ParaMagazin

Der Einsame Schütze

 

Ausgabe 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Verlag GbR

Redaktion PARAMAGAZIN

Obertor 4

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eBook-Edition

 

© 2012 Twilight-Line Verlag GbR

Alle Rechte vorbehalten.

 

Inhalt

 

Vorwort                                          

 

Titelthema: Faszination Magie

Hexen und Zauberer in Altertum und Antike            

 

Hexenmagie und der Weg zur modernen Hexe            

 

Versunkene Städte                                    

 

Zwerge, Kobolde, Berggeister und Klabauter            

 

Eine Menschheit vor der Menschheit?                  

 

Zombies – Nur reine Fiktion?                        

 

Impressionen vom A.A.S. One-Day-Meeting 2012      

 

Der Aswang                                          

 

Drachen und Schlangen                              

Vorwort

 

 

Werte Leserinnen und Leser,

 

es ist wieder einmal an der Zeit in die Welt des Verborgenen, des Geheimnisvollen und des Paranormalen zu blicken und uns Dinge ins Bewusstsein zu rufen, die uns tagtäglich umgeben, die wir aber als aufgeklärte Menschen heute nicht mehr wahrnehmen, auch wenn diese alltäglich und ständig um uns herum sind und existieren.

 

Magie ist z.B. eines jener Dinge, die zwar immer und überall geschehen und immer um uns herum wirkt und von bestimmten Menschen genutzt wird, die jedoch nicht mehr beachtet wird. Dabei muss Magie nichts mit Zauberei oder gar bösartiger Hexerei zu tun haben, sondern stellt an sich nichts weiter als eine Beeinflussung durch entweder noch nicht wissenschaftlich belegten Wechselwirkungen chemischer und physikalischer Prozesse dar, oder eine Form von Energie, die wir nicht verstehen und korrekt nachweisen können, die jedoch durch begabte Personen genutzt werden kann. Hier eine fundierte Antwort oder Erklärung zu finden fällt schwer.

 

In dieser Ausgabe wollen wir uns mit dem Titelthema aber ein wenig mit eben jenen Menschen befassen, die eine besondere Begabung für solche Dinge wie Magie zu haben scheinen. Menschen, die im Allgemeinen als Hexen bezeichnet werden…

 

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und das eine oder andere Aha-Erlebnis beim Lesen dieser Ausgabe.

 

Ihre Redaktion

 

 

Faszination Magie

Hexen und Zauberer in Altertum und Antike

 

Kaum ein Thema hat die Menschheit über Jahrtausende gleichermaßen geängstigt und fasziniert wie Magie und Hexerei. In unserer Kindheit erzählt man uns Märchen und Geschichten von Hexen und Zauberern, in der Jugend lesen wir Bücher über Merlin und Harry Potter und wenn wir nicht mehr jung sind, suchen wir nach alternativen Heilmethoden, kochen Wurzeln und Kräuter und versuchen unser Leben in Einklang mit der Natur zu bringen. Vor allem dann, wenn wir keinen anderen Weg mehr wissen, öffnen wir uns für den Glauben an Wunder und an das, was nicht immer mit dem Verstand zu erklären ist.

 

„Weiße Magie“ liegt im Trend, Hexenkalender gibt es im Buchhandel, sie verraten den günstigsten Zeitpunkt zum Pflanzen und Ernten von Heilkräutern und auch den optimalen Moment für einen Besuch beim Friseur. „Theas“ Hexenschule lehrt die geneigte Leserin, wie sie Geld – und Glücksrituale zelebrieren kann. Im Internet kann man lesen, wie Liebesmagie, Zauber für Job und Erfolg, Gesundheit, Bann- und Schutzzauber funktionieren. Und wer lange genug sucht, findet bestimmt auch Anleitungen zur „Schwarzen Magie“.

 

Doch worin begründet sich die Faszination dessen, was uns eigentlich ängstigen müsste, weil wir es mit unserem Verstand nicht begreifen können? Und gibt es das überhaupt, Zauberei und Magie? Ist es wirklich möglich, Menschen und Ereignisse übersinnlich zu beeinflussen? Können Zauberer und Hexen durch Rituale und Zaubersprüche mit Geistern, Dämonen und Engeln Kontakt aufnehmen und können Beschwörungen wirklich funktionieren? Sind Magier Personen, die die körperliche oder emotionale Not anderer ausnutzen und sie für „dumm“ verkaufen? Schlagen sie vielleicht nur Kapital aus dem, was anderen Leiden schafft und das sie allein nicht in den Griff bekommen? Gehen sie mit Ängsten hausieren, indem sie versprechen, die Zukunft weißzusagen oder uns eine Verbindung mit „unseren“ Toten herzustellen, denen wir vielleicht noch etwas Wichtiges zu sagen haben? Sind sie anders als wir oder eben nicht, sondern nur skrupelloser? Oder geht ihre Kraft tatsächlich über das Menschliche hinaus? Wissen sie einfach nur mehr als andere über die Gesetze und Eigenheiten der Natur, um sie sich für ungewöhnliche Wirkungen zunutze zu machen? Und gibt es sie wirklich, die von Platon beschriebenen daimones, die sich anrufen ließen, gute und böse Geister, die der Magier in seinen Dienst zu stellen in der Lage war?

Um diesen Fragen nachzugehen, muss man sich weit zurück in die Vergangenheit führen lassen, denn von Hexerei und Zauberkunst berichten schon die Geschichtsschreiber der Antike. Wirklich ergiebig lässt sich über Hexenkulte, Hexenverfolgung und Hexenverbrennung erst aus der Zeit nach der Christianisierung berichten, doch die Überlieferungen aus dem römischen Reich bringen uns bereits auf die Spur der Hexen, die sich bis heute nicht verloren hat.

Doch was ist eine Hexe? Der Volksglaube bezeichnet sie als Person, die übersinnliche Kräfte hat und meist weiblichen Geschlechts ist. Sie kann sowohl Gutes tun als auch Unheil bringen, sie kann in die Zukunft sehen und versteht sich als unmittelbarer Teil der Natur und ihrer Gesetze. Schließlich leitet sich die Bezeichnung Hexe über viele etymologische Umwege möglicherweise vom Wort Hecke ab, oder jemandem, der auf einer Hecke oder einem Zaun sitzt. Und dieses allgemein bekannte Bild, das sich längst in Märchen- und Sagenbüchern manifestiert hat, wo Zweige der Hecke zum Besen werden, lässt sich vielfach deuten. Betrachtet man eine Einzäunung als Grenze zwischen unberührter Natur und kultiviertem Gebiet, so könnte man die Figur der Hexe gut als Mittlerin zwischen den ursprünglichen Energien der Natur und dem Menschen ansehen. Oder man sieht sie als Verbindungsglied zwischen den Welten, zwischen Leben und Tod, zwischen Irdischem und Überirdischem. Vergleicht man Hexe und Zauberer, so sind die Gemeinsamkeiten nicht zu übersehen. Der Zauberer, Druide, Derwisch, oder wie immer man ihn auch nennen mag, steht für den Begriff der Rune, mit dem geheimes Wissen aufgeschrieben wurde. Und auch für die Hexe reicht ein einziger Begriff bei Weitem nicht aus. Sie ist Wahrsagerin, Heilerin, Schadenszauberin, Verwandlungskünstlerin und vielleicht die Eule strika, die geräuschlos über unseren Köpfen durch die Nacht gleitet.

 

Die tatsächlichen Ursprünge der Vorstellung von Hexen und Zauberern sind möglicherweise bereits in einer bronzezeitlichen Naturreligion zu suchen oder gar dem steinzeitlichen Schamanismus zu entnehmen. Beim genaueren Betrachten mag man sogar Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen zu Feen und Elfen (mal gut, mal böse) finden, deren Wurzeln weit im vorchristlichen Götterglauben und der keltischen Mythologie verankert sind. Im Hexenmythos vereinen sich der Aberglaube um die Bedrohung durch Menschen mit übersinnlichen Kräften sowie die Überzeugungen und kultischen Praktiken von Naturreligionen.

 

Im Alten Testament unterlag jegliche Zauberei der Todesstrafe, im römischen Reich jedoch wurde nur der Schadenszauber unter Strafe gestellt, den Orakel und Hellseherei gehörten zum öffentlichen Leben und waren staatlich anerkannt.

 

Die bekannteste Hexe des heidnischen Altertums dürfte Circe gewesen sein, auf deren Spuren man in Homers Odyssee trifft. Auf seiner Irrfahrt landete Odysseus auf einer Insel vor Italien und seine Männer begegneten dort einer betörend schönen Frau namens Circe. Nach Homer nutzte sie eine magische Flüssigkeit, pharmaka genannt, die sie unter den Wein mischte, um die Männer gefügig zu machen und dann durch die Berührung mit einem Zauberstab in Schweine zu verwandeln. Circe war also eine kräuterkundige Frau und eine Schadenszauberin gleichermaßen. Der Begriff pharmaka weist auf Medizin hin, auf Kräuter, Wurzeln, den Sud aus Blättern und Rinde. Wir begegnen hier also bereits einem Zaubertrank und dem Zauberstab, beides okkulte Mittel, die bis heute mit dem Begriff der Hexe verbunden sind. Allein dem Gott Hermes hatte Odysseus es zu verdanken, dass er das Verwandlungsschicksal seiner Kameraden nicht teilen musste, denn der gab ihm ein schwarzwurzeliges Kraut mit weißer Blüte, das Odysseus vor dem Zauber schützte. Circe war von göttlicher Abstammung und somit scheint es nicht verwunderlich, dass sie über übernatürliche Kräfte verfügte.

 

Der Geschichtsschreiber Plinius der Ältere formulierte bereits im 1. Jahrhundert nach Christus die Meinung, dass die Magie aus der Medizin entstammte und ebenso Bereiche von Himmelskunde (Astrologie) und Religion umfasste. Er bezeichnete die Magie als eine Kunst, die die Naturwissenschaft ergänzte, sich dabei jedoch der Verbindung zum Übernatürlichen bediente. Und das Übernatürliche hatte in der antiken Welt die Gestalt von Göttern. Der Glaube an Götter war sogar Bestandteil der antiken Staatsformen. Es gehörte zum politischen Alltag, durch Priesterinnen die Götter anrufen zu lassen, um in die Zukunft zu sehen. Doch wie vereinbarte sich dieser Glaube damit, dass Götter und Dämonen nicht nur von Priestern, sondern auch von „niederen“ Menschen, von Sklaven und von Frauen angerufen und in ihren Dienst gestellt werden konnten? Die Nachfrage nach Heilern und Magiern, die die Zukunft voraussagen konnten, war in allen Schichten der griechischen und römischen Bevölkerung groß. Doch wer dabei gegen die Anschauungen der allgemeingültigen Medizin, Religion oder Wahrsagerei verstieß oder bei einem Heilungsritual versagte, konnte schnell in Ungnade fallen und illegaler, unerlaubter magischer Praktiken beschuldigt werden. Der Geschichtsschreiber Livius berichtet, dass in den Jahren 184 - 179 v.Chr. sogar tausende Astrologen und Geisterbeschwörer hingerichtet wurden. Sie wurden beschuldigt, mit ihrer Magie (veneficia) anderen Schaden zugefügt, ja sogar Todesfälle verursacht zu haben. Wie später zu den Hexenverfolgungen im Mitteleuropa der frühen Neuzeit, hatte die Angst vor den Folgen böser Magie auch in der Antike zu Verfolgungen geführt und ihre Opfer gefordert. Bereits um 450 v.Chr. wurden Gesetze erlassen, die okkulte Gesänge und veneficia (Schadenszauber) unter Strafe stellten. Aus Sorge vor dem Überhandnehmen der geheimen, magischen Rituale und Wissenschaften, manifestierte der römischen Stadtstaat das Lex Cornelia, ein eigenes Gesetz gegen Giftmischerei und Mord durch schädliche Zauber (wie zum Beispiel die Verwendung von Verwünschungstäfelchen). Doch reichte das aus, um zwischen der Magie des Volkes und der der Wissenschaft wirksam zu unterscheiden?

Die elementarsten aller Wirkungen, die man seit jeher mit Magie zu erzielen suchte, waren Liebes- und Schadenszauber, wobei auch ein Liebeszauber ein böser Zauber sein konnte, wenn es darum ging, eine nicht gewünschte Beziehung zu unterbinden. Wachsfiguren, in die man Nadeln trieb, waren dabei genauso gebräuchlich wie die bereits erwähnten pharmaka, medizinähnliche Tränke, die manchmal als Liebeselixier dienen sollten, sich in anderen Fällen als giftig und tödlich erwiesen.

 

Die römische Geschichtsschreibung überliefert einige Rezepte sogenannter „natürlicher Magie“, gegen ganz alltägliche Leiden wie Zahnschmerzen oder Magenverstimmungen. Dafür musste man so skurrile Dinge tun, wie Regenwürmer in Öl sieden oder zerstampfte Schnecken mit Wein servieren. Andere Zauber muten dunkler an, Amulette und Talismane sollten vor dem „bösen Blick“ schützen, der dem Schaden zufügen oder gar töten konnte, den der zornige, hass- und neiderfüllte Blick traf. Bis heute kennen wir das Sprichwort: „Wenn Blicke töten könnten“ und verwenden es im gleichen Zusammenhang, nämlich dann, wenn uns jemand böse und zornig anschaut.

Wahrsagerei und Orakel gehörten, wie bereits erwähnt, ebenso zur antiken Magie wie Verwünschungen oder der Versuch von Wunderheilungen. Man beobachtete den Himmel und den Flug der Vögel, um daraus Prophezeiungen zu gewinnen. Das Orakel von Delphi, wo die angerufene Gottheit durch eine Priesterin sprach, war beispielsweise offiziell anerkannt. Doch die Anwender von Magie, die die Zukunft aus den Innereinen von Tieren zu lesen suchten, die Geister von Toten beschworen und ihnen sogar Blutopfer brachten, bewegten sich scharf an den Grenzen zwischen staatlich tolerierten und unter Strafe gestellten Praktiken. Die Vorstellung von Menschenopfern war für den römischen Bürger ebenso mit Schrecken behaftet wie für uns heute.

 

Doch lernen wir an dieser Stelle noch eine weiter antike Hexe kennen: Medea. Als Enkelin der Sonne hatte sie magische Kräfte, wurde aber auch von durch und durch menschlichen Gefühlen und Leiden umher getrieben. Im Heldenepos von Apollonios ist sie in Jason verliebt und eine leidenschaftliche Frau, die magische Tränke, Zaubersprüche und den bösen Blick gegen ihre Feinde einsetzte. Ihre sexuelle Leidenschaft für Jason machte aus ihr eine „Bilderbuchhexe“, die alle Konventionen aufhob. Sie trug ihr Kleid ungebunden, ihr Haar offen und ihre Stunde war die Mitternacht, wo sonst alles schlief. Mit ihr entstand das Prinzip der Unordnung und der Umkehrung. Sie machte die Nacht zu ihrem Tag, den Mond zu ihrer Sonne und agierte mit rücksichtsloser Schändlichkeit, ganz so, wie man es von einer in mittelalterlichen Handbüchern beschriebenen Hexe erwartete.

Doch kommen wir noch einmal zurück zum Schadenszauber veneficia. Für diesen wurden oft Bleiplatten genutzt, in die man die feindlichen Wünsche in Form von Zauberformeln und Zeichnungen hineindrückte und gravierte, sogenannte Verwünschungstäfelchen. Wie bereits erwähnt, standen diese Fluchtafeln unter Strafe, was aber die Anwender dieses Zaubers nicht an der Ausführung hinderte. Diese defixiones wurden vergraben oder in der Umgebung des Opfers versteckt oder gar in der Öffentlichkeit für jedermann sichtbar zurückgelassen. Auf diese Weise soll zum Beispiel Caesar Germanicus zu Tode gezaubert worden sein, denn unter dem Fußboden des Zimmers, in dem er starb, fand man diese Fluchtäfelchen voller Zauberformeln und sogar menschliche Körperteile, die augenscheinlich von einem geplünderten Scheiterhaufen stammten.

 

Es wird berichtet, dass man bei Ausgrabungen Bleitäfelchen fand, die einfach und laienhaft gestaltet waren, als hätte sie ein gewöhnlicher Bürger selbst hergestellt, andere jedoch werden als kunstvoll, fast fachmännisch beschrieben. Doch wer waren die Menschen, die diese Form von schwarzer Magie anwendeten und verbreiteten, die es ohne das entsprechende Klientel sicher nicht gegeben hätte? Waren es Scharlatane einer eigenen Berufszunft, die mit dem Hass und dem Neid ihrer Mitmenschen ihren Lebensunterhalt verdienten? Waren sie nur Dienstleister, die verkauften, wofür es einen Markt gab, oder hatten sie wirklich magische Kräfte?

 

Für die Römer und Griechen gehörte ein gewisses Maß an Magie zum Alltag, wie die öffentlich angeordneten Weissagungen und Vorzeichendeutungen, also muss es auch so etwas wie berufene Hexen, Zauberer und Priester gegeben haben, die wahrscheinlich auch eine entsprechende Ausbildung durchlaufen mussten und denen somit ein gewisser gesellschaftlicher Status zustand.

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf eine weitere berühmte Hexe der Antike, die Erichtho des römischen Dichters Lukan. Während die bisher erwähnten Hexen Circe und Medea schön und anziehend weiblich waren, ist Erichtho ein Abbild von Hässlichkeit und Niedertracht, wie wir es auch in späteren, mittelalterlichen Hexenbildern wiederfinden. Sie lebte auf einem Friedhof und war eine Nekromantin, die die Toten bestahl. Aus Gräbern und von Scheiterhaufen trug sie nachtaktiv ihre Ritualgegenstände zusammen. Weil die Römer ihre Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern anlegten, machte Erichtho ihr Leben dort zur Außenseiterin. Ihr Atem soll einem Pesthauch gleich gewesen sein und im Mondschein opferte sie Kinder auf einem brennenden Altar, die sie vorher den Müttern aus dem Bauch geschnitten hatte. Eine grausige Vorstellung, die aus ihr das wahre Schreckensbild einer Hexe macht und stark an die Vorstellungen erinnert, die im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit entstanden sind, in denen Hexen des Menschenopfers und des Missbrauchs von Leichen bezichtigt wurden.

Dagegen galt die antike Göttin Hekate als Schirmherrin und Lehrerin magischer Künste und als Wohltäterin.

 

Späterhin wird den Hexen allgemein nachgesagt, dass sie fliegen konnten, sich in Wölfe verwandelten oder in Gestalt einer Schleiereule durch die Nacht glitten und vor allem kleinen Kindern nichts Gutes wollten.

Doch wieso vollzog sich dieser Wandel im Volksglauben, der die Hexe von der gütigen Heilerin zur Unheilbringerin werden ließ? War die öffentliche Unruhe daran schuld, die von der Furcht genährt wurde, Magie könne tatsächlich wirksam sein? Milderte es die Angst der Menschen, wenn sie Magier und Hexen anklagten und für alle sichtbar richteten? Cicero machte sogar den Versuch, die Magie als albernes Hirngespinst hinzustellen, das nur aufgrund der Unkenntnis des gemeinen Volkes entstehen und als Wahnvorstellung gedeihen konnte. Der Politiker und Philosoph klagte an, dass „der Aberglaube, der (...) von jedermanns Geist Besitz ergriffen hat, sich auf (...) die geistige Schwachheit stützt.“

 

In einer anderen historischen Quelle kann man die Meinung des Geschichtsschreibers Plinius des Älteren lesen, der erklärt, dass die Magie aus der Heilkunde entstanden sei, aus Teilen von Religion und Astronomie, die ihr wissenschaftliche Stützen gaben, doch „nachdem sie (die Magie) so Gefühl und Verstand der Menschen mit einer dreifachen Fessel umwunden hatte, gewann sie derart an Bedeutung, dass sie (...) die Oberhand über die meisten Völker der Erde gewonnen hat (...)“

Der römische Dichter Horaz verlegte sich darauf, die unterschwellige Angst vor der Magie in Satiren zu kleiden und Hexen als „alte, hässliche Nekromantinnen (...) mit Beschwörungspuppen“ zu bezeichnen, die aus Furcht vor einem von ihnen selbst beschworenen Geist „Zähne und Perücken verloren“ und „Zaubersprüche und Kräuter fallen“ ließen.

 

Aber sind Hexen und Zauberer, so schön, schrecklich oder albern sie im Laufe der Zeit nun dargestellt werden, nur unserer Fantasie entsprungen, weil es ein allzu menschlicher Wunsch ist, das Befinden von Feinden beeinflussen zu können, zu heilen, in die Zukunft zu sehen, Gefühle zu kontrollieren?

 

Hexen und Zauberer, Magier und Seher gibt es (ob nun tatsächlich oder nur in unserem Volksglauben) bis heute. In verschiedensten Vorstellungen und Erscheinungsformen haben sie überlebt, auch wenn es ihnen im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wirklich leicht gemacht wurde. Sie lesen aus Würfel, Tarotkarten, Glaskugeln – und wer weiß, vielleicht haben sie sich bis heute durchsetzten können, weil sie ihre eigene Zukunft als Wicca, als „weiße Hexe“ vorausgesehen haben, die im Augenblick in Neuheidentum, Esoterik und Naturreligion ihre Renaissance erfährt.

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Autor: Anett Steiner

www.anett-steiner.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Illustration: Hekate von Stéphane Mallarmé in Les Dieux Antiques. Nouvelle mythologie illustrée. Paris, 1880

 

 

Hexenmagie und der Weg zur modernen Hexe

 

 

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