Rainer Frank

 

Rosarote Träume in Blau 2  

Chat-Inferno  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

Himmelstürmer is part of Production House GmbH 

 

www.himmelstuermer.de 

E-mail: info@himmelstuermer.de
Originalausgabe, April 2013 

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages 

Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage. 

 

Coverfoto: istockphoto.de 

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg. www.olafwelling.de 

Printed in Dänemark 

 

ISBN print 978-3-86361-275-7
ISBN epub
978-3-86361-276-4 

ISBN pdf:  978-3-86361-277-1 

 

Die Handlung und alle Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig. 

 

 

 

Was bisher geschah

 

 

Benny ist ein attraktiver und verdammt gut aussehender Bursche. Er bringt fast all das mit, nach dem sich viele sehnen und was sich fast alle auch wünschen: er ist unverdorben, bildhübsch, hat mehr als nur Grütze im Kopf und ein richtig geiler Knackarsch fehlt ihm auch nicht. Er ist überall beliebt, auch bei seinen Kollegen. Er ist fleißig, hilfsbereit und gesittet, eben ein richtig anständiger Kerl, einer von der Marke Traumtyp und Traumschwiegersohn. Eigentlich könnte er jeden haben. Man dreht sich auf der Strasse öfters nach ihm um. Doch Benny ist das ganze Gegenteil von dem, was man auf den ersten Blick denken könnte: er steigt nicht von Bett zu Bett, lässt sich nicht so leicht und im Handumdrehen erobern, Abenteuer waren für ihn bisher nicht das Ziel. Er hat viel verpasst in den letzten Jahren, ohne Frage, das weiß er. Doch so langsam weiß er aber auch, er muss sich sputen und das Leben endlich in voller Breite an sich heranlassen, sonst bleiben seine Träume für immer nur Träume.  

        Geschwärmt hat er schon öfters von dem Einen oder Anderen, mehr war da bisher nicht. Doch jetzt hat auch ihn die Liebe scheinbar voll erwischt. 

 Frank lebt offen schwul in Brandenburg an der Havel. Er will nach zahlreichen Abenteuern, die ihn nicht mehr wirklich erfüllen, endlich wieder eine richtige Beziehung aufbauen. Er lernt im Chat eines Abends den gutaussehenden Benny kennen und ist total begeistert. Und auch Benny ist auf der Suche, hat aber weder Erfahrung noch eine klare Vorstellungen davon, wie eine Beziehung eigentlich aussieht. Er sehnt sich einfach nach Liebe und einem festen Freund. Benny lebt auf einem kleinen Dorf im Brandenburger Land und fühlt sich dort zunehmend gefangen und eingesperrt.  

In Franks Umfeld tummeln sich aber noch einige andere Beziehungsanwärter. Natürlich testet er einige davon aus, will dann aber doch lieber den 10 Jahre jüngeren Benny für sich gewinnen. Der ist von Frank total begeistert und glaubt, das könnte funktionieren.  

Leider ist er ein chronischer Vielchatter und verfängt sich dadurch immer wieder in seiner virtuellen Gefühlswelt. Er weiß zwar, dass er schwul ist, lebt aber bisher aus vielerlei Gründen nicht wirklich schwul. Nur durch das Internet fühlt er sich an die schwule Community zumindest etwas angeschlossen. Für Benny öffnen sich plötzlich alle bisher verschlossenen Türen, als er spontan und mutig ein erstes Date mit Frank verabredet und kurz darauf auch ein sehr langes Wochenende bei ihm verbringt.  

Die Gegensätze des Stadt- und Landlebens bringen so manche Ungereimtheit zwischen den beiden mit sich. Frank will Benny mit Haut und Haaren und gern für immer. Doch Benny hat noch Angst vor einer festen Bindung. Er hat sich zwar in Frank verliebt und möchte auch gern mit ihm zusammen sein, nur nicht gleich zu fest und zu verbindlich. Ihn quält aber zunehmend die Angst, Frank könnte sich für zwischendurch auch andere Kerle ins Bett holen, wenn er sich zu lange Zeit für eine Entscheidung lässt. Denn da sind auch Robert und Pascal, die beide auf Frank scharf sind und die dem auch gefallen. Benny kann sich aber einfach nicht entscheiden und sucht virtuell nach den vermeintlich richtigen Antworten. Er glaubt seine Freiheit zu verlieren. Eine Freiheit, die aber gar nicht wirklich existiert. 

Doch Frank hat noch ganz andere Probleme zu lösen. Als Kommissar bei der Kripo hat er einen rätselhaften Doppelmord aufzuklären. Der Dealer Boris Bertram und die Prostituierte Bettina Müller sind auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen. Und die beiden schienen sich gut zu kennen. Er lernt dabei die Tiefen der Prostitution, des Drogenhandels und der Korruption kennen. Sein blonder Zeitvertreib Pascal ist tiefer in die Sache verwickelt, als er es ahnt.  

Frank ist auf dem Weg von Potsdam nach Rathenow, um bei der Wohnungsdurchsuchung eines Dealers dabei sein zu können, ein Kumpan von Boris Bertram. Er erhofft sich davon neue Erkenntnisse und Lösungsansätze für gleich zwei brisante Fälle.  

Im Grunde hat er nur noch zwei Tage Zeit, dann beginnt für ihn eine Urlaubswoche mit Benny auf der Insel Rügen. Eine Woche, in der sich beide noch besser kennenlernen wollen. Durch die laufenden Ermittlungen ist der Zeitpunkt nicht mehr so ganz optimal, aber er will das unbedingt durchziehen. Benny ist ihm wichtig, sehr wichtig sogar. Nach dem ersten gemeinsamen Wochenende will er ihn noch sehr viel mehr als vorher. 

 

 

Erkenntnisse in Rathenow

 

Frank fuhr in Wustermark von der A 10 ab, so wie es ihm Kommissar Nils Berger empfohlen hatte. Bisher war er ganz gut unterwegs, doch jetzt kam die Landstraße und es wurde etwas mühsamer. Der Kollege, der ihm gestern die erfreuliche Neuigkeit der Verhaftung des gesuchten Dealers mitgeteilt hatte, gab ihm nun die Anlaufadresse durch. In ungefähr 30 Minuten sei er da, bestätigte er ihm umgehend.  

Vor dem renovierten Altbau in einer schönen Rathenower Innenstadtlage stand ein Polizeibeamter, der nahm ihn in Empfang und begleitete ihn in eine Erdgeschosswohnung. An der Tür stand der Name Keller. Kommissar Alexander Berthold begrüßte ihn freundlich und informierte kurz über die Einzelheiten.   

Sie hatten auf der übermittelten Zeichnung diesen Mario Keller sofort erkannt, der sei auch kein so ganz unbeschriebenes Blatt. Sie hätten die Wohnung drei Tage observiert und ihn dann, als er endlich mal wieder auftauchte, sofort festgesetzt. Man habe weder im Auto noch in der Wohnung bisher Drogen gefunden. Der Kerl schwiege noch und zeige sich in keiner Weise kooperativ.  

Die Wohnung lag im Erdgeschoss nach hinten raus und hatte einen kleinen Garten mit einem Sitzplatz. Es gab neben einem kleinen Schlafzimmer noch ein wesentlich geräumigeres Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad und ein Arbeitszimmer. Einige Aktenordner waren schon in Kartons verpackt und sein Rechner war bereits abgeklemmt. Kommissar Berthold schlug Frank vor, dass sie die Kollegen hier weiterarbeiten lassen und ins Büro fahren. Dort könne er sich diesen Mario Keller auch ansehen. Frank bat darum, noch einen kurzen Blick in die Akten von Keller werfen zu dürfen. Eine halbe Stunde später waren sie dann auf dem Weg zu Bertrams Dienststelle.  

Sie verabredeten, dass Frank zunächst eine Vernehmung Kellers machen sollte und Berthold die Sache aufmerksam verfolgte. Frank hatte ja wesentlich mehr Vorkenntnisse und konnte dem Kerl so viel besser auf den Zahn fühlen.  

„Du weißt, wir können den ohne Beweise nicht sehr lange hier festhalten.“ 

„Ja, leider. Aber lass mich mal machen. Ich habe immerhin einen Zeugen. Den, der auch das Bild von ihm gezeichnet hat. Kannst du veranlassen, dass die Ordner mal nach Handyverträgen durchforstet werden? Ich habe da so einen leisen Verdacht.“ 

„Eins haben wir ihm vorerst abgenommen. In der Wohnung und im Auto war bisher kein zweites Mobiltelefon zu finden.“  

„Ich wette, dass er mehr als einen Vertrag hat.“  

Bei einem kleinen Mittagsimbiss schloss Frank dann seinen Kollegen grob an die ganze Geschichte an.  

„Ich glaube nicht, dass dieser Keller zum Kopf der Bande gehört, der ist garantiert nur ein kleiner Zwischenhändler.“  

„Das glaube ich auch. Als selbstständiger Vertreter für Fitnessstudiobedarf ist er ja viel unterwegs und kommt auch gut rum.“ 

„Was willst du denn für eine Taktik anwenden bei dem Kerl?“ 

„Das weiß ich auch noch nicht genau. Das entscheide ich, wenn ich den vor mir habe und ihm einmal in die Augen schauen konnte. Auf jeden Fall werde und muss ich ein bisschen bluffen. Entweder meine Nase erweist sich als gut oder ich gehe damit baden.“  

Dann wurde Mario Keller von einem Beamten in den Verhörraum gebracht. Frank bot ihm einen Stuhl an und wirkte recht freundlich. Er setzte sich ihm gegenüber und schaute einige Sekunden in sein markantes Gesicht. Dann blätterte er wahllos in den vor sich liegenden Unterlagen. Mario Keller war 26 Jahre alt, hatte eine ganz normale Figur und schwarze Haare. Seine grauen Augen sagten Frank, er hatte nur wenig Angst. Vor ihm saßen 172 Zentimeter ausgekochter Ganove. Frank fand, der Kerl war nicht unattraktiv. In einer anderen Situation wäre ein kleiner Flirt fällig gewesen. Doch jetzt ging es um viel wichtigere Dinge.  

Franks Schweigen machte Keller langsam nervös. Gerade deswegen wurde Frank immer gelassener. 

„Ihr könnt mich hier nicht länger festhalten, ich habe nichts gemacht.“   

„Gemacht vielleicht nicht, aber getan hast du schon so einiges.“  

„Ihr habt nichts gegen mich in der Hand.“ 

„Oh, das sehe ich aber ganz anders.“ 

„Und was sollen das sein?“ 

„Also Boris Bertram hat mir das eine oder andere sehr bereitwillig gezwitschert.“  

„Und wer soll das sein, nie gehört den Namen.“  

„Das sagen am Anfang alle. Soll ich ihn hier einmarschieren lassen? Das hilft deiner Erinnerung dann vielleicht etwas auf die Sprünge.“   

„Aber gern. Da bin ich mal sehr gespannt, wie das aussehen soll.“ 

„Das darfst du auch. Aber es gibt noch mehr Leute, die dich belasten, keine Sorge. Vielleicht helfen dir ja Orte wie Mögeliner Lurch, Steckelsdorfer See oder auch Wolzensee etwas beim erinnern.“  

„Die kenne ich natürlich. Als Einheimischer sind mir das keine Fremdworte.“ 

„Pass auf, mein Freund. Du weißt, dass ich mehr weiß und ich weiß, dass du versuchst, deine sehr dünne Haut zu retten. Und du versuchst, dabei auch noch jemanden zu decken. Ich habe einen Vorschlag. Du erzählst mir, was ich wissen will und ich sorge dafür, dass du glimpflich aus der Sache rauskommst.“   

„Und wie sollte so ein Deal genau aussehen?“ 

„Das kommt natürlich auf das Endergebnis an. Aber die Leute, die uns helfen, die sind noch immer gut damit gefahren.“ 

„Ihr könnt mir nichts beweisen.“ 

„Das ändert sich ganz schnell. Hier geht es um Drogenhandel, um Erpressung, um Prostitution und um Mord. Das sind doch tolle Aussichten für dich. Und solange deine Unschuld nicht bewiesen ist, solange wirst du hier nicht wieder aus der Haustür gehen. Das sollte dir doch klar sein.“ 

„Ich muss meine Unschuld nicht beweisen, ihr müsst mir etwas nachweisen.“ 

„Das ist reine Auslegungssache. Wir finden schon was. Da reichen schon ein paar von den netten Pillen in deiner Wohnung.“ 

„Das könnt ihr mir nicht anhängen.“ 

„Was?“ 

„Damit habe ich nichts zu tun!“ 

„Womit?“ 

„Mit Mord und so.“  

„Aber mit dem Rest schon. Und ob Mord oder nicht, das muss sich erst noch zeigen. Ich habe gleich zwei Tote, stell dir das mal vor. Und irgendeiner ist dafür verantwortlich.“  

„Nein, nein. Das lass ich mir nicht anhängen. Das nicht.“ 

„Keiner will dir was anhängen, wir ermitteln ja nur. Eventuelle Missverständnisse kannst nur du aus dem Weg räumen.“ 

„Und wie kann ich das am besten?“ 

„Mit der Wahrheit auf meine Fragen.“  

„Ich höre.“ 

„Du arbeitest mit Boris Bertram zusammen und ihr vertickt zusammen Drogen, genauer gesagt Ecstasy. Woher kennst du Boris und seit wann?“  

„Ich habe mit Boris mal zusammengearbeitet, das hat sich aber längst erledigt. Es war nur eine kurze Zeit. Kennengelernt habe ich ihn mal in Potsdam auf einer netten Party.“  

„Boris ist schwul und du auch.“ 

„Ich bin bi, Boris ist schwul.“ 

„Boris lebt stark über seinen Verhältnissen und er hat deshalb auch immer wieder Geldprobleme. Du hilfst ihm doch dann gelegentlich aus der Patsche.“ 

„Na ja, helfen ist übertrieben. Ich habe für ihn einen Handyvertrag gemacht, er hatte bei allen Anbietern Schulden. Und ich habe ihm zweimal Geld für die Miete gegeben. Dafür hat er mir dann ab und zu geholfen.“  

„Er hat für dich Kunden generiert?“  

„Nein, so kann man das nicht nennen.“ 

„Wie dann? Und was verbindet euch, wenn nicht die Kunden und die Dealerei?“ 

„Naja, es war mehr so, dass ich mich irgendwie zu ihm hingezogen fühlte. Vielleicht kannst du das ja nicht wirklich nachvollziehen.“ 

„Das kann ich durchaus, Boris ist ein wirklich geiles Kerlchen.“ Frank wollte sich jetzt bewusst zu erkennen geben, er erhoffte sich dadurch noch besseren Zugang zu ihm. Er hatte ja nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Und dieser Mario Keller registrierte das auch sehr aufmerksam, schien aber zunächst etwas erstaunt über Franks ungenierte Offenheit.  

„Ah ja, dann verstehst du mich also.“  

„Durchaus. Die Party in Potsdam, war das eine Szeneparty?“ 

„Nicht direkt. Da waren alle möglichen Leute.“  

„War das eine der Partys bei Viktor Amarov?“ 

„Ja. Ich glaub schon.“  

„Wie bist du zu der Party bei Viktor gekommen? Kanntest du Viktor Amarov?“  

„Ein Bekannter hat mich damals mitgenommen. Ich kannte ihn vorher noch nicht.“ 

Frank sah sofort, das war eine Lüge. Seine Augen hielten ihm in dem Moment nicht mehr stand. Aber er ging jetzt nicht weiter darauf ein. 

„Du weißt aber, dass Boris für Viktor gearbeitet hat.“ 

„Nein, das weiß ich nicht. Davon hat er nie was gesagt.“ Und wieder log er. Doch Frank blieb noch ganz ruhig. 

„Wann hast du Boris das letzte Mal getroffen?“ 

„Eine ganze Weile nicht mehr, vielleicht so vor sechs oder sieben Wochen.“ 

„Und was weißt du über sein neues Geschäftsmodell, was er seit einigen Wochen betrieben hat?“ 

„Neues Geschäftsmodell? Keine Ahnung. Er hat immer mal Gelegenheitsjobs gemacht. So wie auch bei mir.“  

„Weißt du, was ich glaube? Du weichst immer mehr von der Wahrheit ab. So wird das hier nichts.“ 

„Wieso denn? Ich kann doch nur sagen, was ich weiß.“ 

„Gut, dann lassen wir das jetzt. Es bringt uns beide nicht wirklich weiter. Bisher haben wir dich vorläufig festgenommen, wir beantragen dann jetzt mal einen richtigen Haftbefehl.“ 

Er nickte seinem Kollegen Berthold kurz zu, der darauf den Raum verließ. Mario wurde erstmals blass.  

„Chef, bitte, ich habe nicht gelogen.“ 

„Nein, du hast mir nur nicht die Wahrheit gesagt.“ 

„Und was soll die Wahrheit dann sein?“ 

„Du kennst Boris schon länger und er hat dich auch bei Viktor Amarov eingeführt. Boris stand damals schon in den Diensten von dem und hat dir dort auf die Sprünge geholfen. Das hat mir Boris erst gestern noch mal ganz klar bestätigt.“ 

„Gestern? Dass ich nicht lache.“ 

„Stimmt, das kann er gestern nicht gesagt haben. Ich weiß das. Aber die Frage ist doch, woher weißt du das?“  

„Ich sage jetzt gar nichts mehr.“ 

„Musst du auch nicht, die Sache ist doch schon völlig klar.“ 

„Oh nein, nichts ist klar.“ 

„Wann begreift du es endlich, hier kann dir nur noch einer helfen und das bist du selber. Den, den du meinst, decken zu müssen, der kommt leider ungeschoren davon. Die Arschkarte ziehst du.“ 

„Ich sage dazu nichts. Ihr könnt mir nichts, aber auch rein gar nichts beweisen.“ 

„Das werden wir noch sehen. Zunächst werden wir dich wegen Mordverdacht, zumindest wegen Beihilfe noch hier behalten. Wie lange, entscheidest du ganz alleine selber.“  

Frank bat den Beamten an der Tür, Keller Handschellen anzulegen und ihn wieder in seine Zelle zu bringen. 

 

Frank saß mit Kommissar Berthold in dessen Büro und beratschlagte die weiteren Schritte. Zunächst sollten die Bewohner im Haus befragt werden. Man brauche dringend Informationen über sein eventuelles Umfeld. Auch eine Befragung der Eltern war wohl unumgänglich. Sie beschlossen, eine nochmalige und sehr tiefgründige Untersuchung der Wohnung sei unabdingbar. Berthold müsse auch den Vermieter kontaktieren, vielleicht gab es ja noch irgendwelche Nebenräume. Irgendwo musste er die Ware schließlich deponiert haben. Beide waren sich sicher, dieser Mario Keller hatte offensichtlich eine Menge Dreck am Stecken.  

„Zumindest wusste er, dass Boris tot ist, da hat er sich zu seinen Ungunsten leider gleich zweimal verplappert.“  

„Du hast ihn ja auch beide Male ganz geschickt in die Falle gelockt.“ 

„Manchmal klappt das. Vor allem immer dann, wenn der Mund beim Gegner schneller arbeitet als das Gehirn.“ 

Frank bat Berthold, ihn auf dem Laufenden zu halten. Er wäre kommende Woche im Urlaub, jedoch in dem Fall eigentlich immer erreichbar. Außerdem gab er ihm noch den Kontakt zum Kollegen Nils Berger in Potsdam, der ebenfalls an der Sache mit Boris arbeiten würde, speziell aber an diesem Viktor dran sei. Er würde Berger heute noch über alles informieren. 

Berthold war es am liebsten, sie würden in den kommenden Tagen ausführlich das Umfeld von Keller abklopfen und alle möglichen Recherchen anstellen. 

„Du bist der einzige, der bei dieser Sache alle Zusammenhänge kennt. Es wäre in meinen Augen logisch und das Beste, wenn du das auch in der Hand behältst und nach dem Urlaub dann auch mit Mario Keller weitermachst.“  

„Dieser Meinung ist in dem Fall auch Berger in Potsdam, aber das kann ich ja nicht entscheiden. Natürlich wäre es wirklich sinnvoll, es so zu machen. Ihr müsstet dann hier alles sauber abklopfen und alle Spuren aus der Wohnung so weit wie möglich schon auswerten. Natürlich sind auch die Akten von ihm zu sichten. Da wird hoffentlich noch aufschlussreiches zu Tage kommen. Und den Rechner auswerten, das ist ganz wichtig. Diese Dinger bergen oft fiese Geheimnisse.“ 

„Ich denke, wir haben diese eine Woche ganz gut zu tun und können deine Abwesenheit überbrücken. Verschieben kannst du ja sicher nicht?“  

„Es gibt nichts, was man nicht auch verschieben könnte. Aber ich würde es nur sehr ungern tun. Es ist alles geplant und gebucht und es hängt für mich einiges davon ab, vor allem privat.“ 

„Was soll denn eigentlich passieren? Den Keller haben wir hier sicher, Boris ist tot und Berger hat diesen Viktor unter Beobachtung. Ich vermute aber mal, dieser Viktor sollte nicht unbedingt mitbekommen, dass wir den Keller haben.“ 

„Genau. Bleibt nur die Frage, wird er ihn auch vermissen? Deshalb wäre es wichtig, das Haus und die Wohnung weiter unter totaler Kontrolle zu haben. Vielleicht taucht ja einer auf und sucht ihn oder stellt im Haus neugierig Fragen. Schafft ihr das?“ 

„Ja, das schaffen wir. Meinst du, es wäre sinnvoll, ab kommender Woche, wenn wir mit der Wohnung fertig sind, einen jungen Kollegen dort einziehen zu lassen? Der könnte sich ja im Fall des Falles als der Freund von Keller ausgeben, wenn jemand käme.“ 

„Ganz ehrlich? Das halte ich für zu gefährlich für den, den du als Mitbewohner einschleust. Wir haben es hier vermutlich nicht mit einem Häkelklub zu tun. Besser wäre es, das Haus keine Minute aus den Augen zu lassen.“ 

„Ok, dann lassen wir das lieber. Vielleicht kommt ja doch unangenehmer Besuch.“ 

„Vielleicht ja. Bei Gefahr im Verzug müsst ihr aber dann zugreifen. Du weißt, was ich meine. Die Bewohner dürfen wir nicht in Gefahr bringen. Bevor ihr dort rumfragt, unterhalte dich erst mal mit dem Vermieter. Und kontrolliere bitte auch, ob man von hinten irgendwie auch dort ran kommt. Nicht, dass wir vorne warten und die Post geht über den hinteren Bereich ab.“  

„Du hast recht. Man weiß nicht, was uns hier noch erwartet. Wir haben auch darauf geachtet, bei der Festnahme so unauffällig wie möglich vorzugehen. Wir waren mit zwei Zivilfahrzeugen dort und haben ihn erst im Hausflur gestellt. Es war auch keiner im Haus zu vernehmen. Vermutlich saßen alle bei Tisch oder vor der Glotze.“  

„Also mein Vorschlag wäre der: So schnell wie möglich den Vermieter sprechen, erst dann die Hausbewohner. Viele sind es ja nicht. Und denen unbedingt eintrichtern, dass sie keinem Fremden Auskunft geben sollen, über nichts. Die müssen auch nicht wissen, dass wir den Keller schon haben. Am besten nur sagen, wir suchen nach ihm.“  

„Das machen wir so. Das will ich bis Sonntagabend auch gern abgeschlossen haben.“  

„Morgen bin ich den ganzen Tag im Büro. Du kannst mich immer erreichen, wenn was ist oder wenn es Neuigkeiten gibt.“  

„Alles klar, Frank. Sorry, aber eine Frage habe ich noch, wenn es erlaubt ist.“  

„Ist es.“ 

„Das mit dem schwul vorhin, das war ein klasse Joke, das war sehr clever. Der wurde dann sofort offener zu dir.“ 

„Alexander, das war kein Gag. Probleme?“   

„Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil.“ 

„Na, dann ist ja gut.“ 

„Ich fasse noch mal zusammen. Ich kümmere mich um das Haus und die Wohnung mit allem drum und dran, inklusive der Akten und Rechner. Ich mach auch die Eltern von Keller ausfindig. Du informierst Nils Berger in Potsdam und morgen deinen Chef. Du hörst von mir nächste Woche News zu jeder Tages- und Nachtzeit. Meinen Chef binde ich morgen dann natürlich auch ein.“      

„Dein Chef, ist der ein Streber? Einer, der nach Lorbeeren lechzt? Wenn ja, dann bring ihm bitte bei, dass wir hier eng zusammen arbeiten müssen. Keinerlei Alleingänge, sonst versauen wir das nur.“ 

„Ist er nicht, er hat lieber seine Ruhe.“ 

„So sind mir Chefs am liebsten.“ 

Dann verabschiedete sich Frank und trat die Heimreise an. Es war ja auch schon weit nach 17 Uhr. Bevor er losfuhr, schickte er aber noch eine SMS an Benny. „hi mein kleiner schatz. ich bin von potsdam gleich noch nach rathenow gefahren und bin in einer minute auf der heimfahrt. es ist stress pur angesagt, bis später. kiss, frank“. 

Als er aus der Stadt raus war, rief er Berger an und berichtete ihm über die Vorgänge in Rathenow. Er sagte ihm auch, dass er die Suche nach einem Handyvertrag einstellen kann. Boris habe das Ding von diesem Mario Keller bekommen, das läuft auf dessen Name. Berger konnte im Gegenzug noch nichts Neues berichten.  

Nach 35 Minuten Fahrt rauschte Frank kurz vor 18 Uhr in die Tiefgarage seines Hauses und beschloss, als erstes seinem Balkon einen Besuch abzustatten.  

 

 

 

Frank allein zu Hause

 

Nachdem er alle Fenster aufgerissen hatte, genehmigte er sich einen Kaffee mit der obligatorischen Zigarette dazu und streckte seine müden Beine lang auf dem Balkon aus. Er überlegte, ob und in wie weit er Pascal informieren müsste. Im Grunde war er sein einziger Zeuge gegen diesen Mario Keller, vielleicht ja auch gegen Viktor? Sein Handy riss ihn zunächst aus diesen Gedanken. SMS von Benny. 

„hi schatz, da hast du ja einen stresstag hinter dir. unser urlaub nächste woche wird dir gut tun. ich hoffe es kommt durch das alles nichts dazwischen. ich melde mich später. kiss, ich liebe dich! benny“. 

Frank schmunzelte, der Kleine war schon ein braver. Er liebte ihn ja auch und erhoffte sich von der Urlaubswoche mehr als nur Urlaub. „hi schatz, ich liebe dich auch und sehne mich so nach dir. bisher ist der urlaub nicht in gefahr, das muss einfach so bleiben. ich freue mich schon so sehr auf unsere gemeinsame woche. melde dich dann bitte noch, ich warte. kiss frank“. 

Danach wählte er Pascals Nummer.  

„Bauer.“ 

„Pascal, Frank hier. Wo bist du?“ 

„Hast du Sehnsucht nach mir?“ 

„Ja, aber anders als du schon wieder denkst. Ich wollte mit dir über etwas reden.“ 

„Ich bin in einer Stunde zu Hause.“ 

„Dann melde dich bitte bei mir. Pass bitte auf dich auf.“ 

„Warum so besorgt, ist was passiert?“ 

„Nein, nur so. Wir müssen reden.“  

„Nur reden?“ 

„Ja, nur reden.“ 

„Ok. Ich melde mich dann.“  

„Danke! Bis später.“ 

Frank legte auf und war sich noch gar nicht sicher, was er ihm sagen soll und was nicht. Er beschloss, erstmal ein schönes Schaumbad zu nehmen. Er ging ins Bad und ließ das Wasser ein.  

15 Minuten später lag er in der Wanne und entspannte sich. Das tat wirklich gut. Er erinnerte sich an das letzte Wannenbad vor einigen Tagen. Da lag sein Benny mit drin. Er bekam sofort einen Ständer. 

Er verpasste sich dann auch gleich noch einen schönen Orgasmus, er konnte bei den geilen Gedanken an seinen Schatz auch gar nicht anders. Und es hatte auch den Zweck, er wäre nicht mehr so geil, wenn Pascal dann käme. Mit ihm möchte er vorerst nicht mehr vögeln, er wollte im Moment nur mit Benny Sex haben. Letztlich stand ihm eine spritzige und sicherlich anstrengende Woche an der Ostsee bevor. Er stieg irgendwann aus dem Wasser, trocknete sich ab und schlang sich das Duschtuch um die Hüften. Er wollte gerade ins Schlafzimmer gehen und sich etwas überziehen, als es klingelte. Das konnte doch nur Pascal sein. Er ging zur Tür und öffnete. 

Pascal sah ihn erstaunt an und trat ein. „Grüß dich, Frank. Bist ja doch schon nackt.“ 

„Grüss dich, Pascal. Ich bin noch nackt und nicht schon. Ich habe gerade gebadet, ich brauchte das zum relaxen.“ 

„Und ich dachte, ich sei genau zur richtigen Zeit gekommen.“ 

„Wirklich nicht. Setz dich bitte. Ich zieh mir nur noch was an.“  

„Tu, was du nicht lassen kannst.“ 

„Mach ich auch. Ich habe mir in der Wanne auch schon einen runtergeholt, also gib dir keine Mühe.“ 

„Ich merk schon, das Landei hat dich voll im Griff.“ 

„Nein, hat er nicht. Ich habe mich im Griff.“  

„Das dachtest du schon ab und an mal. Ich weiß ja, wie schnell du wieder kampfbereit sein kannst.“ 

„Gib dir keine Mühe und akzeptiere es einfach.“ 

Inzwischen hatte sich Frank eine Hose und ein Shirt angezogen, holte eine Flasche Mineralwasser und Gläser aus der Küche, schenkte ein und setzte sich Pascal gegenüber. 

„Pascal, langsam wird die ganze Sache ernst.“  

„Wie meinst du das? Muss ich mir jetzt irgendwie ernsthafte Sorgen machen?“ 

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und wie ich es dir am besten sage. Es hat sich einiges getan in den letzten Tagen. Leider kann ich dir nicht alles erzählen, aber ich muss dich trotzdem informieren.“ 

„Das klingt irgendwie besorgniserregend.“  

„Wir konnten den Dealer aus Rathenow festsetzen. Letztlich nur durch deine Zeichnung. Dieser Typ scheint aber mehr Dreck am Stecken zu haben und vermutlich enger mit diesem Viktor in Kontakt zu stehen, als anzunehmen war. Ich habe ihn verhört und konnte herausfinden, er weiß, dass Boris tot ist. Da das aber nirgends veröffentlicht wurde und unter der Decke gehalten werden konnte, muss er irgendwie involviert sein. In welcher Form wissen wir noch nicht. Der sitzt in U-Haft und ist dort erst mal für einige Zeit zu Hause. Drogen haben wir bei ihm leider noch keine gefunden.“ 

„Na, das klingt doch gut, wo liegt das Problem?“ 

„Das Problem liegt darin, dass wir nicht wissen, was er genau mit Viktor zu tun hat und dass du der einzige Zeuge bist. Gegen beide. Ich muss dich fragen, wärst du bereit, gegen beide bei einem Prozess auch umfassend auszusagen?“ 

„Ja, auf jeden Fall. Was für eine Frage! Du kannst dich auf  mich zu einhundert Prozent verlassen.“  

„Gut, danke. Aber ich muss dir trotzdem sagen, das ist nicht so ganz ungefährlich. Man weiß nie, was passiert. Es gibt keine Garantiescheine.“  

„Ihr würdet mich doch sicher schützen.“ 

„Natürlich! Darauf kannst du dich verlassen! Und das auch zu einhundert Prozent.“ 

„Aber?“ 

„Genau, es bleibt im Moment ein aber. Denn ich weiß nicht, ob irgendjemand weiß oder vermutet, dass du der wichtigste Zeuge bist.“  

„Deshalb vorhin das, pass bitte auf dich auf.“ 

„Ja. Du musst wirklich auf dich aufpassen. Ich würde dich gern aus der Schusslinie nehmen.“  

„Das heißt, ich soll untertauchen.“  

„So in etwa. Allerdings kontrolliert. So, dass wir wissen, wo du bist und zu jeder Zeit mit dir Kontakt haben können.“  

„Dann sperr mich doch einfach ein. Es gibt sicher auch sehr komfortable Zellen bei euch.“  

„Das wäre vielleicht eine Lösung. Im Grunde dürfte es dieses Gespräch hier gar nicht geben. Aber ich kann dich nicht ins offene Messer laufen lassen.“ 

„Danke, ich weiß das durchaus zu schätzen. Du musst ja ganz schön Angst um mich haben.“   

„Ja, das habe ich auch, und auch aus zwei verschiedenen Gründen. Könntest du kurzfristig ein oder zwei Wochen Urlaub nehmen?“ 

„Ich weiß. Nur ist dir ein Grund im Moment scheinbar nicht viel wert. Urlaub nach so kurzer Zeit in der neuen Firma, das wird sicher nicht gehen.“ 

„Pascal, du weißt, was ich will und dass das bei uns alles nicht so ganz zusammenpasst. Das mit dem Urlaub ließe sich aber auch von mir abklären.“  

„Darf ich mit dir dann eine Woche an die Ostsee?“ 

„Das hättest du wohl gern?“ 

„Ja, das hätte ich wirklich sehr gern.“ 

„Das geht aber nicht.“ 

„Das weiß ich inzwischen auch.“ 

„Gäbe es einen Ort, an dem du dich sicher fühlen würdest? Gern auch im Ausland.“ 

„Ich weiß nicht. Meine Großeltern leben seit einigen Jahren auf Gran Canaria. Zu ihnen habe ich in gewissen Abständen immer mal Kontakt. Die würden sich über einen Besuch von mir sicher freuen.“ 

„Das klingt doch gut. Und Gran Canaria, das wäre ja auch für dein Sexleben ganz vorteilhaft.“ 

„Stimmt. Nur könnte ich das in dem Fall ja nicht wirklich in Anspruch nehmen. Meine Oma würde das sicher nicht so gern sehen. Außerdem leben die mehr in den Bergen und nicht unten am Wasser, dort wo die Post abgeht.“ 

„Auch das wäre perfekt. Dann musst du eben mal ein oder zwei Wochen onanieren.“  

„Aber nur, wenn du mich vor der Abreise noch mal ordentlich ran nimmst.“ 

„Das kann ich dir nicht versprechen. Pascal, können wir mit denen kurzfristig Kontakt aufnehmen und meinst du, die nehmen dich von jetzt auf gleich einige Tage bei sich auf?“ 

„Ich kann ja mal anrufen. Die freuen sich bestimmt.“ 

„Aber nicht von deinem Telefon. Das machst du mit meinem und von hier, jetzt.“  

Frank gab Pascal sein Handy, der las die Nummer aus seinem Telefonspeicher ab und rief seine Großeltern an. Frank sagte ihm noch, er würde vermutlich bis Sonntag dort auch schon anreisen müssen.  

Pascals Oma freute sich sehr über den unverhofften Anruf. Da sie sich schon einige Jahre nicht gesehen hatten, war sie hocherfreut, dass er sie besuchen will. Natürlich könne er auch kurzfristig kommen, das sei doch egal. Sie vereinbarten, dass er am Freitag Bescheid gibt, wann er in Las Palmas ankommt.  

Frank erklärte ihm, dass er am Freitag im Büro sofort alles klären würde und sich auch um den Flug kümmert. Er würde ihm auch eine neue Simkarte besorgen, sodass dass er sein Handy dort möglichst nicht benutzen muss. Er verlangte von ihm, dass er sich jeden Tag kurz bei ihm meldete.  

Da Frank inzwischen mächtig Hunger hatte, lud er Pascal zum Italiener um die Ecke ein. Er fühlte sich für seine Sicherheit jetzt einfach verantwortlich.  

Nach einer guten Stunde waren sie zurück und Pascal ging brav in seine Wohnung. Er musste ja nun auch noch einiges für seine unverhoffte Reise vorbereiten.  

Frank hatte ihm noch gesagt, er sollte niemanden die Tür öffnen und nur ans Handy gehen, wenn er die Nummer kennt. Und es wäre ganz wichtig, dass keiner erfährt, dass er verreist und auch nicht wohin. Er ließ sich auch noch die Handynummer von seiner Chefin geben, die wollte er für Freitag gleich noch ins Präsidium bitten.  

Die Dame ging auch relativ schnell ran und Frank stellte sich vor. Er bat sie, am morgigen Tag bitte in sein Büro zu kommen, er benötige dringend ihre Mithilfe und Unterstützung in einem schwierigen Fall. Sie war etwas überrascht, verstand aber, dass Frank am Telefon nicht mehr dazu sagen wollte. Sie bestätigte, dass sie 10 Uhr vorbei käme. 

Frank war für den Moment ganz zufrieden und lümmelte sich in seinen Lieblingssessel. Natürlich mit einer Weißweinschorle. Er wartete jetzt auf den Anruf von Benny. Er konnte ihm dann am Telefon natürlich auch nichts von der ganzen Sache erzählen. Über die ganze Story von Pascal könnte er ja dann an der Ostsee mal mit ihm reden. Nur, ob der das nicht falsch verstehen würde, das wusste er auch noch nicht. Er stellte sich gerade vor, er wäre mit den beiden im Ostseeurlaub und sie hätten ein Dreibettzimmer. Das gäbe ganz schön viel Arbeit, er müsste ja dann abwechselnd beide vögeln. Natürlich bekam er dabei auch schon wieder einen ziemlichen Ständer.   

Dann kamen ihm aber wieder die anderen, die wichtigeren Dinge in den Sinn. Er hatte am Freitag sehr viel abzuklären. Es galt zunächst seinen Chef davon zu überzeugen, dass Pascal verschwinden muss und seine Abreise relativ verdeckt abläuft. Er brauchte eine dieser Sicherheitssimkarten und er musste ihm vor allem beibringen, dass er eine Woche unverrückbar Urlaub hat. Und er durfte sich nicht verquatschen, das Wort Viktor verbot er sich schon jetzt.  

Er musste unbedingt auch Kommissar Berthold noch einiges sagen. Ihm war klar, das wird ein stressiger und langer Freitag. Und dann fiel ihm ein, Wochenendbereitschaft hatte er zu allem Überfluss ja auch. Zur Abwechslung klingelte aber erstmal sein Handy, es war Benny. 

„Hi, mein kleiner Schatz, hast du es geschafft für heute?“  

„Hi, mein großer Schatz, ja endlich Feierabend.“ 

„Ich bin auch froh, zu Hause zu sein. Der Tag war mehr als intensiv. Aber ich habe morgen noch mal so richtig viel Stress.“ 

„Was ist denn los?“ 

„Das erzähle ich dir dann unter vier Augen, das ist nichts fürs Telefon.“  

„Ich hoffe nur, der Urlaub platzt nicht noch. Das wäre furchtbar. Ich freu mich schon so sehr auf unsere gemeinsame Woche.“  

„Ich mich auch, das kannst du mir glauben. Und mein Schwanz freut sich auch gerade ganz toll.“ 

„Wir könnten ja dann wieder so eine geile Telefonsession machen, wie letztens, oder?“  

„Auf jeden Fall.“ 

„Dann beeile ich mich jetzt und melde mich nach der Dusche wieder.“  

„Genauso machen wir es. Ich rufe in der Zeit mal noch meinen Kollegen in Rathenow an, dem muss ich noch einiges sagen. Dann habe ich das schon mal vom Tisch.“ 

„Bis dann also gleich.“ 

„Bis gleich, Schatz.“  

Nach dem sie aufgelegt hatten, wählte Frank noch Bertholds Nummer. Es dauerte eine Weile, dann ging er aber an sein Handy. 

„Hallo Alexander, hier ich noch mal, Frank aus Brandenburg. Habe ich dich etwa geweckt?“ 

„Nein geweckt nicht, nur bei was schönem gestört. Aber sag, du rufst ja sicher nicht aus langer Weile an.“  

„Sorry, das konnte ich ja nicht wissen.“ 

„Kein Problem, dann fang ich halt noch mal von vorne an nachher.“ 

„Es geht um die Handyverträge von dem Keller. Er muss ja zwei haben, denn einen hat er ja für diesen Boris abgeschlossen. Finde bitte raus, welcher das ist und frage auch die Verbindungen der letzten Monate ab, halt soweit das noch vorliegt.“ 

„Ok, die lass ich morgen meinen Kollegen gleich suchen. Die werden ja hoffentlich in den Ordnern sein, sonst müssen wir anders vorgehen. Ich nehme an, alle ein- und ausgehenden Anrufe?“ 

„Korrekt. Alles was da gelaufen ist. Und, das Handy von dem Keller, das habt ihr ja sicher unter Strom, so dass du immer siehst, wer sich da so meldet.“ 

„Ja klar, das Teil hängt am Ladekabel und wir sehen jeden Anrufer. Die unbekannten Nummern fragen wir dann täglich auch gleich mit ab, zumindest dann, wenn es keinen Kontaktnamen anzeigt.“ 

„Gespeicherte Namen müssen ja nicht immer stimmen. Ich würde mir, wenn ich der wäre, unseren Potsdamer Freund auch nicht unter V abspeichern.“ 

„Stimmt, das könnte auch sein. Wir erfassen alle Nummern und die eventuell ankommenden SMS werden abgeschrieben.“  

„Ich wusste, dass du ein Vollprofi bist.“ 

„Ich kontaktiere noch das Gewerbeamt, seine Bank und frage auch alle Garagengemeinschaften in der Gegend ab. Irgendwo wird der schon ein kleines Lager haben. Und das mit dem Haftrichter habe ich auch schon geregelt, der Keller bleibt.“ 

„Ich sehe, auf dich ist Verlass. Letzte Frage, kennst du zufällig einen Kollegen aus Stendal gut?“ 

„Ja, sehr gut sogar. Warum?“ 

„Dort gibt es eine Firma Top-Royal, die hätte ich gern mal gecheckt. Ich schaff das aber nicht mehr selber anzuleiern. Dort müsste es zwei Chefs geben, über die wüsste ich gern etwas mehr. Kann sein, die sind nicht ganz sauber und haben auch Verbindungen nach Potsdam. Und ich müsste relativ schnell wissen, wenn es geht auch sehr unauffällig, von wann bis wann dieser Pascal Braun dort gearbeitet hat.“ 

„Verstehe. Wird erledigt, das mach ich für dich.“  

„Danke, du bist ein Schatz.“  

„Sag das nicht so laut, sonst wird hier gleich jemand fürchterlich eifersüchtig und lässt mich am langen Arm verhungern.“  

„Ups, das war nur nett unter Kollegen gemeint.“ 

„Ich weiß.“  

„Also dann, bis morgen vielleicht noch mal. Gib Rauchzeichen, wenn was ist.“ 

„Bis morgen dann, es gibt sicher was.“  

„Ach so, schönen zweiten Anfang übrigens noch.“ 

„Danke. So wird es auch kommen.“ 

Frank legte auf und war sichtlich zufrieden. Jetzt hatte er das mit Pascals alter Firma auch gleich noch angeschoben. Das hatte er bisher echt verdrängt. Vielleicht wäre das wichtig. Überprüft hatte er Pascals Angaben bisher ja noch nicht.  

15 Minuten später meldete sich dann endlich auch Benny wieder.  

„Na mein Süsser, liegst du schon bereit?“ 

„Ja klar, und du?“ 

„Ich natürlich auch, was für eine Frage. Ich starre seit zehn Minuten meinen Lümmel an und stell mir die ganze Zeit vor, dass ich ihn eigentlich gar nicht sehen kann, weil er ja in dir steckt.“ 

„Da musst du leider bis Sonntagnacht noch warten, aber ich ja auch.“ 

„Ja, leider. Ich halte das aber spielend aus, allein die Vorfreude auf dich bewirkt Wunder.“ 

„Oh ja, dann kann ich dich eine ganze Woche lang immer spüren, immer wenn uns beiden danach ist.“ 

„Ich befürchte, uns wird oft danach sein.“ 

„Das hoffe ich doch mal stark.“  

„Von mir aus morgens, mittags und abends.“ 

„Und was machen wir dazwischen?“  

„Du bist so ein richtiges kleines Luder, was habe ich mir da nur angelacht. Einen regelrechten Nimmersatt.“ 

„Das habe ich alles erst von dir gelernt. Ich war bis letzten Freitag die Unschuld vom Lande.“  

„Aber nur die gespielte Unschuld. Du konntest es doch gar nicht erwarten, meinen Schwanz endlich in dir zu haben.“ 

„Sollte ich mir das Prachtstück etwa ein zweites Mal entgehen lassen?“ 

„Wieso denn ein zweites Mal?“ 

„Ich hatte, wenn ich ganz ehrlich bin, schon auf dem Parkplatz damit gerechnet.“ 

„Spätestens seit letztem Wochenende müsstest du aber wissen, das hätte dort nicht wirklich funktioniert.“ 

„Stimmt. Als ich ihn wirklich drin hatte, da war mir das dann auch klar. Das hätte beim ersten Treffen nicht geklappt. Aber da war ich auch noch eine sehr blauäugige Jungfrau.“ 

„Jungmann, meinst du! Jetzt weißt du ja, was passiert, wenn ich dich aufspieße. Das werden wir nächste Woche fleißig weiter trainieren.“ 

„Frank, auch wenn du weit weg bist, ich glaube, ich kann dich jetzt schon spüren. Ich komme übrigens auch schon fast.“ 

„Na so lang ist er ja nun auch wieder nicht. Aber ich spüre dich jetzt auch, du sitz gerade auf mir. Und ich komme auch gleich, aber ganz heftig.“ 

„Frank, ich liebe dich. Du bist mein Traummann.“ 

„Sagst du das jetzt nur kurz vorm Orgasmus, oder danach auch noch?“ 

„Das sage ich auch danach. Nächste Woche wirst du das ganz bestimmt öfter hören. Davor, dabei und danach.“ 

„Ich werde dich daran erinnern. Aber ich denke, ich werde dir das Gleiche sagen. Ich verzehre mich nach dir … und es wird immer schlimmer.“  

„Schatz, ich komme jetzt, ich kann es nicht länger unterdrücken.“ 

„Dann lass es raus, ich tu es auch gerade.“ 

 

Zehn Minuten später hatten beide aufgelegt und Frank war sehr glücklich. Er konnte nur hoffen, dass sich Benny langsam so richtig auf ihn einließ und die Sache immer tiefer und fester würde.  

Doch zunächst standen ihm ja noch harte Tage bevor. Während des abendlichen Bades ließ er alles noch mal an sich vorbeiziehen und hoffte, sein Chef würde wie gedacht auch mitspielen.  

 

 

 

Ein ereignisreicher Freitag

 

Pünktlich 8 Uhr stand Frank im Büro und versuchte sofort einen dringlichen Termin beim Chef zu bekommen. Dessen Vorzimmerdrachen machte ihm berechtigte Hoffnung auf 9 Uhr.  

Er holte seine Mails ab und besah sich die Infos auf dem Computer. Dann besprach er mit Martina die Dinge, die sich hier ergeben hatten und was in etwa seine letzten Tage so gebracht hatten. Er wollte, dass sie angeschlossen ist, zu mindestens grob.  

Kurz vor 9 Uhr stand sein Chef im Zimmer und bat ihn um einen Bericht über den Stand der Ermittlungen.  

„Was ich zu berichten habe, ist sehr umfangreich und erfordert einige Entscheidungen. Die bedürfen aber keinerlei Aufschub. Ich würde das gern komplex alles in ihrem Büro besprechen.“ 

„Ok, dann mal los.“ 

Im Büro des Oberkommissars schilderte Frank, was sich in den letzten Tagen ergeben hatte, ließ aber die Aktion von Berger um Viktor außen vor. Er machte ihm schnell klar, dass Pascal Braun für 2 Wochen verschwinden müsste und was dazu nötig war. Sein Chef schlackerte ganz schön mit den Ohren und fing dann auch sofort zu telefonieren an.  

„Ich kläre das alles ab und melde mich dann.“ 

„Ok, Chef. Danke, dass Sie da mitspielen.“ 

„Endlich kommt Bewegung in die Sache, das gefällt mir.“ 

Frank empfing dann Pascals Chefin. Eine sehr attraktive Dame und geschätzte Enddreißigerin.  

Nachdem er mit ihr kurz über Pascal und seine Tätigkeit gesprochen hatte, erklärte er ihr unmissverständlich, dass das, was jetzt kommt, nicht aus diesem Zimmer dringen darf.  

„Pascal braucht 14 Tage Urlaub, ab sofort. Er ist ein sehr wichtiger Zeuge in einem Mordfall und wir möchten ihn zum Schutz aus der Schusslinie bringen. Er wird ungefähr zwei Wochen nicht hier sein können.“ 

„Das klingt ja nicht so gut.“ 

„Pascal ist da eher zufällig reingeraten. Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Aber wir haben es hier mit einer etwas heiklen Sache zu tun. Deshalb möchten wir ihn eine gewisse Zeit verschwinden lassen. Fragen Sie mich bitte nicht wohin, das ist zweitrangig.“  

„Das ist schon in Ordnung und geht auch klar. Ich verzichte zwar ungern auf ihn, aber scheinbar ist es nötig und nicht anders zu regeln.“  

„Das ist es leider. Offiziell ist er krank und hat eine Operation, liegt im Krankenhaus. In welchem, wissen sie nicht.“  

„Das ist ok.“ 

„Noch etwas. Ich möchte wissen, wenn sich jemand nach ihm erkundigt. Mit Namen und Telefonnummer. Jeder, der gezielt nach ihm fragt ist zu notieren. Egal, wer es ist.“ 

„Kein Problem, das werde ich alles festhalten.“ 

„Sie haben meine Telefonnummer, Sie rufen mich an wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt oder nicht ganz geheuer ist. Dass Sie zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet sind, das muss ich ja nicht noch mal gesondert erwähnen.“ 

„Das ist mir alles klar, Herr Steiner. Ich werde verlässlich mit Ihnen zusammenarbeiten. Ich bin kein Neuling auf diesem Gebiet.“   

„Ich weiß. Ich bin kommende Woche nicht hier im Büro, aber für Sie immer erreichbar. Haben Sie noch Fragen?“  

„Nein, im Grunde nicht. Nur die, ob es sich auch länger hinziehen kann als 14 Tage.“ 

„Das kann ich noch nicht sagen. Wenn Sie ihn drei Wochen ausplanen, dann wäre das vielleicht sinnvoll.“  

„Auf welche OP einigen wir uns? Blinddarm?“ 

„Blinddarm klingt gut, das kann sich ja zwei, drei oder auch bis zu vier Wochen hinziehen und ist auch logisch.“  

„Gut, dann ist alles klar.“  

Nach dem Gespräch mit Pascals Chefin telefonierte Frank mit Berger in Potsdam und auch mit Berthold in Rathenow. Es gab weder hier noch da neue Erkenntnisse und auch keine Unklarheiten.  

Jetzt schrieb er noch schnell eine SMS an Benny. „schatz, ich liebe dich.“ 

„schatz, ich liebe dich auch ganz sehr“, kam prompt als Antwort zurück, als ob er schon auf dem Handy gesessen hätte. Und Frank spürte, seine Hose wurde augenblicklich enger. „ich krieg grad eine latte“ simste er deshalb noch zurück. 

SMS von Benny. „ich habe schon eine“.  

„bitte alles für den urlaub aufheben schatz!!!“ Frank musste jetzt echt aufpassen, nicht völlig steif zu werden. Deshalb schob er noch nach. „ich muss jetzt wieder“. Kaum hatte er die SMS losgeschickt, kam sein Chef ins Zimmer. Frank schickte ein Stoßgebet gen Decke, dass der ihn jetzt nicht zum Mitkommen auffordern würde, das würde peinlich.  

„Frank, ich denke, dass wir gegen 14 Uhr die Sache abschließend beraten können.“ 

„Ok, Chef, ich melde mich dann 14 Uhr, wenn ich nichts anderes höre.“ Frank war ganz baff, der Chef hatte ihn das erste Mal mit dem Vornamen angesprochen. Aber wie immer, er hat weder sie noch du gesagt. Immer schön drum rum schlängeln, so war er nun mal. Ohne irgendein weiteres Wort verschwand er dann auch wieder. 

„Wieso ist der immer so komisch, Frank?“ 

„Martina, was erwartest du für eine Antwort, der ist, wie er ist. Hauptsache, er lässt uns weitestgehend in Ruhe.“ 

„Wenn die Montagsberatung auch so läuft, na dann Prost Mahlzeit. Darum beneide ich dich nicht.“ 

„Na ja, sie läuft so ähnlich.“ 

„Kommst du mit zu Tisch, Frank?“ 

„Ich muss noch ein Telefonat machen, dann komme ich nach, Martina.“ 

„Alles klar, bis gleich.“ 

Martina verschwand in die Mittagspause und Frank rief jetzt erstmal Pascal an. Bei ihm schien alles in Ordnung zu sein, niemand hatte ihn kontaktiert. Frank sagte ihm, er wüsste am Nachmittag dann genaueres über die Abreise und würde das gern mit ihm am Abend besprechen. Mit seiner Chefin wäre alles geklärt, er müsse sich darum nicht mehr kümmern.   

„Du liegst im Krankenhaus und hast eine Blinddarm-OP, nur dass du das schon mal weißt.“  

„Interessant. Aber gut zu wissen.“ 

„Ich melde mich, wenn ich zu Hause bin. Du siehst ja, dass ich es bin, ansonsten nimmst du nicht ab.“ 

„Geht klar, Herr Kommissar.“ 

„Das hoffe ich! Bis später.“ 

Frank legte auf und ging auch in Richtung Kantine.  

„Hi, Frank.“ Er fuhr herum und sah, die Begrüßung kam tatsächlich von Robert, der fünf Meter hinter ihm lief. Er blieb stehen, begrüßte ihn und ging mit ihm zusammen in die Kantine. 

Natürlich flogen sofort einige Köpfe in ihre Richtung. Andere steckten die ihren umgehend zusammen, um zu tuscheln. Natürlich bemerkte Frank das auch gleich und es gefiel ihm sogar.  

„Wann klappt es denn mal wieder mit einem Bierchen bei dir?“  

„Du Robert, das klappt vorerst leider nicht. Ich habe Wochenendbereitschaft und bin nächste Woche im Urlaub.“ 

„Urlaub? Na du hast ein Glück! Wo geht’s hin?“ 

Frank beugte sich näher zu Robert, es musste ja hier nicht jeder wissen. „Insel Rügen.“ 

„Oh, schön! Ich vermute mal, mit dem netten Typ vom See letztens?“ 

„Genau. Wir wollen uns noch ein bisschen besser kennenlernen.“  

„Dann scheint das ja zu funktionieren mit euch.“ 

„Ich hoffe es. Klar ist da aber noch nicht alles.“  

„Du weißt ja, wo du mich im Notfall findest.“ 

„Ja, das weiß ich. Ich komme gegebenenfalls darauf zurück. Du bist absolut meine erste Option.“  

„Danke, schön zu wissen.“  

„Kommt Zeit, kommt Rat.“ Frank zwinkerte ihm noch leicht zu und setzte sich zu Martina an den Tisch.  

„Was war das denn?“ Marina platzte schon fast vor Neugier.  

„Nichts, warum? Wir haben uns nur kollegial und freundschaftlich unterhalten. Ich weiß ja jetzt von dir, dass er scheinbar auf mich zu stehen scheint. Warum sollte ich ihn dann ignorieren?“  

„Das sah aber schon sehr vertraut aus.“ 

„Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist.“ 

„Ich dachte nur, dass du mit jemand anderen in Urlaub fährst.“  

„Stimmt. Aber ich weiß ja noch nicht, was dabei rauskommt. Vorsorgen ist besser als Nachsehen.“ 

„Irgendwie gleicht ihr Männer euch alle, ob so oder so gepolt.“  

„Und du meinst, dass Frauen da anders sind.“  

„Nee, nicht wirklich.“  

„Na also.“ 

„Aber süß ist dieser Robert schon, das muss man ihm lassen. Ihr würdet gut zusammenpassen.“  

„Du kennst den anderen noch nicht. Der ist mindestens genau so süß.“  

„Du stellst ihn mir ja nicht vor.“  

„Das wäre noch zu früh. Aber wer weiß, vielleicht ja demnächst. Je nachdem, wie er sich entscheidet.“  

„Na, der wird doch nicht so blöd sein und dich sausen lassen?“ 

„Man steckt ja in keinem drin.“ 

„Ach so? Ich dachte, er wär ein ganzes Wochenende bei dir gewesen.“