimme üble Absichten hegen?

»Timozel, es ist schon spät, und ich wäre dankbar, wenn Ihr mir einen warmen Platz für die Nacht neben Eurem Lagerfeuer anbötet.«

Verwirrt warf der Jüngling einen Blick über seine Schulter auf die Stelle, auf die der Mann wies. Ein helles, freundliches Feuer prasselte in der Dunkelheit, ein großer Hase brutzelte an einem Spieß, und aus einem Topf, der am Rand der glimmenden Kohlen stand, stieg ein wenig Dampf auf.

»Wie …« begann der Jüngling, und erneut befielen ihn Furcht und Zweifel.

»Timozel«, erklärte der Mann, und seine Stimme nahm ein noch tieferes Timbre an. »Ihr müßt das Feuer vorhin entzündet haben. Aber da Ihr so erschöpft seid, habt Ihr es wahrscheinlich vergessen.«

»Ja.« Der Jüngling ließ die Schultern sinken, so erleichtert fühlte er sich. »Ja, so muß es gewesen sein. Ihr habt recht, meine Gedanken sind ganz verworren.«

Das von der Kapuze verborgene Lächeln des Dunklen Mannes wurde breiter. Armer, von Zweifeln geplagter Timozel. Der Geist des jungen Mannes war schon so lange verdunkelt, daß es nun eine leichte Aufgabe wäre, ihm einen fremden Willen aufzuzwingen.

»Der Hase riecht gut«, bemerkte er und legte seinem »Gastgeber« eine Hand auf den Arm. Erstaunlicherweise verging Timozels Kopfschmerz beinahe sofort, als der Mann ihn berührte. »Sollen wir essen?«

 

Eine Stunde später saß Timozel vor dem Feuer und fühlte sich so gelöst wie seit Monaten nicht mehr. Er störte sich auch nicht mehr daran, daß sein Gefährte beschlossen hatte, seine Gesichtszüge nicht zu enthüllen. Während der vergangenen Monate hatte er seltsamere Kreaturen gesehen, wie etwa jene gefiederten Abnormitäten, die nun durch den verpesteten Palast von Karlon krochen. Der Jüngling verzog bei dieser Erinnerung den Mund.

»Euch gefällt nicht, was Ihr in Karlon gesehen habt?«

»Ekelerregend«, erwiderte Timozel.

»Oh, da kann ich Euch nur zustimmen.«

Timozel bewegte sich unruhig, als die Erinnerung an die Ikarier ihn mit aller Macht überkam. »Bornheld versuchte, sie aufzuhalten, aber er ist leider gescheitert.«

Der Dunkle zuckte die Schultern. »Wie bedauerlich.«

»Verrat hat ihn vernichtet.«

»Natürlich.«

»Er hätte siegen müssen!« Timozel ballte die Fäuste und starrte über das Feuer hinweg den in seinen Mantel gehüllten Mann an. »So hätte es sein müssen. Ich hatte eine Vision …«

Er unterbrach sich. Warum hatte er das erwähnt? Der Fremde würde ihn jetzt bestimmt auslachen.

»Wirklich?« In der Stimme des Dunklen klang nicht die mindeste Spur von Hohn, sondern eher so etwas wie Ehrfurcht. »Ihr müßt ein Liebling der Unsterblichen sein, wenn Euch Visionen gewährt wurden.«

»Aber ich fürchte, diese Bilder haben mich in die Irre geführt.«

»Nun«, entgegnete der Mann langsam, als widerstrebe es ihm zu sprechen. »Ich bin weit gereist, Timozel, und ich habe so manch Erstaunliches zu Gesicht bekommen und noch viel seltsamere Geschichten gehört. Eines von den vielen Dingen, die ich gelernt habe, ist, daß Visionen manchmal mißverstanden werden, fehlgedeutet. Würdet Ihr«, er verschränkte unruhig die Finger, »Eure Vision mit mir teilen?«

Der Jüngling musterte den Mann aus zusammengekniffenen Augen. Noch nie hatte er jemandem die Einzelheiten seiner Geschichte berichtet – nicht einmal Bornheld, obwohl dieser gewußt hatte, daß Artor Timozel die Fähigkeit verliehen hatte, seinen Sieg über Axis vorauszusehen.

Aber Bornheld hatte ja auch letztendlich nicht gesiegt. Und Artor erschien machtlos angesichts der Invasion der Unaussprechlichen. Selbst der Bruderführer hatte in der Gegenwart des Kriegers hilflos vor sich hin gestammelt. Timozel unterbrach sein Starren und rieb sich die Augen. Vielleicht war die Vision wertlos. Eine Sinnestäuschung, nicht mehr.

»Erzählt mir davon«, flüsterte der Dunkle. Teilt sie mit mir …

Der Jüngling zögerte.

»Ich möchte sie hören.« Teilt sie mit mir.

»Vielleicht werde ich Euch tatsächlich davon berichten«, erklärte Timozel. »Die Vision kam wieder und immer wieder. Sie zeigte mir stets die gleichen Bilder. Ich ritt ein großes und edles Tier – es brüllte mit so lauter Stimme, daß alle, die seiner ansichtig wurden und es hörten, vor Angst erzitterten.« Während der Jüngling sprach, überwältigte ihn der Zauber der Vision aufs neue. Er sprach schneller, und seine Worte überstürzten sich. »Ich kämpfte für einen Großen Herrn, und in seinem Namen befehligte ich eine Armee, die sich fast ohne Ende in alle Richtungen ausdehnte.«

»Ihr Götter!« entfuhr es dem Dunklen. »Eine wahrhaft große Vision.«

»Hunderttausende riefen meinen Namen.« Timozel beugte sich jetzt beim Sprechen vor, und sein Tonfall wurde ernst. »Sie beeilten sich, jeden meiner Wünsche zu erfüllen. Der Feind erbebte vor Schrecken, aber er konnte nichts ausrichten. Gewaltige Siege harrten meiner … im Namen des Herrn sollte ich den Schmutz hinwegfegen, der sich Achars bemächtigt hat.«

»Hättet Ihr das getan, so würde Euer Name für ewig in den Sagen der Völker weiterleben«, erklärte der Dunkle, und Timozel konnte die Bewunderung in seiner Stimme hören.

»Ja! Ja, genauso wäre es. Millionen würden mir danken. Und ich sah noch mehr …«

»Dann erzählt doch weiter.«

»Ich sah mich Seite an Seite mit meinem Herrn vor einem Feuer sitzen, und Faraday stand an unserer Seite. Die Schlachten waren geschlagen und der Sieg vollkommen. Ich … ich hatte meine Bestimmung gefunden. Mein Licht.«

Er ließ das Gesicht für einen Moment in die Hände sinken, und als er den Blick wieder hob, konnte der Dunkle erkennen, daß seine Augen gerötet waren und verloren dreinblickten. »Aber all das war eine Lüge.«

»Warum?«

»Bornheld ist tot – ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Axis ihm das Herz herausriß. Seine Armeen sind zerschlagen oder haben ihn verraten und sind zu dem Krieger übergelaufen. Und Bornheld hätte mir niemals den Oberbefehl überlassen.«

»Er traute Eurer Vision wohl nicht. Vielleicht hat er deshalb verloren«, meinte der Fremde, und Timozel nickte langsam.

»Nun liegt Faraday Axis bei und wird seine Frau, und wir alle sind verloren. Verloren. Und jetzt … jetzt …«

»Und jetzt?« drängte der Dunkle. »Überkommen Euch andere Visionen? Träume vielleicht?«

Timozels Augen weiteten sich, als sein Argwohn erwachte. »Wie könnt Ihr das wissen?«

»Oh«, beruhigte ihn der Dunkle. »Ihr habt diesen gewissen Blick. Den eines Mannes, der von Visionen heimgesucht wird.«

»Zur Zeit sind es weniger Visionen, die meine Gedanken beherrschen, als vielmehr dunkle Alpträume, die meine Seele bedrücken!«

»Vielleicht habt Ihr da etwas falsch gedeutet …«

»Wie könnte ich den Umstand falsch deuten, daß Gorgrael seine Klauen in meine Seele gegraben hat? Es ist vorbei! Zu Ende!«

Entsetzt hielt er inne. Niemals, niemals zuvor hatte er mit irgend jemandem über Gorgrael gesprochen. Welche Strafe würde sein schrecklicher neuer Herr über ihn verhängen, nun, da er das Geheimnis verraten hatte?

Aber die Nennung dieses furchtbaren Namens schien den Fremden nicht weiter zu beunruhigen. »Ach ja, Gorgrael, der ist ein enger und lieber Freund von mir.«

Fassungslos fuhr Timozel zurück und fiel in seiner Hast, sich möglichst weit von dem Mann im Mantel zu entfernen, beinahe auf den Rücken.

»Euer Freund?«

»Ach«, sagte der Dunkle, »ich fürchte, Ihr seid den schlimmen Gerüchten über Gorgrael aufgesessen, die das Land überschwemmen.«

Der Jüngling starrte ihn an.

»Timozel, wie kann Gorgrael böse und finster sein, wenn er doch die gleichen Dinge bekämpft wie Ihr?«

»Was wollt Ihr damit sagen?« Wie konnte diese abstoßende Kreatur nicht böse und finster sein?

»Überlegt doch einmal, junger Freund. Gorgrael und Bornheld kämpfen – beziehungsweise kämpften – für die gleiche Sache, oder etwa nicht?«

»Wie bitte?« Vielleicht sollte er dem Fremden den Kopf abschlagen, damit wäre diese Angelegenheit sofort erledigt, sagte sich Timozel.

»Hört mir zu«, beschwichtigte der Dunkle ihn in beruhigendem Tonfall. »Gorgrael haßt die Unaussprechlichen – die Ikarier und die Awaren – genau so, wie Bornheld sie haßte. Mein Freund wünscht ebenso die Vernichtung dieser Kreaturen, wie Bornheld sie wünschte. Beide Männer haben oder hatten also ein gemeinsames Ziel.«

Der Jüngling kämpfte mit den Worten des Fremden. Ja, es entsprach der Wahrheit, daß Bornheld die Unaussprechlichen verabscheut und ihre Vernichtung herbeigesehnt hatte. Aber wollte Gorgrael das denn auch?

»Gewiß will er das«, flüsterte der Fremde. »Ganz gewiß sogar.«

»Aber die Prophezeiung sagt …« Timozel bemühte sich angestrengt darum, sich an den genauen Wortlaut der Weissagung zu erinnern.

»Ach was!« Unter seiner Kapuze lächelte der Dunkle in sich hinein. »Die Prophezeiung stellt nichts weiter als ein Werkzeug der Unaussprechlichen dar, den Geist der Menschen zu vernebeln und sie blind zu machen für ihren wahren Retter – Gorgrael.«

»Ja … ja.« Timozel ließ sich die Argumente des Fremden durch den Kopf gehen. »Das klingt schon vernünftig.«

»Ebenso wie einst Bornheld, sehnt sich auch Gorgrael danach, Axis zu töten.«

»Axis.« Blinder Haß ließ Timozels Stimme rauh klingen.

»Wer hat die Unaussprechlichen zurückgebracht, die jetzt über Achars Länder ziehen, Timozel?«

»Axis!« zischte der Jüngling.

Der Dunkle sprach jetzt sehr langsam, wobei er jedes Wort betonte. »Der Zerstörer hat sich zum Ziel gesetzt, Axis zu töten und dieses schöne Land von den Unaussprechlichen zu befreien. Ist das nicht genau das, was auch Ihr wollt?«

»Ja. Ja, das ist tatsächlich das, was ich mir wünsche.«

»Gorgrael wird Euch bei der Errettung Faradays aus dem widerwärtigen Händen Axis' und der Unaussprechlichen helfen.«

»Faraday! Er wird mir bei der Rettung der Edlen helfen?« Bestand doch noch Hoffnung für sie?

»Mit seiner Hilfe soll es Euch gelingen, Timozel. Mit seiner Hilfe.«

»Mir soll es gelingen?« Bestand tatsächlich eine Möglichkeit, daß er sich vor Faraday bewährte, so daß sie ihn wieder in Gnaden aufnahm?

»Ach, Timozel«, bemerkte der Dunkle mit niedergeschlagenen Augen. »Gorgrael wird wahrlich oft mißverstanden. Dabei kämpft er doch für eine gerechte Sache, aber leider ist er kein guter Heerführer.« Er seufzte, und der Jüngling beugte sich neugierig noch näher zu ihm hin. »Junger Freund, er benötigt einen Anführer für seinen Krieg. Er braucht Euch, genauso, wie Ihr ihn braucht. Gemeinsam könnt Ihr das Land von der schrecklichen Verderbtheit befreien, die es befallen hat.«

Eine kaum wahrnehmbare Stimme tief in Timozels Seele riet ihm, nicht auf den Mann zu hören und seinen geschmeidigen Worten keinen Glauben zu schenken. Hatte Bornheld nicht auch Gorgrael bekämpft? Waren die Skrälinge nicht ebenso schlimm wie die Unaussprechlichen? Aber das Ausmaß der um ihn gewobenen Verzauberung und die Schwärze, die sich in seine Seele fraß, hielten den Jüngling gefangen.

Timozel brachte seine innere Stimme zum Schweigen. Gorgrael würde derjenige sein, der wieder Vernunft und Reinheit in Achar herstellte.

»Er würde mir den Oberbefehl über sein Heer übertragen?«

»Das glaube ich gewiß. Er weiß, daß Ihr ein wahrhaft großer Feldherr seid.«

Fasziniert lehnte sich Timozel zurück. Endlich eine eigene Armee! Sogar Bornheld hatte ihm keine zugestanden.

»Seht Ihr es denn nicht, Timozel?« Der Dunkle zog das Netz der Lügen enger zusammen. »Versteht Ihr denn nicht? Gorgrael ist der Große Herr aus Euren Visionen. Das Schicksal muß mich nach Süden geschickt haben, damit ich Euch abhole und nach Norden zu ihm führe, auf daß Euer Herr Euch den Oberbefehl über seine Heerscharen übertragen kann.«

»Wirklich?« Vielleicht bot sich doch noch die Möglichkeit, daß die Visionen sich erfüllen würden. Noch einmal wurde ihm gewährt, Gutes zu bewirken. Ja, das Schicksal mußte diese Begegnung zwischen dem Dunklen und ihm in die Wege geleitet haben.

»Wirklich und wahrhaftig, Timozel.«

Der Jüngling überlegte. Eine Sache machte ihm noch zu schaffen. »Aber warum hat Gorgrael meinen Schlaf mit solch dunklen Träumen heimgesucht?«

Der Fremde streckte eine Hand aus und legte sie auf Timozels Schulter. »Die Unaussprechlichen versuchen mit allen Mitteln, Euch von Gorgrael fernzuhalten. Sie haben Euch diese Träume geschickt, nicht Gorgrael. Von jetzt an werden Euch keine Nachtmahre mehr plagen.«

Jedenfalls nicht mehr, wenn ich erst ein Wörtchen mit dem Zerstörer gewechselt habe, dachte der Dunkle. Den Geist des Jünglings mit solchen Träumen zu verstören, war in keinem Fall nötig gewesen – aber Gorgrael neigte nun einmal zu solchen Spielchen.

Alle Zweifel waren nun von Timozel genommen. Endlich hatte er den richtigen Weg gefunden. Die Visionen hatten ihm tatsächlich die Wahrheit gezeigt.

»Gorgrael wird Faraday also aus Axis' widerlichen Klauen befreien?« wollte er wissen.

»Oh, das kann ich Euch versprechen«, erwiderte der Dunkle. »Ganz bestimmt sogar. Und er wird sich als ein Herr erweisen, dem Ihr mit Stolz dient. Ihr werdet bei Eurem Großen Herrn am Feuer sitzen, Faraday an Eurer Seite, und Wein trinken.«

Timozel schnaufte vor Verzückung und ließ sich von der Vision überwältigen.

»Nun denn.« Der Dunkle erhob sich mit der Anmut der Ikarier, die er nicht vollständig unterdrücken konnte. »Warum führe ich Euch nicht gleich zu dem Großmächtigen Herrn? Ich habe ein Boot, und binnen weniger Stunden können wir seine Festung erreichen. Die Festung Eures Retters. Seid Ihr bereit und willens, mich zu begleiten?«

»Mein Freund«, Timozel stand an der Seite des Dunklen und klopfte ihm den Sand aus dem Mantel, »Ihr habt mir Euren Namen noch nicht genannt.«

Der Dunkle zog sich die Kapuze enger um sein Gesicht. »Ich trage viele Namen«, antwortete er ruhig, »aber Ihr dürft mich Freund nennen.«

 

Während Timozel in das Boot kletterte, fiel ihm auf, wie vertraut Freunds Stimme klang. Warum? Wer war er? Wo hatte er diese Stimme schon einmal gehört?

»Timozel? Stimmt etwas nicht?«

Der Jüngling starrte den Mann an, dann schüttelte er den Kopf und bestieg das Boot.

»Nein, Freund«, antwortete er. »Alles ist in Ordnung.«

Demütig lag Jayme vor der Ikone seines geliebten Artors des Pflügers, des einzigen wahren Gottes aller Achariten. Zumindest war Er das vor den Widrigkeiten der vergangenen Wochen gewesen.

Der alte Mann war bis vor kurzem der mächtige Bruderführer des Seneschalls gewesen, der älteste Vermittler zwischen Artor dem Pflüger und den Herzen und Seelen der Archariten. Aber jetzt war er nurmehr der Vermittler zwischen seiner eigenen zerbrochenen Seele und den Geistern seiner Träume und ehrgeizigen Ziele. Hatte Jayme einst Könige wie Bauern beeinflußt, so beherrschte er heutzutage bestenfalls noch die Schnallen seiner Sandalen. Früher hatte der Kirchenfürst im mächtigen Turm des Seneschalls residiert. Heute nahmen die Unaussprechlichen das Gebäude für sich in Anspruch und hatten das über mehr als tausend Jahre angesammelte Wissen der Kirche verbrannt. Früher war ihm die Macht wie eine zweite Haut gewesen und er hatte sich von der Kraft des militärischen Flügels der Seneschallbruderschaft, den Axtschwingern und ihrem General, dem Axtherrn, ausreichend geschützt fühlen dürfen …

Aber inzwischen hatten die Axtschwinger ihre Waffen abgelegt, um den gräßlichen Unaussprechlichen zu dienen, und sein ehemaliger Axtherr nahm für sich in Anspruch, ein Prinz der geflügelten Kreaturen zu sein.

Axis, sein letzter General und Axtherr. Jayme hatte ihn wie einen Sohn behandelt, aber er hatte nicht nur seine Liebe zu ihm, sondern auch zum Seneschall verraten, als er die Unaussprechlichen zurück nach Achar geführt hatte.

Jayme hatte sich einmal der Freundschaft und Unterstützung seines ältesten Beraters, Moryson, erfreut. Aber nun war auch Moryson abtrünnig geworden.

Langsam erhob sich der alte Mann auf die Knie und musterte die Kammer, in die man ihn vor neun Tagen eingesperrt hatte. Viel hatten die Schergen Axis' ihm nicht gelassen. Ein einzelner hölzerner Stuhl und ein einfacher Tisch. Eine Matratze und ein Laken. Sonst nichts. Der Krieger befürchtete, Jayme könne womöglich versuchen, sich umzubringen, und so hatten Wachsoldaten alles bis auf das Allernötigste aus dem Raum entfernt. Zweimal am Tag kamen Wachen, um Essen zu bringen und sich um alles andere Notwendige zu kümmern, aber die restliche Zeit war Jayme allein.

Abgesehen von zwei Besuchern. Seine Augen wurden trübe, als er sich an sie erinnerte.

Zwei Tage nach dem Tod Bornhelds im Mondsaal, Achars letzter Hoffnung, hatte ihn Prinzessin Rivkah aufgesucht …

 

Lautlos betrat sie den Raum, und Jayme bemerkte ihre Anwesenheit erst, als er sich aus seiner Andacht vor dem geheiligten Bildnis Artors erhob.

In dem Moment, als er sich umdrehte und sie entdeckte, wurde sein Mund trocken. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dieser Frau noch einmal gegenüberzustehen. Vor vielen Jahre hatten er und Moryson sie eigentlich dem sicheren Tod überlassen.

Endlos, so schien es ihm, stand Rivkah einfach nur da und starrte ihn an. Ganz gegen seinen Willen bemerkte Jayme den Widerspruch zwischen ihrer stolzen Haltung und seiner eigenen buckligen und unterwürfigen Gestalt. Wie ist es möglich, dachte er, daß die Frau, die Achar und Artor so sehr geschadet hat, hier auftreten kann, als sei die Gerechtigkeit auf ihrer Seite? Wie kommt es, daß sie in all ihrer Schönheit und in ihrer königlicher Haltung vor mir stehen kann, wenn doch alles, was Moryson und ich am Fuße der Eisdachalpen niederlegten, eine gebrochene und todwunde Frau gewesen war. Artor, warum hast Du zugelassen, daß sie überlebt? Warum, Artor? Artor, bist Du da?

»Warum?« fragte Rivkah endlich.

Er war selbst überrascht, als er mit verhältnismäßig lauter Stimme antwortete: »Wegen all des Unrechts, das Ihr Eurem Gemahl, Eurem Land und Eurem Gott zugefügt habt, Rivkah. Ihr hattet es nicht verdient, am Leben zu bleiben.«

»Ich war diejenige, der Unrecht angetan wurde, Jayme«, erwiderte sie. »Dennoch habt Ihr gewollt, daß ich eines entsetzlichen Todes sterbe. Ihr hattet, und daran erinnere ich mich noch gut, nicht den Mut, mir ein Messer in die Kehle zu stoßen.«

»Das ist Morysons Einfall gewesen«, erwiderte Jayme. »Er dachte, es sei am besten, Ihr würdet an einem Ort sterben, der weit genug von jeder Besiedlung entfernt lag, auf daß Eure Knochen nicht jene beeinflussen könnten, die Artor fürchten.«

»Dennoch habt Ihr meinen Sohn am Leben gelassen.«

»Er trug keine Schuld an dem Bösen, das Ihr angerichetet hattet – jedenfalls glaubte ich das zu jener Zeit. Damals wußte ich noch nicht, wer ihn gezeugt hatte. Hätte ich damals geahnt, was ich jetzt weiß, hätte ich Euch ein Messer in die Kehle gestoßen, Rivkah. Und zwar bevor Ihr Gelegenheit hattet, diese widernatürliche Scheußlichkeit zu gebären.«

Rivkahs Hand zuckte ein wenig, der einzige Hinweis darauf, daß Jaymes Worte sie getroffen hatten. Sie verspürte den Impuls, vor Jayme zu fliehen, so groß war der Abscheu, den sie vor ihm empfand, aber eine Frage mußte sie ihm noch stellen.

»Warum habt Ihr meinem Sohn diesen Namen gegeben – Axis?«

Überrascht über die Frage blinzelte Jayme sie an und bemühte sich sichtlich, sich zu erinnern. Dann zuckte er erleichtert die Achseln.

»Moryson hat ihn so genannt.«

»Aber weshalb Axis?«

»Das weiß ich nicht mehr, Rivkah. Der Name erschien uns zu der Zeit so gut wie jeder andere. Damals konnte ich noch nicht wissen, daß er zu einer »Achse« werden würde, um die sich unsere gesamte Welt drehen und dann daran zugrunde gehen würde.«

Rivkah holte tief Luft. »Ihr habt mir meinen Sohn genommen und seine Seele fast dreißig Jahre lang verdorben, und mich habt Ihr einem langsamen endlosen Tod überlassen.« Sie trat einen Schritt auf Jayme zu und spuckte ihm ins Gesicht. »Es heißt, Vergebung sei der erste Schritt zur Heilung, Jayme, aber es ist mir unmöglich, Euch das Unrecht zu verzeihen, das Ihr mir, meinem Sohn und seinem Vater angetan habt.«

Sie drehte sich um und schritt zur Tür.

Rivkah hatte sie gerade erreicht, als Jayme sie noch einmal ansprach. Woher die Worte kamen, wußte er nicht, denn das Wissen, das aus ihnen sprach, war nicht sein eigenes, und ihre Heftigkeit entsprach überhaupt nicht seiner eher sanften Art.

»So wie ich die Sache verstehe, hat der Vogelmann, mit dem Ihr Searlas betrogen habt, nun seinerseits Euch betrogen und von sich gestoßen, Rivkah. Er hat Euch fallengelassen und beiseite geworfen, weil Eure Falten zu deutlich Euer Alter verraten. Betrug holt immer jene ein, die betrogen haben.«

Rivkah drehte sich um und starrte ihn entsetzt an. Seine Worte erfaßten zwar nicht die ganze Wahrheit, kamen ihr aber nahe genug, um sie zu verletzen. War der Preis dafür, Searlas betrogen zu haben, der, daß Sternenströmers Liebe zu ihr vor kurzem erloschen war? Welchen Preis würde sie für den Schmerz zahlen müssen, den sie Magariz vor vielen Jahrzehnten zugefügt hatte? Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und verfluchte das Beben in ihrer Stimme.

»Dann bin ich mir ganz sicher, daß Ihr eines gräßlichen Todes sterben werdet, Jayme«, stieß sie hervor.

Trotz ihrer beherzten Worte zitterte Rivkah am ganzen Leib. Sie riß die Tür auf und rannte, vorbei an den aufgeschreckten Wachen, den Flur hinunter.

 

Jayme lächelte, als er sich an Rivkahs Erregung erinnerte. Aber sein Lächeln erstarb, als er an den zweiten Besucher dachte.

 

Schon bevor Axis die Kammer betrat, hatte Jayme ihn gehört.

Sein ehemaliger Pflegesohn und Zögling stand einige Minuten lang vor der verschlossenen Tür und sprach mit den dort aufgestellten Wachen. Jayme war sich der Tatsache bewußt, daß Axis mit ihm spielte. Der Krieger konnte sich leicht ausrechnen, daß sein beiläufiges Gespräch in der Kammer zu hören sein und Jaymes Beklommenheit steigern mußte.