An Cäsar Augustus.

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Feldschlachten wollt' ich singen und Städtesieg,
Da rauschte Phöbus' Leier die Warnung mir,
Aufs hohe Meer mich nicht mit schwachem
Segel zu wagen. Es bracht', o Cäsar,

Dein Alter goldnen Segen der Heimatflur
Und gab die Adler unserem Jupiter
Zurück, den Siegstrophä'n der stolzen
Parther entrissen. Und kriegsentlastet

Den Janustempel schloß es und zügelte
Die jeder Schranke spottende Leidenschaft
Und, schonungslos des Lasters Wurzel
Tilgend, erweckt' es die Zucht der Väter,

Durch die der Name Roms und Italiens
Ruhmvolle Macht zum herrlichen Reich erwuchs,
Das stolz vom Bett der Abendröte
Heute sich dehnt bis zum fernsten Aufgang.

Nun Cäsar wacht, mag keine Gewalt uns mehr,
Kein Bürgersturm aufschrecken aus holder Ruh',
Kein blinder Haß, der, Schwerter schmiedend,
Blutigen Zwist in den Städten aufregt.

Nicht dürfen, die tiefrauschend der Ister tränkt,
Nicht Geten mehr noch Syrer den Julischen
Gesetzen trotzen, nicht die falschen
Perser und Tanais' wilde Söhne.

Doch wir, am Werktag opfernd, am Feiertag,
Wir wollen Libers köstlicher Gabe froh
Inmitten unsrer Fraun und Kinder,
Wenn wir den Göttern gesprengt in Andacht,

Im Festgesang zu lydischem Flötenschall
Siegreicher Feldherrn denken nach Väterbrauch
Und Troja preisen und Anchises
Und der Ernährerin Venus Enkel.

Erstes Buch.
Griechische Lyriker.

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Kallinos der Ephesier.

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Kriegsruf.

Bis wann zaudert ihr noch? Wann faßt ihr entschlossen ein Herz euch,
Jünglinge? Schämt ihr euch nicht vor den Bewohnern des Gaus,
Daß ihr, die Händ' im Schoß, als säßet ihr mitten im Frieden,
Träg' hindämmert und rings wütet im Lande der Krieg?
Auf, in den Kampf und werft vor die Brust die gebuckelte Tartsche!
Noch mit sterbender Hand schleudert das letzte Geschoß!
Denn das ehrt und verherrlicht den Mann, für den Boden der Heimat
Fechtend, für Weib und Kind mutig den Feind zu bestehn.
Einmal kommt ja der Tod für jeglichen, wann es das Schicksal
Immer verhängt. Gradaus stürme denn jeder voran,
Hoch den geschwungenen Speer und das tapfere Herz an den Schildrand
Drängend, sobald im Gewühl Mann sich begegnet mit Mann!
Denn dem Todesgeschick zu entgehn ward keinem beschieden,
Wär' er dem Stamme sogar ewiger Götter entsproßt.
Mancher freilich entflieht der Gefahr und dem Sausen der Lanzen,
Und am eigenen Herd rafft ihn die Möre dahin;
Aber um ihn nicht trauert die Stadt, noch wünscht sie zurück ihn,
Doch den Erschlagnen beklagt jeglicher, hoch und gering!
Denn es ergreift sie zusamt nach dem tapferen Helden die Sehnsucht,
Fiel er, und halbgottgleich wird er im Leben geehrt.
Wie ein gewaltiger Turm vorschwebt er den Augen des Volkes,
Denn für viele zu stehn war er, der eine, genug.

Tyrtäos aus Attika.

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Schlachtgesang.

(Aus den Elegien zusammengestellt.)

Auf in den Kampf, ihr Enkel des unbezwungnen Herakles!
Streitet getrost! Noch nie wandt' euch den Rücken der Gott.
Nimmer erschreck' euch die Menge des Feinds, noch fass' euch ein Zagen,
Nein, gradaus mit dem Schild stürmt auf die Vordersten an!
Achtet das Leben gering. und die finsteren Pfeile des Todes,
Grüßt sie mit Lust, wie sonst Helios' Strahlen ihr grüßt!
Denn schön ist's für den Tapfern, im vordersten Gliede zu fallen,
Wenn er, den Seinen ein Hort, kämpft für den heimischen Herd;
Aber unendliche Schmach, wenn den Fliehenden, der das Getümmel
Meidet, des Feindes Geschoß hinten im Rücken ereilt.
Ehrlos liegt er im Staube noch da, ein verachteter Leichnam,
Und es starrt ihm der Schaft zwischen den Schultern heraus.
Schreite denn jeder beherzt vorwärts, in den Boden die Füße
Fest eindrückend, die Zähn' über die Lippen geklemmt,
Brust und Schulter zumal und hinabwärts Hüften und Schenkel
Hinter des mächtigen Schilds eherner Wölbung gedeckt.
Hochher schwing' er zum Wurf in der Rechten die wuchtige Lanze
Und Furcht weckend vom Haupt flattre der Busch ihm herab.
Fuß an Fuß mit dem Gegner und Schild andrängend dem Schilde,
Daß sich der Helm mit dem Helm streift und der Busch mit dem Busch,
Brust an Brust dann such' er im Kampf ihn niederzustrecken,
Sei's mit des Schwerthiebs Kraft oder dem ragenden Speer.
Also die starrenden Reihn andringender Feindesgeschwader
Wirft er zurück und dämmt mächtig die Woge der Schlacht.
Aber bezwingt ihn der Tod im Vorkampf: seinem Erzeuger,
Seiner Gemeind' und Stadt bringt er erhabenen Ruhm,
Wie er im Blut daliegt, vielfältig die Brust und den Panzer
Vorn, und den bauchigen Schild von den Geschossen durchbohrt.
Aber die Jünglinge weinen um ihn und es jammern die Greise,
Und weitschallend erfüllt sehnliche Klage die Stadt.
Auch sein Grab bleibt heilig dem Volk, und die Kinder und Enkel
Ehrt man und ehrt sein Haus bis in das fernste Geschlecht.
Nimmer im Dunkel erlischt sein Ruhm und gepriesener Name,
Und der Begrabene lebt als ein Unsterblicher fort.

Solon von Athen.

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Der Gesetzgeber.

So viel Teil an der Macht, als genug ist, gab ich dem Volke,
Nahm an Berechtigung ihm nichts, noch gewährt' ich zu viel.
Für die Gewaltigen auch und die reicher Begüterten sorgt' ich,
Daß man ihr Ansehn nicht schädige wider Gebühr.
Also stand ich mit mächtigem Schild und schützte sie beide,
Doch vor beiden zugleich schützt' ich das heilige Recht.

An die Athener wider Pisistratus.

Wenn ihr Schweres erfuhrt durch eigene Schuld und Verkehrtheit,
Klagt um euer Geschick nicht die Unsterblichen an,
Selbst ja zogt ihr sie groß und machtet sie stark, die Tyrannen,
Und nun seufzt ihr dafür unter dem schmählichen Joch.
Einzeln zwar geht jeder von euch auf der Fährte des Fuchses,
Aber sobald ihr gesamt handelt, verläßt euch der Sinn;
Denn ihr traut auf die Rede des Manns und die schillernden Worte,
Doch blind seid ihr für das, was euch vor Augen geschieht.

Die Jahreswochen.

Wann unmündig und klein noch das Kind ist, wirft es der Zähne
Reihen im Wechsel zuerst ab bis ins siebente Jahr;
Doch vollendet darauf nachfolgende Sieben ein Gott ihm,
Geben die Zeichen alsbald reifender Jugend sich kund.
Dann in den dritten umsäumt, wie der Wuchs vollendet hervortritt,
Flaum sein Kinn und der Reiz wechselnder Farben erblüht.
Schließt sich zum vierten die Woche, so fühlt auf dem Gipfel der Kraft sich
Jeglicher Mann und es scheint rühmliche Tat ihm verbürgt.
Doch in der fünften geziemt es ihm wohl, der Vermählung zu denken,
Für zukünftige Zeit zeug' er ein blühend Geschlecht.
Drauf in der sechsten erstarkt sein Geist zu besonnener Klarheit
Und nach vergeblichem Ziel hat er zu trachten verlernt,
Vierzehn Jahre hindurch in der siebenten dann und der achten
Woche durch kundigen Rat herrscht er und Redegewalt.
Auch in der neunten vermag er noch manches, doch fühlt er ermattend,
Daß zu gewichtiger Tat Kraft und Entschluß ihm gebricht.
Aber erfüllt ihm ein Gott zum zehenten Male die Sieben,
Mag dem Gereiften mit Fug nahen das Todesgeschick.

Ausgleichung.

Oft zwar ist die Gemeinheit reich und es darben die Edlen,
Doch wir gäben im Tausch nimmer für ihren Besitz
Unsre Gesinnung dahin; denn ewiglich bleibt sie ein Schatz uns,
Aber das irdische Gut wechselt beständig den Herrn.

Mimnermos von Kolophon.

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Das Los des Alters.

Was sind Leben und Glück, wenn die goldene Liebe dahinfloh?
Laßt mich sterben, sobald dies mich nicht länger erquickt:
Heimliche Lust und erwiderte Glut und die Wonne des Lagers.
Aber die Jugend verwelkt rasch und die Blüte der Kraft
Männern und Fraun, und beschleichen uns erst die Gebrechen des Alters,
Das unerbittlich den Mann, selber den schönsten, entstellt,
Ach, da zehrt am Gemüt rastlos die vergebliche Sehnsucht,
Und selbst Helios' Strahl mag uns das Herz nicht erfreun;
Denn von den Jünglingen sind wir geflohn und verschmäht von den Weibern,
So viel Schweres verhängt' über das Alter ein Gott.

Helios.

Wahrlich, ein mühvoll Amt muß Helios täglich verwalten;
Auch kein einziges Mal ist ja den Rossen und ihm
Innezuhalten vergönnt, sobald zur Höhe des Himmels
Aus des Okeanos Flut Eos, die rosige, stieg.
Aber ihn trägt bei Nacht durch die Woge das wonnige Lager,
Das aus lauterem Gold künstlich Hephästos gewölbt;
Über den Spiegel des Meers auf eilenden Fittichen schwebend,
Trägt es den Schlummernden sanft fort von Hesperiens Strand
Zum Äthiopengestad, wo sein das Gespann mit dem Wagen
Harrt, bis wieder des Tags dämmernde Frühe sich naht.

Theognis von Megara.

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