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Nr. 78

 

Thoras Opfergang

 

Ihre Lebenserwartung ist gleich Null – doch ihre Mission lässt sie dem Schicksal trotzen ...

 

von KURT BRAND

 

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Trotz wiederholter Bemühungen ist es Perry Rhodan nicht gelungen, für Crest und Thora die Zelldusche des Planeten Wanderer zu erhalten. Entsprechende Experimente verliefen negativ, da das Physiotron auf die Körperimpulse der beiden Arkoniden nicht reagierte.

Für Thora, Perry Rhodans Gattin, ist allerdings seinerzeit durch den gefährlichen Einsatz von John Marshall und Laury Marten, der beiden auf der Ara-Welt Tolimon eingesetzten kosmischen Agenten, eine Ampulle des lebensverlängernden Serums aus den Geheimlabors der Galaktischen Mediziner besorgt worden. (Siehe Perry-Rhodan-Romane 51 und 52!)

Der jetzt eingetretene Verfallsprozess bei der einstmals so schönen und unnahbar stolzen Arkonidin lässt jedoch darauf schließen, dass die geraubte Arznei nicht die gewünschte Wirkung zeitigt. Jedenfalls scheint der Blutzellenzerfall, der zu einem rapiden Absinken der Lebenskräfte führt, sich nicht mehr abstoppen zu lassen – und in diesem Moment tritt THORA ihren OPFERGANG an ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Thora – Man nennt sie den »guten Geist des Solaren Imperiums«.

Dr. Villnoess – Chef-Hämatologe der Terra-Klinik auf Venus.

General Conrad Deringhouse – Sein Auftrag führt ihn nach Arkon.

Reginald Bull – Wenn es nötig ist, nimmt er kein Blatt vor den Mund.

Leutnant Hendrik Olavson – Ein raumfliegerisches Naturtalent.

Taa-rell – Kommandant des arkonidischen Festungsplaneten Mutral.

Ishy Matsu – Eine junge Telepathin.

Perry Rhodan – Kann er den Schicksalsschlag verwinden ...?

1.

 

Doktor Villnoess, Chefarzt der hämatologischen Abteilung der Terra-Klinik in Port Venus, nahm den nächsten Untersuchungsbefund zur Hand. Dabei warf er dem dicken Stoß unbearbeiteter Schriftstücke zu seiner Rechten einen unzufriedenen Blick zu, zwang ihn doch diese belästigende Routinearbeit jeden Tag dazu, die Labors zu verlassen und am Schreibtisch Verwaltungsbeamter zu werden.

Doktor Villnoess war mit seinen dreißig Jahren sehr früh Chefarzt der hämatologischen Abteilung der Terra-Klinik auf der Venus geworden, und viele Kollegen hatten ihm diese Berufung missgönnt, aber Villnoess gehörte innerhalb des Solaren Imperiums zu den zehn besten Hämatologen und stand auf Grund seiner intensiven Forschungsarbeiten in dem Ruf, bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Blutforschung gemacht zu haben, deren klinische Prüfungen zur Zeit im Gange waren.

Routinemäßig entnahm er dem Befund nur das Wichtigste:

Hyperplastische Systemerkrankung und Ls, Typ F Arkon.

Irreparabel.

Versuch 453 Ls/Ara gescheitert.

Lebenserwartung: null.

Das war der Kern des Befundes, und Villnoess wollte ihn schon abzeichnen, um ihn als erledigt nach links zu legen, als er zusammenschreckte.

Typ F Arkon, dachte er, und dann ahnte er, wer der Patient war, dem in diesem Befund das Todesurteil ausgesprochen worden war:

Thora, Rhodans Frau!

Jetzt las Villnoess halblaut: »Ls, Type F Arkon.« Und nach einem tiefen Atemholen: »Versuch 453 Ls/Ara gescheitert!«

Ls hieß Lymphosarkom – Krebsgeschwulst an einer Lymphdrüse; der Buchstabe F gab den Gefährlichkeitsgrad des Sarkoms an, aber das Wort Arkon dahinter erklärte nicht nur, dass der Patient Arkonide war, sondern dass hier eine Geschwulst vorlag, die selbst den galaktischen Medizinern Rätsel aufgab und gegen die es noch kein Heilmittel gab.

Doktor Villnoess fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.

Er, der sich bis heute immer auf die Diagnosen seiner Kollegen verlassen hatte, begann jetzt in einer Art Panik an ihrer Urteilsfähigkeit zu zweifeln.

Hastig schaltete er die Sprechverbindung ein. »Ich bitte die Herren Gonder, Iltar und Vandenbourg sofort zu mir!«

Als die drei Ärzte wenig später zusammen eintraten, hielt der Chefarzt immer noch den Befund über Thora in der Hand.

Er bot seinen Kollegen nicht einmal Platz an. Er hielt es in seinem Schreibtischsessel selbst nicht aus.

»Herr Iltar«, begann er zurückhaltend, »ich beabsichtige keineswegs Ihre Diagnose anzuzweifeln, aber ...« Er verstummte, schüttelte den Kopf und legte den Krankheitsbericht aus der Hand. Sein Blick wanderte fragend zwischen seinen drei Mitarbeitern hin und her. Jeder nickte; jeder verstand den Chef, aber sie konnten ihm auf seine stumme Frage auch keine Antwort geben. Und nun sprach Chefarzt Villnoess seine Frage aus: »Meine Herren, das kann ich doch nicht Perry Rhodan mitteilen! Wie haben Sie sich das nur vorgestellt?«

Doktor Iltar, der für den schriftlichen Befund verantwortlich war, hatte jetzt zur Frage seines Chefarztes Stellung zu nehmen.

»Chef, wir verstehen Sie. Wir möchten es auch nicht glauben, aber es ist Tatsache: Frau Thora ist Arkonidin, und die Geschwulst in der Lymphdrüse ist ein bösartiges Arkonsarkom vom Typ F. Das Karzinomlabor der Klinik in Terrania hat uns vor etwa zwei Stunden auf dem Funkwege bestätigt, dass die Granulozyten und Monozyten im Verhältnis 5 : 100, wie bei jeder numerischen Vergrößerung der weißen Blutkörperchen, als Typ F Arkon ins Blut gelangt sind. Dieses Resultat lässt einer Fehldiagnose keinen Spielraum, aber ...«

Doktor Villnoess lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. Iltars »Aber« und die Pause dahinter kündigte eine zusätzliche Belastung an.

»Was denn?«, fragte Villnoess barsch. »Nun reden Sie schon!«

»Chef, Frau Thora hat seinerzeit das lebensverlängernde Serum der Aras vom Planeten Tolimon erhalten. Erinnern Sie sich, dass John Marshall und Laury Marten in einer waghalsigen Aktion kleine Mengen dieses Serums erbeuteten ...?«

»Ja, und ...?«, drängte Villnoess, der den Zusammenhang mit Frau Thoras Erkrankung nicht sehen wollte, während er im stillen unentwegt dachte: Nur das nicht! Nur das nicht!

Zögernd setzte Doktor Iltar wieder zum Sprechen an. »Das Karzinom-Labor in Terrania hat den Verdacht ausgesprochen, dass die Geschwulst F Arkon durch das Ara-Serum entstanden ist, weil einige Granulozyten in ihrer veränderten krankhaften Form jenem rätselhaften Spurenstoff ähneln, der als Bestandteil des lebensverlängernden Medikamentes der galaktischen Mediziner bis heute nicht identifiziert werden konnte.«

»Iltar ...!« Der Chefarzt brauste auf. Er trat vom Schreibtisch fort und ging auf seinen Mitarbeiter zu. »Wer hat diesen Verdacht ausgesprochen? Und weiß derjenige jetzt, dass der Patient Frau Rhodan ist?«

»Professor Eric Manoli, Chef ...« Die zweite Frage brauchte Iltar jetzt nicht mehr zu beantworten.

Heiser wiederholte Chefarzt Dr. Villnoess: »Professor Manoli ... ja, dann ...« Das andere ließ er unausgesprochen.

Professor Manoli gehörte zu den ältesten Mitarbeitern Perry Rhodans und war durch die Wanderer-Zelldusche jung geblieben. Es gab innerhalb des Solaren Imperiums keine größere Kapazität auf dem Gebiet der Blutforschung als den Professor, und wenn Manoli von einem Verdacht sprach, dann konnte man sich darauf verlassen, dass nach exakten Untersuchungen aus dem Verdacht Tatsache wurde.

Chefarzt Villnoess stöhnte und wischte sich über die Stirn. »Soll ich Perry Rhodan darüber unterrichten, dass seine Frau seiner Zeit kein lebensverlängerndes Serum injiziert bekam, sondern ein krebsauslösendes Gift? Iltar, stellen Sie eine Verbindung zur Zentrale her. Ich muss sofort mit Professor Manoli sprechen. Er ist doch in Terrania, ja?«

Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Sichtsprechverbindung zustande kam.

Das ausdrucksvolle, durchgeistigte Gesicht des Professors stand auf Villnoess' Bildschirm. Ruhig, fast gelassen, sprach Manoli. Er räumte alle Einwände, die der Chefarzt der Terra-Klinik vorbrachte, mit seinem phänomenalen Wissen um alle Zusammenhänge dieser tödlichen Krankheit aus.

»Wir können nicht in bezug auf das lebensverlängernde Ara-Serum vom Planeten Tolimon von Gift sprechen, Villnoess. Alle Arkoniden neigen zur Leukämie. Ich bin mir noch nicht klar darüber, ob es eine Degenerationserscheinung ist oder ein natürlicher Widerstand des Körpers gegen das Bestreben, den Tod nicht an sich herankommen zu lassen. Es fällt mir schwer daran zu denken, dass Frau Thoras Tage gezählt sind, weil ich weiß, wie eng die Verbindung trotz ihrer plötzlich eingesetzten Alterung zwischen Perry Rhodan und ihr ist. Aber wie jedes Ding zwei Seiten hat, Kollege Villnoess ... ich bin durch die Ähnlichkeit zwischen dem Spurenstoff in dem Ara-Medikament und Frau Thoras F Arkon-Erkrankung in die Richtung vorwärts gestoßen worden, dass die lebensverlängernden Seren der galaktischen Mediziner auf der Basis einer gesteuerten Wucherung arbeiten. Sind das nicht interessante Aspekte, Kollege?«

Zum ersten Mal, seitdem Villnoess Arzt war, kam ihm zu Bewusstsein, was dazu gehört, Forscher zu sein. Die Worte des Professors hatten es ihm gerade aufgezeigt. Während er noch damit rang, wie er Perry Rhodan über die Tatsache unterrichten sollte, dass seine Frau bald sterben müsse, hatte der Professor von »interessanten Aspekten« gesprochen.

Es war keine blasphemische Einstellung; Manoli stand dem Tod an sich in der Form gegenüber, dass Sterben auch eine Form des Lebens war und nichts anderes.

Als das Fachgespräch beendet war, fühlte sich Doktor Villnoess erleichtert, aber bei dem Gedanken an die Formulierung der zu übermittelnden Nachricht an Perry Rhodan, den Administrator des Solaren Imperiums, wurden die alten Bedenken wieder wach.

Nach dem dritten Versuch einer Abfassung, menschliches Mitgefühl anklingen zu lassen, setzte er einen Text auf, der nur Tatsachen enthielt. Professor Manolis Verdacht erwähnte er nicht.

Durch sein Gespräch mit Manoli hatte er erfahren, dass sich Perry Rhodan auf Gray Beast befand und von dort aus die Beobachtung der Druuf leitete. Über die gewaltige Hyperfunkstation in Terrania und unter Benutzung von drei tief im Raum stehenden Schweren Kreuzern des Solaren Imperiums als Relaisstationen, erreichte der verschlüsselte Spruch Perry Rhodan während einer wichtigen Konferenz.

Unter unmenschlicher Anstrengung schirmte er seine Gedanken ab. Kein Telepath vermochte sie jetzt zu lesen. Niemand sollte die Möglichkeit haben, seinen Schmerz, seine Verzweiflung und sein ohnmächtiges Aufbegehren gegen das Schicksal mitzuerleben.

Und Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums, der dieses Gebilde durch die Macht seiner Persönlichkeit geschaffen hatte, brachte es fertig, seine Nöte zurückzustellen, und die Konferenz, die er leitete, verlief wie jede andere ihrer Art.

Erst drei Stunden später kam von Gray Beast, wieder über Raumschiffrelaisstationen, damit Arkon keine Möglichkeit erhielt, über die Funkpeilung die Erde ausfindig zu machen, Perry Rhodans Bestätigung, dass er die Hiobsmeldung erhalten habe.

Doktor Villnoess wunderte sich nicht, dass der »Chef«, wie Rhodan im alltäglichen Sprachgebrauch genannt wurde, sich nicht mit ihm in Verbindung setzte. Professor Manoli war die geeignetere Persönlichkeit dafür.

Doch keine vierundzwanzig Stunden Venuszeit später hatte Chefarzt Villnoess wider jedes Tagesprogramm seine Labors zu verlassen.

General Conrad Deringhouse war ihm gemeldet worden.

Auf der Stelle ließ Villnoess seine Arbeit im Stich. Er wusste, warum der General kam und auch, wer ihn nach Port Venus geschickt hatte.

Der große, etwas hagere Conrad Deringhouse blickte den Chefarzt der hämatologischen Abteilung ernst an, als dieser, dem General gegenübersitzend, in Worten, die auch einem Nichtmediziner verständlich waren, Frau Thora Rhodans Krankheitszustand schilderte.

Deringhouse besaß einen militärisch kurzen Haarschnitt; die Sommersprossen unterstrichen sein jugendliches Aussehen noch stärker. Der natürliche Alterungsprozess war durch die Zelldusche auf dem Kunstplaneten Wanderer für zweiundsechzig Erdenjahre aufgehalten worden; im Gegensatz dazu hatten die Arkoniden Crest und Thora das Physiotron nicht benutzen dürfen, obwohl Perry Rhodan alles versucht hatte, um auch ihnen das wunderbare Geschenk einer über sechs Jahrzehnte reichenden Lebensverlängerung zukommen zu lassen.

Doktor Villnoess hatte seinen Bericht beendet. Nachdenklich blickte General Deringhouse ihn an. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Doktor, dann wird vermutet, dass Frau Thoras unheilbare Erkrankung durch das Ara-Serum vom Planeten Tolimon ausgelöst worden ist, und gerade das kann ich nicht glauben. Die galaktischen Mediziner ...«

Villnoess unterbrach ihn abrupt. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, General, und darum ist es meine Pflicht, Sie darüber zu informieren, dass die galaktischen Mediziner dem Sarkom F Arkon genauso machtlos gegenüberstehen wie wir! Und wir Terraner, wir kennen das F Arkon doch nur aus der Literatur der Aras. Innerhalb unseres Krankengutes ...«

Deringhouse blitzte jetzt den Arzt an. »Innerhalb von was?«, fragte er und reagierte damit auf den in Klinikkreisen überall benutzten Ausdruck Krankengut sehr scharf.

Villnoess ließ sich nicht verwirren. »Krankengut ist ein allgemeingültiger Ausdruck in der Medizin und stellt keine Abwertung des kranken Menschen dar. Doch um auf unser Thema zurückzukommen: Frau Thora ist gegenüber ihrem Landsmann Crest seit ihrem Aufenthalt im Solaren Imperium weit mehr gefährdet gewesen als der arkonidische Wissenschaftler. Diese Entdeckung haben wir erst bei der letzten großen Blutuntersuchung von Frau Thora gemacht. Ihnen, General, alle die Momente mitzuteilen, die uns dieses bedrückende Resultat erstellten ... bitte, bestehen Sie nicht darauf, sie zu hören. Der abschließende Befund ist tragisch genug. Und zu hoffen, dass die galaktischen Mediziner ein Mittel besitzen oder einen Weg kennen, das Lymphsarkom F Arkon seiner tödlichen Wirkung zu berauben, ist eine Illusion.

Vor etwa drei Wochen ist die größte Kapazität der galaktischen Mediziner auf dem Gebiet der Gehirnrindenreflexe, Uut-Cin, an einem Sarkom F Arkon gestorben. Besagt das nicht alles, General? Sie können sich darauf verlassen, dass diese Meldung und auch die Todesursache von Uut-Cin stimmen.«

Schweigend blickten sich die Männer an.

»Doktor, wie sage ich es dem Chef? Ich bin auf dem Weg nach Gray Beast und von Rhodan beauftragt, auf der Venus Zwischenstation zu machen, um mit Ihnen zu sprechen. Villnoess ...« General Conrad Deringhouse sprang auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. Er, der kaltblütig in jeden gefährlichen Einsatz flog, fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem er seinem Chef gegenübertrat mit der Aufgabe, ihn darüber zu unterrichten, dass es für seine Frau keine Hoffnung mehr gab.

Deringhouse hatte aus nächster Nähe miterlebt, wie die fast unwirklich schöne Arkonidin Thora und Perry Rhodan, der Baumeister der Dritten Macht und Schöpfer des Solaren Imperiums, sich menschlich immer näher gekommen waren, um schließlich ein Paar zu werden, das in dieser Verbindung das höchste Glück fand, was zwei Menschen mit ihren Händen halten können.

Doch während Perry Rhodan durch das Physiotron auf dem geheimnisumwitterten Kunstplaneten Wanderer die lebensverlängernde Zelldusche erhielt und nicht mehr alterte, setzte dieser Prozess bei Thora plötzlich ein und konnte durch terranische und aralonische Seren und Medikamente nur noch kurzfristig aufgehalten werden.

Rhodan hatte alles, was in seiner Macht lag, aufgeboten, um Thora vor dem furchtbaren Schicksal zu bewahren, an seiner Seite zur alten Frau zu werden, während er selbst der ewig junge, vitale Mann blieb.

Keines der Mittel, die Thora im Laufe der Zeit einnahm, hatte lang anhaltende Wirkung besessen, jedes neue Präparat setzte viel früher in seiner Wirkung aus, als es die Mediziner erwartet hatten. Immer deutlicher zeichnete sich ab, dass Thoras Körper alle Aktiva mobilisierte, um gegen diese Präparate anzukämpfen.

Ihre Natur wehrte sich gegen diesen Eingriff!

Und dann, vor drei Monaten, wurde Thora über Nacht buchstäblich zur alten Frau!

Sie hatte es festgestellt, bevor sie Perry am frühen Morgen begegnete. Sie hatte es ihm gesagt, während sie am Frühstückstisch zusammensaßen. Sie hatte ihn dabei angelächelt, und ihre Hand war über die seine mit einer unbeschreiblich zarten, von beglückender Liebe getragenen Geste geglitten.

Zwei Tränen standen in ihren Augenwinkeln, aber ihr Mund lächelte. Und als sie dann sein Gesicht in ihre Hände nahm, ihren Mann aus ihren großen, wunderbaren Augen ansah, sagte sie: »Perry, ich darf doch nicht weinen, dann wäre ich undankbar. Bei dir habe ich doch mein Glück gefunden, und daran will ich jetzt immer denken, wie glücklich du mich gemacht hast in all diesen Jahren.«

Und dann nahm sie Abschied von ihm.

Noch am selben Tag brachte ein Schiff sie zur Venus, wo Thora ihren Bungalow »Arkon« in zweitausend Meter Höhe, am Fuße des Valta-Gebirges, aufsuchte.

Seit diesem Tag war ein Vierteljahr vergangen, und aus der rapid alternden Thora war eine tödlich erkrankte Frau geworden.

Vor vierundzwanzig Stunden Venuszeit hatte die letzte Blutuntersuchung dieses niederschmetternde Ergebnis erbracht.

Und jetzt lief General Deringhouse erregt im Arbeitszimmer des Chefarztes Villnoess auf und ab, die Hände hinter dem Rücken, und der kaltblütige General fürchtete sich, seinem Chef und Thoras Mann sagen zu müssen: »Perry Rhodan, deine Frau muss sterben!«

»Doktor ...« Deringhouse war vor Villnoess stehengeblieben, »Rhodan ist auch nur ein Mensch, kein Monument, kein lebloses Etwas ... Wie soll ich es ihm sagen? Geben Sie mir doch einen Rat!«

»Er weiß es ...«, sagte Villnoess, »er hat gestern auch mit Professor Manoli gesprochen ...«

»Er weiß es ...« warf Deringhouse erregt dazwischen. »Ja, er weiß es. Aber ... verdammt noch mal, Doktor ... können Sie sich nicht vorstellen, dass Rhodan diese Tatsache nicht wahrhaben will? Er ist ihr Mann! Thora ist seine Frau. Er liebt sie ... es hätte Ihnen einmal vergönnt sein müssen mitzuerleben, in welcher Harmonie beide gelebt haben! Thora ... ja, Thora, die Arkonidin, sie, die einstmals stolze, hochmütige, abweisende Fürstin aus einem uralten arkonidischen Herrschergeschlecht ... sie ist die gute Seele des Solaren Imperiums gewesen!

Ich rede jetzt keine Phrasen oder spreche mit falschem Pathos, ich sage nur das, was die wenigsten gewusst haben: Thora hat unseren Chef geführt, nicht mit Vorschriften, noch weniger mit Vorhaltungen oder Vorwürfen. Sie hat Rhodan damit geführt, indem sie seine Frau war und er das Glück, das er sich erträumte, bei ihr fand.

Und das soll jetzt alles zu Ende sein? Gerade jetzt, wo das Schicksal unseres winzigen Systems auf des Messers Schneide steht?

Doktor Villnoess, es muss