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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2367

 

Rekruten des Chaos

 

Sie sind ein Kristall und ein Geistwesen – sie dienen dem Chaos und werden zu Gejagten

 

Arndt Ellmer

 

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Auf den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einer gigantischen Flotte der Chaotarchen.

Ihr Ziel ist, aus Welten der Galaxis einzelne »Kabinette« für einen Chaotender zu formen, eines der machtvollsten Instrumente des Chaos schlechthin: Dieser Chaotender soll einmal VULTAPHER heißen und das Territorium einer entstehenden Negasphäre sichern. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, in der gewöhnliche Lebewesen keine Chance haben.

Die Galaktiker leisten verzweifelten Widerstand. Dazu gehört auch das Projekt, die alten Sonnentransmitter wieder instand zu setzen. Atlan, die Wissenschaftler der LFT und die Haluter kommen mit seiner Hilfe in eine seltsame Umgebung. Dort lebt ein Wesen, das sich als der Konvergente Denker bezeichnet – in seiner Vergangenheit war er einer der REKRUTEN DES CHAOS …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der unsterbliche Arkonide erfährt die Geschichte des Konvergenten Denkers.

Kirkazon – Die Inkarnation eines unbegreiflichen Wesens erinnert sich.

Cornor Lerz – Der alte Haluter wartet auf eine Nachricht.

Former von Haardh – Das junge Geistwesen wird zu einem Diener wider Willen.

»Im Karussell des Universums mit all seinen Wundern sind auch die körperlosen Erscheinungsformen nicht gegen Irrtümer und Fehler gefeit. Die Auswirkungen ihres Tuns sind meist globaler und schrecklicher, die Zeiträume länger. Deshalb nehmen wir sie erst über Generationen hinweg wahr …«

Hakon-Armins de Jong, Kosmologischer Diskurs, Antrittsvorlesung Universität Terrania, Sommersemester 1326 NGZ.

 

 

Prolog

 

Die Datumsanzeige rückte einen Tag vor auf den 16. November. Fünfzehn Tage warteten sie nun schon, und noch immer traf keine Nachricht von Atlan und seinem Einsatzgeschwader ein. Das waren fünfzehn Tage des Hoffens und Bangens, der täglich steigenden Unruhe. Unzählige Male hatte Cornor Lerz in dieser Zeit sich die beiden Gehirne zermartert: das Planhirn mit seinen logischen Schlussfolgerungen und das Ordinärhirn mit seinen emotionalen Anmerkungen.

Der Zustand der Ungewissheit quälte ihn. An Schlaf dachte er schon seit Tagen nicht mehr. Wenn er wie jetzt in seinem Kabinentrakt Ruhe suchte, ging er meist umher, wog zum ungezählten Mal das Für und Wider ab.

Sie konnten nicht länger warten. Warten darauf, dass auf der Gegenseite am Sonnentransmitter des Nagigal-Trios jemand das Verbindungssignal abschaltete oder dass eine Sonde mit einer Funkbotschaft durch das Transmitterfeld kam. Atlan hätte sogar die Möglichkeit gehabt, das Bereitschaftssignal zu modulieren und auf diese Weise ein Zeichen zu geben.

Cornor Lerz kannte den Arkoniden inzwischen gut genug. Dieser hätte jede Möglichkeit genutzt, ihnen eine Information über die Ankunft im Zieltransmitter zukommen zu lassen, 935.921 Lichtjahre von Kharag entfernt.

Während sein Planhirn noch einmal alle mathematischen Formeln durchging, die für den Transmittersprung nötig waren, verließ er den Kabinentrakt und marschierte durch die matt glänzenden Gänge der Stahlwelt Kharag. Robotische Wachen schwebten an ihm vorüber, ohne dass der Haluter sie bewusst wahrnahm.

Wie jedes Mal kam er an den beiden Statuen vorbei, sie stellten vermutlich lemurische Würdenträger aus jener längst vergangenen Epoche dar. Er schenkte ihnen ebenso wenig Beachtung wie den Messgeräten in der Nähe des Steuerzentrums. Sie zeichneten alle Einflüsse auf, die um das Kharag-Sonnendodekaeder herum existierten und die den Transmitterdurchgang möglicherweise hätten beeinflussen können.

Aber das war nachweislich nicht der Fall gewesen. Die Transmission selbst war störungsfrei verlaufen, Nagigal hielt die Verbindung noch immer offen.

Cornor Lerz, als ältestem anwesenden Haluter hatte Atlan ihm vor dem Abflug das Kommando über die Stahlwelt übertragen, erreichte das Steuerzentrum. Einige terranische Wissenschaftler diskutierten neben einem Hologramm, das neben ihnen schwebte und das Zentrum des Sternhaufens zeigte; sie grüßten, als der Haluter vorbeiging. Cornor Lerz wusste, wie wichtig den Terranern solche Gesten waren, und zeigte ihnen vier Handflächen.

KHARAG, das Zentralgehirn der Station, wusste nach so vielen Tagen des Wartens schon, was Lerz hören wollte. »Bisher liegt keine Nachricht von der Gegenstation vor.«

Das orangefarbene Licht meldete beharrlich die Empfangsbereitschaft der Gegenstation. Über die Situation im Ankunftssektor um das Nagigal-Trio sagte es nichts aus.

Cornor Lerz war inzwischen sicher, dass dem Vorauskommando unter des Arkoniden Führung etwas zugestoßen war.

Das Entsatzgeschwader stand schon bereit. Ein Verband aus 100 Haluterschiffen würde den zwei unersetzlichen Aktivatorträgern Atlan und Icho Tolot folgen.

Nachdenklich stand der alte Haluter im Steuerzentrum. Seine Gestalt wirkte auf einen Terraner wohl wie ein Standbild aus Guss, ein riesiger Klotz, in dessen halbkugelförmigem Schädel drei rote Augen leuchteten wie verlöschende Lampen.

Der Haluter fällte eine Entscheidung. Vier Tage noch wollte er warten, bis zum 20. November. Dann würde er den Startbefehl erteilen und sich mit seinem Schiff GONSTAR an die Spitze des Verbandes stellen …

1.

 

Die A-COM glitt den Kamin aufwärts, ein transparentes Kleinfahrzeug von den Ausmaßen eines überdimensionalen Sitzkissens. Ich blickte abwechselnd nach oben und auf Kirkazon, der das Fahrzeug lenkte.

Der Abenteurer wirkte nach wie vor wie ein unbedeutender Lemurerabkömmling, ein Mensch, wie es ihn auf Zigtausenden von Planeten in der Milchstraße gab. Längst aber wusste ich, dass er mehr war, eine Projektion des Konvergenten Denkers nämlich, ein Spion gewissermaßen, dessen Auftrag darin bestand, meine Gesinnung zu ermitteln.

Aus diesem Grund verschwamm immer wieder sein Gesicht, wurde es zu einem schwammigen Schemen, der mehr einem Nebel glich als einem menschlichen Antlitz. Als ob ein uraltes Rechenprogramm ein Bild nicht in der gebotenen Qualität darstellen könnte, dachte ich.

Der mysteriöse Herr über den seltsamen Planeten Anghur Al-Tare wollte auf Nummer sicher gehen, und ich war gespannt, welche Beweggründe sein Handeln bestimmten. Dass er die künstlichen Bedingungen auf und über diesem Planeten nicht aus Spaß oder Langeweile geschaffen hatte, war mir von Anfang an klar gewesen. Dem Konvergenten Denker lag eher daran, mit seiner Welt kein Aufsehen zu erregen.

Ebenso, wie er begierig darauf war, alles Wichtige von mir und über mich zu erfahren, brannte ich darauf, seine Geschichte zu hören. Vielleicht konnte er unser Verbündeter werden, ein hilfreicher Verbündeter gegen die Terminale Kolonne TRAITOR mit Möglichkeiten, die uns bisher verwehrt geblieben waren.

Ich würde sehen. Mit der Tür ins Haus fallen war aber auch in diesem Fall garantiert die falsche Methode.

Gut, dass du es einsiehst, nörgelte der Extrasinn. Unnötige Bemerkungen hast du schon genug von dir gegeben.

Die A-COM verließ den Kamin und glitt in den Luftraum über dem Konvergenzberg. Durch die Nebelschicht bekam ich erstmals einen freien Blick hinunter auf die Oberfläche und das Hochtal rund um den Berg. Die Pilger nahmen sich wie winzige Ameisen aus, die über den Boden krochen und von oben wie eine Ansammlung von Chaos wirkten.

»Wie geht es Elfah Komo und dem kleinen Haluter? Bekommst du Informationen aus dem Zeltlager?«

»Es ist alles in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Die Projektion sah mich kurz an, ihr Gesicht verschwamm zu einer glatten Oberfläche ohne Nase, Augen und Mund, ohne insektoide oder menschenähnliche Züge, bevor sie die nicht erkennbaren Sinne wieder auf die Steuerung des Fahrzeugs richtete.

Ich legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben, wo hoch über dem Planeten das Kristallgitter hing, ein beeindruckender, ergreifender Anblick, für mich aber auch das Symbol dafür, dass der Planet unter diesem Gitter ein Gefängnis war, eines für Unschuldige obendrein.

Ein schwarzer Fleck erregte meine Aufmerksamkeit. Wenn ich mich nicht täuschte, war es ein Raumschiff, eine schwarze Kugel mit stark abgeplatteten Polen. Eines der drei Haluterschiffe, mutmaßte der Extrasinn. Deine Begleiter!

»Das ist ein Haluterschiff«, sagte ich zu Kirkazon. »Das sind Begleiter, mit denen ich gekommen bin. Ich nehme nicht an, dass es in Hol Annasuntha viele Haluterschiffe gibt, die in Raumnot geraten sind. Außerdem wüsste ich davon.«

Kein Zweifel, es handelte sich um ein Schiff des KombiTrans-Geschwaders. Der Konvergente Denker hatte wahrscheinlich alle Schiffe und Besatzungsmitglieder gerettet.

Kirkazon gab ein leises Singen von sich, vielleicht ein Zeichen der Zufriedenheit. Er wandte sich mir zu, brauchte offensichtlich nicht mehr auf die Kontrollen des Fahrzeugs zu achten.

»Das Gitter markiert den vierdimensionalen Teil des Konvergenten Denkers«, erläuterte die Projektion, während sie auf einmal einen Mund sowie Nase, Wangen und leere Augenhöhlen ausformte. »Es ist gewissermaßen ein Phantombild einer größeren, umfassenderen Existenz.«

Das Gitter, woran erinnert es dich eigentlich?

An nichts, antwortete ich dem Extrasinn. Jetzt nicht!

Meinem fotografischen Gedächtnis bereitete es keine Probleme, alle Stationen meines Lebens aufzuzählen, in denen ich es mit einem Kristallgitter zu tun gehabt hatte. Ich verspürte aber eine große Abneigung, mich vom Extrasinn genau dazu examinieren zu lassen.

Manchmal bedauerte ich ohnehin, dass man diesen in der ARK SUMMIA aktivierten Zusatzsinn bei Nichtgefallen nicht zurückgeben konnte. Haluter mit ihren zwei Gehirnen hatten es da besser, die konnten wahlweise eines davon abschalten.

Natürlich erinnert es dich an etwas! Der Logiksektor, wie ich ihn manchmal nannte, konnte ziemlich penetrant werden. Denk nach!

»Dieser Ort existiert also im Hyperraum, und das Wesen, das sich Konvergenter Denker nennt, lebt hier«, fasste ich Kirkazons bisherige Aussagen zusammen.

»Ein vierdimensional denkendes Wesen – das sind Körperwesen im Regelfall – stellt sich das Kristallgitter am besten als ein eigenes Universum vor, das wie alle Universen im Hyperraum eingebettet ist«, ergänzte Kirkazon. »Der Planet Anghur Al-Tare ist als Enklave darin eingelagert.«

»Das heißt, er ist im Sternhaufen Hol Annasuntha nicht zu orten, er existiert nicht.«

Kirkazon schwieg. Er blickte wieder nach vorne. Eine Sekunde lang glaubte ich, eine Geschwulst aus feinen Kristallen bilde sich auf seiner so menschlich wirkenden Wange, doch dann verschwand es wieder von der Projektionsfläche.

Die A-COM tauchte in das diffuse Licht ein, das mit dem Himmel über Anghur Al-Tare identisch war. Im gleichen Augenblick verschwand das am Himmel geparkte – wie aufgehängt wirkende – Schiff ebenso wie die Planetenoberfläche mit dem Konvergenzberg. Ein paar Augenblicke vermeinte ich im Dunst noch die Öffnung des Kamins zu sehen, dann existierte der Planet nicht mehr.

Da war etwas. Übergangslos erhielt ich mentalen Kontakt zu der Wesenheit da draußen. Rings um die A-COM existierte etwas, ich spürte es deutlich. Es verströmte Macht und Erfahrung – und Allgegenwart.

Ohne Zweifel ein höheres Wesen, dachte ich. Es kam kein Widerspruch von meinem Extrasinn.

Kirkazon sah mich noch immer an. Die Umrisse seines ohnehin konturlosen Gesichts zerflossen endgültig. Für einen kurzen Atemzug spannte sich ein Kristallgitter über seine Züge, dann formte sich aus der variablen Projektionsmaterie ein großer, insektoider Schädel mit riesigen Facettenaugen.

Beide Elemente bilden in der Welt des Konvergenten Denkers dominierende Symbole!, meldete sich der Extrasinn besonders altklug. Das Kristallgitter und der Insektenschädel!

Viel wichtiger erschien mir in diesem Augenblick, was mir der Konvergente Denker durch die Veränderung des Gesichts zu verstehen gab. Kirkazon war von diesem Augenblick an nicht mehr eine Projektion, sondern die Inkarnation des Konvergenten Denkers.

»Willkommen in meinem Körper«, sagte der Konvergente Denker.

 

*

 

Vor mir stand das Abbild eines Wesens, das um ein Vielfaches älter sein musste als ich selbst. Es stammte vermutlich nicht einmal aus Omega Centauri, sonst hätte es sich nicht so geheimnisvoll verhalten.

War es ein Fremder, der sich in diesen Kugelsternhaufen geflüchtet und dort versteckt hatte?

»Du kommst der Wahrheit ziemlich nahe«, sagte der Konvergente Denker aus Kirkazons Hornmund. »Und du wirst bald verstehen, dass ich zunächst Gewissheit brauche, ob ich dir vertrauen kann.«

»Ich stecke nicht in deinem Panzer. Aber ich denke, du kannst mir vertrauen.«

»Nein, ich kann es nicht. Was sucht ein Ritter der Tiefe in Hol Annasuntha?«

»Weder diesen Planeten noch dich. Das dürfte dir inzwischen klar sein. Ich bin mit einem kleinen Geschwader von Raumschiffen hier. Wir entstammen verschiedenen Zivilisationen dieser Galaxis, die in einem verzweifelten Abwehrkampf gegen Invasoren aus einer anderen Galaxis stehen. Im Zentrum des Sternhaufens steht eine Flotte aus Forschungsschiffen, Trägern und Kampfeinheiten. Unsere Mission ist geheim. Du wirst verstehen, dass ich es selbst dir nicht verraten kann.«

»Ich verstehe deine Beweggründe«, sagte Kirkazon. »Mir geht es um die Einschätzung meiner eigenen Lage. Für mich ist das überlebenswichtig. Deine Geheimmission interessiert mich nicht oder nur beiläufig.«

Ich nickte. »Du bist also ein Flüchtling, der sich hier versteckt hält. Selbst das Kristallgitter könnte zum Verräter werden. Deshalb lässt du niemanden fort, den du gerettet und hierher transportiert hast.«

»Ich will es dir erklären, Atlan, vor allem meine Furcht vor den Kopfjägern, aber auch die vielen kleinen Dinge, die sich auf Anghur Al-Tare mit der Zeit entwickelt haben. Ich besitze zwei Wurzeln, wie du schon vermutest. Diesen Körper und das Kristallgitter. Der Körper stammt von A’iron-A’iron, meine zweite Wurzel entstammt der Galaxis Nypasor-Xon und dort einem System namens Yoxa-Sant. Es begann vor ungefähr eineinhalb Millionen Jahren deiner Zeitrechnung …«

2.

 

Immer wenn das Leuchtfeuer des blauen Pulsars den Scheitelpunkt seines Energieausstoßes erreichte, nahm das junge Geistwesen von Haardh dies zum Anlass, sich zu erinnern. Die Gedanken kehrten zurück zu jener Zeit, als der Pulsar noch jung gewesen war und die Sternenwolke der Formertor-Region unberührt und friedlich ihre Spur durch das Universum gezogen hatte.

Die Wissenschaftler hatten die Gefahr zum Glück rechtzeitig erkannt. Sie hatten den Grundstein für das Genese-Projekt gelegt, das Jahrtausende später im Antlitz der heranrasenden Vernichtung die Rettung bringen sollte. Und er war das Produkt der Genese, das schönste und gewaltigste Geschenk, das ein Volk sich selbst bereiten konnte.

Weißt du noch, wie das damals war, in jenen knappen Stunden und den winzigen Augenblicken, die noch blieben? Draußen wurde es schon heiß, die gesamte Maschinerie der drei Planeten drohte unter der Hitze zu explodieren.

Er wusste es, und sie alle wussten es – sie alle, die im Lauf der Zeit innerlich zueinander gefunden hatten.

Als der schwierige und überhastet absolvierte Übergang gemeistert war, hatten sie es anfangs nicht geschafft, zu einer Einheit zu werden. Ein Teil der Individuen raste vor Verzweiflung und versuchte aus dem immateriellen Gefängnis auszubrechen, hätte es dadurch beinahe zerstört.

Seht her, schaut auf diese namenlose Frühgeburt!

Damals war aus dem Innern ihres Bewusstseins-Konglomerats eine Stimme ertönt, ein starker Mentalsender. Er hatte sie beruhigt und von der endlosen Zeit gesprochen, von den Äonen, die vor ihnen lagen, wenn sie den Kokon nicht zerstörten, der sie in dieser Anfangsphase zusammenhalten musste.

Zum Glück hatten die einzelnen Bewusstseine in der Folge genug mit sich selbst zu tun, ein beständiges Ordnen der Gedanken, ein Unterdrücken von Impulsen, die Phantomschmerzen auslösten und Schlimmeres. Zu wissen, keinen Körper mehr zu haben und ihn dennoch ständig zu spüren, war nicht das, was Individuen sich wünschten. Wenn unsichtbare Klauen durch das Nichts stießen, nach Gegenständen griffen, ohne sie jemals zu treffen – dem Wahnsinn waren sie damals deutlich näher gewesen als der Vernunft.

Die Hoffnung blieb. Eines Tages würden sie es schaffen, aus dem Konglomerat zu einer Einheit zu verschmelzen und irgendwann eins zu werden. Doch wann? Nach Äonen?

Nur gut, dass sie irgendwann den letzten Rest ihres Zeitgefühls verloren und nur noch existierten. Sie rückten näher zusammen und ballten sich. Aus der Frühgeburt entwickelte sich ein reifes Wesen, das mit einer einzigen mentalen Stimme dachte.

So, wie sie es damals geplant hatten, in der Hast vor dem Untergang aber nur ungenau verwirklichen konnten.