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Nr. 84

 

Rekruten für Arkon

 

Ein modernes Trojanisches Pferd, erdacht auf Terra, erbaut auf Zalit – und auf dem Wege nach Arkon!

 

von CLARK DARLTON

 

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Die KUBLAI KHAN, jenes Superraumschiff, zu dessen Bau die Terraner 16 Jahre benötigt hatten, ist im Feuerhagel über Topsid verachtet worden – doch der Auftrag, den die Männer der KUBLAI KHAN zu erfüllen hatten, wurde erfüllt und die Gefahr gebannt, dass der Robotregent aus den alten Unterlagen des Echsenvolkes die galaktische Position der Erde erfahren könnte.

Als nun Crest, der alte Arkonide, der mit Thora zu der Besatzung des auf dem Mond gestrandeten arkonidischen Forschungskreuzers gehörte, die Behauptung aufstellt, dass seine frühen Vorfahren keinesfalls vergessen hatten, den Robotregenten mit einer Sicherheitsschaltung auszustatten, hat Perry Rhodan einen Plan!

Im Grunde genommen ist es der gleiche Plan, der den griechischen Kriegern seinerzeit den Zugang in das von unüberwindlichen Mauern umgebene Troja verschaffte ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Administrator des Solaren Imperiums.

Jeremy Toffner – Ein kosmischer Agent, der nach längerer Einsamkeit hohen Besuch erhält.

Admiral Calus – Der eigentliche Herrscher von Zalit.

Roger Osega – Ein Sergeant, der die Rolle eines Admirals zu spielen versteht.

Gucky, Ras Tschubai und Tako Kakuta – Mit ihren teleportativen Fähigkeiten erfüllen sie einen wichtigen Transportauftrag.

Kharra und Markh – Zwei Wehrdienstverweigerer.

1.

 

»Es sieht verdammt schlecht für uns aus!«

Perry Rhodan sah auf und begegnete dem ernsten Blick des Sprechers, der ihm gegenübersaß. Er stellte sachlich fest, dass die roten Haarborsten diesmal unnatürlich glatt anlagen und fast wie normale Haare aussahen. Das rundliche Gesicht wies eine rötliche Färbung auf, und in den blassblauen Augen flackerte ein unruhiges Feuer.

Rhodan nickte.

»Du hast es zwar drastisch, aber absolut treffend ausgedrückt, Bully. Es sieht wirklich sehr schlecht für uns und die Erde aus, wenn nicht bald etwas geschieht.«

Der alte Mann mit den weißen Haaren, der links neben Rhodan am Verhandlungstisch saß, nickte langsam. In seinen rötlichen Augen glomm ein nie verlöschendes Feuer heimlicher Zuversicht. Zwar schien die hagere Gestalt gebeugt, aber das Feuer in den Augen blieb kraftvoll und jugendlich.

Rhodan neigte sich ihm zu.

»Crest?«

Der alte Arkonide, Abkömmling eines längst erloschenen Herrschergeschlechtes der Arkoniden, nickte abermals.

»Ich wollte Reginald Bull zustimmen, was seine Definition anbetrifft. Aber ich wollte auch betonen, dass wir den Verlust unserer KUBLAI KHAN mit einem relativen Sieg neutralisierten. Die letzten Spuren, die dem Robotgehirn auf Arkon einen Hinweis auf die Position der Erde geben könnten, wurden vernichtet. Es gibt keinen lebenden Topsider mehr, der damals bei der Invasion von Wega dabei war – und es noch weiß. Sicher, die KUBLAI KHAN ging verloren ...«

»Das allein meinte Bully nicht«, warf Rhodan ruhig ein. »Ich fürchte, er meint mehr die Gesamtsituation. Sie ist doch klar: in der ganzen Galaxis gibt es drei Machtfaktoren. Da wären zuerst die Druuf; sie werden noch zwölf Monate lang eine Gefahr bilden, solange wenigstens, wie die Überlappungsfront zwischen den beiden Zeitebenen existiert. Dann ist das gigantische Robotgehirn des arkonidischen Imperiums in Betracht zu ziehen, das zwar im Augenblick genug mit den eindringenden Druuf zu tun hat, sich aber eines Tages seiner vermeintlichen Hauptaufgabe zuwenden wird – nämlich uns zu finden und zu vernichten! Der dritte Faktor sind wir.«

Rechts von Rhodan saß ein zweiter Arkonide. Er war jünger als Crest, wenigstens äußerlich. In Wirklichkeit war Atlan mehr als zehntausend Jahre alt und unsterblich durch seinen Zellaktivator, den er in grauer Vergangenheit von einem Unbekannten erhalten hatte. Seit dem Untergang von Atlantis lebte er auf der Erde und war zu Rhodans bestem Verbündeten geworden. Solange wenigstens, wie seine ehemalige Heimat – Arkon – von einem Robotgehirn regiert wurde.

Atlan sagte laut und deutlich: »Ich fürchte, es gibt nur einen einzigen Ausweg aus der Situation: wir müssen das Robotgehirn ausschalten!«

Sie hielten alle den Atem an.

Diese Forderung aus dem Mund eines Arkoniden schien ungeheuerlich. Doch ganz davon abgesehen, war sie praktisch undurchführbar. Der Regent von Arkon war gegen jeden Angriff von außen durch die unvorstellbarsten Sicherheitsvorkehrungen geschützt.

Aber ... auch gegen Angriffe von innen heraus ...?

Rhodan griff den Gedanken sofort auf.

»Wir besitzen nur noch sieben Superschlachtschiffe vom Typ der TITAN und DRUSUS. Von unseren zwei Fiktivtransmittern verloren wir einen. Wir können ihn nicht ersetzen. Unsere Raumflotte ist groß, aber gegen die Arkons ist sie winzig. Wie also sollten wir Arkon angreifen, wenn nicht von innen her?«

»Von innen her?«, dehnte Atlan. In seinen rötlichen Augen leuchtete es auf. »Vielleicht ist das die Antwort.«

Links von Bully saß ein Mann, der ebenfalls rote Haare hatte. Das war natürlich ein Zufall. Sonst konnte man Captain Hubert Gorlat als einen unauffälligen Alltagstyp bezeichnen. Wenigstens äußerlich. In Wirklichkeit war Hubert Gorlat Abwehrspezialist des Solaren Sicherheitsdienstes und Mercant direkt unterstellt. Seine Fähigkeiten waren größer, als man es bei seinem Anblick hätte vermuten können.

»Das wäre vielleicht eine Aufgabe für mich«, sagte er leichthin, aber seine Stimme zitterte vor Erregung.

Rhodan lächelte leicht.

»Ich habe diese Versammlung einberufen, und Sie können sich alle darauf verlassen, dass niemand zufällig an diesem Tisch sitzt.« Er sah die Anwesenden einen nach dem anderen an. »Auch Sie, Gorlat, werden eine Aufgabe erhalten.«

»Du hast, einen Plan?«, vergewisserte sich Bully, und sein Gesicht rötete sich noch mehr. Die ersten Haarborsten begannen sich aufrecht zu stellen.

»Er wird in dieser Besprechung entstehen«, gab Rhodan zurück und deutete damit an, dass jeder seinen Teil beizutragen hatte. »Stellen wir zuerst einmal die Fakten fest. Die Topsider werden dem Regenten keinen Hinweis auf die galaktische Position der Erde mehr geben können. Trotzdem wird der Regent uns eines Tages finden, wenn er in den Druuf keine Gefahr mehr sieht und sich auf uns konzentrieren kann. Nichts wird die Entdeckung dann verhindern, denn das arkonidische Imperium ist nun geeint und stark. Eines Tages wird ein Schiff die Erde finden und die Koordinaten nach Arkon funken. Und dann – ja, was dann?«

Niemand gab ihm eine Antwort.

Der alt gewordene Crest nickte mehrmals langsam.

»Wir werden den dann erfolgenden Angriff nicht mehr überleben«, sagte er ernst. »Daran ist nicht zu zweifeln. Arkon würde Terra vernichten, obwohl beide Reiche gemeinsam Herren des gesamten Universums sein könnten. Der Irrsinn früherer irdischer Politiker wird sich in kosmischem Rahmen wiederholen.«

»Ihr Vorschlag, Crest?«

Rhodan sprach die Forderung sachlich und ruhig aus, obwohl in seinem Innern ein Sturm tobte. Er ließ sich nichts anmerken.

Crest seufzte.

»Soll ich einen Vorschlag haben? Vielleicht kann ich nur einen Hinweis geben, aus dem heraus sich ein Vorschlag konstruieren lässt. Wer ist unser Gegner? Die Arkoniden? Nein, sie nicht, die von dem Robotgehirn regiert werden. Unser Gegner ist nur das Gehirn, der Regent von Arkon! Ihn also müssen wir beseitigen, wenn wir den Frieden mit Arkon wollen. Nun wurde das Robotgehirn von Arkoniden erdacht und erbaut und schließlich zum Regenten gemacht, als die Intelligenz der Arkoniden nachließ. Aber als sie es erbauten, waren sie noch die alten und tapferen Arkoniden. Das ist ein Punkt, den ich als Schlüssel zum Erfolg bezeichnen möchte. Denn ich halte es für völlig ausgeschlossen, dass jene Wissenschaftler, die den Regenten konstruierten, keine Sicherheitsmaßnahme einplanten. Denken wir doch logisch, meine Herren. Die Arkoniden erbauten das Robotgehirn, damit es die Herrschaft über das Imperium übernahm, wenn sie selbst degenerierten und somit zur Führung nicht mehr taugten. Sie waren damals also noch klug genug, eigene Schwächen zu erkennen. Wir sollten daher ruhig annehmen, dass sie auch klug genug waren, sich nicht rettungslos einem Positronengehirn auszuliefern. Einmal würde es wieder fähige Arkoniden geben – so mussten sie hoffen. Und derartig befähigte Arkoniden sollten die Regierung über das Reich wieder übernehmen. Daraus folgert eindeutig, dass es eine Sicherheitsschaltung geben muss, die es zu finden gilt. Ich habe mich doch klar genug ausgedrückt?«

Er sah sich forschend um und begegnete den leuchtenden Augen der Männer. Rhodan nickte ihm zu.

»Absolut, Crest. Wir verstehen, was Sie meinen. Damit würde sich uns also lediglich das Problem stellen, wie diese Sicherheitsschaltung aussieht und wie man sie betätigt. Halten Sie es für leicht, das herauszufinden?«

Crest wurde ein wenig unsicher.

»Nicht gerade für leicht, aber für durchführbar.«

Gorlat blieb der nüchterne Tatsachenmensch.

»Ehe wir uns Gedanken darüber machen, sollten wir erst einmal feststellen, ob es überhaupt möglich ist, an den Regenten heranzukommen.«

Atlan beteiligte sich plötzlich wieder an der Debatte.

»Ich bin mehr geneigt, Crest beizupflichten. Die Hauptsache ist, wir sind fest davon überzeugt, dass es eine Sicherheitsschaltung gibt. Und diese Möglichkeit möchte ich hier eindeutig bejahen. Es gibt eine solche Sicherung! Es ist somit möglich, das Robotgehirn ohne jeden Kampf nur mit Hilfe der List auszuschalten und das arkonidische Imperium aus der Gewalt seines maschinellen Diktators zu befreien.«

»Die Frage ist nur«, gab Bully zu bedenken, »wie wir nach Arkon gelangen, ohne vorher in Atome zerlegt zu werden.«

»Darum sitzen wir ja hier«, sagte Rhodan und wandte sich mit sichtlichem Interesse Atlan zu. »Du bist also fest davon überzeugt – so wie auch Crest – dass es eine Sicherheitseinrichtung gibt?«

»Vollkommen, Barbar«, entgegnete Atlan und blieb bei seiner beliebten Anrede, die aber mehr Tradition als Spott war. »War ich nicht damals vor zehntausend Jahren Admiral des ehemaligen arkonidischen Imperiums? Zwar dachten wir damals noch nicht daran, einen Roboter zu konstruieren, mit dem sich das Reich mühelos regieren ließ, aber in der Theorie bestanden zumindest derartige Pläne. Und darin war vor allen Dingen von einer Sicherheitsmaßnahme die Rede, mit der sich ein solches Gehirn von dem richtigen Mann wieder umprogrammieren ließ.«

Rhodan nickte nachdenklich.

»Das ist es: von dem richtigen Mann! Wer ist der Richtige?«

Wieder einmal, wie so oft, war Schweigen die Antwort.

Rhodan begann zu lächeln.

»Wir müssen Crest und Atlan für ihre Ansichten dankbar sein, denn sie decken sich völlig mit meinen eigenen Vermutungen. Ich muss Ihnen daher etwas mitteilen, das ich bisher für mich behielt. Seit einigen Monaten habe ich mich eingehend mit dem Schicksal unseres Agenten Jeremy Toffner befasst. Ich denke, er wird eine der Schlüsselfiguren sein, die uns den Weg in die uneinnehmbare Festung Arkon ebnen.«

Arkon war 34.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und lag nahe beim Mittelpunkt der Milchstraße.

»Jeremy Toffner?«, fragte Bully und schien sich nicht entsinnen zu können. Kein Wunder, denn die kosmischen Agenten des Solaren Imperiums waren in der ganzen Galaxis verstreut. »Wer ist das?«

»Ein Mann, der auf der Venus geboren wurde. Captain Gorlat wird alle notwendigen Daten aus der Kartei entnehmen können. Aber das ist hier unwichtig. Uns interessiert lediglich, wo Toffner sitzt.«

Rhodan machte eine Pause.

Bully konnte es nicht mehr aushalten.

»Wo sitzt er denn?«

»Auf Zalit, dem vierten Planeten der Sonne Voga.«

Die Männer starrten Rhodan fassungslos an.

Zalit war nur gut drei Lichtjahre von Arkon entfernt ...

 

*

 

... und die Zaliter waren gute Untertanen des Regenten von Arkon.

Das hatte Jeremy Toffner schon damals festgestellt, als man ihn heimlich auf dem fremden Planeten absetzte und sich selbst überließ. Vom Solaren Sicherheitsdienst mit ausgezeichneten Ausweispapieren versehen, die auf den Namen Garak lauteten, konnte er eventuellen Kontrollen mit ruhigem Gewissen entgegensehen. Sein Äußeres war durch die Spezialisten der medizinischen Forschungsabteilung derart verändert worden, dass ihn selbst seine eigene Großmutter nicht wiedererkannt hätte. Jeder musste ihn für einen waschechten Zaliter halten, die als Abkömmlinge der Arkoniden diesen wiederum ähnlich sahen.

Sie waren rein äußerlich menschengleich, besaßen meist einen schlanken, hohen Körperbau und erfreuten sich einer rotbraunen Hautfarbe. Besonders fiel an ihnen das kupferfarbene Kopfhaar auf, das bei günstigem Lichteinfall sogar einen grünlichen Oxydationsschimmer annahm.

Die Zaliter galten als die intelligenteste Kolonialrasse der Arkoniden und als deren zuverlässigste Verbündete.

Es war Jeremy Toffner ohne besondere Schwierigkeiten gelungen, in der dreißig Millionen Seelen zählenden Bevölkerung von Tagnor unterzutauchen. Tagnor war die Hauptstadt des Planeten Zalit und bedeckte eine Fläche, auf der ein irdischer Staat leicht Platz gehabt hätte. Da die Gesamtbevölkerung die Zahl von acht Milliarden weit überschritten hatte, war eine Ansammlung von dreißig Millionen nicht weiter verwunderlich.

Wie auch auf den Planeten Arkons dominierten in Tagnor die Trichterbauten. Unten am »Auslauf« war der Eingang, der jeden Besucher in eine völlig in sich abgeschlossene Welt führte. Die Wohnungen bestanden aus »Rängen« in der schräg geneigten Wand des inneren Trichters.

Die Form der Trichterbauten entsprach dem Wunsch der Arkoniden, allein und individuell zu wohnen. Die Zaliter hatten diese Sitte ihrer Vorfahren übernommen und erhalten.

Der größte Trichterbau gehörte der Regierung, der ein Zarlt vorstand. Dieser Zarlt war dem Robotgehirn auf Arkon hörig und erfüllte alle seine Wünsche.

Wenn es Toffner auch gelang, der Aufmerksamkeit der zahlreichen Wachen zu entgehen, so wurde er ein unbehagliches Gefühl nie mehr los. Er hielt sich in der Nähe einer Höhle auf, in der ein Löwe hauste. Arkon war nahe, viel zu nahe. Wenn man ihn entdeckte, geschah es vielleicht so schnell, dass er keine Gelegenheit mehr erhielt, seine geheimen Unterlagen zu vernichten. Vielleicht blieb ihm nicht einmal mehr die Zeit, sich selbst zu töten, um ein Verhör mit schlimmsten Konsequenzen für die Erde zu verhindern.

Die Über-Zivilisation der Zaliter äußerte sich in der Rückkehr zur Barbarei. Sie waren nicht so degeneriert wie die Arkoniden, litten aber unter der gleichen Langeweile, die alle Perfektion mit sich bringt. Gegen diese Langeweile wurde etwas unternommen, und da Technik im Überfluss vorhanden war, missbrauchte man sie zur illusorischen Herstellung längst im Schoß der Geschichte versunkener Zustände.

Darauf spekulierte Jeremy Toffner, als er sich in Tagnor niederließ. Er konnte keine offiziellen Geschäfte tätigen, ohne zumindest die Aufmerksamkeit der ewig misstrauischen Behörden zu erwecken. Wandte er sich aber einem nur teilweise legalen Geschäft zu, lernte er automatisch Zaliter und auch Regierungsorgane kennen, die es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen.

Die Unterhaltung der Kampfarenen war durchaus gestattet und wurde sogar vom Staat aus gefördert. Trotzdem umgab sie ein Hauch anrüchiger Illegalität, die niemand bestätigte oder verneinte. Ein etwas merkwürdiger Zustand, für den auch Toffner keine Erklärung fand.

In einem Trichterbau fand er eine Wohnung, aber meist hielt er sich unter der Oberfläche auf, in den geräumigen Hallen und Kammern unter der Hauptarena. Hier kannte er jeden Winkel, jedes Versteck, jeden Gang. Und hier war es auch, wo er seine geheime Ausrüstung verborgen hatte, über die jeder kosmische Agent des Solaren Imperiums verfügte, wo immer er sich auch aufhielt.

Der nicht gerade kleine Metallkasten enthielt die Hyperfunkanlage. Mit ihr meldete Toffner in regelmäßigen Abständen der irgendwo im Raum befindlichen Relaisstation, dass er noch lebte. Durch sie empfing er Befehle und Anordnungen. Sie war sein einziges Verbindungsglied zur Welt der Menschen. Denn er war auf Zalit der einzige Terraner.

Es war schon fast vier Monate her.

Damals hatte er gerade die Erlaubnis der Behörden erhalten, in der Arena Massenkämpfe zwischen den blutgierigen Hhracks und freiwilligen Gladiatoren zu arrangieren. Sein Ansehen war weiter gestiegen, wenigstens in den Augen jener, die mit den Kämpfen ein Geschäft machten. Sie lobten ihn wegen seines Einfallsreichtums und sicherten ihm einen hohen Prozentsatz der bevorstehenden Gewinne zu.

Toffner konnte das nur recht sein. Das Leben kostete Geld, auch hier auf Zalit. Und die Reserven, die er mitbekommen hatte, waren nicht unerschöpflich.

Bevor er nach Hause ging, hatte Toffner seiner tief in den Felsen des Untergrundes gelegenen Geheimkammer einen Besuch abgestattet. Zwar war seine Routinemeldung nicht fällig gewesen, aber vielleicht warnte ihn ein instinktives Gefühl. Jedenfalls war er nicht sonderlich überrascht, als er nach Betreten des Raumes die rote Alarmlampe aufleuchten sah.

Das bedeutete einen Hyperspruch von auswärts.

Hastig hatte er sich eingeschlossen und das Gerät eingeschaltet. Knapp eine Minute später war auf dem kleinen Bildschirm das Gesicht eines ihm unbekannten Mannes erschienen. Es hatte ihn neugierig betrachtet und ein wenig gelächelt.

»Sie sind Agent Toffner – Chiffre ZV-4?«

ZV-4 bedeutete: Zalit-Voga-4.-Planet.

»Stimmt!«, hatte er bestätigt.

Der Mann hatte gesagt: »Der Chef will Sie sprechen – warten Sie dreißig Sekunden.«

Der Chef ...?

Es gab nur zwei Männer, die als Chef bezeichnet wurden. An erster Stelle natürlich der Administrator des Solaren Imperiums, Perry Rhodan. Und dann Mercant, der Leiter des Solaren Sicherheitsdienstes. Was wollte Mercant von ihm ...?

Aber dann durchrieselte es Toffner ganz heiß.

Sollte mit dem Chef etwa doch Rhodan gemeint sein?

Er starrte auf den nun wieder leeren Schirm und wartete. Zwanzig Sekunden. Dann dreißig ...

Als das Gesicht wieder erschien, wusste Toffner, dass seine Vermutung richtig gewesen war. Perry Rhodan sah ihm forschend entgegen. Seine kühlen Augen schienen durch ihn hindurchzusehen und bis in den letzten Winkel seiner Seele einzudringen.

»Jeremy Toffner?«

»Ja, Sir«, war alles, was Toffner hatte sagen können.

»Ich spreche von einem Schiff, und die Sendung ist zerhackt, trotzdem wollen wir keine Ortsbezeichnungen nennen. Die Gefahr wäre zu groß, besonders für Sie. Sie leben nun seit drei Jahren dort – haben Sie in den letzten Tagen etwas Besonderes feststellen können?«

Toffner war verblüfft gewesen. Zögernd hatte er geantwortet: »Nein, Sir. Nicht, dass ich wüsste. Die Z... die Bewohner sind ruhig, die Regierung normal, keine besonderen Ereignisse.«

»Vielleicht sollte ich spezieller fragen, damit Sie sehen, was ich meine«, hatte Rhodan daraufhin gesagt. »Nicht weit von Ihnen existiert ein anderes Sonnensystem – Sie wissen schon, was ich meine. Achten Sie darauf, ob Ihre Welt von den Bewohnern jenes Systems Besuch erhält – und zwar Besuch mit ganz besonderen Absichten. Wenn das geschieht, geben Sie sofort eine entsprechende Meldung durch.«

»Ich verstehe nicht ganz ...«