Henry

Henry, dich würde ich am
Geruch erkennen

Mein langer Weg und einsamer Kampf gegen
die Alkoholsucht

Henry, dich würde ich im Dunkeln am Geruch

erkennen!

Mein langer und einsamer Kampf gegen die Alkoholsucht!

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Nachwort

Prolog

Beim Blick in den Spiegel wurde mir bewusst: Henry, du bist Alkoholiker. Du kannst nicht mehr ohne Alkohol zu Recht kommen. Sobald dein Alkohol Spiegel sich dem Ende neigt, setzt der Entzug ein. Im innersten meldet sich der Magen, das große Würgen setzt wieder ein. Da genügen 2 kleine Schlucke aus dem Flachmann, und die Welt ist wieder in Ordnung. Meine Welt, nicht die Welt meiner lieben. Grausam, Henry warum bist du so schwach, öst dir nicht helfen von deinen Lieben, die dir immer sagen, du trinkst zu viel, bist Alkoholiker. Geh in ein Krankenhaus. Aber diese Ratschläge haben mich nur darin bestärkt, noch mehr zu trinken. Ein Alkoholiker hört nicht auf andere. Der Anstoß nach Hilfe muss von ihm selbst kommen.

Dieses Buch ist aus einer Laune heraus entstanden. Ich wollte meine Trinkerei aufarbeiten und gleichzeitig meiner lieben Frau danken für die Mühe und Sorgen, die sie mit mir gehabt hat. Nicht nur die Sauferei, nein, dazu kamen auch noch die vielen Operationen, bei denen sie mir immer Bedingungslos zur Seite stand. Sie hat meine Trinkerei zwar verdammt, logisch oder? aber zu mir gestanden, die ganzen Jahre. Zwar oft mit Scheidung gedroht, es aber nie vollzogen. Natürlich hätte ich sie verstanden, wenn sie es durchgezogen hätte, aber das hätte einen Trinker, wie mich, in dem Moment nicht interessiert. Klinkt hart, aber es ist die Wahrheit.

Man muss sich als Trinker selbst aus dem Sumpf befreien, alle Tiefen des Lebens erlebt haben, nur dann kommt man zur Besinnung, oder man zieht es bis zum bitteren Ende durch. Leider! Das reden anderer ging an mir einfach vorbei, wie Schall und Rauch. Wie oft haben Bekannte zu mir gesagt, Henry du trinkst zu viel Alkohol. Überdenk das mal. Ich habe auch gelesen, dass bei einem Rausch Millionen von Gehirnzellen absterben. Da ich aber laut meiner Lieben kein Gehirn mehr besitze, durch mein vieles Trinken, kann logischerweise auch nichts mehr absterben. Das kann man nachvollziehen, oder? Recht hat sie aber ja, doch es war für mich nicht maßgebend. Nein, aber das soll bei jedem Rausch der Fall sein. Immer wieder sterben Millionen von Gehirnzellen ab. Aber wenn ich ehrlich bin, so einen Rausch hatte ich eigentlich nie. Bei mir musste ein Punkt erreicht sein, dann war es gut. Ich glaube das nennt man Pegel-trinken. Gott sei Dank weiß niemand so genau wie viele er davon besitzt, oder wäre es vielleicht sogar ein Segen, damit man rechtzeitig mit dem Trinken aufhört.

Das heißt, bei mir konnten es jedes Mal nur so 3-4 Gehirnzellen gewesen sein, glaube ich. Mein Trinken ging nur eben bis zu einem sogenannten Pegel, wo ich mich gut fühlte, irrtümlicher Weise natürlich. Das dauerte dann so lange bis mein Körper sagte, hi Henry, ich brauche neuen Stoff. Und das sagt dir dein Körper unter Garantie. Da mir dieses Gefühl zuwider war, bekam er seinen Stoff, in Form von einem Beschleuniger, sprich Flachmann. Ein Leben wie es beschi…. nicht sein konnte. Beruhigend, ich war unter Alkohol-einfluss nie Gewalttätig, sondern wurde einfach nur müde.

Kapitel 1

Ein Leben entlang des Abgrundes. Ich brauchte nur noch auf den großen Knall zu warten, der mein Leben und das meiner Lieben zerstörte. An gesundes Schlafen war auch nicht zu denken. Zwei Stunden und dann war ich wieder wach. Man hat keinen erholsamen Schlaf, wenn der Alkohol das Leben bestimmt. Im ersten Moment kann man hervorragend einschlafen, wird aber schnell wieder wach. Dann war es so, dass ich wieder daran erinnert wurde, dem Körper seinen Alkohol wieder zu zuführen, ein böser Traum, aus dem ich erwacht bin. Der Alkohol bestimmte mein Leben. Meinen Beruf als Seehafenspediteur habe ich geliebt, sogar noch, als man mir nach dem Fall der Mauer den Stuhl vor die Tür stellte. Denn ab dem Moment kam keine to (to=1.000kg) Stahl mehr aus der ehemaligen DDR.

Es dauerte dann noch 2 Jahre bevor man mir den Stuhl vor die Tür stellte, als Leitender Angestellter, in meiner Fima. Man hatte mir freigestellt, gleich zu gehen. Ich habe bis zum letzten Arbeitstag gearbeitet. Arbeitsgericht, Abfindung, das war es dann. Danach hat es weitere 3 Jahre gedauert, bis ich nachts nicht mehr von der Firma geträumt habe. D a war ich 52 Jahre alt. Ich habe überwiegend Stahl in die ganze Welt für einen Konzern verschifft. Dieser Stahl kam aus der ehemaligen DDR, von drüben, wie man so schön sagt. Nach dem Fall der Mauer, zum Wohle Deutschlands. Aber in dem Moment hätte ich alles dafür gegeben, wenn die Mauer noch gestanden hätte. Am besten noch 2 Meter höher. Ist natürlich Blödsinn, das Schicksal eines einzelnen mit den Menschen drüben zu vergleichen. Das war schon alles in Ordnung so. Die ehemalige DDR hatte den Stahl zu Tiefstpreisen verkauft um an Devisen zu kommen. Dadurch konnte der Konzern auf dem Weltmarkt tolle Preise anbieten. Der Stahl war gut, aber die Werke waren marode, so dass sie geschlossen werden mussten. Ich war mit 52 Jahren zu alt, um einen neuen Job in meiner Position zu finden. Ich viel in ein tiefes Loch, und habe aus Verzweiflung noch mehr als vorher getrunken.

Danach Operation! Ich hatte Schwierigkeiten beim Gehen, schwankte wie unter Alkoholeinfluss. Wenn ich am Stehtisch eine Wurst gegessen habe, flog mir manchmal der Tisch entgegen. Grausames Spiel, was das Schicksal mit mir spielte. Jetzt hatte ich ja Zeit mich um meine Gesundheit zu kümmern, vorher war ja die Firma für mich immer wichtiger. Hielt mich für unersetzbar, als Leitender Angestellter. Aber man ist auch dann nur eine Nummer.

Mir wurde ein Shunt (Shunt= Ventil) im Kopf eingesetzt, damit das Gehirnwasser ablaufen kann. Von dem Ventil in meinem Kopf geht ein dünner Schlauch unter der Kopfhaut hinunter bis in meinem Magen. Wenn also das Gehirnwasser auf das Ventil drückt, öffnet sich dieses und das Wasser kann abfließen. Ist das nicht eine tolle Erfindung? Das ist diese fiese Krankheit die bei kleinen Kindern früher dafür gesorgt hat, dass Sie einen Wasserkopf bekommen haben, über die die anderen Kinder sich ausschütten wollten vor Lachen. Das gibt es Gott sei Dank, Aufgrund der tollen Ärzte heute nicht mehr. Das wird heute schon so früh erkannt, dass das Baby bereits im Mutterleib operiert werden kann. Und das ist keine Hexerei, sondern die hohe Kunst der Chirurgie. Habe dadurch aber einen ständigen Druck im Kopf, ist aber immer noch besser als der Tod, da der ja meistens etwas Endgültiges an sich hat.

Meine liebste, als sie das hörte, bemerkte nur: so ein Gehirn hast du also auch. Warum habe ich das noch nicht gemerkt? Die Bemerkung hatte natürlich auf Grund meiner Sauferei Berechtigung. Da schweigt man aus Höflichkeit und denkt sich seinen Teil, da die Frau immer das letzte Wort hat, logisch, meine Herren, habe ich das richtig erkannt? Wie sich im nachherein herausstellte war es ein Glücksfall für mich, nach meiner Entlassung. Denn Henry hätte keinen Job mehr bekommen, der mich zufrieden gestellt hätte. Mir wurde also dieser Shunt im Kopf eingesetzt. Aufenthalt im Krankenhaus 6 Wochen stramm liegen. Mein Einwand, habe doch jetzt das Ventil, dann kann ich doch auch aufstehen. Gerne Herr Henry sagten Sie. Versuchen Sie es. Ich versuchte es, mir wurde sofort schwindelig und ich viel aufs Bett zurück.

Die Erklärung der Ärzte leuchtete mir ein. Das Gehirn muss sich erst auf das Ventil einstellen, da auf einen mal der Druck des Gehirnwassers nicht mehr da war. Sachen gibt’s, unglaublich. Danach Reha in Bayreuth, und nach den 6 Wochen( Die fast schönsten 6 Wochen meines Lebens in Bayreuth ) Das erzähle ich Ihnen später. Erwerbsunfähigkeitsrente mit 52 Jahren, auch von der Firma die mir in den Hi… getreten hatte. Das war wie ein Sechser im Lotto.

Dann, 2008 wurde ich aus dem Krankenhaus nach meinem Gehirnbluten entlassen, mit dem Vermerk im Bericht, Leberzirrhose. Ich weiß heute nicht mehr aus welchem Grund ich in dem Krankenhaus war. Aber ich bin in dem Krankenhaus so schwer gestürzt, dass ich Gehirnblutung bekam, ohne das die Ärzte es bemerkt haben, wohl wegen meinem Shunt im Kopf. Das wussten sie allerdings von meiner Frau. Das ist das erste was sie dem Krankenhaus mitteilt.

Meine Frau führt Buch über meine ganzen Operationen, Medikamente usw. Mit der gleichen Leber laufe ich auch 22 Jahre später noch rum. Muss wohl schon bei der Geburt, als Sohn von Eltern, die auch gerne getrunken haben, durch Vererbung, eine Sonderanfertigung meiner Leber gewesen sein, damit sie für mein späteres Leben, vorbereitet ist.

Ich habe auch nach meinem Gehirnbluten, und der Wiederherstellung meiner geistigen Fähigkeiten, wieder angefangen zu Trinken. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, nach so langer Zeit abstinent zu bleiben.

Nein das war nicht möglich.

Habe meinem Verlangen wieder nachgegeben.

Mich hat nach der Krankheit am meisten gewundert, dass alles was früher war, langsam in meinem Gehirn wieder in Erscheinung trat. Selbst die vielen Texte die wir im Shanty-Chor gesungen haben, fielen mir wieder ein. Ein Wunder!. Das ging dann ja noch munter weiter, mit der gleichen Leber. In dem Abschlussbericht des Krankenhauses stand: Der Patient, Herr Henry darf erst wieder Autofahren, wenn es durch einen Arzt genehmigt wird. Man hat wohl vermutet, dass mein Geist nicht mehr fähig sein würde, Auto zu fahren, nach der schweren Operation. Ich war wegen der Geschichte in drei Krankenhäusern. Davon habe ich allerdings nichts mitbekommen Eigentlich war das ja sehr praktisch, so etwas im Krankenhaus zu erleben. Nur es macht wenig Sinn, wenn es die Ärzte mit einer Handbewegung abtun, als wenn nichts gewesen wäre. Ist ja nur 3-mal gestürzt, aber er hat sich ja nichts gebrochen. Alles halb so schlimm.

Da habe ich es wieder meiner Frau zu verdanken, die beharrlich auf eine Untersuchung durch einen Neurologen bestand. Der stellte dann, nachdem eine CT gemacht wurde, erst fest, dass ich Gehirnbluten hatte. Da lag ich aber schon 3 Tage mit Gehirnbluten im Krankenhaus, bis ich ins Koma fiel.

Danach natürlich wieder mit dem trinken angefangen.

Anstatt die lange Zeit zu nutzen, mit dem Trinken aufzuhören, nein, Henry musste wieder weiter machen, wie vorher. Einfach nur traurig, und selbst für mich nicht nachvollziehbar.

Der Mensch ist schon ein komisches Geschöpf. Zu dem Zeitpunkt war ich 45 Jahre unfallfrei unterwegs. Da hatte ich aber auch schon über 30 Jahre getrunken, wenig am Anfang, aber dann langsam immer mehr. Aber während des Trinkens bin ich natürlich nicht gefahren. Wenn ich mit Kunden unterwegs war, ging es am Abend mit der Taxe nach Hause. Das passierte allerdings ziemlich oft, dass wir Besuch hatten aus ganz Deutschland, die ihr Material im Hafen vor Verschiffung noch einmal prüfen wollten, ob es den Anforderungen ihres Kunden im Ausland entspricht.

Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, dass ich besucht wurde, damit die Herren mal aus dem Büro kamen und sich Hamburg ansehen konnten , mit allem was dazu gehört. Sogar die Reeperbahn wollten die meisten sehen, Pfui. Natürlich kam ich dem Wunsch des Kunden nach, wie es sich als guter Gastgeber gehört.

Der Kunde wollte natürlich erst mal die Besichtigung durchführen, danach kam das Vergnügen. Es waren auch Ausländische Kunden dabei, die das Material besichtigen und abnehmen wollten. Die hatten in Ihren Verträgen mit meinen Kunden Vereinbarungen stehen für den Kauf von dem und dem Artikel. Ja, so laufen Geschäfte.

Wie heißt es so schön: Eine Hand wäscht die andere. Der Spruch traf zu in einigen Fällen.

Danach ging es dann mit der Taxe weiter, da ab diesem Zeitpunkt das Geschäftliche abgeschlossen war, und der Alkohol genossen werde konnte. Denn zu einem guten Essen gehörte das einfach dazu. Da konnte ich den Kunden natürlich beste Restaurants anbieten. Ja, und ab dem Zeitpunkt bestimmte meist der Kunde den weiteren Ablauf des Abends, man weiß ja schließlich was sich gehört.

Nach dem Besuch im Hafen ging der Tag mit dem Taxi weiter. Ohne Kunden konnte es passieren, dass ich nach der Arbeit noch einmal in unserem Ort eingekehrt bin, um einen kleinen Umtrunk zu nehmen. 2 Bier und der Ärger und Stress vom Tag war vergessen.

In dieser Kneipe traf man immer Menschen mit denen man noch ein wenig reden konnte, um abzuschalten. Nichts, über das man hätte länger nachdenken müssen.

Zu Hause fand man ja nicht die Ruhe, wie ich glaubte. Da waren die liebe Frau und zwei kleine Mädchen um den Mann bzw. Papa in Beschlag zu nehmen. Man ist nicht mehr in der Lage die Mengen an Alkohol zu kontrollieren.

Das ganze Denken ist auf das Trinken ausgerichtet. Nachdem ich transportfähig war, kam ich in die Reha. Durch die lange Reha, in der ich wieder Essen, Laufen und denken lernen musste. In meinem Kopf war zu dem Zeitpunkt absolute Leere.

Meine liebe Frau ist jeden Tag in die Reha gekommen und hat mich gefüttert, da das Personal die Zeit gar nicht hatte.

Das nenne ich Liebe.

Und das, wo ich durch meine Krankheiten auch so kaum Laufen konnte. Damals war mir nicht klar, was dieser Satz bedeutete.

Henry, Sie dürfen nicht mehr Auto fahren, erst nach Genehmigung durch einen Arzt.

So stand es im Abschlussbericht vom Krankenhaus, in dem ich zuletzt behandelt wurde, nach meinem Gehirnbluten. Wie verbohrt Ärzte sein können. Ich gehe später noch auf dieses Thema ein.

Ein klärendes Wort vorweg. Ich warne jeden, eine Entgiftung in Selbsthilfe zu Hause zu machen. Der Weg ist grausam. Ich habe gedacht, dass ich es nie schaffe. Aber das war mein Ausweg aus der Hölle Alkohol. In ein Krankenhaus wollte ich nicht mehr gehen, die hatte ich alle durch.

Alles in mir war in Aufruhr, ich dachte es reißt mir die Därme raus, aber mir hat es letztendlich geholfen. Ich habe gedacht, Henry das überlebst du nicht, einfach schlimm was ich durchgemacht habe in den 4-5 Tagen zu Hause.

Allerdings habe ich es vorher unter Ärztlicher Kontrolle 4 Mal versucht vom Alkohol ab zu kommen. Ich habe während dieser Zeit an alles Mögliche gedacht. Meinem Leben ein Ende zu bereiten, damit meine Frau endlich zur Ruhe kommt, und sich keine Sorgen mehr um mich machen muss. Das gleiche hatte ich später auch vor, als ich meinen Tinnitus bekam. Aber so etwas ist endgültig. Da kommt kein Zauberer mehr der einem hilft, wieder lebendig zu werden. Einen Suizid kann man auch als Feigheit auslegen. Außerdem hätte ich meiner lieben Frau damit noch mehr geschadet, denn unsere Versicherung hätte sich geweigert, bei Suizid zu zahlen.

Es ist vielleicht besser immer einen Arzt zu Rate zu ziehen, bei einer Entgiftung. Bei mir musste es wohl die Holzhammermethode sein, um vernünftig zu werden. Aber ich Wünsche jedem vom ganzen Herzen, dass er es nach dem Lesen meines Buches versuchen will, und es schafft, vom Alkohol ab zu kommen. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass der Weg bis dahin sehr dornig ist. Aber immer wieder Kopf hoch und es neu versuchen, auch wenn man erst mal wieder 1/2 Jahr oder 1 Jahr verstreicht lassen, und sich wieder dem Suff hingeben.

Es ist natürlich der Lauf der Dinge, das die Familie jedes Mal wieder leiden muss. Ich habe über so viele Jahre Alkohol getrunken, man kann ohne Übertreibung auch sagen, gesoffen.

Stolz muss ich aber darauf auf keinen Fall sein. Ich habe das auch ganz nüchtern gesehen.

Kapitel 2

Nüchtern, klingt irgendwie blöde, oder? Da ich ja immer Flachmänner auf meiner Einkaufstrecke gekauft habe, also in jeder Einzelhandelskette an der Strecke. Das waren drei Niederlassungen.

Es soll auch keine Werbung sein, deswegen habe ich die Namen nicht aufgeführt, für Alkohol schon gar nicht. Hier bei uns im Ort gibt es nicht mehr, reichte aber auch für meine Bedürfnisse. Sonst hätte ich sie natürlich auch noch aufgeführt, alleine schon wegen der Gerechtigkeit. Um der Gerechtigkeit genüge getan zu haben, möchte ich auch noch eine Handelskette erwähnen, aber die führt keinen Alkohol. War also für mich uninteressant. Das habe ich natürlich aus Scham gemacht, damit man in einem Geschäft nicht denkt, mein Gott der säuft aber. Das ist ja ein Alkoholiker.

Ich war mir bewusst, dass ich Alkoholiker bin. Das ist eine gute Voraussetzung für den Entzug, es nicht zu leugnen. Denn wer immer sagt, ich bin kein Alkoholiker, lügt sich was vor, und schadet sich damit selbst am meisten. Am Anfang habe ich, damit es besser rutscht, noch Bier dazu getrunken. Das habe ich nach einiger Zeit gelassen, um endlich gesünder zu leben. Na ja, gesünder zu leben, mit Schnaps, aber ohne Bier ist natürlich leicht übertrieben. Klingt wie blanker Hohn. Bin dann auf Mineralwasser zum Schnaps umgestiegen. Ich glaube das sagt alles über mein Seelenleben aus.

Für mich war das Ziel vom Alkohol los zu kommen, immer vor meinen Augen. Allerdings ein Ziel haben, und dieses Ziel auch konsequent durchzuführen, sind zwei Paar Schuhe. Oder, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Blöde Floskeln, aber es ist die Wahrheit. Und heute kann ich sagen, dass ich auch ein wenig stolz auf mich bin. Nein, was heißt ein wenig. Ich bin stolz auf mich. Aber, wie ich es sehe, bin ich auch der einzige. Denn für meine lieben Mitmenschen ist es das natürlichste auf der Welt, keinen Alkohol mehr zu trinken. Dabei weiß niemand was ich geleistet habe.

Dass ich gelitten habe, und das nicht nur einmal, kann niemand nach empfinden. Denn die meisten würden doch sagen, wenn es nach dem ersten Entzug nicht geklappt hat, das schaffe ich nie, ich höre auf, und trinke weiter. Aber für mich war immer klar dass ein Rückschlag mich nicht davon abbringt mit dem Trinken auf zu hören.

Wichtig ist es den Kampf gegen den Teufel Alkohol nicht aus den Augen zu verlieren. Ich wünsche jeden der es Versucht, viel Erfolg. Ich kann heute sagen: Ich fühle mich wie neu geboren.

Kapitel 3

Ich wache auf, schweißgebadet.

Was ist los?

Gott sei Dank nichts.

Ich habe etwas Schönes geträumt. Vor mir stand ein Bier, hell, mit einer wunderbaren Schaumkrone. Wie gemacht für mich. Ich hielt das Glas in der Hand, wollte trinken. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, so herrlich sah das Bier aus. Bestellte im Traum schon das nächste, dazu noch einen Schnaps, damit es besser rutschte. Wohlige Wärme breitete sich in mir aus. So stell ich mir den Tag vor.

Alkohol du kleiner Racker, bringst mich auf dem Gottes Acker. Was du zappelst noch, ab ins Loch.

Ein Trinkspruch der an diesem Abend am laufenden Band ertönte. Schon verschwand das Seelig machende Gesöff in meinem Hals. Wir waren lustigiger, Stimmung auf dem Höhepunkt. Da bin ich aufgewacht, schweißgebadet, zum Glück.

Einmal Alkoholiker, immer Alkoholiker. Diese Träume werden mich ab jetzt ein paar Jahre lang verfolgen, was ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wusste. Genauso hat mich in meinen Träumen meine Arbeit verfolgt.

Nach meiner Entlassung habe ich mindestens 3 Jahre gebraucht um von meinem Job loszukommen. Nachts habe ich gearbeitet, schwierige Entscheidungen getroffen. Einfach schrecklich. So habe ich an meiner Arbeit als Seehafenspediteur gehangen. Bin jeden Tag mit Freude zur Arbeit gefahren. Aber was soll es. Es ist vorbei, und das Leben geht weiter.

Ich bin verdammt dazu in meinem Leben keinen Tropfen Alkohol mehr anzufassen. Das wäre unweigerlich mein Verderben und alles wäre umsonst gewesen. Das muss einem jeden Tag immer vor Augen stehen, der den Teufel Alkohol aus seinem Leben vertreiben will.

Ein bisschen kann nicht schaden, diese Wörter gibt es nicht für einen trockenen Alkoholiker. Denn noch einmal würde meine Leber dieses Spiel nicht mehr mitmachen. Sie würde streiken mit einer Leberzirrhose. Das darf nie passieren. Aber ich glaube, dass ich es nicht noch einmal schaffen würde, da mir jetzt die Kraft dazu fehlt. Lieber würde ich dann sterben wollen. Dann hätte auch meine Frau endlich Ruhe vor dem Kerl, der nicht in der Lage ist, dem Alkohol die Stirn zu zeigen.

Schon eine Praline die Alkohol enthält, macht mir so zu schaffen, dass ich 2 Tage gegen meine Sucht, sprich Entzugserscheinungen ankämpfen muss. Diese Entzugserscheinungen sind die Hölle. Mir konnte es passieren, dass ich morgens zum Brötchen holen gefahren bin. Dann musste ich unterwegs anhalten, weil ich das Würgen bekam. Mein Körper war im roten Bereich und verlangte nach Alkohol. Tür vom Wagen auf, und gewürgt was das Zeug hält. Da kam nichts aus mir raus, nur das Gefühl, ich werde innerlich zerrissen. Können Sie sich das Elend bei mir auch nur ansatzweise vorstellen? Eine Dame sprach mich an und fragte ob sie mir helfen kann.

Ich habe ihr gesagt: Vielen Dank für ihre Fürsorge, aber helfen kann ich mir nur alleine, ganz alleine. Ich denke mal, dass niemand, der nicht Alkoholiker ist, empfinden kann was es für ein Gefühl ist, wenn der Alkohol fehlt. Selbst ein Arzt wird es nicht vernünftig erklären können. Der weiß natürlich, dass der Alkohol die Leber kaputt macht und Gehirnzellen davon absterben. Das Gefühl aber was der Alkohol bewirkt, wenn der Entzug einsetzt, wird er mir nicht erklären können. Da fehlt die Erfahrung, eine Erfahrung die ich am liebsten auch nicht kennen würde. Aber ich denke mal, dass der Mensch auch reichlich von diesen Gehirnzellen hat.

Als ich das meiner Frau erzählte, sagte sie zu mir: ich wusste gar nicht das du ein Gehirn besitzt.

Na ja, damit muss man als Mann halt auskommen, bei allem was vorgefallen ist. Vor allem als Mann der seiner Frau so viel Kummer bereitet hat. Dann kamen noch diverse Fuß OPs dazu.