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Billie
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DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE
BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIEB
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BILLIE
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ADRIAN BESLEYADRIAN BESLEY
DIE INOFZELE
DIE INOFZELE
BIOGRAIE
BIOGRAIE
ImpressumDie englische Originalausgabe erschien erstmalig 2020 unter dem Titel Billie Eilish: From e-girl to iconbei Michael O’Mara Books Limited.First published in Great Britain in 2020 by Michael O’Mara Books Limited, 9 Lion Yard, Tremadoc Road, London SW4 7NQText © Michael O’Mara Books Limited 2020Designed and typeset by Natasha Le Coultre and Claire CaterFür die deutsche AusgabeÜbersetzung: Lisa Heilig (Kap. 1–6), Wolfgang Beuchelt und Brigitte Rüssmann (Kap. 7–16)Lektorat: Lesezeichen Verlagsdienste, Köln, Laila Prota und Nele SchlötzerSatz: Lesezeichen Verlagsdienste, KölnProduktmanagement: Nele SchlötzerCovergestaltung: Eva GrimmeBITTE BEACHTEN SIE: Dieses Buch ist kein offizielles Lizenzprodukt und wurde weder von Billie Eilish, einem ihrer Verlage oder Lizenznehmer autorisiert, genehmigt oder lizensiert.Die Inhalte in diesem Buch wurden vom Autor und den Mitarbeitern des Verlags sorgfältig geprüft. Eine Garantie wird jedoch nicht übernommen. Der Verlag kann für eventuell auftretende Fehler oder Schäden nicht haftbar gemacht werden. Das Werk und die darin gezeigten Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung und Verbreitung ist, außer für private, nicht kommerzielle Zwecke, untersagt und wird zivil- und strafrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für eine Verbreitung des Werkes durch Fotokopien, Film, Funk und Fernsehen, elektronische Medien und Internet sowie für eine gewerbliche Nutzung der Inhalte. Bei Verwendung im Unterricht und in Kursen ist auf dieses Buch hinzuweisen.1. Auflage 2020© 2020 frechverlag GmbH, Turbinenstraße 7, 70499 Stuttgart ISBN ePub 978-3-7358-1326-8 • ISBN mobi 978-3-7358-1327-5 ISBN PDF 978-3-7358-1328-2 Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Hilfe zum Thema e-Book? Dann schreiben Sie uns unter ebook@frechverlag.de
EINLEITUNG ...........................................7EINS HMESCHO-TAE...........................1ZWEI EROLG ÜB ACT....................23DREI GCAFT!.....................................5VIER BYACE.......................................4FÜNF NICH ÄCE...............................9SECHS AU OR.........................................7SIEBEN V AUMKSAME...............85ACHT VEL...............................................
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„Sie ist so jung!“ Das sagt man schon seit 2013 über Billie Eilish.
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as war lange vorihrem unglaublichen Startins Jahr 2020, als sie bei den Grammys abräumte und den Titelsong zum jüngstenJames-Bond-Film„No Time to Die“ beisteuerte. Als sie auf SoundCloud einen viralen Hit landete, staunte man überihr Alter. Als sie das Coachella Festivalrockte, galtsie als Teen Sen-sation, und als sie 2019 in den USAauf Platz 1 derCharts klet-terte, war sie die ersteim 21. Jahrhundertgeborene Künstlerin, die den Billboard200 anführte.Billie selbst hat sich noch nie über ihr Alter definiert. Sie hat nie versucht,es zu verbergen, noch damit zu kokettieren. Sieträgt ihr Generation-Z-Herz auf der Zunge, weil sie eben genaudas ist. Aber sie ist noch viel mehr:eine unglaublich kreative Person, die sichfür Film, Tanz, Mode und Kunst ebenso inter-essiertwie für Musik.Sie lässt sich nicht auf Musik oder Mode beschränken.Als Performerinist sie ein echtes Naturtalent, das mit 20.000 Leuten bei einem Festival ebenso gut kommunizierenkann wie mit einem kleinen Publikum in einemClub. Sie ist ein Familienmenschund sehr eng mit ihremBruder, ihrer Mutter und
BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE8ihrem Vater.Sie ist ein sensibles Wesen, dasunter Depressionen gelitten hat. Sie ist intelligent, einnehmend und sehr humorvoll.Billie hat nie ein Geheimnis um sich selbstgemacht. Schon lange kommuniziertsie in den sozialen Medien,was in ihr vor-geht, und beantwortet offen und ehrlich auch die heikelsten,per-sönlichsten Fragen. Inden jährlichen Interviews mit dem Maga-zin Vanity Fairäußertsie sich mal bestürzt, mal amüsiertüber ihre Antworten von früher, aber sie sind ihr nie peinlich. Soist sie eben damals gewesen, und heute ist sie so – Menschen ver-ändern sich. Was aber schon immer so war und wohl auch so bleibt: Billie weiß, wassie will. Das sagen ihr Bruder und Musikpartner Fin-neas, ihre Eltern,ihre Manager und Billie selbst. Warum solltesie etwas tun,nur weil es jemand anderes so will? Ihren Erfolg ver-danktsie nicht nur ihrer künstlerischen Vision und ihrer Zielstre-bigkeit, diese Vision umzusetzen,sondern auch ihrem Gesangs-und Songwriter-Talent sowie ihren Fähigkeiten als Performerin.Dies ist die Geschichte eines Mädchens, das Millionen See-lenverwandtegefunden hat,einfach indemes sich treu geblie-ben ist; das mit den Songs,die sie gern mag,Musik geschaffen hat, die auf der ganzen Welt begeistert aufgenommen wird. Es mag vielleicht erst der Anfang einer langen Reise sein, aber allein schon dieser Anfang ist mehr als beeindruckend.
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HOmESCHOOL-TAGE13Billie Eilishs erster Songhandelte davon, in ein dunkles Loch zufallen.
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ls sie diesen Song schrieb, war sie gerade mal vier Jahre alt, und auch wenn sie sehr jung zum Starwurde, war selbstBillie in diesem Alter noch kein fertig entwickeltes Wesen. Dass sie diesen Song und dann in ihrer ganzen Kindheitweitere Songs geschrieben hat (als sie sieben war,teilte sie denSong „What a Wonderful Life“, den sie mit einer Freundin geschrieben hatte, auf James CordensCarpool Karaoke), lässt die angeborene Kre-ativität und die Lust am Performen erahnen.Billie wurde am 18.Dezember2001 in Highland Park geboren, einem Stadtteil von Los Angeles nur wenige Meilen nordöstlich des Zentrums. In den 1990ern zogen viele Menschen dorthin, die wie Billies Eltern wenig Geld hatten und bereit waren, sich in einer Gegend mit hoher Kriminalitätsratezu behaupten; doch die Gentrifizierung im 21. Jahrhundert veränderte hier so manches. Jenes Highland Park, in dem Billie aufwuchs, hattezwar immer noch was Raues, doch gab es auch immer mehr schickreno-vierteHäuser,trendige Bars, Cafés, Musikclubs und Restaurants.
BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE142019wurde der Stadtteil vom Magazin Time Out zu den zehncoolsten Stadtvierteln der Welt gerechnet! Hier kam Billie Eilish PirateBaird O’Connell zur Welt. Ursprüng-lich sollteEilish ihr Rufname sein (ihre Eltern mochten den Klang des Namens, seit sie eine Dokumentation über siamesische Zwil-linge aus Irland gesehen hatten). Aberals ihr Großvater Billkurz vorBillies Geburt starb, wurde sie nach ihmbenannt. Dergrandiose Name Piratewurde von ihremdamals vierjährigenBruder Finneaseingefordert. Baird stammte von ihrer Mutter Maggie und der Familienname O’Connell von ihrem Vater Patrick.Maggie und Patrick waren Schauspieler. Sie hatten sich 1984 bei der Arbeit an einem Theaterstück in Alaska kennengelernt, zogen 1991 nach L.A.,um bessere TV-und Filmengagements zu finden, und heirateten 1995. Beide hatten eindeutig Talent das zeigten Engagements am New Yorker Broadway –, aberdas Showbiz ist ein harte Branche. Auch wenn Maggie kleine Rollen in Friendsund Lass es, Larry!hatteund Mitglied der Comedy-truppe The Groundlings (mit Will Ferrell, KristenWiig und Melissa McCarthy) warund Patrick in The West Wing – ImZentrum der Machtoder Iron Manmitspielte, waren diese Engagements eher unbedeutend und bescherten ihnen keinen nachhaltigen Erfolg. Man könnte meinen,dass Billie alsKind von Schauspielern in L.A. privilegiertund wohlhabendaufwuchs. Weitgefehlt! Für viele Schauspieler ist es leider normal, längere Zeitohne Engagements zuüberbrücken, was dazu führte, dass Maggie nebenbei unterrichtete und Patrick Handwerkerjobs über-nahm, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie renovier-ten sogar ein Haus, um es dann wieder zu verkaufen unddamit Gewinn zu machen. In dem Haus, das sie für sich in Highland Parkgekaufthatten, ist Billie aufgewachsen und sie nennt es immer noch ihr Zuhause. Es ist ein leicht chaotischer,aber unglaublich gemüt-licher Bungalowmit zwei Schlafzimmern, die Wände hängen voll mit Gemälden, selbst kreierten Kunstwerken, Fotos und
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HOmESCHOOL-TAGE15handgeschriebenen Notizen; überall stehen Bücher und Musik-instrumente. Im Haus gibt es allein drei Klaviere, darunter einen Flügel, den Patrick (gratis) im Internet gefunden hat.Ein Baum trägt ein selbst gezimmertes Baumhaus und eine Reifenschau-kel, es gibt ein Fleckchen Rasen –alles, wasein Kind so braucht. Die heimelige Idylle wird durch zwei Tiere aus dem Tierheim komplettiert: Misha, eine schwarze Katze mit weißem Kragen und geschecktem Gesicht, und Pepper, ein süßer schwarz-weißer Pitbull-Mischling mit schwarzem Augenfleck, der auf diversen Fotos nebenBillie zu sehenist und besonders gern ihr Gesicht zu lecken scheint. Ein Bild, auf dem Billie ungefähr sieben Jahre alt ist, zeigt die ganze Familie mit schwarzer Augen-klappe à la Pepper.Der jungen Familie reichtenzwei Schlafzimmer,denn viele Jahre schliefen die vier sogar in einem Zimmer. Erst mit zehn Jahren bekam Finneasein eigenes Zimmer. Als dann aber auch Billie ihreneigenen Raum brauchte, wurde es eng. Aber in einer Familie, in der das Wohlergehen der Kinder überallem steht, verzichteten ebendie Eltern auf ein eigenes Zimmerund schliefen fortan auf einem Futon im Wohnzimmer. Alles eine Frage der Prioritäten!Die O’Connells hatten zwar nichtviel Geld, dafür hatten Maggie und Patrick viel Zeit für ihre Kinderund schufen für Finneas und Billie eine Umgebung voller Wärme und Freiräume, vor allem im Bereich Musikund darstellende Kunst.Patrick spielteUkulele und Klavier, Maggie leitete Songwriting-Workshops und veröffentlichte2009 unter dem Titel We Sailsogar eine eigene Country-CD. In der Familie wurde ständig gemeinsam musiziertund gesungen. Sie hörten Patricks eigene Mixed Tapes, zum Bei-spiel Green Day, die Beatles, Avril Lavigne, Linkin Park und Abba, In der Familie wurde ständig ge-meinsam musiziertund gesungen.
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BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE16und sangen dazu. Für Carpool Karaokegriff Billie zur Ukulele und spielte„I will“ von den Beatles,ein Lied, das sie mit sechs Jahren gelernt hatte. Auf YouTube gibt es einen Clip,in dem die 11-jährige Billie „Happiness is a Warm Gun“ der Beatles interpre-tiert. Sie erinnert sich, dass zu Hause „MusikabsolutenVorrang“ hattesogar vor dem Schlafengehen:Nie wurde sie ins Bett geschickt, solange sie Musik machte.Billie kann wirklich nicht behaupten,dass ihre Eltern streng waren. Das einzige Verbot war, Limo zu trinken. Der Wunsch, ihre Kinder so individuell wie möglich zu erziehen, zeigt sich vor allem der Entscheidung, beide Kinder zu Hause zu unterrichten. Als Maggie 1997 mit Finneas schwanger war,stand der Song „MMMBop“ von Hanson auf Platz1.Hanson bestand aus drei Brüdern aus Tulsa, Oklahoma, die zu Hause unterrichtet worden waren. Als Patrick überdie drei talentierten Jungs las, war er total begeistert davon, und auch wenn er undMaggie im umtriebigenL.A. und nicht im ruhigenMittleren Westen lebten,schworen sie sich, ihre Kinder ebenfalls zu Hause zu unterrichten.In vielen Interviews beschreibt Billie, wiewichtig der Heim-unterricht für ihre Unabhängigkeit und ihre Kreativität war. Es gab keinen Stundenplan, sodass die Geschwister sichmit dem beschäftigen konnten, worauf sie geradeLust hatten. Auch wenn Billie so viel lernte, dass sie mit 15 so was wie einen High-School-Abschluss schaffte, beschäftigte siesich die meisteZeit mit Kunst, Musik und ande-ren kreativen Fächern. Sie liebte es, an Kostümenund hand-werklichenProjekten zuarbei-ten,und als sie älter war,stellte sie im Hof eine Kamera auf und spielte in ihren eigenen Kurzfil-men. Sie gibt zu, dass sie es schon immer liebte, fotografiert und gefilmt zu werden und den Wunsch hatte, zu modeln.Billie ist sicher: Homeschooling förderte ihre Kreativität undUnabhängigkeit.
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HOmESCHOOL-TAGE17Mit 14 trat Finneas in die Fußstapfen seiner Eltern und schlug eine Karriere als Schauspielerein: Er hatte eine Rolle in Bad Teachermit Cameron Diaz.ZweiJahre später spielte erdie Haupt-rolle in dem Independent-Film Life Inside Out(Co- Autorin war seine Mutter) und trat in zwei Episoden von Gleeauf.Auch Billie hatte Angebote, wolltedann aber nicht.„Ich war zweimal beim Vorsprechen“, erzählte sie dem Magazin Rolling Stone. „Es war uninteressant. Soein unheimlicher, kalter Raum. Die ganzen Kids, die alle gleich aussahen.“ Allerdings machte es ihr Spaß, mit anderen Kids Hintergrunddialoge zu sprechen. Man kann ihre Stimme zwar nicht heraushören, aber sie ist in den US-Versi-onen von Gregs Tagebuch –VonIdiotenumzingelt!, Schwesterherzen – Ramonas wilde Welt und XMenmit dabei.Der Hausunterricht mit ihrem Bruder führtedazu, dass Billie und Finneas nicht nur Geschwister,sondern auch beste Freunde waren. Die Beziehung ist bis heute so eng, dass sie alle Schwie-rigkeiten beim gemeinsamen Songschreiben, Aufnehmen und Touren überdauert hat. Trotz Heimunterricht war ihr Leben keines-falls einsam. Die Homeschooling-Familien in der Region bildeten kleine Gemeinschaften. Es gab regelmäßige Treffen und Auffüh-rungen der Kinder. Einmal pro Woche leiteten die Eltern den Unter-richt in verschiedenen Disziplinen, wie Kochen oder Nähen, und Billie nahm an einem Songschreibkurs ihrer Mutter teil. Maggie war eine tolle Lehrerin;sie zeigte den Kindern, wie man ansKom-ponieren heranging, ließ ihnendann aber bei Projekten freie Hand. Mit elf begann Billie ernsthaft mit dem Songschreiben und über-raschte alle in den folgenden Jahren mit ihren ausgefeilten Songs.Billie und Finneaserhielten ihre musikalische Ausbildung zusätzlichbeim Los AngelesChildren’s Chorus (LACC),der in Durch den Hausunterricht waren Billie und Finneas nicht nur Geschwister,sondern auch beste Freunde.
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BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE18den späten1980er-Jahren gegründet worden war und sich bereitsdurch seinen belcantoartigen Stil interna-tionales Ansehen ersungen hatte. Billie, die im Alter von acht bis 15 in diesem Chor sang und ein beliebtes Mitglied war,verdanktdem LACC eine profunde Ausbildung als Sängerin, nicht nur in Sachen Gesangs-technik und Stimmpflege, sondern auch darin, wie man Musik liest und schreibt.Gleichzeitig lerntesie tanzen.Inspiriertdurch die Filme mit Shirley Temple, dem tanzenden Kinderstar der1930er-Jahre, begann sie mit Stepptanz. Mitacht Jahren lernte sie Ballett und Jazztanz und ging dann zu Hip-Hop und Modern Dance über. Billie hatte echtes Talent, schloss sichmit zwölf einer Tanz-gruppe bei Wettbewerben an und nahm an Kursen teil,teils mitviel älteren und geübteren Tänzern. Wir werden nie wissen,wie sich ihre Tanzkarriere entwickelt hätte, denn nach einem Jahr bescherte eine Verletzung dieser ein jähes Ende.Billie hatte nocheine weitere Leidenschaft: Pferde. Ihre Eltern hatten Geld für einen einwöchigenReitkurs in einem Reitstall in der Nähe gespart, regelmäßige Stunden konnten sie sich aber nicht leisten. Also jobbte Billie ein paar Jahreauf einem Reiter-hof Ställe ausmisten, Pferde striegeln oder Hilfsarbeitenbei Kin-derpartys –, um als Gegenleistung regelmäßig auf einer schönenRappstutenamens Jackie O ausreiten zudürfen. Ihr war durch-aus bewusst, dass sie die arme Kirchenmaus unter den reichen Gören war, die regelmäßigzum Reitstall kamen. Als dann ein Mädchen mit wohlhabenden Eltern Jackie O zum Reiten bekam, war Billie sehrenttäuscht und hörte auf zureiten, besuchteden Reitstall aber noch regelmäßig, um Jackie O wenigstens zu sehen. Pferde sind nach wie vor ein Teil von Billies Leben, eine Zuflucht vor dem Druck der Berühmtheit und der Arbeit. Shirley Temple, der Kinderfilmstar der 1930er- Jahre,brachte Billie zum Stepptanz.
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HOmESCHOOL-TAGE19BlLeS pIoAls Billie zwölf war, sah sie das Video zu Auroras „Runaway“, und alles war klar: Das – so entschied sie augenblicklich – war’s, was sie auch machen wollte. Ob sie Erfolg damit haben und wohin es sie führen würde, war ihr egal. Eine Parallele zur norwegischen Sängerin drängte sich auf: Aurora hat „Runaway“ mit zwölf Jahren geschrieben. Ihre klare Stimme und die tiefe, ruhige Synthie-Begleitung waren offensicht-lich eine Inspiration für die junge Billie. Jahre später erwi-derte Aurora das Kompliment und sagte über Billie: „Ich glaube, die Welt braucht mehr Künstler, die einfach tun, was sie wollen. Sie setzt ihre Stimme auf so coole Art ein.“Unvermeidlich wird Billie mit quasi jeder jungen Sängerin verglichen, besonders mit jenen, die Billie selbst besonders gern hört wie Amy Winehouse, Marina Diamandis, Halsey, Melanie Martinez oder auch Peggy Lee, eine Sängerin aus den 1950er-Jahren. Die vielleicht größte Übereinstimmung gibt es mit Lana Del Rey. Billie bezeichnete Lanas Song „Off to the Races“ einmal als den „geilsten Song ever“. Es ist offensichtlich, dass Lanas Stimmumfang, ihre Phrasierung und Interpretation sowie ihre Authentizität und ihre Fähig-keit, das Schöne im Traurigen zu finden, großen Einfluss auf Billie hatten. Direkte Vergleiche schätzt Billie jedoch nicht: „Ich will nicht hören, dass Billie Eilish die neue Lana Del Rey ist.“ (Los Angeles Times,2019). „Das ist respektlos gegenüber Lana Del Rey! Diese Frau hat ihre Marke in ihrer ganzen Karriere perfektioniert und sollte das nicht hören müssen.“
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BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE20In einem Atemzug mit Billie Eilish wird auch häufig der Name der aus Neuseeland stammenden Sängerin Lorde genannt. Beide hatten in jungen Jahren virale Hits auf SoundCloud, auch wenn Lordes Track „Royals“ von 2013 schon Monate später ein Chart-Hit wurde. Beide setzen auf minimalistische instrumentale Begleitung, aussagekräftige Texte (man könnte „We’re driving Cadillacs in our dreams“ auch für einen Billie-Eilish-Text halten) und sind vom Hip-Hop beeinflusst. Auch in Lordes Produktionen gibt es Stimm-Layering, und ihre Stimme wird als zurückhaltend, gedämpft und eindringlich bezeichnet. Zwar gibt es auch einige Unterschiede, aber beide haben im Laufe ihrer Karriere bewiesen, dass sie einzigartige Künst-lerinnen sind und einen ganz eigenen Stil geprägt haben.Wenn sie auf Tournee ist, freut Billie sich und ist glücklich, wann immer sich die Gelegenheit für einen Ausritt bietet, zum Beispiel am Strand von Auckland, Neuseeland, oder in einem CountryClub bei Glasgow, Schottland. Ungeachtet der liberalen Erziehung, dem Heimunterricht und den sehr frühen Auftritten hatteBillie eine ziemlich normale Kind-heit. Sie flitzte mit ihrem Tretroller um den Block, spielte mit ande-ren Kindern,sah Fernsehen,ging ins Kino. Als sie älter wurde, tapezierte sie die Wände ihres Zimmers mit Justin-Bieber-Pos-tern, machte sich Gedanken über ihr Aussehen, schwärmte für Jungs und hing mit Freundinnen bei Starbucks ab. IhreFreundin Zoe Donahoe, die auf einem Foto mit Billie zu sehen ist, als sie fünf Jahre altwaren, begleitet ihre „kleine Schwester“ über zehn Jahre später immer noch aufTouren. Die andere Konstantewar und ist Finneas. Auch als er in seinenspätenTeenagerjahren war und seine eigenen Ziele verfolgte, machte er gernMusik mit seiner
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HOmESCHOOL-TAGE21jüngeren Schwester.Sein Zimmer glich immer mehr einem Auf-nahmestudio, in dem Billie ihrem Bruder bei der Arbeit zusah und ihre eigenen Songs ausprobierte.Das besondere Leben in Highland Park trugdazu bei, dass Billie das Talent und die Persönlich-keit entwickeln konnte, um derartfrüh zum Star zu reifen. Der Kontaktmit unterschiedlichen Musik-genres, die Ermutigung, ihre eigenen Songs zu spielen und zu singen, und die Möglichkeiten auf zutreten, bereiteten sie definitiv auf ein Leben als Musikerin vor. Heimunterricht ist vielleicht nicht für jeden geeignet, Billie jeden-falls scheint von einem Leben ohne zu viel Kontrolle, Routine und Gruppenzwang profitiert zu haben. Dass sie so wenig darauf gibt, was andere von ihr halten, führt sie darauf zurück, dass sie sich nie um ihre Beliebtheitswertebei ihren Mitschülern kümmern musste.Mit 13 dann verändertesich Billies Kindheit – und zwar kamen die Einflüsse von außen: durch Leute aus der Musikindustrie, Pro-moter, Manager,Musiker undFans. VieleJugendliche hättedas komplettaus der Bahn geworfen. Billie aberwar besser vorberei-tet als diemeisten. Ihre Erziehung hatte ihr ein besonderes Selbst-vertrauen gegeben, eine für ihr Alter ungewöhnliche Reife, und sie hatteeine Familie, die ihr Rückhalt und Sicherheit bot, und wie die Welt bald entdecken würde – ein unglaubliches Talent.Trotz liberaler Erziehung, Home-schooling und frühen Auf tritten hatte Billie eine ziemlich nor-male Kindheit.
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ERFOLG ÜBER NACHT25Billies Geschichte ist jetzt Teil der Pophistorie, die wohlmillionenfachnacherzählt werden wird.
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s ist ein Märchen über ein 13-jährigesMädchen, das eines Abends zu Bett gehtund über Nacht zum Star wird. Auch wenn sich der Plot nach Disney anhört, ist es doch nicht allzu weit von derWahrheit entfernt. Billie Eilish war ein ganz norma-ler Teenager, der einen Song online stellte,und sie selbst räumt ein, dass sich danach alles so schnell veränderte, dass es nur schwer zu begreifen war. Falls im Herbst 2015 ein Mitglied der O’Connell-Familie kurz vor den Durchbruch stand, dann der 18-jährige Finneas,dessen Schauspielkarriere gerade Fahrt aufnahm. Er hatte im Kinofilm Bad Teachermitgespieltund ein paar TV-Nebenrollen übernom-men darunterin der SerieGlee, Anfang 2015. Parallel wurde seine Band The Slightlys im Raum LosAngeles bekannter und beliebter; im Rahmen der Santa Monica Pier Twilight Concert-Reihe hatte sie einenAuftritt vor 10.000Leuten, und in einem Artikel in derLAWeeklyvom Oktober 2014 wurde die Band als „der nächste große Hit“ bezeichnet.
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BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE26Die 13-jährige Billie begnügte sich damit, sichüber den Erfolg ihres Bruders zufreuen. Nach einem verpatzten Vorsprechen hattesie die Idee aufgegeben, wie ihre Eltern und ihr Bruder eine Schauspielkarriere anzustreben, und steckteihre kreative Energie verstärktins Tanzen. Aus Billies früher Begeisterung für Stepptanz war eineechte Leidenschaft für alle Arten von Tanz geworden,und noch liebtsie es, sich durch Tanzen frei aus-drücken zu können. Mit 13 besuchtesie das Revolution Dance Center(RDC)in L.A.,wo sie bis zuelf Stunden pro Woche ver-brachte und sich auf modernen und lyrischen Tanz sowie Hip-Hop konzentrierte und regelmäßig an Wettbewerben teilnahm. Es sah so aus, als ob Billie Tänzerin werden würde. Aber sie sang auch gern. Schließlich war es unmöglich, in einer so musikalischen Familie nichtzu singen. Sie sang die Lieder, die ihre Eltern ihnen vorspielten; Lieder, die sie selbst gerne hörte; Lieder, die sie oder Finneas geschrieben hatten. Aus dem Nebenzimmer konntesie hören, wie Finneas Songs mit Logic Pro komponierte und aufnahm,die sie irgendwann fast so gut kannte wie er. Oft saß Billie auch bei Finneas im Zimmer und begleitete seine Kompositionen mit ihrer weichen, melodischen Stimme oder versuchte sich an ihren eigenenSongs.Am 1.August 2015 (einen Tagnach Fin-neas’ 18. Geburtstag) luden die beiden einen ihrer gemeinsamenSongs auf SoundCloud hoch, einer Onlineplatt-formzum Austausch und zur Verbreitungvon Audiodateien. Der Song hieß„sHE’sbrOKen“, wobei die Großbuchstaben „HE’s OK“ergeben und einen Gegensatzzur Stimmung des Songs bilden. Vermutlich kannte Billieden Meme „sHE beLIEveD“ (aus dem sich „HE LIED“ ergibt), derSie sang auch gern. Schließlich war es unmöglich,in dieser Familie nichtzu singen
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ERFOLG ÜBER NACHT27seit 2012 im Internet kursierte, trotzdem war es eine clevereVariation des Themas. In dem Song erzählt Billie mit melo-diösen Gesang, begleitet von einem einfachen Backing Track (verstärktmit ein paar Spielereien von Fin-neas), vom Ende einerBeziehung. Man hört zwar,dass es Billie ist, aber das Ätherische beziehungsweise das heißere Flüstern ihrer späteren Hits ist noch nicht vorhanden.Am 14. September erschien ein weiterer Track auf SoundCloud: „Fingers Crossedwar,so Billie, der erste Song, den sie geschrieben hat.Zwarmochtesie ihn damals nicht, hatteaber einfachLust, ihn hoch-zuladen. In einem Songwriting-Kurs hatte ihre Mutter sie auf-gefordert, sich einen Film oder eine TV-Serieanzusehen und alle Titel, Namen oder Dialoge zu notieren, die für einen Song geeignet wären. Billie nahm sichihre Lieblingsserie The Walking Deadvor.Die Zombie-Drama-Serie lieferte ihr Zeilen wie „Everybody makes it’til they don’t“1oder „Too far gone“2, der Titel einer Folge. Billie erinnertsich, dass sie eigentlich überdie Zombie-Apokalypse schreiben wollte, aber irgendwie seiein schmerzvolles Liebeslied daraus geworden. „Fingers Crossed“ war ganz anders als dererste Song, den sie gepostet hatte. Billie singt von Sehnsucht und Verzweiflung, die in einem langsamen Takt von einer sparsamen Instrumen-tierung und langgezogenen Akkorden begleitet werden. Hiererkennt man schon die Intimitätund Prägnanz im Gesang und das Gefühl, dassBillie unglaublich nah und doch gleichzeitig so weit wegist. Viele Fans schätzen diesen Song, dessen StilBillie so berühmt machen sollte, immer noch hoch ein.Sie wollte eigentlich über die Zombie-Apokalypse schrei-ben, aber irgendwie ist ein schmerz-volles Liebeslied daraus geworden.
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BILLIE EILISH – DIE INOFFIZIELLE BIOGRAFIE28 BlLe n HI-HOpBillie war elf Jahre alt, saß auf ihrem Bett und hörte Musik. Sie teilte ihre Playlist mit Finneas und kannte nicht mal die Hälfte der Titel. Der Player war auf Shuffle, sodass irgendwann „Heartbeat“ von Childish Gambino lief, ein Song, den sie noch nicht gehört hatte, aber gleich gut fand. Das war eine neue Welt, die ihr gefiel. Billie hatte Hip-Hop für sich entdeckt.Zu der Zeit, als „Ocean Eyes“ 2015 auf SoundCloud landete, war die Streaming-Plattform auch eine Goldgrube für alle, die nach innovativen Hip-Hop-Acts suchten. Es gab einen spannenden Boom an Punk-Rap, Mumble-Rap, Emo-Rap und von Trap beeinflussten SoundCloud-Künstlern. Billie stürzte sich in diese Hip-Hop-Welt und stand besonders auf Tyler, the Creator, XXXTentacion, Ski Mask the Slump God, Lil Pump und andere, die selbst gemachte Low-Fi-Tracks einstellten (oft, wie Billie und Finneas, von daheim).Billie steht immer noch auf Hip-Hop. Wie viele Teen-ager mag sie Travis Scott, J. Cole, A$AP Rocky oder Drake (sie sagte einmal, dass „The Motto“ ihr Lieblingssong sei), aber auch Rapper wie Denzel Curry, Earl Sweatshirt („Ich möchte Kinder von ihm“, twitterte sie 2018) und Tierra Whack. Es macht ihr immer noch viel Spaß, neue Künstler zu entdecken, und sie unterstützt Newcomer wie Leikeli47, Smino, Moses, Dominic Fike und den briti-schen Rapper Crooks, der bei „Bury a Friend“ mitsingt.