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Über die Herausgeberin

Verena Keil ist Lektorin bei Gerth Medien und hat bereits eine ganze Reihe erfolgreicher Geschichtensammlungen für junge Leute herausgegeben.

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INHALT

Vorwort

Der Segen des Jugendkreises

(GINA LIPPERT)

Mitten im Sturm

(MELISSA C. FEURER)

Gott kennt meinen Weg

(RACHEL BURAT)

Der ungewöhnliche Traum

(JANNE PFEIFER)

Es war immer jemand für mich da

(ANONYM)

Das Schlüssel-Erlebnis

(JANA HOCHHALTER)

Der perfekte Mann fürs Leben

(CHRISTA SCHMIDT)

Gott hat einen guten Plan für mich

(RAPHAEL MÜLLER)

Ich war fünf Jahre alt

(SVENJA N.)

Indien oder Ukraine?

(LISA KELLER)

Ja, Gott tut heute noch Wunder

(MIKA)

Wenn Gott sagt: Dream big!

(DENNIS MAASSEN)

Vom Suchen und Finden

(KEVIN NEUMANN)

Die wunderbare Zeitvermehrung

(ANNA-LENA HÖNIG)

Der erhörte stumme Hilfeschrei

(MICHELLE FRANKE)

Das Lawinenwunder

(ELISABETH KREJCI)

Wenn Gott andere Pläne hat

(VANESSA WEIRICH)

Meine Reise um Gottes tollen Globus

(CHRISTOPHER SCHACHT)

Mit Haut und Haar

(ANONYM)

Ein Bibelvers, der alles veränderte

(UWE TESCH)

Die Sprinterin

(ANNIE KOERKER)

Vertrauen in Gottes Timing

(DANIEL GROSS)

Ein Stern in der Nacht

(LORENA KLASSEN)

Der ganz besondere Tag

(BRUNO Z.)

Das 365-gute-Taten-Experiment

(THERESA VOIGT)

VORWORT

Jeder Tag bringt seine Wunder mit,

man braucht sie nur auszupacken.

Albert Schweitzer

„Bist du ein Wunderkind – oder für Wunder blind?“, heißt es in einem Song von Alexa Feser. Bei dieser Frage fühle ich mich ertappt. Wie oft übersehe ich das Gute und Schöne in meinem Leben – Wundervolles, das ich manchmal als so selbstverständlich hinnehme: einen Sonnenaufgang, eine Blume im Asphalt, einen Tautropfen, der in der Sonne glitzert. Ein Lied im Radio, das genau zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird und mich aufmuntert. Der freundliche Busfahrer. Eine ermutigende WhatsApp-Nachricht. (Woher wusste der Absender eigentlich, dass ich gerade einen Durchhänger habe?)

Jeder Tag hat Wunder im Gepäck. Manchmal sind es vielleicht „nur“ Mikrowunder, für die man einen besonderen Blick braucht, um sie zu erkennen. Dann gibt es die Wunder, die man erst im Nachhinein als Wunder betrachtet, wenn man einen roten Faden in seinem Leben erkennt und weiß: Irgendwer muss das so arrangiert haben. Und schließlich sind da noch die Momente, in denen Großartiges und Überwältigendes passiert, über das man einfach nur staunen kann. Ist das jetzt alles Zufall? Nein, Christen jedenfalls glauben, dass hinter jedem großen und kleinen Wunder jemand steckt, der es gut mit uns meint. Der uns durch und durch kennt und unser Leben in seiner Hand hat.

Das haben auch die Autoren dieses Buches ganz persönlich erfahren. Sie erzählen von Bewahrung auf einer Bergwanderung, von Hilfe in schwierigen Zeiten, Wegweisung in Sachen Berufswahl, von erstaunlichen Heilungen und heilsamen Begegnungen. Von einer offenen Tür mitten in der Nacht, einer Reise um die Welt und Gottes Führung beim Thema Partnersuche. Und vielem mehr! Lass dich mit hineinnehmen in die Geschichten – und dann öffne die Augen für die Wunder in deinem Leben! Denn, so singt Alexa Feser: „Wenn du sie sehen kannst, bist du ein Wunderfinder.“

Viel Spaß beim Lesen!

Verena Keil

DER SEGEN DES JUGENDKREISES

In meiner Schulzeit gehörte ich nicht unbedingt zu den beliebten Mädchen – ganz im Gegenteil. Schon morgens, wenn ich in die Klasse kam, diskutierten meine Klassenkameraden darüber, welche Schminke zurzeit „in“ ist oder wie die Party gestern so war. Ein sehr beliebtes Thema, vor allem bei den Mädels, war auch, welcher Typ total süß ist oder wie viele Jungs man bereits im Bett hatte.

Das war so gar nicht meine Welt. Ich interessierte mich weder für Schminke (benutze ich eher selten) noch für Partys, und in der Liste, wer die meisten Typen abgeschleppt hat, wollte ich auch nicht stehen. Darauf konnte ich gut verzichten. Ich investierte meine Zeit lieber in Dinge, in denen ich einen Sinn sah, zum Beispiel dafür, für die Schule zu lernen. Auch wenn meine Noten eher im Mittelfeld lagen, hatte ich schnell den Stempel „Streber“ auf meiner Stirn kleben. Ich denke, dass lag wohl eher daran, dass ich nicht die gleichen Interessen mit meinen Klassenkameraden teilte. So katapultierte ich mich ungewollt in die Außenseiter-Position und wurde permanent mit Mobbing konfrontiert. Wenn ich mal jemanden toll fand und das die Runde machte, wurde ich nach Strich und Faden benutzt und verarscht.

Manchmal habe ich sogar die Hausaufgaben von anderen gemacht, nur um keine Schläge einstecken zu müssen. In dieser Hinsicht habe ich meine Schulzeit echt gehasst. Zeitweise wäre ich der Schule gern ferngeblieben, aber das ging ja nicht.

Irgendwann lernte ich dann ein Mädel kennen, sagen wir, sie heißt Laura. Laura war eine Jahrgangsstufe über mir. Ich wurde auf sie aufmerksam, weil sie sich in einen Jungen aus meiner Klasse verliebt hatte. Ich weiß nicht, was uns verbunden hat, aber wir wurden schließlich Freundinnen. Sie hatte aus ihrer Klasse noch weitere Freundinnen, die ich mit der Zeit auch kennenlernen durfte. Diese machten auf mich alle einen sehr vernünftigen Eindruck. Ich hatte das Gefühl, ihnen wären andere Werte wichtiger als das typische „Partymachen“. So kam es recht schnell, dass wir uns ganz gut verstanden.

Ich war sehr dankbar, nicht mehr alleine dastehen zu müssen. Kurz darauf kam eine von den Mädels, nennen wir sie Anna, auf mich zu und lud mich in ihren Jugendkreis ein. Ich konnte mir darunter überhaupt nichts vorstellen. Als ich erfuhr, dass der Jugendkreis etwas Christliches ist, lehnte ich ihre Einladung ab. Ich wollte mit Gott und dem ganzen Drumherum nichts zu tun haben. Der Glaube spielte in meinem Leben keine Rolle – konfirmiert wurde ich zwar, aber interessiert hat mich das alles nicht.

Ich ging davon aus, damit wäre dieses Thema erledigt. Doch ich irrte mich. Anna lud mich immer wieder ein, Woche für Woche. Das Ganze ging bestimmt zwei Monate. Ich war bereits total genervt von diesem Thema und den Einladungen. Einmal, es war mittlerweile Dezember, erzählte sie mir, dass es mehr eine Weihnachtsfeier sein und es da gar nicht so sehr um Gott gehen würde. Es gäbe Musik und leckeres Essen. Letztendlich nahm ich diese Einladung an, aber nur, damit sie endlich Ruhe gab.

Am darauffolgenden Freitag saß ich dann also in dem Jugendkreis. Ich wurde von Leuten in meinem Alter empfangen. Alle waren sehr freundlich zu mir. Wir saßen zusammen, quatschten und lachten. Irgendwann griff jemand zur Gitarre und es wurden Liederbücher verteilt. Ich teilte den anderen mit, dass ich die Lieder gar nicht kenne und daher nicht mitsingen würde. Sie beruhigten mich aber und sagten mir, dass das nicht so schlimm sei.

Ich merkte sofort, dass sich die Lieder um Gott drehten. Aber sie klangen nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, also so typisch Kirche mit Orgelmusik und so, wo jeder dabei einschläft. Es war eher erfrischend und modern. Es gefiel mir, in dieser Runde zu sitzen und zu spüren, dass man nicht ausgegrenzt wird. Ich verstand von den Liedtexten nicht viel, aber dennoch haben sie mir gefallen. Als dann kleine Weihnachtsgeschenke verteilt wurden, erhielt ich zu meiner großen Überraschung auch eines. Die anderen wussten doch gar nicht, dass ich komme!? Der Abend neigte sich dem Ende entgegen und ein Mädel rief mir bei der Verabschiedung zu, dass sie sich freuen würde, wenn ich wiederkäme. Ich versicherte ihr, dass ich bestimmt wiederkommen würde.

Ab diesem Zeitpunkt ging ich jede Woche in den Jugendkreis. Ich ging vor allem deshalb hin, weil die Leute mich beeindruckt hatten. Ich habe dort das erste Mal richtige Freundschaften schließen können. Der Glaube wurde erst sehr viel später ein Thema für mich. Aber dieser Jugendkreis erleichterte mir das Überleben in der Schule sehr. Mit der Kraft dieser Gruppe – oder, wie ich heute sagen würde, mit Gottes Kraft, war es für mich von da an wesentlich leichter, den Alltag in der Schule zu bestehen.

Neun Jahre lang ging ich in diesen Jugendkreis und lernte da Gott kennen. Dort machte ich meine ersten Schritte im Glauben. Ich lernte, was es heißt, Gemeinschaft zu haben, auf andere zu achten und füreinander da zu sein. Gott suchte mich, fand mich, berührte mich und liebte mich von ganzem Herzen. Diese Liebe war so unglaublich, dass ich sie bis heute nicht mehr missen will.

Gina Lippert ist überzeugt davon, dass Gott im Internet nicht fehlen darf. Mit ihrer Plattform „Meeting Jesus“ berichtet sie über den Glauben – in Form von Posts, Newslettern, Videos und Bildern.

MITTEN IM STURM

I was sure by now God You would have reached down

and wiped our tears away,

stepped in and saved the day,

but once again, I say „Amen“, and it’s still raining.

Die Sonne scheint. Wie kann die Sonne bitte so hell und golden scheinen, während mir schon den ganzen Tag dieses Lied durch den Kopf geht? In meinem Herzen herrscht Sturm. Und Gott scheint nicht vorzuhaben, irgendetwas dagegen zu unternehmen.

In einer guten halben Stunde habe ich Gesangsunterricht. Aber in meinem Kopf ist überhaupt kein Platz für Uni, Seminare, Hausarbeiten, Musikkurse oder was auch immer. Ich muss immer an Jonathan denken.

Er ist meine Gebetserhörung. Mein Freund, der alle Vorstellungen und Hoffnungen, die ich je in Bezug auf meinen zukünftigen Mann hatte, in jeder Hinsicht übertrifft. Wir können stundenlang reden, wir schreiben uns romantische Briefe. Er arbeitet als Erzieher, und wenn ich ihn mit Kindern sehe, geht mir das Herz auf, weil man gar nicht sagen kann, wer hier wen mehr liebt: Er sie oder sie ihn. Und das Beste: Er ist Feuer und Flamme für Jesus.

Sieht so aus, als hätte ich das Märchen frei Haus geliefert bekommen. Wäre da nicht eine Kleinigkeit, die alles infrage stellt. Die Kleinigkeit ist ein Wirbel in Jonathans Rücken. So ein kleines, scheinbar unbedeutendes Teil des menschlichen Körpers, von dem wir immerhin vierundzwanzig Stück haben.

Vor Monaten ist Jonathan wegen eines Gleitwirbels operiert worden. Das war noch bevor wir uns kannten. Leider ist seit der Operation auch nicht alles besser. Im Gegenteil: Mein aufgedrehter, sportlicher und manchmal übermütiger Freund kann nicht ohne Schmerzmittel sein. Wie ich diese kleinen weißen Tabletten hasse! Vor allem, weil sie nicht einmal wirklich zu helfen scheinen. An das Bild, wie mein Freund mit Schmerzen auf dem Sofa liegt, hätte ich mich längst schon gewöhnen müssen, so oft sehe ich es. Aber an so etwas gewöhnt man sich nicht. Es zerreißt mir das Herz. Jedes Mal, wenn er neben mir sitzt, im Gottesdienst oder bei einem Konzert oder sonst irgendwo, und auf seinem Stuhl hin und her rutscht, weil das lange Sitzen Gift für seinen schmerzenden Rücken ist, könnte ich schreien.

„Also, Gott, wo bist du?“, bete ich bei strahlendem Sonnenschein an einer Würzburger Straßenbahnhaltestelle. Das blöde Lied geht mir immer noch durch den Kopf und ich muss schon wieder heulen. Jonathan kann nicht mehr. Kein Tag, keine Nacht ohne Schmerzen. Er wacht am Morgen müde auf und dann liegt der Tag ja erst noch vor ihm. Ich hasse es, wenn ich ihn frage, wie es ihm geht, und nur ausweichende Antworten bekomme, weil „gut“ eigentlich nie eine Option ist und er „schlecht“ nicht sagen will. Ich hasse es, dass kein Arzt bisher sicher sagen konnte, warum Jonathan trotz OP immer noch Schmerzen hat und was man dagegen tun kann. Die Arztbesuche kann keiner mehr zählen, die Stunden in Wartezimmern sowieso nicht. Nur das Ergebnis ist beschaulich: Bisher hat sich nichts verändert.

Gott tut nichts. Ich weiß genau, dass er Jonathan heilen könnte. Mit oder ohne eine weitere Operation. Wenn er das wollte, könnte er ihn einfach so im Schlaf heilen. Jonathan glaubt das auch. Nur Gott … Gott scheint nicht zu wollen. „Es stürmt, Gott!“, will ich schreien. „Und wir sind kurz vor dem Versinken! Warum hast du nicht längst eingegriffen?“

Genau wie in diesem Lied. Dieses blöde Lied! Ich laufe durch die Straßen und fange einfach an, es zu singen. Ist ja niemand in der Nähe. Und selbst wenn es jemand hört: Viel komischer als heulend durch die Straßen zu laufen ist Singen nun auch wieder nicht.

Das Lied begleitet mich noch lange. Einmal singe ich es gemeinsam mit Jonathans Schwester – sicher nicht gerade zur Freude meiner Nachbarn – mitten in der Nacht in meinem Wohnheimzimmer. In dieser Nacht beschließen wir auch, dass wir Gott so lange anflehen werden, bis er das Wunder tut, auf das wir so verzweifelt warten. Wir wollen ihn nicht nur darum bitten, wir wollen auch damit rechnen. Damit, dass er den Sturm stillt. Hat Jesus ja immerhin damals auch gemacht.

Es dauert noch viele Monate, ehe etwas passiert – viele Monate des Betens und Hoffens. Aber dann fügt Gott alles zusammen: eine zweite Operation (übrigens scheint auch an diesem Tag unpassenderweise die Sonne), eine lange Zeit des Bangens, eine Krankenschwester in himmlischer Mission und einen mutigen Arzt. Fast ein Jahr nach jenem Nachmittag in den Straßen von Würzburg hören wir die unglaublichen Worte: „Sieht gut aus. Sie können jetzt wieder alles machen. Fußball, Achterbahn, Klettern … Nur mit dem Fallschirmspringen würde ich noch ein halbes Jahr warten.“

Mein aufgedrehter, sportlicher, manchmal übermütiger Freund – er ist mittlerweile mein Verlobter – kann jetzt wieder die Welt erobern. Wir können zum ersten Mal nach vorne blicken, ohne dass dieses hässliche, große Fragezeichen über uns schwebt. Endlich passt der Sonnenschein draußen zu dem, wie es in uns drin aussieht: hell, warm und fröhlich.

Jesus hat den Sturm gestillt. Damals – und heute.

Melissa C. Feurer ist mittlerweile verheiratet und lebt mit Mann und Tochter in einem kleinen Dorf in ihrer Heimat Mittelfranken. In ihrer Freizeit schreibt sie Jugendbücher. Ihr Roman „Die Fischerkinder“ wurde 2014 mit dem C. S. Lewis-Preis ausgezeichnet.