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Wilfried A. Hary

STAR GATE 059-060: K.I. – Künstliche Intelligenz

…und „Tor der Welten“


Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original – 059-060:

  

STAR GATE – das Original - 059

  

K.I. Künstliche Intelligenz

Wilfried A. Hary: „Es fühlt den Schmerz – ohne lebendig zu sein!“

 

STAR GATE – das Original - 060

  

Tor der Welten

Wilfried A. Hary: „Die letzte Chance, die Galaxis zu retten

 

Impressum:


Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2018 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius, Logo: Gerhard Börnsen, Titelbild: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert


STAR GATE – das Original - 59

  

K.I. Künstliche Intelligenz

Wilfried A. Hary: „Es fühlt den Schmerz – ohne lebendig zu sein!“


Einführung:

Am 15. September 2063, um 4:37 Uhr, wollte ein Team mittels Star Gate von Phönix zur Erde zurückspringen. Genau im Moment seiner Materialisation im Erd-Star-Gate bei Mechanics Inc. wurde dieses von Saboteuren des Konkurrenten Flibo gesprengt. Das erzeugte eine schreckliche Katastrophe – nämlich die Transmitter-Katastrophe (siehe Band 11). Vierundzwanzig Menschen sind von der Katastrophe betroffen. Sie sind seitdem spurlos verschwunden. Was ist aus ihnen geworden?

Mit betroffen: Das Randall-Team. Nach einigen Abenteuern befinden sie sich in der fernen Prupper-Galaxie. In der Todeszone am Rand dieser Galaxis (siehe Bände 43 bis 45) treffen sie auf ein Mysterium der besonderen Art – und auf eine Art Ex-Computer, der sich erinnert und sie dabei über einige Details des Mysteriums aufklärt, mit dem sie beinahe tödlich konfrontiert worden wären...


DIE HAUPTPERSONEN:

Ken Randall – Er erfährt gemeinsam mit seinem Team die ungeheuerliche Wahrheit über die Todeszone der Prupper-Galaxis: Hier öffnete sich einst das Tor zu einem anderen Universum.

Neb und Dilk Reniets — Zwei Brüder mit bösen Plänen, so knapp vor ihrem größten Erfolg: Herren über die Galaxis zu werden!

Ulo Naitsirch, Drol Serklaf, Fess Nesral und Captain Keerc — Die Besatzung im Dienst der Raumpatrouille hat zweimal versagt, als sie eingreifen wollte – und will ein drittes Versagen unter allen Umständen verhindern. Wird es ihr gelingen?

Rotnem — Ein Kyborg und als ihr Gefährte ebenfalls mit an Bord. Im zweiten Alleingang versucht er, auf NAI-ROG etwas auszurichten, doch diesmal sind die Vorzeichen völlig andere als beim letzten Mal...

Romf Nerlat – Der einzige Fremdenführer von NAI-ROG. Er wurde als Erster mit den Reniets-Brüdern und dem Weltentor konfrontiert – und wird schon länger für tot gehalten. Doch er ist quicklebendig...


1


Mein Bericht, der alle bisherigen Geschehnisse noch einmal in geraffter Form wiedergab, war für die Besatzung doch anstrengend, kaum dass sie sich von allen vorangegangenen Strapazen erholt hatte – anstrengend vor allem aus einem einzigen Grund: Sie begannen jetzt, sich erneut an alles zu erinnern!

Ich musste sie schon wieder mit entsprechenden Medikamenten behandeln. Sonst wären sie unter den Nachwirkungen zusammengebrochen. Es war zwingend nötig, ohne Rücksicht auf etwaige Nebenwirkungen der eigentlich viel zu vielen Medikamentengaben.

Immerhin war es nun schon das zweite Mal, dass sie eine Beeinflussung überwanden, die für andere quasi unüberwindbar war. Abgesehen vielleicht von Ausnahmen, von denen ich zu dieser Zeit noch nichts wusste.

Stück für Stück, angeregt durch mich, gelang es ihnen, alles aus ihrem Unterbewusstsein hervorzuholen, was darin vergraben war, weil Neb Reniets es dorthin verbannt hatte.

Anschließend fielen sie in einen langen, bleiernen Schlaf, der zu ihrer Genesung führen würde.

Auch Rotnem, der Kyborg, musste schlafen. Obwohl er einen Robotkörper hatte: Sein lebendes Gehirn benötigte Ruhe genauso wie die Gehirne der anderen.

Ich musste mich unterdessen in Geduld üben, viele Lichtjahre vom System der Roten Sonne entfernt, um die NAI-ROG seine ewige Bahn zog.

Ich war natürlich nicht dorthin geflogen, wohin mich Neb Reniets hatte schicken wollen, und vor allem tat ich nichts von dem, was er mir hatte aufzwingen wollen zu tun.

Nach wie vor wäre es meines Erachtens nach falsch gewesen, das Oberste Flottenkommando oder gar den Vorsitzenden des Zentralrates von den Vorkommnissen in Kenntnis zu setzen. Weder im Sinne von Neb Reniets, noch entgegen seinem Sinne, denn alles, was geschehen war, erschien so fantastisch, dass logischerweise und zwingend die Gefahr bestand, auf Unglauben zu stoßen.

Da war die falsche Version von Neb Reniets wesentlich glaubwürdiger. Ganz klar, denn er hatte ja alles dafür getan, dass es so erschien, wie er behauptet hatte – und die Angst vor dem Großen Feind, die nun schon seit fünftausend Jahren hier grassierte und die Prupper-Galaxis völlig in ihrem Bann hielt, trug ihr Übriges dazu bei, dass man es nur allzu gern glaubte...

Als schließlich alle Besatzungsmitglieder nach etlichen Stunden wieder einigermaßen bei Kräften waren, versammelten sie sich in der Zentrale.

»Ich erinnere mich nun wieder deutlich«, behauptete Ulo Naitsirch. »Als ich nach dem verlorenen Raumkampf aus der Bewusstlosigkeit erwachte, befand ich mich gemeinsam mit euch hier, in der Zentrale. Dieser Neb Reniets war bei uns, mit einem Ding auf dem Kopf, das dem Gedankenhelm von euch PSI-Funkoffizieren, Fess, verblüffend ähnelte. Seine Beeinflussung begann, nachdem er uns prahlerisch vorgemacht hatte, was er mit uns beabsichtigte: Dass wir im Sinne seiner Pläne die neue Gefahr durch den Alten Feind ausrufen sollten. Die Folgen dessen kann man sich unschwer vorstellen.«

Fess Nesral nickte. »Das Oberste Flottenkommando würde mobilmachen, um in den Krieg gegen NAI-ROG zu ziehen. Neb Reniets hat uns diesen Auftrag nicht deshalb gegeben, um Selbstmord zu begehen, sondern weil er sich in der Zwischenzeit darauf vorbereiten wollte. Der prupperischen Angriffsflotte würde er einen würdigen Empfang bereiten. Davon können wir ausgehen. Wie seine Pläne jedoch im Einzelnen aussehen, darüber können wir leider nur spekulieren.« Sie blickte in die Runde.

Rotnem hielt sich im Hintergrund. Es sah so aus, als litte er unter einem schlechten Gewissen. Alle wandten sich ihm zu.

»Wir können uns an nichts weiter erinnern – nur noch an das Erwachen hier an Bord und an die Ansprache von Neb Reniets. Rotnem, was geht auf NAI-ROG vor, aus deiner Sicht?«, fragte Ulo Naitsirch. »Was weißt du?«

Rotnem zögerte. Dann: »Die Gebrüder Reniets kümmerten sich persönlich um mich. Sie waren sehr neugierig. Neb Reniets, der Ältere, sagte etwas von Zeitdruck, unter dem sie stünden. Er hätte sich gern näher mit mir beschäftigt, wie er versicherte. Ich erfuhr von ihm trotzdem so ziemlich alles, wie ich vermute – auch und vor allem, wie es überhaupt dazu gekommen ist.«

Rotnem teilte es uns detailliert mit: Nachdem die Reniets alle Macht an sich gerissen hatten und die Bewohner von NAI-ROG vollkommen in ihrer Gewalt waren, herrschten sie souverän als Diktatoren.

Es gab zwar Prupper, die sich zunächst gegen den Hypnoprojektor als resistent erwiesen hatten, wie beispielsweise der Präsident Ming-Bir, aber das waren nicht sehr viele. Der Planet war zwar groß, aber lebensfeindlich. Der besiedelte Bereich blieb überschaubar.

Man hatte die Resistenten gefangen genommen – und sie wurden schließlich einer speziellen Einzelbehandlung unterzogen, wie letztlich auch die Besatzung. Sie konnten anschließend in die Reihen der anderen eingegliedert werden. Wie perfekt dies sogar bei Ming-Bir gelungen war, hatten sie eindrucksvoll bei ihrer Begegnung mit ihm auf der Zentralwelt erleben dürfen.

Den Besatzungsmitgliedern der PERIS-SE-IDAM rieselte ein Schauer nach dem anderen über den Rücken, als Rotnem seinen Bericht abgab.

Noch eine gewisse Zeit musste anscheinend vergehen, bis die Reniets mit den Vorbereitungen fertig waren. Was auch immer sie unter diesen Vorbereitungen verstanden, darüber hatte es keinerlei Auskünfte gegeben. Bedauerlich, wie die Crew fand – und nicht nur die Crew: Ich natürlich auch. Diese Zeit brauchten die Gebrüder jedenfalls dringend. Deshalb hatte man die Besatzung der PERIS auch erneut verschont und nicht getötet, sondern nur umfunktioniert. Damit wollten die Gebrüder einen zusätzlichen Aufschub erreichen.

Das Konzept würde aufgehen – besser gesagt, es wäre aufgegangen, hätte ich es nicht geschafft, die Besatzung zu ihrer echten Erinnerung zurückzuführen. Die Prupper-Galaxis würde ansonsten jetzt bereits mobilmachen, was natürlich nicht von heute auf morgen geschehen konnte. Doch man würde es sorgfältig planen und durchführen, zumal man sich ja in der trügerischen vorläufigen Sicherheit wiegte, die sogenannten Energiephänomene genauestens überwachen zu können mittels der galaktischen Verteidigungsfront. Jegliche Veränderung, jegliche Vergrößerung der Gefahr würden sie sofort erkennen.

Ja, so hätten sie es zumindest geglaubt. Und wenn ihre Flotte erstarkt gewesen wäre, hätte man NAI-ROG zurückerobert. Man hätte es jedenfalls versucht, doch dann wäre es endgültig zu spät gewesen!

Soweit die Theorie, wie Neb Reniets sie wohl gern gehabt hätte.

Die gegenwärtige Situation war erfreulicherweise jedoch eine völlig andere!

Wie es letztlich hatte ausgehen sollen, darüber konnte die Crew nur spekulieren. Die Gebrüder Reniets: Mit den Fremdraumern aus dem Paralleluniversum – und nicht etwa aus der Dhuuls-Galaxis, wie die Besatzung vorher angenommen hatte! – würden sie gegen die Galaxis in den Krieg ziehen wollen?

Ja, leider: Wie das im Einzelnen hatte ablaufen sollen, wurde ihm nicht erklärt. Sie vermuteten jetzt weiterhin: Ein relativ unblutiger Krieg, denn sie würden wohl die neue Hypnowaffe einsetzen, um alle Planeten zu erobern. Sie waren ja sogar in der Lage, hochgezüchtete Biogehirne in ihrer normalen Funktionsweise zu stören und in ihrem Sinne umzuprogrammieren, wie mein Beispiel zeigte. Auch wenn es mir relativ leicht gelungen war, Neb Reniets dabei auszutricksen: Er würde sicherlich aus diesem einen Fehler lernen.

Rotnem schloss: »Ich erwies mich als resistent. Deshalb konnte ich ungehindert landen, obwohl sich der Hypnostrahler teilweise in Betrieb befand, weil Neb Reniets immer wieder seine Hypnosklaven kontrolliert – sicherheitshalber und vielleicht auch, weil es ihm Spaß macht, in den Köpfen anderer Leute herumzuspuken und sich dabei vorzukommen wie ein allmächtiger Gott. Übrigens gelang es ihnen auch mit einer Abart davon, draußen im All, vor unserer Niederlage, Fess Nesral zu stören, als sie auf PSI-Basis mit der Zentrale in Verbindung treten wollte. Und diese fremdartigen Raumschiffe können offensichtlich Kraftfelder erzeugen, die bis auf eine gewisse Distanz das Funktionieren von Star Gates verhindern. Reniets hat das zufällig entdeckt. Es mag daran liegen, dass es im Paralleluniversum keine funktionierenden Star Gates geben kann. Wenn man so will: Mit diesen Kraftfeldern kann man im begrenzten Umfang die Naturgesetze im Sinne eben dieses Paralleluniversums verbiegen.

Tja, und dann war ich an der Reihe, eine Spezialbehandlung mittels Hypnoprojektor zu erfahren. Das Ergebnis kennt ihr.«

Fess Nesral stand auf und ging zu ihrem Platz. »Ich werde sofort das Versäumte nachholen und die Zentrale in Kenntnis setzen!«

Ulo Naitsirch warnte: »Sie sollen bloß nicht auf die Idee kommen und den Kontakt mit NAI-ROG suchen! Die müssen sich in Sicherheit wiegen.«

Ich bezweifelte, ob der Bericht von Nutzen war. Nach wie vor neigte ich zu der Auffassung, dass man falsch reagieren würde, weil alles viel zu fantastisch klang.

Außerdem: Die zu Hilfe eilenden Schiffe der Raumpatrouille würden entsprechend empfangen werden. Inzwischen – immerhin nach etlichen Stunden, die wir schon hier draußen verharrten! – waren die Vorbereitungen der Reniets-Brüder viel weiter gediehen als bei unserer zweiten Ankunft. Die Kriegsschiffe hatten keine wirkliche Chance, nach meiner Einschätzung. Vor allem weil eben schon wieder viel zu viel Zeit vergangen war, bis die Besatzung der PERIS endlich wieder einsatzfähig wurde.

Doch Ulo Naitsirch schien das jetzt selbst zu erkennen.

»Moment noch!«, bat er. Er überlegte kurz. »Sage denen nicht die ganze Wahrheit. Sage nur, dass wir auf NAI-ROG waren. Die Gefahr dort ist sogar schlimmer als vermutet. Inzwischen ist die Bevölkerung nicht mehr Herr ihres freien Willens. Doch nicht der Alte Feind aus der Dhuuls-Galaxis ...« Er unterbrach sich selbst und korrigierte sogleich wieder: »Nein, das nicht einmal erwähnen! Sage einfach, ein noch unbekannter Gegner. Wir könnten nur spekulieren. Aber es gibt auf jeden Fall eine feindliche Flotte, die unbemerkt in unsere Galaxis gelangte.«

Das musste vorerst genügen – auch meiner Meinung nach.

Ich hatte jetzt keine Möglichkeit mehr, selbständig einzugreifen, sondern musste wieder den Sicherheitsprogrammen gehorchen, denen ich zwingend untergeordnet war. Die vorübergehende Selbständigkeit hatte nur dazu gereicht, die Besatzung wieder auf den rechten Weg zu bringen. Inzwischen bestand keine unmittelbare Gefahr durch ihre Beeinflussung mehr, weshalb ich gewissermaßen in den alten Zustand hatte zurückfallen müssen.

Und sie hatten zurzeit wahrlich anderes zu tun als sich um mich zu kümmern oder gar um meine für sie sehr ungewöhnliche Erwähnung meines eigenen Ichs!

Nachdem Fess Nesral fertig war mit ihrer Übermittlung per inzwischen wieder funktionierendem Daten-Gate, unterstützt von mir, war ihr Gesicht blass.

»In der Zentrale des Obersten Flottenkommandos zeigt man sich bestürzt über die Ereignisse. Sofort gingen mehrere Sprüche hinaus. Sämtliche Einheiten sind alarmiert. Sie fliegen NAI-ROG an, sobald sie sich entsprechend formiert haben. Ich befürchte allerdings, dass sie zu spät kommen werden. Die Reniets wollten durch uns Zeit gewinnen. Das ist ihnen gelungen, obwohl wir uns inzwischen wieder an alles erinnern können.«

»Was weiter?«, drängte Ulo Naitsirch.

»Man – man hat uns wieder die Initiative überlassen«, erklärte Fess Nesral brüchig. »Wir sind nach wie vor die nächsten Erreichbaren. Ein Wettlauf mit der Zeit. Falls es nicht ohnedies längst zu spät ist. Wir – wir müssen es selbst und allein schaffen, als letzte Möglichkeit. Oder seht ihr das anders?«

Das war auch ein Grund für mich zur Resignation. Die PERIS-SE-IDAM hatte zweimal versagt. Beim dritten Mal würde sie es noch ungleich schwerer haben, obwohl wir jetzt über Erkenntnisse verfügten, von denen wir vorher nicht einmal etwas geahnt hatten.

Die Chance auf Erfolg war praktisch Null, realistisch betrachtet. Weniger noch, falls dies möglich gewesen wäre.

Trotz dieser pessimistischen Prognose ließ Ulo Naitsirch Kurs auf NAI-ROG nehmen.