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Petra Rinkes · Roland Ballwieser

 

Der vergiftete Fufu

 

Das GOHO-Team ermittelt

 

 

 

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage April 2017)

© 2017 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Umschlaggestaltung und Illustrationen: Markus Spang

Lektorat: Sabine Zürn

 

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-86913-835-0

 

Inhalt

Das GOHO-Team

Die Katastrophe

Der Tag danach

A...bomben verboten

Ein Hamster als Versuchskaninchen

Ihr seid doch nur Kinder!

Das GOHO-Team

Überwachung I: Der Nachbar

Überwachung II: Der Afrika-Express

Im Cine

Erwischt!

Strafe muss sein

Rechte Socken

Das Grillfest

Strafarbeit

Der Koch

Finn greift ein

Die Zeit wird knapp

Das Abzugsrohr

Am Brombachsee

Der Brandanschlag

Finns Niederlage

Der Kerl mit der tätowierten Rose

Das GOHO-Fest

Die Nacht der Entscheidung

Eingesperrt

Nialé rennt

Pata Pata

Die Autoren

 

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Das GOHO-Team

Marie

 

 

Cem (spricht man Tschem)

 

 

Finn

 

 

Nialé (das é am Ende wird betont)

 

Die Katastrophe

An der Tür des Lokals drehte Marie sich noch einmal um. Was für ein Chaos!

Stühle lagen kreuz und quer auf dem Boden. Leute rannten hektisch herum und suchten ihre Sachen zusammen. Alle schrien durcheinander. Flaschen und Gläser stürzten um und zerbrachen klirrend auf dem Boden. Sie sah Cem, der sich kreidebleich an seinem Vater festklammerte. Finn hielt sich die Jacke vors Gesicht und stürmte an Marie vorbei nach draußen.

An der Theke stand wie erstarrt das Mädchen, das gerade noch so schön gesungen hatte. Es weinte.

Eine Katastrophe!

Und dabei hatte alles so schön angefangen.

 

Eine Stunde vorher

Marie hatte sich entschieden. »Ich nehme Nummer 12.« Sie klappte die Speisekarte zu. »M'Baazi, klingt total lecker.«

»M'Baazi? Was ist das denn?«, fragte Finn.

»Das spricht man Em-Baasi«, erklärte Maries Mutter. »Das sind Bohnen in Kokosmilch.«

»Bohnen und Kokosnuss?«, sagte Cem. »Das passt doch überhaupt nicht zusammen!«

»Doch«, widersprach ihm Marie. »Das ist halt afrikanisch.«

»Genau«, sagte Herr Yildiz, Cems Vater. »Andere Länder, andere Geschmäcker. Probier's doch einfach!«

Cem verzog das Gesicht. »Nein danke. Vielleicht das nächste Mal. Ich glaube, ich nehme die Hähnchenkeulen in scharfer Soße. Und du, Finn?«

Finn sah ziemlich ratlos aus. »Keine Ahnung, ich kann mich nicht entscheiden.«

»Lass dir Zeit«, sagte Maries Mutter. »Sag mal, kommt eigentlich deine Mama noch?«

Finn zuckte zusammen. »Nein. Der geht es heute nicht so gut. Und Lilli ist schon im Bett. Da kann sie nicht weg.« Er steckte seinen Kopf tief in die Speisekarte.

»Mama!«, zischte Marie leise. Ihre Mutter wusste doch, dass Finn nicht gern über seine Mutter und ihre Probleme sprach. Um abzulenken, sagte sie: »Ganz schön voll hier, was?«

Tatsächlich war jeder Tisch im Lalibela besetzt. Kein Wunder, heute, bei der offiziellen Eröffnungsfeier des Restaurants, kostete jedes Essen nur die Hälfte.

»Was darf es denn sein?«

Eine Afrikanerin in einem rot gemusterten Wickelkleid und einem dazu passenden Turban war an ihren Tisch getreten.

Wow!, dachte Marie. Die sieht echt toll aus! Vor lauter Bewunderung hatte sie die Nummer ihres Gerichts vergessen. Sie blätterte noch einmal in der Karte. »Einen Moment bitte!«

»Ich nehme Nummer 37«, sagte Finn schnell, bevor er es sich wieder anders überlegte.

Marie überflog die Nummern. 37, ... das war doch ... »Weißt du, was du da bestellst?«, fauchte sie Finn an.

Der sah sie erstaunt an. »Fleischscheiben in Soße steht da.«

»Fleischscheiben!« Marie verdrehte die Augen. »Vom Lamm! Du willst ein unschuldiges, kleines ...«

»Original mit Fufu oder mit Pommes?«, fragte die Kellnerin und unterbrach damit Maries Schimpferei.

»Fufu?«, sagte Finn. »Nein, ich nehme Pommes.« Erleichtert klappte er die Karte zu und trank von seiner Cola.

»Ich nehme M'Baazi«, sagte Marie. »Das ist doch ohne Fleisch, oder? Und dazu natürlich Fufu! Ich bin doch kein kleines Kind, das nur isst, was es kennt.« Mehr sagte sie nicht. Finn wusste auch so, was sie von seiner Wahl hielt. Obwohl ... er war ja schließlich ein Junge, und die kapierten selten, was abging.

Maries Vater war genauso. Er nutzte fast jede Gelegenheit zu einem Vortrag, egal, ob jemand ihn hören wollte oder nicht. Aber das war bei ihm vielleicht eine Berufskrankheit, Maries Vater war nämlich Lehrer.

»Also, Fufu ist eigentlich eine Art Kloß«, begann er prompt. »So wie unser fränkischer Kartoffelkloß. Allerdings verwendet man in Afrika keine Kartoffeln, sondern Maniok. Das sind längliche Wurzelknollen. Aber da man in Deutschland nur sehr schwer ­Maniok bekommt, verwenden viele einfach Kartoffelmehl. Aber sicher gibt es auch Maniokpulver, denn ...«

»Torsten.« Maries Mutter legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich denke, jetzt wissen wir ausreichend Bescheid.«

Weitere Erklärungen blieben ihnen erspart, denn schon wurde das erste Gericht hereingetragen, für jeden Tisch eine große Vorspeisenplatte.

»Eine Aufmerksamkeit des Hauses«, sagte die Kellnerin. »Guten Appetit!«

 

»Mann, bin ich satt!«, stöhnte Finn einige Zeit später und kratzte den letzten Rest Soße von seinem Teller.

»Du hättest halt auch Fufu nehmen sollen«, sagte Marie. »Der stopft nicht so wie die fettigen Pommes.«

»Und warum hast du dann die Hälfte übrig gelassen?«, fragte Cem und zeigte auf Maries Teller. Sein eigener Teller war ratzekahl leer gegessen. Aber das war normal, Cem ließ selten Essen stehen.

»Ich ...«, begann Marie, wurde dann aber unterbrochen, weil der Wirt aufs Mikrofon klopfte, das neben der Theke stand.

»Ich hoffe, Ihnen es hat geschmeckt bei uns im Lalibela

Alle klatschten und einige riefen »Bravo«.

»Bevor die Nachspeise wird serviert, ich habe noch eine Überraschung.« Er machte eine kleine Pause und rief dann feierlich: »Bühne frei für meine gute Freundin Kinapeya, ihre Tochter Nialé und für Ludwig an Gitarre und Cajon!«

Die Kellnerin trat neben den Wirt und verbeugte sich. Sie trug jetzt ein blaues Kleid und hatte ein dazu passendes Tuch um den Kopf gewickelt. Das Mädchen neben ihr hatte fast das Gleiche an, nur in Grün. Auch sie sah toll darin aus. Und der Typ mit der Gitarre war ...

»Rasta-Man!«, rief Cem.

Rasta-Man hieß eigentlich Ludwig. Den Namen Rasta-Man hatte er von seinen langen Dreadlocks, die meistens unter einer bunten Wollmütze steckten. Er wohnte in der ehemaligen Schreinerwerkstatt im Hinterhof ihres Hauses.

Finn beugte sich vor. »Die Frau habe ich schon mal gesehen«, flüsterte er Marie zu. »Die ist vor drei Tagen bei Rasta-Man eingezogen. Ich habe ihnen beim Tragen geholfen. Aber in diesen bunten Kleidern habe ich sie nicht gleich erkannt.«

Rasta-Man setzte sich auf das Cajon und begann zu trommeln. »Wir beginnen mit dem Lied Pata pata von Miriam Makeba, der unvergessenen Mama Afrika

Das Mädchen und seine Mutter sangen dazu. Marie blieb der Mund offen stehen. Das klang richtig toll.

Die Leute applaudierten und pfiffen vor Begeisterung. Beim Refrain sangen einige sogar mit, auch Maries Eltern, obwohl das Lied einen afrikanischen Text hatte.

»Sag mal ...«, Finn beugte sich zu Marie, »... kennst du diese Mama Afrika? Deine Eltern jedenfalls ...« Er stockte. Marie war ganz grün im Gesicht. »Geht's dir nicht gut?«, fragte er.

Statt einer Antwort sprang Marie auf, hielt sich die Hand vor den Mund, würgte – und kotzte dann knapp neben Finn auf den Boden.

»Iiih«, rief jemand am Nebentisch, aber nicht wegen Marie, sondern weil sich auch dort jemand übergeben hatte.

Und dann ging es richtig los. An allen Tischen sprangen Leute auf und rannten zur Toilette oder hinaus auf die Straße. Es herrschte ein völliges Durcheinander. Diejenigen, die nicht kotzten, hielten sich die Nase zu, rafften ihre Sachen zusammen und stürzten hinaus.

Maries Vater legte noch schnell ein paar Geldscheine auf den Tisch, dann nahm er seine Tochter an der Hand und rannte hinterher.

 

Der Tag danach

»Geht's dir wieder besser?«, fragte Cems Mutter, als er am nächsten Morgen in die Küche kam.

»Ja, alles okay. Ich habe sogar riesigen Hunger. Das Essen gestern Abend habe ich ja ..., du weißt schon.« Cem schüttelte angewidert den Kopf. Er setzte sich zu seinem Vater an den Tisch, griff nach dem Nutellaglas und schnappte sich einen Toast.

»Und du?«, fragte Cems Mutter ihren Mann.

»Mir geht es auch gut. Als ob nichts gewesen wäre«, antwortete er und goss sich eine Tasse Tee ein.

»Komisch«, sagte sie und rührte dabei nachdenklich in ihrem Teeglas herum.

»Was?«, fragte Cem.

»Ist doch prima, dass es uns wieder gut geht«, sagte der Vater.

»Natürlich ist das prima. Aber es ist seltsam. Wenn es eine Lebensmittelvergiftung wäre, dann müsstet ihr jetzt immer noch krank sein. So etwas dauert normalerweise ein paar Tage.«

Cems Mutter war Krankenschwester, und wenn es um Krankheiten ging, war sie selbstverständlich die Expertin in der Familie.

Cems Vater zuckte mit den Schultern. »Ich bin jedenfalls froh, denn ich muss arbeiten. In der Werkstatt haben wir jede Menge zu tun. Für das Lalibela ist das natürlich blöd, so etwas spricht sich ja schnell herum. Iyi günler!«

Der Vater stand auf und strich Cem über den Kopf.

»Iyi günler«, rief ihm Cem hinterher.

Er sprach nicht besonders gut Türkisch. Sein Opa fand das unmöglich. Aber Cem interessierte sich eben mehr für Technik als für Sprachen, auch wenn es die Sprache seiner Großeltern war. Doch für »einen schönen Tag« reichte es schon noch.

Er aß schnell den Toast zu Ende und trank seinen Tee aus.

Wahrscheinlich warteten unten im Hof schon Finn und Marie. Hoffentlich war mit ihnen alles in Ordnung. Vielleicht konnten sie heute ins Schwimmbad gehen. Es sollte ein heißer Tag werden und schließlich hatten sie noch Sommerferien.

Im Hof setzte er sich auf die Schaukel und wartete. So machten sie das immer. Sie verabredeten sich nie. Ein Blick aus dem Fenster genügte, und wenn unten einer der Freunde saß, kamen die anderen schnell dazu.

 

Doch diesmal hatte Cem schon zwei Bonbons gelutscht und von Finn und Marie war noch immer weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht ging es ihnen richtig schlecht? Aber Finn hatte doch gar nicht kotzen müssen.

Cem holte ein drittes Bonbon aus seiner Hosentasche und wickelte es aus. Gerade als er es sich in den Mund steckte, öffnete sich die Tür von Rasta-Mans Häuschen einen kleinen Spaltbreit.

Cem konnte nur zwei Augen erkennen. Das war sicher das Mädchen aus dem Lokal. Wie hieß sie noch mal? Er winkte. Die Tür öffnete sich ein wenig mehr und das Mädchen winkte schüchtern zurück.

»Hallo!«, sagte Cem ein bisschen verlegen und ziemlich nuschelig wegen des Bonbons. »Du bist ...«

Das Mädchen antwortete nicht, schaute ihn nur an. Doch schließlich öffnete sie die Tür mit einem Schubs und ging langsam zu ihm.

»Hallo. Ich bin Nialé. Ich wohne mit meiner Mom bei Ludwig.« Dann seufzte sie tief und fing an zu weinen.

Cem sprang von der Schaukel. Ein weinendes Mädchen, das machte ihn gleich doppelt verlegen. Er kramte in seiner Hosentasche herum. Dann zog er ein unbenutztes, aber ziemlich zerknülltes Taschentuch heraus und reichte es ihr.

»Danke«, sagte sie und schnäuzte sich kräftig.

»Weinst du wegen ... gestern?«, fragte Cem vorsichtig.

Nialé nickte. »Meine Mom wird ihre Arbeit verlieren.« Sie setzte sich auf die Schaukel und schniefte.

Cem kramte erneut in seiner Hosentasche und fand noch ein Bonbon. Er streckte es Nialé hin, aber die schüttelte den Kopf.

Da tönte es vom Hofeingang: »Lilli Bombom!«

Cem drehte sich um. Finn und seine kleine Schwester kamen aus dem Haus, und Lilli hatte natürlich ­sofort das Bonbon entdeckt. Sie rannte so schnell zu Cem, dass sie unterwegs ihren Stoffhasen fallen ließ.

»Hallo! Ich bin Finn«, sagte Finn zu Nialé, während Cem das Bonbon gar nicht schnell genug auswickeln konnte, weil Lilli ungeduldig an ihm zerrte.

»Hallo. Ich bin Nialé.«

Finn wollte keine unangenehme Pause entstehen lassen, deshalb sagte er schnell: »Du wohnst bei Rasta-Man, stimmt's?«

»Rasta-Man? Ach, du meinst Ludwig.« Nialé lächelte ein bisschen. »Der Name Rasta-Man passt zu ihm. Ja. Meine Mom und Ludwig haben sich auf dem Afrika-Festival kennengelernt. Und als meiner Mom die Arbeit im Lalibela angeboten wurde, sind wir zu ihm gezogen. Aber jetzt ...« Ihr kamen schon wieder die Tränen.

Finn trat von einem Bein auf das andere. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Da tappte Lilli zu Nialé, streckte ihr kleines Ärmchen aus und streichelte ihr die Wange. »Eiei!«, sagte sie. Dann nahm sie das Bonbon aus dem Mund und hielt es Nialé hin.

Nialé lächelte. »Du bist aber eine Liebe.« Sie nahm das Bonbon aus der winzigen Hand und steckte es wieder zurück in Lillis Mund.

»Das ist Lilli, meine Schwester«, sagte Finn. Er war froh, dass die ihn aus der Verlegenheit gerettet hatte.

»Lilli Schaukel«, sagte Lilli und versuchte Nialé von der Schaukel zu ziehen. Die stand lächelnd auf, ­setzte die Kleine drauf und schubste sie an. Eine Weile schwiegen sie. Nur Lilli jauchzte vor Vergnügen.

Da ging die Hoftür erneut auf und Marie kam zu ihnen. Sie wäre fast über Lillis Stoffhasen gestolpert und hob ihn auf. »Ich habe euch erst jetzt gesehen. Hallo, Nialé, ich bin Marie.« Sie setzte sich auf einen Blumenkübel.

Lilli, die bisher glucksend auf der Schaukel gesessen hatte, rief »Schaukel aus!« und streckte gleichzeitig ihre Arme nach vorne. Fast wäre sie runtergefallen. Finn konnte gerade noch aufspringen und sie auffangen. »Lilli Marie Hase«, rief Lilli und Finn setzte sie auf Maries Schoß. Die Kleine gab ihrem Stoffhasen einen Kuss und begann, ihn in Maries lange blonde Haare einzuwickeln.

»Ihr wohnt also jetzt hier?«, sagte Marie zu Nialé.

Nialé nickte. »Ja, wir sind aus Augsburg hergezogen.«

»Nialés Mama und Rasta-Man sind ein Paar«, sagte Cem und grinste.

Marie ging nicht auf die Bemerkung ein. »Und wie ist das für dich?«, fragte sie. »Das ist doch nicht einfach, eine neue Stadt, eine neue Schule und ...«, sie zögerte, »... das, was gestern passiert ist.«

Nialé schniefte. »Die Schule ...« Sie zuckte mit den Schultern. »Das hat ja noch Zeit.«

»Zwei Wochen noch«, sagte Cem. »Zwei Wochen Freiheit, Freibad, Playstation!«

»Euch geht's gut!« Rasta-Man, beladen mit zwei großen Tüten, kam aus dem Haus und lief Richtung Mülltonne. »Unsereins muss hart arbeiten und ihr chillt hier rum.«

»Weißt du schon was Neues?«, fragte Marie. »Ich meine, warum uns allen gestern Abend schlecht geworden ist.«

Rasta-Mans Gesicht wurde ernst. »Nein, es kann sich niemand erklären, wie das passieren konnte. Es sieht so aus, als ob alle, die den Fufu gegessen haben, krank geworden sind. Vielleicht war etwas verdorben.« Er machte die Mülltonne wieder zu. »Sorry, aber ich habe nachher zwei neue Gitarrenschüler. Bis dahin muss ich das Chaos drinnen ein bisschen beseitigen.«

»Verdorbenes Essen?«, sagte Marie, als sie ­wieder alleine waren. »Bei einem Lokal, das gerade erst aufgemacht hat?«

»Seltsam«, stimmte Cem zu. »Meine Mutter meinte, wenn es eine Lebensmittelvergiftung wäre, dann müssten alle länger krank sein, nicht nur einen Abend. Woraus wird dieser Fufu eigentlich gemacht?«

»Du hättest meinem Vater gestern besser zuhören sollen«, sagte Marie. »Der hat doch darüber einen seiner berühmten Vorträge gehalten.«

»Da wusste ich ja noch nicht, dass das wichtig ist«, erwiderte Cem.

»Fufu macht man aus Pulver«, sagte Nialé. »Also eigentlich aus zerstampftem Maniok. So macht es meine Mom immer. Aber Maniok bekommt man so schlecht in Deutschland. Deshalb nehmen die meisten Maniokpulver.«

Marie nickte. »Wie unsere Kartoffelknödel. Die macht auch kaum jemand frisch. – Au!« Lilli hatte etwas zu fest an ihren Haaren gezogen. Finn nahm seine Schwester, setzte sie in den Sandkasten und fing an, mit ihr zusammen kleine Kuchen zu machen.

»Und wo bekommt ihr das Pulver her?«, fragte Cem.

»Weiß ich nicht«, antwortete Nialé. »Man kann es in afrikanischen Geschäften kaufen, aber im Lokal haben sie große Säcke, nicht so kleine Pappschachteln.«

»Und wo sind die Säcke jetzt?«, hakte Cem nach.

»Wahrscheinlich weggeschmissen, wenn es doch verdorben war.«

»Hm!«, meinte Cem.

»So«, sagte Finn. »Wollen wir jetzt den ganzen Tag hier rumsitzen und Trübsal blasen? Oder fangen wir was Sinnvolles mit dem Tag an? Cem, wie war das? Freiheit, Freibad ...«

»Freibad ist eine gute Idee«, sagte Marie. »Wie wäre es, wenn wir alle ins Westbad gehen? Treffpunkt hier in einer halben Stunde, okay?«

Die anderen nickten, nur Cem meinte: »Ich komme später nach. Da gibt es etwas, was ich vorher erledigen muss.«

Dabei machte er ein höchst geheimnisvolles Gesicht.