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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2365

 

Die Drokarnam-Sphäre

 

Terraner und Haluter gemeinsam – sie arbeiten im Kharag-Sonnendodekaeder

 

Christian Montillon

 

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Auf den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einer gigantischen Flotte der Chaotarchen.

Ihr Ziel ist, aus Welten der Galaxis einzelne »Kabinette« für einen Chaotender zu formen, eines der machtvollsten Instrumente des Chaos schlechthin: Dieser Chaotender soll einmal VULTAPHER heißen und das Territorium einer entstehenden Negasphäre sichern. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, in der gewöhnliche Lebewesen keine Chance haben.

Mit sogenannten Dunklen Obelisken hat die Terminale Kolonne bereits eine Reihe von Planeten markiert, die zerlegt und zu »Kabinetten« für VULTAPHER gestaltet werden sollen. Mit Drorah, der Hauptwelt der Akonen, wurde bereits der Anfang gemacht, weitere Welten werden wohl folgen.

Wo immer es möglich ist, leisten die Galaktiker Widerstand. Inmitten des wegen seiner Sternendichte schwer zugänglichen Sternhaufens Omega Centauri arbeiten beispielsweise Atlan, die Wissenschaftler der LFT und die Haluter an der Wiederherstellung eines Sonnentransmitters der Lemurer. Dabei stoßen sie auf DIE DROKARNAM-SPHÄRE …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Trim Marath – Seine Hoffnungen ruhen auf der Macht des »Schwarzen Zwillings«.

Startac Schroeder – Der Teleporter erkundet einen erdähnlichen Planeten.

Atlan – Der unsterbliche Arkonide muss sich gegen Positroniken und unsichtbare Gegner bewähren.

Icho Tolot – Die »schwarze Bestie« will die Geheimnisse eines lemurischen Transmitters enthüllen.

Captain Lucinda – Der Divak-Spieler enthüllt seine zweite große Leidenschaft.

Zeitsplitter

 

Day-Drazin …

… ist und wird sein.

Ich dämmre in dumpfem Nichts, wandle in meiner Hölle.

Day-Drazin …

… ist und wird sein.

Ich erlebe das Vergehen der Zeit nicht, denn ich weiß nicht, was Zeit bedeutet. Irgendwo, tief verborgen, schlummert eine Erinnerung, die mir die Gewissheit gibt, dass Zeit einst eine wichtige Rolle in meinem Leben spielte.

Day-Drazin …

… ist und …

… vergeht.

Zum Vorschein …

… komme ich.

Ich.

Eine der seltenen Phasen beginnt, in denen ich mir meiner selbst bewusst bin. Zwar bin ich Day-Drazin, aber auch mehr als diese Kreatur, die unbewusst existiert.

Einst war ich ein lemurischer Wissenschaftler namens Inday Anuun-Drazin, ein körperliches, ein an den Körper gebundenes Lebewesen. Deshalb war das Verstreichen der Zeit auch so wichtig für mich – mein Körper zerfiel. Er litt unter einer entsetzlichen Krankheit.

Ich kann diesen Körper sehen, jederzeit, wann immer ich will. Zumindest immer dann, wenn ich bei klarem Verstand bin. Die Phasen, in denen ich nicht mehr Inday Anuun-Drazin bin, sondern jene Kreatur namens Day-Drazin, werden aber häufiger.

Was ist Day-Drazin?

Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Ungezählte Tage und Monate und Jahre habe ich damit verbracht, darüber nachzudenken. Was sollte ich auch sonst tun?

Es steht fest, dass er mit mir identisch ist – sosehr ich es möchte, ich kann nicht leugnen, dass ich Day-Drazin bin. Dennoch denke ich an ihn in der dritten Person … er. Ein kleiner Trick, eine Schutzfunktion meiner Seele, um mich von diesem Wesen abzugrenzen. Ein Selbstbetrug.

Day-Drazin ist das, was übrig bleibt, wenn mein Verstand in den Sümpfen des Wahnsinns versinkt, wenn mein klares Denken von den Spinnenfingern des Irrsinns hinweggefegt wird.

Ich fürchte mich davor, jedes Mal aufs Neue.

In jedem Augenblick meiner bewussten Existenz werde ich von dieser Angst gequält. Es ist entsetzlich. Unablässig wütet die Panik in mir, die bange Frage, wann es wieder so weit sein wird. Wann werde ich die Kontrolle verlieren? Wann wird mein bewusstes Denken erlöschen? Und … zum wievielten Mal?

Ich kann mich nicht dagegen wehren. Zu sehr hat sich die Krankheit in meinem Geist ausgebreitet.

Die Krankheit … lange habe ich es nicht so bezeichnet, sondern Ausreden gesucht, die ich mir selbst gegenüber so oft wiederholte, bis ich sie glaubte.

Fast glaubte, zumindest.

Ich nannte es Verwirrung oder Erschöpfung, ja sogar Träume. Aber wenn ich ehrlich bin, gibt es keinen Zweifel daran, dass ich krank bin. Und das ist nicht verwunderlich.

Gibt es irgendjemanden, dessen Seele nicht zerbräche, wäre er in meiner Situation? Ich habe alle nur vorstellbaren Höllen durchlitten.

Wenn ich doch nur sterben, diese elende Existenz beenden könnte. Ich gäbe alles darum, meinem Gefängnis zu entkommen. Der Tod wäre ein Preis, den ich mit Freuden zahlte – aber es ist mir nicht möglich zu sterben, denn ich habe den Körper, der mich einst beherbergte, längst verlassen. Nun bin ich unsterblich.

Obwohl ich keine Augen mehr besitze, sehe ich; oder ich nehme wahr, auf gänzlich andere Art. Ich sehe den Leib des Lemurers Inday Anuun-Drazin. Meinen Körper. Er liegt in einem Sarkophag inmitten der Drokarnam-Sphäre, die ich vor Jahrtausenden erbauen ließ.

Jahrtausende … ein Gedanken voller Schrecken. Ein gewaltiger Zeitraum, eine Ewigkeit voller Qual. Ich weiß, was Angst ist. Ich weiß es, durchleide ich sie doch in jedem Augenblick. Die Angst entsteht durch die Gewissheit, dass diese Jahrtausende nur einen winzigen Bruchteil meiner noch verbleibenden Lebenszeit bilden.

Ich bin in der Drokarnam-Sphäre gefangen.

Allein.

Einsam.

Und der Wahnsinn schreitet immer weiter fort. Schon wallt jene unbestimmbare Dunkelheit wieder auf mich zu. Es ist kein optisches Phänomen, nicht einmal auf einer hyperphysikalischen Ebene lässt es sich bestimmen, sonst würde ich es spüren.

Die Dunkelheit der Seele ist nicht messbar, nicht analysierbar und nicht greifbar. Und doch ist sie da.

In mir.

Sie entstammt mir selbst und kämpft gegen mich, legt sich über mich, deckt mich zu.

Der Wahnsinn kehrt zurück, schrecklich und entsetzlich und zugleich auf einer anderen Ebene voll süßer Verlockung:

Gib die Kontrolle über dich ab, Inday Anuun-Drazin. Werde zu Day-Drazin, sei dir nicht mehr bewusst, wer du bist, was du bist. Vergiss dein Schicksal.

Existiere, ohne nachzudenken.

Sei einfach. Walle im Drokarnam hin und her und hin und her, ohne etwas zu empfinden. Keine Freuden … aber auch keine Angst und kein Entsetzen.

Gib die Kontrolle ab.

Gib

sie

AB.

Ich gebe sie ab, und ich frage mich, ob ich jemals wieder zurückfinden werde. Oder vergeht mein eigenes Ich endgültig, weicht für immer jener kreatürlichen Form von Leben, die sich als Day-Drazin begreift?

Ich wünsche mir so sehr, noch einmal zu mir selbst zu finden. Während sich die Dunkelheit um mich zusammenzieht, mich schnürt und erdrückt, wünsche ich die Angst und das Entsetzen zurück.

Selbst diese Empfindungen sind besser, als gar nicht mehr zu sein.

 

*

 

Licht strahlt auf.

Zuerst handelt es sich nur um einen kaum wahrnehmbaren Schimmer, eine dumpfe Ahnung davon, dass es noch etwas anderes gibt als Schwärze und Nicht-Bewusstsein.

Ich kehre zurück aus der Tiefe. Die Dunkelheit bröckelt von mir ab. Meine Gedanken formen sich neu. Wie schon so oft in der Vergangenheit zündet der Lichtfunke die Intelligenz, die den Wahnsinn vertreibt.

Und die Erinnerung kehrt zurück wie ein Alptraum.

Langsam, ganz langsam, bilde ich mich selbst, indem ich mein Bewusstsein zusammensetze, die Teile eines komplizierten Seelenpuzzles.

Inday Anuun-Drazin wird wieder geboren. Zum ungezählten Mal.

Der erste Gedanke: Ich hoffte darauf, dass genau das geschieht. Eine Urerinnerung sagt mir, dass ich wieder entstehen wollte. Also muss dieser Vorgang gut sein, trotz des namenlosen Schreckens und des Entsetzens, die damit einhergehen.

Der Kreislauf beginnt von neuem. Ich existiere wieder, und ich fürchte mich. Weitere Erinnerungen formen sich und bringen die Gewissheit: Es wird nie vergehen. Niemals enden.

Nichts unterscheidet sich vom letzten Zyklus meiner Bewusstwerdung. Genau wie damals hilft mir auch jetzt der Blick auf jene von Wucherungen entstellte Gestalt, die einst meine Seele beherbergte. Ich finde zu mir selbst.

Der Körper Inday Anuun-Drazins ist tot. Er liegt in dem offenen Sarkophag. Er hatte sich aus eigener Kraft hineinbegeben, nachdem er die Sphäre aus Drokarnam vollständig verschlossen hatte.

Er?

Ich tat es. Ich selbst. Ich bin dieser Inday Anuun-Drazin, der seinen eigenen Tod überlebte. Alles um mich her, der Sarkophag, die geschlossene Drokarnam-Sphäre – ich entwickelte alles mit nur einem Ziel. Ich plante, meinen körperlichen Tod als Geistwesen zu überleben.

Dieser Plan ging auf, weil ich etwas Besonderes bin, eine Psi-Begabung, die außergewöhnliche Affinität zu dem Hypermineral besitzt, das mich umgibt.

Ich erinnere mich an jedes einzelne Detail. Ich verfüge über eine Paragabe, die ich nur zufällig bemerkte. Während meiner Arbeit als Hypertechniker ging ich nahezu täglich mit Drokarnam um. Ich lernte, die Kraft des Hyperminerals auszunutzen und meine Umgebung zu beeinflussen. Ich manipulierte meine Vorgesetzten und schwang mich zum geheimen Herrscher von ganz Kharmuu auf.

Ich ahnte damals nicht, dass von der ersten Sekunde an das Verderben ebenso reifte wie meine Psi-Fähigkeit. Der ständige körperliche Kontakt mit dem Hypermineral zerstörte meinen Leib. Ich fertigte einen Stirnreif, in den ich fünf Gramm Drokarnam einarbeitete. Das potenzierte zwar meine Fähigkeiten, aber es brachte auch den schleichenden Tod.

In und auf meinem Körper wuchsen Tumoren. Zuerst in überschaubarem Maß, sodass die Mediker sie entfernen konnten, aber dann immer häufiger und schneller. Manchmal konnte ich zusehen, wie sich Wucherungen ausbildeten. Es war Ekel erregend.

Ja, damals genau wie in diesem Augenblick ekelt es mich, wenn ich meinen Leib ansehe. Knotige Beulen überall. Auf Händen, Hals, Stirn … jeder frei liegende Zentimeter Haut wirkt wie das Werk eines irrsinnigen Maskenbildners.

Die Wucherungen wurden durch den reinen Stickstoff, mit dem die Automatik die geschlossene Drokarnam-Sphäre nach meinem körperlichen Tod flutete, ebenso konserviert wie der Rest meines Körpers.

Die Sphäre erschien mir als letzte Hoffnung, während meine körperliche Existenz unaufhaltsam dem Ende zusteuerte. Ich war ein Narr. Ich ließ sie erbauen, um meinem Geist eine Möglichkeit zu bieten, weiterhin zu existieren. Mir war bekannt, dass Drokarnam Träger eines Bewusstseins sein kann.

Der Plan gelang. Ich errang ewiges Leben.

Leider.

Es gibt nichts annähernd so zu Bereuendes wie diese Tatsache. Denn seit meinem Erwachen als Geistwesen bin ich in der Sphäre gefangen. Ich existiere im Drokarnam, ohne es je verlassen zu können.

Die geschlossene Sphäre wirkt wie ein Magnet, der mich gnadenlos zurücksaugt, wann immer ich versuche, dem Gefängnis zu entrinnen. Ich bin eingekerkert.

Seit Jahrtausenden.

Und doch erst seit einer Sekunde, wenn ich es mit der Zeitspanne vergleiche, die mir noch bevorsteht. In Wirklichkeit handelt es sich nicht einmal um eine messbare Zeitspanne, sondern um die Ewigkeit.

Es wird nie enden. Ich bin ein Geistwesen, und ich werde niemals sterben, wenn nicht jemand kommt und mich vernichtet. Doch wer sollte kommen? Die Sphäre wird in alle Zeit unentdeckt bleiben.

Es wird niemand kommen.

Ich bin und bleibe allein.

Deshalb erkrankte ich. Ich kann mich nicht austauschen, nicht mitteilen, nicht weiterentwickeln. Meine Existenz verfolgt keinen Sinn, ich strebe keinem Ziel entgegen. Wahnsinn ist geradezu eine zwangsläufige Folge dieses Zustands.

Als ich noch an einen Körper gebunden war, hatte ich an solche psychischen Entwicklungen keinen einzigen Gedanken verschwendet. Warum hätte ich es auch tun sollen? Es gab so vieles andere, um das ich mich kümmern musste, weil es scheinbar lohnenswerter gewesen war.

Zuerst war ich ein mittelmäßiger Techniker gewesen, dann hatte dank meiner Para-Gabe und des Drokarnams ein unvergleichlicher Aufschwung begonnen. Ich war zum angesehenen Wissenschaftler geworden, zum Entscheidungsträger, zum geheimen Herrscher erst einer Siedlung, dann einer Stadt, eines Kontinents und eines ganzen Planeten … und schließlich zum Todgeweihten.

Wäre ich damals nur gestorben. Hätte ich doch nie den verhängnisvollen Entschluss gefasst, die Drokarnam-Sphäre zu erbauen.

1.

Trim Marath

21. Oktober 1345 NGZ

 

»Inday Anuun-Drazin.«

Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass Trim Marath diesen Namen aussprach. Er lauschte dem Klang nach und dachte daran, was der Arkonide Atlan gesagt hatte. »Vielleicht handelt es sich tatsächlich nur um eine zufällige klangliche Übereinstimmung zu Day-Drazin.«

»Es könnte ebenso die Spur sein, die zu unserem ominösen Feind führt.« Startac Schroeder stand auf, streckte seine schlaksige Gestalt und ging in die Hygienezelle seiner Kabine in der HALUTA III, ohne die Zwischentür zu schließen. Er beugte sich über das Waschbecken und spritzte Wasser in sein Gesicht. »Wir sollten optimistisch sein und hoffen, dass es sich nicht um einen Zufall handelt.«

Er blinzelte einen Tropfen weg, der von der Stirn ins Auge rann. Gleichzeitig fuhr er mit den noch feuchten Händen durch die wirren braunen Haare. »Immerhin ist es der einzige Hinweis, dem wir nachgehen können. Lass uns keine Zeit verlieren.«

Trim verkniff sich ein Lachen. In Startacs Worten lag eine nicht zu leugnende Ironie. »Die Fundstelle ist 55.000 Jahre alt. Wenn man es so sieht, kommt es auf einige Stunden mehr oder weniger ganz sicher nicht an.«

Atlan hatte sich vor wenigen Minuten gemeldet und den beiden Monochrom-Mutanten mitgeteilt, dass die Recherche in den Positroniken des Sonnendodekaeders zu dem Namen Inday Anuun-Drazin geführt hatte. Der Arkonide hatte nach dem Stichwort Day-Drazin suchen lassen, das Startac Schroeder bei einem mentalen Kontakt mit ihrem Gegner empfangen hatte.

Dieses geheimnisvolle Wesen stand inzwischen als Verursacher der Tumoren fest, die zu mehreren hundert Todesfällen unter den terranischen Technikern und Wissenschaftlern geführt hatten. Im Gebiet des altlemurischen Kharag-Sonnentransmitters in Omega Centauri war deswegen Panik ausgebrochen.

Die ersten Fälle plötzlicher Geschwulstbildung waren kurz nach der erfolgreichen Testaktivierung der einzelnen Transmitterzonen des Sonnendodekaeders aufgetreten; nahezu jeder war befallen worden, und wegen des rasend schnellen Tumorwachstums hatte vielen Patienten nicht mehr geholfen werden können. Etlichen war es nicht einmal mehr gelungen, bis zur nächsten Medostation zu kommen. Zum Glück waren die tödlich verlaufenden Fälle aber eine Minderheit geblieben, die weitaus meisten Erkrankten hatten von den Geschwülsten und Metastasen rechtzeitig befreit werden können.

Nur wenigen war es gegeben, der tödlichen Gefahr aus eigener Kraft zu widerstehen: Die Haluter etwa verhärteten die betroffenen Körperregionen zur Konsistenz von Stahl und töteten auf diese Weise das wuchernde Gewebe ab. Auch Atlan war immun – allerdings nicht wegen besonderer Fähigkeiten, sondern wegen des Zellaktivators, der die Umwandlung des Körpergewebes verhinderte.

Als Trumpf im Konflikt mit Day-Drazin erwiesen sich die beiden Monochrom-Mutanten: In einer Situation höchster Todesgefahr war einmal mehr aus Trim Marath heraus dessen »Schwarzer Zwilling« entstanden, eine überaus mächtige »psiaktive, aggressiv-gewaltbereite autonome Schattenprojektion«, wie ein Wissenschaftler es einmal umschrieben hatte. Diese überaus wehrhafte und von Trim unkontrollierbare Nebelgestalt, die stets als sein Verteidiger erschien, war im Stande, die blaue, organisch wirkende Knotenstruktur Day-Drazins zu vertreiben.

Danach war es Startac Schroeder gelungen, mit seiner Psi-Begabung die Gegenwart des Feindes zu erspüren. Er war zwar kein Telepath, empfand aber die Stimmungen dieses geheimnisvollen Wesens und war sicher, dass es sich selbst als Day-Drazin verstand.

Trims Armbandkommunikator meldete einen Kontaktversuch. »Endlich. Atlan ruft uns.«

Der Arkonide hatte vor wenigen Minuten ohne Begründung die Unterhaltung abgebrochen und versprochen, sich in Kürze wieder zu melden. Trim nahm das Gespräch an.

»Entschuldige die Unterbrechung«, erklang Atlans Stimme. »Leider wollen mich tausend Leute gleichzeitig sprechen. Das ist das Los, wenn man eine Großoperation leitet.«

»Du hast es ziemlich spannend gemacht. Da nennst du den Namen Inday Anuun-Drazin, gibst die allernötigste Basisinformation und ziehst dich dann zurück. Startac und ich sitzen auf glühenden Kohlen.«

Der Arkonide lachte. »Ihr hättet auch die entsprechende Datenbank abrufen können. Aber es ist wohl am einfachsten, wenn ihr zu mir kommt. Ich hoffe, Startac fühlt sich in der Lage, ins Steuerzentrum zu teleportieren?«

»Wir sind gleich da«, versicherte Trim, ohne erst Rücksprache mit dem Freund zu halten.

 

*

 

Sie materialisierten im großen Kuppelsaal, der die zentrale Steuereinheit des Sonnentransmitters beherbergte. In der Mitte des 70 Meter hoch aufragenden Raumes erhob sich ein breites Hufeisenpult als einzig sichtbares Einrichtungsstück.

Ein getreues Holoabbild des Leerraumes und der beiden Galaxien Milchstraße und Andromeda bedeckte Decke und Wände der Kuppel; darin markierte eine Vielzahl von farbigen Leuchtsymbolen die Standorte wahrscheinlich aller von den Lemurern vor über 50.000 Jahren erbauten Sonnentransmitter.