{5}1

Ich träumte von einem haarlosen Affen, der allein in seinem Käfig lebte. Sein Problem war, daß ständig Leute zu ihm eindringen wollten. Das versetzte den Affen in einen Zustand dauernder Nervenspannung. Ich wachte schwitzend auf, mit dem Bewußtsein, daß jemand an der Tür war. Nicht an der Vordertür, sondern an der Seitentüre, die zur Garage führte. Als ich mit bloßen Füßen über das kalte Linoleum der Küche ging, sah ich durchs Fenster über dem Spültrog die Dämmerung anbrechen. Wer immer es sein mochte auf der andern Seite der Tür, klopfte nun leise und hartnäckig. Ich schaltete das Außenlicht ein, entriegelte die Tür und öffnete sie.

Ein breitschultriger junger Mann in einem Overall wich schwerfällig vor der nackten Glühbirne über der Garagentür zurück. In seinem borstigen blonden Haarschopf klebte Schmutz. Seine blaßblauen Augen blickten, ohne zu blinzeln, mit einem seltsam pathetischen Ausdruck zum Licht auf.

»Schalten Sie’s aus!«

»Ich möchte gern was sehen können.«

»Eben darum.« Er spähte durch die offene Garagentür auf die stille graue Straße hinaus. »Ich möchte nicht gesehen werden.«

»Dann verschwinden Sie doch wieder!« Ich sah ihn mir genauer an und bereute meine Schroffheit. Seine Haut schimmerte in einem eigenartigen ölig-gelblichen Glanz, der nicht bloß vom Spiel des Lichts herrührte. Möglicherweise war er in einem gefährlichen Zustand.

Er schaute wieder auf die feindselige Straße hinaus. »Kann ich reinkommen? Sie sind Mr. Archer, nicht wahr?«

»Etwas früh für einen Besuch. Außerdem kenne ich nicht mal Ihren Namen.«

{6}»Carl Hallman. Ich weiß, daß es früh ist. Ich bin die ganze Nacht aufgewesen!«

Er schwankte und lehnte sich gegen den Türpfosten. Seine Hand starrte vor Schmutz. Der Handrücken war aufgeschürft und blutete.

»Unfall gehabt, Hallman?«

»Nein.« Er zögerte und fuhr dann langsam fort: »Es ist zwar ein Unfall passiert. Aber nicht mir. Jedenfalls nicht so, wie Sie annehmen.«

»Wem ist er dann passiert?«

»Meinem Vater. Mein Vater ist dabei umgekommen.«

»Heute nacht?«

»Vor sechs Monaten. Das ist eine der Angelegenheiten, weshalb ich Sie fragen – über die ich mit Ihnen reden möchte. Haben Sie nicht einen Moment Zeit für mich?«

Ein Klient vor dem Frühstück war das letzte, was ich mir an diesem Morgen wünschte. Aber es war einer jener Fälle, in denen man sich zu entscheiden hat zwischen seiner eigenen Bequemlichkeit und der unbekannten Größe der Probleme eines andern Menschen. Außerdem paßten dieser andere Mensch und seine Art zu reden nicht zu seinen lumpigen Kleidern und seinen verdreckten Arbeitsschuhen. Das machte mich neugierig.

»Kommen Sie schon rein!«

Er schien mich nicht zu hören. Seine glasigen Augen blieben an meinem Gesicht hängen.

»Kommen Sie rein, Hallman. Mir ist kalt in diesem Pyjama.«

»Oh, Verzeihung.« Er folgte mir – selbst fast so breit wie die Tür – in die Küche. »Es ist unverschämt von mir, Sie so zu belästigen.«

»Wenn es was Dringendes ist, ist es keine Belästigung.«

Ich schloß die Tür und machte die Kaffeemaschine an. Carl blieb in der Mitte der Küche stehen. Ich rückte ihm einen Stuhl zurecht. Er roch nach Landwirtschaft.

»Setzen Sie sich und erzählen Sie, was Sie auf dem Herzen haben.«

{7}»Das ist es ja gerade – ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es etwas Dringendes ist.«

»Was regt Sie denn so auf?«

»Entschuldigen Sie. Ich drücke mich nicht eben verständlich aus. Ich bin die halbe Nacht durch auf der Flucht gewesen.«

»Auf der Flucht vor was?«

»Vor einem gewissen Ort. Im übrigen tut das nichts zur Sache.« Sein Gesicht verschloß sich wieder und erstarrte geradezu – vermutlich in Erinnerung an jenen gewissen Ort.

Ein Gedanke, den ich verdrängt hatte, bahnte sich seinen Weg in mein Bewußtsein. Carl Hallmans Kleider waren von der Art, wie sie in Gefängnissen ausgeteilt wurden. Er hatte auch die peinliche Unterwürfigkeit, die man sich dort aneignet. Und es steckte etwas Seltsames in ihm, etwas Seltsameres als Furcht, vielleicht war es eine Art Schuldbewußtsein. Ich änderte meine Taktik:

»Hat Sie jemand an mich verwiesen?«

»Ja. Ein Freund hat mir Ihre Adresse gegeben. Sie sind Privatdetektiv, nicht wahr?«

Ich nickte. »Hat Ihr Freund einen Namen?«

»Sie werden sich kaum an ihn erinnern.« Carl Hallman wurde verlegen. Er nuckelte an seinen schmutzigen Fingerknöcheln herum und sah zu Boden. »Ich weiß auch nicht, ob es ihm recht wäre, wenn ich seinen Namen erwähnen würde.«

»Er hat den meinen auch erwähnt.«

»Das ist doch etwas anderes, finden Sie nicht? Sie sind doch so was wie eine öffentliche Institution.«

»Aha, ein Diener des Volkes, he? Nun, wir wollen die Zeit nicht mit Ratespielen vertrödeln.«

Das Wasser in der Kaffeemaschine kochte. Es erinnerte mich daran, wie kalt mir war. Ich ging ins Schlafzimmer, um mir einen Bademantel und Pantoffeln zu holen. Ich warf einen Blick auf den Revolver in der Schublade, ließ ihn aber liegen. Als ich in die Küche zurückkam, saß Carl Hallman in unveränderter Stellung da.

»Was werden Sie tun?« fragte er mich niedergeschlagen.

{8}»Eine Tasse Kaffee trinken. Nehmen Sie auch eine?«

»Nein, danke. Ich möchte gar nichts.«

Ich schenkte ihm trotzdem eine Tasse ein, und er trank sie gierig aus.

»Haben Sie Hunger?«

»Sie sind sehr freundlich, aber ich kann unmöglich annehmen –«

»Ich werde ein paar Eier braten.«

»Nein, das wäre mir nicht recht!« Seine Stimme klang plötzlich schrill und unkontrolliert. Sie stieg zitternd aus seiner breiten Brust auf, wie die Stimme eines kleinen Jungen, der aus einem Versteck hervorruft: »Jetzt sind Sie böse auf mich.«

Ich sprach zu dem kleinen Jungen: »So schnell werde ich nicht böse. Ich habe Sie nach einem Namen gefragt; Sie wollten ihn nicht nennen. Sie werden Ihre Gründe haben dafür. Okay, was ist denn schon dabei, Carl?«

»Ich weiß nicht. Als Sie mich so angefahren haben, vorhin, mußte ich an Vater denken. Er ist immer gleich böse geworden. In jener letzten Nacht –«

Ich wartete, aber es folgte nichts mehr. Aus seiner Kehle drang bloß ein undeutliches Geräusch, wie ein Schluchzen oder ein qualvolles Seufzen. Er wandte sich von mir ab und starrte auf die Kaffeemaschine. Der Satz im oberen Teil sah aus wie schwarzer Sand in einer Sanduhr, welche die Zeit nicht verrinnen lassen will. Ich briet sechs Eier in Butter und machte einige Toasts. Carl verschlang seine Portion hastig. Ich die meine ebenfalls. Dann schenkte ich den Rest des Kaffees ein.

»Sie sind so gut zu mir«, sagte er über den Tassenrand hinweg. »Besser, als ich es verdiente.«

»Das gehört zu meinem Kundendienst. Fühlen Sie sich jetzt etwas besser?«

»Physisch, ja. Psychisch –« Er ertappte sich auf dem Abstieg und änderte die Route. »Ihr Kaffee schmeckt ausgezeichnet. Der Kaffee auf der Station war scheußlich – reine Zichorie.«

»Sind Sie im Krankenhaus gewesen?«

{9}»Ja. In der Staatlichen Klinik für Psychiatrie«, fügte er trotzig hinzu, »und ich schäme mich deswegen nicht.« Er achtete jedoch genau auf meine Reaktion.

»Was hatten Sie denn?«

»Die Diagnose lautete: manisch-depressiv. Ich glaube aber nicht, daß ich das bin. Ich gebe zu, daß ich eine Zeitlang verwirrt war. Doch das ist längst vorbei.«

»Sind Sie entlassen worden?«

Er ließ den Kopf über der Kaffeetasse hängen und warf mir einen verstohlenen Blick zu.

»Oder sind Sie einfach ausgerissen?«

»Ja.« Die Worte fielen ihm schwer. »Aber nicht so, wie Sie vielleicht annehmen. Ich war praktisch geheilt, und sie wollten mich entlassen, doch mein Bruder hat es verhindert. Er will, daß ich eingesperrt bleibe.« Seine Stimme fiel in einen leiernden Rhythmus: »Wenn es nach Jerry ginge, könnte ich dort bleiben, bis ich verfaule.«

Die Melodie war mir bekannt. Gefangene pflegen meist irgend jemanden zu beschuldigen, mit Vorliebe einen nahen Verwandten. Ich fragte:

»Sind Sie sicher, daß Ihr Bruder Sie dort festnageln will?«

»Ganz sicher. Er hat mich auch hineingebracht. Er und Dr. Grantland haben Mildred dazu bewogen, die nötigen Unterlagen für die Einlieferung zu unterzeichnen. Als ich schließlich drin war, hat er mich gänzlich von der Umwelt abgeschnitten. Er kam mich nie besuchen. Er brachte sie dazu, meine Post zu zensieren, so daß ich nicht mal mehr Briefe schreiben konnte.«

Die Wörter jagten schneller und schneller daher und überstürzten sich schließlich in seinem Munde. Er hielt inne und japste nach Luft. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab wie ein Sicherheitsventil unter der Haut am Hals.

»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie das ist, so isoliert zu sein, keine Ahnung davon zu haben, was draußen vor sich geht. Gewiß, Mildred besuchte mich, so oft sie nur konnte, doch sie wußte genausowenig wie ich selber, was eigentlich gespielt {10}wurde. Wir konnten auch nicht offen über Familienangelegenheiten sprechen. Sie durfte mich nur auf der Station besuchen, und dort pflegte sich ständig eine Schwester in Hörweite aufzuhalten. Als ob man sich nicht getraut hätte, mich mit meiner eigenen Frau allein zu lassen.«

»Wieso war man so mißtrauisch? Waren Sie denn gewalttätig?«

Plötzlich, als hätte ich ihm einen Schlag ins Genick versetzt, sackte sein Kopf tief zwischen seine Schultern. Ich musterte ihn und dachte, daß er imstande wäre, Bäume auszureißen, wenn ihn der Mut dazu ankäme. Seine Schultern waren mit mächtigen Muskelsträngen bepackt und so breit wie ein Ochsengespann. Er sagte:

»In den ersten Tagen habe ich mich wie ein Idiot aufgeführt, habe Matratzen zerfetzt und so weiter. Sie haben mich in feuchte Umschläge gewickelt. Doch ich habe nie einen Menschen verletzt – wenigstens nicht, soweit ich mich erinnern kann.« Seine Stimme war fast unhörbar geworden. Er ließ sie wieder anschwellen und hob den Kopf. »Auf jeden Fall habe ich danach nie wieder etwas angestellt, auch nicht ein einziges Mal. Ich wollte ihnen keinen Vorwand dazu liefern, mich weiterhin dazubehalten. Sie haben’s trotzdem getan. Und dazu hatten sie kein Recht.«

»Infolgedessen sind Sie über die Mauer geklettert.«

Er sah mich erstaunt an, die hellen Augen weit aufgerissen. »Woher wissen Sie, daß wir über die Mauer geklettert sind?«

Ich ersparte mir die Mühe, ihm zu erklären, daß es bloß eine allgemeine Redewendung war, die rein zufällig mit dem wahren Sachverhalt übereinstimmte, wie sich jetzt herausstellte. »Sie sind nicht alleine ausgebrochen, nicht wahr?«

Er gab mir keine Antwort. Seine Augen verengten sich und beobachteten mich mißtrauisch.

»Wo sind die andern, Carl?«

»Es gibt nur einen andern«, sagte er zögernd. »Wer er ist, spielt keine Rolle. Sie werden es ohnehin noch früh genug aus der Zeitung erfahren.«

{11}»Nicht unbedingt. Solche Geschichten werden nicht veröffentlicht, es sei denn, die Ausbrecher wären gemeingefährlich.«

2

Ich ließ das letzte Wort in der Stille hängen, sich drehen und wenden, als Frage, als Drohung, als Bitte. Carl Hallman sah zum Fenster über dem Spülbecken hinüber, durch welches das Morgenlicht ungehemmt hereinflutete. Erste Verkehrsgeräusche drangen von der Straße herüber. Dann wandte er den Blick der Tür zu, durch die er hereingekommen war. Sein Körper war gespannt, und auf seinem Nacken zeichneten sich die Sehnenstränge ab. Sein Gesicht war in Gedanken versunken.

Er stand plötzlich und so rasch auf, daß er dabei den Stuhl umstieß, und war in zwei Sätzen an der Tür. Ich sagte in scharfem Tone:

»Heben Sie den Stuhl auf!«

Er blieb stehen, die Hand am Türknauf, vor Spannung bebend. »Nur keine Befehle. Ich laß mir von Ihnen nicht befehlen.«

»Nur ein Rat, mein Junge.«

»Ich bin kein Junge.«

»Für mich schon. Ich bin vierzig. Wie alt sind Sie?«

»Das geht Sie –« Er hielt inne, im Widerstreit mit sich selbst. »Ich bin vierundzwanzig.«

»Dann benehmen Sie sich gefälligst danach! Heben Sie den Stuhl auf und setzen Sie sich, dann können wir die Sache mal besprechen. Sie wollen doch nicht ständig weiterfliehen?«

»Nein, bestimmt nicht. Ich habe überhaupt nie fliehen wollen. Es ist nur – ich muß nach Hause und die ganze Schweinerei ausmisten. Was danach mit mir geschieht, ist mir egal.«

»Es darf Ihnen aber nicht egal sein. Sie sind jung. Sie haben eine Frau. Und Sie haben eine Zukunft.«

»Mildred hat ohnehin einen bessern Mann verdient als mich. Meine Zukunft liegt in der Vergangenheit.«

{12}Doch er trat von der Tür zurück, vom hellen und beängstigenden Tag, der dahinter lag, stellte den Stuhl auf und setzte sich. Ich saß auf dem Küchentisch und sah auf ihn hinunter. Die Spannung hatte ihn in Schweiß gebadet. Er stand ihm in großen Tropfen auf der Stirn und färbte sein Hemd dunkel. Er sagte sehr jungenhaft:

»Sie halten mich für verrückt, nicht wahr?«

»Was ich von Ihnen halte, ist unwichtig. Ich bin kein Spezialist. Aber wenn Sie’s wären, gehörten Sie ins Krankenhaus. Wenn Sie’s nicht sind, haben Sie die denkbar ungünstigste Methode gewählt, es zu beweisen. Sie sollten zurückgehen und eine offizielle Entlassung beantragen.«

»Zurückgehen? Sie müssen verr-«, er hielt inne.

Ich lachte ihm ins Gesicht, einerseits weil ich ihn wirklich komisch fand, andererseits weil ich dachte, es würde ihn erleichtern. »Ich soll verrückt sein? Los, sagen Sie’s doch! Es wird mich nicht kränken. Ich habe einen Freund, der Psychiater ist. Er findet, man sollte Irrenanstalten an den Ecken mit Scharnieren versehen. Von Zeit zu Zeit sollte man die Wände drehen, so daß die Leute, die draußen waren, drinsitzen und die Leute, die drinsaßen, draußen sind. Ich finde, die Idee hat was für sich.«

»Sie machen sich über mich lustig.«

»Wenn ich’s täte, könnten Sie’s nicht verbieten. Wir leben in einem freien Land.«

»Ja. Dies ist ein freies Land, und Sie können mich nicht zwingen, dorthin zurückzugehen.«

»Ich finde, Sie sollten’s trotzdem tun. Sonst halsen Sie sich bloß weitere Probleme auf.«

»Ich kann nicht zurück. Sie würden mich niemals entlassen nach diesem Zwischenfall.«

»Sie werden Sie bestimmt entlassen, wenn Sie vernünftig sind. Falls Sie freiwillig zurückgehen, werden sie diesem Zwischenfall nicht viel Gewicht beimessen. Wann sind Sie denn ausgebrochen?«

»Gestern nacht – am frühen Abend, nach dem Nachtessen. Eigentlich sind wir nicht richtig ausgebrochen. Wir haben einfach {13}die Bänke an der Mauer des Hofes aufeinandergestapelt. Ich hievte den andern hinauf, und er zog mich dann nach an einem Strang aus zusammengeknüpften Bettlaken. Wir entkamen, ohne gesehen zu werden, glaube ich. Tom – der andere – hatte einen Wagen organisiert. Sie nahmen mich ein Stück weit mit. Den Rest bin ich zu Fuß gegangen.«

»Haben Sie dort einen Arzt, mit dem Sie sich aussprechen können, wenn Sie zurückgehen?«

»Arzt!« Es schien ein Schimpfwort zu sein in seinem Vokabular. »Ich habe schon mit viel zu vielen Ärzten gesprochen. Sie sind eine Bande von Gangstern, und Dr. Grantland ist der schlimmste von allen. Es sollte verboten sein, daß so einer eine Praxis führt.«

»Okay, wir werden ihm die Zulassung entziehen.«

Er sah verblüfft auf. Er war leicht zu verblüffen. Dann wurde er zornig. »Sie nehmen mich nicht ernst. Ich habe Sie in einer ernsten Angelegenheit um Hilfe angegangen und bekomme nichts als billige Allgemeinplätze zu hören. Es ist zum Verrücktwerden.«

»Nur zu. Wir leben in einem freien Lande.«

»Zum Teufel mit Ihnen.«

Ich ließ es ihm durch. Er saß mehrere Minuten lang mit gesenktem Kopfe da, ohne sich zu rühren. Dann sagte er: »Mein Vater war Senator Hallman aus Purissima. Sagt Ihnen dieser Name etwas?«

»Ich habe in der Zeitung gelesen, daß er im letzten Frühjahr gestorben ist.«

Er nickte. »Am folgenden Tag haben sie mich eingesperrt. Sie wollten mich nicht mal zur Beerdigung gehen lassen. Ich weiß, ich hatte es ziemlich weit getrieben, aber das gab ihnen noch lange nicht das Recht, mich so zu behandeln. Sie befürchteten eben, daß ich der Sache auf den Grund gehen könnte.«

»Sie? Wen meinen Sie damit?«

»Jerry und Zinnie. Zinnie ist meine Schwägerin. Sie hat mich schon immer gehaßt, und Jerry steht unter ihrem Pantoffel. Sie {14}wollen mich bis an mein Lebensende unter Verschluß halten, damit sie über das ganze Vermögen frei verfügen können.«

»Wie kommen Sie zu dieser Annahme?«

»Ich habe reichlich Zeit gehabt zum Nachdenken. In den letzten sechs Monaten habe ich mir manches zusammenreimen können. Als ich dann über Grantland aufgeklärt wurde – Es liegt doch auf der Hand, daß sie ihm was gesteckt haben, damit er mich einliefern ließ. Womöglich haben sie ihn auch dafür bezahlt, Vater umzubringen.«

»Ich glaubte, Ihr Vater sei bei einem Unfall ums Leben gekommen.«

»Das hat Dr. Grantland uns alle glauben lassen.« Carls Augen blitzten wild und verschlagen. Ihr Ausdruck gefiel mir gar nicht. »Vielleicht ist es auch tatsächlich ein Unfall gewesen. Ich weiß aber zufällig, daß Dr. Grantland keine weiße Weste hat. Das habe ich letzte Woche erfahren.«

Es war schwer zu sagen, ob er sich das alles bloß einbildete oder nicht. Wie alle Detektive hatte auch ich mich schon mit mehreren Geistesgestörten herumschlagen müssen, aber ich war kein Experte. Und in vielen Fällen fällt es selbst Experten schwer, zwischen berechtigtem Argwohn und einem ausgewachsenen Verfolgungswahn zu unterscheiden. Ich versuchte daher, möglichst neutral zu bleiben:

»Wie haben Sie von Dr. Grantlands Vergangenheit erfahren?«

»Ich habe versprochen, das nie zu verraten. Es ist da noch eines sind noch andere Leute hineinverwickelt.«

»Haben Sie noch sonst jemandem etwas von Ihrem Verdacht erzählt?«

»Ich habe mit Mildred darüber gesprochen, als sie das letztemal hier war. Am letzten Sonntag. Viel konnte ich ihr nicht sagen in Anwesenheit dieser Krankenhausspione. Ich weiß auch nicht gerade viel. Das ist ja der Grund, weshalb ich etwas unternehmen mußte.« Er wurde wieder nervös.

»Regen Sie sich doch nicht so auf, Carl. Hätten Sie was dagegen, wenn ich mal mit Ihrer Frau redete?«

{15}»Worüber?«

»Über Verschiedenes. Über Ihre Familie. Über Sie.«

»Ich habe nichts dagegen, wenn sie nichts dagegen hat.«

»Wo wohnt sie?«

»Auf der Ranch, am Rande von Purissima – nein, da wohnt sie ja nicht mehr. Nachdem ich ins Krankenhaus gekommen war, hielt sie es nicht mehr aus, mit Jerry und Zinnie unter einem Dach zu leben. Sie ist nach Purissima zu ihrer Mutter zurückgezogen. Sie wohnen an der Grant 220 – ich werde Ihnen den Weg zeigen. Ich komme mit.«

»Das werden Sie nicht.«

»Ich muß mitkommen. Es gibt so vieles aufzuklären. Ich kann nicht länger zuwarten.«

»Sie werden aber zuwarten, falls Ihnen an meiner Hilfe gelegen ist. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Carl. Lassen Sie sich von mir ins Krankenhaus zurückfahren. Es liegt ja sozusagen am Wege nach Purissima. Anschließend werde ich mit Ihrer Frau sprechen und abklären, was sie von Ihrem Verdacht hält –«

»Sie nimmt mich nicht ernst – auch sie nicht.«

»Nun, ich für meinen Teil nehme Sie ernst – wenn ich auch meine Vorbehalte habe. Ich werde mich mal umtun und möglichst gründlich auskundschaften. Falls es irgendwelche Indizien dafür geben sollte, daß Ihr Bruder Sie zu betrügen versucht oder daß Dr. Grantland krumme Touren gekratzt hat, werde ich energisch einschreiten. Ich berechne übrigens fünfzig pro Tag plus Spesen.«

»Ich habe kein Geld im Moment. Ich werde jedoch eine Menge haben, wenn ich bekomme, was mir zusteht.«

»Abgemacht? Sie gehen ins Krankenhaus zurück und lassen mich inzwischen für Sie arbeiten.«

Er willigte zögernd ein. Mein Plan gefiel ihm offensichtlich nicht, aber er war zu müde und verwirrt, um weiterzuverhandeln.

{16}3

Der Morgen wurde heiß und klar. Die braunen Hügelketten am Horizont sahen in der Septembersonne wie verfallene Adobemauern aus und schienen zum Greifen nah. Mein Wagen legte jedoch noch Meilen zurück, bevor sie merklich näherrückten.

Während wir durchs Tal fuhren, erzählte mir Carl Hallman von seiner Familie. Sein Vater war vor dem Ersten Weltkrieg in den Westen gekommen mit einer Summe geerbten Geldes, die gerade zum Kauf einer kleinen Orangenpflanzung in Purissima ausreichte. Der Alte war ein sparsamer Pennsylvania-Deutscher. Als er starb, erstreckten sich seine Besitzungen über mehrere tausend Morgen. Den größten Landzuwachs hatte ihm seine Frau Alicia eingebracht, die aus einer alten Gutsbesitzerfamilie stammte.

Ich fragte Carl, ob seine Mutter noch am Leben sei.

»Nein. Mutter ist schon lange tot.«

Er wollte nicht über seine Mutter sprechen. Vielleicht hatte er sie zu sehr – oder nicht genug – geliebt. Statt dessen redete er weiter über seinen Vater, und zwar mit so rebellischer Leidenschaft, als lebte er noch immer in dessen Schatten. Jeremiah Hallman war ein einflußreicher Mann gewesen in seinem Bezirk, ja bis zu einem gewissen Grad sogar im Staat: Gründungsmitglied und Präsident des Wasserwerks, Sekretär der Pflanzergenossenschaft, Vorsitzender des Bezirkszentralkomitees seiner Partei, Senator des Staates Kalifornien während eines Jahrzehnts und lokaler Politboß bis an sein Lebensende.

Ein Erfolgsmensch, dem es mißglückt war, den Erfolg seinen Söhnen zu vererben.

Carls älterer Bruder Jerry war Anwalt ohne Praxis. Nach der Abschlußprüfung an der juristischen Fakultät hatte Jerry ein paar Monate lang sein Namensschild in Purissima ausgehängt, mehrere Prozesse verloren, viele Feinde und keine Freunde erworben und sich schließlich auf die Familienranch zurückgezogen. Dort tröstete er sich mit einem Gewächshaus voll auserlesener Orchideen und mit Träumen künftiger Größe auf einem {17}Gebiet, das er selbst noch nicht kannte. Mitte Dreißig schon ein alter Mann, wurde Jerry von seiner Frau Zinnie beherrscht, einer geschiedenen Blondine dubioser Herkunft, die ihn sich vor fünf Jahren geangelt hatte.

Carl war sauer auf seinen Bruder und seine Schwägerin, aber fast ebenso sauer auf sich selbst. Er glaubte, seinen Vater auf der ganzen Linie enttäuscht zu haben. Als Jerry allmählich absackte, plante der Senator, die Ranch Carl zu übergeben, und schickte ihn nach Davis zum Agronomiestudium. An Landwirtschaft nicht im geringsten interessiert, flog Carl raus. Sein wahres Interesse habe der Philosophie gegolten, sagte er.

Carl konnte seinen Vater dazu überreden, ihn nach Berkeley ziehen zu lassen. Dort begegnete er seiner späteren Frau, einem Mädchen, das er schon von der Mittelschule her kannte. Kurz nach seinem einundzwanzigsten Geburtstag heiratete er sie trotz der Einwände seiner Familie. Seiner Ansicht nach hatte er Mildred damit einen üblen Streich gespielt. Denn auch sie konnte er nur enttäuschen. Sie hielt ihn für einen vitalen Mann; aber gleich am Anfang ihrer Ehe, nach ein paar Monaten schon, hatte er seinen ersten schweren Zusammenbruch.

Carl sprach mit bitterer Selbstverachtung. Ich wandte meinen Blick von der Straße ab und sah ihn an. Er mied den Augenkontakt.

»Ich wollte Ihnen eigentlich nichts sagen von meinen anderen – von diesem anderen Zusammenbruch. Aber sei’s drum, das heißt noch lange nicht, daß ich verrückt bin. Mildred hat mich nie für verrückt gehalten, und sie kennt mich besser als irgend sonstwer. Es war einfach Überanstrengung – schuften den ganzen Tag und studieren die halbe Nacht. Ich wollte ganz groß rauskommen, etwas werden, das selbst Vater respektieren müßte – Missionsarzt oder so was Ähnliches. Ich versuchte mich gleichzeitig auf die Zulassung zur Medizinischen Fakultät vorzubereiten und Theologie zu studieren – na schön, es war eben zuviel für mich. Ich drehte durch und mußte nach Hause geschafft werden. Und da waren wir dann.«

{18}Ich schaute wieder zu ihm hinüber. Wir hatten die Vorstädte passiert und waren jetzt auf dem flachen Lande. Rechtsab von der Autobahn lag das Tal weit und friedlich unter dem klaren Himmel, und die Hügel hatten sich ins Blau zurückgezogen. Carl achtete nicht auf die Umgebung. Er wirkte wie ein Gefangener, eingekerkert in der Vergangenheit oder in sich selbst. Er fuhr fort:

»Es waren zwei harte Jahre für uns alle. Besonders für Mildred. Sie gab sich alle Mühe, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, aber sie hatte andere Lebenspläne, als in einem Provinznest für Schwager und Schwägerin den Haushalt zu besorgen. Und ich war ihr alles andere als eine Stütze. Monatelang war ich so deprimiert, daß ich kaum aufstehen und das Tageslicht ertragen konnte – das spärliche Licht, das noch vorhanden war. Ich weiß, daß es unmöglich so gewesen sein kann, aber nach meiner Erinnerung war in jenen Monaten jeder Tag wolkenverhangen und düster. So düster, daß ich mich im Rasierspiegel kaum sehen konnte, wenn ich mittags aufstand.

Die anderen Leute im Hause, selbst Mildred, kamen mir wie graue Gespenster vor, und ich war das graueste von allen. Das Haus selbst schien mir zu verrotten. Ich wünschte mir die ganze Zeit über, daß ein Erdbeben es zertrümmern und uns alle begraben möge – Vater und mich, Mildred, Jerry und Zinnie. Ich dachte viel an Selbstmord, aber ich hatte nicht den Mumm dazu.

Wenn ich nur ein bißchen Mumm oder Verstand gehabt hätte, wäre ich damals in Behandlung gegangen. Mildred forderte mich dazu auf, aber ich schämte mich zuzugeben, daß ich es nötig hatte. Vater hätte es ohnehin nicht zugelassen. Es wäre eine Schande gewesen für die Familie. Er hielt Psychiatrie für Scharlatanerie und war überzeugt, daß mir nichts weiter fehlte als harte Arbeit. Er warf mir ständig vor, daß ich mich selber verweichliche, genau wie meine Mutter, und daß ich das gleiche böse Ende nehmen würde, wenn ich nicht unter freiem Himmel arbeiten und aus mir einen Mann machen wolle.«

Er lachte schmerzlich auf und hielt inne. Ich hätte ihn gern {19}gefragt, wie seine Mutter gestorben sei, traute mich aber nicht. Der Junge grub ohnedies schon reichlich tief, und ich wollte nicht, daß er dabei auf etwas stieß, das er nicht verkraften konnte. Seit er mir von seinem früheren Zusammenbruch und den darauffolgenden Depressionen und Selbstmordgedanken erzählt hatte, war mir in erster Linie daran gelegen, ihn ins Spital zurückzuschaffen, solange bei ihm noch alle Ventile dicht waren. Es waren nur noch ein paar Meilen bis zur Abzweigung, und ich konnte sie kaum erwarten.

»Schließlich«, fuhr Carl fort, »begann ich tatsächlich auf der Ranch zu arbeiten. Vater war nicht mehr ganz auf Trab – sein Herz machte ihm zu schaffen –, und ich übernahm teilweise die Aufsicht. Ich hatte nichts gegen die Arbeit draußen in den Pflanzungen mit den Pflückern, und ich glaube, sie tat mir ziemlich gut damals. Aber auf die Dauer führte sie bloß zu weiteren Scherereien.

Vater und ich waren nie einer Meinung. An der Orangenkultur interessierte ihn nur der Profit. Je mehr Profit, desto besser. Er dachte nie an die sozialen Kosten. Ich konnte nicht mitansehen, wie die Orangenpflücker behandelt wurden: Ganze Familien, Männer, Frauen, Kinder wurden in offenen Lastern zusammengepfercht und verfrachtet wie Vieh, bezahlt nach Kisten, angestellt im Tagelohn, dann fortgejagt. Viele von ihnen waren illegale Einwanderer ohne irgendwelche Rechte, was Vater natürlich paßte. Mir paßte es ganz und gar nicht. Ich setzte Vater auseinander, was ich von seinen lausigen Arbeitsbedingungen hielt. Ich erklärte ihm, daß wir uns in einem zivilisierten Lande in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts befänden und er kein Recht habe, Menschen wie Vieh herumzustoßen und sie zu entlassen, sobald sie einen Lohn verlangten, von dem sie leben konnten. Ich sagte ihm, er sei ein alter Leuteschinder, und ich würde nicht müßig zusehen, wie er die Mexikaner ausbeute und die Japaner betrüge.«

»Die Japaner?« fragte ich.

Carl hatte immer schneller gesprochen, bis ich ihm kaum mehr {20}folgen konnte. In seinen Augen flammte missionarischer Eifer. Sein Gesicht war gerötet und erhitzt.

»Ja. Ich schäme mich, es sagen zu müssen, aber mein Vater hat seine besten Freunde, die Japaner, hintergangen. Vor dem Krieg, als ich noch ein Kind war, wohnten viele von ihnen in unserem Bezirk. Ihre Gemüsegärten erstreckten sich über mehrere hundert Morgen Land zwischen unserer Ranch und der Stadt. Jetzt sind fast alle fort. Sie sind während des Krieges vertrieben worden und nie zurückgekommen. Vater hat ihr Land zu einem Spottpreis aufgekauft.

Ich sagte ihm, daß ich diesen Leuten ihr Eigentum zurückerstatten würde, sobald ich meinen Anteil an der Ranch erhielte. Ich würde Detektive anstellen, um sie ausfindig zu machen, und ihnen dann geben, was ihnen gehöre. Das will ich auch wirklich tun. Deshalb möchte ich mich von Jerry auch nicht um meinen Anteil bringen lassen. Denn das Land gehört gar nicht uns, verstehn Sie. Wir müssen es zurückgeben. Wir müssen wieder gerechte Verhältnisse schaffen zwischen uns und dem Land, zwischen uns und diesen Menschen.

Vater sagte, das sei Unsinn, schließlich habe er das Land durch rechtmäßigen Kauf erworben. Im Grunde fand er meine Ideen verrückt. Das fanden sie alle, selbst Mildred. Es gab eine große Szene deswegen in jener letzten Nacht. Jerry und Zinnie bemühten sich, Vater gegen mich aufzuhetzen, und Mildred bemühte sich, Frieden zu stiften. Die arme Mildred! Immer stand sie zwischen den streitenden Parteien. Und eigentlich hatte sie ja recht; ich war wirklich nicht gerade vernünftig. Wär ich’s gewesen, hätte ich berücksichtigt, daß Vater ein kranker Mann war. Ganz gleich, ob ich recht hatte oder nicht – und ich hatte natürlich recht –, Vater war ein solcher Familienkrach nicht zuzumuten.«

Ich bog von der Autobahn nach rechts auf eine Straße ab, die in großem Bogen durch eine Unterführung lief, hinaus auf ebene Felder, an einer riesigen Eukalyptusallee vorbei. Die Bäume sahen uralt und traurig aus. Die Felder standen leer.

{21}4

Carl saß gespannt und still auf dem Sitz neben mir. Nach einer Weile sagte er:

»Wissen Sie, daß Worte töten können, Mr. Archer? Man kann einen alten Mann töten, indem man mit ihm streitet. Ich habe meinen Vater so umgebracht. Jedenfalls«, fuhr er in etwas gelassenerem Tonfall fort, »habe ich das während der letzten sechs Monate geglaubt. Denn in jener Nacht ist Vater im Bad gestorben. Dr. Grantland, der ihn untersuchte, erklärte, er sei einem Herzanfall erlegen, der durch übermäßige Erregung ausgelöst worden sei. Ich gab mir die Schuld an seinem Tode. Jerry und Zinnie bestärkten mich in diesem Glauben. Kein Wunder, daß ich damals durchdrehte. Ich hielt mich für einen Vatermörder.

Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher«, sagte er. »Als mir die Augen aufgingen über Dr. Grantland, begann ich die ganze Sache in einem andern Lichte zu sehen. Warum sollte ich etwas auf das Gerede eines solchen Typen geben? Der dürfte sich von Rechts wegen ja nicht einmal als Arzt ausgeben. Diese furchtbaren Zweifel sind jedoch kaum auszuhalten. Sehn Sie, wenn Vater an einem Herzanfall gestorben ist, dann habe ich seinen Tod auf dem Gewissen.«

»Nicht unbedingt. Schließlich sterben jeden Tag alte Menschen.«

»Versuchen Sie nicht, mich abzulenken«, sagte er schroff. »Der Fall liegt ganz klar: Wenn Vater an einem Herzanfall gestorben ist, habe ich ihn mit meinen Worten getötet und bin ein Mörder. Wenn er aber an etwas anderem gestorben ist, ist jemand anders der Mörder, und Dr. Grantland versucht ihn zu decken.«

Ich war mittlerweile ziemlich sicher, daß ich es mit den Phantasien eines Irren zu tun hatte. Ich ging mit ihnen so behutsam um wie möglich:

»Das will mir nicht ganz einleuchten, Carl. Aber lassen wir doch die ganze Angelegenheit mal für ein Momentchen auf sich beruhen, und sprechen wir von etwas anderem.«

{22}»Das kann ich nicht«, schrie er. »Sie müssen mir helfen, die Wahrheit herauszufinden. Sie haben es mir doch versprochen!«

»Ich will ja auch –« begann ich.

Carl packte meinen rechten Ellbogen. Der Wagen schoß knirschend an den rechten Straßenrand, daß der Schotter nur so aufspritzte. Ich trat auf die Bremse und riß, immer noch umklammert von Carls Händen, das Steuerrad herum. Der Wagen kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen, die eine Seite im Straßengraben. Ich schüttelte Carl ab.

»Sie haben wirklich umwerfende Einfälle, Junge.«

Doch ihm war völlig gleichgültig, was geschehen war; vielleicht hatte er es gar nicht bemerkt. »Sie müssen mir glauben!« sagte er. »Jemand muß mir glauben!«

»Sie glauben sich ja selbst nicht. Jetzt haben Sie mir schon zwei verschiedene Versionen aufgetischt. Wie viele haben Sie noch?«

»Sie halten mich also für einen Lügner.«

»Nein. Aber Ihr Denken müßte mal in die Revision. Sie sind der einzige, der diese Revision vornehmen kann. Und das Krankenhaus ist der geeignetste Ort dazu.«

Die Gebäude des großen Krankenhauses waren jetzt in einer Mulde zwischen zwei Hügeln zu sehen. Wir erblickten sie gleichzeitig. Carl rief:

»Nein – dorthin gehe ich nicht zurück! Sie haben versprochen, mir zu helfen, aber es ist Ihnen nicht ernst damit. Genau wie alle andern. Dann muß ich es eben allein tun.«

»Was denn?«

»Die Wahrheit herausfinden! Herausfinden, wer meinen Vater ermordet hat, und ihn dafür zur Rechenschaft ziehen.«

Ich erwiderte so sanft wie möglich: »Sie reden ziemlich wirr daher, junger Mann. Halten Sie Ihren Teil unseres Abkommens, und ich werde den meinen halten. Gehen Sie jetzt ins Krankenhaus zurück und kurieren Sie sich aus – und ich werde sehen, was ich herausfinden kann.«

»Sie wollen mich doch nur beschwichtigen. Sie haben nicht wirklich vor, etwas zu unternehmen.«

{23}»Meinen Sie?«

Er schwieg. Um ihm zu beweisen, daß ich auf seiner Seite stand, fuhr ich fort:

»Es könnte uns weiterhelfen, wenn Sie erzählten, was Sie von diesem Grantland wissen. Heute morgen haben Sie etwas von einer üblen Vergangenheit erwähnt.«

»Jawohl – und das habe ich nicht frei erfunden. Ich habe es aus verläßlicher Quelle, von einem Mann, der ihn genauestens kennt.«

»Von einem Patienten?«

»Ja, er ist Patient, aber das hat nichts zu besagen. Er ist völlig normal. An seiner geistigen Gesundheit gibt es nichts auszusetzen.«

»Das haben Sie wohl aus seinem Munde?«

»Die Ärzte sagen es auch. Er sitzt wegen Rauschgiftsucht im Krankenhaus.«

»Das macht ihn nicht gerade zum verläßlichsten Zeugen.«

»Er hat die Wahrheit gesagt!« rief Carl. »Er kennt Dr. Grantland schon seit Jahren und weiß Bescheid über ihn. Grantland pflegte ihn mit Stoff zu versorgen.«

»Schlimm genug, wenn’s stimmt. Aber noch lange kein Mord.«

»Ich seh schon«, seine Stimme klang verzweifelt, »Sie wollen, daß ich mich für den Mörder halte. Sie lassen mir keine Hoffnung.«

»Hören Sie mir einmal gut zu –« begann ich.

Aber er war völlig in sich gekehrt und sinnierte über eine unaufgedeckte Greueltat nach. Plötzlich warf er sich ohne weitere Warnung auf mich. Seine Augen waren von dumpfer Qual getrübt. Seine Hände schlossen sich sichelförmig und fuhren mir an die Kehle. Hinter dem Steuerrad eingeklemmt, faßte ich nach der Türklinke, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Aber Carl war schneller. Seine riesigen Hände legten sich um meinen Hals. Ich schlug ihm mit der rechten Hand ins Gesicht, doch er schien es kaum zu spüren.

{24}Sein Gesicht unmittelbar vor meinen Augen war unermeßlich groß und sanftmütig und mit glänzenden Schweißtropfen bedeckt. Er drückte zu, und mir wurde ganz schwarz vor den Augen.

»Laß los, verdammter Narr!« wollte ich schreien, aber aus meiner Kehle drang nur ein Röcheln.

Wieder schlug ich zu, ohne rechten Schwung und ohne Wirkung. Eine seiner Hände löste sich von meinem Hals und versetzte mir einen Kinnhaken. Ich kippte um.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich im trockenen Graben neben den Reifenspuren meines Wagens. Während ich mich aufrappelte, sanken die schachbrettartig angelegten Äcker um mich herum sachte wogend an ihren angestammten Platz zurück. Ich kam mir sehr klein vor, wie eine Stecknadel auf einer großen Landkarte.

5

Ich zog meine Jacke aus, klopfte den Staub ab und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Krankenhaus. Es lag wie ein Stadtstaat inmitten seiner eigenen Felder. Es hatte keine Mauern. Vielleicht wurden sie hinreichend ersetzt durch die ausgezackten, kahlen Hügel, die die Anlage auf drei Seiten umgaben. Breite Alleen trennten die Betonbauten, die nach außen nichts von ihrer Bestimmung verrieten. Die Menschen, die auf den Wegen unterwegs waren, unterschieden sich kaum von Menschen anderswo, nur daß sie keine Eile hatten und ziellos umherschlenderten. Die schattige Oase mit ihren klotzigen, mysteriösen Bauten hatte etwas Unwirkliches an sich – vielleicht war es lediglich die fehlende Hektik.

Ein fetter Mann in Blue jeans tauchte hinter einem geparkten Auto auf und kam verstohlen auf mich zu. Mit leiser, einschmeichelnder Stimme fragte er mich, ob ich nicht ein Lederetui für meine Autoschlüssel kaufen wolle. »Aus sehr feinem, {25}handverarbeitetem Leder, Sir. Handarbeit aus dem Krankenhaus.« Er zeigte mir das Etui.

»Leider habe ich dafür keine Verwendung. Aber wo muß ich mich hinwenden, wenn ich mich nach einem Patienten erkundigen will?«

»Kommt drauf an, auf welcher Abteilung er ist.«

»Das weiß ich nicht.«

»Dann erkundigen Sie sich besser bei der Verwaltung.« Er wies mit der Hand auf ein neu aussehendes gräulichweißes Gebäude an der Kreuzung zweier Straßen. Aber er wollte mich nicht fortlassen. »Sind Sie mit dem Bus gekommen?«

»Nein, zu Fuß.«

»Von Los Angeles?«

»Das letzte Wegstück aus der Richtung.«

»Keinen Wagen, eh?«

»Mein Wagen ist gestohlen worden.«

»So ein Jammer. Ich wohne in Los Angeles, wissen Sie. Ich habe einen Buick Station Wagon, ein flottes Schiff. Meine Frau hat ihn in der Garage aufgebockt. Das soll angeblich die Reifen schonen.«

»Keine schlechte Idee.«

»Ja«, sagte er, »ich möchte, daß der Wagen in tadellosem Zustand bleibt.«

Breite Betonstufen führten zum Eingang des Verwaltungsgebäudes. Ich zog die Jacke über mein verschwitztes Hemd und trat durch die Glastüren. Die aufgetakelte Brünette am Informationspult schenkte mir ein professionell strahlendes Lächeln. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«

»Ich möchte gerne den Direktor sprechen.«

Ihr Lächeln kühlte ab. »Sein Terminkalender ist schon mehr als voll heute. Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?«

»Archer.«

»Und in was für einer Angelegenheit wünschen Sie ihn zu sprechen, Mr. Archer?«

»In einer vertraulichen.«

{26}»Handelt es sich um einen unserer Patienten?«

»Ja.«

»Sind Sie ein Angehöriger?«

»Nein.«

»Um welchen Patienten handelt es sich, und was genau wollen Sie wissen, Sir?«

»Ich würde es vorziehen, das mit dem Direktor zu besprechen.«

»Sie werden unter Umständen den ganzen Morgen warten müssen, bis Sie ihn sprechen können. Er jagt nämlich von einer Sitzung zur andern. Ich kann Ihnen nicht einmal zusichern, daß er Sie überhaupt empfangen wird.«

Es war ein höflicher, aber eindeutiger Rausschmiß. Da es aussichtslos war, sie auf ihrem stillen, aber beharrlichen Wachhundposten zu umgehen, setzte ich zu einem frontalen Angriff an:

»Einer Ihrer Patienten ist gestern nacht entwichen. Der Mann ist gewalttätig.«

Sie blieb gelassen. »Wollen Sie eine Beschwerde einreichen?«

»Nicht unbedingt. Aber ich brauche einen Rat.«

»Vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn Sie mir den Namen des Patienten nennen. Andernfalls kann ich nicht feststellen, welcher Arzt für ihn zuständig ist.«

»Er heißt Carl Hallman.«

Ihre schmalen Augenbrauen schnellten hoch. Offensichtlich war ihr der Name bekannt. »Bitte nehmen Sie Platz, Sir. Ich werde versuchen, den zuständigen Arzt zu erreichen.«

Sie hob den Hörer von einem ihrer Telefonapparate. Ich setzte mich und zündete eine Zigarette an. Es war noch immer früh am Morgen, und ich war der einzige Mensch in der Empfangshalle. Die farbigen Möbel und auf Hochglanz gebohnerten Fliesenböden wirkten aufdringlich heiter. Meine Stimmung heiterte sich ebenfalls etwas auf, als ein Schwarm hübscher junger Krankenschwestern hereinkam und zwitschernd einen Korridor hinunterging.

Die Frau hinter dem Schreibtisch legte den Hörer auf und {27}winkte mich zu sich heran. »Dr. Brockley wird Sie empfangen. Er ist in seinem Büro. Es befindet sich im Gebäude hinter diesem Haus, im Mittelgang.«

Das zweite Gebäude war riesig. Sein Mittelgang war lang genug für einen Hundert-Meter-Lauf. Ich war drauf und dran, wirklich einen zu machen. Seit meiner Militärzeit wirkte jede große Organisation auf mich bedrückend: Verbindungsgänge, Paragraphenreiterei, Protokolle, delegieren, hetzen und endlos warten. Nur selten trifft man auf einen der wenigen, die Manns genug sind, den Riesenapparat aus dem Morast zu reißen, in dem er durch sein Eigengewicht abzusacken droht.

Die Tür, auf der Dr. Brockleys Name stand, war offen. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor, ein mittelgroßer Mann mittleren Alters in einem grauen Fischgrätanzug, und drückte mir rasch und hart die Hand.

»Mr. Archer? Zufällig bin ich heute morgen zeitig hier, so daß ich eine Viertelstunde für Sie erübrigen kann. Nachher werde ich auf meiner Station erwartet.«

Er wies mir einen einfachen Stuhl an der Wand zu, brachte mir einen Aschenbecher und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, mit dem Rücken zum Fenster. Mit seinem kahlen Kopf und seinen wachsamen Augen glich er einer Eidechse, die lauert, bis sich eine Fliege zu weit vorwagt.

»Wie ich höre, haben Sie eine Beschwerde gegen Carl Hallman vorzubringen. Sie müssen aber wissen, daß das Krankenhaus für die Handlungen seiner Patienten nicht haftbar ist. Wir sind zwar interessiert daran, aber nicht haftbar dafür. Er hat sich übrigens ohne unsere Erlaubnis entfernt.«

»Ich weiß. Er hat es mir gesagt.«

»Sind Sie ein Freund von Hallman?«

»Ich kenne ihn überhaupt nicht. Er hat mich heute früh zu Hause aufgesucht und um Hilfe gebeten.«

»Wobei sollten Sie ihm denn helfen?«

»Das ist eine ziemlich vertrackte Geschichte, die mit seiner Familie zu tun hat – und zum größten Teil vermutlich frei erfunden {28}ist. Wesentlich daran scheint mir zu sein, daß er sich verantwortlich fühlt für den Tod seines Vaters und dieses Gefühl loswerden möchte. Aus diesem Grunde ist er zu mir gekommen. Ich bin Privatdetektiv. Einer seiner Freunde hatte mich ihm empfohlen.«

Als ich meinen Beruf erwähnte, sank die Temperatur im Zimmer merklich. Der Arzt sagte eisig:

»Falls Sie Auskunft über seine Familie einholen wollen; ich kann Ihnen keine geben.«

»Dazu bin ich nicht gekommen. Ich dachte, das Beste, was ich für Hallman tun könne, sei, ihn hierher zurückzubringen. Ich versuchte, ihn davon zu überzeugen, und wir waren schon auf dem Weg zu Ihnen. Aber dann bekam er einen Wutanfall und begann sich mit seinem Gewicht aufzuspielen. Offen gesagt« – ich hatte es bis jetzt verschwiegen, da es ja kein Ruhmesblatt für mich war –, »er hat mich überwältigt und meinen Wagen gestohlen.«

»So was sieht ihm nicht ähnlich.«

»Vielleicht sollte ich es nicht ›stehlen‹ nennen. Er war so aufgeregt, daß er wahrscheinlich gar nicht wußte, was er tat. Jedenfalls hat er ihn genommen, und ich möchte ihn zurückhaben.«

»Sind Sie sicher, daß er es getan hat?«

Schon wieder so ein Bürokrat, dachte ich, der auf seinem Amtsschimmel spazierenreitet. Ein weiteres Exemplar der bekannten Sorte. Ich sagte:

»Ich gestehe, Doktor, ich habe nie einen Wagen besessen. Ich habe alles bloß geträumt. Der Wagen ist ein Sexsymbol, sehen Sie, und sein Verschwinden bedeutet, daß ich in die Wechseljahre komme.«

Er erwiderte, ohne im geringsten die Miene zu verziehen, ohne Lächeln oder Stirnrunzeln: »Ich meine, sind Sie sicher, daß nicht der andere Ihren Wagen gestohlen hat? Es war noch ein anderer Patient bei ihm, als er gestern ausriß. Steckten die beiden nicht mehr zusammen?«

»Ich habe nur einen gesehen. Wer war denn der andere?«

Dr. Brockley nahm ein Dossier aus dem Ablagekästchen und {29}studierte dessen Inhalt – oder tat wenigstens so. »Im allgemeinen sprechen wir mit Außenstehenden nicht über Patienten«, sagte er nach einer Weile. »Andererseits möchte ich –« Er schloß das Dossier und legte es auf den Tisch. »Lassen Sie es mich so formulieren: Was beabsichtigen Sie wegen dieses Autodiebstahls zu unternehmen? Sie wollen natürlich, daß Hallman bestraft wird?«

»Ich?«

»Etwa nicht?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Ich finde, er gehört in ein Krankenhaus.«

»Was bringt Sie auf diese Idee?«

»Er ist flüchtig, und er könnte gefährlich werden. Er ist ein kräftiger Junge. Ich möchte keine Panik auslösen – aber er hat immerhin versucht, mich zu erwürgen.«

»Wirklich? Übertreiben Sie da nicht?«

Ich zeigte ihm die Würgemale an meinem Hals. Dr. Brockley vergaß sich für einen Augenblick und ließ seine Menschlichkeit durchscheinen wie ein Licht hinter einer geschlossenen Tür. »Verdammt noch mal, das tut mir leid.« Es war jedoch sein Patient, der ihm leid tat, nicht ich. »Carl hat sich in den letzten paar Monaten so gut gehalten; keinen einzigen Ausbruch hat er gehabt. Was mag ihn bloß so plötzlich zum Explodieren gebracht haben? Wissen Sie es?«

»Vielleicht der Gedanke, ins Krankenhaus zurückzukehren – es passierte schließlich gerade hier um die Ecke. Es war eine recht heikle Situation. Ich hatte ihn zuviel reden lassen über seine Familie und dann den Fehler gemacht, ihm zu widersprechen.«

»Erinnern Sie sich noch, in welchen Punkten Sie ihm widersprochen haben?«

»Ja. Es ging um einen seiner Mitpatienten, einen Rauschgiftsüchtigen, wie Carl sagte. Er behauptete, dieser Mann habe Dinge erzählt über einen Arzt, den er kennt, einen Dr. Grantland, die ihn höchst mißtrauisch gemacht hätten.«

»Ich kenne ihn. Er ist der Hausarzt der Hallmans. Auf seine {30}Veranlassung hin ist Carl hier eingewiesen worden. Es ist daher natürlich, daß Carl gegen ihn aufgebracht ist.«

»Er hat gegen ihn Beschuldigungen vorgebracht, die ich nicht wiederholen möchte, am allerwenigsten einem Kollegen gegenüber.«

»Niemand zwingt Sie dazu.« Brockley hatte jetzt wieder sein Pokergesicht aufgesetzt. »Sie sagten, die Quelle dieser Beschuldigungen sei ein anderer Patient – ein Süchtiger?«

»Richtig. Ich gab Carl zu bedenken, daß diese Quelle trüb sei. Er faßte es so auf, als hätte ich ihn damit zum Lügner erklärt.«

»Wie heißt der Süchtige?«

»Den Namen wollte er mir nicht nennen.«

Brockley meinte nachdenklich: »Der Mann, der gestern nacht mit Hallman zusammen ausgebrochen ist, ist heroinsüchtig. Für uns ist er selbstverständlich ein Patient wie alle andern – wir machen da keine Unterschiede –, aber er ist doch aus ganz anderem Holz geschnitzt als Carl. Carl ist trotz seiner geistigen Störung eigentlich ein naiver und idealistischer junger Mann, im Grunde genommen ein wertvoller Mensch.« Der Arzt sprach mehr mit sich selbst als mit mir. »Ich mag gar nicht daran denken, daß er unter Tom Ricas Einfluß geraten sein könnte.«

»Haben Sie eben Tom Rica gesagt?«

Doch der Arzt hatte bereits den Telefonhörer in der Hand: »Miss Parish – hier ist Dr. Brockley. Das Dossier Tom Rica bitte – nein, bringen Sie es in mein Büro.«

»Ich habe mal einen Tom Rica gekannt«, sagte ich. »Lassen Sie mich überlegen – das war vor etwa zehn Jahren; er war damals achtzehn und hatte gerade Compton High verlassen. Er müßte also jetzt acht- oder neunundzwanzig sein. Wie alt ist Carl Hallmans Freund?«