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Fußnoten


1 vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Band 3, Der Schwarze Josh

2 Vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Band 4, In den Fängen des Ku-Klux-Klan

3 Dabei handelt es sich nicht um die berühmte Union Pacific Railroad. Die UPR wurde 1870 nach der Übernahme der Tebo and Neosho Railroad in Missouri, Kansas and Texas Railway (MK&T) umgenannt.

4 vgl. die Erzählungen von Karl May: Der Schatz im Silbersee, Der Ölprinz, Der schwarze Mustang

5 vgl. dazu Old Shatterhand – Neue Abenteuer, Bände 1-3

6 gemeint ist der Arkansas River

Im Wilden Westen Nordamerikas
HEISSE FRACHT FÜR JUAREZ



In dieser Reihe bisher erschienen

2201 Aufbruch ins Ungewisse

2202 Auf der Spur

2203 Der schwarze Josh

2204 In den Fängen des Ku-Klux-Klan

2205 Heiße Fracht für Juarez

2206 Maximilians Gold



H. W. Stein (Hrsg.)


Heiße Fracht
für Juarez



Aufgeschrieben von Thomas Ostwald






Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de

© 2018 BLITZ-Verlag
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Mark Freier
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-435-0

In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book erhältlich!



1.

St. Louis! Da war ich also wieder einmal in der aufblühenden Stadt und hatte die Gelegenheit natürlich genutzt und meinem alten Freund und Mentor, dem Büchsenmacher Henry, meine Aufwartung gemacht. Die Freude war riesig und Henry schwor Stein und Bein, dass er mich mit einem wohl gezielten Schuss in den Fuß am Weglaufen hindern werde, wenn er nicht wenigstens zwei Tage meine Gesellschaft genießen dürfe. Nun, das war für mich selbstverständlich, und so fand es sich wie von allein, dass Winnetou, Old Death und ich bei ihm Quartier bezogen. Etwas verlegen waren wir jedoch mit der Unterbringung von Nelly Goldberg, meiner alten Freundin aus glücklichen Kindertagen. Denn für uns drei Männer war es kein Problem, eine Kammer mit drei Bettstellen zu teilen, wobei wir Westmänner es sogar vorzogen, unsere Decken auf dem Fußboden auszubreiten. Aber Nelly? Für sie wurde schließlich in unmittelbarer Nähe ein einfaches, aber sauberes boarding house gefunden, und sie war es zufrieden.

Bedauerlich war nur, dass unser Freund Kasimir Obadja Timpe, der Büchsenmacher aus Deutschland, aufgrund einer Geschäftsreise unterwegs nach ­Memphis war und wir den Partner des alten ­Büchsenmachers nicht selbst antrafen.1 Gern hätten wir wieder einmal mit ihm über vergangene Zeiten geplaudert.

Old Death hatte sich an diesem frühen Morgen verabschiedet, weil er verschiedene Besorgungen erledigen wollte. Wie schon bei früheren Gelegenheiten hielt er es nicht für erforderlich, mich in seine Pläne einzuweihen. Also nutzten Winnetou und ich die Zeit, uns in einem General Store an der Main Street umzusehen und unsere Ausrüstung zu vervollständigen. Der kleine, drahtige und vollkommen kahlköpfige Ladenbesitzer trug einen grünen Schirmrand auf dem Kopf, der sein ohnehin blasses Gesicht vor zu viel Sonne schützen sollte. Eine dazu passende grüne Stoffschürze war fast alles, was außer seinen Armen und Beinen sonst noch von ihm zu erkennen war, als er uns begrüßte. Er hatte eben die hölzerne Veranda vor seinem Laden gefegt und hielt uns nun eifrig die Pendeltür zu seinem im Halbdunkel liegenden Geschäft auf. Mit großen Augen betrachtete er den Apachen, der mit gleichmütiger Miene an ihm vorbei schritt und den Laden betrat.

Winnetou, der edle Apachenhäuptling, war dafür bekannt, dass er so gut wie keine Ansprüche an die Dinge stellte, die wir mit dem Begriff ­Zivilisation verbinden. Ich hatte allerdings vor, mir neben einem Stück Seife auch etwas Salz und Zucker in fest ­verschlossenen Büchsen mitzunehmen. Der Leser mag über mich lächeln, wer aber über einen längeren Zeitraum die unendlichen Weiten der nord­amerikanischen Prärien durchstreift hatte, wusste durchaus solche Kleinigkeiten zu schätzen. Gerade der Kaffee war für mich geradezu ein Lebenselixier geworden, und als ich noch eine kleine Stahlmühle entdeckte, die mühelos in meine Kugeltasche passte, konnte ich ebenfalls nicht widerstehen und legte sie zu meinen Einkäufen auf den hölzernen Tresen, der einen großen Teil des Raumes einnahm.

Winnetou hatte längst das Interesse an den unzähligen Gegenständen verloren, die teilweise von der Decke herabhingen wie die großen, schweren Klappfallen, oder offen in den Fässern angeboten wurden wie Nägel in allen Größen und Längen, oder gar den bunten Stoffen und Tuchballen, die in den Regalen ringsumher an den Wänden auf Käufer warteten. Er war an das einzige, kleine Fenster des Raumes getreten und sah auf die Straße hinaus, während ich mich noch ausführlich mit der Auslage mehrerer Revolver in einem halbrunden Schrank mit gewölbten Glasscheiben beschäftigte. Leider verzerrten die kunstvoll und sicher sehr teuren Scheiben den Blick auf den Inhalt, und ich bat deshalb den Besitzer, den Schrank für mich aufzuschließen.

„Oh, natürlich, sehr gern, Sir!“, antwortete das Männchen pflichtschuldigst und kramte umständlich den Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. „Ich kann Euch dieses Produkt von Samuel Colt nur bestens empfehlen, Sir, wenn Ihr mir erlaubt. Schaut her, mit dem Colt Army Modell 60 könnt Ihr zu einem unglaublich günstigen Preis eine sehr zuverlässige Waffe erwerben!“

Die elegante Waffe beeindruckte mich durchaus. Sie hatte gegenüber früheren Modellen dadurch gewonnen, dass der Lauf an den Seiten abgeflacht war und dadurch nicht mehr so klobig wirkte. Aber ich war noch lange nicht überzeugt.

„Ich halte eigentlich nicht sehr viel von den Colt-Waffen, Mister!“, entgegnete ich lakonisch, als mir der Kaufmann den Revolver in die Hand legte. „Und was die Zuverlässigkeit angeht, so habe ich lieber einem Produkt aus dem Hause Adams vertraut.“

Der kleine, schmächtige Kerl mit der grünen Schirmmütze und der farblich passenden Schürze schien plötzlich um Zentimeter zu wachsen. Entrüstet stemmte er seine dünnen Ärmchen in die Hüften und sah mich mit sehr ernster Miene an.

„Sir, wenn Ihr bitte beachten wollt: Samuel Colt hat den Stahl verbessert, aus dem diese Waffe gefertigt wurde. Sie basiert auf dem Modell des Colt Navy, hat jedoch den Silversteel als Materialbasis erhalten. Während die ersten Modelle noch mit dem kurzen Navy-Griff ausgeliefert wurden, hat diese Ausführung hier bereits die längere Form, die angenehmer in der Hand liegt. Probiert es doch einmal aus, Sir – habt Ihr ein Halfter dafür?“

Ich wog die Waffe in der Hand und war eigentlich schon ziemlich beeindruckt.

„Nein, ein Halfter benötige ich nicht. Ich trage die Waffe im Gürtel, das erspart mir ein umständliches Ziehen und vielleicht das Hängenbleiben im engen Lederhalfter“, antwortete ich lächelnd und schlug den Revolver mit ausgestreckter Hand an. Meine Bewegung hatte Winnetous Aufmerksamkeit erregt; er kam von seinem Fensterplatz herüber und besah sich die Waffe von allen Seiten.

„Sie macht einen guten Eindruck, Scharlih. Du solltest sie einmal probieren!“

„Oh ja, Sir, macht das! Ihr könnt den Revolver gern mit vor die Tore der Stadt nehmen und dort ausprobieren! Wenn Ihr mir in diesem Falle nur ein paar greenbucks als Sicherheit dalassen würdet, wäre ich Euch sehr verbunden!“

Ich musterte den Revolver und wog ihn noch einmal in der Hand.

„Überzeugt bin ich noch nicht, guter Mann. Ich habe selbst erleben müssen, wie beim Abfeuern eines Colts eine zweite Kammer zündete und sich der Schuss löste. Das sind Dinge, die in der Wildnis überlebenswichtig sind, und ich kann mir keinen Ochsenkarren voller Munition nachführen lassen, nur weil Mister Colt meint, die Trommeln mit einem so ­großen Spielraum fertigen zu müssen, dass eine solche Kammerzündung möglich wird!“

Der kleine Storebesitzer starrte mich verwundert an, dann aber nickte er eifrig.

„Ja, Sir, ich weiß jetzt, was Ihr meint. Kommt aber nicht mehr vor, denn der neue Stahl verhindert eine zu rasche Erwärmung während des Abfeuerns, die einen kleinen Spalt möglicherweise noch auf gefährliche Weise vergrößern könnte. Vertrauen Sie mir, auf diese Waffe haben sich unzählig viele Soldaten in dem unseligen Krieg verlassen, der unsere Nation gespalten hat.“

Ich klinkte die Laderamme herunter und spürte, dass es auch hier offenbar eine wesentliche Veränderung gegeben hatte. Diese Vorrichtung diente dazu, nach dem Einfüllen von Pulver und einer möglichen Verdämmung gegen unerwünschte Feuchtigkeit die Bleikugeln so fest in die Kammer zu pressen, dass sie dabei einen kleinen Bleiring abscherte – eine wirkliche Garantie für eine fest abgeschlossene Kammer, aus der keine Gase beim Schuss unnötig am Blei vorbei entweichen konnten.

„Zahnräder, Sir, habt Ihr das schon bemerkt?“, sagte der Kleine strahlend und deutete auf die Halterung der Vorrichtung, die tatsächlich von einem kleinen Zahnrad bewegt wurde. Er bemerkte meine noch immer zögerliche Haltung und fügte hinzu, indem er sich vertraulich etwas zu mir herüber beugte: „Ihr müsst auch wissen, Sir, dass die Firma Robert Adams schon 1865 in Konkurs gegangen ist. Es könnte schwierig werden, für die Waffe Ersatzteile, ja, selbst die doch öfter zu wechselnden Pistons zu beschaffen.“

Ich hatte davon zwar schon gehört, aber noch immer konnte ich mich nicht entscheiden.

„Adams verwendete nur ausgezeichnete Materialien, und sein Revolver war eine Einheit aus Rahmen und Lauf. Hätte ich die Waffe nicht verloren, würde ich auch nicht zum Colt greifen“, entgegnete ich. Aber das war jetzt nur noch Geplänkel. Ich wusste längst, dass Colt der führende Produzent von Feuerwaffen geworden war, hatte mich selbst von der Durchschlagskraft und der Zuverlässigkeit des Deringer überzeugen können und war durchaus bereit, den Army zu erwerben. Mein trotzdem noch fortgesetzter Disput diente lediglich dazu, den Kaufpreis zu drücken und den Kaufmann um Zugaben zu bewegen.

Ich hatte mich nicht verkalkuliert.

„Sir, ich gebe Euch einen Karton mit fertigen Papierpatronen im Kaliber .44 mit dazu. Außerdem zwei Schachteln Zündhütchen. Und das alles zum wahren Freundschaftspreis von fünfundzwanzig Dollar!“

„Fünfundzwanzig Dollar!“, echote ich und simulierte einen Lachanfall, bei dem ich nahtlos in einen Hustenanfall überging. Schließlich rief ich keuchend aus: „Sehe ich aus wie ein Millionär, Mister? Für fünfundzwanzig Dollar kaufe ich ein Paar dieser famosen Colts!“

„Wie ein Millionär seht Ihr wirklich nicht aus!“, ertönte eine Stimme von der Tür. Ich hatte während meines Gesprächs nicht auf den leicht zur Korpulenz neigenden Mann geachtet, der den Laden betreten hatte. Er war nicht ganz so groß wie ich, hatte breite Schultern und trug einen Anzug, der mich allerdings erneut zu einem fröhlichen Auflachen brachte. Sein hemdartiges Oberteil wies Fransen und bestickte Säume nach Indianerart auf, und über sehr weiten, unförmigen Beinkleidern bildete die Mitte seines Körpers ein beachtlicher Ledergürtel, in dem ein auffallend großes Bowiemesser steckte. Allerdings war es so dumm hineingeschoben, dass ich fürchtete, der Mann würde es sich jeden Augenblick in den Oberschenkel stechen.

Kurz gesagt, er war die Karikatur eines Westmannes, wozu auch noch der lächerliche kleine Hut beitrug, den er auf seinen wirren, dichten Haaren trug. Sein Gesicht war jedoch freundlich, die Augen strahlten uns förmlich an, und der mächtige Schnauzbart rundete das Bild eines durchaus gemütlichen Menschen für mich ab.

„Vielen Dank!“, antwortete ich aber nur lapidar, doch der Fremde trat einen Schritt näher und machte eine leichte Verbeugung.

„Das war nicht beleidigend gemeint, Sir. Ich bin Colonel Ned Buntline, ebenfalls kein Millionär. Aber ich habe Ideen, und damit habe ich schon eine Menge gutes Geld verdient. Ich sehe Euch nur an, Sir, und erkenne einen Westmann mit Erfahrung in Euch. Deshalb mein Vorschlag: Wenn Ihr das von mir aufgestellte Ziel mit sechs Schuss nicht einmal fehlen, schenke ich Euch diese Waffe.“

„Wie bitte? Aber – ich verstehe Euch nicht, Mister Buntline! Ihr wollt einem Wildfremden einen Revolver schenken, wenn der beweist, wie gut er damit umgehen kann?“

Buntline lächelte mich fröhlich an, dann verbeugte er sich auch vor dem unbewegt neben ihm stehenden Winnetou.

„So ist es, Sir, und wenn dieser rote Gentleman unser Zeuge sein möchte, wäre es mir ein Vergnügen!“

Winnetou sah Buntline mit gleichgültiger Miene an und antwortete nicht. Mir wurde sofort klar, dass ein Mensch wie Buntline niemals die Sympathien des Apachen finden würde – dazu war er auf eine gewisse Art zu aufdringlich. Ich hatte aber schon so einige Originale während meiner Aufenthalte in Amerika kennengelernt und oft unter der seltsamen Schale gute Charaktere entdeckt. Buntline jedenfalls machte mir mit seiner Art Spaß.

„Gut, Mister Buntline, einverstanden. Dann sprecht doch am besten gleich mit dem Storebesitzer und wir gehen vor die Stadt, damit ich Euch meine Kunst beweisen kann. Aber tut mir vorher einen Gefallen. Nehmt das Messer aus dem Gürtel und steckt es meinetwegen in Eure Stiefel oder hinten in den Gürtel.“

Verblüfft schaute Buntline an sich herunter und schien nicht zu erahnen, was ich mit diesem Wunsch beabsichtigte.

Doch dann lächelte er wieder, zog das Messer heraus und schob es in den Gürtel auf dem Rücken. Ich wagte nicht, mir auszumalen, was wohl geschehen würde, wenn er sich daraufsetzte.

„Ich sehe zwar so aus, Gentlemen, aber ich bin kein Westmann. Ich bin Journalist und schreibe neben Berichten für verschiedene Zeitungen vor allem Geschichten. Gekämpft habe ich früher als Seemann in den Kriegen gegen die Seminolen.“

„Ah, tatsächlich, Sir?“, sagte ich wirklich überrascht. „Das ist ja großartig, ein schreibender Kollege! Also, auf gute Freundschaft!“, und überglücklich streckte mir Buntline die Hand entgegen, ohne die Ironie in meiner Stimme zu beachten. Als er sich auch zu Winnetou herumdrehte, um ihm die Hand zu schütteln, war der Apache schon geräuschlos an der Tür und trat eben hinaus auf die Straße.

„Das geht natürlich in Ordnung, Mister Judson“, hörte ich den Storebesitzer sagen und betrachtete meinen neuen Bekannten verwundert. „Und wenn Ihr bitte bei Eurem nächsten Besuch wieder einige von den hervorragenden Romanen vorbeibringen würden! Inzwischen habe ich selbst ein paar Damen, die regelmäßig nach Euren aufregenden Geschichten fragen. Sie sind so lebendig und frisch geschrieben, dass man die Erlebnisse der Helden richtig miterlebt beim Lesen! Meine Polly hat alle Bände schon mehrfach durchgelesen und erkundigt sich immer nach Euch und der nächsten Lieferung!“

Der so Angesprochene strahlte förmlich und verneigte sich höflich. Dann griff er nach der Waffe, steckte eine Schachtel der fertigen Papierpatronen zu sich und griff noch eine Dose Zündhütchen, bevor er mir hinausfolgte.

„Mister Judson?“, sagte ich draußen verwundert. „Ich denke, Ihr heißt Buntline?“

Der gute Mann war keinen Augenblick wirklich verlegen.

„Entschuldigung, Sir, aber hier in St. Louis bin ich noch unter meinem bürgerlichen Namen gut bekannt. Edward Zane Caroll Judson ist der Name, wenn Ihr gestattet. Aber seit Jahren publiziere ich nur unter Ned Buntline, und dieser Name ist mein Aushängeschild geworden. Wer eines meiner Hefte gekauft hat, kennt den Namen. Und Ihr habt ja gerade gehört – meine Leser sind verrückt nach diesen Geschichten.“

„Davon müsst Ihr mir unbedingt mehr erzählen, Mister Buntline. Aber jetzt sollten wir einmal den famosen Colt-Revolver probieren, was meint Ihr?“

„Ja, natürlich, ich habe hier meinen Kastenwagen stehen, der uns bequemer hinausbringen wird. Es macht Euch doch nichts aus, Gentlemen? Ach – in der Aufregung habe ich Euren Namen gar nicht verstanden, Sir!“

Ich hatte mich mit einem raschen Blick zu ­Winnetou abgestimmt, und gemeinsam stiegen wir in das Fahrzeug des Journalisten. Als er uns nachfolgen wollte, streckte ich die Hand aus und deutete auf seinen Gürtel.

„Denkt bitte an das Messer in Eurem Gürtel? Ich möchte vermeiden, dass Ihr Euch auf die Klinge setzt!“

„Oh, natürlich, herzlichen Dank – Mister?“

„Man nennt mich allgemein in Amerika nur Old Shatterhand. Mein Freund und Blutsbruder hier ist Winnetou, der Häuptling der Apachen.“

Ich hielt Buntline jetzt die ausgestreckte Hand hin, aber der Mann war wie erstarrt und nicht in der Lage, zuzugreifen.

„Win... Winn... Winnetou? Wirklich und wahrhaftig? Ja, ist das denn überhaupt möglich, Gentlemen? Aber ja, ja, wo habe ich denn meine Augen gelassen? Dieses edle Gesicht kann ja nur einem Häuptling gehören! Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Sir, Mister, äh, Winnetou!“

Jetzt reagierte der Apache, griff die Hand des Journalisten und drückte sie kräftig. Allerdings mit einem ungeahnten Erfolg, denn Buntline riss die Augenbrauen hoch, seine Augen waren weit geöffnet, und ich erkannte den schmerzlichen Zug auf seinem Gesicht. Offenbar hatte er noch nie die Hand eines Kriegers gedrückt. Schweigend nahm Buntline mit der Linken die Zügel auf und schnalzte kurz. Seine beiden Pferde ruckten an, und während er immer wieder kummervoll seinen Handrücken strich, rumpelten wir die Main Street hinunter bis an die Stadtgrenze, wo wir bald ein geeignetes Gelände für unsere Schießversuche gefunden hatten.