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Impressum

© 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
ISBN: 978-3-95439-439-5
Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Fong-Ch’ang war zumute, als habe man tausend Nadeln in seinen Leib gesteckt und schlüge mit Hämmern auf seinen Schädel ein. Er wankte und hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Er wußte, daß er innerhalb der nächsten Sekunden vor Schmerzen und Schwäche zusammenbrechen würde, auch ohne das Zutun seiner Todfeinde.

Vergeblich versuchte er, etwas Konkretes zu erkennen. Rote und graue Schleier wogten vor seinen Augen und webten einen Vorhang zwischen seiner Wahrnehmung und dem weißlichen Sonnenlicht.

Das Oberdeck der Galeone schien sich Fong entgegenzuwölben, und die Gesichter der Mannschaft waren helle Flecken, die in dem wabernden Glast tanzten wie Irrlichter in der Dämmerung über einem Sumpfteich.

„Erbarmen.“

Mehr als dieses eine Wort vermochte Fong mit seinen spröden, völlig ausgetrockneten Lippen nicht zu formulieren. Seine rauhe, kratzende Stimme war das letzte sinnlose Flehen eines Verdurstenden in der Wüste des Hasses und der Grausamkeit.

Vinicio de Romaes stand dicht hinter Fong vor dem Achterkastell. Er hob die neunschwänzige Katze mit der rechten Hand, kniff die Augen zusammen und schlug zu.

Eine Feuerzunge, kein Peitschenschlag, schien über Fongs Rücken hinwegzurasen. Er zuckte zusammen und strauchelte mit nach vorn gestreckten Armen. Nur ein kurzes Stück flog er über die Kuhl, dann landete er mit dem Bauch hart auf den Planken. Über ihm war das höhnische Gelächter der Piraten.

„Erbarmen?“ sagte de Romaes. „Hast du etwa welches mit uns gehabt? In Shanghai hätten wir um ein Haar alle fünf ins Gras gebissen – wenn es nach dir gegangen wäre. Ist es so?“

Fong antwortete nicht. Er lag schwer atmend da und kämpfte gegen die Panik an, die in ihm aufloderte und von ihm Besitz zu ergreifen drohte.

Der Mongole, der in Shanghai beim Überfall auf Philipp Hasard Killigrew und dessen Begleiter an der Schulter verletzt worden war, trat vor und rammte Fong den Fuß in die Seite. „Hast du nicht gehört, was der Kapitän gesagt hat, du Dreckskerl? Antworte! Du wolltest uns alle ans Messer liefern.“

„Ja“, stöhnte Fong.

Zwei, drei Piraten traktierten Fong, und ein stämmiger Chinese mit dickem schwarzem Zopf und nacktem Oberkörper schrie: „Denk an Raga, den Malaien! Und an unseren Landsmann! Du hast sie beide auf dem Gewissen!“

„Umgebracht hast du sie!“ brüllte ein zweiter.

Und ein“ anderer fügte hinzu: „Elend verreckt wie die Ratten sind sie, dabei zählten sie zu unseren besten Kämpfern!“

Der Mongole zückte mit der gesunden Hand eine Bambusgerte, schlug zu und fuhr Fong-Ch’ang an: „Ich zähle jetzt bis drei, dann stehst du auf und läufst bis zum Vordeck, du Hund. Lauf, so schnell du kannst, bevor wir dir so richtig das Fell gerben.“

Sie stellten sich in zwei Reihen in Längsrichtung des Schiffes auf. So bildeten sie eine Gasse, durch die Fong zu laufen hatte. Abwartend standen sie da, ein bösartiges, vergeltungssüchtiges Grinsen auf den Lippen, die Bambusgerten in den Fäusten.

„Eins“, sagte der Mongole.

Nakamura, der Japaner, war zu dem Portugiesen getreten. „Auf was warten wir denn noch, de Romaes?“ fragte er. „Töten wir den Lumpen. Hat er etwas anderes verdient?“

„Nein.“

„Aber seit Tagen führen wir ihn jetzt als Gefangenen im Kabelgatt mit und tun nichts anderes, als ihn hin und wieder an Oberdeck zu holen.“

„Damit er nicht zu Kräften kommt und an Flucht denken kann“, versetzte de Romaes.

Nakamura blickte zu Fong-Ch’ang. Kein Mitleid erschien auf seinen maskenhaften Zügen. „Es kann nicht sein, daß du ihn schonen willst. Ich kann es mir nicht vorstellen. Du mußt gestatten, daß wir ihn töten.“

„Gewiß, aber das hätten wir auch in Shanghai tun können, als wir ihm und dem verfluchten Mädchen in der Nähe des Gerichtsgebäudes auflauerten. Gerade das will ich aber nicht.“

Nakamura schaute zu den prall gefüllten Segeln der Galeone auf und ließ den Blick wieder sinken. Geschickt balancierte er die Decksbewegungen durch Beinarbeit aus. „Ich begreife dich, de Romaes. Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn wir diesen Kerl getötet hätten. Mit ihm, einem bewußtlosen Gefangenen, war es schwierig genug, den Hafen zu verlassen. Fast wären wir einer Patrouille Soldaten aufgefallen.“

De Romaes lächelte dünn. „Stimmt, und auf dem Jangtsekiang hätte uns dann beinah die Besatzung einer schweren Kriegsdschunke aufgestöbert. Wir mußten schleunigst an Bord der Galeone gehen und unsere versteckte Bucht verlassen. Dort waren wir nicht mehr sicher.“

„Dabei hätten wir dort liegenbleiben und vielleicht doch noch dem Seewolf auflauern können“, meinte der Mann aus dem Inselland, das die Europäer einst Zipangu genannt hatten. „Fong hat es uns gründlich verpatzt. Raga hatte uns vor ihm gewarnt.“

Vinicio de Romaes wandte den Kopf und fixierte den Japaner. „Willst du damit sagen, daß ich einen Fehler begangen habe, Nakamura?“

„Natürlich nicht.“

„Jeder von uns muß ständig damit rechnen, ins Gras zu beißen.“

„Ja, Kapitän.“

„Zwei!“ hatte der Mongole gebrüllt, jetzt hob er die Hand mit der Gerte und rief: „Drei!“

Fong-Ch’ang war auf den Beinen. Mühselig hatte er sich aufgerappelt. Er torkelte, fing sich und lief unter Schmerzen los. Die kurzen Gerten prasselten auf ihn ein. Der Spießrutenlauf hatte begonnen.

„Fong soll eines langsamen Todes sterben“, sagte Vinicio de Romaes. „Alles andere wäre ein viel zu gnädiges Schicksal für ihn.“

Nakamura schlug vor: „Laufen wir die Küste an und suchen wir einen Brechnußbaum. Wir binden den Kerl daran fest und brauchen dann nur noch die Nacht abzuwarten.“

Die gifthaltigen Samenkapseln des Brechnußbaumes öffneten sich bei Nacht und dünsteten ihr tödliches Miasma aus. In einzelnen Provinzen des Reiches der Mitte war diese Todesart als Bestrafung fast an der Tagesordnung.

Der Portugiese sah gelassen zu, wie Fong stürzte.

„Schafft ihn wieder ins Kabelgatt“, ordnete er mit schneidender Stimme an. „Legt ihn in Ketten. Und daß mir die Wache im Gang ja nicht schläft! Ich werde immer wieder kontrollieren!“

Er drehte sich dem Japaner zu. „Minutenlang mit dem Tod ringen? Nur für ein paar Minuten? Auch das wäre ein viel zu mildes Ende für diesen räudigen Hund. Nein. Ich werde mir etwas Besseres einfallen lassen.“

Er wollte weiterreden, aber in diesem Moment meldete sich der Rudergänger mit einem Ruf. „Kapitän! Der Kolderstock …“

De Romaes fuhr herum, klomm den Backbordniedergang zum Achterdeck ein Stück hoch und blickte zu dem Mann, der aufgeregt an dem klobigen Kolderstock hantierte.

„Was ist los?“ schrie der Porugiese. „Kannst du dich nicht klar ausdrükken, Bastard?“

Das war nicht mehr nötig. De Romaes sah auch so, was passiert war. Der Kolderstock bewegte sich locker hin und her. Das Ruderblatt gehorchte nicht mehr, der Kontakt war unterbrochen. Das Schiff lief plötzlich aus dem Ruder. Die Steuerungsanlage hatte einen Defekt.

De Romaes begann mörderisch zu fluchen.

Die „Isabella VIII.“ segelte durch die leichte Dünung des Gelben Meeres. Fast schien sie das Drängende zu spüren, das diese Fahrt bestimmte.

Philipip Hasard Killigrew und seine Männer hatten die Verfolgung von Fei Yen, der „Fliegenden Schwalbe“ des Piraten Khai Wang, wiederaufgenommen.

Mit verbissenen Mienen standen sie auf dem Achterdeck und blickten voraus: Hasard, Siri-Tong, Ben Brighton, Ferris Tucker, Big Old Shane, Old O’Flynn und Smoky. Auf dem Quarterdeck, neben dem Ruderhaus, hatte sich der Profos Carberry aufgebaut, und nicht weit von ihm entfernt verharrte soeben auch Ch’ing-chao Li-Hsia, das als Schiffsjunge verkleidete chinesische Mädchen, dessen Name übersetzt „Flüssiges Licht im beginnenden Sommer“ bedeutete.

Auch auf der Back hatten sich Männer der Crew versammelt und spähten angestrengt am Bugspriet der „Isabella“ vorbei zur nördlichen Kimm. Und Dan O’Flynn, der wegen seiner scharfen Augen den Ausguck im Großmars übernommen hatte, starrte durch seinen Kieker, als wolle er hineinkriechen.

„Mist“, murmelte er immer wieder. „So ein elender, verdammter Mist.“

Auf dem Achterdeck ließ der Seewolf das Spektiv sinken. „Der Kerl hat zuviel Vorsprung gewonnen. Und jetzt macht uns die Dämmerung einen Strich durch die Rechnung. Wir haben ihn aus den Augen verloren.“

„Der Teufel soll ihn holen“, sagte Ferris.

„Ja, ist denn das zu fassen?“ Ben Brighton wandte Hasard das Gesicht zu. „Hat der Hund das Glück auf seiner Seite? Entwischt der uns jetzt ein für allemal?“

„Nein.“ Siri-Tongs jettschwarze Augen funkelten vor Wut. „Niemals. Ich kriege ihn. Und wenn ich ihn bis ans Ende meiner Tage hetzen muß. Ich packe ihn.“

„Ben, Ed, Pete!“ rief der Seewolf. „Wir halten den Kurs!“

„Aye, aye, Sir!“ rief Carberry vom Quarterdeck aus zurück. „Immer stur nach Norden!“

„Ja, denn ich rechne fest damit, daß Khai Wang an seinem ursprünglichen Vorhaben festhält“, sagte Hasard.

Die Rote Korsarin streifte ihn mit einem wachen, erregten Blick. „Er will also immer noch nach Peking, in die Verbotene Stadt? Ja, das halte auch ich für möglich. Er hat ja noch die Mumie des Mandarins an Bord, dieser Schakal. Er will sie nach Peking schaffen und beim Großen Chan abliefern.“

„Um diesem Chan um den Bart zu gehen“, sagte Old O’Flynn. Angewidert verzog er seinen Mund. „Das sieht so einem Halunken ähnlich.“

„Wahrscheinlich hofft er auf den Pardon des Großen Chan“, sagte Hasard. „Er wird sich freies Geleit erbitten, die Stadt als Held verlassen und für einige Zeit seine Ruhe vor den Verfolgern haben. In letzter Zeit scheinen ihm die Kriegsdschunken des Reiches ziemlich hart zugesetzt zu haben. Selbst für einen hartgesottenen, mit allen Wassern gewaschenen Schlagetot wie ihn muß es da langsam brenzlig werden.“

Er hob noch einmal das Spektiv ans Auge und blickte zur nördlichen Kimm. Aber die Dämmerung senkte sich bleischwer auf die See und ließ jene Linie, die das Wasser vom Himmel trennte, kaum noch erkennen. Das Eisengrau des Abendhimmels war mit rötlichen Streifen durchwirkt, und es war nur noch eine Frage von Minuten, bis endgültige Dunkelheit die „Isabella“ umfing.

Ben und die anderen Männer blickten zu ihrem Kapitän, dann zu Siri-Tong. Danach schauten sie sich schweigend an.

Würde Hasard die Jagd jetzt abbrechen? Nein, er hatte ja angeordnet, den Kurs zu halten. Aber wie lange hielt er an dieser Order fest? Bis zum Morgen? Und dann? Wenn sie die Dschunke von Khai Wang nicht wieder entdeckten, konnte der Seewolf leicht das Interesse an dieser Verfolgung verlieren.

Oder bildeten sie sich das nur ein?

Bei Siri-Tong waren die Männer sicher: Sie würde nicht eher ruhen, bis sie Khai Wang, die „Geißel des Gelben Meeres“, gestellt und vor die Klinge gefordert hatte. Denn Khai Wang war es gewesen, der sie von Bord des schwarzen Schiffes entführt und nach Shanghai verschleppt hatte. Seinetwegen war die Korsarin in den Kerker der Stadt geworfen und an drei Gerichtstagen abgeurteilt worden: Tod durch das Schwert des Henkers.

Nur Hasards tollkühnem Einsatz war es zu verdanken, daß sie der Vollstrekkung des Urteils entgangen war.

Die Seewölfe hatten um Siri-Tong ebenso gebangt wie die Männer des schwarzen Seglers. Sie hingen an ihr, achteten und verehrten sie in einem Maß, das ihnen nie zuvor so richtig bewußt geworden war. Im stillen gaben sie der schönen Frau recht, was ihre Rachegefühle betraf. Sie folgten ihr und kämpften für sie bis zur letzten Konsequenz.

Nur Hasard in seiner unerreichten Souveränität stand über den Dingen. Deshalb – weil er nicht unbedingt auf Vergeltung sann – kamen den Männern in diesem Augenblick leise Zweifel.

Er wandte sich zu ihnen um. „Ich kann mir gut vorstellen, was in diesem Moment in euch vorgeht“, sagte er. „Aber ihr könnt ganz beruhigt sein. Auch ich habe nach wie vor ein reges Interesse, Khai Wang in die Enge zu treiben und zu erledigen.“

„Arwenack!“ rief Big Old Shane. „Du hast uns aus der Seele gesprochen, Hasard!“

Siri-Tong sah zum Seewolf, und es lagen Bewunderung und Dankbarkeit in ihrem Blick. Nur ein hauchdünner Seidenfaden hatte in Shanghai ihr Leben vom Tod getrennt – und dann waren er und seine Männer aufgetaucht. Sie wußte, daß sie ihm nie vergessen würde, was er für sie getan hatte, aber da war mehr als bloßer Dank. Jetzt, im wiedereroberten Leben, flammten ihre Empfindungen für ihn so vehement wie nie zuvor auf.

Hasard schritt nach vorn, nahm den Backbordniedergang zum Quarterdeck und gelangte zu Carberry. „Holen wir aus unsrer Lady ’raus, was in ihr steckt, Ed. Wir setzen sämtliches Zeug.“

„Aye, Sir. Auch mein rotes Unterhemd, wenn’s sein muß.“

Sir John, der karmesinrote Papagei, hatte sich auf seiner linken Schulter niedergelassen. Er nickte heftig, plusterte sich auf und krähte: „Jacke vollhauen, Jacke vollhauen!“

„Sei still, du Schrumpfhals“, fuhr ihn der Profos an. „Soweit sind wir noch nicht.“

Hasard schaute zu Pete Ballie ins Ruderhaus, prüfte den Stand der Kompaßnadel, warf einen Blick auf die Karten und setzte dann seinen Weg zur Kuhl hin fort. Carberry und „Flüssiges Licht“ folgten ihm auf dem Fuß.

„Männer“, sagte Hasard, als er die Kuhlgräting erreicht hatte. „Blacky, Batuti, Kutscher, Gary, Matt, Al, Jeff, Sam, Bob, Luke, Will und Stenmark.“ Er blickte zur Back. „Bill, wo steckst du?“

„Hier, Sir!“ Der Junge streckte seinen Kopf zum Kombüsenschott heraus. „Klare die Kombüse auf, Sir!“

„In Ordnung.“ Hasard legte den Kopf in den Nacken. „Dan, hörst du mich?“ schrie er.

Dan und Arwenack, der Schimpanse, zeigten sich gleichzeitig am Rand der Großmarsverkleidung.

„Aye, aye, Sir!“ rief der junge O’Flynn.

„Gut, dann hört zu“, sagte Hasard. „Ihr habt unsere ‚Isabella‘ wieder so weit aufgeklart, daß von dem Gefecht mit Khai Wang kaum noch etwas zu sehen ist. Jetzt beweist mir, daß ihr noch die tadellosen Seeleute seid, die ihr immer wart. Wir klüsen, was das Zeug hält. Wir rauschen Khai Wang nach und kriegen ihn wieder, auf Teufel komm ’raus.“

„Und wir segeln dem Höllenfürst ein Ohr ab!“ rief Blacky.

„Und spucken dreimal kräftig gegen den Wind!“ brüllte Matt Davies.

„Ho!“ dröhnte Carberrys Stimme. „Wie lange ist es schon her, daß wir ein richtiges Wettsegeln veranstaltet haben, ihr Stinkstiefel?“

„Eine Ewigkeit“, sagte Al Conroy. „Viel zu lange …“

„Dann steht nicht ’rum und gafft wie die Ölgötzen“, polterte der Profos los. „An die Brassen, an die Schoten, ’rauf in die Wanten, Mann Gottes, wie steht denn das Rigg, das ist ja eine Sauerei, ihr Affenärsche, ihr Rübenschweine! Muß ich euch das wirklich noch erst beibringen? Hey, Matt Davies und Jeff Bowie, setzt die Blinde und meinetwegen auch noch mein rotes Hemd, aber hopp-hopp, oder soll ich euch Beine machen, ihr Säcke, was, wie? Das alles hab ich schon schneller gesehen, ihr Kakerlaken! Oh, ich zieh euch die Haut in Streifen ab, wenn ihr nicht flitzt und die Hacken zeigt.“ Er stapfte über Deck, die Kuhl war sein, er beherrschte die ganze Szene. Wenn der Profos nicht brüllte, war er nicht gesund – aber Carberry erfreute sich auch nach der Auseinandersetzung mit Khai Wang blühender Gesundheit.

Hasard hatte Fei Yen gestellt und ramponiert. Und vorher hatten vier Seewölfe die Piratendschunke sogar geentert. Aber Khai Wang war ihnen noch einmal entwischt, wenn auch angeschlagen, und hatte Distanz zwischen sich und die „Isabella“ gelegt.

Das wurmte die Männer mächtig.

Hasard sah zu wie sie über Deck stürmten und in die Wanten aufenterten. Er wandte sich schließlich ab und kehrte zum Achterdeck zurück.

Flüssiges Licht trat auf ihn zu. Im fallenden Dunkel der Nacht verschmolzen ihre Körperkonturen mit dem Schwarz des in ihrem Rücken aufragenden Achterkastells.

„Seewolf“, sagte sie. „Ob Fong-Ch’ang wohl noch lebt?“

Er blieb stehen und schaute sie eine Weile nachdenklich an. „Hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Schlau, wie er ist, ist er seinen Häschern wahrscheinlich entkommen.“

„Du glaubst selbst nicht daran. De Romaes, Nakamura und der Mongole haben ihm aufgelauert, um sich an ihm zu rächen.“

„Aber du trägst keine Schuld daran.“

„Ich mache mir Vorwürfe.“

„Das ist falsch“, sagte Hasard sanft. „Jeder von uns ist nur sich selbst verantwortlich. Auch Fong. Es tut mir weh, so reden zu müssen, das kannst du mir glauben, denn er ist ein echter Freund. Aber ich sehe keinen anderen Weg. Du weißt auch, daß wir nicht nach ihm suchen konnten.“