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Matthias Elger

DER TRAUM VON
HOLLYWOOD I + II

Auf dem Weg zu den Sternen
Schattenseiten von Ruhm und Glanz

 

 

 

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Für alle die träumen und nichts unversucht lassen, ihren Traum zu leben.

DER TRAUM VON HOLLYWOOD I

Auf dem Weg zu den Sternen

Prolog  

Hollywood erzählt uns Geschichten

Es sind romantische Geschichten voller Liebe und Leidenschaft. Spannende Geschichten, in denen uns der Atem stockt, wenn der Held sich in Gefahr begibt. Lustige Geschichten, die uns zum Lachen bringen. Unheimliche Geschichten, die uns Angst machen. Fhantastische Geschichten, die uns staunend eine völlig fremde Welt zeigen. Erotische Geschichten, die unsere geheimen Träume auf der Leinwand Wirklichkeit werden lassen. Aber auch tragische und dramatische Geschichten, die unsere tiefsten, innersten Gefühle wachrufen. Doch all diese Geschichten sind nur Illusion. Sie entführen uns für die Dauer eines Kinobesuches in eine andere Welt und lassen uns unsere eigene vergessen, die wir draußen am Eingang zurückgelassen haben. Manche erleben dort im Dunkeln, den Blick gebannt auf die flimmernde Leinwand gerichtet, wahrlich magische Momente. Und gelangen danach wie Betrunkene nur langsam zurück in ihre Wirklichkeit. Dabei werden all diese Träume aus Licht und Geräuschen, Dialogen und Musik, Bildern und Bewegungen, die man im allgemeinen so schlicht Film nennt, nur von anderen Menschen geschaffen, um uns davon abzulenken, dass wir mit der Welt und unserem Leben eigentlich nicht recht zufrieden sind. Oder uns im besten Fall nur einbilden, dass wir es vielleicht sind. Jeder von uns lässt sich aus einem anderen Grund auf die Magie des Kinos ein. Doch, einmal ganz ehrlich, jeder von uns tut es gern! Für die Menschen, die uns diese Träume schenken, ist es meist nicht mehr als ein Job. Aber manchmal gibt es einige unter ihnen, die dies auch aus anderen Gründen tun. Weil sie glauben, dass es ihre Bestimmung ist, andere das Träumen zu lehren. Und weil sie selbst sich damit ihren größten Traum erfüllen wollen. Einen Traum, für den sie jeden Preis bereit sind zu zahlen. Die Versuchung von Ruhm und Reichtum sind groß in Hollywood. Manchmal kann man hier beides sehr schnell erlangen. Manchmal sogar schneller, als es einem gut tut. Doch manchmal auch überhaupt nicht. Von all den vielen, unzähligen Geschichten, die Hollywood uns erzählt - und sicher immer wieder aufs Neue erzählen wird - ist dies eine davon. Denn nichts ist wunderbarer, als zu träumen. Ganz besonders hier in Hollywood, wo diese Träume manchmal wahr werden ...

Der Traum von den Sternen

Justin Evans Farr war 20, als er im September 1956 in Hollywood ankam. Er hatte alles hinter sich gelassen, um hier seinen Traum zu verwirklichen, den er träumte, seit er ein kleiner Junge war. Er wollte ein berühmter Star in Hollywood werden und mit großen Filmen Unsterblichkeit erlangen. Ein Ziel, zu dem er fest entschlossen war, es zu erreichen, ganz gleich, was auch immer er dafür tun musste. Als er an jenem Septembermorgen ankam, hatte er praktisch nichts. Nichts, außer einem kleinen Koffer und einundachtzig Dollar in der Tasche, die er sich aus der Zuckerdose seiner versoffenen Mutter geklaut hatte, um hierherzukommen. Nichts, außer seinem unbändigen Willen, sich hier seinen Traum zu erfüllen. Und nichts, außer seinem makellosen, geradezu sündhaft gutem Aussehen. Er hatte auf der heruntergekommenen Farm seiner Eltern immer hart arbeiten müssen. Doch diese Arbeit, die er immer gehasst hatte, zahlte sich nun dennoch auf wundersame Weise aus. Denn durch sie hatte er seinen Körper immer in Form halten können, auf den er stets ganz besonders achtgegeben hatte. Er wusste sehr wohl, dass es vor allem sein Aussehen sein würde, welches ihm hier die Türen öffnen konnte. Und wohl kaum sein Talent als Schauspieler, von dem er fest überzeugt war, es zu besitzen. Nun war er insgeheim dankbar für all die Jahre harter Arbeit, auch wenn er froh war, niemals wieder dorthin zurück zu müssen. Er hatte seinen Koffer gepackt, sich in dem kleinen Friseursalon seines Heimatortes Steaming Meadow von Mr. Ballentine noch einen neuen Haarschnitt verpassen lassen, und war dann mit dem nächsten Bus, ohne ein Wort des Abschieds, davongefahren. Einen Zettel hatte er an der Kühlschranktür hinterlassen. Voller Verbitterung und jahrelanger, aufgestauter Wut hatte er die Zeilen darauf geschrieben. Er dachte, die offen ausgesprochene Wahrheit seiner Gefühle zu ihnen sei alles, was er seinen Eltern schuldig war:

„Hier halte ich es keinen Tag länger aus. Wenn ihr euch nicht irgendwann zu Tode gesoffen habt, werdet ihr mich sicher wiedersehen. Irgendwann werdet ihr überall meinen Namen hören und mein Gesicht sehen. Dann seht euch die Plakate gut an, denn das wird alles sein, was ihr von mir noch zu sehen bekommt! Trotzdem danke, dass ihr mich auf diese Welt gebracht habt. Für mehr aber auch nicht. J.“

Justin war mit allen äußeren Vorzügen gesegnet worden, die ein junger Kerl überhaupt nur erhalten konnte. Dabei vermochte er sich gar nicht vorzustellen, von welchem Teil seiner Eltern er diese nur geerbt hatte. Schon früher hatte er immer wieder vor dem Spiegel gestanden, sich dabei ausgemalt, ein großer Star zu sein, und sich diese Frage gestellt. Und dann musste er grinsen, denn die Annahme an sich war eigentlich geradezu albern. Doch es war wirklich das Einzige, weshalb er seinen Eltern dankbar war. Auch wenn sie selbst wohl kaum einen besonderen Einfluss auf diesen Umstand gehabt hatten. Er war schlank und von mittlerer Größe, besaß den makellosen Körper eines Athleten, das ein wenig unschuldig wirkende, wunderschöne Gesicht eines verzauberten Prinzen aus dem Märchenbuch und leuchtende, blaue Augen, in denen seine wilde Entschlossenheit förmlich strahlte wie ein gleißender Komet am Nachthimmel.

Über seine besonderen Gefühle und Neigungen war sich Justin schon sehr früh bewusst geworden. Es war wenige Wochen vor seinem vierzehnten Geburtstag gewesen, als er an einem heißen Sommertag in das kleine Eiscafé von Mr. Oakman trat und dort die neue Bedienung zum ersten Mal erblickte. Joe war sein Name und er sah geradezu unverschämt gut aus. Sein ganzes Taschengeld sparte er sich nur dafür zusammen, um immer in den Ort zu fahren und dort Eis essen zu gehen. Selbst das Kino war nicht mehr so wichtig für ihn. Und das sollte einiges heißen! In diesem Sommer war er Mr. Oakmans bester Kunde. Dabei war ihm das Eis vollkommen egal, auch wenn er es stets voller Genuss löffelte - und ganz besonders langsam! Mit seinen Blicken verzehrte er Joe regelrecht, vergaß dabei die Welt um sich herum, bis das schmelzende Eis ihm über die Finger floss. Doch er wusste, dass er mehr niemals bekommen würde. Auch wenn dieser seine Blicke gelegentlich sogar erwiderte. Fast zehn Jahre Altersunterschied und die Tatsache, dass sie sich in einem kleinen Ort wie Steaming Meadow, voll verlogener Moral befanden, machte dieses Ansinnen unmöglich. Gerade wegen dieser Erkenntnis hatten ihn Mädchen nie interessiert. Was andersherum jedoch ganz und gar nicht so war. So ziemlich jedes Mädchen in der Schule und des Ortes hätte sich eine Freundschaft mit ihm mehr als nur gewünscht. Und er wusste sehr gut weshalb. Seine beiden älteren Brüder Lyle und David waren nicht selten deshalb neidisch auf ihn. Er hatte es auch einige Male versucht. Doch er sah das alles lediglich als schauspielerische Übung an. Seine Küsse brachte er in dieser Zeit zur Perfektion, auch wenn er sich dabei jedesmal vorstellte, es sei Joe, der in seinen Armen lag. Die Mädchen schwärmten von ihm und hatten nicht die geringste Ahnung, dass sie für ihn ohne jede Bedeutung waren. Sein erster Sex war das reinste Desaster. Es geschah im Heu der elterlichen Scheune. Er haßte jeden Moment davon und war froh, als es schnell wieder vorbei war. Dennoch ließ er keine Gelegenheit aus, um es wieder zu tun. Nicht, weil es ihm besonderen Spaß machte. Einfach nur, weil er sehen wollte, ob er jede von ihnen wieder davon überzeugen konnte, dass er etwas für sie empfand. Und weil er sich dachte, dass ein wenig Übung nicht von Schaden sein konnte, bis er das Gleiche irgendwann einmal vielleicht auch mit einem Jungen tun konnte. Was dies anbelangte, hatte er tatsächlich schauspielerisches Talent. Denn er täuschte sie alle. Jede von ihnen glaubte, er würde sie lieben. Und war umso enttäuschter, wenn er sie schon mit der Nächsten betrog. Für ihn war alles nur ein Spiel. Eine Lehrzeit für die Jahre, die noch folgen sollten. Und so hatte er zum Leidwesen seiner Eltern den zweifelhaften Ruf eines Herzensbrechers schneller weg, als er es selbst für möglich gehalten hatte. Auf einen Balken in der Scheune ritzte er mit einem Messer Striche für jede neue Eroberung ein und Kreuze für jedes Mal Sex, den er hatte. Als er nach vier Jahren Steaming Meadow verließ, waren drei Balken mit Schnitten regelrecht übersät und er hatte so ziemlich jedes hübsche Mädchen seines Alters einmal gehabt. Doch für ihn selbst hatte dieser einmalige Rekord nicht die geringste Bedeutung. Sein Verlangen nach Joe oder die Hoffnung auf einen anderen Jungen, der seine Gefühle vielleicht mit ihm hätte teilen können, erfüllten sich nicht. Als er im Herbst des darauf folgenden Jahres Joe mit einem Koffer an der Bushaltestelle stehen sah, war er entsetzt und sprach ihn in einem unüberlegten Moment einfach an. Er gestand ihm seine heimlichen Gefühle und Joe lächelte. Er holte aus seinem Koffer ein Foto von sich heraus. Darauf posierte er nackt und in sehr gewagter Stellung.

„Ich habe die ganze Zeit über Bescheid gewusst, Justin.“ Hatte Joe damals zum Abschied zu ihm gesagt und ihm das Foto geschenkt. „Irgendwann wirst du begreifen, dass du von hier fort musst, wenn du deine wahren Gefühle nicht nur immer verstecken sondern auch leben willst. Ich hätte gar nicht hierher zurückkommen dürfen. Ich wünsch dir dabei viel Glück!“

Er schenkte ihm einen flüchtigen Kuss, stieg in den Bus ein und verschwand aus Steaming Meadow. Dieses Foto lag nun in seinem Koffer, als Justin in Brears’ Apartments in Hollywood ankam. Eine kleine, schmutzige Absteige. Doch sie war billig. Fünf Dollar die Woche. Und sie war das Beste, was Justin so schnell finden konnte. Er hatte nicht vor, hier lange zu bleiben, auch wenn er dem schmierigen Hausverwalter den Zeitpunkt seiner Abreise noch nicht verraten konnte.

„Was will ein so hübscher Junge wie du denn nur hier?“, fragte ihn der fette Mr. Rumstead, dessen schwammiger Bauch von dem mühsam zugeknöpften, fleckigen Hemd kaum im Zaum gehalten werden konnte und drückte dabei seine Zigarette unachtsam auf dem Schein des Mietvertrages aus.

„Was alle hier wollen; ein berühmter Star werden!“, gab ihm Justin schnell zur Antwort.

Der Fette konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen und kratzte sich an seinem unrasierten Doppelkinn. Den Schlüssel in der Hand, rief Justin ihm beim Hinaufgehen der Treppe noch selbstbewusst eine Antwort auf sein verächtliches Grinsen zurück: „Ja, nur ich werde es schaffen!“

Die Wohnung bestand aus genau drei Räumen. Einer kleinen Toilette - wobei die Dusche auf dem Gang draußen zu finden war - und einem nur unwesentlich größeren Raum, in dem ein Bett mit quietschendem Metallgestell stand. Es war frisch bezogen, hatte aber dennoch einige blasse Flecken auf dem Laken. In dem letzten Zimmer war dann tatsächlich auch ein Stuhl vorhanden, der ein wenig kippelte und vor einem kleinen Tisch an der Wand stand. Und einen schmalen Schrank gab es noch als Bonus. Vier Kleiderbügel, aus Draht zurechtgebogen, hingen darin. Und sein Vorgänger hatte offensichtlich eine alte Jacke darin vergessen. Justin befand sie nach kurzer Ansicht noch für tragbar und hängte seine paar Sachen aus dem Koffer zu ihr auf die Bügel. Er hatte nicht nur eine sehr genaue Vorstellung davon, was er wollte, er wusste auch, wie er es bekommen würde. Noch am selben Tag seiner Ankunft führte ihn sein Weg zu den Reardon Filmstudios. Vor dem mächtigen Eingangstor aus weißem Marmor blieb er stehen und blickte ehrfurchtsvoll hinauf zu den großen Lettern, die dort über dem Bogen standen. Er atmete tief durch und malte sich aus, wie er in einer Limousine mit Chauffeur durch dieses Tor fahren würde, auf dem Weg zu den Studiohallen, wo er seinen neuen Film drehte. Und eine Schar von euphorischen Fans würde das Tor belagern, nur um ihn zu sehen. Ein lautes Hupen riss ihn aus seinem Traum heraus. Hinter ihm stand tatsächlich eine Limousine. Und ein Fahrer beugte sich aus dem Fenster und brüllte ihn gereizt an. Er sprang zur Seite, konnte allerdings nicht sehen, wer in dem Wagen saß. Er ging zu dem Portier in seinem kleinen Häuschen und fragte ihn danach. Der gab ein kurzes und amüsiertes Lachen von sich und sah ihn belustigt an: „Mein lieber Junge, es ist kaum 10 Uhr am Vormittag. Um diese Zeit fahren keine großen Stars auf das Gelände. Ganz sicher nicht! Ich sitze schon beinahe zwanzig Jahre hier, aber du darfst mir glauben, so etwas ist noch nicht vorgekommen!“

Dann fragte er ihn unverblümt, ob gerade irgendwo ein Job frei wäre. Natürlich hatte er sich keiner Illusion hingegeben, dass er tatsächlich einen bekommen würde. Mit einem nun deutlich unfreundlicherem Blick forderte ihn der füllige Mann in seiner strahlenden Uniform auf, doch besser zu verschwinden. Justin tat ihm diesen Gefallen nicht. Bis zum Abend verbrachte er diesen Tag vor dem Tor. Beobachtete die Leute, die dort hineingingen sehr genau und ebenso die Wagen, die das Tor passierten oder wieder herausfuhren. Manchmal notierte er sich etwas auf seinem Block und in der Mittagszeit packte er auf einer Bank, gegenüber dem Studioeingang, ein mitgebrachtes Sandwich aus und ließ sich dies schmecken. Er konnte die missmutigen Blicke des Portiers sehen, die ihm dieser gelegentlich über die Straße hinweg zuwarf. Doch es interessierte ihn einen rechten Dreck, was dieser sich wohl denken mochte. Am späten Nachmittag verließ ein weißer Transporter das Studiogelände, dem seine besondere Aufmerksamkeit galt. In blauen, geschwungenen Buchstaben stand „Wagners Wäscherei-Service“ auf den Seiten. Justin notierte sich rasch die Telefonnummer, die auch auf dem Wagen stand, und hatte danach nichts Eiligeres zu tun, als den nächsten öffentlichen Fernsprecher zu finden. Der Portier am Studioeingang war froh, ihn endlich los zu sein. Nun brauchte er nur noch ein kleines bisschen Glück. Und Justin hatte Glück. Eine Frauenstimme mit übertriebener Freundlichkeit flötete am anderen Ende ihren Begrüßungsspruch. Er machte sich einen Spaß daraus, sie mit der gleichen überspitzten Freundlichkeit zu fragen, ob denn noch ein Job zu vergeben sei. Und es wurde tatsächlich jemand gesucht! Am Vormittag des anderen Tages - es war ein Mittwoch - hatte er den Job in der Tasche! Und insgeheim verschwendete er wieder einen flüchtigen Gedanken der Dankbarkeit an seine Mutter, die ihm oft genug das Reinigen der Wäsche aufgehalst hatte, wenn sie wegen ihrer Trunksucht nicht in der Verfassung war, diese selbst zu erledigen. An diesem Abend fuhr er mit dem Bus hinaus zu den Hollywood-Hills, um sich die berühmten weißen Lettern anzusehen. Und als er wieder zurückkam und sie aus der Ferne heraus betrachtete, schwor er sich, eines Tages selbst ein Teil von Hollywood zu sein. Ein leuchtender, heller Stern in dieser glitzernden Traumfabrik des Glamours und der auf Zelluloid gebannten Illusionen.

In den ersten Monaten arbeitete er hart und gönnte sich keinerlei Vergnügungen. Tagsüber von 7 Uhr morgens bis nachmittags um halb fünf war er in der Wäscherei. Samstags zwei Stunden weniger. Er sortierte, legte die Wäsche zusammen und verlud sie, in braunes Papier verpackt oder in schonende Überzüge auf rollende Ständer gehängt, in die Lieferwagen. Und jedesmal, wenn er dabei den Namen eines Prominenten aus der Filmwelt auf den kleinen Schildchen entdeckte, notierte er sich sofort, um was für Kleidungsstücke es sich handelte und welche Sonderwünsche bei der Behandlung erbeten waren. Diese Informationen sammelte er in einem kleinen Heft, dass er in seiner Wohnung, an deren ärmliche Einrichtung er sich längst gewöhnt hatte, versteckte. An vier Tagen in der Woche jobbte er darüber hinaus noch in einer Bar am Sunset Boulevard. Dem „Marriage Fool“. Ein Job, über den er besonders glücklich war, auch wenn er nur in der Küche arbeitete. Denn er wusste, dass hier immer wieder Stars und Filmschaffende zu Gast waren. Und er wollte ihnen so nah wie nur irgend möglich sein, um seine Chance für einen Einstieg in die Filmwelt so bald als möglich zu bekommen. Jeden Dollar, den er sich verdiente, investierte er in einen Schauspielkursus. Da sein Arbeitsbeginn im „Marriage Fool“ um 20 Uhr war, blieben ihm dreieinhalb Stunden Zeit zwischen dem Ende des einen und dem Beginn des anderen Jobs. Und er war froh, dass es sich bei dem Lehrgang um einen Abendkurs handelte, den er von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr gerade noch dazwischen bekommen konnte. Auch wenn es an zwei der insgesamt drei Tage, an denen der Unterricht stattfand, eine ziemliche Hektik für ihn bedeutete, wollte er ihn auf gar keinen Fall aufgeben. Nicht selten passierte es deshalb, dass er an diesen beiden Tagen - dem Dienstag und dem Freitag - ein wenig zu spät in die Bar kam. Doch sein Job in der Küche war nicht ganz so eng an diese Zeit gebunden, auch wenn es nicht gern gesehen wurde. In dieser Bar arbeitete ein schlaksigen Typ namens Wilfred Markuson in der Position des Oberkellners. Unter den anderen Mitarbeitern wurde er nur Willie genannt, obwohl er dies ganz und gar nicht gern hörte. Er war gut und gern 15 Jahre älter als Justin und außerordentlich penibel und kleinlich, wenn es um die Ausführung seines Jobs ging. Obwohl es unter den Angestellten nie erwähnt wurde, war es doch ein offenes Geheimnis im „Marriage Fool“, dass Markuson auf Männer stand. Justin hatte ihn einmal zufällig dabei beobachtet, wie er das Foto eines athletischen, nackten Mannes aus seiner Brieftasche zog und damit auf der Toilette für Mitarbeiter verschwand. Die Tatsache, dass er den Raum abschloss und dort deutlich länger blieb als es eigentlich nötig gewesen wäre, verriet ihm alles. Justin hatte einige Tage lang überlegt, welchen Nutzen er aus diesem Wissen ziehen konnte. Und dann, an einem Donnerstagabend, hatte er sich entschlossen. Denn er hatte auf der Reservierungsliste für das Wochenende den Namen des bekannten Filmregisseurs Brice Peters entdeckt. Eine bessere Gelegenheit diesen Mann kennenzulernen, von dem bekannt war, dass er oft Rollen in seinen Filmen mit Laiendarstellern besetzte, die er bei seinen Besuchen in Bars oder Clubs kennengelernt hatte, konnte er sich momentan nicht vorstellen. Nur gab es da ein Problem: Justin arbeitete in der Küche und würde von seiner Anwesenheit überhaupt nichts mitbekommen. Die Lösung für sein Problem hatte er sich sehr genau überlegt und er war bereit, dafür alles auf eine Karte zu setzen. Als Markuson an diesem Abend wieder einmal in der Küche erschien, passte Justin einen günstigen Moment ab und nahm ihn höflich beiseite.

„Was ist denn, Mr. Farr?!“, reagierte dieser gereizt. „Ich habe wirklich überhaupt keine Zeit im Augenblick!“ Doch Justin blieb hartnäckig.

„Bitte Mr. Markuson, lassen Sie uns nur für fünf Minuten nach draußen gehen und miteinander sprechen. Wirklich, es ist sehr wichtig für mich!“

Er legte seinen flehenden Mitleidsblick auf und hatte schon gewonnen. Mit einem missmutigen Brummen ging Markuson voran und wies ihn mit einem flinken Augenaufschlag an, ihm zu folgen. Sie verließen die Küche durch den Lieferanteneingang nach hinten auf den Hof. Es war dunkel und der Asphalt glänzte im Schein einer einzelnen Neonlampe über der Tür vom Regen der letzten Stunde. Justin wusste längst, dass er den Oberkellner ganz in der Hand hatte, auch wenn dieser noch nichts davon ahnte. Aber dessen begierige Blicke, die er ihm immerfort heimlich zuwarf, seit er hier vor einigen Wochen angefangen hatte, waren Justin dafür Beweis genug.

„Was ist nun?“, herrschte ihn Markuson noch rüde an, kaum das sie draußen waren.

„Mr. Markuson, ich habe den Job in der Küche echt satt. Bitte, verstehen Sie das nicht falsch! Ich will nicht undankbar erscheinen. Es ist nur so, dass ich viel lieber draußen als Kellner die Gäste bedienen würde. Ich weiß ganz bestimmt, dass ich dafür genau der Richtige bin!“

Noch fiel er auf seinen geschickt durchdachten Plan nicht herein:

„Und was glaubst du wohl, würde dich dafür qualifizieren, mein Junge?“, entgegnete er rüde.

Justin lächelte süß und geheimnisvoll. Mit einem schnellen, geschickten Griff hatte er sich unter seiner Schürze den Knopf und den Reissverschluß seiner Jeans aufgezogen und ließ die Hose nun zu Boden sinken. Er hatte diesen Auftritt sehr genau geplant, denn er trug nichts darunter. Er drehte sich ein wenig herum, so dass der total verblüffte und nach Fassung ringende Markuson seine pralle und nackte Kehrseite bewundern konnte.

„Ich dachte mir, vielleicht hätten Sie ja Lust, mich ein bisschen zu ficken, Mr. Markuson?“

Justin blickte ihn unschuldig an. Der schlaksige Oberkellner suchte verzweifelt nach den passenden Worten und wusste nicht, ob er vor Wut laut losbrüllen oder dieses absolut verführerische Angebot annehmen sollte. Und somit hatte Justin ihn genau da, wo er ihn haben wollte. Überdeutlich konnte er sehen, wie der Hosenstoff im Schritt des Oberkellners eine verräterische Wölbung bekommen hatte.

Ein Sieg auf der ganzen Linie.

„Bitte, bitte zieh deine Hose wieder hoch!“, stammelte Markuson, auch wenn er eigentlich ganz etwas anderes sagen wollte. Seine Empörung und barsche Unruhe war längst verflogen.

„Wollen Sie mich denn nicht zumindest einmal anfassen? Nicht ein bisschen?“

Justin zog seine Schürze mit einer Hand zur Seite und präsentierte dem Oberkellner seinen langen, imposanten Schwanz, der schlaff über seine prallen Hoden aus einem dichten Wuchs dunkler Haare hervorhing. Der Oberkellner stand kurz vor der Kapitulation. Sein Blick hing wie versteinert auf diesem sagenhaft großen Glied und er geriet ins Stammeln, als er nach Worten rang:

„Ich würde ... ja wirklich gern ... wirklich, aber ... ich bin nur der Oberkellner! Ich entscheide das nicht, dass tut Mr. Pembroke!“ –

„Aber Sie könnten eine Empfehlung aussprechen und mit ihm reden. Ich weiß, Sie könnten das für mich tun. Was meinen Sie?“

„Okay, ja, das könnte ich tun!“, antwortete Markuson rasch. Und beinahe noch schneller war er einen hastigen Schritt auf Justin zugetreten und umschloss dessen langes Glied mit seiner Hand. Er streichelte es sanft, hatte die Augen dabei geschlossen und ließ ein leises Stöhnen über seine Lippen kommen. Justin lächelte triumphierend.

„Sie müssten aber noch heute mit ihm reden, denn ich würde gern am Wochenende schon meinen neuen Job antreten, Mr. Markuson!“ Der Oberkellner riss die Augen auf, hielt in seinen zärtlichen Spielereien inne und blickte Justin verblüfft an: „Dafür musst du mir aber eine ganze Menge mehr bieten als das hier, mein Junge!“, entgegnete Markuson fordernd.

„Was immer Sie wollen, Mr. Markuson. Das habe ich doch schon gesagt. Und eine Kostprobe davon können Sie auch jetzt gleich bekommen.“

Der Oberkellner blickte sich nervös um. Doch sie waren vollkommen allein hier im Hof. „Okay, abgemacht! Geh da rüber und dreh dich um!“

Sie traten um eine Ecke herum in den Schatten und Justin drehte sich zu der Wand hin. Er stützte sich mit beiden Händen daran ab und drückte seine rechte Wange gegen die rauen Ziegel. Er konnte das Rascheln des Stoffes hören, als der Oberkellner in aller Eile seine Hose herunterzerrte und von hinten an ihn herantrat. Er roch den Duft seines Rasierwassers, als er ganz dicht hinter ihm stand und spürte dann dessen harten Ständer, der gegen seinen Arsch drückte. So viele tausend Male hatte sich Justin eine solche Situation ausgemalt. So viele tausend Male hatte er davon geträumt, von einem Mann gefickt zu werden. Nun ging alles viel zu schnell, als dass er es wirklich geniessen konnte. Aber das war ihm egal. Endlich wurde es wahr.

„Was ist?“, fuhr ihn der Oberkellner in seinen Traum hinein an.

„Bist du etwa noch nie von hinten in den Arsch gefickt worden? Nimm schon die Beine ein bisschen auseinander und beug dich etwas nach vorne!“ Justin folgte seinen Anweisungen. Er biss schmerzhaft die Zähne auf den Lippen zusammen, als der harte Schwanz des Oberkellners seinem engen Schließmuskel die Jungfräulichkeit raubte und tief in ihn eindrang. Doch den Schmerzen folgte sogleich ein absolut lustvolles Gefühl der Wonne, wie es Justin noch nie zuvor erlebt hatte. Er versank in einen Nebel, spürte kaum, wie ihm der Oberkellner sanft mit dem Handrücken die Wange streichelte. Dessen Worte drangen nur gedämpft wie durch einen Dunst zu ihm vor.

„Dich hat ja tatsächlich noch keiner gefickt! Du bist wirklich ein verdammt gerissener und mutiger Bursche, weißt du das?! Okay, dann will ich auch ganz sanft sein. Ich versprech’s dir! Ganz sanft.“

Mit langsamen Stößen begann der Oberkellner seinen steifen Schwanz in Justins Arsch zu versenken. Er hielt Wort, nahm sich jedoch noch ein wenig mehr, indem er mit seiner rechten Hand um Justin herumgriff. Plötzlich spürte dieser die Hand des Oberkellners, die fest sein in höchstem Maße erregtes Glied umklammerte und daran zu reiben begann.

„Nun, wie gefällt es dir so?“, fragte Markuson ihn.

„Ganz toll! Bitte nicht aufhören!“, brachte Justin nur heiser hervor.

Der Oberkellner lächelte und entsprach seinem Wunsch. Es dauerte keine vier Minuten und mit einem lauten Stöhnen spritzte Justin sein Sperma vor sich gegen die Wand und über die Hand, die ihm diese Freuden der Lust geschenkt hatte. Markuson war nicht so schnell, erreichte das Ziel seiner Lust jedoch wenige Minuten darauf ebenfalls. Justin versank für einen Moment in einem wilden Taumel unbeschreiblicher Lust, als der keuchende Oberkellner ihm den Arsch mit seinem heißen Orgasmus füllte. Justin glaubte in dieser Flut der Lust zu ertrinken, und Markuson musste ihn auffangen, sonst wäre er an der Wand zu Boden gesunken. Benommen kam er wieder zu sich, als Markuson ihn festhielt und herumdrehte. Den feucht glänzenden Schwanz noch immer aus seiner schwarzen Hose steif herausragend, stand er vor ihm.

„Das war wohl ein bisschen viel für das erste Mal, was? Hast dir eine Menge zugetraut. Und, sag ehrlich: wie war es?“ –

„Wahnsinn! Absolut irre!“, entfuhr es Justin voller Begeisterung. Markuson lächelte und wischte sich mit einem Taschentuch das Sperma von der Hand. Dann schloss er seine Hose wieder und rückte alles zurecht. Penibel prüfte er, ob alles wieder in Ordnung war.

„Du kannst es mir ruhig glauben. Aber es ist fast immer so. Manchmal sogar noch besser.“

„Dann will ich noch mehr davon!“, entgegnete Justin euphorisch. Wieder lächelte der Oberkellner.

„Aber nicht heute, mein Junge. Heute werde ich dafür sorgen, dass du aus der Küche rauskommst und zum Kellner befördert wirst!“

Justin lachte Markuson an. „Das ist echt Klasse! Danke, Mann!“

„Ich danke dir! Du hast mich vorhin wirklich ziemlich überrascht. Ich hätte niemals geglaubt, dass ein so hübscher Kerl wie du auf Männer stehen könnte. Aber du hättest vorsichtiger sein müssen. Du hättest auch an den Falschen geraten können. So, und nun bleib noch einen Moment hier draußen an der frischen Luft und erhol dich. Das erste Mal nimmt einen ganz schön mit! Ich werde das inzwischen drinnen für dich regeln!“

Justin lächelte und sah den Oberkellner durch die Tür verschwinden. Er nahm das Ende seiner Schürze, um sich seinen nassen Schwanz abzuwischen, der noch immer halbsteif war. Danach zog er sich seine Hose wieder hoch, ging noch ein paar Schritte über den Hof und betrat dann wieder die Küche, um mit seiner Arbeit fortzufahren.

 

Markuson hielt Wort. Am Freitagabend erklärte er ihm, was er in seiner neuen Position zu tun hatte. Und als er seinen ersten Arbeitstag als Kellner erfolgreich gemeistert hatte und dabei war, die Stühle in der Bar nach oben zu stellen, sah er Markuson am Tresen stehen und ihn beobachten. Justin ging zu ihm.

„Wenn dieses Wochenende gelaufen ist, würde ich gern mal bei Ihnen an einem freien Abend vorbeikommen“, sagte Justin mit einem Lächeln.

„Das ist deine Entscheidung, Justin. Du bist mir nichts schuldig.“

„Ich würde aber trotzdem gern einmal kommen. Nur auf einen freundschaftlichen Drink vielleicht.“

„Nur auf einen Drink?“, fragte Markuson und hatte den Ton in Justins Stimme wohl bemerkt.

„Vielleicht auch für mehr als nur einen Drink!“, konkretisierte Justin sein Ansinnen und lächelte dabei versonnen.

„Dann bist du herzlich willkommen. Soll ich dich nach Hause fahren?“

Aber Justin schüttelte mit dem Kopf. „Nein, danke. Aber ich komme schon klar.“

„Okay, dann bis morgen.“ So verabschiedeten sie sich voneinander.

 

Doch an diesem Wochenende und hier in der Bar sollte nicht der Anfang jenes Weges liegen, von dem sich Justin erhoffte, seinem eigentlichen Ziel näher zu kommen. Der Samstagabend war eine große Enttäuschung für ihn, denn die so sehr erhoffte Begegnung fand nicht statt. Brice Peters hatte sich offenbar entschieden, diesen Abend in einem anderen Club zu verbringen und war gar nicht erst gekommen. Von Dean, einem der anderen Kellner, erfuhr Justin, dass Peters zwar öfter hierherkommen würde, er aber auch recht launisch war, was seine Reservierungen anbelangte. So blieb sein Tisch an diesem Abend leer. Doch in den erfahrenen Armen von Wilfred Markuson fand er am Ende dieses Arbeitstages doch noch ein wenig Trost. Oder genauer gesagt, war es vielmehr dessen Arsch, in dem er diesen fand. Als er um 3.16 Uhr des gerade angebrochenen Sonntags, nach erlangtem Höhepunkt, seinen Schwanz aus dem Arsch des netten Oberkellners zog und sie anschließend noch eine Kleinigkeit zusammen tranken, fühlte er sich besser und die Enttäuschung war beinahe vergessen. Er hatte in den letzten Wochen eine Menge Glück gehabt und war sich sicher, dass es noch einen anderen Weg gab, um sein Ziel zu erreichen.

Justin stieg die steile Treppe in dem Hausflur des mehrstöckigen Hinterhofgebäudes nach oben. Die mintgrünen Wände wiesen an manchen Stellen erhebliche Schäden auf. Die Farbe war fleckig, der Putz abgeplatzt. Er war einer vielversprechend klingenden Zeitungsannonce hierhergefolgt, in der nach jungen Talenten für anspruchsvolle Filme gesucht wurde. Einzige Voraussetzung: ein attraktives Äußeres. Doch nun, da er hier war und schon geglaubt hatte, sich in der Adresse geirrt zu haben, bekam er doch allmählich Zweifel, ob es gut war, hergekommen zu sein. Vor einer Tür mit gelben Anstrich blieb er stehen. Auf dem Schild darauf konnte er „Elswere Film Productions“ lesen. Hier war er richtig. Die Tür stand offen und führte ihn in einen kleinen Warteraum, der wohl den Empfang darstellen sollte. Hinter einem schäbigen, wuchtigen Bürotisch saß eine überkandidelt wirkende Dame, die sich die Fingernägel feilte. Ihre gefärbten Haare wirkten wie aufgeklebt und auf ihrer spitzen Nase saß eine viel zu breite, beinahe dreieckige Brille. Einige Stühle standen an der Wand hinter ihm, auf denen zwei junge und wirklich hübsche Frauen saßen und warteten. An den Wänden hingen zahlreiche Fotos. Scheinbar ungeordnet nebeneinander. Auf ihnen war eine Vielzahl von jungen, ausnahmslos gutaussehenden Frauen und Männern in ziemlich aufreizenden Posen zu sehen. Justin trat auf die Frau hinter dem Tisch zu, die ihn schräg über den Rand ihrer Brille anblickte.

„Ja, bitte?“, nuschelte sie und kaute dabei ein Kaugummi.

„Ich habe die Anzeige in der Zeitung gelesen. Machen Sie hier wirklich Filme, wie es da steht?“

Die Dame lachte glucksend auf: „Ja sicher, mein Hübscher! Was denkst denn du wohl? Wenn du einen Job beim Film willst, bist du hier bei uns genau richtig! Setz dich da zu den anderen und warte bis du an der Reihe bist. In der Zwischenzeit kannst du ja schon mal dieses Formular hier ausfüllen.“

Sie reichte ihm ein Blatt über den Tisch und einen Kugelschreiber dazu. Justin nahm es entgegen, wollte sich aber mit ihrer Antwort nicht so ganz zufrieden geben.

„Entschuldigung, aber worauf genau soll ich denn warten?“

„Auf das Casting, mein Hübscher! Worauf denn sonst? Unser Produzent Mr. Elswere sieht sich die Bewerber an, stellt noch ein paar Fragen und entscheidet dann, ob sie auch für den Film geeignet sind.“ –

„Und welche Filme werden in der Regel gemacht?“

Sie grinste breit und musterte ihn von oben bis unten: „Das wird er Ihnen schon selbst sagen. Aber ich will mal wetten, Sie haben einen Vertrag bei uns sicher!“

Justin begriff nicht ganz, was sie damit sagen wollte und setzte sich zu den beiden jungen Frauen auf einen der freien Stühle. Die Fragen auf dem Formular, die man durch einfaches Ankreuzen zu beantworten hatte, erschienen ihm teilweise ein wenig eigenartig und vermittelten ihm irgendwie immer mehr das Gefühl, vielleicht doch nicht am richtigen Platz zu sein. Nach einer Weile ging die Tür auf und eine junge Frau stolzierte daraus hervor.

„Wir melden uns bei Ihnen!“, sagte ein junger Mann mit fettigen Haaren und unrasierten Stoppeln im Gesicht. „Darf ich um die nächste Kandidatin bitten. Mr. Elswere wartet bereits!“

Er grinste und hielt der blonden Schönheit die Tür auf. Als sein Blick auf Justin fiel, zog er für einen Moment die Augenbrauen erstaunt hoch und verschwand eilig wieder.

Auch die zweite Dame musste Justin noch abwarten, ehe er schließlich, nach einer guten Stunde, auch an der Reihe war. Der schmierige, etwas hagere junge Mann bat ihn herein und musterte ihn dabei von oben bis unten mit einem abschätzenden Blick, der etwas gieriges an sich hatte.

„Hi, ich bin Nick Felton. Ich bin der Assistent von Mr. Elswere, der alle Filme hier produziert. Aber du kannst ruhig einfach Nick zu mir sagen.“ Er nahm ihm das Formular aus der Hand.

Dann betraten sie einen großen Raum, in dem ein einzelner Barhocker stand, vor dem in einiger Entfernung ein Bürotisch mit Ledersessel platziert war. Ein breiter Spiegel an der einen Wand. Einige aufgebaute Fotoapparate auf Ständern, zwei Scheinwerfer und ein schmaler Schrank, dessen Tür halb offen stand, waren neben einer bequemen Couch mit rotem Stoffüberzug das einzige Mobiliar. Hinter dem Tisch saß ein breitschultriger Mann mit dunklem Vollbart und einem etwas abgetragen wirkenden, beigefarbenen Anzug. Bei Justins Eintreten drückte er gerade eine Zigarette in dem Aschenbecher vor sich aus. Der Qualm offenbar bereits vieler zuvor gerauchter Zigaretten hing noch wie ein grauer Dunst im Raum. Der Mann erhob sich von dem Sessel und streckte Justin seine Hand entgegen.

„Hallo, ich bin Richard Elswere. Willkommen bei Elswere Productions! Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Bitte entschuldigen Sie mich für eine Weile, ich habe noch einige wichtige Telefonate zu erledigen. Aber mein Assistent wird das Casting schon mit Ihnen durchführen. Geben Sie sich Mühe und seien Sie einfach ganz Sie selbst! Dann sehen wir uns vielleicht bei Ihrer ersten Filmproduktion wieder.“ Sprach er und verschwand durch eine Tür auf der anderen Seite.

Nick Felton setzte sich nun statt seiner auf den Sessel und warf die Füße auf die Tischkante.

„Bitte, setz dich einfach dort auf den Hocker.“

Justin tat ihm den Gefallen. Während Nick sich Justins Antworten durchlas, begann er bereits erste Fragen zu stellen.

„Du willst also zum Film, ja?“

„Ja, ganz richtig, Nick. Deshalb bin ich hier.“

„Und was meinst du, qualifiziert dich dazu?“ Nick warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ehe er weiterlas.

„Ich denke, ich bin ein guter Schauspieler. Ich wollte schon immer nichts anderes sein. Und ich weiß bestimmt, dass ich es auch bis ganz nach oben schaffen werde!“

Nick grinste. „Gut, das ist gut. Eine gesunde Portion Ehrgeiz ist in diesem Job auch verdammt wichtig. Aber mach dir nicht die Illusion, dass du hier gleich die großen Rollen spielen wirst. Das ist Hollywood! Und die wenigen, die es zum Film schaffen, warten manchmal Jahre, ehe sie ihre erste Hauptrolle spielen! Hier bei uns ist das anders. Bei Elswere kannst du gleich von Anfang an voll Durchstarten. Die Voraussetzungen müssen natürlich stimmen.“

„Und welche sind das für Sie?“ Nick legte das Formular auf den Tisch, schwang die Füße davon herunter und beugte sich zu ihm nach vorne.

„Dazu kommen wir gleich. Zunächst einmal will ich dir ganz offen sagen, dass alle unsere Filme unbedingten Körpereinsatz verlangen. Ich meine, du solltest keine Scheu mit Sex vor der Kamera haben. Hattest du schon mal Sex vor der Kamera, Justin?“

Mit einem schlichten „Nein“ beantwortete er dessen Frage.

„Das ist okay, so. Und das ist auch kein Problem. Du lernst es schon. Du hast hier angekreuzt, dass es dich nicht stört, dich auch auszuziehen, wenn es für den Film nötig ist.“

Justin nickte.

„Wie wär’s, wenn du mir dann mal ein bisschen von dir zeigst?“

Justin stutzte: „Jetzt gleich?“

„Ja, sicher! Mach schon! Zieh dich aus! Fang mit dem Hemd an! Ich denke, es stört dich nicht?! Und ich will schließlich nichts weiter als dich ansehen. Das machen alle. Ist eine reine Standardprozedur. Also bitte!“

Justin hatte kein Problem damit. Schnell hatte er sein Hemd aufgeknöpft und es neben den Hocker zu Boden sinken lassen. Auch das weiße Ripphemd ließ er ohne Umschweife folgen. Mit nacktem Oberkörper saß er nun auf dem Hocker und wartete darauf, was Nick dazu sagen würde. Der leckte sich zunächst einmal ungeniert die Lippen und stand von dem Stuhl auf. Langsam ging er um den Tisch herum und kam dann auf Justin zu.

Allmählich wurde Justin klar, welche Art von Filmen hier gemacht wurden, als Nick seine nächsten Fragen an ihn richtete. Doch er beschloss, das Spiel noch einen Moment lang mitzumachen. Nur um zu sehen, was geschehen würde.

„Wie schnell wirst du hart?“

„Ziemlich schnell.“

„Und wie oft kannst du kommen?“

„Jederzeit. Wenn ich in Stimmung bin noch öfter.“

Nick Felton grinste, stand jetzt hinter ihm und strich mit seiner Hand genussvoll über Justins Bauchmuskeln.

„Das ist gut! Sehr gut. Du bist nicht auf den Kopf gefallen und hast mächtig was zu bieten. So etwas habe ich gleich gewusst, als ich dich da draußen sitzen sah.“

Justin packte dessen Hand am Gelenk und zog sie grob von sich weg.

„In der Annonce stand, Sie suchen Talente für anspruchsvolle Filme.“

„Völlig richtig. Sexfilme mit Anspruch. Zumeist Dramen und Thriller mit einer ordentlichen Portion Sex gewürzt! Wieso, stört dich das etwa?“

„Das nicht. Aber es ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe!“

Justin rutschte von dem Hocker herunter und bückte sich nach unten, um seine Sachen wieder aufzuheben. Sofort war Nick bei ihm, ging vor ihm in die Hocke und blickte ihn fest an.

„Hey, warte! Du kannst doch jetzt nicht so einfach gehen! Jeder hier in Hollywood hat mal so angefangen! Auch viele der großen Stars. Aber natürlich wollen die heute nichts mehr davon wissen! Betrachten es als einen Makel auf ihrer weißen und berühmten Weste. Doch dabei wären sie ohne diese Filme gar nicht erst soweit gekommen! Hör mir zu!“

Justin stand mit seinen Sachen in der Hand vor dem aufdringlichen Assistenten und blickte ihn mit ganz bewusstem Desinteresse an. Nick Felton hatte freundschaftlich seine Hand auf Justins Schulter gelegt und gab sich redliche Mühe, ihn zum Hierbleiben zu bewegen.

„Du bist etwas Besonderes, Justin! Du hast Klasse! Du bist der schärfste Kerl, den ich je hier gesehen habe! Mach ein paar Filme bei Elswere und ich verspreche dir, ich werde dir danach helfen, mit den Filmen, die du meinst, Karriere zu machen! Ich meine den wirklich seriösen Studioproduktionen. Nun, was meinst du?“

Misstrauisch blickte Justin ihn an.

„Das machen Sie doch aber nicht nur einfach so, weil ich Ihnen gefalle, oder?“

Nick grinste. „Doch genau deshalb! Weil du mir gefällst! Ich habe da so ein paar Kontakte in die Studios rein und könnte dir sicher helfen. Aber du musst schon etwas Entgegenkommen beweisen!“

Justin ahnte, dass es nur ein Trick war und blieb deshalb vorsichtig.

„Was genau meinen Sie damit?“

Nick grinste noch breiter und legte nun seinen Arm ganz kumpelhaft um Justins nackte Schulter.

Justin lachte erheitert aber abgestoßen auf: „So ist das also! Warum sagen Sie nicht gleich, das Sie mich ficken wollen und reden so lange um den heißen Brei herum? Denken Sie etwa, ich bin blöd?“

„Ja, okay, du hast ja recht! Ich würd dich gern ficken! Ich bin halt ein wenig schüchtern, was das angeht!“

Nick Felton geriet in helle Aufregung. Da stand dieser unglaublich gutaussehende Typ vor ihm und hatte obendrein gerade durchblicken lassen, es mit ihm tun zu wollen. Aber dann stellte der sich so verbohrt an. Doch er wollte sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, hatte Angst ihn nicht wiederzusehen. Und so geriet der anfänglich so coole Assistent plötzlich ins Stottern.

Justin folgte ihm zu dem Tisch, auf dem ein Telefon stand, während Nick eilig eine Nummer wählte und ihm dann den Hörer hinhielt.

Eine Frauenstimme meldete sich.

„Ja, hallo. Mein Name ist Justin Farr. Ich bin Schauspieler und auf der Suche nach einigen interessanten Filmrollen. Ich habe Ihre Nummer von Nick Felton bekommen. Ich will die Art von Filmen, die er hier macht aber nicht spielen. Das ist billiger Mist! Bitte, können Sie mir helfen, ernsthafte Rollen zu bekommen?“ Er glaubte ein ersticktes Lachen zu hören.

„Das ist wunderbar, Mrs. Tillman! Sie können sicher sein, dass ich da sein werde!“

Nick Felton stierte ihn unwirsch an und schäumte beinahe über vor Ungeduld. „Nun, was ist? Was hat sie gesagt?“

Nick jubelte und klopfte ihm freudig auf die Schulter. „Na, das ist doch wunderbar! Habe ich dir nicht gesagt, dass ich dir helfen kann? Habe ich das, oder nicht?“

Nick blickte ihn flehend unter seinen struppigen Haaren hindurch an, die er sich zur Seite wischte. „Und? Habe ich dafür nicht eine kleine Belohnung verdient?“

„Aber nur eine Kleine!“, stimmte er zu.

„Na los!“, kommandierte dieser schon wieder mutig, als er zu Justin zurückging.

Justin grinste und war dem Gedanken auf einmal gar nicht mehr so abgeneigt. Warum sollte er sich dieses kleine Vergnügen entgehen lassen, wenn es sich ihm schon anbot? Nick mochte ja vielleicht sogar ein ganz netter Kerl sein. Aber das wollte er gar nicht herausfinden. Er würde ihn nach dieser Nummer ohnehin nicht wiedersehen. Er ging zu dem Sofa, setzte sich und zog seine Schuhe aus, damit er besser aus seiner Jeans steigen konnte. Nick blieb vor ihm stehen, ließ ihn keinen Moment lang aus den Augen und zog sich selbst dabei die Hose runter. Justin blieb nicht verborgen, dass der junge Assistent ihn mit seinen begierigen Blicken regelrecht verschlang. Und als er mit bereits halbsteifem Glied vor ihm auf dem Sofa saß, gab es für Nick Felton kein Halten mehr! Er sprang neben Justin auf das Polster und begann ihm mit gierigen Händen erst über die muskulösen Arme, dann über die Brust zu fahren. Hektisch, manisch, voller Verlangen, das ihm allmählich außer Kontrolle geriet. Er rutschte vor Justin auf die Knie und versenkte lustvoll stöhnend sein Gesicht in seinem Schoß. Justin spürte dessen Zunge, wie sie über seinen immer steifer werdenden Schaft schleckte. Dann sprang der wilde Assistent plötzlich auf, warf sich neben ihm über die Lehne des Sofas und beugte sich weit darüber hinweg.

Justin stand auf und nahm seinen vom Speichel des verrückten Assistenten ganz nassen und längst harten Ständer in die Hand und trat dicht an dessen blanke Kehrseite heran. Er zögerte nicht lange. Sein Ritt im Arsch des jungen Assistenten war schonungslos und brutal. Immer wieder stachelte dieser ihn dazu an, es ihm doch noch härter zu besorgen. Justin tat sein Bestes, diesem Wunsch nachzukommen. Wenige Minuten später verzierte ein Muster aus milchigem Sperma das rote Polster des Sofas, als Nick Felton darauf hernieder sank. Und Justin fügte diesem noch einige Muster mehr hinzu, als er seine Lust mit ein paar schnellen Handgriffen gleichfalls zum überschäumen brachte. Der junge Assistent rutschte hastig von dem Sofa herunter und kniete sich vor Justin hin, als er diese „Verschwendung“ mit ansah. Es gelang ihm, noch einige letzte Spritzer mit seinem Mund aufzufangen, ehe Justin seine Lust zur Gänze befriedigt hatte. Dann sank er neben Justin hin und umklammerte dessen Oberschenkel fest mit seinen beiden Armen.

Justin fand diese übertriebene Art des Anbiederns geradezu lächerlich. Er riss sich von Felton los. Dann packte er ihn an den Schultern, zog ihn kraftvoll auf die Beine und stieß ihn mit einem Schwung nach hinten auf das Sofa. Eilig begann er sich dann seine Sachen wieder anzuziehen.

Nick Felton blickte ihn entgeistert an. Als Justin Jeans und Schuhe wieder anhatte, ging er zur Tür und schloss diese auf. Felton hatte nachlässigerweise den Schlüssel stecken lassen. Er zog sich sein Ripphemd über und stopfte sich das Oberhemd einfach in seine Hosentasche. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Studio. Ging vorbei an der aufgetakelten Empfangsdame, die ihm einen schiefen Blick über den Rand ihrer Brille hinterher warf.

Nichts anderes hatte Justin vor. Viel wichtiger für ihn war der Termin. Dafür hatte sich dieses kleine, dreckige Abenteuer dennoch gelohnt.