cover
Lailah Voltaire

Diary of pain

Elay & Heaven





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

London, der 11. Juli 2013

Schwerfällig öffne ich meine Augen.

Es ist hell. Viel zu hell.

Das Licht der Straßenlaternen blendet mich schmerzhaft und zwingt mich erst einmal dazu, die Lider wieder zu schließen.

Mein Kopf dröhnt. Meine Augen sind träge.

Wo bin ich? Was ist in den letzten Stunden nur passiert? Hat er mich tatsächlich gehen lassen oder bin ich schon längst tot, und dies hier ist nur die lang ersehnte Erlösung?

Schützend halte ich den Arm vor mein Gesicht, damit das einfallende Licht in meinen Augen nicht so wehtut. Schmerz durchströmt meinen Körper. Schmerz, den ich in den letzten Tagen kaum mehr gespürt habe, doch jetzt scheint er stärker denn je. Meine Arme, meine Beine, alles fühlt sich so schwer an. Ich kann mich kaum mehr bewegen. Jede einzelne Regung scheint unmöglich.

Es dauert eine ganze Weile, bis meine Augen sich an das Licht gewöhnt haben und ich erkennen kann, wo ich mich gerade befinde. Ich kenne diese Stelle nur zu gut. Es ist dieselbe Stelle, an der er mich überfallen und verschleppt hat. Die Stelle, an der mein Unglück seinen Lauf genommen und an der er mir nach Tagen der Hölle und Qual endlich wieder die Freiheit geschenkt hat.

 

 

1

Elay

Ein Jahr später …

Mit einem Lächeln im Gesicht stehe ich an diesem Tag sehr früh auf. Die ganze Woche über freue ich mich schon darauf, denn heute darf ich endlich, nach zwei verdammt langen Wochen, meine kleine Tochter wiedersehen. Meine kleine, süße Elena. Drei Jahre alt und ein richtig kleiner Sonnenschein mit kurzen, blonden Haaren und strahlend braunen Augen. Seit ich mich vor ein paar Monaten von ihrer Mutter getrennt habe, sehe ich sie nur noch selten. Jasmin, meine Ex, hält sie mir, so gut sie kann, vor und besteht darauf, dass es nur die vom Jugendamt vorgeschriebenen Termine gibt, zu denen ich sie sehen darf. Zwar habe ich sie dann das ganze Wochenende über, aber wenn man bedenkt, dass ich sie sonst jeden einzelnen Tag um mich hatte, scheint diese Zeit fast schon verschwindend gering zu sein. Manchmal glaube ich, es wäre besser gewesen, wenn Jasmin niemals schwanger geworden wäre. Aber wenn ich dann in die leuchtenden Augen meines kleinen Engels sehe, weiß ich, dass alles gut ist, wie es ist. Ich möchte die kleine Maus unter keinen Umständen mehr missen. Auch wenn ich mit meinen damals erst siebzehn Jahren noch viel zu jung für ein Kind gewesen bin. Aber heute, drei Jahre später, versuche ich ihr der beste Vater zu sein, den man sich nur vorstellen kann, und das, obwohl mir Jasmin so manches Mal Steine in den Weg legt.

Mein Herz macht einen Sprung, als es gegen 9:00 Uhr an der Wohnungstür klingelt. Sie ist da. Endlich.

„Hey kleine Maus.“ Ich nehme sie in meine Arme und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Stand die Haustüre schon wieder offen?“

„Nein, mir kam nur wieder dieses komische Weib entgegen. Du weißt schon, dieses kleine Emo–Mädchen. Beängstigend. Ich hoffe nur, du passt auf, dass Elena nicht in Kontakt mit dieser … kommt“, antwortet Jasmin mir kühl, und schafft es mal wieder binnen Sekunden, dass ich sofort von ihr genervt bin.

Ich schüttle seufzend den Kopf, da ich ein weiteres Mal nicht glauben kann, dass sie so auf das Äußere eines Menschen bedacht ist. Ja, das Mädchen ist komisch, das kann ich nicht abstreiten, aber muss sie immer wieder aufs Neue darauf herumreiten? Schon vor zwei Wochen war sie ihr begegnet. Da war sie gerade mit so einem seltsamen Typen in die Wohnung unter mir gezogen. Natürlich muss ich zugeben, dass mir die beiden auch suspekt sind. Sie selbst redet mit keiner Menschenseele ein Wort, versteckt sich in der Kapuze ihrer täglich wechselnden Hoodies und sieht immer auf den Boden, wenn man ihr entgegenkommt. Er dagegen ist unglaublich freundlich und aufgeschlossen, grüßt immer, wenn ich ihm im Hausflur begegne. Keine Ahnung, was das für komische Leute sind, aber vom Prinzip her ist es mir auch vollkommen egal. Warum also muss sie jetzt wieder so ein Problem daraus machen?

„Keine Sorge. Elena und ich gehen gleich zusammen auf den Spielplatz im Park. Nicht wahr?“, frage ich sie lächelnd und bekomme ein aufgeregtes Quietschen als Antwort, bevor sie sich wild gestikulierend von meinem Arm herunterschlängelt und in die Wohnung rennt.

„Ich hole sie am Sonntagabend wieder ab. Punkt 18:00 Uhr und keine Minute später.“

„So wie immer also.“

Sie ist noch keine fünf Minuten hier und ich bin jetzt schon genervt von ihrer Art. Manchmal frage ich mich, was ich an dieser Frau überhaupt geliebt habe. Sie ist so oberflächlich und materiell eingestellt, dass es schon nicht mehr schön ist. Als ich ihr vor einem knappen halben Jahr erzählt habe, dass ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann beginnen werde, anstatt mit einem Studium anzufangen, ist sie vollkommen ausgerastet. Hauptsächlich ging es ihr darum, dass man in so einem Job nicht viel verdient und ich doch lieber Medizin oder Jura studieren sollte. Ich meine, ist ja nicht so, dass ich es nicht gekonnt hätte, aber es kam für mich eben nicht infrage. Und ich glaube, das war der Punkt, an dem sie sich schlichtweg zum Negativen gewandelt hat. Urplötzlich ging es nur noch um Geld, ihr Äußeres und das, was Andere über sie denken. Das war letztendlich der Grund, warum ich mich von ihr getrennt habe. Es ging nun mal nicht mehr, auch wenn es mir für das Kind unendlich leidtut. Es ist immer besser, wenn so ein kleiner Zwerg beide Elternteile um sich herum hat. Doch in unserem Fall ist es wohl besser, wir leben getrennt voneinander, denn Elena hat genauso wenig etwas davon, wenn wir uns ununterbrochen streiten. Damit ist niemandem geholfen.

„Halt dich daran, ansonsten siehst du sie überhaupt nicht mehr.“

„Kannst du mal bitte aufhören, mir ständig zu drohen? Ich behandle sie doch gut. Was willst du denn von mir?“

„Dass du dich an die Regeln hältst, Elay. Ansonsten kann ich auch ganz anders.“

„Ich weiß, wie du kannst, Jasmin. Das musst du mir nicht ständig auf die Nase binden. Und jetzt gib mir ihre Tasche, ich möchte das schöne Wetter mit ihr ausnutzen.“

Sie hält mir die Tasche hin, die ich ihr genervt aus der Hand nehme. Ist es zu viel verlangt, dass sie nur ein einziges Mal verschwindet, ohne mir große Vorhaltungen zu machen?

„Wenn etwas ist, dann melde dich, und ich hole sie ab.“

„Es wird schon nichts sein. Ich bin ihr Vater und ich weiß, wie ich mit ihr umgehen muss. Bis dann, Jasmin.“

Ohne auf ihre Antwort zu warten, schließe ich die Türe und gehe zurück in meine Wohnung. Meine eigenen vier Wände, die ich mir in den letzten Monaten mühevoll aufgebaut habe und in denen ich mich mehr als nur wohlfühle. Ich weiß selbst, dass ich nicht allzu viel habe, doch ich habe mir zumindest das möglich gemacht, was mit meinem mickrigen Ausbildungsgehalt möglich gewesen ist. Eine kleine Zweizimmerwohnung auf gerade einmal fünfzig Quadratmetern. Ein kleines Schlafzimmer, Wohnzimmer mit integrierter Küche und ein Mini–Bad nenne ich mein Eigen – und ich bin verdammt stolz darauf. Auch wenn mein Wohnzimmer mehr einem Kinderzimmer gleicht als etwas Anderem. Ich liebe es so, wie es ist.

Genau wie meine kleine Elena, die gerade freudestrahlend vor mir steht und mich mit ausgestreckten Ärmchen auffordert, sie hochzunehmen.

„Mami weg?“, fragt sie mich mit quietschender Stimme.

„Ja, Mami ist weg. Aber weißt du, was wir beide jetzt machen?“ Sie schüttelt ihren kleinen Kopf und schmeißt dabei lustig ihre Haare durch die Gegend. „Wir beide gehen jetzt gleich in den Park auf den großen Spielplatz. Was hältst du davon?“

„JAAA!“, schreit sie laut und springt mir förmlich vom Arm, nur um zurück zu ihren Spielsachen zu laufen und ihren kleinen Eimer samt Schaufel zu holen, den sie immer mit dorthin nimmt.

Es ist schön immer wieder zu sehen, wie man dieses Kind mit Kleinigkeiten glücklich machen kann, und ich finde, so sollte es bei jedem Menschen sein.

 

* * *

 

Gute zwanzig Minuten später sitze ich auf einer kleinen Parkbank vor dem Spielplatz und lasse mich von der Sonne wärmen. Ich sitze gerne hier, genieße die Ruhe und lasse die Seele baumeln. Warum auch immer, es kommt kaum jemand hierher, dabei ist der Spielplatz wirklich wunderschön und mitten im Park auch noch weit abgelegen vom nervigen Alltagslärm. Dennoch sind nur vereinzelte Kinder hier, toben mit Elena über das kleine Klettergerüst oder spielen mit ihr im Sand. Sie fühlt sich wohl hier, und das ist für mich das Allerwichtigste.

„Elena? Schatz, kommst du? Wir gehen wieder nach Hause.“

Mittlerweile sind wir seit über zwei Stunden hier und es wird Zeit, dass wir zurückgehen, damit die Kleine ihr Mittagessen bekommt. Dass sie natürlich nicht einverstanden sein wird, damit habe ich durchaus schon gerechnet.

„Will nicht!“, gibt sie böse zurück, womit sie mich mit sofortiger Wirkung zum Schmunzeln bringt.

Es ist so süß, wenn sie ihren Lippen zu einem Schmollmund verformt und ihre Händchen in die Hüften stemmt. Kombiniert mit ihrem frechen Bobhaarschnitt, sieht sie unendlich urig aus.

„Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag noch einmal hierherkommen? Aber erst essen wir beide Spaghetti mit Tomatensoße und machen einen kurzen Mittagsschlaf. Okay?“

„Aber ich habe was gefunden …“

„Das kannst du mir doch später auch noch zeigen, Süße“, versuche ich ihr liebevoll zu verstehen zu geben, was sie aber natürlich nicht interessiert.

„Nein, jetzt!“, sagt sie bestimmt und dreht sich von mir weg, rennt in die andere Ecke des Spielplatzes.

Lachend laufe ich ihr hinterher, schnappe sie und drehe sie ein paarmal wie ein Flugzeug in der Luft. Schreiend lacht sie auf, wedelt wild mit den Füßen in der Luft herum.

„Was hast du denn gefunden, kleine Maus?“, frage ich sie sanft und stelle sie zurück auf den Boden.

„Da, guck!“ Sie zeigt mit ihren kleinen Händen in Richtung des Grabens, der auf dieser Seite des Spielplatzes verläuft, und eilt direkt zu der Stelle, an der sie ihr Fundstück hat liegen lassen. „Ein Buch, Papi.“

Aufgeregt kommt sie tatsächlich mit einem Buch zu mir zurückgerannt. Ein Buch, in eine durchsichtige Plastikhülle verstaut, vermutlich, damit es nicht dreckig wird. Beim näheren Betrachten muss ich feststellen, dass es sich weniger um ein richtiges Buch als um einen Notizblock handelt. Nur langsam ziehe ich es aus der Hülle, weil ich das Gefühl habe, hier nicht irgendetwas Belangloses in meinen Händen zu halten. Warum, das kann ich nicht einmal genau sagen. Doch mein Gefühl soll sich wenige Sekunden später bestätigen.

Es ist ein Tagebuch, eingebunden in schwarzem Samt, mit vielen kleinen Steinchen drauf.

Ich öffne die letzte Seite und lese die verfassten Sätze. Mit jedem Wort, das ich erblicke, weiten sich meine Augen immer mehr vor Entsetzen. Geschrieben am 11. Juli 2013. Also vor fast einem ganzen Jahr.

 

Du hast mich getötet.

Jeden Tag aufs Neue. Stück für Stück hast du alles in mir zerstört.

Innerlich. Seelisch. Emotional.

Es gibt nur noch eines, das ich mir in diesem Moment wünsche.

Ich möchte sterben. Ich möchte, dass du dem allen hier ein Ende bereitest und ich endlich nicht mehr diesen Schmerz spüren muss. Schmerz, den ich nicht mehr aushalte, weil ich ihn nicht mehr ertragen kann. Schmerz, der nie, nie wieder vergehen wird.

Ich möchte nur noch sterben …

 

* * *

 

Erschöpft lasse ich mich an diesem Abend auf meine geliebte Couch fallen. Ich lehne meinen Kopf nach hinten und schließe einen Moment lang die Augen, muss erst einmal durchatmen. Elena und ich waren den ganzen Tag draußen und das nicht nur auf dem Spielplatz. Eis essen, Fahrradfahren, Ballspielen. Das sind nur wenige Dinge von denen, die heute auf dem Programm standen, und wenn ich ehrlich bin, dann bin ich froh, dass sie nun endlich zufrieden in ihrem Bettchen liegt und schläft. Es macht mir nichts aus, mich um sie zu kümmern, aber es gibt da noch etwas Anderes, was mir den ganzen Tag über keine Ruhe gelassen hat - Dieses Tagebuch!

Seit Stunden starre ich immer wieder darauf, hätte es am liebsten sofort, nachdem wir wieder zu Hause waren, in meine Hände genommen und gelesen. Doch ich wollte warten, bis Elena schläft, da ich nicht weiß, was mich überhaupt erwartet. Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist nach den letzten Sätzen wohl nichts Gutes zu erwarten, und das bereitet mir unglaubliche Bauchschmerzen.

Ich setze mich ein Stück weit auf, nehme es vom Tisch und lehne mich wieder nach hinten an die Couch. Sanft streichle ich mit der flachen Hand über das weiche Samt, das das Buch umhüllt und ihm irgendwie etwas Geheimnisvolles gibt. Es ist erstaunlich, wie gut es noch aussieht. Aber das liegt vermutlich daran, dass es in diese Plastikhülle eingewickelt war. Zum Glück.

Ich bin gespannt, welche Geheimnisse dieses Buch in sich trägt. Aber auf der anderen Seite keimt in mir eine Abscheu auf, die mich fast davon abhält, es aufzuschlagen. Die letzten Sätze haben mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen möchte, was dem- oder derjenigen tatsächlich zugestoßen ist.

Dennoch siegt nach einer ganzen Weile meine Neugier, die mich mit zitternden Händen die erste Seite aufschlagen lässt. Schon die ersten Worte lassen meinen Atem stocken und nur ansatzweise erahnen, was mich auf den nächsten Seiten Grauenvolles erwartet.

 

Tag 1

Angst.

Ich habe solche Angst.

Angst, die ich nicht in Worte fassen kann, genauso wenig wie das, was gerade in mir vorgeht.

Ich wurde entführt. Von wem? Das weiß ich nicht.

Ich konnte dich nicht erkennen, da du mit einer schwarzen Sturmhaube maskiert warst, wie sie Bankräuber immer benutzen.

Alles, was ich weiß, ist, dass ich das, was du mir antust, in dieses Buch hier schreiben soll. Warum? Auch diese Frage kann ich mir nicht beantworten, dennoch habe ich das Gefühl, dass es besser ist, deinen Worten Folge zu leisten, und genau deswegen sitze ich jetzt hier vor diesem Buch und versuche, meine Gedanken wieder ins Reine zu bringen.

Es ist wie in einem schlechten Film.

Ich war doch nur auf dem Rückweg von meiner Geburtstagsfeier und dann … dann wurde ich plötzlich brutal zur Seite gerissen und mit dem Kopf auf den Boden geschlagen. Das ist das Einzige, was ich noch weiß, ansonsten ist alles schwarz, bis ich in diesem Raum hier aufgewacht bin.

Ein Raum, der mehr an ein Gefängnis erinnert als an etwas Anderes.

Ein altes Klappbett steht in der hinteren Ecke des Raumes, auf dem einzig und allein eine ebenso alte Wolldecke liegt. Eine heruntergekommene Campingtoilette und ein alter, kaputter Holztisch befinden sich ebenfalls im Raum. Nicht einmal ein Fenster mit Tageslicht gibt es. Einzig und allein eine kleine Luke, durch die vermutlich ein wenig Luft gelangt, damit ich hier drin nicht ersticke.

Was willst du nur von mir?

Warum soll ich alles, was hier passiert, in dieses Buch schreiben?

Das macht doch alles keinen Sinn.

Ich meine, warum sollte man mich entführen? Ich habe nicht einmal mehr Eltern, denen man eine große Summe Lösegeld abnehmen könnte. Wozu also das Ganze?

Du bist so beängstigend.

Mindestens eineinhalb Köpfe größer als ich, muskulös, breit.

Selbst wenn ich versuchen würde, mich gegen dich zu wehren, hätte ich absolut keine Chance.

Ich habe solche Angst.

Angst davor, du könntest wieder gewalttätig werden, und ich bin mir fast sicher, dass du es wirst.

Doch die größte Angst ist, nicht zu wissen, was als Nächstes passieren wird. Nicht zu wissen, warum ich hier bin und was du als Nächstes mit mir vorhast. Das ist alles … MIST!

 

* * *

 

Tränen tropfen auf dieses Stück Papier, während ich versuche, mit zitternden Händen diese Worte zu verfassen.

Mir ist schlecht. Mein Herz schlägt mir immer noch bis zum Hals.

Nachdem du eine ganze Weile lang nicht mehr hier gewesen bist, bist du plötzlich und unerwartet doch wieder aufgetaucht.

Du standest vor mir, und obwohl ich bis auf deine Augen nichts von dir erkannte, konnte ich unter der Maske dein hämisches Grinsen erahnen. Kein Wort hast du herausgebracht, sahst mich eine ganze Weile lang einfach nur an, bevor du plötzlich anfingst, deinen Gürtel und die Knöpfe deiner Hose zu öffnen.

Automatisch rückte ich nach hinten an die Wand. Ich wollte das nicht. Nein, du durftest das nicht tun.

Brutal hast du an meinen Haaren gerissen und mich mit einem Ruck zu dir zurückgezogen. Mittlerweile hattest du dich vor mir entblößt und ich wusste genau, was du von mir wolltest.

Dein Schwanz stand wie eine Eins.

Es erregte dich anscheinend, dass ich Angst vor dir hatte.

Es fällt mir so unendlich schwer, diese Worte hier zu schreiben. Denn ich weiß, dass es mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass du es versuchst. Dass du versuchst, mich dazu zu zwingen, dir einen zu blasen. Denn genau das hast du getan. Immer und immer wieder hast du mein Gesicht an deinen Schritt gedrückt. Mir wurde auf der Stelle schlecht. Fest presste ich meinen Mund und meine Augen zusammen, versuchte mein Gesicht wegzudrehen. Ich flehte dich an, mich in Ruhe zu lassen, doch das löste nur das Gegenteil in dir aus. Grob hast du erneut an meinen Haaren gerissen und mich mit einem Mal brutal mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Ich fiel zurück aufs Bett, hielt mir den Kopf vor Schmerzen und wimmerte, aber es interessierte dich nicht. Stattdessen hast du mir einen erneuten Schlag mitgegeben und mir mit der Faust mit voller Wucht in den Bauch geschlagen. Erst dann hast du von mir abgelassen und den Raum verlassen.

Hemmungslos fing ich an zu weinen, während mich der Schmerz komplett in die Knie zwang.

Warum nur tust du mir das an?

Warum machst du das mit mir?

Ich habe Angst. Solch verdammte Angst.

Und ich weiß ganz genau - Du wirst schon bald wiederkommen.

 

Mit klopfendem Herzen klappe ich das Buch zu, muss erst einmal tief durchatmen. Das ist … Scheiße! Wenn das, was in diesem Buch steht, genauso passiert ist, dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich bin so aufgewühlt, durcheinander und zu kaum einem Gedanken mehr fähig. Es geht mir so nah, dennoch kann ich es jetzt nicht einfach zur Seite legen. Ich muss wissen, was als Nächstes geschieht.

 

Tag 2

Ich will hier raus.

Bitte, hol mich jemand hier raus.

Du warst da. Natürlich warst du das und das gleich zweimal.

Beim ersten Mal hast du mir nur ein Glas Wasser gebracht, aber dann …

Ich will es nicht aufschreiben.

Ich will es nicht noch einmal durchleben müssen, aber ich muss. Ich habe keine andere Wahl.

Das hast du mir mehr als nur deutlich gemacht.

Ich habe solche Angst vor dir.

Ich weiß nicht, wie spät es war, als du das zweite Mal aufgetaucht bist. Mittlerweile weiß ich ja nicht einmal mehr, ob wir Tag oder Nacht haben, doch wen interessiert das schon.

Du hast mich so sehr gedemütigt, wie man es sich wohl kaum vorstellen kann. Du zerbrichst mich immer mehr, doch mir ist bewusst, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass du mir dies antun wirst.

Du hattest ein Messer bei dir.

Ein Messer, das du mir bedrohlich an den Hals gehalten und in die Haut gedrückt hast.

Schmerz, der aber nichts war im Vergleich zu dem, was du mit mir gemacht hast.

Meine Hände hast du mit Kabelbindern am Metallrahmen des Bettes festgebunden und zwangst mich vor dir auf die Knie. Ich wusste genau, dass es kein Zurück mehr gibt, und ich wusste ebenso, dass ich dir jetzt das geben musste, was du von mir verlangen würdest.

Und wage es nicht, auf irgendwelche dummen Gedanken zu kommen!“, flüstertest du mir bedrohlich entgegen, während du, wie schon am Vortag, den Gürtel und die Knöpfe deiner Jeans geöffnet und sie nach unten gezogen hast.

Schon allein bei dem Geruch, der mit entgegenkam, musste ich gegen den Würgereiz kämpfen, der in mir aufstieg. Doch was dann kam, übertraf meine schlimmsten Alpträume und alles, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt hatte.

Brutal hast du deinen Schwanz in meinen Mund gestoßen. Meinen Kopf hast du so fest an dich gedrückt, dass ich dich komplett in mir aufnehmen musste. Mein Magen zog sich zusammen. Ich war kurz davor, mich zu übergeben. Tränen liefen mir stumm über die Wangen, während du fest an meinen Haaren gezogen hast, um mich in Position zu halten.

Du hast meinen Mund gefickt.

Immer und immer wieder.

Brutal. Grob. Ohne Rücksicht.

Fest kniff ich meine Augen zusammen, verharrte und bewegte mich kein Stück mehr.

Ich wollte nur noch, dass es vorbei wäre. Ich wollte auf der Stelle sterben.

Meine Knie waren kaum mehr in der Lage, mich zu halten. Ich drohte ununterbrochen zusammenzubrechen. Doch die Angst vor dir und dem, was du noch mit mir tun könntest, war zu groß, um irgendetwas gegen dich zu unternehmen.

Ich ließ es über mich ergehen. Gefühlte Stunden, bis du schließlich stöhnend und keuchend, mit festen Stößen in mir kamst. Du hast mich gezwungen zu schlucken und dachtest gar nicht erst daran, mich wieder loszulassen. Gewaltsam hast du mich immer wieder gegen dich gepresst. So lange, bis ich selbst den letzten Tropfen in mir aufgenommen hatte. Dann hast du von mir abgelassen.

Mein Kopf sank kraftlos zu Boden, während ich mich im nächsten Moment unaufhaltbar übergeben musste. Ich vernahm noch dein leises Lachen, bevor ich nicht nur seelisch sondern auch körperlich vollkommen in mir zusammenbrach.

Ohne mich von meinen Fesseln zu lösen, verließt du den Raum. Du hast mich einfach auf dem kalten Boden sitzen gelassen wie ein benutztes Stück Fleisch, und mit den Folgen deiner Tat hast du mich zurückgelassen.

Verzweifelt. Verletzt. Gedemütigt. Am Ende.