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Tobias Reckermann
Gotheim an der Ur


In dieser Reihe bisher erschienen:

2101 William Meikle Das Amulett

2102 Roman Sander (Hrsg.) Götter des Grauens

2103 Andreas Ackermann Das Mysterium dunkler Träume

2104 Jörg Kleudgen & Uwe Vöhl Stolzenstein

2105 Andreas Zwengel Kinder des Yig

2106 W. H. Pugmire Der dunkle Fremde

2107 Tobias Reckermann Gotheim an der Ur

2108 Jörg Kleudgen (Hrsg.) Xulhu


Tobias Reckermann


Gotheim an der Ur







Tobias Reckermann, Jahrgang 1979, lebt und schreibt in Darmstadt und arbeitet als Maschinist bei Whitetrain (www.whitetrain.de). Er ist Redakteur und Herausgeber des IF Magazin für angewandte ­Fantastik. Als Schriftsteller widmet er sich neben anderen Zweigen der Fantastik im Besonderen der Weird Fiction. Seit 2014 ­erschienen seine RomaneDas Schlafende Gleis, Langfaust und Die zwei ­Schneiden des Glücks, außerdem die Erzählbände Venom & Claw, Graund und Rumors Fährte, sowie mehrere Beiträge in Magazinen und Anthologien.


Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: 
www.BLITZ-Verlag.de

© 2019 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kleudgen
Titelbild: Mario Heyer
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Logo: Mark Freier
Innenillustrationen: Jörg Kleudgen
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-427-5

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!




Gotheim - Ich war dort! 


Ein Vorwort von Jörg Kleudgen


1999 veröffentlichte ich meinen Band ­Cosmogenesis im eigenen Kleinverlag (wiederveröffentlicht im BLITZ-­Verlag/2005). Bei den darin zusammengefassten Texten handelte es sich um zum Teil kurze poeske Erzählungen, die ich in einer fiktiven, auf dem indischen Subkontinent gelegenen Stadt angesiedelt hatte. Dieser Cathay genannte Ort war als deutsche Kolonie einfach irgendwann in Vergessenheit geraten. Verfall und Degeneration preisgegeben, bildete er einen wunderbaren Schauplatz für düstere Geschichten um Schrecken von kosmischen Dimensionen.

Als mir etwa zwanzig Jahre später Tobias Reckermann seine Erzählung Eine innere Finsternis als Teil eines Geschichtenzyklus rund um das finstere Gotheim zu lesen gab, fühlte ich mich sofort an Cathay erinnert. Der augenscheinlichste Unterschied war, dass er diese Stadt mitten in Deutschland angesiedelt hatte.

Gotheim war mir auf Anhieb vertraut. Unwillkürlich drängten sich mir Bilder auf: verrußte Ruhrgebietsstädte mit riesigen Fabrikruinen, die Vorkriegsfassaden Berlins, Prags und Dresdens. Reckermanns Ausführungen zu Geografie und Historie der im Verfall begriffenen Stadt, die beklemmende, anachronistische Atmosphäre, das ungreifbare Grauen ... All das erinnerte mich an Cathay. Und dann fiel mir auf: Wie einst in meinem Band ­Cosmogenesis, so treten auch hier Protagonisten und Handlung hinter den Schauplatz zurück. Alles, was dort geschieht, und sei es auch noch so profan, erlangt in Gotheim (die Parallele zu Gotham scheint offensichtlich und wird vom Autor auch nicht geleugnet), eine tiefere Bedeutung. Es wird unweigerlich Bestandteil des Mysteriums, das die Stadt umgibt.

In den 1990er Jahren war es noch relativ unüblich gewesen, lovecraftschen Horror nach Deutschland zu verlegen. Michael Siefener war damals einer der Ersten, der kosmisches Grauen glaubwürdig an realen Schauplätzen zum Beispiel in der Eifel ansiedelte.

Uwe Voehls Arkheim war eine recht offensichtliche Projektion Arkhams in heimische Gefilde, während Tobias Bachmann mit der Stadt Sagunth einen eigenen Ort schuf, an dem sich Elemente der von Lovecraft erdachten Mythen wiederfinden.

In dieser Tradition kann auch Gotheim an der Ur gesehen werden, aber Tobias Reckermann hat erkannt, dass die Entwicklung der Horror-Literatur mit Lovecrafts Tod nicht stehen geblieben ist. Müsste man für seine Geschichten rund um Gotheim ein Genre erfinden, hieße es vermutlich gothic industrial horror. Und wenn Gotheim eines Tages vollkommen hinter dem Schleier des Vergessens verschwunden ist, werde ich stolz sagen können: „Ich war dort!“




„Some day the piecing together of dissociated ­knowledge will open up such terrifying vistas of reality. and of our frightful position therein, that we shall either go mad from the revelation or flee from the deadly light into the peace and safety of a new dark age.“

H. P. Lovecraft, The Call of Cthulhu