Skilehrer küssen erlaubt

Winterküsse

Ella Green


ISBN: 978-3-95573-326-1
1. Auflage 2015, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2015 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung des Bildes 157828196 (shutterstock).

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

Prolog

August 2015

„Schau, diese Pension finde ich sehr schön“, sagte meine beste Freundin Marla und deutete auf ihren Computer.

Genervt stand ich von ihrem Sofa auf und ging zu ihr an den Schreibtisch. „Draußen hat es zweiunddreißig Grad, wie kannst du da nur an Winterurlaub denken?“, fragte ich und schüttelte den Kopf.

„Wir haben ausgemacht, dass wir zusammen in den Urlaub fahren, und da das ja jetzt im Sommer nichts mehr wird, muss es halt im Winter sein. Und was wäre da naheliegender als Skiurlaub in Österreich?“, strahlte sie mich an und klickte durch die Bilder der Pension Schlegel. „Und der Preis ist auch noch erschwinglich. Die haben nämlich gerade im Moment eine Frühbucheraktion. Wir wären schön blöd, wenn wir da nicht zuschlagen würden“, fuhr sie fort und öffnete das Buchungsformular.

„Marla, wir können ja nicht mal Ski fahren! Was willst du dann bitte im Skigebiet Niedernbach?“

„Äh … Jana, schon mal was von Skischulen gehört?“

„Nicht dein Ernst! Du willst im Urlaub Skifahren lernen?“, fragte ich sie verächtlich.

„Na klar! Wieso nicht?“

„Na ja, ich wollte lieber ein bisschen relaxen und nichts tun.“

„Kommt gar nicht in Frage! Wir zwei lernen Skifahren!“, erwiderte sie und begann ein Doppelzimmer für uns zu buchen. „So, und eine Skischule finden wir auch noch“, lächelte sie und klickte wie wild jede Skischule an, die ihr Google ausspuckte. „Ha! Die hört sich toll an“, rief sie und deutete mit ihrem Finger auf den Bildschirm.

„Skischule Waitzmann, bei uns lernen Sie schnell und unkompliziert Ski fahren. Unsere top ausgebildeten Skilehrer/-innen begleiten Sie ab dem Ausleihen des passenden Equipments bis hinauf zum Berg. Buchen Sie schon jetzt zum Frühbucherpreis“, las ich laut vor.

„Na wenn das nicht unser Glückstag ist, wieder ein Schnäppchen“, strahlte Marla von einem zum anderen Ohr und schwups, schon hatte sie für uns für zwei Wochen jeden Tag Skiunterricht gebucht.

„Muskelkater hallo“, seufzte ich und ließ mich rückwärts auf ihr Sofa fallen.

Jana

Dezember 2015

„Du verarschst mich, oder?“, sagte ich leise in den Hörer und schüttelte den Kopf, denn Marla hatte mir gerade erzählt, dass sie unseren Skiurlaub in Niedernbach canceln müsste. Der Winter hatte in Berlin schon Einzug gehalten und meine beste Freundin war gestern auf einer Eisplatte ausgerutscht und brach sich das Bein.

„Ich wünschte, ich würde dich veräppeln, aber es ist leider nicht so“, seufzte sie.

„Und jetzt?“

„Na ja, wir haben ja eine Reiserücktrittsversicherung und wenn ich der Versicherung ein ärztliches Attest schicke, dann bekomme ich das Geld zurück. Allerdings sieht es bei dir ja anders aus. Du wirst nur einen Bruchteil erstattet bekommen. Aber lass mich das mal mit der Versicherung klären, okay?“

„Okay“, seufzte ich und legte auf. Ich hatte mich so auf unseren gemeinsamen Skiurlaub gefreut.

Und jetzt? Bestimmt würde ich von den 1500 Euro nicht mal die Hälfte von der Versicherung zurückbekommen, dann hätte ich das Geld auch gleich verbrennen können. Was mach ich nur? Mit einer anderen Freundin dort hinfahren oder vielleicht alleine? Mit diesen Gedanken ging ich in meine kleine Küche, goss Wasser in den Kocher und stellte ihn an.

Tee trinken und abwarten, dachte ich, nahm einen Teebeutel aus einer Packung und griff nach einer Tasse. Während der Wasserkocher vor sich hin kochte, überlegte ich, welche Freundin Zeit und vor allem Lust auf Skiurlaub hätte. Spontan fielen mir Maike und Vanessa ein, also schrieb ich den beiden schnell eine SMS und wartete auf deren Antwort. Nach nicht mal fünf Minuten erhielt ich von Vanessa eine Antwort.

Vanessa: Sorry, aber Skiurlaub ist so gar nichts für mich.

Gut, dann konnte ich nur noch hoffen, dass Maike Lust dazu hätte. Während ich das heiße Wasser in die Tasse goss und den Teebeutel hineinlegte, piepte mein Handy und bedeutete mir den Eingang einer SMS.

Maike: Lust hätte ich schon, aber ich habe keinen Urlaub. Sorry!

Seufzend nahm ich meine Tasse, ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf mein Sofa, als mein Handy zu klingeln begann.

„Hallo Marla, das ging ja schnell“, meldete ich mich.

„Hi Jana, ja, ich hab bei der Versicherung gleich jemanden erreicht, der mir meine Fragen beantworten konnte. Also ich bekomme den gesamten Betrag zurückerstattet, aber du nur fünfhundert Euro.“

„Na toll, dann werde ich wohl oder übel alleine fahren. Tausend Euro einfach so für nichts ausgeben sehe ich nicht ein.“

„Es tut mir so unheimlich leid, Süße.“

„Ich weiß, hast dir ja nicht mit Absicht das Bein gebrochen. Dir gute Besserung!“

„Danke und reiß dir ’nen heißen Kerl auf“, lachte sie und verabschiedete sich dann von mir.

 

***

 

Zwei Wochen später stand ich mit meinem Koffer am Bahnhof von Niedernbach und ging auf ein Taxi zu. „Guten Tag, sind Sie frei?“, fragte ich den älteren Taxifahrer, der sein Fenster ein Stück heruntergekurbelt hatte.

„Hallo, ja, ich wäre frei. Wo wollen Sie denn hin?“

„In die Pension Schlegel.“

„Ja, da kann ich Sie hinfahren“, sagte er, stieg aus, nahm mir meinen Koffer ab und hievte ihn in den Kofferraum. „Bleiben Sie länger?“, fragte er und öffnete mir die hintere Tür.

„Ja, zwei Wochen.“

„Ah ja, woher kommen Sie?“

„Aus Berlin“, antwortete ich ihm und setzte mich auf die Rückbank.

„Berlin ist eine schöne Stadt. Wollen Sie hier Skifahren lernen?“

„Das ist der Plan“, lächelte ich ihn an, der Taxifahrer startete den Motor und fuhr los.

Nach einer zehnminütigen Fahrt durch den Skiort Niedernbach hatten wir das Ziel, die Pension Schlegel, erreicht. Ich bezahlte den Taxifahrer, stieg zusammen mit ihm aus und er reichte mir meinen Koffer aus dem Kofferraum. „Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Urlaub hier in Niedernbach.“

„Danke“, antwortete ich ihm und ging auf den Eingang der Pension zu, öffnete die Türe und betrat einen kleinen Empfangsbereich. Hinter einer kleinen Rezeption saß eine nette ältere Dame, die mich mit einem Lächeln begrüßte.

„Guten Tag, mein Name ist Jana Forster. Ich habe bei Ihnen ein Zimmer reserviert.“

„Guten Tag Frau Forster, schön, Sie hier bei uns in der Pension Schlegel begrüßen zu dürfen. Sie hatten ja ursprünglich ein Doppelzimmer reserviert, richtig?“

„Ja, aber meine Freundin hat sich das Bein gebrochen und musste den Urlaub leider stornieren.“

„Oh, das ist natürlich schade. Ich habe Sie schon auf ein Einzelzimmer umgebucht. Hier ist Ihr Schlüssel. Ihr Zimmer mit der Nummer neun befindet sich in der ersten Etage. Frühstück gibt es von sieben bis zehn Uhr. Abendessen von achtzehn bis zwanzig Uhr.“

„Vielen Dank“, lächelte ich die Dame an und nahm den Schlüssel entgegen.

„Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.“

„Danke, den werde ich bestimmt haben“, erwiderte ich und machte mich auf den Weg in die erste Etage.