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Übersetzung aus dem Italienischen von Verena von Koskull

Der Verlag dankt dem italienischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und Internationale Zusammenarbeit, das die deutschsprachige Übersetzung dieses Werkes mit einem Zuschuss zu den Übersetzungskosten förderte. – Questo libro è stato tradotto grazie ad un contributo alla traduzione assegnato dal Ministero degli Affari Esteri e della Cooperazione Internazionale.

Deutschsprachige Ausgabe:
© Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, München 2018
Covergestaltung: zero-media.net, München
Covermotiv: Maria Luisa Corapi
Datenkonvertierung: Uhl + Massopust GmbH, Aalen

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INHALT

ERSTER TEIL

Christen und Löwen

ZWEITER TEIL

Flesh for Fantasies

DRITTER TEIL

Siegen heißt, euch leiden zu lassen

VIERTER TEIL

Interessenkampf unter ungleichen Bedingungen

FÜNFTER TEIL

Kollektiv M

SECHSTER TEIL

Die fehlende Schulter

SIEBTER TEIL

Vergeltungswaffe

ACHTER TEIL

Die Beichten

NEUNTER TEIL

Cosmo

ZEHNTER TEIL

Wie Bäume, die den Flusslauf säumen

Und dass der unreine Geist,
der aus einem Leibe ausgefahren,
sieben andere findet,
die schlimmer sind als er.

BLAISE PASCAL,
Abriss des Lebens Jesu Christi

ERSTER TEIL

CHRISTEN UND LÖWEN

KAPITEL I

Es war Arbus, der mir die Augen öffnete. Nicht, dass ich vorher nicht hingesehen hätte, doch konnte ich mir dessen, was ich sah, alles andere als sicher sein, vielleicht waren es Projektionen, um mir etwas vorzumachen oder mich zu beschwichtigen, und ich war unfähig, das, was sich mir tagtäglich bot und was man Leben nennt, in Zweifel zu ziehen. Einerseits nahm ich fraglos alles hin, was einem Jungen mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn und in den darauffolgenden Jahren widerfährt, die zum Abschluss jener »Phase« führen (es wird immer von einer »Phase« geredet, von einem »Moment«, egal, wie lange er anhält, von einem »heiklen Moment« oder gar von einer »Krise«, der jedoch weitere und nicht minder heikle Momente oder kritische Phasen folgen, immerfort und ohne Pause, bis man groß, erwachsen, alt und schließlich tot ist); brav ernährte ich mich von dem, was der Alltag mir wie jedem Heranwachsenden auf den Teller lud, von den Dingen, die einen beschäftigen, während man größer wird und sich entwickelt (»Entwicklung«, ein weiterer Schlüsselbegriff der Erwachsenen, um die Schlösser der Jugend zu knacken, das schwierige »Entwicklungsalter«, die »Persönlichkeitsentwicklung«, und dann dieser entsetzliche intransitive Ausdruck »er ist schon entwickelt«, der die genitalen Geheimnisse mit einem zähen Siegellack überzieht), und die, wenn auch in willkürlicher Abfolge, zum unvermeidlichen Menü eines Teenagers gehören: Schule, Fußball, Freunde, Hochs und Tiefs, alles garniert mit Telefonaten und Tankfüllungen und Mopedstürzen – wer kennt das nicht.

Andererseits verspürte ich den Stich eines Zweifels. War das das Leben? War es mein Leben? Musste ich etwas tun, um es zu meinem zu machen, oder wurde es mir einfach zuteil? Musste ich es mir erarbeiten oder verdienen? Vielleicht war es ein Provisorium und würde bald durch das endgültige Leben ersetzt. Doch wäre es dann an mir, es zu ändern, oder würde jemand anderes es tun? Ein äußeres Ereignis vielleicht? Das Leben kann außergewöhnlich oder normal sein. Zu welcher Kategorie gehörte meines? Ehe Arbus auf den Plan trat, kamen mir diese Fragen, die ich nun wenigstens in Worte fassen kann – auch wenn ich jeden Vorsatz aufgegeben habe, sie beantworten zu können – nicht im Entferntesten in den Sinn, sie lösten sich auf, ehe sie an die Oberfläche meines Bewusstseins drangen, und ließen lediglich ein kribbelndes Unbehagen zurück.

Allein von Bewusstsein zu sprechen ist eine Übertreibung.

Allenfalls von dem Gefühl, auf der Welt zu sein. Zu existieren.

Wer diese mich umgebenden, betörenden Bilder projizierte, war ein Magier, ein Genie. Das muss ich ihm lassen. Seiner Lampe entstiegen makellose, süße, bestechend klare Träume, durch die ich mich selbstvergessen, ja nahezu berückt bewegte. Ich war also tatsächlich glücklich oder unglücklich. Tief sog ich die geheimnisvolle Luft der um mich errichteten Kulissen ein, die, sobald ich sie durchschritten hatte, sogleich wieder abgebaut wurden. Irgendetwas ließ mich vermuten, früher oder später müsse etwas Entscheidendes passieren, das die unbedeutenden bisherigen Ereignisse, statt sie Stück für Stück zu erklären, mit einem unwiderstehlichen Faden zusammenheftete wie die Seiten eines Romans, die man gierig bis zur letzten umblätterte. Und so würde sich mein Leben wie auch das aller anderen, das einer Fiktion nur ähnelte, jedoch deren zwingende Folgerichtigkeit besaß, endlich wahr und real nennen können …

Es waren klare, wiewohl äußerst verstörende Momente – ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll –, in denen ich der Verwirrung, die mich ergriff, mit schmerzlicher Deutlichkeit gewahr wurde. Sie nahm mich vollständig in Beschlag, ohne Raum für irgendetwas anderes zu lassen – Ideen und Gedanken beispielsweise. Ich konnte nur fühlen, sonst nichts. Ich spürte den Fluss des Blutes, das sich in meiner Brust staute, mein schmerzhaft geschwollenes Herz sozusagen, das wirklich richtig wehtat, als wollte es, um es im Stil altmodischer Romane auszudrücken, zerspringen, doch besaß dieser Schmerz eine eigentümliche Süße, die ebenso seltsam war wie alles andere.

Arbus war seit der Sechsten in meiner Klasse, doch bemerkte ich ihn erst gegen Ende der Sekundarstufe, einen Monat vor den Prüfungen …

Schüler hinken per se hinterher. Ausnahmslos alle. Die Lehrer übrigens auch, sie schaffen es nicht, den von ihnen erstellten Lehrplan einzuhalten, und geben dafür ihren Schülern die Schuld, was zugleich richtig und falsch ist, denn säßen in ihren Klassen nur kleine Genies, würden die Lehrer trotzdem hinterherhinken, und sei es nur um eine Seite, eine Zeile, einen Millimeter. Scheitern und Verzicht sind ihr Schicksal: Wie sollte es auch anders sein, wenn man beispielsweise den ganzen Kant im vorletzten Oberstufenjahr durchnehmen will. Es gibt keine vernünftige Erklärung dafür, und so muss man sich mit dem nebulösen Ausdruck »so ist es eben« behelfen. Ziele werden gesteckt, um nicht erreicht zu werden, es liegt in der Natur des Mittelpunktes, ihn zu verfehlen, weil die Kräfte unterwegs nachlassen, weil das Ziel sich unmerklich nach hinten verschiebt, weil die ursprünglichen Vorsätze zu optimistisch, vermessen oder abstrakt, die Hürden höher als gedacht sind oder weil es wegen Unwetter, Krankheit, Streik oder Wahlen zu überraschend vielen Ausfällen kommt. Ich weiß nicht, aus welchem Fachgebiet er kam oder worauf sich seine Erkenntnisse stützen, aber irgendein Forscher hat einmal errechnet, dass jedes Projekt durchschnittlich ein Drittel mehr kostet als ursprünglich vorgesehen und die dafür veranschlagte Zeit um mindestens ein Drittel überschritten wird. Das scheint eine unumstößliche Tatsache zu sein. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen, die sich dieser eisernen Verzögerungsregel entziehen, und zu denen gehörte Arbus.

Arbus, mein Freund, alte Fischgräte. Du warst so dürr, dass man, wenn du so tatst, als würdest du Volleyball spielen, um in Sport keinen Sechser zu kriegen, beim Anblick deiner Ellenbogen Gänsehaut bekam. Vor Mitleid oder Abscheu. Ganz zu schweigen von deinen Schultern und Knien, die so spitz waren, dass sie sich fast durch das Gewebe deines schwarzen Trainingsanzugs mit den limonengelben Streifen bohrten, den du auch im Mai und selbst im Juni noch tragen durftest, um deine anfällige Gesundheit zu schützen. Du konntest noch so sehr tun, als würdest du dich aufs Spiel konzentrieren, alle wussten, dass, wäre der Ball zufällig in dem kleinen Eckchen Spielfeld gelandet, in das wir dich verbannt hatten, damit du der Mannschaft möglichst wenig schadest, du ihn nicht einmal kommen gesehen hättest, weil du dich in der Zwischenzeit in die Betrachtung der Sporthallendecke vertieft hättest, als wolltest du errechnen, wie viel Beton es brauchte, um sie zu stützen. Und hättest du, aufgeschreckt durch unser Geschrei, im letzten Moment doch bemerkt, dass du spielen musstest (Volleyball ist ein hysterischer Sport, bei dem es auf winzige Momente ankommt, auf die höchstens fünf Sekunden unverhofften Ballkontakt, die man pro Spiel hat), Mach, Arbus! Komm schon!! Arbus, Scheiiiiße!!, hättest du mit deinen schlaksigen Gliedmaßen herumgerudert in dem undefinierbaren Versuch, den Ball mit hochgerissenen Armen abzuwehren, von unten zu nehmen oder gar aufzufangen, was man instinktiv tut, wenn unversehens etwas auf einen zusaust. Und tatsächlich war genau das deine häufigste Reaktion, du fingst den Ball auf und drücktest ihn mit einem kleinen, verwirrten Grinsen an die Brust, als würdest du bei deinen Mitspielern nach Anerkennung suchen und, bestätigt von ihrem genervten Chor »O neeeee, Arbus, was soll der Scheiß!?«, im selben Moment kapieren, dass du dir den x-ten Patzer geleistet hattest. Es passierte ziemlich oft, dass dein Gesichtsausdruck mit deinen Gedanken und Gefühlen nicht im Einklang stand. Du lächeltest, während die anderen dich beschimpften.

Das Großartige an Arbus war, dass er sich nicht unterkriegen ließ, die Dinge perlten an ihm ab. Andere hätten so viel Spott und Häme nicht so gut ertragen, sie hätten ihren Klassenkameraden den Ball an den Kopf geworfen, wären auf sie losgegangen oder hätten wegen ihrer offensichtlichen Unfähigkeit losgeflennt wie sogenannte Weicheier. Wie oft habe ich mich wechselweise zu solchen Reaktionen hinreißen lassen, weil ich es einfach nicht ertrage, dem Urteil anderer ausgesetzt zu sein, es macht mich unwillig und aggressiv, selbst wenn es nett gemeint ist, von Kritik ganz zu schweigen. Doch Arbus habe ich nie bedripst oder getroffen gesehen. Jeder andere hätte in solchen Situationen gelitten und sie als demütigend empfunden, doch Arbus blieb seelenruhig, als wäre ihm alles völlig schnuppe, und selbst wenn dem nicht so war, ließ er sich nichts anmerken, seine Miene verharrte in einer Art Begriffsstutzigkeit, die mit dem rasanten Tempo seines Verstandes nicht mithalten konnte. Er brauchte ewig, bis es bei ihm Klick machte und ein Gesichtsausdruck den anderen ablöste. Aber offenbar war Arbus nun einmal so, er schien aus Einzelteilen zu bestehen, die nicht zueinanderpassten: ein brillantes Hirn, ein kaltes Herz, ein Gesicht, dessen Mimik zu schwerfällig war, um sich den Gegebenheiten anzupassen, und dessen Ausdruck deshalb oft aufgesetzt und daneben wirkte (was ihm, wie sich noch zeigen wird, eine Menge Ärger mit seinen Mitschülern, Lehrern und anderen Respektspersonen einbringen sollte, die seinen Ausdruck für frech und anmaßend hielten, während das, was er sagte, vernünftig und respektvoll klang oder umgekehrt).

Und dann war da natürlich sein völlig unkoordinierter Körper. Arbus war groß und mager, sein leicht slawisches Gesicht war von langen, schwarzen, fetttriefenden Haarsträhnen gerahmt, seine dicken Lippen waren zu einem kleinen, nervigen Dauergrinsen verzogen, und sein hochintelligenter Blick versteckte sich hinter einer Brille, die dem irren Wissenschaftler aus Science-Fiction- oder Spionagefilmen alle Ehre gemacht hätte, mit flaschenbodendicken Gläsern, die die Augen riesenhaft verzerren, erst recht so wässerig blaue, wie es die von Arbus waren und noch immer sind, denn Arbus lebt, da bin ich mir sicher, ich habe Beweise, auch wenn ich nicht weiß, wo er wohnt und was er macht.

So blitzschnell, wie er lernte (um etwas zu begreifen und den theoretischen Stoff in den Aufgaben anzuwenden, brauchte er halb so lang wie ich und ein Viertel oder ein Zehntel so lang wie die anderen), verlernte er auch wieder. Das heißt nicht, dass er es vergaß, er wandte sich lediglich etwas Neuem zu. Kaum hatte er etwas begriffen, wurde es mit einem Schlag uninteressant. Am Ende des Schuljahres entleerte er sich, um Neues aufnehmen zu können. Wer Theorien verschlingt, scheidet sie wieder aus. Sie hinterlassen unsichtbare Spuren im Hirn, als wollten sie es weiten, um für den Durchzug neuer, komplexerer Strukturen Raum zu schaffen. Eine so schnelle Auffassungsgabe hat es nicht nötig, Wissen einzulagern.

Schon in der Mittelstufe verblüffte Arbus die Priester und uns, wenn er nach vorne ging und sämtliche Beweisschritte eines erst wenige Minuten zuvor erklärten Lehrsatzes fehlerfrei an die Tafel schrieb. Er zeichnete Diagramme und ließ die Körper rotieren, als würde er sie tatsächlich von allen Seiten zugleich betrachten – von wegen Kubismus! Kaum hatte er aufgehört, die Kreide mit nervösem Klackern und ohne ein einziges Mal innezuhalten, über die Tafel quietschen zu lassen, stand er reglos mit hängenden Armen da, das Gesicht halb hinter den Haarsträhnen verborgen, und stierte stumm ins Leere, als bräuchte er weitere Anweisungen, um sich zu rühren oder etwas von sich zu geben. Wie ein Roboter, den man bis zum nächsten Kommando auf Stand-by geschaltet hat. Doch lag darin weder Langeweile noch Ungeduld, sondern allenfalls das Gegenteil, nämlich Gleichgültigkeit. Schließlich war das Problem gelöst, was gab es dem noch hinzuzufügen? Da wir anderen bei der ersten Ausführung unseres Mathematiklehrers nicht das Geringste begriffen hatten, verriet uns nur das Staunen auf dessen spitzem Gesicht, dass Arbus alles richtig gemacht hatte. Besonders erfreut schien der Priester darüber nicht zu sein. Diese Mühelosigkeit konnte einen fast glauben lassen, die Arbeit des Lehrers sei überflüssig. Menschen wie Arbus konnten gemütlich zu Hause bleiben, auf dem Bett herumlümmeln und ein halbes Stündchen im Schulbuch blättern, und schon hatten sie den Stoff eines ganzen Monats intus. Ob sie in die Schule gingen oder nicht, machte letztlich keinen Unterschied.

Vielleicht wäre es naheliegender gewesen, den Klassenletzten, den Krawallmacher oder den chronischen Sitzenbleiber über Arbus und seine Geschichte des erkannten Genies schreiben zu lassen, um den Kontrast besonders deutlich zu machen. Stattdessen werde ich sie schreiben, klug, begabt, wenn auch nicht so begabt, und vor allem zu farblos, um mich wirklich hervorzutun, genau wie diese jungen Tennisspieler mit der fantastischen Rückhand, denen Experten eine strahlende Zukunft prophezeien und für deren legendäre Erfolge man die Hand ins Feuer legt, doch weil ihnen irgendetwas fehlt, vergeht Jahr um Jahr ohne einen einzigen bedeutenden Turniersieg. Was fehlt ihnen? Der Biss? Der Mut? Die Ausdauer? Die Eier? Der Killerinstinkt? Wie wollen wir diese unsichtbare Gabe nennen, ohne die alle sichtbaren Stärken wenig nützen? Nicht von ungefähr gibt es den Ausdruck »Klassenprimus«, vom Klassenzweiten, -dritten oder -fünften ist dagegen nie die Rede, also von Zipoli und Zarattini, von Lorco und mir, die aufgrund einzelner Leistungen im Ranking auf- oder abstiegen, es in die Top Ten der Streber schafften oder rausflogen, ohne dem Topgesetzten Arbus, dem unangefochtenen Champion in jeder Disziplin, trotz der sporadischen Treffer, die wir mit abgeschriebenen Hausaufgaben oder bei mündlichen Tests landeten, weil wir rein zufällig zum einzigen Thema befragt wurden, das wir gelernt, oder zum letzten, das wir noch im Kopf hatten, auch nur ansatzweise gefährlich zu werden. Daher unsere unvermeidlichen Aufs und Abs. Arbus’ Noten hingegen waren rundweg beeindruckend, seine Ergebnisse bewegten sich immer im obersten Viertel, und häufig waren die Lehrer gezwungen, mit dem großen, alten Schultabu zu brechen – der Eins plus, der Zensur, die so viel heißen sollte wie: Vollkommenheit. Allein die Vorstellung, sie ins Klassenbuch zu schreiben, stürzte die Lehrer in Gewissenskonflikte, und tatsächlich passte sie nicht einmal in das dafür vorgesehene Kästchen. Doch selbst die Reaktionärsten unter ihnen, die auf das Argument pochten, »Wenn ich dir eine Eins plus gebe, was würde ich dann Manzoni geben?«, mussten einsehen, dass es einfach unmöglich war, Arbus nicht die Bestnote zu geben, egal, ob man sich in Spitzfindigkeiten und astronomische Vergleiche mit altchinesischer Sternkunde oder Descartes verstieg. Ich selbst war nie einer von denen, die nächtelang über den Büchern hockten, doch Arbus war es noch viel weniger, und ich könnte schwören, dass er zu Hause keinen Strich für die Schule tat. Lernen ist sowieso öde.

Erst sehr viel später sollte ich herausfinden, dass eines der wenigen Dinge, mit denen sich Arbus ernsthaft und systematisch befasste, die unterschiedlichen Arten des Tötens waren. Ich weiß nicht, woher diese schräge Leidenschaft rührte, war er doch der sanftmütigste und harmloseste Kerl, den man sich vorstellen konnte; zumal in jenen Jahren, die, wie wir im Laufe der Geschichte feststellen werden, von einer eigentümlichen Vorliebe für gewaltsame Unterdrückung nicht nur durch diejenigen geprägt waren, von denen man sie traditionsgemäß erwartet, also durch die Reichen (qua ihrer Stellung), die Armen (um zu überleben) und die Kriminellen (weil ihre Veranlagung oder der Beruf es mit sich bringen), sondern auf punktuelle, individuelle und persönliche Weise durch alle. Zwar hätte man Arbus weder aggressiv noch gewalttätig nennen können, doch schon damals (auch wenn ich es erst sehr viel später, gegen Ende der Gymnasialzeit, erfuhr) hegte er ein ausgeprägtes Interesse für Tötungen jeder Art und mit jeglichen Mitteln und Waffen, vor allem für den Krieg, der in puncto Quantität und Vielfalt des Tötens die größte Bandbreite liefert, aber auch für Ritual- und Opfermorde, Tötungen aus Notwehr oder Rache oder bei Gangsterfehden oder um einen lästigen Ehemann oder eine untreue Ehefrau loszuwerden oder aus schierer Grausamkeit oder zur gewissenhaften Vollstreckung eines Todesurteils. Wo immer ein Mensch aus welchem Grund oder Zweck auch immer einem anderen Menschen das Leben nahm, war Arbus’ Interesse geweckt. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass mein Klassenkamerad sich auch für das extreme Gegenteil interessierte (offensichtlich zogen Gegensätze ihn an), nämlich dafür, wie man es schafft zu überleben.

In der Kindheit sind Morde ohnehin allgegenwärtig, zwar meist nur im Spiel, doch macht sie das nicht weniger grausam. Jedes Mal murksten wir einen Haufen Gegner ab, und fast immer mussten wir irgendwann selbst dran glauben. Die Geschichte verlangte danach. Wohl kaum eine Szene habe ich im Leben öfter gemimt als den Revolverhelden, der sich, von einer Kugel getroffen, zusammenkrümmt. Es gab unzählige Arten und Geschwindigkeiten zu fallen, mit angezogenen Beinen, taumelnd, die Hände gegen die Brust gepresst oder mit auseinandergerissenen Armen, und dazu das Hinstürzen oder rücklings Umkippen, gefolgt von Zuckungen und dem letzten Versuch, den Schuss zu erwidern, ehe man sein Leben aushaucht. Mit vor Blut und Staub vernebeltem Blick war es schwer, richtig zu zielen, und oft ging der Treffer ins Leere. Dem Schicksal des Spiels entkommt man nicht. Die Hand fiel kraftlos zu Boden, und nach einem letzten Zucken erschlafften die zu einer Pistole geformten Finger für immer. Wir haben Ströme von Blut vergossen, allen voran unser eigenes, es war eine echte Schule fürs Leben, und bei Lichte besehen, ist es einigermaßen verwunderlich, dass nur so wenige aus dem Spiel Ernst gemacht und damit echte Opfer gefordert haben. Nach all den Büchern, Filmen und Spielen, die sie verherrlicht, und all den Darstellungen im Fernsehen, die uns jahrzehntelang mit ihr gefüttert haben, ist es schon erstaunlich, wie selten man tatsächlich zu Gewalt neigt. Mit zwölf Jahren hatte ich bereits Tausende Menschen umgebracht oder sterben sehen. Ich hatte an Schießereien und Beerdigungen teilgenommen und Blutbäder angerichtet. Heutzutage reichen dazu schon ein paar Sessions eines x-beliebigen Videospiels, und man schickt die im Gestrüpp lauernden Drecksäcke allesamt »zur Hölle«. Man bläst sie vom Bildschirm. Die Feinde haben sich verhundertfacht, und die Instrumente, um sie zu zerstören, sind perfekter denn je.

Ich weiß nicht, ob sich der erwachsene Arbus je diesen hyperrealistischen Spielen gewidmet hat, die höchste Wahrscheinlichkeit mit höchstem Irrwitz verbinden. Vermutlich würde ihm diese abstrakte, überwältigende und dennoch gefühllose Computerwelt gefallen. Ich hatte immer den Eindruck, Arbus’ Leben würde nur in seinem Kopf stattfinden und deshalb keine Grenzen kennen. In den verborgenen Verknüpfungen seines Hirns nahmen die Dinge Gestalt an. Und zwar sämtliche Dinge. Hätte es den Begriff damals schon gegeben, hätte man tatsächlich sagen können, mein Freund lebte in einer virtuellen Welt. Im schützenden Kokon seiner Intelligenz spielte sich sehr viel mehr ab als in der Alltagsroutine des hochbegabten Jungen, dessen Tagesablauf nur Schule, Klavierstunden und Rückengymnastik an mit Riemen und Eisenfedern gespickten Geräten kannte, die an Folterinstrumente erinnerten und verhindern sollten, dass seine zu schnell gewachsene Wirbelsäule sich verkrümmte. Womit wir wieder bei der Entwicklung und ihren Nebenwirkungen wären. Ein unkontrollierbares und nicht sonderlich begeisterndes Phänomen, das sich allenfalls in einer Markierung an der Wand niederschlägt, die zwölf Zentimeter über der vom vergangenen Jahr liegt. Na toll. Doch in Arbus’ Kopf gab es genug Platz für alle erdenklichen Themen und Abenteuer, nichts wurde von vornherein als zu schwer, zu abwegig, zu gefährlich oder zu gewagt ausgeschlossen. Arbus’ Verstand war hemmungslos, machte vor nichts halt, kannte keine Grenzen und überwand sie, ohne es überhaupt zu merken. Für ihn war alles vorstellbar, selbst das Entsetzlichste.

Ich weiß noch, wie wir im Unterricht einen Schriftsteller durchnahmen, der als eine Art makabren, todernst formulierten Scherz (ob er es ernst meinte oder nicht, war nicht ganz klar) den Vorschlag gemacht hatte, Kinder an das hungernde Volk zu verfüttern. Bekanntermaßen erscheint das, was einem in der Schule geboten wird, allen voran die humanistischen Fächer, auf den ersten Blick zumeist sinnlos, übertrieben oder absichtlich provokant. »Die spinnen doch«, möchte man jedes Mal sagen, wenn es um eine philosophische oder literarische Strömung oder um Geschichte geht: Der Pharao, der das Meer auspeitschen ließ, die Zirbeldrüse, die Theorie, dass eine Katze zugleich lebendig und tot sein kann, Astolfos Ritt zum Mond, wo das Hirnschmalz der Wahnsinnigen in Ampullen aufbewahrt wird, ein Mumienchor, der um Mitternacht singt, die Monaden »ohne Türen und Fenster« und dann der große Politiktheoretiker, der behauptet, man solle seine Feinde zum Abendessen einladen und anschließend erdrosseln … Hoch angesehene Persönlichkeiten, die sich eine nach der anderen aufhängen, ihre Kinder fressen, die Mutter vögeln oder sich vergiften, weil sie glauben wiederaufzuerstehen, das Mehr und das Weniger, die Letzten werden die Ersten sein, Leben und Tod sind das Gleiche und so weiter und so fort.

Als der Lehrer uns erklärte, der Verfasser des makabren Vorschlages sei derselbe, der Gullivers Reisen geschrieben hatte, war uns klar, dass der Typ sowieso gern dick auftrug, und mit der gewohnten Dosis Skepsis, die man sich als Schüler gegen die x-te abgedrehte These verabreicht, beruhigten wir uns wieder. Der Einzige, der diese Überlegung vernünftig, wenn auch schwer umsetzbar fand, war natürlich Arbus. Am Ende musste er zugeben, dass sie abwegig war, allerdings nur aus hygienischen Gründen.

Wir waren ziemlich fantasielose Träumer. Die größten Anregungen lieferten das Fernsehen und schmutzige Witze, deren Hintersinn ich zugegebenermaßen nur selten begriff. Ich lachte und tat so, als hätte ich sie geschnallt, dabei hatte ich nur geschnallt, an welcher Stelle man lachen musste. Wie die vollständige Nacktheit gibt es auch den vollständigen Sinn. Ich erahnte ihn allenfalls und hoffte, mit meiner Ahnung richtigzuliegen. Meine einsamen Bemühungen, mir auf das Unbekannte einen Reim zu machen, führten zu kuriosen Entdeckungen und haarsträubenden Missverständnissen, von denen einige bis heute nicht richtiggestellt wurden. Erotische und wissenschaftliche Autodidaktik gehen Hand in Hand. Weil mir meine Unwissenheit peinlich war und Nachfragen noch peinlicher, wusste ich mit zwölf beispielsweise nicht, was das Wort »Präservativ« bedeutete, und einen ganzen Sommer und Herbst hindurch war ich überzeugt, es handele sich um eine Art Schmiermittel, das wie Nasentropfen in kleinen braunen Fläschchen aufbewahrt wurde. Was genau man damit anstellte, war mir schleierhaft. Ich weiß nicht, wie ich zu dieser Schlussfolgerung gekommen war. Einige Schulkameraden waren auf diesem Gebiet ein ganzes Stück weiter und hinkten dafür auf anderen hinterher. Die Jugend vollzieht sich im Zickzack, man könnte sogar sagen, jenes Alter zwischen zwölf und fünfzehn Jahren hat nichts mit dem zu tun, was man sich gemeinhin darunter vorstellt; es versammelt die unterschiedlichsten Verhaltensweisen und Erfahrungen und vor allem physische Körper jeder Größe und Beschaffenheit und jeden denkbaren und undenkbaren Geschlechts, die nur während der Pubertät existieren, Komponenten, die nichts miteinander zu tun haben und das genaue Gegenteil voneinander sind, der reinste Widerspruch, weshalb ein barbarischer Geist jene Jahre beseelt, und die löcherig gewordene Fantasierüstung aus Kindertagen wird mit Bruchstücken einer Zukunft geflickt, die man sich immer futuristischer ausmalt, als sie tatsächlich sein wird.

Jedes Spiel verlangte nach Preisen und vor allem nach Strafen, für gewöhnlich gibt es am Ende einen Preis für einen Gewinner und dazu haufenweise während des Spiels erteilter Strafen, damit möglichst jeder was abbekommt, und so wartet jeder Lebensabschnitt mit eigenen Bestrafungen auf: Das, was uns gerade am wichtigsten ist, wird uns weggenommen, und das, was uns die größte Angst oder Peinlichkeit bereitet, piesackt uns so lange, bis es unter allgemeinem Gelächter an die Oberfläche kommt. Man »zahlt Pfand« und tut Buße. Demütigung kann eine Strafe sein, der Schlag ins Gesicht, wenn einem das Geld für den Pausensnack geklaut oder man gezwungen wird, Oboe zu lernen; und mit den Sexspielchen gehen natürlich die sexuellen Strafen los, von denen die übelste die Ausgrenzung ist. Die Zurückweisung, und mag sie noch so liebenswürdig sein. Das ist wahrlich noch schlimmer als das zwanghafte Dazugehören. Vielleicht versuchte ich deshalb, mit den Versautheiten Schritt zu halten, mit der eher verbalen denn visuellen Pornografie, auch wenn das bedeutete, mir auf alles selbst einen Reim machen zu müssen. Auf die Stadien und Techniken. Auf das Geheimnis, das sich in den Sexbeilagen verbarg, die in die Zeitschriften eingeschweißt waren, damit kleine Jungs am Kiosk nicht die Nase hineinsteckten. Gott, was waren wir ahnungslos und unterentwickelt! Die ganze Welt hatte sich verschworen, um uns in diesem Zustand zu halten, und die Priester, unsere archaischen Lehrer, waren am Ende die Einzigen, die etwas unternahmen, um uns aus diesem Limbus zu retten. Und zwar mit allen Mitteln.

»Keiner rührt sich! Wer hat euch das Präservativ gegeben?«

Er hatte tatsächlich »Präservativ« gesagt, im Singular. Ich hatte geglaubt, es handelte sich um eine Arznei oder immerhin – wer weiß, wieso um eine Flüssigkeit, um den wertvollen oder gefährlichen Inhalt eines Fläschchens, den man mit der Pipette dosierte wie ein Gift, wie Opium vielleicht. Als ich später ohne nähere Erklärungen erfuhr, dass es sich um ein Mittel zur Empfängnisverhütung handelte, und trotzdem grundlos an der Vorstellung festhielt, es müsse flüssig sein, stellte ich mir vor, man trüge es tröpfchenweise auf den Schwanz auf …

Sollte ich Arbus’ Geschichte von Anfang an erzählen, käme ich in ernste Schwierigkeiten, denn wie bereits erwähnt, war er in der Klasse lange Zeit so unauffällig wie ein Stein in der Wüste. Starr, gelblich, geradezu leblos. Eher Reptil als Stein. Dank seiner Mimikry blieb er fast die gesamte Mittelstufe gänzlich unbemerkt. Doch als er nach und nach populär zu werden begann (damit wir uns richtig verstehen: relativ populär, denn ehrlich gesagt, war Arbus in der Schule nie beliebt, sondern eher das Objekt voyeuristischer Neugier, über das man tuschelte und das man wie ein Phänomen gleichsam ehrfürchtig aus der Ferne betrachtete), als Arbus also aufgrund seiner unglaublichen intellektuellen Fähigkeiten berühmt wurde, ging es mit den Legenden und hyperbolischen Sprüchen los, nach dem Motto »Arbus kennt keinen Anfang und wird kein Ende haben« oder »Er ist das Wort«, und nach den ersten Philosophiestunden wurden die Lehrsätze aus dem Schulbuch auf ihn übertragen, was sie übrigens endlich verständlich machte. Der des »unbewegten Bewegers« von Aristoteles passte beispielsweise wie die Faust aufs Auge und veranschaulichte die Vorstellung einer unerschütterlichen Macht perfekt. Normalerweise hielten sich die Lehrer nicht damit auf, ihn aufzurufen, weil er sowieso die richtige Antwort wusste. Die wenigen Male, die er drankam, gab es immer jemanden, der aus den hinteren Reihen ein feierliches »Ipse dixit« nachschob. Außerdem bekam er die absurdesten Spitznamen verpasst, vornehmlich Begriffe aus dem Griechischen oder Fremdwörter, und so wurde er, jeweils passend zum Lehrplan, Apeiron, Mantisse, Gnomon, Mumie und Synapse genannt.

Pennälerhumor ist (oder war) nie besonders geistreich. Er ist fantasielos und schöpft fast ausschließlich aus dem, was er direkt vor der Nase hat, also aus den Schulbüchern und dem Unterricht. Er schrumpft das Universum auf die Größe eines Bignamino-Heftchens zusammen und versucht beharrlich, es noch weiter einzudampfen und zu miniaturisieren, mit dem gleichen lächerlichen Perfektionstrieb, mit dem manche Schüler vor einer Klassenarbeit ganze Kapitel in mikrometerkleinen Buchstaben auf winzige Zettelchen schreiben, die in das Röhrchen eines BIC-Kulis passen. Eine Technik wie aus einem Spionagethriller, die so aufwendig ist, dass es schneller wäre, die Kapitel einfach zu lernen. Das Ergebnis waren Reime und platte Witzchen. »Der Sophokles, der kneift ganz kess Euripides ins Prachtgesäß …« (Eselsbrücken haben immer diesen angestaubten, biederen Ton) »›Du irrst, mein Guter!‹, sagt indes der weise Mann Thukydides, ›denn keiner hat ’nen Arsch so groß wie unser Freund Aischylos.‹« Derselbe Blödsinn, den schon unsere Väter genauso dämlich kichernd aufgesagt haben. »Dies ist Lavinia, deine Braut/ die Maid ist ordentlich versaut.«

Zu Arbus’ und meiner Zeit war Schule in vielerlei Hinsicht noch wie nach dem Krieg (wie lange hat diese elende Nachkriegszeit eigentlich gedauert, und vor allem, wann war sie endlich vorbei?), und sie sollte sich vor unseren Augen, besser gesagt, unter unseren Füßen verändern: Als wir in die Schule kamen, sah es aus, als würde sie auf alle Ewigkeit so bleiben, und als wir sie verließen, hatte sich alles verändert, die Welt, die Schule und natürlich wir; doch auch die Priester, die sie führten, waren nicht mehr dieselben, sie waren nicht mehr die ausgemergelten Betbrüder, die aussahen wie spanische Märtyrer, in deren Blicken ein unergründliches Feuer glomm. Sie hatten sich womöglich am meisten verändert. Nur die Soutane blieb die Gleiche.

Unsere Schule, das Istituto San Leone Magno, war eine katholische Privatschule mit monatlichem Schulgeld, an der vor allem in den Grundschulklassen fast ausschließlich Priester unterrichteten. In der Mittel- und Oberstufe nahm die Zahl der weltlichen Lehrer zu, und in den letzten Klassen waren sie in der Mehrheit. Man könnte daraus schließen, dass die Priester nur für die Vermittlung einfacher Grundfächer taugten (Lesen, Schreiben, Rechnen), oder aber, dass sie sich auf die ersten Schuljahre konzentrierten, weil diese in jeder und nicht zuletzt in religiöser Hinsicht, was ihnen und den Schülerfamilien (nicht allen, wie man sehen wird) besonders am Herzen lag, die entscheidendsten sind. Vermutlich trifft beides zu. Die Schule befand und befindet sich noch immer in der Via Nomentana auf der Höhe der Kirche Santa Costanza, also am östlichen Rand des Quartiere Trieste, wo die lange, baumbestandene, vor Verkehr und Romantik brodelnde Via Nomentana verläuft, die an der Porta Pia, dem Einfallstor der Bersaglieri, endet. Die wesentlichen Ereignisse dieser Geschichte sollten sich in dem Geviert zwischen Via Nomentana, Tangenziale Est, Via Salaria und Via Regina Margherita abspielen. Inzwischen wurde die Schule aus ökonomischen Gründen oder wegen zu geringer Schülerzahlen, was das Gleiche ist, teilweise umgewidmet und verkleinert, und in den direkt an der Nomentana gelegenen Gebäuden, in denen damals die Gymnasialklassen untergebracht waren, befindet sich heute eine Universität, von der ich, ehe ich das Schild am Tor gesehen habe, das nur wenige Schritte neben dem Eingang des von mir mehrmals wöchentlich genutzten Schwimmbades liegt, noch nie etwas gehört hatte. Aber in der Zeit, in der sich diese Geschichte zuträgt, galt das SLM als hochmoderne Schule.