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Kampf der Eliten


Kampf der Eliten

Das Ringen um gesellschaftliche Führung in Lateinamerika, 1810-1982
1. Aufl.

von: Cristóbal Rovira Kaltwasser, Herfried Münkler

29,99 €

Verlag: Campus Verlag
Format: PDF
Veröffentl.: 10.08.2009
ISBN/EAN: 9783593407517
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 361

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Der Elitebegriff hat besonders in den letzten Jahren Konjunktur und gewinnt fortlaufend an Brisanz. Allerdings fehlt seinem Gebrauch meist die nötige Trennschärfe: Häufig signalisiert er zum einen die Suche nach leistungsstarken gesellschaftlichen Führungskraften, zum
anderen drückt er Empörung über die »Unfähigkeit« der politischen Klasse aus. Jenseits dieses Phänomens stellt sich die Frage nach dem theoretischen Gehalt des Elitebegriffes. Inwiefern ist er relevant für die politische Theorie? Worin liegt sein analytisches Potential?
Die Antwort dieses Buches lautet: In der historisch vergleichenden Forschung, die den Kampf um gesellschaftliche Führung zwischen Eliten in den Mittelpunkt der Analyse rückt. Denn erst so lassen sich nationale Entwicklungspfade rekonstruieren, anhand derer sich
Konflikte zwischen Eliten und die Austragung dieser Konflikte herauskristallisieren. Aus diesem Blickwinkel müssen Bildung und Erneuerung der Eliten als Prozesse von langer Dauer verstanden werden, die entscheidend für die historische Entwicklung aller Gesellschaften sind.

Auf Grundlage dieser theoretischen Diskussion untersucht das Buch die Geschichte Lateinamerikas von der politischen Emanzipation von Europa bis zum ökonomischen Zusammenbruch von 1982. Dabei stehen Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko im Fokus, so dass vier Länder im Detail vergleichend untersucht werden. Der Autor lenkt den Blick auf die Frage, inwiefern gemeinsame Probleme - etwa die politische Unabhängigkeit von Europa, die Formierung des Staates oder der Umgang mit der sozialen Frage - von den jeweiligen Eliten eines Landes unterschiedlich wahrgenommen und gelöst worden sind. Im Gegensatz zu europäischen Diskursen, die Lateinamerika vielfach romantisieren (andauernde Aufstände und Aufstieg charismatischer Führer) oder degradieren (permanente Korruption und Unterentwicklung), bietet dieses Buch eine nüchterne Darstellung dieser komplexen Region. Statt sie zu exotisieren, wird demonstriert, dass sich aus dem Kampf zwischen den jeweiligen Eliten wesentliche Weichenstellungen ergeben haben, anhand derer sich historische Entwicklungspfade rekonstruieren lassen.
Inhalt

Vorbemerkung

Vorwort von Herfried Münkler

1. Einleitung

Teil I: Theoretische Diskussion

2. Zur Rekonstruktion der klassischen Elitentheorie
2.1 Die Relevanz der klassischen Elitentheorie für die Interpretation der lateinamerikanischen Realität
2.2 Der Durchbruch der klassischen Elitentheorie mit ihrem Zeitgeist: Zyklus- statt Fortschrittsgeschichtsphilosophie
2.3 Die Gründer der Elitentheorie: Vertreter einer realistischen Rhetorik
2.4 Die vergessene Analyse der gesellschaftlichen Führung bei der klassischen Elitentheorie

3. Eliten: Umriss eines mehrdeutigen Forschungsgegenstandes
3.1 Eliten und herrschende Klasse(n): zwei unterschiedliche Forschungsgegenstände
3.1.1 Marx' Theorie der herrschende Klasse
3.1.2 Bourdieus Theorie der herrschenden Klassen
3.1.3 Zwei unterschiedliche Forschungsgegenstände
3.2 Entstehung und Entwicklung des Elitebegriffs in den Sozialwissenschaften
3.2.1 Leistungseliten
3.2.2 Funktionseliten
3.2.3 Werteliten
3.2.4 Bilanz und idealtypische Definition des Elitebegriffs

4. Zu einer historischen Analyse der Eliten
4.1 Elitenausdifferenzierung innerhalb von vier Machtsphären
4.2 Zwei Facetten der horizontalen Elitenintegration
4.3 Exkurs: Hegemonie statt vertikaler Elitenintegration
4.4 Das Analyseraster der historisch vergleichenden Forschung: Entwicklungspfade und "critical junctures"

Teil II: Historische Analyse

5. Die Unabhängigkeit und die Suche der Eliten nach einer neuen Ordnung (ca. 1810-1880)
5.1 Die Emanzipationsbewegungen: Elitenzirkulation und Ausbildung einer territorialen Ordnung
5.2 Die Umgestaltung der alten Ordnung: Primat des Großgrundbesitzes und Entstehung neuer Konfliktlinien zwischen den Eliten
5.2.1 Föderalismus und Zentralismus: der Disput um das Territorium
5.2.2 Konservatismus und Liberalismus: der Disput um die "gute Gesellschaft"
5.2.3 Entwicklungspfade bei der Herausbildung von Weltbildern
5.2.4 Entwicklung und Überlappung der Konfliktlinien

6. Autoritäts- und Machtkonsolidierung der Eliten in der oligarchischen Ordnung (ca. 1880-1929)
6.1 Gesellschaftliche Transformationsprozesse und Konstituierung einer oligarchischen Ordnung
6.1.1 Argentinien: gemeinsames Zivilisationsprojekt
6.1.2 Brasilien: Neuarrangement zwischen regionalen Eliten
6.1.3 Chile: selektive Elitenkooptation
6.1.4 Mexiko: Positivismus und Porfiriat
6.1.5 Wechselspiel der Eliten zwischen sozialer Öffnung und sozialer Schließung
6.2 Die Belle Époque als Zenit der oligarchischen Ordnung: die soziale Schließung der Eliten
6.2.1 Die Replik der städtischen Reformen Haussmanns
6.2.2 Die Hundertjahrfeier der politischen Emanzipation
6.3 Professionalisierung der Streitkräfte nach europäischen Modellen und Ausbildung einer rudimentären Funktionselite

7. Aufstieg und Niedergang der nationalpopulären Ordnung (ca. 1929-1982)
7.1 Erneuerung der Eliten dank des Staates und der Ausbildung technokratischer Kreise
7.1.1 Aufstiegsphase (ca. 1929-1948)
7.1.2 Konsolidierungsphase (ca. 1948-1973)
7.1.3 Niedergangsphase (ca. 1973-1982)
7.1.4 Die "Balkanisierung" des Staates
7.2 Die begrenzte Autonomie der Machtsphären am Beispiel der kulturellen Eliten: Intellektuelle als Lakaien der Politik
7.3 Der Kampf der Eliten um das Volk und die Bildung von Regierungsexperimenten
7.3.1 Argentinien: Elitenuneinigkeit und prekäre Hegemonie
7.3.2 Brasilien und Chile: unvollständige Elitenübereinkunft und allmähliche Erosion der Hegemonie
7.3.3 Mexiko: Elitenübereinkunft und solide Hegemonie

8. Kampf der Eliten und Formierung von Entwicklungspfaden: jenseits der Exotisierung Lateinamerikas

9. Literatur
Cristóbal Rovira Kaltwasser, Dr. phil., ist Post-Doctoral Fellow der Alexander von Humboldt- Stiftung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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