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Impressum

1. Auflage

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks oder der Reproduktion einer Abbildung, sind vorbehalten.

ISBN: 978-3-902480-87-3

ISBN ebook: 978-3-903183-53-7

Abbildungen:

Nicht alle Urheber von Bildern konnten ausfindig gemacht werden; der Verlag ersucht, sich im Falle berechtigter Forderungen für eine angemessene Entschädigung in Verbindung zu setzen: verlag@egoth.at

Grafische Gestaltung und Satz:

Printed in the EU

Gesamtherstellung:

Es sei betont, dass entsprechend der Regeln der deutschen Sprache Sammelbegriffe, wie beispielsweise „Sportler“, Gattungsbezeichnungen für bestimmte Gruppen darstellen, ohne damit geschlechtsspezifische Diskriminierungen vorzunehmen. Mit „Sportler“, „Athleten“ etc. kann also ebenso eine weibliche oder männliche Person bezeichnet sein.

Der Verlag und die Autoren halten fest, dass die Antworten der Interviewten deren persönliche Meinungen und Sichtweisen wiedergeben. Alle Beiträge wurden von diesen für den Druck freigegeben.

Martin Gradl
Marie-Christin Lercher

HINTER DEM MIKRO

ÖSTERREICHISCHE STARREPORTER DES SPORTS ERINNERN SICH

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Inhalt

Ein Vorwort von ORF-Sportchef Hans Peter Trost

Einleitung

Heinz Prüller

»Emotionen gehören bei Sportübertragungen einfach dazu.«

Konstantin Kouloukakos

»Ich war früher ein irrer Sportfreak.«

Michael Kuhn

»Wenn du den Sport nicht liebst, bist du als Sportjournalist fehl am Platz.«

Gerhard Zimmer

»Liebend gern hab ich Tennis gemacht.«

Peter Elstner

»Insgesamt glaube ich, kann ich zufrieden sein.«

Roland Knöppel

»Sport ist nicht nur Leistung, sondern mehr.«

Sigi Bergmann

»Ich kann ja nicht vierzig Jahre nur nacherzählen.«

Franz Krynedl

»Je älter ich werde, desto mehr fallen mir die lustigen Sachen ein.«

Hans Huber

»Ich habe wirklich alles gerne gemacht.«

Elmar Oberhauser

»Sportchef beim Fernsehen, das ist etwas Geiles.«

Erich Weiss

»Ich hatte ja das Copyright des Olympia-Zeremonien-Kommentators.«

Robert Seeger

»Für mich war immer der normale Zuseher, das Volk auf der Straße der Maßstab.«

Anstatt eines Resümees – Teddy Podgorski im Blickpunkt

Namensverzeichnis

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Sportreporter –

Ein Vorwort von ORF-Sportchef Hans Peter Trost

In den 1980er-Jahren habe ich mir neben meinem Studium mit verschiedenen Tätigkeiten zusätzlich Geld verdient. Nach Jahren als Bademeister an den Stränden und Wellenbecken im Wiener Gänsehäufel ist es mir gelungen, 1983/84 einen Job als freier Mitarbeiter in der Produktionsabteilung der ORF-Sportredaktion zu „ergattern“. Was bin ich stolz gewesen! Ich habe damals bei verschiedenen Wiener Vereinen Fußball gespielt und mich sehr für Sport interessiert.

Und nun war ich „Kollege“ jener Sportreporter, die ich damals nur vom Fernsehen her kannte: von Gerhard Zimmer, Hans Huber und Heinz Prüller, der aus meinen sonntäglichen Formel 1-Nachmittagen nicht wegzudenken war, von Peter Elstner und Sigi Bergmann, die des Öfteren im Nebenzimmer auch durch verschiedene Gesangseinlagen, meist aus Opernklassikern, aufhorchen ließen, oder von Elmar Oberhauser, dem ich persönlich sehr viel zu verdanken habe. Und ich war jetzt gleichsam mittendrin!

Oft habe ich den Reportern früher bei ihrer Arbeit im Stadion, auf den Skipisten oder anderswo zugesehen und mir gedacht: Das ist ein Job! Täglich auf den Fußballplätzen den Kickern zuzuschauen, bei den Formel 1-Rennen an der Strecke mitzufiebern, bei den Skispektakeln in Kitzbühel oder Schladming direkt mittendrin zu sein, oder, als Höhepunkt, Olympische Spiele sowie Weltmeisterschaften hautnah mitzuerleben. Bekannte Sportlerinnen und Sportler zu treffen, mit ihnen zu sprechen, in der Welt herumzureisen, interessante Menschen kennenzulernen und in der Öffentlichkeit zu stehen.

Aber nach Monaten der Beschäftigung zeigte sich die andere Seite der Medaille: Einsatzbereitschaft rund um die Uhr und an zig Wochenenden im Jahr, unzählige Dienstreisen, immer in den ewig gleichen Hotels sein. Hinter der vermeintlichen Lockerheit und dem damals erlebten „Schmäh“, mit der mir diese Herren auf den Gängen am Küniglberg, in Sitzungen und auf Dienstreisen begegneten, standen harter Arbeitseinsatz und sehr oft mehr Belastung als Freude. Aber alle einte die Liebe zum Beruf, ein Attribut, das auch heute noch die Grundvoraussetzung für den Beruf des Sportreporters oder der Sportreporterin darstellt.

Veränderung ist das Wesen jeder Zeit, auch der unseren, und die macht auch vor dem Beruf des Sportreporters nicht halt. Doch neben plattformneutraler Berichterstattung, möglichst live, sehr gut recherchiert und mit Fachwissen gespickt, darf eines nicht vergessen werden: Auch in Zukunft werden Persönlichkeiten die Sportberichterstattung prägen. Und das ist gut so.

Wien, im September 2013

Einleitung

WAS erwartet Sie auf den nächsten Seiten?

Im vorliegenden Buch finden Sie Interviews mit zwölf der bekanntesten österreichischen Fernsehsportjournalisten der letzten Jahrzehnte. Diese erinnern sich darin an ausgewählte sporthistorische Ereignisse, liefern lustige und nachdenkliche Anekdoten aus der Welt des Spitzensports sowie der österreichischen Mediengeschichte und schildern ihre Zugänge zu den unterschiedlichsten Sportarten. In persönlichen Momenten reflektieren sie zudem ihren beruflichen Werdegang, erzählen, wie nahe ihnen Kritik gegangen ist, legen dar, welche negativen Auswüchse des Spitzensports sie teilweise „verzweifeln ließen“ und wälzen Gedanken zu den Herausforderungen des Sportjournalismus im 21. Jahrhundert.

WAS steckt dahinter?

Diese Sportreporter waren es, die in den letzten Jahrzehnten uns Österreicherinnen und Österreichern zahlreiche sporthistorische Ereignisse live aus aller Welt in die Wohnzimmer lieferten. Erst durch ihre Kommentare bekam die Berichterstattung eine unverwechselbare Identität. Darüber hinaus lebten sie den Traum vieler Menschen, in direkten Kontakt mit den Sportstars zu treten, sportlichen Großereignissen live vor Ort beizuwohnen und aus aller Welt zu berichten. Sie fungierten aber auch als Sprachrohr der Sportlerinnen und Sportler sowie der Sportverbände und waren insgesamt wichtige Verkäufer des Produkts Spitzensport. In diesem Spannungsfeld erreichten die Sportreporter einerseits sehr hohe Bekanntheit und Beliebtheit, mussten sich andererseits aber immer wieder auch heftige Kritik gefallen lassen. Davon ausgehend, geht es in diesem Buch weder um eine „Verherrlichung“ noch um eine „Verteufelung“ der sogenannten „alten“ österreichischen Sportreportergeneration, sondern einfach darum, die ausgewählten Personen nochmals für einen ungezwungenen Gedankenaustausch vor den Vorhang zu holen.

WAS waren die Ausgangspunkte der Gespräche?

In allen Lebensbereichen gibt es einschneidende Ereignisse, die bewegen und an die man sich noch Jahre später gut erinnert. Die Ausgangspunkte der einzelnen Interviews bilden genau solche Ereignisse aus der Sportwelt zwischen 1988 und 1998. Für uns beide waren es gerade diese Jahre, in denen uns als Jugendliche die internationale Sportwelt zu faszinieren begann, wir aber auch erstmals die eine oder andere Schattenseite an ihr erkannten.

Ausgehend von diesen Überlegungen beginnen die einzelnen Kapitel daher jeweils mit unseren ganz persönlichen Erlebnissen in Zusammenhang mit den herausgegriffenen Sportereignissen. Nicht zuletzt möchten wir damit auch die unterschiedlichen Erinnerungen der Leserinnen und Leser dieses Buches wecken!

WAS ist sonst noch wichtig?

Alle in diesem Buch abgedruckten Interviews wurden von den befragten Personen autorisiert. Die Anordnung der einzelnen Gespräche erfolgte chronologisch nach den ausgewählten Sportereignissen. Abgerundet werden die Kapitel jeweils mit Daten, Fakten, Fotos und Kuriositäten zu den Reportern sowie den besprochenen Wettbewerben. Der aktuelle ORF-Sportchef Hans Peter Trost liefert einleitende Gedanken zum Beruf des Sportreporters, der frühere ORF-Sportchef und ORF-Generalintendant Teddy Podgorski abschließende.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und beim Auffrischen alter Erinnerungen!

Wien, Jänner 2014

Martin Gradl und Marie-Christin Lercher

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»Da ist die Zielflagge. Unglaublich. Gerhard Berger gewinnt den Grand Prix von Italien in Monza vor Michele Alboreto.«
Heinz Prüller am 11.09.1988 bei der ORF-Liveübertragung des Formel 1-Grand Prix von Italien in Monza

»Emotionen gehören bei Sportübertragungen einfach dazu.«

Ein Gespräch mit Heinz Prüller

Ein verregneter Sommertag im August 1988: „Erster Gang, zweiter Gang, dritter Gang, vierter Gang, „Gerhard Berger in Füüüüüüüüüüührung“, hallt es durch das ganze Haus. Meine Brüder und ich sind gerade dabei, auf unserer heißgeliebten Autorennbahn Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Der rote Wagen steht für den Ferrari des österreichischen Formel 1-Piloten Gerhard Berger und tritt abwechselnd gegen zahlreiche internationale Konkurrenten an. Alle fahren sie bei uns mit: Alain Prost, Ayrton Senna, Nigel Mansell und Nelson Piquet. Der leidenschaftliche Rennkommentar darf natürlich nicht fehlen und enthält viele Begriffe, die wir von ORF-Reporter Heinz Prüller bei Formel 1-Übertragungen aufgeschnappt haben. Kurzum: Motorsportstimmung pur bei uns zu Hause im Mühlviertel!

Tolle Stimmung herrschte auch wenige Wochen später beim Formel 1-Grand Prix von Italien in Monza, den Gerhard Berger gewann. Es war der erste Sieg von Gerhard Berger – dem „Formel 1-Österreicher“ unserer Generation – den wir Kinder wirklich live vor dem Fernseher miterleben konnten. Seine drei Siege zuvor feierte Berger nämlich in Mexiko, Japan und Australien, sprich an Orten, an denen die Rennen nach europäischer Zeit für Volksschüler zu spät am Abend oder zu früh am Morgen stattfanden. Kommentiert wurde Bergers Sieg in Monza 1988 im ORF vom österreichischen Sportreporter Heinz Prüller.

Fast 25 Jahre später, am 26. April 2013, führen wir mit Heinz Prüller das folgende Interview im Grand Hotel Europa in Innsbruck. Wir sprechen über das Rennen in Monza, aber auch über viele weitere Erlebnisse seiner langen Reporterkarriere, welche er bereits als Schüler im Alter von 13 Jahren startete.

Herr Prüller, zu Beginn unseres Interviews: Was sind Ihre spontanen Erinnerungen an den Formel 1-Grand Prix von Italien in Monza am 11. September 1988?

Ich bin vom lieben Gott und meinen Eltern mit einem fotografischen Gedächtnis gesegnet. Wenn wir vom Formel 1-Grand Prix von Italien in Monza 1988 sprechen, sehe ich das Rennen vor mir (holt aus): 1988 war jenes Jahr, in dem Alain Prost und Ayrton Senna, die beiden Fahrer des Teams McLaren-Honda, sämtliche Rennen gewannen – außer eben jenes in Monza. In diesem schied Prost aus, Senna führte überlegen und stand vor dem nächsten Sieg. Er kollidierte aber kurz vor Schluss mit dem Williams von Jean-Louis Schlesser und musste aufgeben. Schlesser war später übrigens mit der Ex-Frau von Björn Borg verheiratet und ist der Neffe des ehemaligen Formel 1-Piloten Jo Schlesser, der 1968 in Rouen in Frankreich in einem Regenrennen tödlich verunglückte – jenem Rennen, in dem Jacky Ickx seinen ersten Grand Prix-Sieg feierte. Das aber nur nebenbei. 1988 in Monza lagen die beiden Ferrari-Fahrer Gerhard Berger und Michele Alboreto bis zu Sennas Ausfall auf den Plätzen zwei und drei. Berger gewann schließlich das Rennen knapp vor seinem Teamkollegen. Es war der erste Grand Prix-Sieg eines Ferrari-Fahrers nach dem Tod von Firmengründer Enzo Ferrari. Das war für alle Anwesenden hochemotional. Enzo Ferrari betonte ja stets: „Der Sieg in Monza ist für Ferrari genauso wichtig, wie der Weltmeistertitel, oft sogar noch wichtiger.“ Ein Sieg eines Ferrari-Fahrers in Monza ist schon wirklich etwas Besonderes, noch dazu war Gerhard Berger in Italien sehr, sehr populär. Für uns Österreicher hatte und hat der Formel 1-Grand Prix in Monza darüber hinaus eine ganz spezielle Bedeutung: Jochen Rindt verunglückte auf dieser Rennstrecke 1970 tödlich, Niki Lauda fixierte dort 1975 seinen ersten Weltmeistertitel und es sind immer sehr viele Österreicher unter den Zuschauern.

Welche Erwartungen hatten Sie vor dem Rennen?

Die Situation war wirklich nicht so, dass man mit einem Sieg von Ferrari und Gerhard Berger rechnen durfte. Die McLaren-Fahrer waren die haushohen Favoriten, weil sie das ganze Jahr über alle Rennen dominierten. Gerhard fragte sogar noch einen seiner Chefs bei Ferrari kurz vor dem Start: „Was bekomme ich, wenn ich das Rennen gewinne?“ Dieser antwortete aufgrund der Aussichtslosigkeit auf einen Sieg: „In diesem Fall darfst du das Auto behalten.“ Unmittelbar nach dem Rennen sagte Gerhard daher zu seinen Mechanikern: „Das Auto könnt ihr mir gleich einpacken (lacht).“

Waren für Sie als Reporter mit Siegen heimischer Formel 1-Piloten wie Berger, Lauda oder Rindt mehr Emotionen verbunden als mit Siegen von Fahrern aus anderen Ländern?

Ich bin Patriot, aber kein Chauvinist. Ich sehe den Sport sehr international, aber natürlich sprang ich nicht vor Begeisterung, wenn etwa Emerson Fittipaldi Niki Lauda besiegte. Trotzdem: Fairness war immer das Wichtigste für mich.

Sie haben es vorhin angedeutet und auch 1988 während der Übertragung des Rennens von Monza erwähnt: Der Österreicher Gerhard Berger, der 1987 sein erstes Formel 1-Rennen für Ferrari fuhr, war bei den italienischen Fans sehr beliebt. Was machte seine Popularität in Italien aus?

Zuerst einmal der rote Rennoverall des Ferrari-Piloten (lächelt).

Den trug auch Michael Schumacher jahrelang, aber dieser war, zumindest zu Beginn seiner Ferrari-Zeit, nicht ganz so populär in Italien. Was machte den Unterschied von Berger zu Schumacher aus?

Schumacher wurde unheimlich respektiert, aber Gerhard wurde geliebt. Gerhard ist für mich heute noch der typische Ferrari-Fahrer: positiv, leidenschaftlich und mit großer Einsatzfreude. Er war ein wirklich leidenschaftlicher Rennfahrer. Mit all den „Computer-Spielchen“ der heutigen Formel 1, in der etwa Ingenieure den Piloten ausgehend von Computer-Simulationen sagen, welche Rundenzeiten sie fahren müssen, hatte er nichts am Hut. Die Italiener mochten Gerhard einfach aufgrund seines Draufgängertums – auch Enzo Ferrari hatte Gerhard Berger sehr gern. Er schrieb ihm mehrere Briefe, einen sehr netten davon schenkte mir Gerhard vor einigen Jahren. Ferrari schrieb darin: „Ich hab um dich geweint, gejubelt, gezittert …“

Ihnen sind sicher noch viele weitere Erlebnisse mit Gerhard Berger als Ferrari-Fahrer in Erinnerung. Verraten Sie uns noch eines?

Ich kann mich noch sehr gut an seine ersten geheimen Ferrari-Testfahrten auf der Ferrari-Teststrecke in Fiorano erinnern. Gerhard hat mich am Tag davor angerufen und gesagt: „Du, morgen ist es so weit. Bitte sage es niemandem, aber um 10:00 Uhr fangen wir in Fiorano an.“ Ich saß in meinem ORF-Büro in Wien und sagte den zuständigen Personen: „Ich brauche morgen einen Kameramann in Fiorano, Berger fährt die ersten Ferrari-Testfahrten, aber bitte erzählt niemandem davon. Es ist alles streng geheim.“ Als ich in Fiorano ankam, wartete vor der Teststrecke bereits ein Südtiroler Kameramann namens Marco Polo (lächelt) auf mich. Da die Testfahrten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, haben wir sie schließlich aus dem Fenster der Herrentoilette einer Keramikfirma, die sich am Rande der Rennstrecke befindet, gefilmt. Diese exklusiven Aufnahmen von Gerhard Bergers ersten Runden in einem Ferrari – ohne das ansonsten übliche Blitzlichtgewitter und Kamerasurren – waren damals eine Sensation.

Bleiben wir im weitesten Sinne bei Ferrari: Man liest immer wieder, dass Sie bereits als Schüler Enzo Ferrari interviewten. Was waren die wichtigsten Stationen Ihres journalistischen Werdegangs?

Ich begann mit 13 Jahren bei einer Sportzeitung. Dort schrieb ich die wöchentliche Kolumne „Von der Jugend für die Jugend“, in der ich meine Sicht über einen prominenten Sportler darlegte oder ein Interview mit einem Sportler veröffentlichte. Mein erstes Probeinterview führte ich übrigens mit der Eiskunstläuferin Ingrid Wendl, die zu dieser Zeit in Österreich als aufblühendes „Eissternchen“ galt. Nach ihren großen Erfolgen als Eiskunstläuferin, wurde sie später eine liebe Kollegin von mir beim ORF (lächelt).

Im Alter von 15 Jahren fuhr ich dann in den Schulferien mit 200 Schilling in der Tasche per Autostopp nach Italien. Im Zuge dessen interviewte ich unter anderem den österreichischen Fußballer Ernst Ocwirk, der bei Sampdoria Genua spielte, oder den berühmten italienischen Radrennfahrer Fausto Coppi, ich besuchte die immer schon legendäre Rennstrecke in Monza und fuhr zu Ferrari nach Modena. Dort stand ich am späten Nachmittag vor der Fabrik und die Tore waren offen, da die Mitarbeiter gerade Dienstschluss hatten. Ich bin einfach hineingegangen und war auf einmal alleine in den Fabriksräumen zwischen Lorbeerkränzen, Rennplakaten, Motoren und Getrieben. Plötzlich ging die Tür auf und es kam ein Mann in den Raum, der mich in einer Lautstärke anbrüllte, wie noch nie jemand zuvor. Es war Enzo Ferrari und er wollte wissen, was ich hier mache. In meinem damals schlechten Italienisch entschuldigte ich mich. Ferrari antwortete daraufhin (hebt die Stimme): „Bene, dieci minuti intervista“, also 10 Minuten darfst du mich interviewen. Das Interview war wirklich sehr, sehr nett. Ferrari erinnerte sich später noch oftmals an diese Situation und sagte immer zu mir: „Eigentlich war es eine Frechheit von dir, unangemeldet in die Fabrik hinein spaziert zu sein, aber dein Auftreten hat mir imponiert.“ Als ich Jahre später einmal in Enzo Ferraris Arbeitszimmer war, entdeckte ich in einem Regal einige von mir geschriebene Bücher: Das hat mich sehr, sehr stolz gemacht (spricht langsam und lächelt zufrieden).

Sie sind als Schüler alleine per Autostopp nach Italien gefahren. Was sagten Ihre Eltern dazu?

Meine Mutti hat es verstanden. Wenn ich einen 15-jährigen Buben hätte, würde ich ihn allerdings natürlich nicht alleine per Autostopp nach Italien fahren lassen (lächelt).

Wie ging es nach der Italien-Reise mit Ihrer Laufbahn als Journalist weiter?

Nach der Matura und dem Bundesheer ging ich zum Express, der damals größten Zeitung Österreichs. Auf Wunsch von Chefredakteur Gerd Bacher arbeitete ich zunächst in der Lokalredaktion. Das war eine gute und harte Schule. Ab 1962 war ich dann Express-Sportchef. Parallel dazu war ich beim ORF-Radio tätig, wo ich ebenfalls bereits als Schüler Erfahrung sammeln konnte. Nach dem Radio kam als logischer nächster Schritt der Weg zum Fernsehen. Beim ORF war ich Radio-Sportchef von 1988 bis 1994 und lange Zeit Chefreporter für Sport im Fernsehen. Das erste Formel 1-Rennen für den ORF kommentierte ich 1965, das letzte 2008 – danach berichtete ich aber noch bis 2012 für den deutschen Fernsehsender Sky von Grand Prix-Rennen. Zusätzlich arbeitete ich unter anderem viele Jahre für die Kronen Zeitung und schrieb etwa 70 Bücher. Insgesamt war ich als Journalist bei rund 700 Formel 1-Rennen, circa 1 000 Skirennen von Herren und Damen, 23 Olympischen Spielen und mehreren Fußball-Weltmeisterschaften.

Kronen Zeitung und ORF: Brachte die jahrelange Arbeit für zwei in Österreich derart einflussreiche Medien nicht Interessenskonflikte mit sich?

Früher war es üblich, sowohl für Zeitungen als auch für das Fernsehen oder das Radio zu arbeiten. Es gab keine Interessenskonflikte, weil sich die Tätigkeiten zeitlich gut miteinander verbinden ließen: Bei einem Formel 1-Rennen kommentierte ich zuerst für das Fernsehen und schrieb anschließend einen oder mehrere Artikel für die Zeitung. Diese beiden Medien waren ja keine Konkurrenten und ich regelte die finanziellen Angelegenheiten immer sehr fair. Kronen Zeitung und ORF haben sich meine Reisespesen stets geteilt.

Was haben Sie lieber gemacht – Fernsehen, Radio oder Zeitung?

Ich habe alles gerne gemacht, weil die verschiedenen Aktivitäten unterschiedliche Anforderungen an mich stellten. Meine Bücher schrieb ich ebenfalls sehr gerne – sogar ein Hundebuch1 habe ich einmal herausgebracht (lächelt).

Sie haben es angesprochen: Sie waren bei rund 700 Formel 1-Rennen live vor Ort. Was faszinierte Sie über die Jahrzehnte an dieser Sportart?

Die Menschen, die Technik, die Show und die Atmosphäre. Die Formel 1 hat ja eine sehr sexy Atmosphäre – aber da bin ich nicht der Erste, der das feststellt (lächelt). Überhaupt: Die Fahrer sind durchwegs außergewöhnliche Menschen, die auf sehr, sehr hohem Niveau kämpfen und sportliche Höchstleistungen liefern. Eigentlich faszinierte mich alles an der Formel 1.

700 Formel 1-Rennen: Das bedeutet auch 700 Dienstreisen auf allen Kontinenten und klingt sehr, sehr stressig. Wie vereinbarten Sie Ihren Beruf mit dem Privatleben?

Für das Privatleben war genug Zeit, es fand ja nicht jeden Tag ein Grand Prix statt. Ich habe immer auf mein Privatleben geachtet, das hat gepasst – andere müssen stundenlang in einem Kohlebergwerk arbeiten. Da bin ich also sicher privilegiert: Ich habe den vielleicht schönsten Beruf der Welt.

Themenwechsel: Erst vor Kurzem belegte eine internationale Studie2, dass die Formel 1 bei uns immer noch sehr beliebt ist. Österreich ist laut dieser Untersuchung von 200 Ländern jenes Land, in dem Formel 1-Übertragungen die achthöchsten TV-Reichweiten erzielen. Welchen Beitrag haben Sie Ihrer Meinung nach dazu geleistet?

Den größten Beitrag zur Steigerung des Interesses an der Formel 1 in Österreich leistete zweifellos Jochen Rindt mit seinen Erfolgen in den 1960er-Jahren sowie im Jahr 1970. Ich habe die Formel 1 zwar nicht erfunden, aber ich darf schon sagen, dass ich sicher zu jenen gehöre, die sie in Österreich populär machten und den Leuten erklärten, worum es in diesem Sport geht. Helmut Zwickl, der damals für den Kurier arbeitete, und ich waren die ersten österreichischen Journalisten, die regelmäßig vor Ort von Formel 1-Rennen berichteten. Das alles war nur mit sehr viel Einsatz möglich, denn niemand kann sich heutzutage vorstellen, unter welchen Umständen man früher arbeiten musste. Heute fährt ein Fernsehteam mit zehn oder zwölf Leuten zu einem Formel 1-Grand Prix und alles ist im Vorhinein geplant und organisiert. Ich hingegen bin, etwa 1965, per Autostopp zum 24-Stunden-Rennen nach Le Mans gefahren. Jochen Rindt hat gewonnen und ich habe live aus der Box berichtet. Ein anderes Beispiel aus dieser Zeit: Es gab noch kein Farbfernsehen und mehrere Formel 1-Autos schauten im Schwarz-Weiß-Fernsehen fast gleich aus. Der Grand Prix von Monaco wurde aber bereits in Farbe produziert, auf den Monitoren, die uns TV-Kommentatoren zur Verfügung gestellt wurden, waren die Bilder allerdings weiterhin nur in Schwarz-Weiß. Aus diesem Grund kaufte ich mir selber einen kleinen Farbfernseher und schleppte ihn zum Grand Prix nach Monte Carlo mit, um besser berichten zu können. Der damalige Formel 1-Champion Jackie Stewart fand dies unglaublich professionell und berichtete darüber kurz danach in einem seiner Bücher (lächelt).

Abgesehen vom Kauf des eigenen Farbfernsehers: Wie haben Sie sich auf die Übertragung eines Formel 1-Rennens vorbereitet?

Ich habe mir vor den Rennen natürlich alle möglichen Informationen eingeholt. Direkt bei der Übertragung hatte ich, aufgrund meines fotografischen Gedächtnisses, aber oft nur die jeweilige Startliste vor mir liegen (lächelt).

Welche Prämisse lag Ihren TV-Übertragungen zugrunde?

Meine Berufsauffassung war vielleicht eine andere als jene der meisten heutigen Kollegen. Für mich war der persönliche Kontakt mit den Sportlern immer wichtig. Mit einigen war ich – und bin ich auch heute noch – sehr gut befreundet. Natürlich liegt hier der Verdacht der Verhaberung nahe, dem war aber nicht so, mein Hintergedanke war folgender: Wenn ich die Leute gut kenne, erfahre ich mehr und wenn ein Sportler eine schlechte Leistung abliefert, gibt es immer Gründe dafür. Mein lieber Freund Ernst Happel sagte mir einmal: „Wenn ein Fußballer übers leere Tor drüberschießt, kann ich ihm nicht bös sein. Er macht das ja nicht absichtlich. Sonst wär er ja bekloppt.“ Mir war daher stets lieber, ich weiß möglichst viel über die Hintergründe und entscheide dann selber, was ich an den Zuschauer weitergebe und was nicht.

Und welche Inhalte wollten Sie den Formel 1-Zuschauern an den Fernsehgeräten vermitteln? Technische Details der Autos, historische Fakten aus der Formel 1-Geschichte, private Anekdoten aus dem Leben der in der Formel 1 tätigen Personen, Informationen über die Stärken und Schwächen der Fahrer?

Eigentlich war mir alles wichtig. Im Falle eines glamourösen Grand Prix wie jenem in Monte Carlo, bei dem viele fesche Models und Filmstars vor Ort sind, muss man natürlich auf dieses besondere Umfeld eingehen. Bei langweiligen Rennen kann man beispielsweise mehr über die Technik sprechen. Ich hatte bei faden Rennen stets folgende Überlegung: Es ist ein schöner Sonntagnachmittag in Österreich und trotzdem sitzt die ganze Familie dem Sohn, der begeisterter Formel 1-Fan ist, zuliebe vor dem Fernseher, um sich ein Rennen anzuschauen. Die Mutter hätte vielleicht lieber eine Freundin getroffen und der Vater wäre vielleicht lieber Fußball spielen gegangen. Im Falle eines nicht so spannenden Rennens bin ich daher als Kommentator umso mehr verpflichtet, den Zuschauern etwas zu bieten. Ich kann ja nicht sagen, wir hätten uns das Rennen eigentlich sparen können. Man muss in solchen Situationen viele Hintergrundinformationen liefern oder man belebt den Kommentar, wie Niki Lauda und ich es beim extrem langweiligen Grand Prix der USA in Indianapolis im Jahr 2005 machten: Aufgrund von Problemen mit den Reifen konnten damals nur sechs Autos am Rennen teilnehmen.3 Lauda und ich haben daher versucht, das Rennen anders zu kommentieren. Niki saß in Wien und ich war mehr als 10 000 Kilometer von ihm entfernt an der Rennstrecke in Indianapolis – ich konnte Lauda also nicht sehen, sondern nur hören und ihm ging es umgekehrt genauso. Ich sagte: „Wie ich höre ist der Niki auch noch wach?“ und er fragte wiederum: „Hast du jetzt gegähnt Heinz?“ So auf die Art haben wir den Kommentar angelegt, es war aus der Situation heraus (lacht). Generell gilt: Selbst wenn nur einer zuschaut, ist man als Kommentator verpflichtet, sein Bestes zu geben.

Gab es bezüglich des Kommentars bei Formel 1-Rennen auch Vorgaben von Seiten des ORF?

Die Vorgaben waren nicht sehr ernst zu nehmen, denn ich kommentierte bereits Formel 1- Rennen, bevor die meisten Sportchefs überhaupt beim Fernsehen begonnen hatten (schmunzelt). Ausgehend von einem Trend in Deutschland hatten wir beispielsweise beim ORF einige Zeit lang die strenge Vorgabe, extrem wenig zu reden. Meiner Meinung nach ist diese Vorgabe nicht richtig, denn eine Sportübertragung ist eine sehr emotionale Angelegenheit, bei der der Zuschauer mitfiebern will. Ich habe in Japan einmal ein Fußballspiel im Fernsehen gesehen, kein Wort verstanden und keinen Spieler gekannt. Der Kommentator war aber sehr emotional und sprach bei spannenden Szenen unglaublich viel. Je näher der Ball zum Tor kam, desto hektischer wurde er. Da lebt man als Zuschauer einfach mit, egal ob man die Sprache versteht oder nicht. Es gab einmal einen ORF-Sportchef, der mir während der Grand Prix-Rennen oft über Kollegen mitteilen ließ, dass das meine letzte Übertragung sei, weil ich für seine Begriffe zu viel redete. Irgendwann meinte er zu mir: „Der Grand Prix am letzten Sonntag war Ihre beste Übertragung.“ Ich antwortete: „Aber wir hatten 20 Minuten lang einen Leitungsausfall.“ Darauf er: „Eben …“ (lächelt).

Das ist doch sehr persönlich. Traf Sie diese Kritik?

Nein, weil ich zu wissen glaube, was die Zuschauer bei Übertragungen hören wollen. Natürlich ist es Geschmackssache, aber ich denke, Emotionen gehören bei Sportübertragungen einfach dazu.

Als Sportreporter ist man nicht nur der Kritik des Chefs, sondern oftmals auch der Kritik der Zeitungsjournalisten und der Zuschauer ausgesetzt. Wie sind Sie damit umgegangen?

Bei Kritik habe ich zuerst immer geschaut von wem sie stammt, um die Motive zu kennen. Anschließend überlegte ich mir, ob sie berechtigt war oder nicht. Wenn beispielsweise zehn Zuschaueranrufe eingingen oder zehn Zeitungsartikel erschienen, die forderten, dass ich mehr über die Technik informieren sollte, kam ich dem gerne nach. Denn: Wir Sportreporter sind ja für die Zuschauer da und nicht für uns.

Ging es bei der Kritik auch um Fehler?

Fehler passieren, die passieren jedem. Wie man kommentiert, hängt – vor allem bei Auto- und Skirennen – immer auch von den technischen Umständen vor Ort ab. Der letzte Grand Prix, den ich für den ORF übertrug, war jener in Brasilien 2008: Es herrschte Chaos total, da kurz vor dem Start ein Blitz ins Fernsehzentrum an der Rennstrecke einschlug. Der Schaden an unseren Leitungen war nicht mehr zu beheben und ich musste über das Telefon kommentieren. Man redet in diesem Fall als Reporter ins Blaue, da man – anders als sonst über Kopfhörer – keinen Kontakt mit den Kollegen in Wien hat. Ich wusste nie, ob die Telefonleitung überhaupt noch funktioniert oder nicht schon längst unterbrochen war – ich musste einfach reden. Gleichzeitig tummelten sich neben meinen Füßen die ganze Zeit über ein paar Brasilianer, die mit Schraubenziehern und ähnlichen Werkzeugen vergeblich versuchten, den Schaden zu beheben. Ich schwitzte zwei Stunden lang Blut! Ein Zuschauer meinte danach zu mir, ich hätte nicht gesehen, als der Fahrer am zehnten Platz jenen am neunten Platz überholte. Ich antwortete ihm, dass ich in dieser Situation ganz andere Sorgen hatte und es darum ging, überhaupt eine Übertragung zusammenzubringen. Das verstehen die Leute oft nicht. Sie müssen es auch nicht verstehen, denn sie zahlen ihre Rundfunkgebühren und wollen perfekt bedient werden. Das geht halt nicht immer (seufzt). Von meinen rund 700 Formel 1-Übertragungen hab ich mir hinsichtlich der technischen Umstände übrigens noch ein paar weitere ganz speziell gemerkt (schmunzelt): In Brands Hatch in Großbritannien musste ich einmal via Telefon von einem Campingplatz übertragen, weil die Tontechniker der BBC streikten. In Long Beach in den USA kommentierte ich einen Grand Prix von einem Hochhaus, das einen Kilometer von der Rennstrecke entfernt war und in Buenos Aires in Argentinien sogar einmal aus einer Telefonzelle, die innerhalb der Rundstrecke stand. Zwei Stunden hielt ich dabei mit der linken Hand den Telefonhörer und warf mit der rechten Hand Pesos in den Apparat. Alle paar Minuten kam ein Mechaniker von Ferrari vorbei und gab mir die neuesten Informationen über das Rennen. Die Formel 1-Übertragungen waren früher schon recht abenteuerlich, heute hingegen schauen sie oft aus wie ein Videospiel.

Wechseln wir von heute nochmals etwas weiter zurück, nämlich ins Jahr 1994: In diesem Jahr waren Sie sowohl beim Todessturz der Skirennläuferin Ulrike Maier in Garmisch-Partenkirchen4 als auch bei den tödlichen Unfällen der Formel 1-Piloten Roland Ratzenberger und Ayrton Senna5 in Imola als ORF-Reporter vor Ort. Wie ging es Ihnen in diesen Situationen persönlich und wie war Ihre journalistische Herangehensweise?

So etwas zu übertragen, ist entsetzlich. Einfach schrecklich. Da verflucht man seinen Beruf. Bei Uli Maier kam ja noch dazu, dass sie eine Tochter in einem Alter hatte, in dem diese das Rennen vor dem Fernseher mitverfolgen konnte. Ich habe nach dem Sturz aufgrund der Bilder von der Strecke sofort das Schlimmste befürchtet, wollte es aber nicht sagen, weil das Kind einfach nicht aus dem Fernsehen erfahren sollte, dass die Mutter gestorben ist. Das war schrecklich.

Der Unfall von Roland Ratzenberger in Imola war ebenfalls schlimm. Ich war der letzte Journalist, der mit ihm vor dem Qualifikationstraining am Samstag, in dem der Unfall passierte, noch sprach. Er hat wirklich lange gekämpft, um sich seinen Traum von der Formel 1 zu erfüllen und dann passierte der Unfall nur wenige Wochen nach seinem Einstieg in diese Rennserie. Ratzenberger wäre vielleicht nie Weltmeister geworden, war aber ein durchaus guter Rennfahrer.

Nicht einmal 24 Stunden nach dem Unfall von Ratzenberger im Qualifikationstraining geschah in der Anfangsphase des Rennens in Imola der Unfall von Senna. Welche Gedanken gingen Ihnen da durch den Kopf?

Ich glaube schon ein wenig an Vorsehung. Die Aura in Imola war 1994 einfach schrecklich. Am Abend nach dem Unfall von Ratzenberger stand ich mit Gerhard Berger an der Rennstrecke und plötzlich sagte dieser zu mir: „Ich glaube, das war nicht der letzte Tote an diesem Wochenende.“ Ich war fassungslos, aber er meinte, er hätte ein blödes Gefühl. Er hatte recht.

Der Tod Sennas wurde übrigens bis zum Abend geheimgehalten, da in Italien Rennunfälle als Straßenunfälle gelten und es nur dem Spitalspersonal erlaubt ist, die Todesnachricht zu überbringen. Rennarzt Professor Sid Watkins erzählte mir aber später einmal, dass er spürte, wie Sennas Seele zum Himmel aufstieg, als er an der Unfallstelle neben ihm kniete, um ihm zu helfen. Senna war ein unglaublich gläubiger Mensch, das Ganze war sehr mystisch und Senna war ja zu dieser Zeit der Superstar der Formel 1.

In Imola 1994 wurde das Rennen nach dem Unfall von Ayrton Senna noch einmal neu gestartet. Sie haben damals live auf Sendung die Zuschauer ersucht, Ihnen aufgrund der tragischen Geschehnisse, Fehler im Kommentar nachzusehen. Hätte es für Sie die Möglichkeit gegeben, das neu gestartete Rennen an diesem Tag nicht mehr zu kommentieren?

Rückblickend betrachtet wahrscheinlich ja. Es kann ja nichts Schlimmeres passieren, als diese tödlichen Unfälle (macht eine längere Pause und denkt nach). Ich habe auch einen Grand Prix übertragen, als meine Mutter schwer krank im Spital lag, und rückblickend bin ich der Meinung, es wäre gescheiter gewesen, an diesem Tag nicht zu arbeiten. Doch man spürt in solchen Situationen auch ein Verantwortungsgefühl, dem Zuschauer und dem Sender gegenüber. Das sind Grenzfälle und man empfindet keine Freude mehr am Kommentieren.

Führten diese Situationen bei Ihnen zu Zweifeln an der Berufswahl?

Beim tödlichen Unfall von Jochen Rindt 1970 in Monza habe ich daran gedacht aufzuhören. Jochen war mein bester Freund, und ich war mir nicht mehr sicher, einen Sport weiter verteidigen zu können, bei dem mein bester Freund gestorben ist. So schrecklich das klingt: In dieser Zeit gab es jedes Jahr zwei bis drei tote Formel 1-Fahrer und darüber hinaus auch noch Fahrer, die bei Sportwagen- und Formel 2-Rennen tödlich verunglückten. Es war furchtbar, aber gerade diese Vorfälle haben die Fahrer und ein paar mit ihnen eng verbundene Journalisten auch zusammengeschweißt.

Tödliche Unfälle sind das eine, die Formel 1 gerät aber immer wieder auch aufgrund von Rennen, die in Ländern mit großer Armut oder in Ländern mit stark umstrittenen Regierungen durchgeführt werden, in Rechtfertigungszwang. Man denke nur an den Grand Prix von Südafrika während der Zeit der Apartheid oder heutzutage an den Grand Prix in Indien. Wie sehen Sie das?

Die Rennen in Kyalami in Südafrika gehörten für mich immer zu den schönsten. Der gesamte Formel 1-Tross hat den Grand Prix sehr gemocht. Ich habe mich damals natürlich genau über die politische Situation im Land informiert, aber helfen konnte man nicht. Zu Indien: Ich wurde vor einigen Jahren vom Formel 1-Team „Force India“ nach Mumbai eingeladen, um der Präsentation eines Rennwagens beizuwohnen. Das war für mich irgendwie schrecklich: Im Nobelhotel war alles großartig und ging man vom Hotelgebäude auf die Straße, sah man Menschen, die in Pappendeckelschachteln schliefen. Man muss allerdings auch sagen: Durch die Formel 1 kommt sehr viel Geld ins Land und wenn dieses gut angelegt wird, hilft es den Menschen vor Ort.

Kommt dieses Geld der Formel 1 wirklich zu den einzelnen Bedürftigen?

Zu den einzelnen Menschen wahrscheinlich nicht, aber es kommt ins Land.

Hat man als Sportreporter die Verpflichtung, politische und soziale Aspekte zu berücksichtigen?

Viele Kollegen sagen, sie kümmern sich nur um den Sport. Das ist meiner Meinung nach nicht die richtige Einstellung, wenn es um eklatante Menschenrechtsverletzungen und ähnliches geht. Doch man muss sich gleichzeitig auch immer überlegen, welchen Einfluss man nehmen kann. Man darf sich nicht überschätzen.

Umweltschutz und Formel 1 ist ein weiteres, oft kritisch diskutiertes Thema. In der Übertragung des Grand Prix von Italien in Monza 1988 äußerten Sie Ihre Hoffnung, dass bei einem geplanten Streckenumbau keine Bäume gefällt werden müssen. Wie lässt sich dieser von Ihnen formulierte Umweltgedanke mit der Formel 1 vereinbaren und wie ist das Verhältnis „Umwelt und Formel 1“ heute?

Man sagt immer, die Formel 1 verpeste die Luft, aber das stimmt nicht. Durch die moderne Technik wird der Sprit bis zum letzten Tropfen verwendet. Da wird nichts hinausgeblasen, das ist bei Formel 1-Autos anders, als bei Autos, die im Stau auf der Straße stehen. Mit neuen Reglements wird die Formel 1 in Zukunft noch umweltfreundlicher werden.

Kommen wir zum Skifahren: Sie haben, wie schon erwähnt, auch viele Skirennen fürs Fernsehen kommentiert. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen der Formel 1 und dem Skisport?

Ja klar. Reaktionsschnelligkeit, Mut, Leidenschaft, Konzentration. Das sind alles Faktoren, die in diesen beiden Sportarten wichtig sind. Nicht zufällig fuhren viele Skirennläufer nach ihrer Karriere auch Autorennen und waren begeisterte Zuschauer bei Formel 1-Rennen. Als Journalist gefallen mir beide Sportarten sehr, sehr gut, aber der Fußball genauso.

Im Skisport haben Sie auch von vielen Damenrennen berichtet. Legten Sie Ihren Kommentar bei Damenrennen anders an als bei Herrenrennen?

Dazu eine Frage an Sie: Wenn auf einem Fernsehsender eine Herrenabfahrt und auf einem anderen Fernsehsender parallel dazu ein Damenslalom übertragen wird, welches Rennen schauen Sie sich an?

Vermutlich eher das Herrenrennen.

Ja genau, da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Herrenrennen sind brutaler, härter und schneller. Doch: Damenrennen haben ihren eigenen Charme und ich habe sie immer sehr gerne kommentiert. Man darf im Skisport die Leistungen der Damen keinesfalls unterschätzen und sie sind um nichts weniger mutig als die Männer. Sehr interessant ist, dass es zwischenmenschliche Spannungen im Damen-Skisport eher gibt, als im Herren-Skisport. Das soll und muss man natürlich auch im Kommentar berücksichtigen.

Zwischendurch kommt der Ober an unseren Tisch. Er fragt, ob alles in Ordnung ist und hat auch noch ein anderes Bedürfnis: Er muss Heinz Prüller einfach erzählen, dass Formel 1-Boss Bernie Ecclestone 2012 mit seiner Tochter Tamara im Hotel Europa in Innsbruck zu einem Abendessen zu Gast war. Wenig überraschend weiß Heinz Prüller natürlich darüber Bescheid. Kurz danach setzen wir unser Interview fort.

Wir waren bei den Skirennen: Diese wurden häufig mit Co-Kommentatoren übertragen. Bei Formel 1-Rennen wurden Sie früher vereinzelt von Gerhard Berger oder Niki Lauda unterstützt, später dann von Alex Wurz. Wie ist Ihre Meinung zu Co-Kommentatoren und Analytikern bei TV-Übertragungen?

Keine Frage, Co-Kommentatoren sind eine Bereicherung. Ich war überhaupt einer der ersten, der Co-Kommentatoren einsetzte – auch beim Radio. Hans Krankl kommentierte mit mir zum Beispiel 1990 bei der Fußball-WM in Italien, bei der ich für Ö 3 vor Ort war. Mich stört aber in Zusammenhang mit den Co-Kommentatoren, dass in vielen Fernsehprogrammzeitschriften geschrieben wird: „Kommentator: Herr Sowieso und Experte: Herr Sowieso.“ So wird indirekt vermittelt, dass der Kommentator keine Ahnung hätte. Das tut mir weh, weil es falsch ist. Ein Co-Kommentator ist für die Analysen wunderbar. Aber: Um Zuschauern bei Skirennen zu sagen, welche Zeiten der Läufer fährt, brauche ich keinen Co-Kommentator.

Sie haben den Radiosender Ö 3 angesprochen. In Ihrer Zeit als Radio-Sportchef sorgte auch die tägliche Sendung „Sport und Musik“ immer wieder für positive Schlagzeilen. Als Moderator konnten Sie zahlreiche berühmte Gäste begrüßen. Ende 1994 wurde die Sendung eingestellt und in Zeitungen wurde von ORF-internen Stimmen berichtet, die Ihnen vorwarfen, sich nicht ausreichend für den Erhalt der Sendung eingesetzt zu haben. Wie war es aus Ihrer Sicht?

„Sport und Musik“ habe ich sehr gemocht. Wir haben die Sendung oft auch direkt von Grand Prix-Strecken, von Skipisten oder aus Fußballstadien übertragen. Der ORF hat in der Zeit Ende 1994/Anfang 1995 auf Ö 3 alle reinen Spezialsendungen eingestellt und das Programm bestand danach nur mehr aus allgemeinen Musiksendungen, in die Berichte über verschiedenste Ereignisse – auch Sportveranstaltungen – integriert wurden. Ich habe für „Sport und Musik“ gekämpft wie ein Löwe, da kann mir niemand etwas vorwerfen. Die Sendung war ein Markenzeichen, aber ich konnte ihre Einstellung leider nicht verhindern. Wir hatten über die Jahre zahlreiche prominente Studiogäste wie Damon Hill, Carl Lewis oder – oftmals – Ernst Happel. Happel hat jahrzehntelang kaum Interviews gegeben, zu mir kam er aber immer wieder ins Studio.

Ihr endgültiger Abgang vom ORF Anfang 2009 war ebenfalls Thema in den Medien. Sie äußerten sich damals in vielen Zeitungsinterviews sehr enttäuscht darüber, nicht mehr länger als Kommentator arbeiten zu dürfen. Wie sehen Sie die damalige Situation mit ein paar Jahren Abstand?

Ich sagte oft, ich war mit 13 Jahren der jüngste Sportreporter der Welt und ich muss nicht unbedingt auch der älteste werden (lächelt). Damit habe ich kein Problem, wobei ich natürlich noch gerne weitergearbeitet hätte. Dazu kam: Vom ORF hat mich nach dem Ende der Formel 1-Saison 2008 lange niemand darüber informiert, dass ich nicht mehr eingesetzt werden soll. Diese Art des Abgangs hat mich getroffen, weil ich viel persönliche Energie in meinen Beruf investiert habe.

Können Sie uns da ein paar Beispiele nennen?

Ich habe etwa den sogenannten „Man of the race“ erfunden. Eine Zeit lang habe ich während einer Grand Prix-Übertragung immer den für mich persönlich besten Fahrer des laufenden Rennens bestimmt und ihm beim folgenden Rennen eine Trophäe überreicht. Im Zuge der Übergabe bekam ich ein Exklusiv-Interview mit dem prämierten Fahrer für meinen Sender. Der Hintergedanke dabei war, ein Interview mit einem Formel 1-Star, abseits von den üblichen Masseninterviews, zu führen. Der Pokal für den „Man of the race“ war, abgesehen von den Sieger-Trophäen für die drei bestplatzierten Fahrer, der einzige Pokal, der in der Formel 1 an die Piloten vergeben werden durfte. Formel 1-Boss Bernie Ecclestone persönlich hat mir dafür die Erlaubnis erteilt. Als deutsche Kollegen diese Aktion kopieren wollten, hat Bernie es ihnen nicht gestattet und gemeint: „No, this was Heinz’ idea.“ Nur beim ORF hat man den Mehrwert der Idee nicht kapiert beziehungsweise nicht kapieren wollen und den „Man of the race“ eingestellt. Das Motto war offenbar: Je weniger Prüller, umso besser. Schade nur für die Formel 1-Fans.

Es gab aber noch viele andere ähnliche Vorfälle: Mit Ayrton Senna war ich gut befreundet. Als er 1991 Weltmeister wurde, wollte jede Fernsehstation ein Interview mit ihm führen – RTL bot dem Brasilianer sogar unglaubliche 1,5 Millionen Schilling dafür. Das einzige ausführliche Exklusiv-Interview hatte er aber mir versprochen und er hielt sein Wort. Wir haben das Interview am Tag nach dem letzten Saisonrennen in seinem Hotelzimmer in Australien aufgenommen. Senna saß dabei vor einem rosafarbenen Lampenschirm, den man auch heute noch in vielen Senna-Dokumentationen sehen kann, da oftmals auf Ausschnitte dieses Interviews zurückgegriffen wird.

Senna hatte wirklich ein großes Herz, er gab mir das Interview gratis und ging zwei Stunden lang aus sich heraus. Es war ein tolles Interview, eigentlich unbezahlbar. Senna bat mich lediglich, der ORF möge im Gegenzug für seine Charity-Stiftung für hungernde brasilianische Straßenkinder eine Geldspende leisten. Als Senna später sah, wie wenig Geld nach Brasilien überwiesen wurde, war er sehr traurig und bitter enttäuscht. Er meinte zu mir: „I was shocked, mit denen mache ich nie mehr etwas, mit dir jederzeit.“ Das sind wirklich Dinge, die einen ärgern, denn man setzt sich ja persönlich ein. Ich hätte zu Ayrton auch sagen können, gehen wir frühstücken und verzichten wir auf das Interview.

Nach Ihrem Abgang vom ORF gab es verschiedene Aktionen von Fernsehzuschauern, die sich für Ihren Weiterverbleib einsetzten. Es wurde etwa zu Ihrer Unterstützung eine Facebookgruppe gegründet. Waren Sie davon überrascht?

Es gab sehr viele Unterstützungserklärungen, unter anderem wurden rund 4 000 Unterschriften für mich gesammelt. Mit dem ORF hatte ich aber zu dieser Zeit bereits abgeschlossen.

Aber die Unterschriften haben Sie doch gefreut, oder?

Ja, es ist natürlich besser, wenn die Leute sagen, wir hätten ihn gerne zurück, als wenn sie sagen, jetzt ist er endlich weg. Auch heute reden mich immer noch Leute an. Ein Arzt meinte kürzlich: „Herr Prüller, Sie haben mich durch meine ganze Jugend begleitet.“ In diesen Fällen merkt man, dass man den Leuten ein bisschen etwas geben konnte.

Sind Sie rückblickend zufrieden mit Ihrem beruflichen Werdegang?

Beruflich lief es genauso, wie ich es mir mit 13 Jahren vorgestellt hatte. Ich habe allerdings mit weniger Neid und Eifersucht gerechnet. Vor allem, weil ich einer bin, der nie intrigiert und vielen jungen Kollegen in diesen Beruf hineingeholfen hat. Das wird Ihnen jeder, den Sie fragen, bestätigen.

Kommen wir abschließend nochmals zurück zum Formel 1-Grand Prix von 1988 in Monza. Der Österreicher Gerhard Berger feierte dort seinen vierten von insgesamt zehn Grand Prix- Siegen. Seit Ende der Saison 2010 ist kein österreichischer Pilot mehr bei einem Formel 1-Rennen an den Start gegangen.6 Wenn wir in die Zukunft blicken: Wie sehen Sie die Chancen, dass mittelfristig wieder ein österreichischer Fahrer im Spitzenfeld der Formel 1 Fuß fassen kann?

Nach Rindt glaubte ich, dass es nie wieder ein österreichischer Pilot in die Formel 1 schaffen würde. Wenig später war Niki Lauda da, das kann also sehr schnell gehen. Es gab auch in letzter Zeit ein paar talentierte österreichische Rennfahrer, die aber von ihren Managern schlecht beraten wurden. Es ist schwer vorauszusagen, wie es in Zukunft aussehen wird.

Nach mehr als zwei Stunden beenden wir unser Interview. Der bereits erwähnte Ober kommt noch einmal, um sich ein wenig mit uns und vor allem Heinz Prüller zu unterhalten. Prüller erzählt, dass er derzeit sehr viel Zeit in Innsbruck verbringt, da seine Frau Barbara als Universitätsdozentin in Hall in Tirol arbeitet7. Wien ginge ihm aber immer wieder ab, fügt er hinzu und schwärmt von den mittlerweile schnellen Bahnverbindungen zwischen Wien und Innsbruck. Kurze Zeit später nutzen auch wir diese, um, mit vielen neuen Informationen zur Sportgeschichte im Gepäck, aus der Tiroler Landeshauptstadt wieder in die österreichische Bundeshauptstadt zurückzukehren.

WORDRAP

Mein berufliches Highlight: Da gibt es sehr viele. Meine beruflichen Highlights waren immer eng mit den größten Sportereignissen verbunden.

Mein kuriosestes Erlebnis mit einem Sportler: Da gibt es nicht ein einziges, sondern wahrscheinlich Hunderte.

Mein Lieblingssportler ist/war: Jochen Rindt, Erich Hof, Karl Schranz, Annemarie Moser-Pröll, Niki Lauda, Gerhard Berger, Thomas Muster und Hermann Maier. Von den heutigen Stars: Marcel Hirscher, Gregor Schlierenzauer und David Alaba.

Als junger Sportjournalist würde ich heute: Selber mehr Sport treiben und noch mehr Fremdsprachen lernen.

Was ich als Kommentator nicht mehr so machen würde: So viele Reisestrapazen auf mich nehmen, wie ich es 40 Jahre lang tat, zum Beispiel 1973, als es vom Formel 1-Grand Prix in Südafrika direkt zum Ski-Weltcupfinale nach Anchorage, Alaska ging. Da 40 Grad plus, dort 40 Grad minus, nur ein einziger Zwischenstopp in London und elf Stunden Zeitunterschied. Auf der anderen Seite habe ich sehr viel von der Welt gesehen.

Im Nachhinein peinlich ist mir: Mein Rückwärtsstart wegen technischer Probleme bei einem Autorennen am Österreichring – das ich aber dann trotzdem gewonnen habe.

Persönlich halte ich mich fit durch: Nicht trinken und nicht rauchen sowie joggen.