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Mathematik und Wirklichkeit


Mathematik und Wirklichkeit

Moderne Physik als intellektuelle Religion. Zwei Essays

von: Ulrich R. Rohmer

9,99 €

Verlag: Bookrix
Format: EPUB
Veröffentl.: 21.10.2014
ISBN/EAN: 9783736848191
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 239

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

...Der Dane Soren Kierkegaard hat als groer Kritiker Hegels genau dies getan und anstatt abstrakten und allgemeinen Aussagen, die doch wahr sein sollen, seine eigene Existenz entgegen gestellt, die in einem Prozess der Entscheidung mundet: entweder - oder heit es (ubrigens ein Buchtitel des Danen), ich muss mich bewusst entscheiden, ohne mich auf abstrakte &quote;Wahrheiten&quote; oder vordergrundige Wesensbestimmungen einzulassen (das hat Hegel getan), denn vor allem Wesen kommt die Existenz, also mein eigener Ansatz, meine Einsicht, mein Involviertsein in der Begegnung mit der aueren Welt, inklusive meiner inneren Welt! Ich finde also nicht Wahrheit durch Selektion zwischen Auen und Innen, nicht durch alternatives Denken und Auswahlen, nicht durch Abstraktion und Willen, ein &quote;Ding&quote; zu finden, das Wahrheit heit: ich muss mich vielmehr entscheiden als Existierender, und zwar zu etwas, das mich als wahr betrifft. So gesehen ist Wahrheit kein Ding, sondern ein Prozess, der gleichsam mit mir redet, weil er mich angeht. Im System der &quote;Dingwahrheit&quote; macht das freilich keinen Sinn, weil ich hier keine allgemein gultigen Begrundungen und Beweise geben kann wie ein Ding oder eine Sache, auf die ich hinzeigen konnte. Also: die moderne Physik scheint einerseits gefangen im alternativen Spiel zwischen Auen und Innen, kann auch nicht annehmen, dass es andere als Ding- oder Sachwahrheiten gibt und kontert dem Theologen mit seinem Gottesglauben mit er Forderung, doch bitte schon nicht Gedanken zu verdinglichen!Andererseits aber macht genau dieses die moderne Physik: durch Leugnung der Arbeitshypothese Gott, wie sie sagt, hat sie einen Weg beschritten, der in Wahrheit nichts anderes als eine Substitution ist, ein Austausch der Arbeitshypothese, und zwar durch Reifikation gedachter mathematischer Vorstellungen hinein ins Wirkliche. Nun ist Mathematik als Gott allerdings einer, der auf Ding- und Sachwahrheiten aufgebaut ist. Credo in unum Mathematicam (ich glaube an die eine Mathematik) ist nichts anderes als die Auslieferung an Dinge und Verdinglichung, an Sachen und Versachlichung. Der Gott Mathematik kennt keine anderen Wahrheitsverstndnisse, und er ist unbarmherzig mit Apostaten und denen, die Schwierigkeiten haben, ins mathematische Denken einzusteigen, von denen es ja heutzutage viele gibt. Die Mathematik ist ein gnostischer Gott, dem Wissen ber alles geht und Demut fern ist. Nicht das Fach Mathematik ist ein Furcht und Zittern auslsendes Mysterium tremendum, ein numinoser Despot ohne Erbarmen, sondern der Gott Mathematik! Und mittlerweile hat er die ganze Welt, den weiten Globus unter seine Fittiche gebracht, um ihn vollstndig zu technisieren und zu digitalisieren im Namen von Fortschritt, Ausbeutung und Gottlosigkeit, wobei ich an Gott, den Vater Jesu Christi, glaube, der die Welt gemacht hat im Gegensatz zu Mathematik und Physik: credo in unum Deum, patrem onmipotentem, wie es im Apostolikum seit Urzeiten heit...