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Deutsche Erstausgabe (ePub) August 2019

 

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Nicole Edwards

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Reckless«

 

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-771-1

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen von Jilan Greyfould


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

Klappentext:

 

Wenn Cam Strickland eines nicht kennt, dann sind es Hemmungen. Daran gewöhnt, sich kopfüber in jedes Abenteuer zu stürzen, wird er plötzlich mit einer ganz neuen Herausforderung konfrontiert: dem schüchternen Gannon Burgess, der nichts mehr liebt, als sein sicheres, ruhiges Leben. Doch manchmal ziehen sich die größten Gegensätze an – und in diesem Fall auch aus. Und während Cam merkt, dass die Liebe ein verdammt großes Abenteuer ist, lernt Gannon, dass manche Dinge es wert sind, etwas zu riskieren…


 

 

Eins

 

 

»Verdammt, Dare! Ist es denn so schwierig, einfach das zu tun, worum wir gebeten haben?«

Cam Strickland unterdrückte ein Lachen, als er das dunkle Büro des Pier 70-Jachthafens kurz nach sechs Uhr morgens betrat, nur um Roan vorzufinden, der leise vor sich hin grummelte. Cam musste sich nicht einmal umsehen, denn er wusste bereits, dass sonst niemand da war.

Nur Roan. Und seine beschissene Laune. Einen schönen Freitag, ihr Lieben!

Lächelnd warf Cam Roan einen Blick zu. »Auch dir einen guten Morgen, Sonnenschein. Redest du wieder mit dir selbst?«

Als würde sie spüren, dass er sie übersah, kam Lulu – die zweijährige Golden-Retriever-Dame, die am Jachthafen wohnte – mit wedelndem Schwanz hinter der Theke hervor. »Dir auch einen guten Morgen, Lu.« Cam hockte sich hin, um sie zu streicheln, während er Roan beobachtete.

Roan Gregory, Cams langjähriger Freund und Geschäftspartner, warf ihm einen Seitenblick zu, wobei eine dunkle Augenbraue unter den dunklen, wirren Strähnen verschwand, die ihm in die Stirn fielen, bevor Roan seine Aufmerksamkeit wieder dem Drucker/Kopierer (oder Bürogenie, wie Dare ihn gerne nannte) vor sich zuwandte.

Allem Anschein nach würde es wohl tatsächlich einer dieser Tage werden.

Cam tätschelte Lulu noch ein letztes Mal, bevor er sich wieder aufrichtete. Er schaltete das Licht an und drehte das Schild an der Tür auf Geöffnet, während er dabei zusah, wie Roan seinen Frust an dem schicken neuen Gerät ausließ, das einer ihrer anderen Partner, Dare Davis – der Mann, von dem Roan offenbar gerade genervt war –, im vergangenen Monat unbedingt hatte anschaffen wollen.

»Dare ist noch nicht einmal hier, warum also schreist du so?«

»Er sollte aber hier sein«, brummte Roan, als er die Klappe zuschlug und mehrmals nachdrücklich auf einen der Knöpfe drückte.

Na ja, die schicke Maschine war neu gewesen. Jedenfalls, bis Roan sie in die Finger bekommen hatte.

Lulu bellte einmal, da ihr der Lärm offenbar nicht gefiel. Er konnte ihre Verärgerung nachvollziehen.

Cam versuchte nicht, seine Erheiterung über die Situation zu verbergen, und tat sogar so, als würde er es nicht bemerken, als Roan, der sich ganz offensichtlich nicht ganz so amüsierte wie Cam, ihm einen finsteren Blick zuwarf.

»Sag, hast du ein Problem mit Dare oder dem Drucker?« Cam bedachte ihn mit einem Lächeln, bei dem er all seine Zähne zeigte.

Roan lachte humorlos auf und verdrehte dann die Augen, wobei er die Augenbrauen zusammenzog. Offenbar war es noch zu früh für Scherze. Trotzdem konnte sich Cam ein Lachen nicht verkneifen. Irgendwo musste er ja seine Unterhaltung herbekommen. Dann konnte es auch gleich hier sein.

»Dummer Drucker«, knurrte Roan.

Langsam bekam Cam Mitleid mit dem dummen Drucker, der schließlich die volle Breitseite von Roans Missmut abbekam.

Dare – der immer hilfsbereit war, wie er selbst gern behauptete – hatte den verrückten Vorschlag gemacht, das lächerlich teure Gerät zu kaufen, nachdem er sich einen heftigen Streit mit Roan darüber geliefert hatte, warum sie nicht komplett auf Papier verzichten konnten.

»Wer nutzt heutzutage denn überhaupt noch Papier?«, hatte Dare todernst gefragt.

Roans Antwort darauf… nun ja… »Wir, du Dumpfbacke.«

Dare hatte während der Diskussion sogar eine seiner Statistiken zum Besten gegeben. Zugegeben, Cam war sogar irgendwie beeindruckt gewesen.

»Ernsthaft, Bro«, hatte Dare eingewandt, »ich habe da so eine Reportage gesehen. Um die vierundachtzig Prozent der Unternehmen bevorzugen Apple-Produkte. Wir brauchen kein Papier und den ganzen Kram. Besorg uns einfach ein paar iPads wie der Rest der technologisch fortschrittlichen Zivilisation. Dann können die Leute mit ihren Fingern unterschreiben… Ganz kinderleicht.«

Roan zu überzeugen, war nicht kinderleicht.

Dare wollte Bäume schützen; Roan mochte es unkompliziert. Cam, nun ja, dem war das eigentlich herzlich egal.

Trotzdem hatten sie letztendlich doch den Drucker geholt. So wie er Dare kannte, hatte der wahrscheinlich gehofft, dass Roan nicht so viel Geld hätte ausgeben wollen, doch Roan hatte ihm das Gegenteil bewiesen.

Wenn Roan eines war, dann dickköpfig.

Genauso wie Dare.

Als Roan erneut den Knopf mit dem Finger erdolchte, kam Cam auf der Kundenseite der langen Theke, die den Empfangsbereich des Jachthafenbüros teilte, zum Stehen. Seine Flip-Flops blieben wie angewurzelt am unebenen Schieferboden hängen, während sich seine gesamte Aufmerksamkeit auf seinen Freund richtete.

Frag ihn einfach, was sein Problem ist.

Ich bin doch nicht lebensmüde, wies Cam die verrückte Stimme in seinem Kopf zurecht. Ernsthaft. Cam wurde schließlich gerade Zeuge davon, was Roan dem armen, arglosen Drucker antat.

Es sah Roan überhaupt nicht ähnlich, so früh am Morgen schon so angepisst zu sein. Klar, gegen Feierabend konnte er ab und zu mit den Nerven am Ende sein. Zu dieser Tageszeit allerdings nicht.

Im Gegensatz zu ihnen allen war Roan ein Frühaufsteher. Normalerweise. Cam hingegen war dieses Konzept vollkommen fremd. Heiter und putzmunter waren so früh am Morgen nicht Cams Gefährten. Aufgequollene Augen, ja. Gute Laune, nein. Andererseits war aber auch niemand sonst am Jachthafen – abgesehen von Dare vielleicht – ein angenehmer Zeitgenosse, bevor sie nicht ein wenig Koffein, in welcher Form sie es auch immer bevorzugten, intus hatten. Cams Vorliebe war Kaffee und er konnte die frisch gebraute Kanne direkt vor sich auf der Theke stehen sehen, wo sie auf ihn wartete.

Genau. Außer. Reichweite.

Mit einem tiefen Seufzen akzeptierte er sein Schicksal. Er hatte keine andere Wahl, als seinem Freund die Stirn zu bieten.

»Was hat er jetzt schon wieder ausgefressen?« Cam spähte zu Roan hinüber, dann wurde sein Blick wieder von dem flüssig schwarzen Gold angezogen, das mittlerweile seinen Namen rief. Er wäre dem nur allzu gerne nachgekommen, doch er wog im Geiste noch das Risiko ab, Roan im Moment zu nahe zu kommen.

Roan schnaubte. »Heute hat sich eine riesige Gruppe angekündigt. Eine verdammte Kita, Mann. Und er hatte nur eine einfache Aufgabe. Die Verzichtserklärungen unterschreiben zu lassen.« Ruckartig zog er die Blätter aus dem Gerät. »Ich kann sie nirgendwo finden.«

»Ich habe sie unterschreiben lassen, du Arsch.«

Wenn man vom Teufel sprach.

Cam musste grinsen, als Dares Stimme hinter ihm erklang, gefolgt von dem nervtötenden Klingeln des elektronischen Bewegungsmelders an der Tür, der noch immer mit Verzögerung einsetzte, ganz egal, wie oft sie an ihm herumschraubten.

»Wenn du bloß mal die Augen aufmachen und richtig hingucken würdest«, fuhr Dare aufgebracht fort.

Dare Davis, der dritte Besitzer des Pier 70-Jachthafens und ein weiterer von Cams engsten Freunden, kam ins Büro. Er sah so lässig aus wie immer in seinem weißen T-Shirt, auf dem das Logo des Jachthafens prangte, der knielangen Badehose und der Baseballmütze von den Dallas Cowboys, die er falsch herum trug. Wie üblich war er barfuß unterwegs. Oh, und er hatte einen Red Bull-Energydrink in der Hand. Natürlich.

»Wo zum Teufel sind sie dann?«, blaffte Roan und hielt Dare mit seinem wütenden Blick an Ort und Stelle fest.

Cam trat einen Schritt zurück und beobachtete den Wortwechsel, genauso wie Lulu, die ein wenig besorgt wirkte. Cam tätschelte ihr beruhigend den Kopf.

»Genau da, wo ich sie laut euch hintun sollte«, entgegnete Dare und neigte den Kopf nach vorn, so als würde er mit seinen Augenbrauen in besagte Richtung zeigen. »Auf diese dumme Ablage, die du an die Wand gehängt hast, weißt du noch?«

»Nett, dass du gerade jetzt damit anfängst, unseren Anweisungen Folge zu leisten«, murrte Roan.

Cam prustete, versuchte es aber mit einem Husten zu überspielen. Mit diesen zwei Jungs wurde es niemals langweilig.

»Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Dare und bedachte Cam mit einem schelmischen Grinsen, bevor er den Blick wieder auf Roan richtete, »habe ich versucht, euch dazu zu bringen, euch vom Papier loszusagen und auf iPads umzusteigen, aber nein

Roan warf Dare einen so finsteren Blick zu, dass ihm die Eier hätten abfallen müssen.

»Keine Sorge«, sagte Dare, der immer noch feixte und in einer Ich gebe auf-Geste die Hände hob. »Mir soll's recht sein. Ich hänge gerne in der Steinzeit rum und reibe Stöckchen aneinander, um Feuer zu machen. Nachher mache ich eine Pause und jage uns mit dem Speer einen Büffel zum Abendessen.«

Cam verdrehte die Augen, weil er wusste, dass Dare nur darauf aus war, Roan zu provozieren – was nicht ungewöhnlich war –, und steuerte die Kaffeekanne an, um einen verzweifelten Versuch zu unternehmen, an eine Tasse zu kommen, während Roan abgelenkt war.

»Du bist so ein Arsch…«

»Wer kümmert sich um diese Gruppe heute?«, unterbrach Cam Roans Schimpftirade, da er hoffte, das Thema zu wechseln und die zwei davon abzuhalten, sich so früh am Morgen schon gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

So unterhaltsam diese fortwährende Zankerei auch war, hatten sie doch einiges zu tun.

Der Pier 70 war ein Jachthafen mit Rundumversorgung und Schiffslagerung, den Cam, Roan und Dare vor fast zehn Jahren mit der finanziellen Unterstützung von Cams Vater eröffnet hatten. Er hatte sich zu einem der exklusivsten und begehrtesten Jachthäfen am Lake Buchanan gemausert. Bis zu dem Punkt, an dem sie sich über die Jahre ein Personal von zwanzig Personen organisiert hatten, wobei die meisten davon Familie oder Freunde waren. Oder Freunde der Familie.

»Holly ist für das Firmenevent zuständig und Teague übernimmt die Leitung auf dem Wasser«, riet Dare und stürzte den Rest seines Energydrinks hinunter.

»Ist sie schon da?«, fragte Cam und bezog sich damit auf seine jüngere Schwester, die in letzter Zeit ihre Veranstaltungen organisierte.

Holly und ihr Ehemann Keith hatten Cam ihre Hilfe angeboten, als der Jachthafen in einem Sommer vor einigen Jahren unter Personalmangel gelitten hatte, und seitdem waren sie dabeigeblieben. Sie hatten sich beide schnell in die Rolle des hochgeschätzten Animateurs von Gruppen eingefunden und organisierten nun abwechselnd die Aktivitäten, die nicht auf dem Wasser stattfanden, oder kümmerten sich um ihre drei Kinder. Holly war dafür verantwortlich, alles für die größeren Events vorzubereiten – normalerweise handelte es sich dabei um Firmenveranstaltungen oder Familientreffen –, die in dem über sechzigtausend Quadratmeter großen Park abgehalten wurden, der an den Jachthafen angrenzte, während alle anderen für die Wasserfahrzeuge zuständig waren.

»Sie ist unterwegs. Hat angerufen, kurz bevor du angekommen bist«, sagte Roan.

»Gut. Wo ist Teague?«, fragte Cam.

Teague Carter war der vor Kurzem zu ihnen gestoßene vierte und letzte Miteigentümer des Jachthafens. Sie hatten ihn an Bord geholt, um ihnen bei der Beleuchtungstechnik und einigen Routineaufgaben behilflich zu sein, als er noch auf der Highschool gewesen war, und über die Jahre hatten sie sich wegen seiner harten Arbeit und der Hingabe für ihr Unternehmen entschieden, ihm einen Teil der Aktien anzubieten.

»Hab ihn noch nicht gesehen«, sagte Dare. »Er hatte eine lange Nacht. Eine Feier hat bis in die frühen Morgenstunden hinein angedauert und er konnte erst gegen eins hier Feierabend machen.«

Das war keine Überraschung.

Teague war ein paar Jahre jünger als sie alle, konnte an einem guten Tag eine Party so richtig aufmischen und meldete sich immer freiwillig, um auf die Partyschiffe zu gehen, wenn ein Kunde darum bat. Manchmal bewunderte Cam die grenzenlose Energie des Jungen, doch er schob es darauf, dass Teague noch so jung war. Nicht, dass Cam mit zweiunddreißig schon als uralt gelten konnte, aber er hatte Teague schon etwa sieben Jahre voraus.

»Was steht heute noch so an?« Cam schaute über die Schulter zu Dare und Roan.

»Du meinst, abgesehen von dem Kampf der Schwergewichte zwischen Roan und dem Drucker?« Dare grinste und sein Blick wechselte zwischen Cam und Roan hin und her.

Roan zeigte Dare den Mittelfinger. »Nicht so wirklich viel«, murrte Roan, dem die schlechte Laune offensichtlich noch immer nachhing.

»Warum bist du dann so angepisst?«, fragte Dare Roan offen heraus.

Roan starrte Dare finster an, antwortete jedoch nicht.

Man sollte Gott auch für kleine Wunder danken. Diese beiden… so stur wie Esel.

Cam trank einen Schluck Kaffee und genoss, wie er heiß seine Kehle hinabrann, bevor er sich umdrehte und gegen die Theke lehnte, wobei er die beiden aufmerksam beobachtete. Roan zog die Stirn in Falten, Dare grinste wie ein Idiot.

Cam schüttelte den Kopf.

Manchmal, vor allem während der Sommermonate, wenn sie so viel Zeit damit verbrachten, Menschen über beträchtliche Zeiträume hinweg zu bespaßen, begannen die Dinge im Büro hitzig zu werden. Ab und zu sogar so hitzig, dass sie mit den glühend heißen, hohen zweistelligen Temperaturen wetteiferten. Allerdings befanden sie sich erst in der ersten Juniwoche und die Saison kam gerade so richtig in Gang, also hoffte er, dass diese Zankerei nicht darauf hindeutete, was sie in den kommenden drei Monaten erwarten würde.

Doch es war diese Anspannung, die Cam so oft wie nur möglich die Einsamkeit seines eigenen Büros aufsuchen ließ – oder zumindest versuchte er es. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass er in einer der beiden Privatwohnungen über dem Büro des Jachthafens wohnte. Sich zu verstecken, war in seiner Branche beinahe unmöglich. Und da Roan jetzt in der anderen Wohnung untergekommen war, schien Cam kein Moment der Ruhe mehr vergönnt zu sein.

Leider hatte er die Schlummertaste seines Weckers heute Morgen ein paarmal zu oft gedrückt und war nicht wie sonst früher als alle anderen im Büro gewesen, was bedeutete, dass er es nicht geschafft hatte, sich unauffällig zurückzuziehen.

Noch nicht.

Doch er hatte fest vor, das jetzt zu korrigieren.

Er warf den beiden einen letzten Blick zu, stieß sich von der Theke ab und spähte hinaus auf den Parkplatz.

Jepp. Zeit, einen Abflug zu machen.

»Da kommt ein Kunde für dich«, bemerkte Cam, als er nach seiner Kaffeetasse griff und den schmalen Flur zu seinem Büro hinunterging. Er musste lächeln, als Roan den Kunden mit einem Hauch von Heiterkeit in seiner tiefen Stimme begrüßte, der kurz zuvor noch nicht da gewesen war.

 


 

Zwei

 

 

Gannon Burgess war an diesem Morgen in der Erwartung eines dramafreien Tages aufgewacht. Es war schließlich Freitag. Ein Tag, an dem die meisten Leute wegen der Happy Hour am Donnerstag Schrägstrich dem Auftakt des Feierwochenendes, den sie sich am Abend zuvor gegönnt hatten, noch im Halbschlaf – möglicherweise noch betrunken – zur Arbeit taumelten. Wenn sie erst einmal die erforderliche Menge Kaffee in sich hineingeschüttet hatten, kümmerten sie sich nur um das Allernötigste, bevor sie ihren Arbeitsplatz so früh wie möglich wieder verließen, um da weiterzumachen, wo sie den Start des Wochenendes unterbrochen hatten.

Dramafrei. Genau so, wie Gannon es bevorzugte.

Offenbar nicht heute.

Zugegeben, da er in jedem Fall sieben Tage die Woche arbeitete, wachte Gannon jeden Morgen mit der Hoffnung auf, dass alles gut laufen würde, und normalerweise begegneten ihm unterwegs auch nicht allzu viele Überraschungen.

Lief es immer nach seinen Wünschen? Eigentlich nicht.

Da er ein millionenschweres Entwicklungsunternehmen für Unterhaltungssoftware besaß und verwaltete, gab es ein paar Standardschlaglöcher neben den gelegentlichen Problemchen, die sich stellten – Softwarepannen, Viren, Diskussionen mit den Angestellten, technische Probleme. Und so weiter und so fort.

Damit rechnete er, sagte sie manchmal sogar voraus.

Doch heute schien seine Kristallkugel ein wenig vernebelt zu sein, denn das hatte er nicht kommen sehen.

»Was sagst du dazu? Bist du dabei?«

Während er den Blick seiner Assistentin/Freundin erwiderte und zu verarbeiten versuchte, was sie ihm gerade erzählt hatte – obwohl er ihr dafür Respekt zollen musste, dass sie es als Frage formuliert hatte, doch er kannte sie zu gut –, wusste Gannon, dass das kein Spaß werden würde.

Ehrlich gesagt würde er einen Serverabsturz jederzeit dem vorziehen, was Milly vorzuschlagen hatte.

»Ernsthaft, Gannon.« Millys perfekt gezupften blonden Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie ihre babyblauen Augen verengte. »Das wird uns guttun.«

Uns.

Es bedeutete nie etwas Gutes für ihn, wenn Milly dieses kleine Wort in einem Satz verwendete.

Als sie sich lässig in ihrem Stuhl zurücklehnte und ein langes Bein über das andere schlug, wirkte Milly Holcomb, die Frau, die dafür sorgte, dass Gannon und der Rest des Büros in Austin ordentlich organisiert und auf Kurs waren, eher wie ein Supermodel als eine unkündbare Verwaltungsassistentin des Präsidenten und CEO von Burgess Entertainment.

Doch Milly war von einem anderen Schlag, das musste Gannon ihr lassen. Sie war nicht nur seine Assistentin, sie war auch seine langjährige Freundin, die Bewahrerin der meisten seiner Geheimnisse, die Frau, die ihn dazu zwang, alles auszuplaudern, auch wenn er nicht den Drang dazu verspürte. Also ja, möglicherweise machte er für sie ein paar Ausnahmen und schaute die meiste Zeit weg. So war es einfacher.

Sie war intelligent, ehrgeizig, geistesgegenwärtig, auch professionell, wenn die Situation das von ihr verlangte. Zum Teufel, er könnte noch ein Dutzend mehr Dinge auflisten, die er an ihr bewunderte, denn Milly hatte eine Menge reizvoller Eigenschaften.

Doch Feinsinn war keine davon.

Ein perfektes Beispiel… im Moment hatte sie ihr langes goldblondes Haar in einem achtlos erscheinenden Knoten oben auf ihrem Kopf zusammengebunden – eine Frisur, für die sie wahrscheinlich eine Stunde gebraucht hatte –, der mit einer ausgefallenen Spange befestigt war. Durch ihre glatte, alabasterfarbene Haut wirkte sie eher wie einundzwanzig denn wie einunddreißig. Der knielange schwarze Rock betonte ihre Beine und die weiße Bluse mit Knopfleiste, die ein wenig weiter aufgeknöpft war, als es für eine Büroumgebung möglicherweise angemessen erschien, erlaubte einen flüchtigen Blick auf ihr üppiges Dekolleté, was wahrscheinlich einer der Gründe war, warum die Spieledesigner sie ständig umschwirrten.

Und er wusste ganz genau, dass sie es höllisch genoss, den Jungs im Büro etwas Schönes zum Anschauen zu bieten. Zum Teufel, sie hatte es ihm selbst gesagt.

Gannon lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ließ ihn auf zwei Beinen balancieren, während er die Hände hinter dem Kopf verschränkte und die Ellbogen ausbreitete, und betrachtete sie eindringlich. »Ein Boot?«, fragte er skeptisch, da er noch immer hoffte, sie falsch verstanden zu haben.

»Ja.« In dem einzelnen Wort schwang ein betontes Ausatmen mit, als wäre sie davon frustriert, dass er es nicht verstand. »Ein paar Stunden auf dem See. Sonne, Gespräche. Genau das braucht das Team.«

»Das Team?«

Milly runzelte die Stirn. »Hör auf damit.«

»Womit denn?«

Genervt stieß sie den Atem aus. »Mir mit Fragen zu antworten, die nur aus zwei Wörtern bestehen. Das ist echt lästig.«

Er lächelte, weil er sie so leicht aus der Fassung bringen konnte, und spähte dann an Milly vorbei und durch die Glaswand, die sein Büro vom Rest der Etage abgrenzte. Der Anblick war der gleiche wie an jedem Freitagmorgen. Einige Leute liefen herum, ein paar der Jungs unterhielten sich, mehrere saßen vor ihren Bildschirmen und arbeiteten gewissenhaft.

»Auf mich wirken sie zufrieden«, sagte er und nickte einem der Designer zu, der sich zu der offenen Schachtel mit Donuts geschlichen hatte, um sich einen weiteren unter den Nagel zu reißen, und bis zum Ansatz seines pechschwarzen Haares errötete, als er zu ihm hinüberblickte und bemerkte, dass Gannon ihn beobachtete.

Gannon bedachte ihn mit einem kurzen Winken und einem Lächeln. Mit vollem Mund winkte der Mann zurück und hastete dann wieder zu seinem Schreibtisch.

»Du unterhältst dich nicht oft genug mit ihnen«, sagte Milly unbeirrt.

»Du willst, dass ich da rausgehe und mit ihnen plaudere?« Gannon runzelte die Stirn, sodass seine Brille ihm auf der Nase hinunterrutschte. Er schob sie wieder hoch und hob eine Augenbraue, während er darauf wartete, dass sie es ihm erklärte.

»Nein, das will ich nicht. Ich will, dass du ihnen etwas Zeit außerhalb des Büros gönnst.«

»Auf einem Boot?«, wiederholte er.

»Gannon.«

Bei dem mahnenden Tonfall, mit dem sie ihn bedachte, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Mittlerweile sollte sie sich daran gewöhnt haben; schließlich arbeitete sie jetzt seit fast zehn Jahren mit ihm zusammen, hatte sich kurz darauf direkt in die Mitte seines Lebens niedergelassen und war seine engste Freundin geworden. Sie kannte ihn besser als die meisten, doch es gab noch immer eine Menge, was sie nicht über ihn wusste. Und Gannon zog es vor, es dabei zu belassen. Je weniger die Leute wussten, desto besser für ihn.

Und eines dieser Dinge, die sie nicht über ihn wusste, war, dass er Wasser hasste. Vielleicht war dieses Adjektiv nicht stark genug. Er lehnte es ab, konnte es nicht ausstehen, verabscheute es. Oder… alles zusammen, gesteigert bis ins Unendliche.

Ja, das traf es ganz gut.

Wenn es sich nicht gerade in einem Zementbecken im Garten von jemandem oder in seiner eigenen Badewanne befand, machte Gannon einen großen Bogen darum. Eine Dusche entsprach seiner Vorstellung von Wassersport und damit war er zufrieden. Der Gedanke, einen ganzen Nachmittag damit zu verbringen, auf dem Zeug zu treiben… Belassen wir es dabei, dass er sich lieber die Fußnägel mit einer Zange ausreißen und sich damit füttern lassen hätte. Mit den Fußnägeln. Oder der Zange. Ganz egal.

Offensichtlich bemerkte Milly Gannons Grübeleien gar nicht, denn sie fuhr fort: »Ich kenne auch schon den perfekten Ort dafür. Er ist etwa eine Stunde entfernt.«

»Eine Stunde? Was stimmt nicht mit den Seen hier in Austin?« Nicht, dass er es für eine gute Idee hielt.

»Weil ihr Wasserstand momentan zu niedrig ist.«

Da würde er ihr wohl einfach vertrauen müssen.

»Warum also dieser ganz bestimmte See?«, hakte er nach, weil er sich noch nicht geschlagen geben wollte.

»Ich weiß nicht.« Milly stieß genervt den Atem aus. »Er sieht schön aus.«

»Sieht schön aus

Milly schürzte die Lippen. »Ja. Auf ihrer Webseite. Und wenn du deinen Hintern mal aus deinem Stuhl bequemen würdest, könnten wir gleich hin. Und alles in die Wege leiten.«

Gannon ließ seinen Stuhl wieder nach vorne kippen und beugte sich vor, wobei er die Ellbogen auf den Knien abstützte, wobei er sie erneut musterte. »Gleich hin? Wovon redest du? Warum rufen wir da nicht einfach an?«

»Weil ich nicht weiß, was ich buchen soll.« Millys Ohren nahmen langsam den gleichen roten Farbton an wie ihr Lippenstift und ihm wurde bewusst, dass es ihr peinlich war. »Ich hatte gehofft, wir könnten uns das mal ansehen und sichergehen, dass es etwas ist, auf das wir Lust haben.«

Gannon hätte ihr sagen können, dass wir ganz sicher auf nichts davon Lust hatten. Sie vielleicht. Er definitiv nicht.

Gannon stand auf, umrundete seinen Schreibtisch und war drauf und dran, sich vor seinen Computer zu setzen, um noch etwas Arbeit zu erledigen.

»Nein, setz dich nicht wieder hin«, platzte Milly heraus und richtete sich kerzengerade auf. »Komm schon. Das wird lustig. Und wer weiß, vielleicht gibt es da ein paar heiße Typen, mit denen wir flirten können.«

Gannon bedachte sie mit seinem besten Sei realistisch-Blick. »Im Moment bin ich für Typen nicht auf dem Markt. Ob sie nun heiß sind oder nicht.«

»Klar bist du das«, entgegnete sie in diesem Tonfall, der besagte, dass sie ihn besser kannte, als er sich selbst kannte. »Und denk doch mal nach, es ist leichter für dich, Kerle zu treffen, wenn ich dabei bin.«

Gannon verzog das Gesicht. »Warum das?«

»Na ja, wenn sie mich nicht abchecken, dann wissen wir, dass sie schwul sind.«

Lächelnd verdrehte er die Augen.

Das war eine weitere Sache an Milly, sie war ganz sicher nicht bescheiden.

»Jetzt reiß dich mal zusammen«, befahl Milly und stand auf. »Wir verlieren Zeit.«

Und da war die dickköpfige Assistentin wieder, die sich nichts bieten ließ und die er kannte und liebte. Sie konnte viele Dinge gut, aber ihn herumzukommandieren… Das war etwas, was Milly schon vor Jahren gemeistert hatte.

Gannon schüttelte ungläubig den Kopf und gab nach. Er würde sie nicht davon überzeugen können, dass das eine schlechte Idee war, so sehr er es sich auch wünschte. In Wahrheit hatte Milly tatsächlich nur das Beste für das Team erreichen wollen, als sie ihren Vorschlag gemacht hatte. Wenn sie der Meinung war, dass sie einen Tag draußen auf einem Boot genießen würden, dann würden sie das vielleicht.

Er nicht.

Doch selbst ihm war klar, dass es hier nicht um ihn ging.

 

Eine halbe Stunde später, nachdem sich Milly noch um ein paar unerledigte Aufgaben gekümmert und ihm fünfzehn Minuten gegeben hatte, um seine E-Mails durchzusehen, saß Gannon hinterm Steuer seines Wagens, während Milly es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte.

»Das ist so aufregend«, sagte sie und hüpfte auf ihrem Sitz auf und ab wie eine Fünfjährige auf dem Weg zum Spielzeugladen.

»Ja«, murmelte er. »Aufregend.«

»Oh, sei still.« Milly schlug ihm scherzhaft auf den Arm. »Ernsthaft. Ich glaube, den Jungs wird es gefallen, auf einem Boot rauszufahren. Es ist definitiv besser, als den ganzen Tag in diesem muffigen Büro rumzusitzen.«

»Nein«, berichtigte Gannon und warf ihr über die Gläser seiner Brille hinweg einen Blick zu. »Ich glaube, dir wird es gefallen, auf einem Boot rauszufahren. Ich nehme an, sie würden es vorziehen, einen freien Tag zu haben, damit sie nach Hause gehen und World of Warcraft spielen können.«

»Pst!« Ihre Augen wurden groß, als hätte er den Namen des Herrn missbraucht. »Wie kannst du es wagen, den Feind in meiner Gegenwart zu erwähnen?«

Gannon lachte. Sie war gegenüber Burgess Entertainment uneingeschränkt loyal und bestand darauf, dass jede andere Spielefirma im Vergleich verblasste.

»Na gut«, räumte er ein. »Sie wären lieber zu Hause, um Rise of Vengeance zu spielen.«

»Wie auch immer«, unterbrach sie ihn. »Sie sollten nicht zu Hause sein, Punkt. Sie müssen mal raus und das Leben von der anderen Seite der Videospielcontroller erfahren.«

Ganz egal, was sie sagte, Gannon wusste, dass er recht hatte. Die Leute, die er beschäftigte, waren Hardcore-Gamer. Wenn sie nicht arbeiteten, verbrachten sie ihre Zeit hinter einer Tastatur und tauchten in die Welt der Videospiele ab. Ihre Leben fanden online statt, nicht draußen auf einem Boot. Aber er wusste, dass er Milly niemals davon würde überzeugen können. Sie beharrte darauf, dass niemand so stumpfsinnig sein konnte.

Sie konnten es sein. Und waren es auch.

Gannon wusste das aus erster Hand. Er war einer von ihnen.

Aber wie dem auch sei, sie weigerte sich, ihm zu glauben. Er hatte bereits mehr als eine hitzige Diskussion mit Milly geführt, normalerweise beim Abendessen und über einer Flasche Wein, wie man von Spielen süchtig werden konnte. Sie verstand es nicht und Gannon konnte es ihr nicht erklären, also machte er sich erst gar nicht die Mühe, es zu versuchen.

»Wir sollten dafür sorgen, dass sie Sonnencreme mitnehmen«, murmelte Milly, während sie aus dem Fenster starrte. »Und vielleicht Hüte.« Ihr Kopf wirbelte herum und ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf ihn. »Du auch. Ich glaube, du brauchst einen Hut.«

Gannon runzelte die Stirn. »Ich werde keinen Hut tragen.«

»Was, wenn du dir einen Sonnenstich holst?«

Gannon lachte leise. »Ich bin ständig draußen in der Sonne.«

»Vom Auto zum Büro zu laufen, zählt nicht«, widersprach sie.

Begierig, das Thema zu wechseln, fragte Gannon: »Hast du an diesem Wochenende nicht ein Date?«

Milly seufzte und sank in ihren Sitz zurück, als wäre sie geschlagen worden. »Ja. Mit Gary.«

Bildete er sich das ein oder klang sie ein wenig enttäuscht? »Was stimmt nicht mit Gary?«

»Nichts«, behauptete sie und seufzte theatralisch. »Du musst hier runterfahren.«

Gannon setzte den Blinker, um die Autobahnabfahrt zu nehmen. »Wenn mit ihm alles in Ordnung ist, wo liegt dann das Problem?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ist er langweilig?«

»Nein. Er ist Musiker. Daran ist nichts langweilig.«

Wenn sie das sagte. »Ist er hässlich?«

»Himmel, nein. Er ist verdammt heiß.«

»Woran liegt es dann?«

»Wir haben nichts gemeinsam«, antwortete sie. »Er ist ein armer Künstler, der sich nach dem Leben eines Rockstars sehnt. Und ich bin… das nicht.« Milly bedachte ihn mit einem Grinsen. »Und auch wenn seine Geschichten interessant sind, kümmern sie mich doch irgendwie nicht.«

»Warum gehst du dann noch mal mit ihm aus?« Gannon warf ihr einen Seitenblick zu.

»Weil mir keine Ausrede einfällt, die gut genug ist, um nicht hingehen zu müssen.«

»Na ja, dann musst du da wohl auf jeden Fall durch.«

Wieder schlug Milly ihm auf den Arm. »Halt die Klappe. Ich werde mir schon noch was ausdenken. Was ist mit dir? Hast du in nächster Zeit vor, mit jemandem auszugehen?«

Gannon schüttelte den Kopf. Das letzte Date, das er gehabt hatte, war… Scheiße. Wahrscheinlich ein Jahr her? Zwei Jahre her?

Heiliger Strohsack. Offenbar verging die Zeit wie im Fluge, wenn man… mit niemandem ausging.

Verdammt, jetzt, wo er so darüber nachdachte, erschien es ihm doch wie eine ziemlich lange Zeit. Nicht, dass er sich daran gestört hätte. Jedenfalls nicht, solange Milly es nicht angesprochen hatte. Jemanden zu daten, war nicht das Wichtigste in seinem Leben. Burgess Entertainment nahm den Großteil seiner Zeit in Anspruch und konnte theoretisch als seine bessere Hälfte durchgehen.

»Eines schönen Tages«, begann Milly, »wirst du einen Mann treffen, der dich so von den Füßen fegt, dass du auf deinem süßen Hintern landest.«

Gannon warf ihr einen finsteren Blick zu.

»Was? Nur weil du schwul bist, heißt das nicht, dass ich deine süßen Arschbacken nicht bewundern darf.«

»Meine Arschbacken sind nicht süß«, platzte er heraus.

»Oh, das sind sie definitiv, genauso wie dein…«

»Wo muss ich lang?«, unterbrach Gannon sie im verzweifelten Versuch, ihr das Wort abzuschneiden. Er hatte das schon einmal gehört und so gut Milly seinem Ego auch tat, er wollte das auf keinen Fall noch einmal hören.

»Fahr hier rechts«, wies sie ihn an und ein breites Grinsen zog an ihren Mundwinkeln. »Es ist ein paar Meilen die Straße runter.«

Gannon war dankbar, dass es nicht mehr weit war. Das Gespräch hatte eine ganz seltsame Wendung genommen und es lag nun mehr in seinem Interesse, das Ganze hinter sich zu bringen, damit er wieder ins Büro kam und tun konnte, worin er am besten war.

Arbeiten.

»Ich glaube, dir wird dieses Fleckchen gefallen«, merkte Milly an. »Und warte erst mal ab, bis du die Jungs zu Gesicht bekommst, die hier arbeiten.«

Gannons Kopf ruckte in ihre Richtung. »Was? Welche Jungs? Du hast vorhin keine Jungs erwähnt.«

Dieses Lächeln.

Oh Mist. »Verdammt, Milly.«

Gannon kannte dieses Lächeln.

Gannon fürchtete dieses Lächeln.

 


 

Drei

 

 

Nach einem Blick hoch auf die Uhr schüttelte Cam seine Hände aus, lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück und drehte sich herum, um durch das Fenster auf das spiegelglatte, glasklare Wasser hinauszustarren, das sich unendlich weit zu erstrecken schien.

Verdammt, am Himmel war kein Wölkchen zu sehen.

Er sollte da draußen sein.

Wieder wirbelte er herum und blickte seinen Computerbildschirm finster an.

Nicht hier drin.

In den vergangenen zwei Stunden hatte er es geschafft, sich darauf zu konzentrieren, die monatlichen Rücklagen in das System einzutragen, sie mit den Mietverträgen zu vergleichen und dafür zu sorgen, dass alle ihr monatliches Gehalt bekamen. Es rettete ihm den Tag, als er nur den Sperrcode eines Mieters ändern musste, der noch nicht bezahlt hatte. Hoffentlich trafen sie ihn irgendwann unter der Woche und konnten das in Ordnung bringen.

Die Finanzen abzuwickeln und die Buchhaltung zu übernehmen, war eine mühsame Aufgabe, die er meist aber eigentlich ganz gerne tat. Doch wie dem auch sei, wenn er die Möglichkeit hätte, würde er sie vor sich herschieben, um seine Zeit draußen zu verbringen.

Darin war er am besten.

Darin, seine Zeit draußen zu verbringen, nicht darin, Dinge vor sich herzuschieben. Obwohl…

Okay, na gut, er war nicht darüber erhaben, sich nach etwas Erfreulicherem als Papierkram zu sehnen.

Zum Glück lag sein Hauptaufgabenbereich nicht in diesem Teil der Firma – es war noch nicht einmal etwas, worin er besonders gut war –, doch auf der anderen Seite blieb Cam gerne auf dem Laufenden, was den Zustand des Unternehmens betraf, und diese Arbeit erlaubte ihm das. Sie hatten einen Buchhalter, der sich um die Einzelheiten kümmerte, doch Cam legte großen Wert darauf, die Geschäftsbücher einmal in der Woche selbst auf den neuesten Stand zu bringen… okay, alle paar Wochen… ähm… einmal im Monat, aber wer zählte da schon nach?

Das Handfunkgerät auf seinem Schreibtisch fiepte.

»Hey, mein Kumpel«, verkündete Dare in dieser abgedrehten Funkerstimme, in die er so gerne verfiel, »hat jemand saftigen Bacon bestellt?«

Cam lachte.

»Ich wiederhole, Bacon ist im Anmarsch.«

Cam griff nach dem Funkgerät und drückte den Sprechknopf. »Verstanden.«

Bei seiner Arbeit hatte Cam zugehört, wie das Funkgerät unablässig piepste, weil Roan, Dare und Teague sich ständig gegenseitig neckten, während sie die anstehenden Termine abarbeiteten und die Boote für den Nachmittag vorbereiteten. Und nun schien es, laut Dares politisch nicht gerade korrekter Ankündigung, als hätte sich Cams Vater eingefunden. Dare fand es witzig, Cams Vater als Bacon zu bezeichnen, weil er ein Polizist im Ruhestand war. Michael Strickland war kein Spielverderber und ging locker damit um. Es war hilfreich, dass Dare dem Mann wirklich den allergrößten Respekt entgegenbrachte.

Als er die verzögerte Türglocke vernahm, klappte Cam seinen Laptop zu und sah auf, als sein Vater im Türrahmen seines Büros erschien. Er wirkte wie die unbeugsame Konstante, die er in Cams Leben von Anfang an dargestellt hatte.

»Nennt er mich immer noch Bacon?«, fragte Michael und sein Grinsen schlug sich in Runzeln neben seinen dunkelblauen Augen nieder.

»Das tut er«, bestätigte Cam. »Guten Morgen, Paps.«

»Morgen«, erwiderte sein Vater und seine raue Stimme spiegelte Jahre des Rauchens wider. Das grau melierte Haar seines Vaters war zurückgegelt, der weiße, buschige Schnurrbart über seiner Lippe hätte mal wieder eine Schere nötig und ja, er lächelte. Er sah gut aus, entspannt.

Cam lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte ihn. »Was führt dich hierher?«

Michael stützte sich am Türpfosten ab und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich wollte nur mal nach euch Jungs schauen.«

Cam lächelte. Mindestens einmal in der Woche, manchmal auch häufiger, kam sein Vater vorbei, um zu sehen, wie Cam, Roan, Dare und Teague sich schlugen. Und auch, um nicht übers Geschäft zu reden. Obwohl Cams Vater am Anfang das Geld für den Jachthafen vorgestreckt hatte, hatte Cam diesen Kredit seitdem komplett zurückgezahlt und die volle Verantwortung getragen. Also waren Michaels Besuche tatsächlich immer persönlicher Natur und boten eine Möglichkeit, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Er blieb meist für eine Stunde, manchmal auch mehrere Stunden, aber er ging nie, bevor er nicht die Chance gehabt hatte, mit allen vier zu reden. Cam vermutete, dass das der Polizist in ihm war. Als wäre es eine Überprüfung ihres Wohlergehens, um sicherzugehen, dass nichts im Argen lag.

Nicht, dass es Cam störte. Er genoss es, Zeit mit seinem Vater zu verbringen, und in letzter Zeit taten sie das viel zu selten.

»Uns geht's gut«, teilte Cam ihm mit. »Ab nächster Woche werden wir wohl ziemlich viel zu tun haben.«

»Braucht ihr Hilfe?«

»Noch nicht, aber wenn es so weit kommt, werde ich nicht zögern, dich anzurufen. Warum? Ist dir langweilig?«

Michael lachte. »Langweilig? Auf keinen Fall. Ich habe ein Boot und eine Angelrute. Und drei Enkelkinder. Was brauche ich mehr?«

Cam wusste, dass die ganze Nummer mit dem Angler im Ruhestand nur gespielt war. Michael hatte fünfundvierzig Jahre lang gearbeitet, wobei laut seiner eigenen Aussage jeder Tag ein neues Abenteuer dargestellt hatte. Die Tatsache, dass er sich mit fünfundsechzig zur Ruhe gesetzt hatte, hatte alle überrascht, doch er war fest davon überzeugt gewesen, dass es an der Zeit war. Jetzt besuchte Cams Vater den Jachthafen nicht nur regelmäßig, sondern war auch dafür bekannt, am Empfang zu stehen, Holly bei den Veranstaltungen zu helfen und sogar Hudson in der Werkstatt zu unterstützen. Er fuhr selten mal mit dem Boot raus, um sich zu entspannen.

»Was brauchst du mehr?«, wiederholte Cam.

Das Funkgerät auf seinem Schreibtisch fiepte und Cam griff danach, um es auszuschalten.

»Na ja, ich will dich nicht weiter aufhalten«, sagte Michael und warf einen Blick auf den Computer auf Cams Schreibtisch. »Sieht aus, als wärst du konzentriert am Arbeiten. Aber vielleicht können wir demnächst mal zusammen die Mittagspause…«

Bevor Michael seinen Satz beenden konnte, hallte eine tiefe Stimme aus der Richtung der vorderen Theke durch den Flur zu ihnen hinüber. »Ist irgendjemand da?«

Cam runzelte die Stirn. Er hatte niemanden reinkommen hören.

»Ich komme!«, rief er zurück, während er sich aus seinem Stuhl hochstemmte. Er sah seinen Vater an und lächelte. »Und ja zum Mittagessen. Das klingt gut.«

»Na schön.« Sein Vater grinste und schlug Cam auf die Schulter. »Dann bin ich mal weg. Mache mich auf die Suche nach den Jungs.«

»Mach Dare die Hölle heiß.«

»Oh, das habe ich vor«, sagte sein Vater. »Mach dir darüber mal keine Sorgen.«

»Bis bald, Paps«, sagte Cam, als sein Vater in den Empfangsbereich voranging und sich dann auf dem Weg zur Tür hinaus an den Neuankömmlingen vorbeidrückte.

Cam folgte ihm auf dem Fuße und nachdem er seinen Vater mit einem lässigen Winken verabschiedet hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die beiden Personen, die an der Theke standen. Er schaute noch einmal hin, nachdem er nach dem Terminkalender gegriffen und ihn zu sich herangezogen hatte.

Nun. Das war definitiv neu.

Er unterdrückte den Drang zu lächeln, während er beobachtete, wie sich das gut gekleidete Paar umschaute, als hätte es noch nie das Innere eines Jachthafenbüros gesehen. Cam war sich noch nicht mal sicher, ob sie ihn bemerkt hatten, da sie gerade aufmerksam die Regeln lasen, die an der Wand hingen.

Über die Jahre hinweg hatte Cam Menschen jeglicher Gesellschaftsschicht durch diese Tür kommen sehen und diese beiden… die sahen auf jeden Fall nach hohen Firmentieren aus, was die Frage aufkommen ließ, ob sie sich verfahren hatten. Es würde ihn nicht überraschen, wenn das der Fall wäre. So, wie sie gekleidet waren, bezweifelte Cam, dass sie in den letzten Jahren sehr viel mehr als das Innere ihres Bürogebäudes zu Gesicht bekommen hatten.

Der jugendlich attraktive Mann trug ein weißes Anzughemd, das an den Handgelenken zugeknöpft war, nebst einer blauen Seidenkrawatte, und – Cam spähte über die Theke – schicke schwarze Slipper, aber kein Jackett. Irgendwie wirkte er… sehr formell. Und in dem kleinen Büro außerdem vollkommen fehl am Platze.

Was die Frau betraf… Cams erste Einschätzung tendierte mittlerweile eher zum Stil eines reichen Mädchens. Mit ihrem modischen… ähm… Damenkostüm… Outfit… oder wie auch immer man das nannte, ihrer eleganten und doch chaotischen Hochsteckfrisur, den großen Creolen und den leuchtend roten Hackenschuhen sah sie so aus, als würde sie eher in einen Sitzungssaal gehören und nicht in das Büro eines Jachthafens. Sie war auf die Art einer New Yorker Anwaltskanzlei hübsch. Doch er musste ihr ein wenig Anerkennung dafür zollen, dass sie ein wenig entspannter wirkte als ihr Partner.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Cam höflich und versuchte, nicht daran zu denken, dass er ein T-Shirt und Badeshorts trug. Allerdings hatte er wenigstens ein T-Shirt an. Größtenteils liefen sie tagsüber oben ohne herum, denn erstens waren sie häufig im Wasser und zweitens war es so viel leichter, die irrwitzigen texanischen Sommertemperaturen zu ertragen. Selbst in seinem sonnengebleichten Pier 70-T-Shirt kam er sich neben diesen beiden plötzlich schrecklich underdressed vor.

Die Frau stieß den Mann mit dem Ellbogen an und Cam bemerkte, dass dieser verwirrt die dunklen Augenbrauen zusammenzog, bevor er Cams Blick erwiderte.

»Gannon Burgess«, stellte er sich vor und überspielte seinen knurrenden Tonfall mit einem Husten. »Wir sind hier, um ein Boot zu mieten.«

Cam konnte seine Erheiterung nicht verbergen, als er sich gegen die Theke lehnte, nachdem er das Buch mit den Leihbooten aufgeschlagen hatte. »Ich glaube, Sie sind für diesen Anlass ein bisschen zu gut gekleidet, aber jedem das Seine.«

Als sich der Blick aus diesen dunklen Augen in seinen bohrte, schrillten bei Cam die Alarmglocken. Doch dann… lächelte Gannon und die leichte Biegung seiner Lippen und die Grübchen, die in seinen Wangen auftauchten, verwandelten sein jungenhaft hübsches Gesicht in etwas sehr viel Interessanteres.

Das Lächeln des Mannes war… faszinierend.

Oh, zum Teufel. Und jetzt verschlang Cam den Anzugträger auch noch mit Blicken.

Scheiße.

Er schüttelte den Gedanken ab und fragte weiter: »Was schwebt Ihnen denn vor?«

Gannons fesselndes Lächeln verblasste und wurde durch eine höchst ratlose Miene ersetzt. Er war offensichtlich wirklich zum ersten Mal an einem Jachthafen.

Als sein Blick zu der Frau hinüberwanderte, bemerkte er dort ebenfalls einen verwirrten Gesichtsausdruck.

»Okay, beginnen wir mit dem Einfachsten«, sagte Cam, um den beiden unter die Arme zu greifen. Er drehte seinen Stift zwischen den Fingern und ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her wechseln. »Für wie viele Leute? Nur für Sie beide?«

»Oh Gott, nein«, sagte die Frau hastig und ihr herrischer Tonfall verriet ihm, dass er sie richtig eingeschätzt hatte, obwohl ihr süßes Gesicht und die hellblauen Augen nicht dazu zu passen schienen. Sie warf Gannon einen finsteren Blick zu, als würde sie von ihm erwarten, das Wort zu ergreifen. Als er das nicht tat, stieß sie ein tiefes Seufzen aus. »Es ist für eine Party.«

»Eine Feier?«, hakte Cam nach und spähte zur Hand der Frau hinunter, um zu sehen, ob sie einen kostspieligen Verlobungsring trug.

Nope. Kein Ring.

Ohne seine Erlaubnis wanderte sein Blick zu Gannons linkem Ringfinger. Auch dort war kein Ring zu entdecken. Hm.

»Nicht wirklich«, antwortete Gannon träge. »Nur ein kleines Treffen. Mit etwa zehn Leuten.«

»Eine Zehnergruppe eröffnet Ihnen eine Menge Möglichkeiten«, teilte Cam ihnen mit und hielt Ausschau nach irgendeiner Reaktion. »Darf's ein Pontonboot sein, eine Jacht? Bei einem Dreireiher ist es möglich, jemanden in einem Schwimmreifen hinter sich herzuziehen. Was haben Sie denn geplant?«

Gannon sah zu der Frau hinunter, deren Namen Cam noch immer nicht kannte. Sie hob nur ihre schmalen Schultern und blickte verunsichert drein. Der bohrende Blick des Mannes, der von dem schmalen schwarzen, rechteckigen Rand seiner Brille eingerahmt wurde, fand wieder zu Cams zurück. Während er auf eine Antwort wartete, gab Cam sein Bestes, um nicht zu bemerken, dass diese Augen die Farbe von Espresso hatten.

Tiefgründig, dunkel… umwerfend.

Scheiße.

Als er zu der Frau hinübersah, entdeckte er, dass ein träges Lächeln an ihren vollen roten Lippen zog.

Verdammt.

Erwischt.

Er richtete seinen Blick wieder hinunter auf das Leihbuch, als würde das dabei helfen, seine streunenden Gedanken zu zügeln, und atmete tief durch.

»Also, was soll es sein?«, wandte sich die Frau an Gannon.

»Keine Ahnung, zum Teufel«, erwiderte Gannon offen heraus, was Cam zum Grinsen brachte, wobei er den Kopf hob und Gannon erneut ansah. »Ich vermute, Sie sind der Experte. Vielleicht können Sie uns helfen.«

»Das kann ich in der Tat«, bestätigte Cam und löste seinen Blick von den intensiven mokkabraunen Augen des jugendlich gut aussehenden, dunkelhaarigen Managers vor seiner Nase. Er schaute hinunter in das Leihbuch und blätterte auf der Suche nach einem verfügbaren Datum und einer Uhrzeit durch die Seiten. »An welchem Tag möchten Sie es denn gerne mieten?«

»Wann immer Sie es uns anbieten können«, sagte Gannon. »Allerdings muss es unter der Woche sein.«

Cam nickte. »Nächste Woche? Die Woche darauf?«

Diesmal meldete sich die Frau zu Wort: »Je früher, desto besser. Die Stimmung im Büro ist mies und etwas Zeit zum Entspannen ist genau das, was wir brauchen, um einen arbeitsreichen Sommer einzuläuten.«

»Ich bin mir nicht sicher, wie das die Stimmung heben soll«, fügte Gannon stirnrunzelnd hinzu und sein Blick blieb ein paar lange Sekunden an Cams Gesicht hängen. »Aber wenn Milly sagt, dass es hilfreich ist, bin ich gewillt, ihr zu glauben.«

Milly. Gut zu wissen.

»Sie kennen ja das Sprichwort: Arbeit allein macht auch nicht glücklich«, warf Cam ein und gab sich größte Mühe, Gannon nicht anzustarren.

»Nein, das kennt er nicht«, entgegnete Milly lachend. Ihre Stimme war rauchig und in ihren Augen funkelte der Schalk, als sie zu Gannon hinaufblickte. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand ihn je darüber aufgeklärt hat.«

Cam mochte sie.

Was Gannon betraf… na ja, er hatte irgendetwas an sich, das Cams Interesse weckte. Er war eher hübsch als hart und wirkte ziemlich jung, vielleicht Mitte zwanzig. Und wenn Cam raten müsste, ging der Typ wahrscheinlich einmal im Monat zur Maniküre.

Vielleicht auch zur Pediküre.

Und trotzdem fand Cam ihn aus irgendeinem unerklärlichen Grund anziehend, obwohl er definitiv nicht Cams Typ war.

Normalerweise zog er Männer vor, die nicht so… na ja, hübsch waren.

Und auch keinen Stock im Arsch hatten.

Gannons dunklen Augen schien nichts zu entgehen und seine vollen Lippen lächelten nicht so häufig, wie Cam es sich gewünscht hätte. Der Mann lebte definitiv für seine Arbeit, das sah man an seiner teuren, maßgeschneiderten Hose und der schicken marineblauen Krawatte.

Hmm. Was Cam nicht alles mit dieser Krawatte anstellen könnte.

Sein Blick schoss sofort zu Milly. Sie grinste ihn an und zeigte dabei ihre Zähne.

Jepp, sie hatte ihn durchschaut.

Mist.

Sein Boot war unaufhaltsam am Kentern und er war sich nicht sicher, ob er es noch retten konnte.

Boot.

Richtig.

Sie waren wegen eines Boots hier. Und ein Boot würden sie auch bekommen.

Cam räusperte sich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die anstehende Aufgabe. »Na gut. Dann lassen Sie uns alles arrangieren.«

Damit er sie zur Tür hinausgeleiten und sich wieder in den Griff bekommen konnte.