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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Zwischenspiel 1

7.

Zwischenspiel 2

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2361

 

Traumspuren

 

Seltsame Gäste in Quinto-Center – und TRAITOR macht Jagd auf die USO

 

Arndt Ellmer

 

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Auf den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einer gigantischen Flotte der Chaotarchen.

Ihr Ziel ist es, aus Welten der Galaxis einzelne »Kabinette« für einen Chaotender zu formen, eines der machtvollsten Instrumente des Chaos schlechthin: Dieser Chaotender soll einmal VULTAPHER heißen und das Territorium einer entstehenden Negasphäre sichern. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, die normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden.

Neben dem Solsystem sind auch die Charon-Wolke und Quinto-Center, das Hauptquartier der USO, frei von den Schergen TRAITORS. Auch der Imperator von Arkon und die Haluter sind – noch – nicht unter die Knute der Terminalen Kolonne gefallen. Das alles ist aber bei weitem zu wenig angesichts einer so großen Gefahr.

Hoffnung verspricht man sich von den Bewohnern des Planeten Devolter II – und einer von ihnen wandelt auf TRAUMSPUREN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Curcaryen Varantir – Der Potenzial-Architekt verlangt nach einem Schiff.

Monkey – Der Leiter der USO gewährt dreizehn Algorrian Asyl.

Carzon Felvedir – Ein junger Algorrian entdeckt ein höchst seltenes Talent.

Pikkas Blum – Ein ertrusischer USO-Sergeant arbeitet als Landschaftspfleger und Kindergärtner.

Alaska Saedelaere – Der Mann mit der Maske verschafft Varantir ein Rendezvous.

1.

 

Unterwegs an ein neues Ziel und in eine neue Zukunft – so hatte es geheißen. Jetzt irrte das Schiff mit ihm und seiner Familie in der Milchstraße umher. Dutzende Male hatte es schon den Kurs geändert, ohne dass jemand sich bemüßigt fühlte, sie über Sinn und Zweck dieses Vorgehens aufzuklären. Die jungen Algorrian dankten es der Besatzung durch außergewöhnliche Aggregat-Kreationen mit neuen Funktionen, Umwidmungen von Labortrakten in Spielbereiche und Ähnlichem.

Carzon Felvedir war eher widerwillig an Bord gegangen. Seither stand er meist nur da und starrte abweisend auf den Wandschirm mit seinem Flirren in Grau-Rosa.

Die nächste Linearetappe, der nächste Checkpoint. Und wieder würden sie Funksprüche entgegennehmen und Informationen einholen.

Nicht einmal die beiden Alten kannten das Flugziel.

Was für eine Zukunft! Wären sie nur daheim geblieben! Ohne das Zureden Le Anyantes und Curcaryen Varantirs hätte er noch immer im hohen Gras gestanden und den Wind in seinem Fell wühlen lassen.

Nein, sie hätten die Nähe und den Schutz des Bahnhofs nie verlassen dürfen. Gab es dort nicht eine Transmitterverbindung zu anderen Niederlassungen der Friedensfahrer?

Die Technik funktionierte nicht mehr, behauptete der Roboter namens Cashibb. Aber wozu waren sie Algorrian, wenn sie sich dadurch abschrecken ließen?

Stattdessen kehrten sie der neuen Heimat den Rücken. Unfassbar!

Carzon Felvedir betrachtete es als Eingeständnis eigener Unfähigkeit. Die Flucht vor einem Gegner, den man nicht kannte, glich der Flucht vor sich selbst. Feigheit …

Und doch gab es da eine innere Stimme, die ihm etwas anderes sagte. Er hatte richtig entschieden, auch wenn sich sein Verstand dagegen wehrte.

»Sobald die Invasoren landen, wird es den Bahnhof nicht mehr geben«, hatte Cashibb ihnen bei ihrem Exodus verkündet.

Der Blechkasten machte es sich seiner Meinung nach sehr einfach, wenn er glaubte, all das Vergangene mit einem einzigen Signal auslöschen zu können. Zu einfach. Ohne die Vergangenheit gab es keine Zukunft.

Vergangenes … Carzon Felvedir erinnerte sich an die beiden Friedensfahrer, von denen einer eine Maske trug. Es war noch gar nicht lange her, dass sie Devolter II besucht hatten. Mit ihrer OREON-Kapsel flogen sie jetzt wieder durchs All.

Carzon wünschte sich, die beiden eines Tages zu treffen. Warum er das wollte, konnte er selbst nicht genau sagen. War es nur Neugier auf die Technik im Innern des Tropfenschiffs, von der nicht einmal Curcaryen Varantir etwas zu erzählen wusste?

»Schwester, ich brauche deinen Rat«, murmelte er und schob sich tiefer in den Schatten der Möbel.

 

*

 

»Tramytro, Epsilon Carrigae und Quanheim sind geräumt, Denschvan und Globulo vernichtet«, eröffnete Major Obronkor seinen Tagesrapport. »Damit sind neunzig Prozent aller gefährdeten USO-Stützpunkte in der Milchstraße abgewickelt. Von ein paar Dutzend anderen liegen uns noch keine Informationen vor. Die Lage ist teilweise unübersichtlich.«

»Danke, Major!« Monkeys Augenhülsen surrten leise.

»Ein Teil der Meldungen läuft über eine Untergrundorganisation auf der Spielerwelt Lepso«, fuhr Obronkor fort. »MAJESTÄT stuft ihren Inhalt daher als fraglich ein.«

Monkey senkte leicht den Kopf, sein Zeichen der Zustimmung. Genaues würden sie erst wissen, wenn die Robotkuriere ihre Daten abgeliefert hatten. Schneller wäre es mit Hilfe des galaktischen Funknetzes GALORS gegangen, aber das war seit dem Hyperimpedanz-Schock nur noch Schrott. Vielleicht würde sich eines Tages genügend Geld und Zeit aufbringen lassen, um es wieder funktionsfähig zu machen, aber solange …

Überhaupt schien der Druck auf die Völker der Milchstraße mit jedem Tag zu wachsen, und das nicht erst seit dem Zeitpunkt, als Roi Danton der Terminalen Kolonne in die Hände gefallen war. Da grenzte es schon an ein Wunder, dass die USO alle wichtigen Stützpunkte rechtzeitig verließ und sprengte, ehe die Traitanks des Dualen Kapitäns Zerberoff sie entdeckten.

Monkey rief die Flugdaten Quinto-Centers auf. Seit dem 23. Mai befand sich der 62 Kilometer durchmessende Mond auf der Flucht, weg vom Portier-System, dessen Koordinaten Dantyren kannte.

Dantyren – Roi Danton … Monkey vermochte sich nur ungenau vorzustellen, was aus dem USO-Oberst geworden war, ein halber Mensch, zusammen mit einem halben Mor’Daer. Eine Schimäre!

Und doch ein offensichtlich voll lebensfähiges Wesen, wie die Duale zeigten, von denen TRAITOR mehrere in die Milchstraße geschickt hatte.

Danton kennt alle unsere wichtigen Geheimnisse – fast alle! Eine tödliche Gefahr für die USO!

»Wir haben – gemeldet – sechshundert Spezialisten verloren«, resümierte Obronkor. »Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich dreimal so hoch.«

»Das ist wenig.« Monkey entging das heftige Zucken der Augenlider des Majors keineswegs. Aber er tat, als habe er es nicht gesehen. Über solche Anwandlungen seiner Mitarbeiter sah er hinweg, solange sie im üblichen Rahmen blieben.

»Verzeihung, sagten Sie ›wenig‹, Sir?«

»In Relation zu den Hunderttausenden Spezialisten im Einsatz sind es wenige.« Monkey wandte sich ab und den Schaltwänden der positronischen Kontrollsysteme der Nebenzentrale 12 zu. »MAJESTÄT, wie viel Zeit bleibt bis zur nächsten Linearetappe?«

»Dreizehn Minuten, fünfundzwanzig Sekunden.«

Das war eine lange Zeit, wenn man ständig in dem Gedanken lebte, entdeckt zu werden. Ziemlich kurz erschien sie einem, wenn man auf eine wichtige Botschaft wartete. Beides zusammen erzeugte in Monkey ein Gefühl, als zerre etwas an seinem Körper und versuche ihn auseinanderzureißen.

Als endlich die ersehnte Nachricht eintraf, blieben dem Oxtorner gerade noch fünfzig Sekunden, um den Empfang zu bestätigen und der robotischen Kuriereinheit ein paar verschlüsselte Daten zu übermitteln.

Anschließend wandte er sich an Obronkor. »Es gibt Arbeit. Und ein bisschen Perspektive. Oder wie würden Sie es nennen, Major? Hoffnung?«

»Vermutlich. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, Sir!«

Für Monkey zählten allein Fakten wie die aus dem Funkspruch. »Es geht um unsere speziellen Freunde von Devolter Zwei. Treffen Sie die nötigen Vorbereitungen!«

2.

 

Manchmal wünschte sich Pikkas Blum, ein Terraner zu sein – nicht so zart und schwach wie diese Winzlinge, aber genauso leicht zu übersehen. Dieser Wunsch befiel ihn immer dann, wenn ein Einsatzappell im Innern des Mondes bevorstand. Einer wie an diesem Morgen, mitten unter Hunderten von Spezialisten und QuinTechs in einer der schmucklos-funktionellen Hallen aus grauem Metall, von denen es in Quinto-Center Tausende gab.

»Damen und Herren!«, verkündeten die zwei Meter und sechzig von Major Obronkor gerade. »Auf dem Weg hierher hat MAJESTÄT Sie bereits in die Problematik des Falles eingeführt. Sie wissen also, worum es geht.«

Es folgte das übliche Prozedere bei solchen Ansprachen, das Pikkas erst recht »liebte«.

»Ich brauche jede Menge Freiwillige! Hervorragend, Sergeant Blum, wie tatendurstig Sie Ihr Kinn nach vorn recken. Sie übernehmen die Hundertschaft für Landschaftsgestaltung!«

Landschaftsgestaltung – Pikkas Blum wäre am liebsten im Boden versunken. Seine Lippen bewegten sich lautlos im Kampf zwischen ergebenem Gehorsam und heftigem Aufbegehren. »Ich bin Techniker im Bereich Triebwerkssteuerung«, formulierte er schließlich seinen schwachen Protest.

Obronkor, der ertrusische Hüne aus Monkeys unmittelbarer Umgebung, hörte es nicht, wohl aber die beiden Terraner links und rechts von Blum.

»Bravo, Sergeant!«, lobte der linke ebenso leise. Auf seinem Namensschild stand Brent Spooner. »Es geht doch nichts über Multitalente.«

Ruhig bleiben, Pik, ganz ruhig! Er schaffte es wider Erwarten. Ein schiefes Herabziehen des linken Mundwinkels blieb seine einzige Reaktion.

Spooner interpretierte es als Gefahr für sich und zog instinktiv den Kopf ein. Major Obronkor entging auch das nicht, und schon landete der Sergeant in Blums Gruppe.

»Sie haben soeben das große Los gezogen«, frotzelte Pikkas zurück.

Übergangslos wurde er wieder ernst. Die derzeitige Lage in der Milchstraße reizte nicht gerade zur Heiterkeit. Sie war kritisch, tödlich, brisant. Die Terminale Kolonne TRAITOR bedrohte alle Völker, der Einsatz von Raumflotten erwies sich als sinnlos. Nicht einmal alle Schiffe der Galaxis zusammen hätten ausgereicht, den Invasoren die Stirn zu bieten.

Nadelstiche – mehr vermochten die Galaktiker TRAITOR nicht zu versetzen, genauer gesagt: Bisher war es seines Wissens bei einem zerstörten Kolonnen-Fort geblieben.

Gerade die Terraner taten sich dabei hervor … Pikkas hatte sich früher gedanklich nie sonderlich mit den Menschen auf der Urheimat Erde befasst, von wo einst die ersten Kolonisten ins All aufgebrochen waren. Seit dem Eintreffen der Terminalen Kolonne und dem verzweifelten Widerstand des Solsystems gegen eine Besetzung aber spürte er eine innere Verbundenheit mit Terra und den Terranern in sich, die er zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

Scheint so, als wohne der Urheimat ein echter Zauber inne, dachte er.

»Die Koordinaten Ihres Einsatzortes erhalten Sie in wenigen Augenblicken«, hörte er den Major sagen. »Rufen Sie Ihre Mikropositroniken ab – und dann ans Werk!«

Obronkor stürmte hinaus, bestieg draußen einen Schweber – weg war er. Sein Abgang bildete ein gutes Beispiel für das Tempo, mit dem seit Monaten die meisten Vorgänge in Quinto-Center abliefen. Bisher hatte es geholfen, die Terminale Kolonne an der Nase herumzuführen, aber auf Dauer konnte es nicht gut gehen.

Wir können nicht ewig vor TRAITOR weglaufen! Pikkas Blum nestelte ein wenig umständlich an seinem Gürtel. Ein winziges Hologramm baute sich auf, eine Stimme betete eine Litanei herunter, die er mit Mühe und Not verstand.

»Haben Sie eigentlich eine herausragende Sekundärausbildung, Sergeant?«, fragte er anschließend.

Spooner sah ihn von unten her schief an. »Exopsychologe.«

»Na bravo.«

Exopsychologe. Das passte wie die Faust aufs Auge. Pikkas ging nacheinander die Mitglieder seiner Hundertschaft durch. Ein paar kannte er persönlich, den dicken Allistair Brogly zum Beispiel, dessen Körper nur aus Muskeln zu bestehen schien. Mit etwas Schminke ging er problemlos als Überschwerer durch. Ausbildung als Fachmann für Wirtschaftsdaten. Dann war da noch Schaumodiste Zublin von Permadrakhe. Ihre Fähigkeiten gediehen eher im Verborgenen. In Obronkors Division galt sie als Frau für alle Fälle.

Der Blick des Ertrusers fiel auf die Bohnenstange von Plophos, den Namen musste er vom Schildchen ablesen. Quincy ante Borgylos – kein typisch plophosischer Name, wie Pikkas fand. Aber Pikkas Blum war auch kein typisch ertrusischer Name. Und in Quinto-Center nahmen Namen in Friedenszeiten sowieso die seltsamsten Formen an, vielleicht stress-, vielleicht auch berufsbedingt. Man gewöhnte sich daran.

»Landschaftsgestaltung für Fremdwesen also«, sagte der Ertruser. »Es hat was mit Ackerbau und Viehzucht zu tun.«

Warum nur musste er bei solchen Schlagwörtern immerzu an Rinderviertelchen denken?

Pikkas setzte die Musterung seines persönlichen »Sternenkatalogs« fort. Hundert leuchteten in gleichmäßiger Formation. Hackenknallen und Salutieren waren in Quinto-Center verpönt, aber der Kopf und das Kinn mussten da sitzen, wo sie sollten. Es zeigte Aufmerksamkeit und Einsatzbereitschaft.

Zumindest galt das in Obronkors Division.

Seine Vermutung bestätigte sich. Es befand sich kein einziger Biologe oder Geologe darunter. Die werkelten in den Labors und bereiteten die Rohstoffe vor. Die Knochenarbeit blieb an seiner Hundertschaft hängen.

»Haben Sie eine Ahnung, wie man früher auf Terra diesen Beruf nannte, dem wir ab heute nachgehen?«, erkundigte er sich bei Spooner.

Der Sergeant nickte heftig. »›Gärtner‹ hieß das.«

»Sie stammen von Terra?«

»Ich bin dort geboren. Meine Erzeuger machten in Terrania Urlaub, als ich das gelbe Licht der Welt erblickte. Allerdings ließen sie mich und meine Geschwister nicht schon da sitzen, sondern erst ein paar Jahre später auf Partensteyn. Soll ich Ihnen was sagen, Blum? Partensteyn gehört zu jenen kargen, unbedeutenden Welten, an denen sich die Terminale Kolonne niemals vergreifen wird.«

»Dann nichts wie hin!«

Spooner verstand den spöttischen Unterton sehr wohl und schwieg.

Ob karg oder unbedeutend, ob reich oder politisch mächtig – Pikkas glaubte nicht, dass TRAITOR große Unterschiede machte. Die Milchstraße war eine »Ressourcengalaxis«, und die TRAITOR-Direktive machte mehr als deutlich, wie man hier zu verfahren gedachte. Rohstoffe oder Soldaten, Produkte oder Wissenschaftler … alles war gleich in den Augen von TRAITOR. Alles ließ sich dazu verwenden, Waffen und Kriegsgerät herzustellen und zu betreiben.

Pikkas Blum teilte seine Hundertschaft in vier Schichten zu je 25 Männern und Frauen ein. In einer Stunde erfolgte der Startbefehl. Von da an bestimmte die Akkordvorgabe alles.

Und alles nur, weil Oberst Danton in die Hände des Gegners fiel, überlegte Pikkas. Wer weiß, vielleicht ist Quinto-Center bald die letzte freie Bastion der Milchstraße.

Eine andere hatten sie wegen Roi Danton schleunigst geräumt, mitsamt der dreizehnköpfigen Population, die auf Devolter II eine neue Heimat gefunden hatte. Pikkas wusste, dass es sich um die wahrscheinlich letzten Algorrian des Universums handelte. Sie flogen jetzt irgendwo in der Milchstraße, und ihr Ziel hieß Quinto-Center. Nicht heute oder morgen, aber irgendwann in naher Zukunft, sobald alles für ihre Ankunft getan war.

Die Gedanken des Ertrusers befassten sich wieder mit Roi Danton. Der USO-Major und Stellvertreter Monkeys fristete mittlerweile als Dual Dantyren sein Leben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit standen große Teile seines Wissens TRAITOR zur Verfügung.

Pikkas’ Stimmung sackte beim Gedanken an Roi und sein Schicksal sofort in den Keller. Er trauerte nicht, aber er spürte Bitterkeit auf der Zunge. Wie ihm erging es wohl den meisten USO-Spezialisten in Quinto-Center und draußen in der Milchstraße.

Mit schweren Schritten setzte er sich in Bewegung.

Landschaftsgestaltung – das war erst recht was zum Weinen!

 

*

 

Roboter schütteten drei Meter Kunstsediment auf, andere walzten den Untergrund flach. Dickbauchige Schweber tauchten auf und entluden künstlichen Humus. Die Rollkommandos warteten schon oben unter der Hallendecke. Mit ihren überlangen Tentakeln umklammerten sie den zu Ballen gerollten Bodenbelag.

Und das alles wegen eines guten Dutzends Lebewesen, dachte Pikkas. Damit sie sich bei uns wohlfühlen.

In der Milchstraße war keine Zeit zum Wohlfühlen und in Quinto-Center schon gar nicht.

Wenn Monkeys Befehl nicht gewesen wäre …

»Bis zum Ende der Schicht sind wir fertig«, erklang eine Stimme neben seiner Hüfte. »Wir liegen im Plan.«

»Na fein, Sergeant. Und dann?«

»Das obliegt Ihrer Entscheidung, Sergeant!«

Empfang der Gäste und – ein leichter Schauder zog über den Rücken des Ertrusers – ihre Betreuung. Nach allem, was Blum über die Ankömmlinge wusste, konnte es nur schiefgehen.

Er legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke, wo über dem Zentrum der Halle die Projektion hing. Sie zeigte die endlosen Ebenen des Planeten Devolter II, die fruchtbaren Savannen und die fernen Säume von Gebirgszügen. Diese wollte Pikkas sich für den Abschluss des Projekts aufheben.

»Landschaftsgärtner«, murmelte er, »wenn ich das meinen sechs Brüdern daheim erzähle …«

»Ich kenne das Problem«, seufzte Brent Spooner. »Ich habe sechs Schwestern.«

»Sie werden mir langsam sympathisch, Sergeant. An die Arbeit, und zwar flott, wenn ich bitten darf.«

Sie arbeiteten Hand in Hand, sodass die Halle mit ihren eineinhalb Quadratkilometern Grundfläche allmählich eine dunkelbraune Humusfarbe annahm. Erneut verrichteten die Walzen ihre Arbeit, während die Rollkommandos langsam nach unten auf ihre vorbestimmten Positionen sanken.