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Der BLITZ-Verlag trauert um

Achim Mehnert

(*14.11.1961 †7.11.2018)


Mit Achim haben wir
einen herausragenden Autor
und wunderbaren Freund verloren.

Er ist nicht zu ersetzen,

wir vermissen ihn sehr.




Andreas Zwengel
TODESWELLEN



In dieser Reihe bisher erschienen:

 

01 Der Virenplanet von E.C. Tubb

02 Die Tochter des Pfauen von Matthias Falke & Y.F. Yenn

03 Welt der Kraken von Matthias Falke & Y.F. Yenn

04 Der Schwarm aus Stahl von Matthias Falke

05 In den Grauzonen von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival

06 Der stählerne Krieg von S.H.A. Parzzival

07 Die schwarze Pagode von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival

08 Planet der schwarzen Raumer von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival

09 Das Orakel von Chron von Achim Mehnert

10 Notruf aus Katai von Achim Mehnert

11 Tod eines Cyborgs von Achim Mehnert

12 Der ewige Feind von Achim Mehnert

13 Welt in Flammen von Achim Mehnert

14 Die letzte Fahrt der Hindenburg II von Andreas Zwengel

15 Unsterbliche Rache von Andreas Zwengel

16 Der Weg der Kriegerin von Andreas Zwengel
17 Die Janus-Attentate von Andreas Zwengel

18 Das Auge des Ra von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

19 Die fremde Macht von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

20 Die Ruinen von Antaran von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

21 Ewige Verdammnis von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

22 Flucht aus Luna Asylum von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

23 Das kosmische Testament von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

24 Todeswellen von Andreas Zwengel

25 Neptuns Tochter von Andreas Zwengel



Andreas Zwengel


Todeswellen



RAUMSCHIFF PROMET
Die Abenteuer der Shalyn Shan

Band 24




Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: 
www.BLITZ-Verlag.de

© 2019 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Mario Heyer
Logogestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-474-9

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!



Kapitel 1


Im Kontrollraum von WAVE auf dem Grund des Pazifiks herrschte hektische Betriebsamkeit. Zizzis Männer hatten sich mit der Bedienung vertraut gemacht und waren bereit, die Wellenmaschinen einzusetzen. Die Techniker der Organisation hatten ihr Wissen mit den Eindringlingen geteilt, auch wenn es nur dazu nutzte, ihr Leben um ein paar Stunden zu verlängern.

Zizzi Moses besaß nur wenig Interesse an den technischen Vorbereitungen. Ihr Beitrag würde in der Auswahl der Zielregion und dem Drücken des Startknopfes bestehen, alles andere überließ sie den Fachleuten. Viel spannender fand sie es momentan, Keith Harkaway auf den Überwachungskameras zu beobachten, wie er versuchte, dem Sicherheitspersonal zu entkommen. Seit sie ihn aus dem Kontrollraum ausgesperrt hatten, eilte er durch die Gänge der Unterwasserstadt. Der hoch­gewachsene Spezialagent von Pandora Inc. hatte einiges auf dem Kasten, musste Zizzi feststellen. Auf seine hagere Art sah er auch ganz gut aus, aber er war entschieden zu humorlos. Zizzi mochte diese verbissenen Typen nicht, die in jeder Situation todernst blieben. Gut, in dieser speziellen Situation würde es wohl den meisten Menschen schwerfallen, eine witzige Seite daran zu entdecken, aber trotzdem musste Harkaway entschieden lockerer werden. Insgeheim drückte sie ihm bei der Verfolgungsjagd die Daumen, damit er noch ­Gelegenheit bekam, an seiner Persönlichkeit zu arbeiten und zu reifen.

Harkaway befand sich zwischen Kontrollraum und WAVE-Leuten. Er musste deren Reihen passieren, bevor sie ihren Ring um den Kontrollraum schließen konnten. Zizzi schloss mit sich selbst eine Wette ab, wie lange er sich durchschlagen konnte, bevor sie ihn schnappten. Er würde wahrscheinlich versuchen, zu seinem Chef zu gelangen. Von Witzleben befand sich irgendwo in der riesigen Stadt. Zizzi wusste nicht einmal, ob er den Verräter Crank erwischt hatte. Aber alles andere würde sie überraschen. Die Fledermaus konnte ungeheuer hartnäckig sein.

Die einfachste Möglichkeit für Harkaway und von Witzleben wäre, gemeinsam mit Zizzis Boot zu verschwinden. Und wenn sie ihr Boot nicht nehmen wollten, blieb auch noch die Barry Allen, mit der Harkaway zuvor nach New Atlantis aufgebrochen war und die immer noch an ihrem Platz lag. Natürlich kam dies für die beiden nicht infrage, denn sie konnten Zizzi nicht mit der Kontrolle über diese verheerende Maschine zurücklassen. Dämliche Helden.

Draußen rückten die Männer von WAVE mit schwerem Geschütz an. Offenbar hatten sie sich entschlossen, lieber den Kontrollraum zu verlieren als die Kontrolle über ihn. Zizzi machte sich keine allzu großen Sorgen wegen ihnen, denn die vollautomatischen Blaster, die ihre Söldner draußen installiert hatten, würden verhindern, dass die Angreifer auch nur in Schussweite gelangten.

Sie beobachtete, wie Harkaway darauf wartete, bis die WAVE-Leute an ihm vorüber waren, und sich dann in die Gegenrichtung entfernte. Zizzi spielte einen Moment mit dem Gedanken, ihn über Lautsprecher zu verpetzen, unterließ es aber, schließlich würde sie sich dadurch ihrer einzigen Unterhaltung berauben. Es juckte sie allerdings in den Fingern, bei diesem Versteckspiel mitzuwirken.

„Wie lange dauert es noch, bis ihr so weit seid?“, rief sie den Söldnern und Technikern zu.

„Zehn Minuten. Wir müssen noch eine Sicherheitssperre überwinden“, antwortete einer von ihnen und hätte sich im nächsten Moment wegen der Zeitangabe am liebsten selbst auf die Zunge gebissen. Jeder wusste, wie unberechenbar Zizzi reagieren konnte, wenn es stattdessen elf Minuten dauerte oder sogar noch länger.

Sie wandte sich wieder den Überwachungsmonitoren zu und verfolgte Harkaways Flucht. Ihm fehlte der Zauberstab, mit dem von Witzleben die Kampfanzüge seiner Gegner außer Gefecht setzen konnte. Wenn er wenigstens eine Schusswaffe zur Verfügung gehabt hätte. Zizzi wusste, dass er bereits Erfahrung damit hatte, diese Anzüge zu knacken. Mit Schnelligkeit allein konnte er sie auch nicht bezwingen, denn die Anzüge verstärkten die Kräfte und Reaktionen ihrer Träger, und die Leute darin gehörten sicher nicht zu den schwächsten und langsamsten Menschen. Ohne eine Waffe musste er sich auf seinen Einfallsreichtum verlassen und das machte für Zizzi das Zusehen interessant. Sie sah auf den Monitoren, wie sich von zwei Seiten aus WAVE-Leute dem Spezialagenten näherten. Er wusste es noch nicht, aber es gab kein Entkommen mehr für ihn. Ihre einzige Zerstreuung hier unten würde bald beendet sein.

Harkaway wich in einen Gang zurück und kniete vor der Abdeckung eines Lüftungsschachtes. Verstecken blieb momentan seine einzige Option. Mit einem Kampfmesser löste er die Abdeckung und stieß dann einen Seufzer der Enttäuschung aus, als er in den schmalen Schacht dahinter blickte. Zizzi konnte nicht erkennen, was er sah, aber der Durchmesser des Schachtes erschien von außen selbst für Schlangenmenschen oder Kleinkinder zu gering zu sein. Wahrscheinlich hatte man zusätzlich noch alle paar Meter ein Gitterkreuz darin angebracht. WAVE verfügte bestimmt nicht umsonst über so viele Sicherheitsexperten in seinen Reihen.

Zizzi sah zu, wie er die Abdeckung wieder aufsetzte und sich an der Wand entlang bis zum nächsten Quergang schob. Inzwischen musste Harkaway hören können, dass seine Gegner sich von beiden Seiten des Flures näherten. Er drehte das Kampfmesser in der Hand und hielt es mit der Klinge nach unten. Harkaway bereitete sich auf den Kampf gegen eine überlegen bewaffnete Übermacht vor. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, und wenn er überraschend angriff, würden sie entsprechend reagieren. Das wäre reiner Selbstmord. Zizzi hielt es für eine sinnlose Verschwendung von Talent und Können, wenn ­Harkaway sich opferte.

Sie sah noch einen Moment zu, dann entschloss sie sich einzugreifen. Neben der Steuerung für die Kameras befand sich die Bedienung für die Sprechanlage in den Gängen. Sie wählte die beiden Flure aus, über die sich die WAVE-Leute Harkaways Versteck näherten und öffnete die Sprechverbindung. „Der Gesuchte befindet sich in dem Seitengang fünf Meter vor euch. Er besitzt nur ein Messer als Waffe, aber er wird sich nicht kampflos ergeben. Trefft die entsprechenden Maßnahmen, um ihn lebend zu fassen.“

Sie lehnte sich zurück und wartete ab, was als Nächstes geschah. Die Männer würden sie sicher nicht für die Stimme ihres Anführers halten, aber den Hinweis trotzdem nutzen. Die Gruppe, die sich aus östlicher Richtung genähert hatte, war stehen geblieben und wartete ab. Die zweite Gruppe, die sich näher an Harkaways Versteck befand, beriet sich kurz und schickte dann einen Mann in Kampfrüstung vor. Das war auf jeden Fall besser als ein Feuergefecht, aber auch die Rüstung konnte Harkaway schwere Verletzungen zufügen, wenn dieser Widerstand leistete.

Die WAVE-Leute dachten wohl ähnlich, denn der Mann in der Kampfrüstung zückte eine Gasgranate. Er warf den kleinen Zylinder an die vordere obere Ecke des Seitenganges, von der sie abprallte, wie eine Flipper­kugel zwischen den beiden Wänden von Harkaways Versteck hin und hersprang und dabei ihre Ladung verteilte. Zizzi ging davon aus, dass es sich um keinen Glücks­treffer gehandelt hatte. Sicher hatte die Kampfrüstung den perfekten Wurfwinkel berechnet und ihrem Träger auf dem Helmdisplay die Stelle an der Wand markiert, an die er die Gasgranate werfen musste.

Das Gas füllte inzwischen den gesamten Seitengang aus. Von Harkaway war nichts mehr zu sehen. Es musste sich um ein schnell wirkendes Gas handeln, sonst hätte der Spezialagent sicher einen Ausbruch gewagt. Die WAVE-Leute warteten trotzdem noch eine volle Minute ab, dann trat der Mann in der Kampfrüstung in den Gasnebel.

Als er kurz darauf den besinnungslosen Harkaway aus dem Seitengang heraustrug, rief einer der Techniker hinter Zizzi, dass sie so weit wären. Sie warf einen Blick auf die Zeitangabe, zwölf Minuten. Sie drehte sich mit ihrem Stuhl herum und sah sich mit zusammengekniffenen nach demjenigen um, der ihr vorhin eine falsche Zeitangabe genannt hatte.