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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

Zwischenspiel

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Epilog

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2377

 

ESCHER

 

Ein Geheimprojekt in Terrania – die Genese einer Parapositronik

 

Christian Montillon

 

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Seit die Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR mit ungeheurer Waffengewalt die Kontrolle über die Milchstraße und ihre Planeten übernommen haben, steht die Menschheit in einem verzweifelten Abwehrkampf. Immerhin leistet das Solsystem – geschützt durch den TERRANOVA-Schirm – unter Perry Rhodans Führung hartnäckigen Widerstand gegen die Armada der Chaosmächte.

Nur wenige Verstecke in der Menschheitsgalaxis sind bislang nicht von TRAITOR besetzt. Zu diesen Schlupfwinkeln zählt der Kugelsternhaufen Omega Centauri mit seinen uralten Hinterlassenschaften ebenso wie die Charon-Wolke. Nahezu alle anderen Systeme sind jedoch ungeschützt.

Auf Terra legt man keineswegs die Hände in den Schoß: Der sogenannte Nukleus, der den Schutzschirm verstärkt, erhält selbst Unterstützung durch die Terraner, die ihm ihre Mentalenergie zur Verfügung stellen. Zudem wird allenthalben geforscht – beispielsweise an einem Projekt, das bislang unter höchster Geheimhaltungsstufe lief: an ESCHER …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Dr. Laurence Savoire – Der »Zyklop« muss sich an der Waringer-Akademie beweisen.

Baldwin Carapol – Der gute Freund ist dann zur Stelle, wenn er am meisten benötigt wird.

Rodin Kowa – Der Leiter des ESCHER-Projekts erweist sich als Ekel besonderer Güte.

Perry Rhodan – Der Resident muss sich entscheiden, ob er das stagnierende Projekt ESCHER fördern soll.

»Ich predige euch denn heute nicht Frieden, sondern Krieg, weil jetzt den Frieden wollen heißt: das Ungerechte und Böse wollen.«

Superintendent Schulze in einer Predigt, 1814 n. Chr.

 

 

Prolog:

Der Wisperer

21. Januar 1346 NGZ

 

Es atmet Dunkelheit und spuckt Licht.

Nur Teile dieses Gedankens entsprachen der Wahrheit, das wusste der magere Mann, der Schritt für Schritt weiterwankte. Um ihn waren Lebewesen. Terraner. Ein Oxtorner. Ein Springer. Ein Springer? Oder … nicht?

Die Gestalten veränderten ihr Aussehen, verschwommen zu formlosen Silhouetten, die einer unsichtbaren Melodie folgten und einen gespenstischen Nebelreigen tanzten.

In Wirklichkeit, das wusste Dr. Laurence Savoire genau, war es ganz anders. Sie waren alle normal. Spaziergänger im Residenzpark. Was sie so seltsam erscheinen ließ, war nur seine Wahrnehmung. Sein gestörter Verstand, den er sich selbst in Stücke geschlagen hatte.

Auch das bedrohliche, grün wallende Schattenmonstrum war nichts anderes als ein Busch; seine furchtbaren glühenden Augen waren nur die Blätter einer wunderschönen Blüte. Das änderte nichts daran, dass für Savoire die Welt der Einbildung viel realer war als die sogenannte Realität.

Er hob die zitternden Hände. Zwischen Daumen und Zeigefinger zog eine kleine Brandnarbe einen grellroten Strich auf der blassgelben Haut. Die Adern traten dick über den deutlich sichtbaren Knochen im Handrücken hervor. Sie pulsierten ungeachtet der kleinen, fast verheilten Einstichstellen.

Sein Herz pumpte Blut durch den Körper. Er lebte. Und das war mehr, als er hätte erwarten können.

Savoire schloss kurz das Auge und atmete tief durch. Es stank widerlich, doch auch das war seine subjektive Erfahrung – der Gestank kam aus seinem eigenen Körper und drang durch die Luftröhre in Mund- und Nasenraum. Ein Ergebnis des Abbaus der Fremdstoffe in seinem Körper.

Er zwang sich zur Ruhe, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste einen Auftrag erledigen, eine Mission, die er sich selbst gestellt hatte. Deswegen durfte er nicht aufgeben. Nicht ehe er die Botschaft weitergab, dass es zur Katastrophe gekommen war. Schon vor Tagen. Oder Wochen.

Oder Monaten.

Wann war es geschehen? Wann hatte es angefangen? Er vermochte es nicht zu sagen, obwohl er – besonders er – es eigentlich wissen müsste. Doch er war überrumpelt worden, schon längst. Schon vor viel zu langer Zeit.

Es atmet Dunkelheit und spuckt Licht.

Dr. Savoire sah den Lichtfunken vor seinem inneren Auge, ebenso die Erscheinung des Menschen, von dem alles ausging. Oder doch nicht? Nein, der Mensch war nicht das Zentrum.

Savoires Verstand war getrübt, ebenso wie seine Wahrnehmung. Er erinnerte sich nur noch verschwommen, und von Minute zu Minute wurde es schlimmer. Dabei war es so einfach, ihn wiederherzustellen. Jeder Mediker war dazu in der Lage. Aber noch war es nicht so weit. Er durfte sich niemandem anvertrauen: Wurde sein Fall weitergemeldet, war es aus.

»Er ist krank«, drang eine schrille Stimme zu seinem Verstand durch. »Warum hilft ihm niemand?«

»Es geht mir gut!«, schrie Savoire – zumindest wollte er es. Nur ein Wispern drang über seine ausgedörrten Lippen, das außer ihm wohl niemand hörte.

Aus dem konturenlosen Nebel schälte sich ein Gesicht – die Züge einer jungen Terranerin mit leuchtend grünen Augen, grell geschminkten Wangen und seltsam farblosen Lippen. »Brauchst du einen Mediker?«

»Was soll die Frage? Sieh ihn doch an, dieser Freak ist so gut wie tot«, sagte jemand, den Savoire nicht sah. Er sprach mit sich überschlagender Stimme, die nach einem Terraner im Stimmbruch klang.

»Nicht … Hilfe«, flüsterte Savoire. Das fehlte ihm gerade noch, dass er in irgendein Krankenhaus gebracht wurde. Die Gegenseite würde davon erfahren. »Geht mir gut. Es geht mir gut.«

»Der hat sich ins Grab geknallt mit irgendeinem Happytown-Zeug und weiß nur noch nicht, dass er tot ist«, behauptete dieselbe männliche Stimme, die von Wort zu Wort schriller wurde. Zweifellos ein junger Mann im Stimmbruch. »Selbst dran schuld.«

Die grünen Augen verengten sich, und der farblose Mund lächelte ihm zu. »Hör nicht auf Jonathas, der meint immer, er wäre brillant. Dabei hat er keine Ahnung, war wahrscheinlich niemals selbst in Happytown. Er bildet sich ein, er hätte dasselbe fantastische medizinische Wissen wie sein Vater. Es wird dir sicher bald besser gehen. Ich heiße Hammah, und ich rufe einen Mediker für dich.«

»Fass den Kerl bloß nicht an«, sagte Hammahs Begleiter, der offenbar weit weniger hilfsbereit war als die junge Frau. »Sieh dir nur die ekligen Ausschläge an, und wie trübe der mit seinem einen Auge glotzt … Wer weiß, was der intus hat. Sieht nach einem verdammten Virus aus. Und wie der wispert. Seine Stimme hat es wohl auch erwischt. Vielleicht das junkarianische Retrovirus, von dem in den letzten Wochen überall …«

»Kein Virus«, beeilte sich Dr. Savoire zu sagen, so laut er konnte. Jonathas’ Gedanken waren so intensiv, dass Savoire sie unwillkürlich mit seiner schwachen telepathischen Begabung erfasste – der andere war nahe daran, einen Seuchenspezialisten zu rufen. »Und ich brauche keine medizinische Hilfe, danke. Ich bin selbst Mediziner.«

Zumindest verfügte er über größere medizinische Bildung als seine beiden Gegenüber gemeinsam.

»Bist du sicher, dass ich keine Hilfe …«

»Komm, Hammah, lass doch den Freak in Ruhe. Wenn er nicht will, dann soll er doch krepieren.«

»Still jetzt!«, fuhr die Grünäugige ihren Begleiter an. »Du bist unmöglich!«

Dr. Laurence Savoire murmelte eine platte Dankesbekundung und ging weiter. Jeder Schritt fiel ihm schwer, obwohl sich seine Gedanken weiter klärten und auch seine Körperbeherrschung wieder zunahm. Er sah deutlicher und warf einen Blick über die Schulter zurück.

Die beiden Terraner entfernten sich, maßen der Begegnung offenbar keine weitere Bedeutung bei. Sie eilten in Richtung einer Gleiter-Haltestation, wo gerade ein weißes Standardmodell für knapp hundert Passagiere niederging. Da nur wenige Parkbesucher zu dieser frühen Tagesstunde auf einen Flug aus dieser paradiesischen Feuchtbiotop-Zone warteten, würden sich Hammah und Jonathas wohl noch einige Zeit gedulden müssen.

Ebenso wie Dr. Savoire, obwohl die Zeit drängte. Jede vergeudete Stunde konnte eine zu viel sein. Wegen des Unheils, das ganz in der Nähe seinen Lauf nahm, ebenso wie für ihn selbst. Seine Gedanken waren klar genug, um zu erkennen, wie schlecht sein körperlicher Zustand war.

Er hätte sich einen Gleiter nehmen können, um schneller zur Solaren Residenz zu gelangen – aber er befürchtete, dass er in diesem Fall sein Ziel nie erreicht hätte. Denn der Gleiterverkehr wurde überwacht.

Dr. Laurence Savoire sah sich um. Niemand schien ihn zu beachten. Gerade wollte er erleichtert aufatmen, als ihm ein massiger, in ein schreiend buntes Gewand gehüllter Insektoide auffiel, dessen Kopf ein wenig zu lange in seine Richtung gewandt war.

Savoires Atem ging schwer, und ihm wurde schwindlig. Wenn es so weiterging, brauchte es gar keinen Verfolger, um ihn außer Gefecht zu setzen; seine allzu effektiven Fluchtvorbereitungen würden das schon von allein erledigen. Er konnte sich vielleicht noch zwei, maximal drei Stunden auf den Beinen halten, dann würde er ohne die rettende Injektion sterben.

Der Insektoide breitete kurze, stummelförmige Flügel aus und erhob sich in die Luft. Er schwirrte über einen Tümpel, aus dem blaue Wasserpflanzen ragten, deren Blütenkelche nach ihm schnappten, ohne Aussicht, ihn zu erreichen. Stattdessen kappte der Insektoide mit dem hornigen Ende eines Hinterbeins den armdicken Stiel einer Pflanze und schlürfte die weißlich-schleimige Flüssigkeit, die daraus rann.

»Er saugt sie aus«, flüsterte Savoire und kicherte. Der Anblick löste eine Assoziation aus: Es atmet Dunkelheit und spuckt Licht.

Savoire wankte weiter und schalt sich selbst einen Narren. Er durfte nicht überall Verfolger sehen, das verschlimmerte alles nur. Er war entkommen, und diesen Triumph konnte ihm niemand nehmen. Nun musste er nur noch seine Zielperson erreichen.

Ohne weitere Zwischenfälle verließ er den Bereich des Feuchtbiotops, zog an Hainen aus Olivenbäumen vorbei, in denen er niemandem begegnete außer zwei terranischen Teenagern, die sichtlich mit sich selbst beschäftigt waren und nichts davon ahnten, welche Gefahr nicht nur draußen im All, sondern ganz in ihrer Nähe wuchs. Nur wenige Gehminuten entfernt, mitten in der Thora Road im Herzen Terranias.

Eine Schweißperle rann ihm über die Stirn; er wischte sie weg. Ihm wurde übel, als er dabei ein zähes Sekret im Augenwinkel spürte. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Er kam nur langsam voran, aber irgendwann stand er vor dem Residenz-See, über dem die Solare Residenz schwebte. Die gewaltige Stahlorchidee ragte mehr als 1000 Meter in die Höhe.

Er hatte sein Ziel erreicht.

Zumindest fast. Bis hierher wäre jeder gekommen. Dr. Laurence Savoire wollte nicht nur den öffentlich zugänglichen Teil der Residenz aufsuchen, sondern den am besten abgesicherten Bereich.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er neben sich eine Bewegung erahnte. Als er sich drehte, war nichts zu sehen. »Immer ruhig«, sagte er und kümmerte sich nicht darum, ob ihn jemand hörte und womöglich für verrückt hielt. Er hatte genug damit zu tun, den neuerlichen Anfall von Panik und Verfolgungswahn abzuschütteln.

Er ging weiter, stumpfsinnig wie eine Maschine, und als sich die Tür des volltransparenten Lifts schloss, wusste er nicht, wie er hineingelangt war. Die Kabine setzte sich in Bewegung und sauste nach oben.

Der Ausblick über den Residenzpark und weite Teile Terranias war angeblich überwältigend. Savoire war das in diesen Momenten völlig gleichgültig – er hielt das Auge geschlossen, um die stetig zunehmende Übelkeit zu unterdrücken. Die Hände zitterten ihm, der Magen schlug in der Kehle Kapriolen. Nur weil er sich anlehnte, stand er noch aufrecht.

Irgendjemand redete mit ihm. Die Worte wanden sich in seinen Ohren und verwandelten sich auf dem Weg ins Gehirn in völlig sinnlose Laute, die ihn zum Kichern reizten. Er beherrschte sich nur mühsam.

Ein kaum merklicher Ruck ging durch die Kabine. Savoire öffnete das Auge. Er spürte schmerzhaft, wie sich die beiden dicht nebeneinanderliegenden Pupillen ruckartig verengten. Das Licht bohrte sich wie glühende Nadeln durch seinen Kopf.

»Untere Spitze.«

Diese Worte, gesprochen von einer perfekt modulierten mechanischen Stimme, verstand er, weil er auf sie gewartet, sie mit jedem Atemzug herbeigesehnt hatte. Der Lift hatte seine Endstation erreicht.

Savoire stieß sich mit beiden Händen von der transparenten Außenhülle ab und ging einige Schritte. »Ich fühle mich wohl, ich bin nur müde«, sagte er, so laut er konnte. Er wusste, welchen erbärmlichen Anblick er bot, und musste verhindern, dass irgendjemand Ordnungskräfte rief. »Meine Tochter wartet auf mich.«

Außer ihm verließen drei weitere Besucher die Kabine. Keiner kümmerte sich um ihn. Seine Lüge erfüllte ihren Zweck.

Er sah sich um. Alles strahlte zwar Zweckmäßigkeit, aber auch unbestreitbare Eleganz aus. Das Design der Beleuchtungskörper, die dezent positionierten Pflanzen … die holografischen Hinweisschilder … die Infoterminals … die schlicht gestalteten Stühle an den Wänden … die sich in Farbräuschen ergehenden Bilder …

Infoterminal.

Darin lag die Rettung. Dr. Laurence Savoire musste nur drei Schritte zurücklegen, um eines zu erreichen.

Eine dürre, beinahe filigrane Gestalt stand davor und brachte mindestens tausend Details in Erfahrung, während sich Savoire erneut Schweiß aus dem Gesicht wischte. Wann war dieser Kerl endlich fertig? Und welchem Volk gehörte er überhaupt an? Diese zartgrüne Haut, die übergroßen Augen – er war einem Angehörigen dieses Volkes schon einmal begegnet. Wann war das nur gewesen?

Endlich zog sich der andere zurück. Savoire trat näher.

»Wie kann ich helfen?«, drang eine Stimme aus dem Terminal.

»Dr. Laurence Savoire«, identifizierte er sich.

»Bitte sprich lauter.«

Er beugte sich näher an die Sprechöffnung. »Dr. Laurence Savoire, Direktor des Geheimprojektes ESCHER. Ich muss sofort Perry Rhodan persönlich sprechen.«

Dann sackte er zusammen und blieb reglos liegen.

 

*

 

Das Erste war Licht.

Das Zweite waren Geräusche; Worte: »Es müsste gleich wirken. Savoire sollte in wenigen Sekunden das Bewusstsein wiedererlangen.«

Eine andere Stimme, angespannt und doch ein wenig amüsiert: »Mach dir keine Gedanken darum, mir die Zeit zu stehlen. Dein Anruf hat mich aus einer Besprechung befreit. Du verstehst?«

Die erste Stimme antwortete mit einem Lachen, glockenhell und so charmant, dass Savoire unwillkürlich das Auge öffnete, um die Frau zu sehen, die es ausstieß.

Der Anblick entsprach nicht dem, was Savoire erwartet hatte. Eine glatzköpfige, schlicht hässliche Person mit verrunzeltem Gesicht und blutleeren Lippen stand vor ihm. Ihre Kleidung wies sie als Medikerin aus. Der Kopf war unnatürlich weit nach vorn gebeugt – erst auf den zweiten Blick sah Savoire, dass die Alte einen leicht verkrümmten Rücken besaß.

Auf solche äußerlichen Merkmale gab Laurence nichts. Gemessen am Norm-Terraner war er selbst schließlich genau das, was Jonathas im Residenzpark gesagt hatte: ein Freak. Allerdings sprach das kaum jemand aus, denn an genetische oder umweltbedingte Varianzen in der körperlichen Erscheinung war jeder gewöhnt, der mit klarem Verstand durch Terrania ging. Zwar nannten ihn auch seine Kollegen wegen seines einen Auges einen Zyklopen, doch keiner meinte das abfällig.

Oder fast keiner. Einer schon. Gerade der, auf den es ankam. Anfangs hatte Direktor Rodin Kowa ihm sogar mit dem Zeigefinger auf die Stirnmitte getippt und behauptet, sein Auge müsse dort sitzen, damit er wenigstens einen ordentlichen Zyklopen abgäbe.

Savoire verzog das Gesicht, als er sich daran erinnerte. Es war peinlich gewesen und verletzend. Wochen- und monatelang hatte er immer wieder daran gedacht, vor allem abends, wenn er nach einem anstrengenden Arbeitstag im Bett lag und einzuschlafen versuchte.

Die Bewegung bewirkte einen stechenden Schmerz im Hinterkopf. Er stöhnte.

Das verrunzelte Gesicht der Alten beugte sich über ihn. »Keine Angst. Du bist in einer Medostation, und ich habe dich behandelt. Es wird dir bald besser gehen.«

Savoire öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch als er die Zunge bewegte, fuhr stechender Schmerz durch die Kehle. Dennoch presste er hervor: »Karikin.«

Die Medikerin lächelte. »Ich weiß. Ich habe dir bereits mehr als 100 Milliliter Karikin injiziert, und du hängst immer noch an einem Tropf, der dir das Mittel zuführt. Du kennst dich gut aus.«

»Wundert … dich das?« Er saugte scharf Luft ein und versuchte, seine ausgetrocknete Mundhöhle zu befeuchten.

Die Alte hielt einen Becher an Savoires Lippen. »Nimm einen kleinen Schluck. Aber sei vorsichtig.«

Es tat unendlich gut, die kühle Flüssigkeit zu spüren, und am liebsten hätte Savoire alles auf einmal getrunken, doch er beherrschte sich und nahm nur wenig in den Mund, hielt das Wasser lange, ehe er es schluckte.

»Danke.«

Seine Stimme klang immer noch sehr leise.

Kein Wunder. Die Überdosis Arimal-3 hatte nicht nur seine Leber, sondern auch Herz und Stimmbänder schwer beschädigt. Hätte er kein Karikin erhalten, wäre er bereits tot. Aber es hatte keine andere Wahl gegeben, denn Arimal-3 zog nicht nur den Körper in Mitleidenschaft, sondern auch den Geist. Und das war absolut notwendig gewesen.

Endlich gelang es Dr. Savoire, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er erinnerte sich daran, dass die Medikerin eine Unterhaltung geführt hatte. Er rief sich die Stimme ihres Gesprächspartners ins Gedächtnis und atmete erleichtert aus. Es war geschafft – die Stimme gehörte ihm.

Savoire hob den Kopf leicht an und drehte ihn, um an der Medikerin vorbeisehen zu können. Tatsächlich stand hinter ihr ein schlanker, hochgewachsener Mann mit dunkelblonden Haaren. Dieses Gesicht kannte jeder auf Terra … Perry Rhodan, der Terranische Resident und eine lebende Legende. Savoire sah Rhodan direkt in die graublauen Augen; der Resident erwiderte den Blick.

»Du wolltest mich sprechen.«

»Aber ich fürchtete, dass du nicht kommst.«

Rhodan lächelte. »Leider hast du insofern recht, als ich nicht mit jedem sprechen kann, der das wünscht. Aber zum einen waren die Begleitumstände interessant, und zweitens erinnerte ich mich an deinen Namen. Selbst wenn du nicht erwähnt hättest, dass du für ESCHER verantwortlich bist, hätte ich dich aufgesucht.«

»Ich musste deine Aufmerksamkeit erwecken.«

»Du weißt, dass ich ESCHER mehrfach persönlich gefördert habe. Und wenn der Leiter der Institution mit einem Mal in der Residenz auftaucht und zusammenbricht, steckt etwas dahinter, was meiner Aufmerksamkeit bedarf.«

»Was weißt du über mich?«

Zyklop,