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Wilfried A. Hary

STAR GATE 049-050: Welten im Krieg

…und „Feindliche Übernahme“


Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor Wilfried A. Hary siehe WIKIPEDIA: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original – 049-050

STAR GATE 49:

Welten im Krieg

Wilfried A. Hary: „...denn nichts ist so unsicher wie ein unsicherer Frieden!“

 

 

STAR GATE 50:

Feindliche Übernahme

Wilfried A. Hary: „Ein Planet wird zum Opfer – und der Krieg geht weiter!“

 

 

Impressum

 

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2018 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

 

STAR GATE – das Original - 049

  

Welten im Krieg

Wilfried A. Hary: „...denn nichts ist so unsicher wie ein unsicherer Frieden!“

 

Das Randall-Team befindet sich nach einigen Abenteuern in der fernen Prupper-Galaxis. In der Todeszone am Rand dieser Galaxis treffen sie auf ein Mysterium der besonderen Art – und auf einen Computer, der sich erinnert: Irgendwann in der Vergangenheit hatte sich in diesem Sonnensystem, auf dem dritten Planeten namens NAI-ROG, das Tor zu einem parallelen Universum geöffnet. Drei rücksichtslose Glücksritter nutzen dies für ihre dunklen Zwecke, denn hier sind die physikalischen Grundgesetze verändert!

Es gelingt einem von ihnen, Neb Reniets, die Militärbasis auf dem Wüstenplaneten, auf den sie geraten sind, im Handstreich zu übernehmen, dank Gedankenkontrolle. Doch dann tauchen die Todfeinde der Gro-paner auf, zu denen die Militärbasis gehört. Parallel dazu kämpft der NAI-ROGer Romf Nerlat, der sie zum Weltentor gebracht hatte, auf seiner Heimatwelt um das nackte Überleben...

 

 

DIE HAUPTPERSONEN

Ken Randall erfährt gemeinsam mit seinem Team die ungeheuerliche Wahrheit über die Todeszone der Prupper-Galaxis.

Neb und Dilk Reniets — Zwei Brüder mit bösen Plänen finden den Zugang zu einem parallelen Universum. Neb ist der wesentlich Ältere der beiden. Ein bärtiger Prupper mit barscher Stimme, aber mit genialem technischem Verstand.

Thak Remlof – Ihr Partner, zuständig »für das Grobe«, obwohl er wirkt wie die Karikatur eines schmierigen Frauenaufreißers.

NAI-ROG – Die Dschungelwelt unter der roten Sonne.

Romf Nerlat — Ein NAI-ROGer, der als der unangefochtene Experte des Planeten gilt und umfassend um die besondere Gefährlichkeit des hiesigen Dschungels Bescheid weiß.

Das Mysterium – Ein Ex-Computer erinnert sich!

 

 

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2012 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert

 

1


Der Zufall hat dem Dreiergespann die ultimative Waffe in die Hände gespielt, dachte Romf Nerlat grimmig, und sie werden diese Waffe auch einsetzen. Dabei wird es nicht einmal Blutvergießen geben. Vielleicht ist gerade das so teuflisch?

Abrupt blieb er stehen. Beinahe wäre ihm das breitschwänzige Raubtier entgangen. Sein Fell schillerte wie ein Blumenmeer. Romf wagte sich nicht zu bewegen. Er wusste den Blick zu deuten, den ihm das Tier zuwarf. Eine Gänsehaut entstand auf seinem Rücken.

Noch wartete die Bestie ab. Sie hatte entfernte Ähnlichkeit mit einer Raubkatze, übertraf diese jedoch an Gefährlichkeit.

Wann würde die Mordlust größer werden als die Überraschung, ausgerechnet hier auf einen Prupper zu treffen?

Ein heiseres Knurren. Die Katze duckte sich zum Sprung.

Romf Nerlat riss den kleinen Strahler hoch, den seine drei Fahrgäste beim Durchsuchen des Gleiters nicht gefunden hatten. Wie von einer Sehne geschnellt flog das Tier auf ihn zu, die grauenhaften Fänge weit aufgerissen, die beiden Vorderbeine mit den zentimeterlangen Mordwerkzeugen zum tödlichen Schlag erhoben.

Innerhalb einer Nanosekunde formte sich das fluoreszierende Abstrahlfeld an der Mündung der Waffe, fing die austretende Energie und bündelte sie zu einem scharfen, vernichtenden Strahl.

Das Raubtier schien mitten im Sprung gegen ein hartes Hindernis zu prallen. Ein blendender Blitz, als verschiedene atomare Bestandteile seines Körpers in eine Kettenreaktion übergingen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte es sich in eine Gaswolke, die träge in die Richtung weiterzog, in die das Tier gesprungen war.

Der NAI-ROGische Fremdenführer hatte Glück, dass Dilk Reniets, der zur selben Zeit gerade das Bordgeschütz wieder in den Gleiter einbaute, nichts davon mitbekam, obwohl sich Nerlat noch gar nicht so weit von der verbrannten Lichtung entfernt hatte. Der Entdeckung von oben war Nerlat entgangen, indem er sich einfach dicht an den Boden gepresst hatte. Dadurch befand sich genügend Biomasse über ihm, um das nicht allzu leistungsfähige Ortungssystem auszutricksen. Schließlich kannte keiner die mangelhafte Leistungsfähigkeit dieses Systems besser als Nerlat, dem ja der Gleiter ursprünglich gehört hatte.

Nerlat, der darüber hinaus die NAI-ROGische Natur kannte wie kein anderer auf diesem Planeten und deshalb umso besser um ihre Tödlichkeit wusste, ließ sich jetzt einfach fallen. Sein Atem ging keuchend. Die Strapazen der Flucht und vor allem die psychische Belastung waren beinahe zu viel für ihn.

Nur noch ein Gedanke beherrschte ihn: Von ihm, Romf Nerlat, hing das Fortbestehen und das Schicksal von NAI-ROG ab! Ja, im Grunde betraf das Vorgehen der drei AußerNAI-ROGer nicht nur NAI-ROG, sondern in letzter Konsequenz den gesamten Planetenbund!

Mühsam raffte er sich auf und ging zu der Stelle, an der ihn das Raubtier erwartet hatte.

Klar, es hatte seine Wohnhöhle verteidigen wollen, der Nerlat sich unbeabsichtigt genähert hatte.

Wenn sich Nerlat richtig erinnerte, war das Tier hochträchtig gewesen. Wieso hatte er nicht genauer darauf geachtet? Nun, schließlich war ihm dafür keine Zeit geblieben. Er hatte einfach nur überleben wollen.

Mit angespannten Sinnen duckte er sich und kroch in die Wohnhöhle hinein, die nichts anderes war als ein viel zu enges und ziemlich tiefes Bodenloch, vergleichbar in etwa mit einem Fuchsbau, aber immerhin mit einem Durchmesser, der ihm zumindest die Möglichkeit bot hineinzugelangen. Er hätte dies niemals freiwillig getan, aber hatte er überhaupt noch eine Wahl? Die Gefahr, die er einging, indem er sich in ein tiefes Loch im Boden schlängelte, war jedenfalls geringer, als von Reniets doch noch gefunden zu werden.

Instinktiv ahnte Romf Nerlat nämlich, dass dieser Dilk Reniets erst das Bordgeschütz wieder einbauen und dann damit den Dschungel roden würde. Ein NAI-ROGer wäre niemals auf diese Idee gekommen, weil jeder wusste, dass auf solches Vorgehen die NAI-ROGische Natur reagierte, als hätte sie Verstand. Obwohl Experten immer wieder darauf hinwiesen, dass es sich lediglich um instinktiv ablaufende Schutzmechanismen handelte, neigte sogar Nerlat zuweilen zu der Ansicht, dass vielleicht doch etwas dran war – an der Legende vom denkenden Planeten NAI-ROG, der nur bedingt die Fremdlinge duldete – und auch nur so lange, wie sie sich würdig genug benahmen. Würdig als Gäste, die sich darüber hinaus gut genug abzuschotten verstanden.

Die Dunkelheit, die ihn verschlang, erfüllte ihn mit Angst und Schrecken. Wenigstens würde es kein Kleingetier geben, das ihn angriff, denn das Raubtier strömte zu Lebzeiten einen bestimmten Geruch aus, der eine solche Wohnhöhle beinahe steril werden ließ. Aber vielleicht gab es sonstige Gefahren in dem Erdloch? Schließlich wusste Nerlat nicht alles, obwohl er im Laufe seines bisherigen Lebens jede Menge über die NAI-ROGische Natur gelernt hatte.

Er hätte jedenfalls einiges darum gegeben, so etwas wie eine Taschenlampe zu besitzen. Leider ließ sich der Handstrahler nicht so schwach einstellen, dass er ihn mittels kurzzeitigem Aufblitzen zur Orientierung hier unten benutzen konnte.

Und dann hatte er den tiefsten Punkt erreicht. Es ging nicht mehr weiter. Gleichzeitig spürte er, dass der Boden ringsherum erbebte. Fast musste er befürchten, hinter ihm würde die Wohnhöhle einstürzen. Dann wäre er verloren.

Die Hitze der abgefackelten Vegetation über dem Erdloch folgte und raubte ihm hier unten die Atemluft, bis er ächzend das Bewusstsein verlor.


2


Wie lange dieser Zustand angehalten hatte, wusste er später nicht mehr zu sagen, als er wieder erwachte.

Er war aufs Höchste verwundert, überhaupt überlebt zu haben. Die Luft hier unten war extrem schlecht. Wenn er jetzt nicht wieder schleunigst zurückkroch, kam er letztlich doch nicht mehr lebend hier heraus, wie zu befürchten blieb.

Er bewegte sich vorsichtig, immer in der Angst, dass von draußen ein Angriff käme. Wenn nicht von diesem Dilk Reniets, dann doch von einem NAI-ROGischen Tier, das ihn als willkommene Beute ansehen würde. In dieser Situation war er völlig hilflos jedem Angreifer ausgeliefert. Er konnte den Strahler nicht benutzen, weil ihn das selbst umgebracht hätte.

Die Zeit verstrich quälend langsam. Es kam ihm wie die Unendlichkeit in der Hölle vor, bis er es endlich geschafft hatte, das Erdloch zu verlassen.

Die verbrannte Natur ringsum stand halbwegs wieder im Saft, aber nur wenige Schritte entfernt war alles offenbar ein zweites Mal niedergebrannt worden.

Ein Blick zum Himmel. Kein Gleiter in Sicht.

Was war inzwischen geschehen?

Romf Nerlat widerstand der Versuchung zurückzueilen, um zu sehen, ob der Gleiter noch da war. Er lief in die umgekehrte Richtung. Durch die vorangegangene Rodung aus der Luft war der Dschungel besser zu überwinden als vorher. So kam er trotz seiner Erschöpfung relativ rasch voran.

Erstaunlich für ihn war vor allem, dass sich kein einziges Tier zeigte, etwa, um ihn zu bedrohen. Als habe die Natur begriffen, dass er nicht ihr Feind war.

Vielleicht, weil sich etwas anderes als ungleich größerer Feind erwiesen hatte?

Dilk Reniets?

Ob er die Rache der NAI-ROGischen Natur überhaupt überlebt hatte?

Romf Nerlat wusste es nicht. Er wusste nur eines: Er musste es schaffen, nach NAI-ROG-City zurückzukehren. Denn das war die einzige Chance, die dieser Planet jetzt noch hatte.

Er lief so lange, bis er erschöpft zusammenbrach und von einem Schlaf übermannt wurde, der eher eine tiefe Bewusstlosigkeit war.

Als er daraus erwachte, fühlte er sich ein wenig besser. Er fand in der Nähe essbare Pflanzen, die auch genügend Feuchtigkeit enthielten, um seinen Durst zu stillen. Erst danach arbeitete er sich weiter voran.

Es blieb ein absolutes Phänomen, dass sich die Natur ringsherum ihm gegenüber neutral verhielt. Normalerweise wäre er längst nicht mehr am Leben. Spätestens während seines Schlafes...

Als könnte sie tatsächlich über alles nachdenken. Ja, es gab für ihn zurzeit keine bessere Erklärung: Die Natur hatte begriffen, dass nicht er ihr Feind war, sondern dass der wahre Feind derjenige sein musste, der auf ihn Jagd gemacht hatte. Der Frevel an der Natur durch Dilk Reniets war so gewaltig, dass genau dieser Schluss für die Natur von NAI-ROG nahelag.

Und sie ließ ihn laufen, damit er es schaffte, die Stadt zu erreichen. Weil sie sich von ihm erhoffte, dass er von dort aus wirksam gegen den Frevler einschritt?

Diese Möglichkeit verwirrte ihn, aber er hatte weder die Zeit noch die Kraft, sich mehr darum zu kümmern. Er musste vielmehr weiter, unbedingt weiter!

Hier war der Dschungel längst wieder so dicht wie gewohnt. Das Einzige, was ihm die ungefähre Richtung verriet, war die Sonne, die allerdings nur vage über dem dichten Gehölz zu sehen war, das ihn umgab. Und auch nur dann, wenn sie fast im Zenit stand. Gottlob hatte er ungewöhnlich wache Instinkte, die ihm halfen, die Richtung nicht zu verlieren, auch wenn er immer tiefer hineintaumelte in das ewige Dämmerlicht, das hier unten von der Helligkeit des Tages übrigblieb.

Sobald die Sonne unterging und die Nacht sich herabsenkte, ruhte er sich aus, um wieder zu Kräften zu kommen. Kein Dschungelbewohner ließ sich blicken. Nicht einmal Insekten attackierten ihn mehr als üblich. Man konnte sagen, nur diejenigen Insekten, die sich regelrecht auf seinen Körper verirrt hatten...

Wurde er wirklich deshalb verschont von der NAI-ROGischen Natur, weil er einen offensichtlichen Gegenpart darstellte zum brutalen Vorgehen des Dilk Reniets?

Inzwischen neigte er sogar zu der zugegebenermaßen kühn anmutenden Annahme, dass er die Feuersbrunst im Erdloch nur deshalb hatte überleben können, weil ihm die NAI-ROGische Natur geholfen hatte. Denn eigentlich hätte das Feuer sämtlichen Sauerstoff aufbrauchen müssen. Normalerweise wäre er also erstickt.

Doch er lebte!

Aber vielleicht war alle Mühe dennoch vergeblich? Vielleicht hatte die Eroberung des Planeten NAI-ROG durch die drei Glücksritter längst begonnen? Inwieweit hatte ihm Dilk Reniets die Wahrheit gesagt? War es ihnen jetzt schon möglich, ihre Eroberungspläne durchzusetzen, oder hatte er nur maßlos übertrieben?

Wie auch immer: Er musste alles tun, um ihnen zuvorzukommen.

Verdammt, wie weit war es denn noch? Mit dem Gleiter waren sie nicht allzu lange unterwegs gewesen, außerdem war er angewiesen worden, möglichst langsam zu fliegen. Schließlich hatten die drei ja die Stelle gesucht, an der sich das Tor zu einem parallelen Universum geöffnet hatte, ohne genau genug zu wissen, wie es dort aussah. Aber jetzt, zu Fuß...

Und dann, nach einer ihm unendlich lang erscheinenden Zeit, lichteten sich die Urwaldriesen. Das Ende der Wildnis kündigte sich an!

Romf Nerlat umging eine der natürlichen Bodenfallen, die nur er erkannte, und erreichte den Sperrgürtel.

»Mein Gott!«, murmelte er vor sich hin. »Ist es eine Fata Morgana oder Wirklichkeit? Habe ich es geschafft oder bilde ich es mir nur ein?«


3


Neb Reniets hatte keine andere Wahl mehr: Das fünfte Raumschiff der feindlich gesinnten San-dir-umer war dem Weltentor gefährlich nahe gekommen. Es war klar, dass es das Tor benutzen wollte. Sie erwarteten dabei zwar ein tödliches Risiko, aber es würde dennoch geschehen. Womöglich in Wahrheit genau mit den Folgen, wie Thak Remlof sie vorhergesehen hatte: Die Besatzung würde meinen, es handele sich um eine Art Transmitter, der unmittelbar auf eine andere Welt im Sternenreich von Gro-pan führte, also zu ihren Todfeinden. Es würde wenig mehr als eine Schutzreaktion sein, wenn sie sofort das Feuer eröffneten. Sie würden NAI-ROG einäschern und sich vielleicht dann erst fragen, wo sie tatsächlich gelandet waren. Die NAI-ROGer würden sich selbstverständlich wehren. Das Raumschiff würde fliehen: Krieg war vorprogrammiert. Und vor allem: Ihre Pläne würden platzen wie eine zu groß gewordene Seifenblase. Genau das galt es zu verhindern, auch wenn das Risiko bei ihrem persönlichen Eingreifen noch so groß erschien.

Neb Reniets versetzte sich in genau jenen Zustand, in den er eingetaucht war, um die Militärbasis des Wüstenplaneten zu vereinnahmen, auf dem sie sich befanden. Immerhin war es ihm gelungen, über zweitausend Gro-paner innerhalb eines Lidschlags vollkommen auf sich einzuschwören, dem manipulierten Translatorkristall und den tosenden Energien des seltsamen Meilers sei Dank!

Und jetzt versuchte er dasselbe mit den San-dir-umern, obwohl seine Informationen über diese Fremdrasse gegen Null gingen. Er wusste eigentlich nur, dass sie sich zurzeit in einer Art Waffenstillstand mit Gro-pan befanden. Ein sehr wackliger Frieden, der jederzeit sein Ende finden konnte, wie er vermutete. Was das Risiko seines Vorgehens nicht gerade schmälerte...

Er scannte in diesem Zustand in Rekordzeit die Schiffe, ihr Inneres, bemerkte da eher beiläufig, dass es ihm nicht vollkommen gelang, den Ortungsschutz zu überwinden – alles erschien irgendwie verschleiert –, und griff mit der Macht der Hypnose nach den Gedanken der Fremden.

Diese jedoch waren dermaßen fremdartig, dass es ihn regelrecht erschreckte: Die Gro-paner waren eindeutig humanoid, genauso wie die Prupper. Aber die San-dir-umer waren so weit entfernt von dem, was man unter humanoid verstand, dass es weiter gar nicht mehr ging!

Dennoch gelang es ihm zumindest, sie mit seinem unerwarteten Angriff zu überraschen. Doch sogleich blockierten sie seine Hypnose mit aller Macht. Es war wie ein Schutzreflex, der ganz automatisch entstand.

Nur Sekunden vermochten sie es zwar, sich gegen ihn zu wehren, aber das waren letztlich Sekunden zu viel, denn sie reichten aus, um auf allen Schiffen Alarm auszulösen, verbunden mit einem plötzlichen Notstart: Die Schiffe wurden von der Sicherheitselektronik – oder was immer diese Eigenschaft hatte – übernommen und zurück in den Weltraum gezwungen. Sie beschleunigten mit höchsten Werten, hatten in Rekordzeit einen Abstand von fast einer Million Kilometer erreicht, ohne dass Neb Reniets es noch verhindern konnte – und entmaterialisierten von einem Augenblick zum anderen.

Nur die Erschütterungen der Raumzeitstruktur zeugten noch davon, dass es sie überhaupt gegeben hatte.

»Scheiße!«, fluchte Neb Reniets lauthals vor sich hin.

Wieso war es ihm nicht so perfekt gelungen wie zuvor, als er die Militärbasis der Gro-paner übernommen hatte?

Ist es nur deshalb, weil die Sand-dir-umer so völlig fremdartig erscheinen, oder weil ich mich von der letzten Aktion noch nicht ganz erholt habe?

Ihm war ziemlich schwindlig. Nur mithilfe der Gedankenkontrolle, die ihn auf die Energien des Meilers zurückgreifen ließ, gelang es ihm, seinen körperlichen Zustand noch einigermaßen stabil zu halten. Er wusste in diesem Augenblick, dass er ohne diese Unterstützung an den Folgen der Anstrengungen sterben würde.

»Was ist schiefgegangen?«, heulte Thak Remlof indessen.

Neb Reniets nahm sich zusammen und versuchte, es ihm zu erklären. Dabei hatte er mehrmals das Gefühl, die Sinne würden ihm schwinden. Er brauchte unbedingt eine Erholungspause, sonst nutzte ihm auch die Unterstützung durch die Urenergien des Meilers nichts mehr.

»Landung!«, befahl er.

Schon setzte sich sein Scout in Bewegung. Wie ein Fahrstuhl, der an unsichtbaren Seilen hing, senkte er sich der Planetenoberfläche entgegen.

Thak Remlof zögerte nur kurz. Dann folgte er.

Unten angelangt schaltete Neb Reniets erst einmal das Schutzfeld aus. Gerade kam auch Thak Remlof an. Er schielte herüber.

Neb Reniets hing in der an eine Hängematte erinnernden Vorrichtung inmitten des kugelförmigen Gestells aus Rundstäben und sah schlecht aus – äußerst schlecht.

Mit trüben Augen erwiderte er den Blick.

»Ich – ich brauche dringend eine Pause, sonst bringt es mich um. Dabei muss ich verbunden bleiben mit dem Meiler, sonst schaffe ich es nicht mehr.«

»Aber wir können nicht hier bleiben. Wir müssen weg!«, begehrte Thak Remlof auf. »Verdammt, die werden zurückkehren, und zwar mit Verstärkung.«

»Natürlich werden sie das«, murmelte Neb Reniets müde. »Sie denken an ihre Feinde, die Gro-paner. Sie sind überzeugt davon, das Weltentor sei ein Werk von diesen – jetzt erst recht. Und sie werden annehmen, der Angriff auf sie sei vonseiten der Gro-paner erfolgt. Von uns wissen sie ja nichts.« Neb Reniets verstummte erschöpft und schloss sekundenlang die Augen.

Thak Remlof nutzte seine über die Gedankensteuerung zur Verfügung gestellten Ortungssinne und suchte kurz den Weltraum ab.

»Sie werden kommen, ja, aber wann? Und was, wenn wir dann noch hier sind?«

»Nur mit der Ruhe, Thak!«

»Du hast gut reden. Wie soll ich unter solchen Umständen noch ruhig bleiben? Die kommen mit einer ganzen Flotte!«

»Ja, du hast recht, wir können nicht tatenlos abwarten. Setze dich mit der Militärbasis in Verbindung. Ich – ich kann im Moment nichts tun. Das musst du für uns beide übernehmen, hörst du?«

»Was soll ich machen?«

»Sie müssen sofort ihre Raumschiffe auf die einzelnen über den Planeten verstreuten Hangare verteilen. Ein Dutzend muss den Planeten verlassen, alle anderen bleiben in Alarmbereitschaft, genauso wie die Basis. Dann müssen sie unbedingt ihr Hauptkommando in Kenntnis setzen.«

»Wie soll denn die Nachricht an das Hauptkommando lauten?« Thak Remlof hatte da durchaus seine eigenen Ideen, aber er vermutete, dass die von Neb Reniets wie meist besser sein würden.

Dieser konnte nicht sofort antworten. Er kämpfte offensichtlich mit einer drohenden Ohnmacht. Aber dann fing er sich wieder und antwortete mit erstaunlich fest klingender Stimme: »Sie dürfen nicht sagen, dass dieses Weltentor natürlichen Ursprungs ist. Sie sollen behaupten, dass nach ihren Recherchen die feindlichen San-dir-umer Transmitterexperimente durchführen. In diesem Universum hier gibt es keine Star Gates, wie wir festgestellt haben, aber mit Sicherheit wird dennoch nach dieser Möglichkeit geforscht. Dem Hauptkommando soll mitgeteilt werden, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Verbindung handele zu einer Gegenstelle mitten im feindlichen Sternenreich. Sie schickten ein Vorauskommando, um das Tor zu sichern. Dabei haben sie zufällig die Militärbasis entdeckt und flohen sogleich. Jetzt wartet man darauf, dass eine ganze Flotte zurückkehrt, um den Wüstenplaneten zu überfallen.«

Thak Remlof runzelte nachdenklich die Stirn. »Ob die das wirklich tun werden?«, sinnierte er laut. »Ich meine, sie müssen doch eigentlich befürchten, bei einem massiven Angriff diesen Energiemoloch, als der ihnen das Weltentor erscheint...«

»Worauf willst du hinaus, Thak?«, unterbrach Neb Reniets schwach seine laut vorgetragenen Gedankengänge.

Thak Remlof fuhr ungerührt fort: »Sie werden es meines Erachtens gar nicht wagen, massiert anzugreifen.«

»Was macht das schon für einen Unterschied? Klar, sie werden nicht gerade versuchen, den ganzen Planeten in auseinanderstiebende Gase zu verwandeln, weil sie die Reaktion des Fanals fürchten müssen. Und selbst wenn sie wüssten, dass es sich einfach nur um eine direkte Verbindung zwischen zwei parallelen Universen handelt ... Dann wären sie erst recht vorsichtig. Die Folgen wären schließlich unabsehbar. Aber sie werden kommen – und es wird zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kommen!«

»Davon ist auszugehen, ja.« Thak Remlof schürzte die Lippen.

»Was denn nun? Wie lange willst du denn noch warten?«

»Gut, Neb, ich tu es, aber darf ich dabei einen kleinen Zusatz benutzen?«

»Welchen denn?«, rief Neb Reniets genervt.

»Es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass sich die bevorstehenden Kämpfe auf dem Wüstenplaneten oder auch nur in seiner Nähe abspielen. Am besten wäre es, das ganze Sonnensystem abzuschotten. Denn das Tor lässt sich nicht mehr schließen, und es könnte Energiephänomene ungeahnten Ausmaßes geben...«

»Klein nennst du diesen Zusatz? Aber gut, einverstanden. Klingt nicht schlecht. Tu, was du nicht lassen kannst.«

Und schon startete Thak Remlof seinen Scout. Er war sich zwar nicht sicher, ob es überhaupt nötig war, in die Nähe der Militärbasis zu fliegen, um seinen Auftrag zu erfüllen, aber er wollte dabei nicht unmittelbar von Neb Reniets überwacht werden. Wenn er ihn verließ, hatte er erst einmal freie Hand. Inzwischen hatte Neb Reniets genug damit zu tun, sich von den Strapazen zu erholen.

Hoffentlich dauert es noch eine ganze Weile, bis du wieder ganz der Alte bist!, dachte Thak Remlof gehässig.