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Dr. Walter Vogel, geb. 1967, ist Theologe und Pädagoge und arbeitet sowohl an der theologischen Fakultät der Universität Graz als auch an der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Zahlreiche theologische und pädagogische Bücher, Lexikonartikel und Aufsätze in Fachzeitschriften.

Zum Buch

Die Religionsstifter

Dieser Band enthält die Biographien elf bedeutender Religionsstifter: Zum einen jene, auf welche die vier Religionen zurückgehen, die heute zur Gruppe der Weltreligionen gezählt werden: Mose für das Judentum, Buddha für den Buddhismus, Jesus für das Christentum und Muhammad für den Islam. Daneben werden sieben Personen vorgestellt, die auch Stifter großer Religionen waren, die heute jedoch eine weniger starke Anhängerschaft und eine eher regionale Verbreitung haben: Echnaton, Zarathustra, Konfuzius, Laozi, Mani, Guru Nanak sowie Baha‘ullah.

Neben den Biographien werden auch die Lehren, die gesellschaftlichen Kontexte, in denen die einzelnen Religionsstifter gelebt haben sowie die Grundzüge der auf die Personen zurückgehenden Religionen beleuchtet.

Walter Vogel

Die Religionsstifter

Walter Vogel

Die Religionsstifter

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012

ISBN: 978-3-8438-0240-6

www.marixverlag.de

INHALT

VORWORT

MOSE

Zeittafel: Mose und die Entwicklung des Judentums

Wichtige jüdische Begriffe erklärt

Quellen

Die Zeit und die Welt, in der Mose lebte

Das Leben des Mose

Der Name

Geburt

Kindheit und Berufung

Rückkehr nach Ägypten und Exodus

Die Jahre der Wanderung und der Bund am Sinai

Der Tod des Mose

Die Lehre des Mose

Die Entwicklung des Judentums nach Mosis Tod bis heute

BUDDHA

Zeittafel: Siddharta Gautama und die Entwicklung des Buddhismus

Wichtige buddhistische Begriffe erklärt

Quellen

Die Welt, in der Siddharta Gautama lebte

Das Leben Buddhas

Probleme bei der Datierung der Lebenszeit und des Namens

Präexistenzen, Geburt, Kindheit und Jugendzeit

Lebenskrise und Weltflucht

Buddhas Leben nach der Erleuchtung

Personen in Buddhas Umfeld

Weitere Legenden

Der Tod Buddhas

Buddhas Lehre

Die Entwicklung des Buddhismus nach dem Tod Siddhartas bis heute

JESUS

Zeittafel: Jesus und die Entwicklung des Christentums

Wichtige christliche Begriffe erklärt

Quellen

Biblische Quellen

Außerbiblische Quellen

Die Welt, in der Jesus lebte

Das Leben des Jesus von Nazaret

Geburt und Kindheit

Die Zeit seines öffentlichen Wirkens

Die letzten Tage und die Hinrichtung Jesu

Nach dem Tod: Grablegung, Grabesruhe und Auferstehung

Die Lehre des Jesus

Die Entwicklung des Christentums nach Jesus bis heute

MUHAMMAD

Zeittafel: Muhammad und die Entwicklung des Islam

Wichtige islamische Begriffe erklärt

Quellen

Die Welt, in der Muhammad lebte

Das Leben des Propheten

Familie und Kindheit

Ehe mit Chadidscha und weitere Ehen

Berufung

Anhänger und Widersacher

Nächtliche Reise nach Jerusalem und Himmelfahrt

Hidschra

Muhammad in Medina

Rückkehr nach Mekka

Die Abschiedswallfahrt und der Tod des Propheten

Die Botschaft Muhammads

Kernpunkte der Lehre

Die fünf Säulen des Islam

Die Entwicklung des Islam nach dem Tod des Propheten bis heute

ECHNATON

Das Leben Echnatons

Echnaton und seine Lehre

Was ist von der Lehre Echnatons gebleiben?

ZARATHUSTRA

Das Leben Zarathustras

Grundzüge der Lehre des Zarathustra

Die auf Zarathustra zurückgehende Religion: Der Zoroastrismus

KONFUZIUS

Das Leben des Konfuzius

Konfuzius: der Mensch und Grundzüge seiner Lehre

Die auf Konfuzius zurückgehende Religion: Der Konfuzianismus

LAOZI

Laozis überlieferte Biografie

Legenden um Laozi

Laozi, der Mensch und seine Lehre

Die auf Laozi zurückgehende Religion: Der Taoismus

MANI

Manis Leben

Die Lehre Manis

Die weitere Entwicklung des Manichäismus

GURU NANAK

Das Leben Guru Nanaks

Die Lehre Guru Nanaks

Die auf Guru Nanak zurückgehende Religion: Der Sikhismus

BAHA’ULLAH

Das Leben Baha’ullahs

Die von Baha’ullah geoffenbarte Lehre

Die auf Baha’ullah zurückgehende Religion: Die Baha’i

LITERATUR

VORWORT

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Religionen: Diejenigen, die auf eine historisch überlieferte Person zurückgehen, und jene, die sich langsam entwickelt haben, und von denen keine Gründer bekannt sind. Obwohl es solche Ursprungsgestalten gegeben haben muss, gibt es keine Überlieferungen von ihnen und daher auch keine Verehrung seitens der Gläubigen. Zu den stifterlosen Religionen gehört beispielsweise die Gruppe der unter der Bezeichnung Hinduismus zusammengefassten indischen Religionssysteme.

Manche Religionen gehen auf konkrete Personen zurück, deren Existenz wissenschaftlich nicht gesichert nachweisbar ist. Mose als Stifter des Judentums oder Laozi, auf den der Taoismus zurückgeht, wären hier exemplarisch zu nennen. Auch wenn angesehene Fachleute die Historizität dieser Personen anzweifeln, verehren deren Anhänger diese Religionsstifter bis heute, die, unabhängig davon, ob es sie wirklich gegeben hat, eine immense Wirkungsgeschichte hatten.

Das vorliegende Buch stellt elf große Religionsstifter der Menschheitsgeschichte näher vor. In zwei Gruppen beschreibt das Buch zum einen vier Religionsstifter ausführlich: ihr Leben, ihre Lehre, die Welt in der sie lebten, die Quellen, die von ihnen berichten usw. Auf diese vier Männer gehen vier der bedeutendsten und heute noch maßgeblichen Weltreligionen zurück: Mose für das Judentum, Buddha für den Buddhismus, Jesus für das Christentum und Muhammad für den Islam. Zum anderen werden sieben Männer vorgestellt, die ebenso Stifter großer Religionen waren. Deren Religionen haben eine weniger starke Anhängerschaft oder fanden nur regionale Verbreitung. Aus diesem Grund zählen sie in der Regel nicht zur Gruppe der Weltreligionen. Diese sieben Religionsstifter sind: Echnaton, Zarathustra, Konfuzius, Laozi, Mani, Guru Nanak sowie Baha’ullah.

Es wurde versucht, die Viten der einzelnen Personen möglichst objektiv, aber trotzdem wertschätzend zu beschreiben. An vielen Stellen sind daher Originaltexte bzw. Zitate aus frühen Schriften der Religion angeführt, die an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst wurden.

Zwei Punkte sind beim Schreiben besonders aufgefallen:

Zum einen gab es bei fast allen Religionsstiftern eine starke Legendenbildung, und es war nicht immer einfach, den historischen Kern von der Dichtung zu unterscheiden. Am stärksten war die Legendenbildung dort, wo den späteren Biografen keine historischen Fakten mehr vorlagen. Das war häufig bei der Geburt, beim Berufungserlebnis und bei der Todesstunde der Fall. So finden sich manchmal fast identische Legendenmotive bei den Lebensbeschreibungen mehrerer Religionsstifter.

Zum zweiten fällt auf, dass alle Religionsstifter Männer waren. Dieses Faktum soll jedoch nicht über den Einfluss einiger Frauen bei den genannten Personen hinwegtäuschen, auch wenn die Geschichtsschreibung von männlichen Begleitern und Anhängern tendenziell bevorzugt berichtet. Zudem ist diese Tatsache des patriarchalen Übergewichtes ein Spiegelbild früherer Gesellschaften und jener Kulturen, in denen die Lebensbeschreibungen überliefert wurden.

Ansonsten bildet die Gruppe der elf Personen eine bunte Mischung: vom Pharao bis zum Findelkind; vom wohlhabenden Fürstensohn bis zum ärmlichen Handwerker; vom Religionsstifter, der ein Berufungserlebnis hatte, bis zu jenem, dessen Lehre das Ergebnis eines langen Gedankenprozesses war; von dem, der schon in Kindestagen seine erste Vision hatte, bis zu dem, der bereits im fortgeschrittenen Alter war, als er erstmals eine himmlische Stimme vernahm; vom Lehrer mit einer großen Schülerschar bis zu jenem, der einsam unterwegs war; von dem, der einen monotheistischen Gott verkündete, bis zu dem, in dessen Lehre die Götter keine bedeutende Rolle spielten; von dem, der am Ende seines Lebens die große Verbreitung der von ihm gelehrten Religion sah, bis hin zu jenem, dessen Lehre die Menschen damals kaum interessierte; von dem, der am Ende des Lebens wohlhabend und sehr beliebt war, bis zu dem, der mittellos und einsam starb; und schließlich: vom Weisen, der in seiner Todesstunde ruhig entschlief, bis hin zu jenem, der grausam ermordet wurde.

Noch manche weiteren Aspekte wären hier aufzuzählen, aber die Leserinnen und Leser mögen sich selbst ein Bild über die hier beschriebenen Persönlichkeiten machen.

Eine interessante Lektüre wünscht

Walter Vogel
Graz, 2007

MOSE

Mose war ein Prophet, unter dessen Führung das israelitische Volk der Sklaverei in Ägypten entkommen konnte. Wann bzw. ob er überhaupt gelebt hat, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Am wahrscheinlichsten war seine Lebenszeit im zweiten Jahrtausend vor Christus. Als Kind wundersam gerettet, wuchs er laut biblischem Bericht im Haus des Pharao auf, ehe er als junger Erwachsener nach einer Bluttat ins Exil fliehen musste. Er lebte lange Zeit als Hirte in Midian. Durch ein Berufungserlebnis vor einem brennenden Dornbusch bekam er von seinem Gott Jahwe den Auftrag, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien. Nach längerem Zögern ließ der Pharao die Israeliten ziehen, und Mose führte sein Volk nicht nur aus Ägypten heraus, sondern auch viele Jahre lang durch die Wüste. Am Berg Horeb empfing er von Jahwe die sogenannten zehn Gebote sowie weitere Vorschriften. Der Überlieferung nach starb Mose, kurz bevor das israelitische Volk in das verheißene Land gelangen konnte.

Obwohl Abraham laut biblischer Quelle der Urvater des Glaubens war, gilt Mose als der Begründer der mosaischen Religion, die heute allgemein Judentum genannt wird. Seinen Namen tragen auch die fünf Bücher Mose, welche nicht nur die wichtigsten Schriften der Juden darstellen, sondern auch für Christen einen zentralen Teil ihres biblischen Kanons bilden. Heute bekennen sich rund 10 bis 15 Millionen Gläubige zum Judentum.

Für den Großteil jüdischer und christlicher Gruppierungen ist die Historizität Mose unbestritten. Viele Theologen sehen aber in Mose lediglich eine Symbolfigur des jüdischen Volkes, die ihrer Meinung nach nie gelebt hat. Als Tatsache gilt jedenfalls, dass Mose eine immense Wirkungsgeschichte auf das Judentum hatte und wesentlich zur Einheit des jüdischen Volkes beitrug – egal ob er tatsächlich gelebt hat oder nicht.

Zeittafel: Mose und die Entwicklung des Judentums

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Wichtige jüdische Begriffe erklärt

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Quellen

Die wichtigste Quelle für die Rekonstruktion der Vita des Mose bilden die fünf Bücher Mose, auch Pentateuch genannt. Entgegen der namentlichen Andeutung wurden die fünf Bücher Mose nicht von ihm selbst verfasst. Theologen sind sich darin einig, dass die Verschriftlichung der Bücher erst viele Jahrhunderte nach Moses Tod erfolgte. Oft wird sogar von einer Zeitspanne von fast 1.000 Jahren zwischen seinem Leben und der Abfassung der Schriften gesprochen. Trotz dieser großen zeitlichen Differenz und trotz der Tatsache, dass Mose wahrscheinlich selbst nichts niedergeschrieben hat, bilden diese fünf Bücher praktisch die einzige brauchbare Zugangsweise zu seiner Person und zu seinem Leben.

Der Pentateuch ist der größte zusammenhängende Textbereich der Bibel. Beginnend bei der Erschaffung der Welt und des Menschen über die Erzelternerzählungen, den Erzählungen um Mose ab dem Buch Exodus über Gebote, Kultvorschriften bis hin zum Tod des Mose im Buch Deuteronomium bildet der Pentateuch trotz mehrerer in sich geschlossener Abschnitte ein durchlaufendes Werk.

In der Antike und im Mittelalter waren sich die Gelehrten darin einig, dass Mose den Pentateuch verfasst hat bzw. dass es sich bei diesen Schriften um „Gottes Wort“ handelte. Mosis Autorenschaft war unbestritten. Einzig Teile des letzten der fünf Bücher mit der Erzählung über Mosis Tod wurden seinem „Nachfolger“ Josua zugeschrieben. Seit der Aufklärung mehrten sich Zweifel an dieser Zuordnung und es gab eine Reihe von Erklärungsversuchen, wie diese Texte entstanden sein könnten. Bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts vermutete man mehrere Quellen bzw. Urkunden, die nebeneinander bzw. nacheinander entstanden waren und von Endredakteuren zu einem gemeinsamen Werk zusammengefügt wurden.

Die moderne Pentateuchforschung geht heute von mehreren Erzählzyklen aus, die im Laufe der Zeit mehrfache Bearbeitung fanden. „Für die schriftliche Fixierung der Kerntradition … wird heute einerseits das 7. Jh. angenommen, während andere Exegeten eher von der persischen Zeit, nach dem Exil, ausgehen“ (Schebesta, S. 26).

Neben dem Pentateuch und weiteren Erwähnungen des Mose in biblischen Schriften gibt es keine vergleichbaren weiteren Quellen über sein Leben: Philo von Alexandrien, ein Zeitgenosse Jesu, schrieb eine zweibändige Vita des Mose. Dieses Werk hatte jedoch neben zeitgenössischen Erzählungen hauptsächlich die biblischen Texte als Grundlage, weshalb hier kaum Neuigkeiten zu erfahren sind. Ähnlich zu datieren ist die apokryphe Schrift Himmelfahrt Mosis, die wie auch andere apokryphe Schriften für eine historische Untersuchung als Quelle unbrauchbar ist.

Interessanter, wenn auch zeitlich ebenso weit weg von der Lebenszeit des Mose und damit historisch kaum verwendbar, sind andere jüdische Schriftensammlungen: Die unter dem Terminus Midrasch zusammengefassten rabbinischen Sammlungen beinhalten neben ethischen und moralischen Inhalten Auslegungen biblischer Texte und damit auch zahlreiche Erwähnungen des Mose. Auch wenn die endgültige Ausformulierung dieser Schriften erst sehr spät erfolgte, dürfte einiges Traditionsgut sehr weit in die Geschichte zurückreichen.

Zu den jüdischen Quellen gehört auch der Talmud: Der Talmud ist ein aus vielen tausend Seiten bestehendes und in mehreren Traditionen überliefertes Werk. Im Kern besteht er aus der Mischna. Diese ist die verschriftlichte Form der einst mündlich offenbarten und lange Zeit auch mündlich tradierten Gesetzesvorschriften. Ihre Endredaktion wird in etwa auf das Jahr 200 n. Chr. datiert. Der zweite Teil des Talmuds ist die in zwei Versionen vorliegende Gemara, Erläuterungen und Ergänzungen zur Mischna. Obwohl im Talmud viel über Mose berichtet wird, ist die Historizität der Erzählungen über ihn ebenso zweifelhaft wie bei den anderen erwähnten Schriften.

Schließlich ist hier noch der Koran zu nennen. Als historische Quelle scheidet er zwar aus – die knapp zwei Jahrtausende zwischen dem Leben des Mose und der Abfassungszeit des Korans sprechen eindeutig dagegen. Auf das heutige Mosebild hat der Koran aber vor allem für die weltweit über eine Milliarde Muslime eine entscheidende Auswirkung.

Insgesamt bildet der Pentateuch zusammen mit den anderen genannten Schriften eine überaus umfangreiche Textquelle, wenn auch für eine Rekonstruktion der Vita des Mose fast ausschließlich die fünf Bücher Mose verwendet werden können. Die anderen Texte sind spätere Interpretationen, die vereinzelt Wurzeln sehr alter Traditionen beinhalten.

Was bedeutet dieser Befund für die Erforschung des Lebens des Mose? Die Bücher gelten als „Dokument einer Religion“ (Seebaß, S. 189), deren Erzählungen und Vorschriften für das Volk Jahwes eine immanent Identität stiftende Funktion einnehmen. Die Berichte über Mose wurden dieser Aufgabe untergeordnet. So dürften weder die Endredakteure noch die Überlieferer älterer Quellen ein wirkliches historisches Interesse an Mose gehabt haben, weswegen die historischen Angaben innerhalb der fünf Bücher Mose nur mit großer Vorsicht für die Rekonstruktion der Vita des Mose herangezogen werden können.

Was bleibt angesichts dieses Befundes übrig? Entweder man schließt dieses Kapitel mangels brauchbarer Quellen, oder man nähert sich der historischen Person mit den uns zur Verfügung stehenden biblischen Berichten. Im Folgenden wird Zweiteres unternommen. Es wird versucht, vorwiegend an Hand der biblischen Erzählungen ein zusammenhängendes Bild über Mose ungeachtet der Frage der beweisbaren Historizität zu zeichnen. In diesem Sinne schreibt auch Schreiner: „Bleibt letztlich für jedes Bemühen, ein Bild des biblischen Mose zu gewinnen, nur die Möglichkeit, von der Endgestalt des biblischen Textes auszugehen; denn ein anderes Mosebild als dasjenige, das uns die Tradition in der vorliegenden Endgestalt des Bibeltextes überliefert hat, ist ohnehin nicht zu gewinnen“ (Schreiner, S. 32).

Die Zeit und die Welt, in der Mose lebte

Vor der Beschreibung der Lebenswelt des Mose ist die Frage der Datierung seiner Lebenszeit zu klären: „Mose kommt als Inspirator und Organisator des … zwischen 1300 und 1200 denkbaren Exodusgeschehens unzweifelhaft in Frage“, meint der bekannte Theologe Erich Zenger (Zenger, Mose/Moselied …, S. 335). Der biblische Bericht erwähnt im Zusammenhang mit der Moseerzählung mehrfach den Ort Ramses (Ex 1,11; Ex 12,37 u. a.) und meint damit eine unter der Herrschaft von Pharao Ramses II. im östlichen Nildelta errichteten Stadt. Ramses II., um das Jahr 1300 geboren, war nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1279 der dritte Pharao der 19. Dynastie und starb im Jahre 1213. Wahrscheinlich führte Mose sein Volk während der ungewöhnlich langen Regierungszeit von Ramses II. aus Ägypten. In diesem Fall wäre die Lebenszeit des Mose tatsächlich in das 13. vorchristliche Jh. zu datieren.

Ramses II. wird auch der Große genannt, da er einerseits Kriege führte und gewann, andererseits mittels kluger Vertragspolitik eine sehr lange Friedenszeit mit den Nachbarländern sicherte, die auch die Grundlage für die wirtschaftliche Blüte seines Landes war. Viele eindrucksvolle Bauten entstanden in seiner Regierungszeit. Er soll rund hundert Söhne und Töchter gehabt haben und ihm wird von manchen Historikern ein ausschweifendes Leben nachgesagt, während er mit harter Hand über sein Volk geherrscht haben soll. Dieses Bild würde zu dem biblischen Bericht des Pharao passen, der die Israeliten nicht ziehen lassen wollte.

Die These, Ramses II. wäre jener Pharao gewesen, gegen den Mose in Opposition trat, wird von vielen Theologen und Historikern als gesichert angesehen, während andere diese These vehement ablehnen. Wie oben schon ausgeführt: Es gibt weder anerkannte Beweise dafür noch dagegen. Für die Frage der Lebenswelt des Mose wäre die genaue Zuordnung des Pharao interessant, für die Frage nach der Lebenswelt des von ihm später aus Ägypten herausgeführten Volkes ist die Zuordnung eher sekundär: Das Leben als Sklave bzw. als Sklavenvolk war im alten Ägypten mit Sicherheit zu keiner Zeit angenehm und dürfte sich von Pharao zu Pharao nicht wesentlich verändert haben. Wie war es aber dazu gekommen, dass die Vorfahren des Mose ägyptische Sklaven geworden waren? Im Buch Genesis wird von Josef berichtet, der in Ägypten Karriere gemacht hatte und unter dessen Lebenszeit die Israeliten nach Ägypten gekommen waren (Gen 37–50).

Neuere Forschungen belegen, dass hebräische Stämme immer wieder vor allem in Dürrezeiten Ägypten aufsuchten. Die Hebräer waren keine geschlossene Volksgruppe, sondern lebten als Nomaden- bzw. Halbnomaden im Gebiet zwischen Ägypten und dem heutigen Irak. Zu den Hebräern gehörten neben den Israeliten auch die Midianiter, die Aramäer, die Edomiter usw. Die Hebräer waren also keine Nation und auch kein eigenes Volk. Vielmehr war ‚Hebräer’ ein Terminus für nichtsesshafte Gruppen, die keiner privilegierten Schicht angehörten und mitunter anderen dienen mussten. Wenn jedoch in der Bibel von den Hebräern gesprochen wird, sind immer die Israeliten gemeint.

Vor 3000 Jahren zogen vor allem in den Trockenzeiten hebräische Gruppen in die fruchtbaren Gegenden, um dort mit ihren Herden zu leben. So kamen halbnomadische Stämme in das Nildelta oder in das Niltal, um Zuflucht vor der Dürre zu suchen. Auf diese Weise dürften auch Mosis Vorfahren nach Ägypten gekommen sein. Im Regelfall konnten diese Halbnomaden zu Beginn der Regenzeit Ägypten problemlos wieder verlassen. Berichten zufolge wurden solche Gruppen aber manchmal auch zu Arbeitsdiensten herangezogen. So wurde ein nicht geringer Teil der zahlreichen monumentalen ägyptischen Bauten von zur Zwangsarbeit verpflichteten Nomaden errichtet. Auch die Vorfahren Mosis wurden zu diesen Arbeiten gezwungen, wie die Bibel bezeugt:

Eines Tages ging er [sc. Mose] zu seinen Brüdern hinaus und schaute ihnen bei der Fronarbeit zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder.

Ex 2,11

Kombiniert man diese Bibelstelle mit der Aussage in Ex 1,11, wonach die Vorfahren des Mose die Stadt Ramses zu bauen hatten, so erhält man wiederum das 13. Jahrhundert als mögliche Lebenszeit des Mose.

Da setzte man Fronvögte über sie ein, um sie durch schwere Arbeit unter Druck zu setzen. Sie mussten für den Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratslager bauen.

Ex 1,11

Aus den biblischen Berichten erwächst der Eindruck, die hebräische Gruppe der Israeliten wäre von den Ägyptern nicht nur kurzzeitig für Fronarbeiten herangezogen worden. Vielmehr hätten die Ägypter das ganze Volk versklavt und in weiterer Folge durch die Tötung der männlichen Neugeborenen auszurotten versucht.

Je mehr man sie aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrten sie sich und breiteten sie sich aus, sodass die Ägypter vor ihnen das Grauen packte. Daher gingen sie hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven. Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit gezwungen.

Ex 1,12–14

Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die versklavten Israeliten bereits den Gott Jahwe verehrten. In der Bibel gibt es zahlreiche Anmerkungen darüber, dass alle Völker grundsätzlich ihre eigenen Gottheiten anbeteten:

Ich bin der Herr, euer Gott. Fürchtet nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt.

Ri 6,10

Möglicherweise lernte Mose erst bei den Midianitern, zu denen er nach der Ermordung des ägyptischen Aufsehers floh (siehe unten), die Jahwe-Verehrung kennen. Vor allem der Bericht von der Götzenanbetung der Israeliten lässt den Schluss zu, die Israeliten hätten vor Mose keinen Eingottglauben gehabt, sondern pflegten ebenso wie andere Völker uralte vormosaische Kulte wie Toten- und Ahnenkulte, Tierkulte, Steinkulte, Baum-, Quell- und Astralkulte usw. (Mensching, S. 19).

Der ägyptische Pharao war ein Monarch von menschlicher und göttlicher Natur. Obwohl eine sterbliche Person, erfüllte er laut Glauben seines Volkes den Willen der Götter und hatte ebenso die Aufgabe, für die Erfüllung ihres Willens auf Erden zu sorgen. Neben der göttlichen Verehrung des Pharao existierte für die Ägypter auch eine vielfältige Götterwelt. Re, Isis, Osiris, Ptah u. a. wurden im ganzen Land verehrt, andere wiederum nur lokal. In Ägypten gab es eine „polytheistische Nationalreligion, die es erlaubte, dass andere Götter von anderen Völkern auch in Ägypten verehrt wurden“ (Brunner, Sp. 254). Neben den offiziellen Kulten gab es noch das persönliche Gebetsleben. Dokumente bezeugen sowohl Gebetserhörungen als auch die Vorstellung von göttlichen Strafen in Folge von persönlichen Sünden.

Im Zentrum des Glaubens der alten Ägypter stand der Totenglaube, der in sich nicht einheitlich war. Gleichzeitig bestand die Vorstellung vom Fortleben im Grab (Grabbeigaben), die Gerichtserwartung, jenseitige Trennung der Guten von den Bösen (selige Gefilde versus Hölle) usw. (Brunner, Sp. 256).

Im 13. Jh. v. Chr. gab es in Ägypten also weder homogene Religionsvorstellungen noch eine einheitliche gesellschaftliche Struktur. So lebte gerade das Findelkind Mose in der Spannung, sowohl zum Hause des mächtigen Pharao als auch zum israelitischen Sklavenvolk zu gehören. Die unterschiedlichen religiösen Vorstellungen trugen sicher zur Verstärkung dieser Spannung bei.

Das Leben des Mose

Der Name

Mose ist ein ägyptischer Name, der sowohl als ein Teil von Götternamen als auch als Kurzname bezeugt ist. Als Bestandteil von Königs- oder von Götternamen ist Mose von ms bzw. msj abgeleitet, was soviel wie „erzeugen“ bzw. „gebären“ heißt. Bekannte Pharaonen, die in ihrem Namen diesen Wortteil hatten, waren Thut-mose oder Ra-mses. „Mose“ bzw. „ms“ konnte als Namensbestandteil sowohl aktiv als auch passiv verwendet werden: „der Gott NN hat ihn geboren“ bzw. „der Gott NN ist geboren“ (Zenger, Mose/Moselied…, S. 332). Der biblische Bericht leitet den Namen jedoch vom hebräischen Verb ab. Im Buch Exodus bedeutet der Name Mose aus dem Wasser ziehen:

Die Tochter des Pharao nannte den Knaben Mose und sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

Ex 2,10

Wahrscheinlich bekam Mose seinen Namen von seinen nichtägyptischen Eltern oder bereits als Kleinkind von seinen ägyptischen Stiefeltern. In letzterem Fall wäre dies ein Hinweis auf die Aufnahme als Sohn (und nicht als Sklave) in die neue Familie. Mose hätte den Namen in späteren Jahren auch selbst wählen oder ihn erst später von den Ägyptern erhalten haben können. Auffallend ist in jedem Fall, dass der für die Israeliten so bedeutende Mann keinen israelitischen Namen hatte.

Die deutsche Transkription des hebräisch überlieferten Namens lautete lange Zeit Moses. Im „Ökumenischen Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien“ ist die deutsche Schreibweise jedoch einheitlich mit Mose festgelegt.

Geburt

Das Buch Exodus berichtet, dass der Pharao aus Angst vor einer zu starken Nachkommenschaft der Israeliten alle neugeborenen Knaben dieses Volkes töten ließ:

Zu den hebräischen Hebammen – die eine hieß Schifra, die andere Pua – sagte der König von Ägypten: Wenn ihr den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, dann achtet auf das Geschlecht! Ist es ein Knabe, so lasst ihn sterben! Ist es ein Mädchen, dann kann es am Leben bleiben. Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern ließen die Kinder am Leben. Da rief der König von Ägypten die Hebammen zu sich und sagte zu ihnen: Warum tut ihr das und lasst die Kinder am Leben? Die Hebammen antworteten dem Pharao: Bei den hebräischen Frauen ist es nicht wie bei den Ägypterinnen, sondern wie bei den Tieren: Wenn die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie schon geboren. Gott verhalf den Hebammen zu Glück; das Volk aber vermehrte sich weiter und wurde sehr stark. Weil die Hebammen Gott fürchteten, schenkte er ihnen Kindersegen. Daher gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil! Die Mädchen dürft ihr alle am Leben lassen.

Ex 1,15–22

Die Historizität dieser Erzählung ist nicht erwiesen. Vielmehr geht man heute davon aus, dass es sich um eine Übernahme eines in der Literatur oft bezeugten Helden- und Sagenmotivs handelt. Im Kontext des Buches Exodus ist der Bericht vom Kindesmord nämlich der notwendige Vorspann zur eigentlichen Geburtserzählung, die in der wunderbaren Errettung des Mose gipfelt. So betitelt beispielsweise Lehmann in seiner Mosebiografie das Geburtskapitel mit Das Märchen vom Schilfkörbchen (Lehmann, S. 25).

In der Tat liegen zahlreiche Berichte von historischen Personen wie auch von Legenden- und Märchengestalten vor, in welchen das Leben des Helden schon vor der Geburt oder im Säuglingsalter bedroht ist, er dann aber doch eine wundersame Rettung erfährt. Exemplarisch sei hier der von Herodes befohlene Kindermord in Betlehem (Mt 2,16–18) genannt, von dem Jesus von Nazaret verschont blieb.

Der zweite Teil der in der Bibel überlieferten Kindheitsgeschichte des Mose beginnt damit, dass Jochebed, die Mutter des Mose, schwanger wurde und einen Sohn gebar.

Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenkästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus. Seine Schwester blieb in der Nähe stehen, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde.

Die Tochter des Pharao kam herab, um im Nil zu baden. Ihre Dienerinnen gingen unterdessen am Nilufer auf und ab. Auf einmal sah sie im Schilf das Kästchen und ließ es durch ihre Magd holen. Als sie es öffnete und hineinsah, lag ein weinendes Kind darin. Sie bekam Mitleid mit ihm, und sie sagte: Das ist ein Hebräerkind. Da sagte seine Schwester zur Tochter des Pharao: Soll ich zu den Hebräerinnen gehen und dir eine Amme rufen, damit sie dir das Kind stillt? Die Tochter des Pharao antwortete ihr: Ja, geh! Das Mädchen ging und rief die Mutter des Knaben herbei. Die Tochter des Pharao sagte zu ihr: Nimm das Kind mit und still es mir! Ich werde dich dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. Als der Knabe größer geworden war, brachte sie ihn der Tochter des Pharao. Diese nahm ihn als Sohn an, nannte ihn Mose und sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

Ex 2,2–10

Bereits Romulus und Remus wurden der Legende nach in einer Zinkwanne bzw. laut einer anderen Überlieferung in einem Korb auf einem Fluss (Tiber) ausgesetzt, ehe sie gerettet wurden. Auch Sargon von Akkad, ein bedeutender Herrscher, der um 2300 v. Chr. lebte, soll in einem Schilfkörbchen auf einem Fluss (Euphrat) ausgesetzt und gerettet worden sein:

Sargon, der mächtige König von Akkad bin ich, meine Mutter war eine Vestalin, meinen Vater kannte ich nicht … im Verborgenen gebar sie mich. Sie legte mich in ein Gefäß von Schilfrohr, verschloss mit Erdpech meine Türe und ließ mich nieder in den Strom, welcher mich nicht ertränkte. Der Strom führte mich zu Akki, dem Wasserschöpfer. Akki, der Wasserschöpfer, als seinen eigenen Sohn zog er mich auf …

Lehmann, S. 26.

Des Weiteren findet sich das Motiv des Ausgesetzt-Werdens – wenn auch nicht immer mit einem Fluss verbunden – bei Gilgamesch, bei Ödipus, beim Perserkönig Kyros usw.

Was ist nun der wahre Kern der Erzählung von der Errettung des Mose? Vergleicht man die biblische Errettungsgeschichte mit ähnlichen außerbiblischen Schilderungen, so fällt eine Gemeinsamkeit auf: In der Regel handelte es sich um bedeutende Personen, von denen nur ihr Lebenswerk überliefert ist, über deren Herkunft oder Kindheit aber wenige bis keine Angaben tradiert wurden. Um die Biografie dieser Personen zu vervollständigen bzw. um deren Werke schon durch deren Herkunft oder Erwählung zu legitimieren, sind in späteren Jahren diese legendenhaften Kindheitsgeschichten entstanden.

Es ist nicht anzunehmen, dass Mose als Kind wirklich auf dem Nil ausgesetzt worden war. Tatsache scheint jedoch zu sein, dass der Mann, der die Israeliten aus Ägypten herausführte, im Hause des Pharao oder zumindest in einem vornehmen, ägyptischen Haus aufwuchs. Ob er, wie der biblische Bericht aussagt, hebräische Wurzeln hatte, ist nicht gesichert.

Kindheit und Berufung

Die Familie des Mose findet im Pentateuch mehrfache Erwähnung. Amran aus dem Stamm Levi war sein Vater, welcher seine Tante Jochebed ehelichte (Ex 6,20). Diese war eine Tochter Levis und wurde in Ägypten geboren (Num 26,59). Mose hatte zwei Geschwister: Den um drei Jahre älteren Aaron (Ex 7,7) sowie eine ebenfalls mehrere Jahre ältere Schwester namens Mirjam (Ex 2,4; Ex 15,20 u. a.).

Über seine Kindheit berichtet die Bibel – abgesehen von der Errettungsgeschichte – nichts. Über die Zeit als junger Erwachsener ist nachfolgendes Ereignis überliefert:

Mose sah, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder. Mose sah sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass sonst niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand.

Ex 2,11 f.

Auf diese Bluttat stand die Todesstrafe, weswegen Mose zur Flucht gezwungen war. Auch zu dieser Geschichte finden sich auffallende Parallelen in der antiken Literatur: Die bekannteste dieser Erzählungen ist lange vor Mose Lebenszeit zu datieren und handelt vom ägyptischen Hofbeamten Sinuhe. Dieser floh nach einem Attentat auf den ägyptischen König Amenemhet I. (20. Jh. v. Chr.) nach Palästina, da man ihn für den Tod des Königs verantwortlich gemacht hatte und ihn deshalb auch anklagen wollte. In Palästina lebte er viele Jahre, gründete eine Familie, war aber voller Sehnsucht nach seiner Heimat. Viele Jahre später, nachdem seine Unschuld erwiesen war, kehrte er schließlich wieder nach Ägypten an den Hof zurück.

Ebenso wie Sinuhe floh auch Mose Richtung Osten. Die Bibel berichtet von einem langen Aufenthalt in Midian am Ostufer des Golfes von Eilat, also im heutigen Grenzgebiet zwischen Jordanien und Saudi-Arabien bzw. im Nordwesten Saudi-Arabiens. Möglicherweise führte Mose seine Flucht auch in das Gebiet des heutigen Sinai, denn in Ex 3,1 wird berichtet, wie ihm Gott beim Berg Horeb (Ex 3,1) erschien.

In Midian heiratete Mose Zippora (Ex 2,21), eine der sieben Töchter des Priesters von Midian. Mosis Schwiegervater ist in den biblischen Berichten mit mehreren Namen überliefert: Jitro (Ex 3,1), Reguel (Ex 2,18) und Hobab (Ri 4,11). Zippora gebar Mose zwei Söhne: Gerschom und Eliëser (Ex 18,3 f.).

Num 12,1 erzählt, wie Mirjam und Aaron mit Mose über dessen kuschitische Frau