OS-6_Cover_300dpi



Fußnoten


1 vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Band 5, Heiße Fracht für Juarez

2 vgl. dazu Old Shatterhand – neue Abenteuer, Band 4, In den Fängen des Ku-Klux-Klans

3 vgl. dazu Karl May, Der Scout

4 vgl. Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Band 5

5 vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Band 4, In den Fängen des Ku-Klux-Klan

6 vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer Band 4, In den Fängen des Ku-Klux-Klan

Im Wilden Westen Nordamerikas
MAXIMILIANS GOLD



In dieser Reihe bisher erschienen

2201 Aufbruch ins Ungewisse

2202 Auf der Spur

2203 Der schwarze Josh

2204 In den Fängen des Ku-Klux-Klan

2205 Heiße Fracht für Juarez

2206 Maximilians Gold



H. W. Stein (Hrsg.)


Maximilians Gold



Aufgeschrieben von Thomas Ostwald





Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: 
www.BLITZ-Verlag.de

© 2018 BLITZ-Verlag
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Mark Freier
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-436-7

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!



1.

Erneut schreckte ich hoch und sank mit einem verzweifelten Stöhnen zurück auf mein hartes Lager. Die Gedanken wirbelten durch meinen Kopf und überschlugen sich. Ein scharfer Schmerz, der vom Hinterkopf direkt in die Augen schoss, machte mich bewegungslos. So verharrte ich mit geschlossenen Augen. Allmählich verschwand das unangenehme Ziehen, und ich unternahm einen erneuten Versuch. Behutsam richtete ich mich auf, dabei sorgfältig darauf achtend, keine hastigen Bewegungen zu machen. Es gelang. Ich rutschte etwas zurück und konnte meinen Oberkörper wieder gegen die Wände aus Metall lehnen. Dann ließ ich die Bilder vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Ich hatte mir eingebildet, beim Erwachen aus meiner tiefen Ohnmacht in das Gesicht des vor Jahren erschossenen Kaisers von Mexiko zu blicken. Das war natürlich ein Trugschluss, vermutlich eine Folge der wiederholten Schläge auf den Kopf. Langsam wurde ich etwas munterer, der Kopfschmerz war verebbt, und ich versuchte, die letzten Ereignisse zu rekonstruie­ren.

Winnetou und ich waren von dem seltsamen Oberstleutnant Béla von Variassy und seinen Leuten unabhängig voneinander überwältigt worden. Was aus meinem Blutsbruder wurde, war mir bislang verborgen geblieben. Ich konnte zunächst meinem Gefängnis entfliehen, wurde dann jedoch überrascht, und als ich erschrocken zurückwich, weil ich den toten Kaiser vor mir sah, erneut überwältigt und niedergeschlagen.

Wen hatte ich da wirklich gesehen? Natürlich nicht den Kaiser von Mexiko, an dessen Tod kein Zweifel bestehen konnte. Benito Juarez war unbarmherzig schon gegen dessen Offiziere vorgegangen, hatte Todesurteile sofort vollstrecken lassen und schließlich auch den Erzherzog Ferdinand Maximilian Joseph Maria von Österreich, der sich durch die Hilfe der Franzosen zum Kaiser von Mexiko aufschwang, vor ein Erschießungskommando gestellt.

Das waren Fakten, die niemand leugnen konnte. Und doch war ich unsicher geworden, denn das Bild des Mannes ähnelte dem, das ich aus vielen Zeitungsberichten kannte, stark. Aber schon drängte sich mir die nächstliegende Möglichkeit auf. Der Oberstleutnant hatte ein ehrgeiziges Ziel verfolgt, bei dem ihm jedes Mittel recht war. Er wollte Mexiko wieder zum Kaiserreich machen, den Präsidenten Benito Juarez beseitigen – und was dann? Er selbst würde wohl kaum ein geeigneter Kandidat für das Amt des Präsidenten sein. Juarez war beim Volk überaus beliebt, seinen Posten konnte keiner der verhassten Europäer einnehmen. Was aber würde geschehen, wenn Kaiser Maximilian höchstpersönlich wieder erscheinen würde?

Ich wurde plötzlich durch das Getrampel von zahlreichen Stiefeln auf dem Gang aus meinen Überlegungen gerissen. Dann folgten laute Rufe sowie ein Schuss, gefolgt von einem durchdringenden Schrei. Das hörte sich ganz nach einem Kampf um Leben und Tod an, und der Schrei war der eines Menschen in höchster Not. Gleich darauf waren eilige, laute Schritte direkt über mir auf dem Deck zu hören, dann krachten ein paar Schüsse, gleich darauf folgte eine ganze Salve. Kommandos wurden laut, plötzlich rasselte die Ankerkette unmittelbar hinter mir an der Bordwand herunter.

Kein Zweifel – da konnte es sich nur um die Flucht eines Gefangenen handeln, wichtig genug für alle an Bord, um den Dampfer sofort zu stoppen und auf der Stelle zu halten.

Winnetou! Der Gedanke schoss mir durch den Kopf, und ich fürchtete das Schlimmste für meinen Blutsbruder. Sollte ihm tatsächlich der Sprung vom Dampfer gelungen sein, so ließ mich die abgefeuerte Salve wenig Gutes ahnen. Erneut das Trampeln von Stiefeln, dann trat wieder Stille ein. Aber diese plötzliche Ruhe war für mich schlimmer als alles andere, denn sofort stieg der Gedanke in mir auf, dass man den Apachen bei seiner Flucht getötet hatte.

Angespannt lauschte ich auf jedes Geräusch, aber außer einigen gebrüllten Befehlen war kein anderer Laut zu vernehmen. Immerhin wurde nicht mehr geschossen, und das wertete ich als kleinen Erfolg für den Häuptling. Jedenfalls redete ich es mir so ein, denn ich wollte nicht wahrhaben, dass die Soldaten ihn tödlich getroffen haben konnten.

Erneutes Rasseln an der Bordwand schreckte mich aus meinen Gedanken. Offenbar wurde der Anker wieder aufgewunden. Gleich darauf setzte das gleichmäßige Stampfen der Maschine unter mir wieder ein, und die leicht schlingernde Bewegung bewies, dass die Southern Star wieder ihren Weg verfolgte. Die Ungewissheit und die Warterei zerrten an meinen Nerven. Dann, endlich, erklangen laute Schritte vor meinem Gefängnis. Der Schlüssel knirschte im Schloss, die Tür flog wieder einmal krachend an die Wand.

Der Mann, der sich als mein Henker vorgestellt hatte, trat mit einer Laterne in der Hand in mein lichtloses Gefängnis. Ich sah ihm mutig entgegen, obwohl sein Anblick schon Grund genug zur Sorge bot. Über einem Verband, mit dem er wohl seine Nase gerichtet hatte, starrten mich hasserfüllte Augen an. Der Mann zielte mit einem Revolver auf mich, schwieg aber. Hinter ihm tauchten zwei weitere Männer auf. Auch in ihren Händen erkannte ich trotz der schlechten Flurbeleuchtung Waffen.

„Mitkommen!“, kommandierte der ­Bandagierte mit seltsam dumpfer Stimme. Dazu machte er mit dem Revolver eine unmissverständliche ­Handbewegung, sodass ich mich gehorsam erhob und einen Schritt nach vorn tat. Sofort klickten die gespannten Hähne in den Händen der beiden Bewacher, und der Mann, dessen Nase ich gebrochen hatte, stieß mir einen Revolverlauf direkt in den Bauch. Ich knickte etwas zusammen und fühlte gleich darauf eine Hand, die in meine Haare griff und meinen Kopf nach oben riss.

„Vorwärts, du wirst erwartet!“

Mir blieb nichts anderes übrig, als Folge zu leisten. Als ich an den beiden anderen Wachen vorüberschritt, stieß mich einer von ihnen in den Rücken, sodass ich taumelte und um ein Haar gegen die Bordwand gestoßen wäre. Aber ich konnte mich fangen und ging nun mit raschen Schritten vor meinen Bewachern bis zu der Tür, aus der ich den Kaiser treten sah. Oder besser gesagt: den Mann, der sich für Kaiser Maximilian von Mexiko ausgab.

„Es ist gut, danke!“, sagte der Mann zu meinen Begleitern. Während die beiden Wachen wortlos zurücktraten, brummte der mit dem Verband etwas Unverständliches und stellte sich dann direkt hinter mich. „Bitte, tretet näher, Mister Shatterhand. Es wird Zeit für ein Gespräch unter Ehrenmännern.“

Damit wurde die Tür weit aufgehalten, und ich trat ein. Welche andere Wahl hätte ich auch gehabt? Und ich gestehe, dass ich neugierig geworden war, was dieser Mummenschanz bezweckte.

Sofort fiel mein Blick auf eine Zimmerecke, in der meine Gewehre einträchtig neben Winnetous Silberbüchse lehnten. Davor befanden sich auf dem Boden unsere anderen Waffen, die Messer, Tomahawks und Revolver. Nur meinen Deringer vermisste ich, hatte aber auch nicht die Zeit, alles genauer zu betrachten, denn mein Blick fiel auf einige Goldmünzen in der Mitte des Tisches. Ich erkannte sie sofort: Es handelte sich um Münzen aus der Kaiserzeit mit dem Porträt Maximilians. Sofort schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich erst kürzlich eine dieser Münzen bei dem Toten in der Nähe des Eisenbahnercamps gefunden hatte.1

An einem kleinen Tisch saß der Oberstleutnant und rauchte eine Zigarre. Dabei spielte er gedankenverloren mit einer der Goldmünzen. Eine weiße Porzellantasse mit Kaffee stand vor ihm und verbreitete einen köstlichen Duft. Wieder einmal stellte ich fest, dass mein Magen knurrte, aber ich riss mich zusammen. Seit meiner letzten Ohnmacht war ich nicht mehr gefesselt, sodass ich jetzt mit wenigen Schritten den Raum durchqueren konnte, eine Stuhllehne ergriff und kurzerhand gegenüber dem Offizier am Tisch Platz nahm. Der Mann zog nur leicht eine Augenbraue hoch und nickte mir dann zu. Täuschte ich mich oder lag in dieser Geste so etwas wie Bewunderung? Falls das so war, dauerte der Moment nicht lange, denn der Oberstleutnant schlug krachend mit der flachen Hand auf den Tisch.

„Herr Oberstleutnant – wir wollen uns doch wie zivilisierte Menschen verhalten, wenn ich bitten darf!“

Der Mann sprang auf, knallte die Stiefel zusammen und legte die Hand grüßend an die Stirn.

„Wie Majestät befehlen, jawohl! Aber mit Verlaub, Majestät ...“

Er unterbrach sich, als er die Handbewegung seines Gegenübers sah, der nun ebenfalls am Tisch Platz nahm, sich aus einer Zigarrenkiste bediente und gleich darauf von dem Offizier Feuer gereicht bekam. Geschickt brannte er die Zigarre an, zog den Rauch tief ein und stieß ihn dann in mehreren Rauchkringeln an die Decke.

„Nun, Mister Winter oder Shatterhand – ich glaube, Euer Nom de guerre ist da wohl angebrachter, denn Krieg führen wir beide tatsächlich auf verschiedenen Seiten – nehmt doch eine der Zigarren. Sie kommen direkt aus Kuba und sind geradezu göttlich. Einen Cognac dazu – nein? Wie Ihr wünscht.“

Um die Situation ein wenig auszukosten, griff ich tatsächlich in die Kiste, entnahm ihr eine der fest gerollten Zigarren, biss die Spitze ab und griff zu den Schwefelhölzchen. Gleich darauf machte ich es meinem Gegenüber nach und blies den blauen Rauch an die Decke des Raumes.

„Ihr möchtet vermutlich mit Majestät angesprochen werden?“, gab ich dann zurück und machte noch einen tiefen Zug von der Zigarre.

„Das ist mir gleichgültig. Kommen wir lieber gleich zur Sache. Ihr werdet Euch über Eure Entführung ebenso gewundert haben wie über mein plötzliches Erscheinen hier an Bord.“

Ich nahm einen weiteren Zug, lehnte mich zurück, ließ den Rauch langsam entweichen und sagte dann leise, aber doch vernehmlich: „Nein, keineswegs.“

Der Mann, den ich jetzt Maximilian nennen möchte, warf dem Oberstleutnant einen raschen Blick zu, dann drehte er den Kopf wieder zu mir. Erneut war ich verblüfft über die Ähnlichkeit.

„Wie meinen?“, kam die etwas irritierte Antwort über den Tisch.

„Ich meine“, antwortete ich und beugte mich leicht vor, „dass ich nicht verwundert bin über meine Entführung. Dieser Mensch an Eurer Seite, der sich Oberstleutnant nennt, will von mir wissen, wo sich die bislang als streng geheim eingestuften neuen ­Hotchkiss-Revolverkanonen befinden, um damit Juarez zu bekriegen. Lasst mich gleich dazu klarstellen, dass ich das nicht weiß. Aber selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Euch nicht verraten.“

Ich hüllte mich in eine Rauchwolke ein, die plötzlich von dem dröhnenden Lachen des Oberstleutnants durchdrungen wurde. Verwundert betrachtete ich den schwarzbärtigen, finsteren Gesellen, der vermutlich einer der zahlreichen Abenteurer war, die einst dem Ruf des Erzherzogs nach Mexiko gefolgt waren.

„Der Mann ist gut, sehr gut sogar!“, sagte er jetzt laut und schlug dazu erneut krachend auf den Tisch.

„Herr Oberstleutnant, ich darf doch sehr bitten!“, kam die mahnende Stimme Maximilians. „Es spricht für seine Courage, uns das hier ins Gesicht zu sagen. Und es ist der letzte Beweis dafür, dass er nicht lügt. Er weiß tatsächlich nicht, wo sich die Revolverkanonen befinden.“

Jetzt lachten beide, Maximilian auf eine durchaus feine Art, der Offizier dagegen unangenehm laut und dröhnend. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber meine Antwort schien für mich zu sprechen und bei meinen Feinden Eindruck hinterlassen zu haben. Das Geheimnis klärte sich rasch auf, denn der Oberstleutnant beugte sich zu mir herüber, als wollte er mir eine vertrauliche Mitteilung machen.

„Mister Shatterhand, Ihr tut mir wirklich leid. Ihr wart doch als Agent vor einiger Zeit sehr erfolgreich, habt Bushwhacker verfolgt und schließlich sogar eine Dampferexplosion überlebt. Ja, da seid Ihr doch verblüfft, dass ich solche Dinge weiß. Aber ich verrate Euch noch etwas. Die Revolverkanonen wurden in einem Keller des Hauses gelagert, in dem Ihr uns in die Falle gegangen seid. Ja, schaut ruhig so ungläubig. Ihr könnt Euch gern davon überzeugen, dass sie sich nun in wasserdichten Kisten im Laderaum des Dampfers befinden.“

Ich schluckte meine Erwiderung herunter, bemühte mich, meine Überraschung zu verbergen, und zwang mich zu einer gleichgültigen Stimmlage.

„Und wozu braucht Ihr mich dann noch? Lasst Winnetou und mich frei, und wir lassen Euch ungeschoren. Mehr kann ich Euch nicht anbieten, und Ihr solltet nicht länger zögern!“

Erneut lachte der Offizier laut auf.

„Nur die Anwesenheit meines Kaisers hindert mich daran, Euch so zu antworten, wie ich es gern möchte. Aber gut, spielen wir das Spiel weiter. Euer Freund, der Indianer, ist bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Ihr müsst die Schüsse gehört haben.“

„Das ist nicht wahr!“, antwortete ich ihm, noch immer mühsam beherrscht.

„Oh doch, daran besteht kein Zweifel mehr. Wir befinden uns noch gut zwei Meilen vor der mexikanischen Küste. Euer Freund war verzweifelt und sprang über Bord. Ich weiß nicht, wie er sich aus seinem Gefängnis befreien konnte, aber er hat die Salve nicht überlebt.“

Ich zog erneut an meiner Zigarre und blies den Rauch in die Richtung des Oberstleutnants.

„Dann zeigt mir seine Leiche!“

„Das ist unglücklicherweise nicht möglich. Er sprang über Bord, die Soldaten schossen auf ihn, er ging unter und tauchte nicht mehr auf.“

Der Oberstleutnant behielt mich bei dieser Mitteilung scharf im Auge, und ich tat, als müsste ich die Asche von meiner Zigarre abstreifen. Seine Worte hatten genau das Gegenteil bewirkt. Wenn er mich mit dem angeblichen Tod Winnetous beeindrucken und mürbe machen wollte, so wusste ich nach seiner Schilderung, dass der Apache noch lebte. Ich kann nicht sagen, was mich so sicher machte, aber die Intui­tion, die ich in Bezug auf meinen Blutsbruder stets pflegte, sagte mir, dass Winnetou in einer solchen Situation niemals über Bord gesprungen wäre, hätte er nicht entsprechende Vorsorge getroffen.

„Ihr seid nun unser Pfand in diesem Spiel geworden“, begann Maximilian seine Rede. „Leider ist der Oberstleutnant nur schwer davon abzubringen, Euch vor ein Erschießungskommando zu stellen. Und Leutnant Zach, dem Ihr das Nasenbein zertrümmert habt, ist geradezu begierig darauf, Euch endlich in die Hände zu bekommen.“

„Wie heißt der Mann?“, erkundigte ich mich ganz gelassen.

„Leutnant Zach.“

„Leutnant Gustav Zach?“, wollte ich wissen und bemerkte, wie Maximilian einen raschen Seitenblick mit dem Oberstleutnant wechselte.

„Ja, so heißt der Mann, den ich für Euch als Henker ausgewählt habe“, antwortete der Offizier mit lauter Stimme.

Ich erhob mich und legte den Zigarrenrest auf den Aschenbecher.

„Ihr lügt, und das ist mir jetzt klar geworden. Dieser Schauspieler, der sich für Maximilian von Mexiko ausgibt, Ihr als vorgeblicher Oberstleutnant und dann dieser Leutnant Gustav Zach. Meine Herren, hört auf, mit mir Komödie zu spielen. Soweit mir bekannt ist, hat Oberstleutnant Zach bereits 1865 die Rückkehr der österreichischen Truppen in die Heimat geleitet. Sein Name war damals in allen Blättern – also, wozu noch das alberne Spiel? Er war tatsächlich ein Oberstleutnant, Ihr mit Sicherheit niemals. Ich zweifle selbst an Eurem Offiziersstatus. Bringt mich in meine Zelle zurück!“

Damit drehte ich mich zur Tür um, blieb aber auf den Zuruf des Offiziers stehen.

„Noch eine Bewegung, und ich schieße Euch eine Kugel in den Kopf, Winter!“, brüllte er mit Stentorstimme.

Gelassen drehte ich mich zu ihm herum und sah auf den Revolver in seiner Hand.

„Und wenn Ihr jetzt schießt – wie wollt Ihr dann jemals an die Schlagbolzen gelangen, die aus den Revolverkanonen ausgebaut wurden?“

Atemlose Stille herrschte in dem Raum, als ich mich erneut zur Tür umgedreht hatte.

Da wurde sie vom Flur aufgerissen, und zwei kräftige Arme packten mich. Ich blickte einem Soldaten in das sonnengebräunte Gesicht und ließ mich von ihm und dem zweiten Mann, der seinen Karabiner in dem engen Raum auf mich angelegt hatte, abführen.