Aloys Bockhorst (Herausgeber)

 

Beruf und Alltag

PHILOSOPHISCHES

von Joseph Kempgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cover, Design, Layout und Satz aischab

ISBN 978-3-946182-41-2

Veränderte Neuauflage

 

© Copyright aischab Münster 2017

Die Bilder sind von Ulrike Bauer, Text von Joseph Kempgen.

 

1. Auflage 2014 (ISBN 978-3-943312-44-7) EMPIRE Münster, erschienen unter dem Titel „Philosophisches Brevier“.

 

Bild 110 FragenStallkatze

Mehr wissen heißt nicht gleich mehr sein.

 

 

 

Prolog

 

Ein Philosophisches Brevier im Jahr 2017? Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und merken nicht, wie Moral, Instinkt, Idealismus, Lebensfreude, Charakterstärke, Mut immer mehr verlustig gehen. Sie sind nicht mehr prägend sondern nur noch Stafette.

Dekadenz, Gier, Neid, Egozentrik, Rauschsucht, Pöbelei, Untreue, Unehrlichkeit und Gewissenlosigkeit sind typische Ausprägungen, die unser täglichen Umgang mit anderen bestimmen. Gleichgesinnte Freunde sind selten geworden. Man ist Freund vom anderen, um noch etwas schnell mitzunehmen, bevor es der andere tut.

So treiben wir langsam Verfall und Verwahrlosung von Grundwerten entgegen, die in unserer Gesellschaft bereits Fuß gefasst haben. Nur noch die eigenen Tatkräfte stehen einem zur Verfügung, für sich zu sorgen und dem Leben einen Sinn zu geben. Die Chancen einer demokratisch sozial und fürsorglich ausgerichteten Gesellschaft ruhen nur noch auf den Schultern von allen Beteiligten, die bestimmen, ob der Verfall weiter zunimmt oder andere Wege einschlägt.

In diesem Buch wird auf leichte Weise zu einfachen Begriffen, Taten, Eigenschaften, Neigungen philosophiert, die alle ihren Platz in unserem Dasein haben.

Lesen Sie einfach selbst, was sich hinter manchem Begriff verbirgt und fragen Sie sich, ob Sie auch dieser Meinung wären. Sie sollen Hilfen erhalten, nicht nur den Wald sehen zu können, sondern auch die Einzelbäume, die den Wald überhaupt erst ausmachen können.

Was wäre ein Wald, der nur aus Kahlschlag oder Baumleichen besteht? Na eben kein Wald mehr, oder?

Alles ist gar nicht so weit entfernt, wie man annimmt. Es beginnt alles mit dem eigenen ersten Schritt, den jeder geht, dem ersten Gedanken, den jeder hat, dem ersten Wort, das jeder äußert.

Wer A sagt, muss auch B sagen und so weiter, bis er bei Z anlangt, um zu wissen, was Zeit für ihn selbst bedeutet.

 

Die Verlagsleitung


A – ARBEITEN - ALLES

 

AN SICH ARBEITEN

Wer arbeitet, macht Fehler. Wer nicht arbeitet, macht keine Fehler und wer wenig tut, macht umso weniger! Dies mögen die am liebsten, die von Arbeit nicht viel halten oder am besten nur gerne anderen zusehen, wie sie arbeiten. Es gibt eine Menge Kollegen, Kolleginnen, Verwandte, Bekannte, Nachbarn, die so denken und danach handeln. Dabei ist es falsch, zu glauben, dass Arbeit schädlich ist. Arbeiten heißt immer wieder von neuem etwas angehen, vielleicht mal überdenken, neu machen oder einfach beiseitelegen. Arbeiten ist ein Prozess. Selbst Geld, das nicht arbeitet, wird wertlos. Ergo wird man auch selber wertlos, wenn man nichts tut.

Wer arbeitet, macht Fehler – wer wenig arbeitet, macht umso weniger Fehler! Das mag noch stimmen. Aber das Fazit ist deutlich: Wer gar nicht arbeitet, begeht den größten Fehler – keine Bestätigung haben zu können, keine Anerkennung zu haben. Jeder Fehler hat auch eine positive Rückseite. Dies sollten gerade Führungskräfte und ihre Mitarbeiter mal bedenken. Ohne Auseinandersetzung funktioniert keine Teamarbeit. Ohne Fehler wird nie etwas richtig gemacht. Selbst Schachfiguren sind nur gut, wenn man mit ihnen arbeitet und dabei gut spielt!

 

ABSICHTEN – ERSTENS, ZWEITENS, DRITTENS

Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir stets gegen unsere eigene Bosheit ankämpfen sollen, abgesehen von der Bosheit des anderen Menschen. Wir führen sozusagen Krieg und die eigene Klugheit bedient sich unterschiedlicher Kriegslisten, um den Kampf erfolgreich beenden zu können. Nie tut sie das, was sie vorgibt, sondern versucht immer wieder zu täuschen. Vielleicht scheint es wie ein Luftgeschwader, wenn nicht immer wieder spontan etwas wirkliches Unerwartetes geschieht, stets darauf bedacht, das eigene Spiel zu verbergen. Absichten schimmern durch, um die Aufmerksamkeit des Gegners zu gewinnen, aber Vorsicht! Schnell ist dieser Absicht der Rücken gekehrt, um gerade dadurch siegen zu können, woran eben keiner gedacht hatte. Austricksen nennt man das Prinzip, das sich schnell zu erkennen gibt und dann den Kriegsverlauf etwas einseitig werden lässt. Die erste Absicht zieht vorüber, der Zwischensieg ist errungen, aber bei der zweiten Absicht, steht die Bosheit schon Gewehr bei Fuß, ja auch bei der dritten. Jetzt ändert die Bosheit ihr Spiel, um die List zu verschönern, und lässt das nicht erkünstelte als erkünstelt erscheinen. Der Betrug wird nun vollkommenste Aufrichtigkeit.

Aber weit gefehlt, die Schlauheit wacht auf ihrem Posten, strengt ihren Scharfblick an und entdeckt die in Licht gehüllte Finsternis. So wird der Teufel entkleidet und bleibt schamlos am Ende allein. Jedes Vorhaben, das aufrichtig vorgegeben wurde, war umso trügerischer. Jedes dieser Vorhaben wird enthüllt und zum Fraße vorgeworfen.

Und wer bedient sich daran? Die andere Seite wartet nur darauf, dem Teufel die letzte Ehre zu erweisen, um sich seiner Listen zu bedienen. ER hat überall Verehrer und Abtrünnige. Und so geht es fort.

 

AUFMERKSAMKEIT

Wenn wir geboren werden, versuchen wir, die Welt zu entdecken, zu erkennen, in uns aufzunehmen, um überhaupt unser Leben zu verstehen. Das ist Aufmerksamkeit pur, die dazu dient, unser Bewusstsein und Denken zu schulen. Aufmerksamkeit ist uns angeboren, verliert aber im Laufe des Lebens bedauerlicherweise den Stellenwert, den sie ursprünglich hatte. Die Konsequenzen wiegen schwer, denn der Verzicht der Aufmerksamkeit durch eigenständiges Denken und Reden bedeutet auch einen Verzicht auf bewusste Wahrnehmung und führt in einen Strudel der Achtlosigkeit.

Aufmerksam sein heißt, sich dem anderen zu zuwenden, auszuwählen und sich erkennen zu geben. Ein aufmerksamer Mensch setzt sich aktiv mit seiner Umgebung auseinander, besitzt eine gesteigerte Wachsamkeit und wird nie müde, die Informationen zu verarbeiten. Alle Sinne können daran beteiligt sein und schärfen unser Denken und auch das damit einhergehende Handeln.

Unterschiedliche Erfahrungen beruhen auf der Basis der Aufmerksamkeit und lassen sich im Laufe des Lebens steigern. Der aufmerksame Mensch lebt in dieser Welt und die Welt in ihm. Der achtlose Mensch nimmt am Leben nicht mehr teil. Es ist an der Zeit, diese ursprünglichen Kräfte wieder zu beleben und neu in Angriff zu nehmen. Selbst der Tod verlangt Aufmerksamkeit, dann das Sterben bekommt einen Sinn.

 

ALLES

Alles oder Nichts heißt es im Volksmund und doch weiß keiner, wie er das eine oder andere gebührend erreichen kann. Alles ist zumindest ein Inbegriff von Streben, das eine gewisse Kunst erfordert, sich geltend zu machen. Was ist dafür erforderlich? Weise zu sein als klug in sieben Jahren. Es ist die Kunst, mit einem Menschen friedlich fertig zu werden als mit dem ganzen Volke. Und dies erfordert graziles Management, dem Naturelement weiblicher Intuitionen.

 

ANTIPATHIE ZÜGELN

Der Umgang mit Menschen ist immer mit Gefühlen verbunden, die einem sagen, was man tun oder lassen kann. Und doch schiebt sich ein ausgezeichnetes Gefühl der Antipathie immer wieder in den Vordergrund, das immer vordergründig leiten will. Das Pendant hierzu ist die Sympathie. Beide - Sympathie und Antipathie sind wechselseitig. Sie wirken getrennt, sind aber voneinander abhängig, denn jede Antipathie benötigt eine gewisse Sympathie und umgekehrt. Antipathie wird Sympathie kaum ermöglichen.

Dass das Aufeinander zugehen, weil man den anderen nett, sympathisch findet, immer einen Vorteil beinhaltet, ist ohne Zweifel für Führungsebenen eine notwendige Voraussetzung des gemeinsamen Verstehens. Antipathie aber grenzt aus und kann eine Führungsinitiative abrupt beenden. Und dennoch gibt ein antipathisches Verhältnis eine wichtige Information wieder. Es sind Dissonanzen da, die immer wieder einzubrechen drohen und somit Entwicklungen hemmen. Antipathie ist kein Ratgeber, aber ein wichtiges Erkennungsmerkmal, dem anderen nicht trauen wollen.

 

ANGEMESSEN NACHFRAGEN

Was es auch immer bedeutet? Stellen Sie ruhig Fragen, wenn Ihnen danach ist, mag mancher Vorgesetzte sagen. Wenn man diese Aufforderung ernst nimmt, gibt es am Anfang immer viele Fragen und auch später noch. Aber Fragen ist nicht gleich Nachfragen und so scheiden sich die Geister zwischen beiden Vorgehensweisen. Wer fragt, kann den anderen schnell vor den Kopf stoßen.

Vorgesetzte neigen oft dazu, überzogen und anmaßend zu denken, wenn es um die eigene Karriere geht. Wenn ein neuer Mitarbeiter Fragen stellt, dann will er im Allgemeinen mehr wissen, Neues erfahren. Fragen als Dummheit oder Nichtkönnen auszulegen, ist schlichtweg eine gewollte Verhöhnung, um selbst zu glänzen und den anderen für blöd zu verkaufen. So kann der Mitarbeiter mit „gutem“ Gewissen schlechter bewertet werden, als dieser in Wirklichkeit hätte bewertet werden müssen. So wird wieder einmal deutlich, dass offene, ehrliche Fragen nur noch zum Anlass genommen werden, den anderen auszugrenzen, statt ihn zu integrieren. Also sollte man nicht mehr direkt fragen, sondern nur noch wissentlich einfach nachfragen, um sein Interesse zu bekunden?

Nachfragen ist ausschließlich dem Zweck gewidmet, dem anderen unter dem Bauch zu kitzeln und eine Information zu erhalten, die einem für den Moment genügt. Weitere Informationen kann man sich besser aus dem Internet ziehen. Da steht ja fast alles, das man wissen müsste. Und wozu brauche ich dann noch einen Vorgesetzten? Klar doch, um nachfragen zu können.

 

ABHÄNGIGKEIT BEGRÜNDEN

Ist es klug, Abhängigkeit zu begründen? Und wenn ja, welche sind damit gemeint? Den Götzen macht nicht der Vergolder sondern der Anbeter. Also wäre es klüger, nicht den Mitarbeitern dankbar verbunden zu sein sondern eher bedürftig. Sie sollen immer wieder auf einen selbst hoffen dürfen, als mit Dankbarkeit belohnt zu werden. Denn eines gilt: sich auf Dankbarkeit verlassen, ist reine Bauernart, denn der Bauer ist weit mehr vergesslich, als sich an Frondienste erinnern zu wollen! Wenn einer die Möglichkeit hat, Befriedigung zu finden, wird er auch gleich seiner Quelle den Rücken zuwenden. Wenn die Kuh gemolken wurde und dann keine Milch mehr gibt, ist sie überflüssig geworden. Sie steht dann im Weg. Also gilt es auch im Berufs- und Geschäftsleben: niemals alles geben und schon gar nicht mit Hingabe. Der andere muss sich merken, dass er einen dringend braucht – am besten immer – dann mit voller Hingabe, ohne etwas opfern zu müssen. Es darf nur der Schein der Hoffnung nicht trüben, dann hätte man ein Problem.

 

AUSGANG IM AUGE BEHALTEN

Ist es klug, strenge Maßstäbe im Umgang miteinander oder den Blick für das Ziel zu pflegen? Es ist sicher lobenswert, wer sein Ziel erreicht, aber die Missgunst wird steigen, wenn die Strenge dem Ziel entgegenstand. Ein gutes Ende übergoldet alles, wie sehr auch ein unpassender Weg dagegen sprechen wird. Die Kunst ist zu lernen, dem glücklichen Ausgang entgegen zu sehen und vielleicht in Kauf zu nehmen, dass normative Maßstäbe außer Acht gelassen werden, um dem Ziel näher zu kommen.

 

AKZEPTANZ HEISST BESTÄTIGUNG

Akzeptanz ist ein Substantiv von Akzeptieren, Annehmen, Anerkennen, Einwilligen, Billigen oder einfach mit jemandem oder etwas einverstanden sein. Aber es bedeutet nicht, dass die akzeptierte Sache dann mir angehört, sozusagen ein Bestandteil meinerseits ist. Genau das ist falsch, denn Akzeptanz bedeutet nur für den anderen Bestätigung, Echo, Wahrnehmung. Sie beinhaltet nur eine Zustimmung, ohne eine Qualität damit zu verbinden. Es heißt einfach nur, dass etwas oder der andere nicht abgelehnt wird. Akzeptanz heißt eben Bestätigung, die nur schwierig erwidert wird. Warum das so ist? Der andere muss über seinen Schatten springen, er muss sich in Toleranz üben und genau das muss jeder in der Kindheit gelernt haben, sonst funktioniert es nicht mit der Akzeptanz im Erwachsenenalter. Dann bleibt man eben ein Spießer und rückt sich die Welt so zurecht.

 

AUSGEGLICHENHEIT ANSTREBEN

Harmonie, fröhlich sein, sich ausgeglichen fühlen, immer ein Lied auf den Lippen… Was für eine Freude, denke ich. Was für ein Leid, denken andere. Nichts geht mehr, wenn es Menschen gibt, die einen grundlegenden Lebensoptimismus ausstrahlen. Sie wirken anstößig. Sie werden ignoriert, man ist sich ihrer lästig. Es ist fast wie eine Krankheit und doch ist es das Leben. Warum müssen viele frühmorgens klagen, sie könnten doch eigentlich noch die Bettdecke abhorchen, aufzustehen und den täglichen Dingen des Lebens nachzugehen. Es ist ein Genuss, in der Frühe den Dienst zu beginnen mit dem Gedanken, sich jetzt aus dem Alltag loszureißen und etwas zu tun – für andere. Nur wird dies nicht richtig interpretiert. Ausgeglichenheit ist vonnöten, um die gespannte Situation zu entflechten. Dann hätte auch manche Anstößigkeit ein Ende.

 

ALLEN GERECHT WERDEN

Ein Team ist eine Gruppe, in der alle etwas zu sagen haben. Ein Team verfolgt auch einen Zweck. Es gibt ein Team und seine Aufgabe und darin besteht eigentlich das Problem. Jeder soll dazu einen Beitrag leisten, dass die Arbeit getan wird. Und wenn die Meinungen unterschiedlich sind, gerät auch in einem Team alles aus den Fugen. Es ist nicht machbar, allen gerecht zu werden. Für das Ziel und die Sachlage zählt am Ende nur der Erfolg, an dem dann doch nicht alle beteiligt sind, oder? Auch die, die zurückstecken müssen, haben ihren wertvollen Beitrag geleistet. Denn nur durch die anderen wird die eigene Arbeit zum Ziel geführt.

 

ANKLAGEN

Es gibt Menschen mit finsterem Gemüt, die alles zerstören und zum Verbrechen stempeln. Sie haben alles verdammt über jene, für das, was sie getan haben, und über diese, für das, was sie tun werden. Da ist kein Horizont der Besserung in Sicht. Diesem niederträchtigen Sinn kann eigentlich nichts hinzugefügt werden als Missachtung, die dem gleichkommt. So bleibt einem edlen Gemüt nichts anderes übrig, als diese Menschen gar nicht zu beachten. Dann hätte die Finsternis wenigstens bei einem selbst ein Ende, ohne verdammt zu werden.

 

ABHÄNGIGKEITEN

Je freier desto selbstständiger kann jeder arbeiten. Abhängigkeiten sollte man aus dem Wege gehen, sie aber nicht in Frage stellen, noch das Wort führen, dass Abhängigkeiten abtötend wären. Nein, das ist sicher ein Fehler, dem ehrlichen Gewissen zu frönen. Selbst der Staat macht sich seine Beamten untertan und lässt sie wie Puppen tanzen. Wer auf den Amtseid schwört, muss sich seiner Abhängigkeit bewusst sein. Aber er ist nicht aufgefordert, sein Gewissen dafür zu opfern. Dem sei der Weg, die Gedanken sind frei, durchaus offen und nutzbar. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die letzten Abhängigen sich befreien werden, weil auf Dauer ein Schachfigurendasein von Ödnis gähnt.

 

ANGEMESSENHEIT DER VERNUNFT

Der Vernunft sind keine Grenzen gesetzt. Sie denkt global und über das Universum hinaus. Oft wird Vernunft mit Verstand verwechselt, aber es sind zwei verschiedene Fähigkeiten, die sich gegenseitig ergänzen. Der Verstand dient dazu, geistige Sachverhalte zu verarbeiten und nachzuhalten. Und die Vernunft strebt nach Auswertung, nach Umsetzung. Was ist vernünftig, was ist verstandesgemäß? Das sind doch sicher zwei verschiedene Blickrichtungen, die das Menschsein ausmachen. Der Vernunft sind keine Grenzen gesetzt, es sei denn, sie sollte eine Grundlage für Entscheidungen sein. Dann empfiehlt sich, dem verstandesgemäßen Denken Rechnung zu tragen. Sie braucht die Anlehnung an die Wirklichkeit, um den Alltag in seinen Grundfesten nicht zu stark zu erschüttern.

 

ARROGANZ ENTSCHÄRFEN

Nichts ist tödlicher für Gemeinsamkeit wie Arrogantia oder auch Superbia (lat.), im Altgriechischen Hybris genannt! Diese „Todsünde“ hat in der Führungsebene um sich gegriffen und ausgebreitet wie ein Fluch, dem alle sozialen Anstrengungen zuwider laufen. Der Arrogante überschätzt sich selbst und schafft aufgrund seines Hochmutes soziale Kälte durch eigene Aufwertung, die mehr nach Eigenliebe und Eitelkeit riecht als nach Verständnis und Anstand.

Dass im Altgriechischen die antike Hybris als Frevel gegen die Götter verstanden wurde, hat die katholische Kirche als Sünde gegen den Nächsten bezeichnet. Hochmut ist ein menschliches Laster, dem nur mit Überlegenheit und Handeln aus gemeinschaftlichem Interesse angemessen begegnet werden kann. Hochmut hat sich in der Ständegesellschaft gegenüber dem Klerus heraus gebildet und heftete sich an Züge der Etikette. Die Werbung hat diese Neigung von neuem entdeckt und versucht auf kaltem Wege diese Untugend als Model oder Schickmaid neu aufzulegen. Aber weit gefehlt, Blasiertheit und aufgeblasenes Sein entsprechen einem Ballon, der durch einen kleinen Stich sein Ende findet. Folgendes Sprichwort hat seine Gültigkeit: Alles, was sie hatte, war doch nur aus Watte. Alles, was er tate, bestand nicht mal aus Watte.

Arroganz schafft keine Brücken, nur Konflikte. Und wir sind nun mitten drin in dieser Zeit der Konflikte, die dem Narzissmus genügend Anlass geben, neu zu beginnen.

 

AUSSENSEITER

Wer glaubt, dass Außenseiter geglättet werden sollten, irrt gewaltig. Nichts ist besser als jemand, der immer wieder Missstände eines Teams, einer Gruppe deutlich macht. Und Außenseiter sind dafür prädestiniert, dies zu provozieren. Sie sorgen dafür, dass die anderen einen solchen suchen, denn charakterschwachen Menschen ist es angeboren, dass sie ein Schwarzes Schaf brauchen, um sich zu ergötzen, zu bestätigen oder sich zu amüsieren. In einer reinen Männergruppe sind Außenseiter von Anfang an Frauen, weil sie als schwach eingestuft werden. Umgekehrt gilt das aber genauso hart: in einer Frauengruppe ist der Mann der Außenseiter, ohne Schaden nehmen zu müssen, denn Männer sind von Grund auf stark. Es wäre sträflich, einen geschlechtsspezifischen Außenseiter egalisieren zu wollen. Diese Vorgehensweise ruft nur Unterdrückung hervor und entspringt einem reinen Machtgeplänkel. Außenseiter sind einfach ideal, um ein eigenständiges Selbstwertgefühl aufzubauen, das aus Liebe und Zuneigung selbst den stärksten Außenseiter mittragen kann.

 

ALLES ÜBERTREFFEN

Wer führt, muss glänzen. Wer bestimmt, hat etwas darzustellen. Wer ganz oben stehen will, muss nach unten treten können. Nein, das sollte kein Inbegriff einer diplomatischen Vorgehensweise sein. Es entspricht bestenfalls einer alten preußischen Denkart, die langsam (hoffentlich) auszusterben beginnt. Und mit Recht: Teamgeist lässt sich nicht dirigieren. Gemeinsamkeit ist nicht eine Präambel, sondern ein Grundbedürfnis – auch für die, die die Einsamkeit bevorzugen, um alles zu übertreffen. Aber genau in diesem Moment ist derjenige schon übertroffen, wenn er nicht schnell zu seinem Grundgewissen zurück findet. Es ist eine Frage des Anstands und der Moral und dann erst der Fähigkeiten.

 

AUS EINER MÜCKE EINEN ELEFANTEN MACHEN

Dieses Sprichwort überhört den gefälligen Beiklang des Übermäßigen! Wer sich dieser Phrase bedient, ist entweder ein Ignorant oder ein Spinner. Aus Mücken lassen sich keine Elefanten machen, es sei denn, man will eine Sache sozusagen solange aufblasen, dass diese als Elefant erscheint. Und dann könnte auch eine Mücke fast so aussehen, oder? Haben Elefanten Flügel und acht Beine? Nicht im Geringsten, so bleibt es denn ein Sprichwort, wenn eine Sache zu viel an Boden verliert, es könnte eine glatte Bauchlandung werden!

 

AUFRICHTIGKEIT

Aufrichtigkeit ist ein altes Wort. Sie zählte auch ferner zu den preußischen Tugenden, die sicher Maßstäbe für den Umgang mit dem Volk sein sollten und schnell in der Schublade verschwanden. Im Grunde ist Aufrichtigkeit ein Merkmal der Ehrlichkeit und kann sich durch viele Eigenschaften äußern. Zunächst ist ein aufrichtiger Mensch ein Mensch, der Haltung bewahrt. Dieser wird sich nicht beugen noch im übertragenen Sinne bei anderen einschmeicheln. Er lässt sich nicht kaufen, noch wird er andere kaufen bzw. verkaufen. Das Gegenteil der Aufrichtigkeit ist Heuchelei, einem Triebwesen der heutigen Zeit. Aufrichtigkeit tut Not und ist ein Mangel persönlicher Eigenschaften geworden.

 

AUCH DIE KATZE UM DEN HEISSEN BREI

Wozu immer um eine Sache reden, wenn man diese Sache nicht will. Es wäre einfacher, dies unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, als wie die berühmte Katze um den heißen Brei zu reden, zu reden, zu reden. Es wird oft zu viel geredet oder gar nicht. Das ist ein Manko im menschlichen Umgang miteinander. Es fehlt an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Das Prinzip der Kollegschaft wird nur noch am Betriebs-, Geburtstags- und Weihnachtsfesten geübt. Es geht nicht mehr um Gemeinsamkeit. Es geht auch gar nicht um den Einzelnen. Es geht nur noch um einen selbst. Führungskräfte sind fiebrig selbstsüchtig, um immer zu gaffen, ob es nicht auch noch einen besseren Brocken gibt. Also reden sie nur noch wie die Katze um den heißen Brei, um dem dokumentierten Führungsanspruch Genüge zu tun. Und sie erzeugen Frust, Verweigerung, Kontraproduktion, Desorientierung und Abwehr. Jeder produktiver Beitrag wird zerredet, um nicht den eigenen Glanz in Frage gestellt zu wissen. Und am Ende bleibt die Katze vor dem heißen Brei sitzen und fragt sich, was sie noch tun kann, damit der heiße Brei endlich verschwindet.


BBITTEN – BETRUG

 

BILDUNG UND CHARAKTER

Eigentlich ist dieses Bild kitschig, aber es trifft eine weise Erkenntnis. Als Barbar geboren, kann der Mensch nur durch Bildung zu Höherem befreit werden, sonst bleibt er dem Tierischen unterlegen. Die Bildung macht den König aus, und umso mehr, je höher sie ist. Nichts bildet eben mehr als Wissen, das aber ohne Glanz auch trübe bleibt. Und darin liegt die Chance für einen Charakterzug, den wir uns als Persönlichkeit aneignen können.

Ohne Wollen ist auch das größte Wissen nur ein schnöder bunter Luftballon! Ein gebildeter Mensch, der seinem Wissen Ansehen verschafft durch das, was er selbst dazu tut, ist ein charaktervoller Mensch und wird von allen geachtet werden. Wissen ist eine versteckte Macht der Wünsche und Liebe. Dies ist Frauen hinlänglich bekannt, aber ihrer Beachtung wird von Seiten der Männer nur in geringem Umfange nachgekommen. Sie wollen das Selbstverständliche für sich beanspruchen und besitzen. Und so verliert das Wissen den Stellenwert im ursprünglichen Sinn und wird zur Machtdekadenz.

 

BEGABUNG UND TALENT

Wir werden geboren und bringen Begabungen und Talente Talente te, nur muss er selbst etwas dazu tun, wenn er sie verwirklichen will.