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Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

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E-mail: info@himmelstuermer.de
Originalausgabe, Mai 2017

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage.

Cover: Unter Verwendung eines Bildes von Thomas Weczerek (Ausschnitt)

Gesamtgestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg.
www.olafwelling.de

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

ISBN print: 978-3-86361-608-3
ISBN epub: 978-3-86361-609-0
ISBN pdf: 978-3-86361-610-6

DIETER ALLERS

          Männer
Freunde
          Liebespaare

BIOGRAPHISCHE SKIZZEN

Wie immer für Heinz

 

 

 

 

 

Dank den Freunden Irmtraud Petersson und Michael Lattke
für ihr „labour of love“ und ihre Hinweise, Durchsicht und Korrektur
des Manuskripts, Ingrid Umgelter für die Shakespeare Nachhilfe
und Achim Albers und Olaf Welling für ihr Engagement.

Einleitung
Jan und Robert die eigene Geschichte

Zwei Männer, die sich lieben? Von Männern, die als Paar lebten, hatte Robert damals noch nichts gehört, als Jan sich in ihn verliebte. Und es dauerte noch zwei Jahre, bis aus Jan und ihm ein Liebespaar wurde. Robert galt Ende der 50er-Jahre noch als minderjährig. Der zwei Jahre ältere Jan, sein „Verführer“, musste mit juristischen Konsequenzen rechnen. Roberts Mutter drohte Jan sogar, ihn wegen Verführung ihres minderjährigen Sohns anzuzeigen. Noch hatten beide keinen Bund fürs Leben geschlossen, aber in in ihrem Empfinden und in den Köpfen war ihre Liebe für das ganze Leben gemeint.

Ihre Geschichte hatte so begonnen:

Im Herbst 1959, gleich nach seinem Jahr als Austauschschüler in Amerika, sah Robert in der Berliner S-Bahn auf der Fahrt in die Schule seinen „Traummann“: etwas älter, kräftig, volles Haar mit einem offenen Lachen und gewinnendem Strahlen. Nur für zwei Stationen, bis er in Westkreuz umsteigen musste, war Robert im gleichen Zug, mit dem Jan von Spandau bis Bahnhof Zoo zur TU fuhr. Jeweils sechs Minuten hatten sie Zeit, sich mehr oder weniger offen zu beobachten. Jan lächelte verhalten, aus seinem offenem Hemd unter dem Parka blinzelten blonde Haare; er war zwei Jahre zuvor als Stipendiat in Michigan gewesen. Da Robert die graue Wolljacke seiner amerikanischen Highschool trug, vermutete Jan, der Junge käme vielleicht aus den USA zurück.

Erst nach einem Halloween-Treffen der ehemaligen USA-Austauschschüler im Harnack-Haus sprach Jan Robert an. Aus den Blicken in der S-Bahn war ja klar, dass sie sich sympathisch fanden. Jan studierte Architektur und erzählte Robert von Büchern und Bauten, die er beeindruckend fand, wie dem „Haus über dem Wasserfall“ von Frank Lloyd Wright. Sie verabredeten sich immer häufiger und besuchten sich gegenseitig zu Hause in Spandau und Charlottenburg, gingen zusammen ins Theater, diskutierten über Dostojewskij, Hemingway, Kafka und Hesse, über Filme und Architektur, einfach alles, was sie bewegte. Eines Nachmittags stieg Jan mit Robert am Bahnhof Heerstraße aus und bei einer Tasse Kaffee im Bahnhofscafé erklärte er Robert, dass er ihn liebe.

Robert war schockiert. Von einer Liebe von Mann zu Mann hatte er nie gehört und „andersrum“, homosexuell, ja schwul, erschien ihm schlüpfrig, so wollte er keinesfalls sein. Das war strafbar und die, die so waren, die §175er – wie seine Mutter sie nannte – landeten alle in der Gosse.

Am nächsten Tag meinte er zu Jan, sie könnten ja Freunde bleiben, aber nur das. Jan willigte enttäuscht ein, da Robert hinzufügte, sonst müssten sie den Kontakt abbrechen. Roberts Überzeugung, nicht homosexuell zu sein, die Furcht vor körperlicher Berührung durch einen Mann dauerte zwei Jahre, aber in dieser Zeit – für Jan schmerzhaft, da er Robert nicht zu nahe kommen zu durfte – wurden sie füreinander die besten Freunde.

Nach dem Abitur arbeitete Robert fünf Monate in Paris um richtig Französisch zu lernen. Brieflich tauschten sie ihre Gedanken aus. Dann begann für Robert in München ein Bankvolontariat. Gelangweilt von den trockenen Zahlen, begann er vorzeitig an der Uni mit seinem Studium Betriebswirtschaft, aber die Vorlesungen von Romano Guardini, dem philosphischen Theologen, Ernesto Grassi, der über den Mythos des Schönen las und Emmerich Francis über die „Soziologie der ethnischen Gebilde“ interessierten ihn mehr als die Statistikvorlesungen. Mit Jan, der in Berlin studierte, stand er in regem Briefwechsel, wobei Jan sich seine Sehnsucht und intime Andeutungen verkniff.

Als Jan in den Semesterferien auf dem Weg nach Griechenland bei Robert in München Station machte, geschah endlich, wonach Robert sich schon lange sehnte und dennoch Angst hatte: nach einer wortreichen Nacht lagen sie sich in den Armen und liebten sich. Jan erzählte Robert, wie er schon während der Pubertät mit den Dämonen aus dem christlichen Kinderunterricht seiner Kirche gekämpft hatte, wenn er seine Erektion spürte, die er eigentlich genoss und auch das, was danach kam. Auch Robert war erst später klar geworden, dass er in diesem Alter den beiden reiferen Klassenkameraden interessiert in der Sportumkleide zusah, was sich in deren Unterhosen deutlicher abzeichnete, als bei ihm; dass er auch in der amerikanischen Schule die Football-Spieler bewundert hatte, wenn sie ihre Montur ablegten und nur mit einem Jockstrap zum Duschen gingen. Ja, dass er in feuchten Träumen vor allem an solche Männer gedacht hatte. Jan und er waren sich einig, sie liebten sich, wollten zusammen leben und später, wenn möglich, zusammen arbeiten.

Vier Wochen danach fuhr Robert in seinem Urlaub nach Kreta, um Jan auf dessen Studienreise zu treffen. Drei Tage waren sie zusammen und schliefen miteinander so oft es ging. Nach zwei Monaten Architektur- und Badestudien in Griechenland kam Jan wieder über München zurück; nun spürten sie ganz deutlich, wie stark ihre Verbindung geworden war. Sie schrieben sich täglich. Damit dies in Jans Familie nicht auffiel sandte Robert die Briefe „postlagernd Bahnhof Zoo“. Zum Beginn des nächsten Semesters zog Robert zurück nach Berlin. Aber inzwischen hatte Jans Mutter Roberts Briefe gefunden und dessen Eltern verständigt. Auf diese Weise flogen sie auf, leugneten zwar eine „körperliche Beziehung“, durften sich offiziell aber dennoch nicht mehr sehen. Nichtsdestotrotz trafen sie sich fast jeden Abend und wenn möglich liebten sie sich im Grunewald oder bei schlechtem Wetter im Auto. Nach einem halben Jahr, zwei Tage nach Roberts 21. Geburtstag, packten sie ihre Sachen, beluden Roberts 2CV bis unters Dach und fuhren nach München.

Dort lebten sie nun zusammen. In den Semesterferien reisten sie in den Süden, nach Jugoslawien und später durch das Land, weiter nach Griechenland und in die Türkei. Die adriatische Küste mit ihren Buchten, Fjorden und Hafenstädten, Zadar, Split und Dubrovnik, die vorgelagerten Inseln Rab, Pag und Korcula, herrlich schöne Küsten hat diese Mittelmeerlandschaft. Einmal führte der Rückweg über Triest, da konnte man von Grado aus Venedig schon ahnen.

Nach Roberts Vordiplom bei einem Besuch in Florenz, begann die wohl lebenslangen Zuneigung zu einem „selbst“ gewählten Land – pian piano wurden sie italiani d’elezione. Heimisch wurden sie auf der Insel Elba. Nach dem Ausbau einer Ruine im alten Ort Capoliveri suchten sie bald ein Grundstück am Meer und bauten zehn Jahre später 80 Meter über dem Wasser ein Haus auf dem Land. Hier schlugen sie Wurzeln, pflanzten Zypressen und Olivenbäume und bebauten ein Stück dieser Erde. Sie lernten die Sprache, hatten zwei Jahre einen italienischen Pflegesohn im Haus und begannen langsam, die italienische Mentalität besser zu verstehen.

Das persönliche Glück der Liebe, die ein Leben lang währt, wird ihnen auch durch ihre kongruenten erotischen und sexuellen Neigungen erleichtert. Jan hatte zwar von einem schwarz-gelockten Giovanni geträumt, aber sich in den blonden Robert verliebt. Der wiederum fand schon immer richtige „Männer“ reizvoll und fährt so immer noch auf Jan ab. Sie können sich über „Traummänner“ in der Gewissheit austauschen, beim Partner auch in dieser Beziehung gut aufgehoben und als Liebender geborgen zu sein.

Erst allmählich wurde ihnen klar, dass es solcherart Liebe zwischen zwei Männern schon seit Jahrtausenden gab. Robert und Jan waren teils fasziniert, manchmal berührt und interessiert, von ihren „Vorläufern“ mehr zu erfahren.

Mythische Freundespaare in der Antike

Liebesbeziehungen zwischen Mann und Mann, meist von einem älteren zu einem jüngeren, waren in der griechischen Mythologie von höchster Instanz, von Zeus geadelt, als die Götter den „Schönsten unter den Sterblichen“, Ganymed, raubten und als Mundschenk zu sich auf den Olymp holten, wird in der Aeneis berichtet. Ganymed, jung, hinreißend schön, wurde Zeus’ Geliebter und entspricht ganz dem griechischen Ideal des Geliebten – eromenos. So hatten die Bande zwischen zwei Männern durch das göttliches Vorbild eine Rechtfertigung für die sterblichen Menschen.

Auch Apollon hatte sich in einen wunderschönen eromenos verliebt, den spartanischen Königssohn Hyakinthos, der jedoch durch eine Diskusscheibe getötet wurde bevor sie eine Beziehung eingehen konnten. Es heißt, Zephyrus – der Gott des Westwinds – sei eifersüchtig gewesen, weil auch er ein Auge auf Hyakinthos geworfen hatte. Er habe mit seinem kräftigen Wind den Flug der Diskusscheibe abgelenkt, so dass sie Hyakinthos traf. Es heißt aber auch, dass Zephyrus schon der Freund Hyakinthos’ war, bevor Apollon auf den Plan trat. Jedenfalls ließ Apollon aus den Blutstropfen des getöteten Freundes Blumen aus dem Boden wachsen, die bis heute dessen Namen tragen. Sein Tod, die Leidenschaft Apollons und des Windgotts sind Thema auf antiken Vasen, später Plastiken und Bildern. Auch das erste Singspiel des elfjährigen Mozart heißt „Apollon und Hyacinth“.

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Zephyros und Hyacintos

Im sumerischen Gilgamesch-Epos trifft der Prinz im Wald auf einen wilden Mann namens Enkidu, in den er sich verliebt. Nach Ansicht des Literaturforschers Wolfgang Popp waren sie ein enges Freundespaar. Und die ägyptischen Götter Horos und Seth um 2400 v. Chr. werden nach der Darstellung des australischen Historikers Robert Aldrich in den „Pyramiden Texten“ als eines der ältesten bekannten Männerpaare beschrieben.

Im Grab von Chnumhotep und Nianchnum, das erst 1964 im ägyptischen Sakkara entdeckt wurde, finden sich viele Bilddarstellungen „der beiden sich in die Augen sehenden und mit ihren Händen berührenden Männer ein Beispiel für die fließenden Grenzen in vielen Kulturen zwischen Zuneigung, Freundschaft, Intimität, sexueller Sehnsucht und ihrer Erfüllung“, schreibt Aldrich in seinen Gay Life Stories.

Die mythischen griechischen Helden, die Dioskuren Castor und Pollux, stehen als Doppelstandbild jeder nackt ein Pferd führend auf dem Platz vor dem römischen Quirinal. Die Szene spielt auf die Heldentat der beiden in der Schlacht von Regillus Lacus 496 v. Chr. an, in der Castor und Pollux die fliehenden Schlachtrösser wieder einfingen. Als Schutzgötter der Pferde und der Reiterei hatten die Römer dem Paar auf dem Forum einen Tempel errichtet. Auch auf dem Campidoglio vor dem Rathaus Roms steht ein anderes Doppelstandbild von Castor und Pollux, beide nackt von heldenhafter Gestalt, zwei Rösser führend.

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Castor und Pollux Campidoglio (Cordonata Dioscuri )

Der Sage nach soll Pollux, ein Sohn des Zeus, untröstlich gewesen sein, als sein sterblicher Halbbruder Castor in den Hades kam. Pollux bat seinen Vater, ihn von seiner Unsterblichkeit als Göttersohn zu befreien und auch in die Unterwelt zu schicken, damit er bei Castor sein könne. Von der Trauer seines Sohns gerührt, stellt Zeus ihn vor die Wahl, jung und unsterblich zu bleiben, oder alt zu werden und jeden zweiten Tag im Hades Castor besuchen zu können. Pollux wählt die Wiedersehen mit seinem geliebten Bruder in der Unterwelt.

In Homers Illias wird vom sterblichen Heldenpaar Achill und Patroklos im Trojanischen Krieg berichtet. Die beiden Königssöhne waren miteinander aufgewachsen und liebten sich seit sie Kinder waren. Die rasende Trauer Achills über den Tod seines geliebten Gefährten Patroklos dauerte viele Tage und endete in Achills Kampfeswut, den trojanischen Königssohn Hektor zu töten und damit letztendlich auch mit dem Sieg der Griechen über die Trojaner.

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Achill verbindet Patroklus

Die beiden Freunde Harmodios und Aristogeiton griffen 514 v. Chr. das damals in Athen regierende tyrannische Regime an. Für den Sturz der Dynastie errichteten ihnen die dankbaren Athener ein Doppelstandbild: kämpferische nackte Männer, heute im Archaeologischen Museum in Neapel ausgestellt. Robert Aldrich sieht in dieser Verehrung der beiden „einen Beleg für den besonderen Platz der Homoerotik und der Bürgerpflicht im politischen Leben Athens“ (Aldrich: Gleich und anders, S. 34)

Vergil berichtet in der Aeneis von der Tapferkeit und Liebe des Freundespaars Nisus und Euryalus, als den schönsten Kämpfern, die nach dem trojanischen Krieg dem Aeneas folgten. Sie finden nach einem blutigen Gemetzel den gemeinsamen Tod :

„Nisus hielt am Tor die Wacht …
neben ihm hielt Euryalus Wache, schöner als er war keiner im Heer des Aeneas, ungeschoren noch trug er im Flaum der Jugend sein Anlitz …
innige Freundschaft verband sie …
vereint stets rückten zum Kampf sie.“[1]

Vergil spricht von ihrer amor pius, von einer Beziehung zwischen zwei gleichwertigen und tapferen Männern, Freunden, die den jeweils anderen vor Gefahren schützten.

In den Dramen des Euripides begegnen uns die Fürstensöhne und Freunde Pylades und Orest, die in ihrer Kindheit als Cousins wie Brüder gemeinsam aufgewachsenen waren. Das Freundespaar rächt den Mord Kytamnestras an ihrem Gatten Agamemnon, Orests und Iphigenies Vater, den die Mutter getötet hatte, um ihren Liebhaber Aighistos heiraten zu können.

In Platons Symposion werden einige Freundespaar-Beziehungen aufgezeigt: Sokrates, der eigentlich mit Alkibiades eng befreundet war, wird vom Gastgeber Agathon umworben, während an anderer Stelle von ihm und Euripides als Paar gesprochen wird. Platon und Alkibiades können als zeitweiliges „Paar“ gesehen werden.

Der mazedonische Adlige Hephaistos war engster Freund, Vertrauter und eromenos von Alexander dem Großen, dessen General er später wurde. Als Knaben waren sie gemeinsam von Aristoteles unterrichtet worden. Seinem Vater Phillip verdanke er sein Leben, soll Alexander gesagt haben, Aristoteles jedoch das „richtige“ Leben. Der geliebte Freund Hephaistos wurde zweiter Mann im Staat und nach ihrer beider Feldzüge über Persien bis nach Indien arbeitete Hephaistos mit an der Verwirk­lichung von Alexanders politischer Friedensvorstellung, die darauf basierte, eine Gleichstellung der unter-
worfenen Völker mit den Griechen herzustellen.

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Alexander und Hephaistos

Als Alexander und Hephaistos nach Troja kamen, wird berichtet, dass beide am Schrein der Helden Achill und Patroklos opferten. Alexander opfert Achill und Hephaistios Patroklos. Der Dichter Aelian meint in seiner Varia historia, Hephaistos gebe damit zu verstehen, dass er der eromenos Alexanders’ war, so wie Patroklos der Geliebte Achills. Andere Quellen sprechen von Hephaistos als „Philalexander“, also Geliebter des Alexander.

Den plötzlichen Tod seines Freundes Hephaistos soll Alexander über viele Tage mit „Totenspielen“ betrauert haben, ähnlich wie später der römische Kaiser Hadrian den Tod seines Gefährten Antinuos in Ägypten über viele Tage im ganzen römischen Reich betrauern ließ.

Alexander hatte zur Kosolidierung seines Reichs die persische Prinzessin Roxanne geheiratet und so den griechischen Westen symbolisch mit dem asiatischen Osten vermählt. Er starb bald nach der Hochzeit, wahrscheinlich wie Hephaestios an Malaria, mit der sie sich in den indischen Sümpfen infiziert hatten.

Der amerikanische Historiker John Boswell weist jedoch daraufhin, wie verschieden von unserer heutigen Auffassung die Stellung von Männern und Frauen zueinander in der griechisch-römischen Welt war. Freundschaft war – wie noch im 17. Jahrhundert bei Montaigne – zwei Männern vorbehalten und auch das Zusammenleben unter einem Dach war nicht ungewöhnlich.

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Tetradrachme mit Alexanderbildnis

„Antike Schriftsteller geben selten Zeugnis von der Möglichkeit einer Freundschaft mit Frauen – seien es zwei Frauen oder eine Frau und ein Mann. Wahrscheinlich deshalb, weil man nur Männern den moralischen Charakter und die notwendige Intelligenz, die für Freundschaft erforderlich sind, zuschrieb (oder wie einige meinen für richtige Liebe) und da fast alle Schriftsteller Freundschaft als ein Verhältnis unter Gleichen ansahen, konnten Frauen, weil sie Männern nicht gleichgestellt waren, nicht Freunde sein.“[2]

Philemon und Baucis aus Ovids Metamorphosen gelten allgemein als das klassische Paar, dessen Liebe bis ans Lebensende währt. Nach dem Mythos wurde ihnen als Dank für ihre Gastfreundschaft von Zeus die Gnade eines gemeinsamen Todes geschenkt. Im nächsten Leben wurden sie zwei Bäume. Goethe hat Philemon und Baucis im Faust II eine Szene gewidmet, allerdings wird dort das Paar umgebracht, weil es sich der Umsiedlung durch Faust widersetzt hatte.