Kirsten van Gelder und Frank Chesley

Mit den inneren Augen schauen

Die einzigartigen Erkenntnisse

der Hellsichtigen und Heilerin Dora van Gelder Kunz

© 2015 by Kirsten van Gelder

published by Quest Books, einem Imprint des Theosophical Publishing House, Wheaton, IL (USA)

Deutsche Ausgabe:

1. Auflage 2020

© Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1

85567 Grafing

www.aquamarin-verlag.de

Übersetzung aus dem Englischen: Karl Friedrich Hörner

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

unter Verwendung des Original-Covers (Design: Drew Stevens)

ISBN 978-3-96861-049-8

INHALT

Vorwort

Danksagungen

Einführung

Kapitel 1 Kindheit auf Java

Kapitel 2 Eine junge Theosophin in Australien

Kapitel 3 Entscheidungen (1925–1928)

Kapitel 4 Übergänge und Alternativen (1929–1939)

Kapitel 5 Im Reich der Naturgeister und Pumpkin-Hollow-Farm

Kapitel 6 Krieg und Nachkriegsjahre (1939–1953)

Kapitel 7 Wainwright House und die Geistheilungs-Seminare

Kapitel 8 Doras Wendepunkt

Kapitel 9 Heilen und Therapeutic Touch (1972–1975)

Kapitel 10 Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (1975–1987)

Kapitel 11 Die letzten Jahre (1987–1999)

Nachrufe

Quellen und Anmerkungen

Bibliographie

VORWORT

Dora van Gelder Kunz war meine Tante, die Schwester meines Vaters, und so kannte ich sie sehr gut. Dora war ein einfacher und komplexer Mensch zugleich. Sie war einfach insofern, als sie ein bescheidenes Leben führte und der Haute Couture keine Aufmerksamkeit schenkte. In höherem Alter trug sie meist ihre lieblings-blaue Bluse und einen unauffälligen Rock, selten sah man sie in Hosen. Komplex war Dora kraft ihrer extrem seltenen Art von Hellsichtigkeit, die ihr Einblick sowohl in das seelische, körperliche und intellektuelle Funktionieren als auch in die spirituelle Entwicklung eines Menschen ermöglichte. Ich habe leider nie einen Engel oder eine Elfe gesehen, doch ich zweifle nicht daran, dass sie dies konnte.

Doras größte Leidenschaft war es, jedem zu helfen, der an irgendeiner Krankheit litt. Sie verbrachte ihr ganzes Leben damit, obwohl sie pragmatisch genug war zu erkennen, dass manche Erkrankungen ihre Heilfähigkeiten überstiegen. Sie war ein zurückhaltender Mensch, liebte es aber, Kontakte zu pflegen, besonders mit Ärzten und Krankenschwestern. Vielleicht unbewusst, sah sie die Heilberufler in einer Art von Hierarchie: Ärzte, Ärztinnen, Psychologen, Krankenschwestern, Krankenpfleger und schließlich, aber nicht zuletzt examinierte Krankenschwestern. Diese waren tatsächlich ihre stärksten Anhänger, weil sie an der Front der praktischen Krankenpflege tätig waren.

Obwohl Dora als Theosophin aufgewachsen war, lehnte sie die Speichelleckerei von manchen Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft ebenso ab wie einiges von deren Literatur aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Jinarājadāsas First Principles of Theosophy (dt. Ausg.: Die okkulte Entwicklung der Menschheit) und Leadbeaters Man: Whence, How and Whither: A Record of Clairvoyant Investigation (dt. Ausg.: Der Mensch: woher, wie und wohin: Aufzeichnungen nach hellseherischen Untersuchungen) missfielen ihr gründlich. Beide Autoren kannte sie sehr gut, und doch versuchte sie die Wiederveröffentlichung gerade jener Werke zu verhindern. Während ihrer Amtszeit als Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (Theosophical Society in America, TSA) arbeitete sie – wie früher ihr Mann, Fritz Kunz – sehr daran, den Blick mehr auf die moderne Wissenschaft zu richten und die theosophische Forschung mit neuem Leben zu erfüllen.

Ich fragte sie einmal, ob die TSA den Logen in den südlichen US-Bundesstaaten, die eine »Nur für Weiße«-Position einnahmen, die Konzession entziehen sollte. Sie schürzte die Lippen, wie sie es häufig tat, und antwortete: »Du hast recht. Man hätte sie hinauswerfen sollen.« Dora mag die Farben der Aura gesehen haben, aber sie lehnte jeglichen Rassismus entschieden ab. Sie war unter Javanern, Chinesen, Malayen, Indern und Menschen gemischter Rassen aufgewachsen und wahrlich (haut)farbenblind.

Jeder, der ihre Workshops besuchte, war verblüfft und bezaubert von ihren plötzlichen Ausbrüchen ausgelassener Heiterkeit. Der Kontext spielte dabei keine Rolle, die Teilnehmer wurden einfach mitgerissen. Doch wenn sie HIV- und Krebs-Patienten behandelte, war Dora fast zugeknöpft. Sie arbeitete mit höchster Konzentration und lehnte sowohl negative als auch positive Prognosen ab. Was zählte, waren die Resultate. Menschen, die um ihre Hilfe baten, beurteilte Dora mit ihren inneren Fähigkeiten, nicht um ihre Privatsphäre zu verletzen, sondern allein, um ihr existenzielles Wohl zu erkennen.

Wenige Menschen können behaupten, ihr ganzes Leben in altruistischem Engagement für das Wohl der Menschen und der Natur verbracht zu haben. Dora van Gelder Kunz war einer von ihnen, wie – ich bin erfreut, dies zu sagen – der vorliegende Band zeigt.

Nicolas van Gelder

Januar 2015

DANKSAGUNGEN

Viele Menschen haben sich an dieser Erkundung von Doras Leben beteiligt. Die Unmittelbarkeit von Doras eigenen Worten ermöglichten die vielen Freiwilligen im Lauf der Jahre, die Doras Vorträge aufgenommen und abgeschrieben und ihre Werke archiviert haben. Frank Chesleys umfangreiche Interviews mit Dora und ihren Mitarbeitern und Angehörigen lieferte die Grundlage für dieses Buch. Ich bin sehr dankbar für einen Zuschuss der Sellon-Stiftung, für die Unterstützung von den vielen Angestellten der Theosophischen Gesellschaft in Amerika in Wheaton, Illinois, und eine Förderung von der Kern Foundation. Betty Bland, die frühere Präsidentin der TSA, setzte sich für dieses Buch ein, und Tim Boyd, der derzeitige Präsident, leitete geduldig seine Fertigstellung.

Die meisten Autoren danken ihrem Lektor, aber in meinem Fall betrifft dies eine ganze Schar von Lektoren: meinen Mann, Nicolas van Gelder; Ananya Rajan; Richard Smoley; Ed Abdill; Sharron Dorr und Nancy Grace.

Diese Biographie legt Zeugnis ab von der Kraft der Freundschaft und der Bereitwilligkeit jener, die Dora kannten, ihre Zeit zu schenken und ihre Sicht und Erinnerungen mitzuteilen. Es ist eine enorme schöpferische Energie, die noch immer aus dem Nukleus jener Freundschaften hervorströmt, die im Jahr 1925 in Rye, New York, mit Doras erstem Besuch in den Vereinigten Staaten begannen. John A. Sellon und seine Frau, Emily B. Sellon, waren nicht die einzige Generation von Sellons, die mit Dora und Fritz befreundet waren. Seit dem Tode von John und Emily unterstützen ihre Söhne Peter, Jeffrey und Michael die Bemühungen ihrer Eltern als Theosophen weiter. Ihre Unterstützung ermöglichte es mir, Frank Chesleys Vision von dieser Biographie zu verwirklichen.

Ohne Doras Neffen, meinen Mann Nicolas van Gelder, wäre das Buch gar nicht veröffentlicht worden. »Er hat Frank Chesley angebracht«, um es mit Doras Worten zu sagen. Nicolas steuerte seine eigene beträchtliche Erfahrung als Schriftsteller und Lektor sowie seine Integrität, Freundlichkeit und eherne Beharrlichkeit bei.

John und Aino Kunz boten Unterstützung für das Buch sowie die bemerkenswerte Sammlung von Doras Fotos und Zugang zur Bibliothek von Fritz und Dora. Doras viele Freunde und Mitarbeiter gaben bereitwillig Interviews. Margot Wilkie nahm kein Blatt vor den Mund; sie sprach mit einem herzhaften neuenglischen Akzent, servierte Tee in rosa Porzellantassen und lieferte kostbare Einblicke. Dr. Renée Weber, eine der von Fritz sehr geschätzten Studentinnen, und Dr. Janet Macrae, eine von Doras Top-Krankenschwestern, sind mir wahre Freundinnen und inspirieren mein eigenes Schreiben und Forschen weiterhin. Janet ermutigt und drängt mich durch viele Telefonanrufe. Auf ähnliche Weise erinnerte mich Dr. Erik Peper, ein weiterer von Doras berühmten Schülern, dass er nach wie vor Elemente von Doras Ideen und Praktiken einbezieht und weitergibt, wenn er in den Vereinigten Staaten, in Asien und Europa unterrichtet. Susan Loeb brach mir schier das Herz, als sie regelmäßig anrief um mich aufzuheitern, selbst als ihre eigene Gesundheit nachließ. Marie Jenkins erinnerte mich, dass es überall in den Vereinigten Staaten regelmäßige Heilgruppen gibt, die auf Doras Meditation und Therapeutic Touch basieren. Cookie Jurgens und Dr. Nelda Samarel boten gute Erzählkunst und bewiesen die wichtige Rolle anekdotischer Quellen. Jack Samarel und Sohn Adam erlaubten, dass ihre Geschichten ins Buch aufgenommen wurden. Ungeachtet zahlreicher Operationen sprach Dr. Sue Wright über ihre Begeisterung, Doras Heilungs-Gruppe fortzuführen und gewährte Einblicke in Doras Sommeraufenthalte auf der Pumpkin-Hollow-Farm. Ich schätze Peter Michels Großzügigkeit, die mir erlaubte, von seinen Gesprächen mit Dora zu profitieren. Seine Fragen über theosophische Interessensgebiete und seine Ausdauer führten in Richtungen und zu Themen, die aus späteren Interviews fortgelassen wurden. Und ich bin Sue Wright dankbar, dass sie jene Interviews niederschrieb, und Janet Kerschner, dass sie sie im Archiv fand.

Janet Kerschner, die Archivarin in der Olcott-Bibliothek im Hauptquartier der Theosophischen Gesellschaft in Amerika, stützte und lenkte meine ersten zaghaften Schritte ins Fritz-und-Dora-Kunz-Archiv. Seither schenkte sie mir tatkräftige Unterstützung und lieferte sofortige Antworten auf Fragen aller Art. Marina Maestas, die Chefbibliothekarin der Olcott-Bibliothek, und ihre Mitarbeiter und freiwilligen Helfer gewährten mir freien Zugang zur Bibliothek ebenso wie zu ihrem Fachwissen. Neben den Korrekturlesern und Lektoren des Buches leitet Jessica Salasek vergnügt dessen Vermarktung und Bewerbung. Kirsten Hansen Pott gestaltete den Umschlag und frischte die Fotos im Innenteil etwas auf. Nancy Grace war behilflich, die Fotos auszuwählen und ihre Qualität im Reproduktionsvorgang zu gewährleisten.

Im Olcott ließ mich Elisabeth Trumpler von ihrer Expertise als Auskunftsbibliothekarin profitieren. Weil ihr Engagement in der Theosophischen Gesellschaft schon vor mehr als einem halben Jahrhundert begann, war sie in der Lage, Einblicke in die Arbeit von Dora und Fritz auf der Pumpkin-Hollow-Farm und in der Northeast Federation zu bieten. Während meines Aufenthalts im Hauptquartier gaben mir andere Langzeit-Mitarbeiter Doras – darunter Jeff Gresko, Clarence Pederson, Floyd Kettering und Diane Eisenberg – Unterstützung und Ermutigung für das Buch. Govert Schüller ließ mich an seinen eigenen akademischen Schriften über Theosophie und an seiner gesunden Kochkunst teilhaben. Dr. Ralph Hannon gab mir Einblick in seine Protokolle über die Aktivitäten im TG-Hauptquartier einschließlich der Jahre, in denen Dora Präsidentin war. Seine Erkenntnisse und Auszüge aus Diskussionen und Readings waren eine besondere Hilfe, um Doras Interesse zu verstehen, als Präsidentin der TSA Wege zu suchen, moderne Wissenschaft und theosophische Forschung zu integrieren.

Guru Prasad und Shirley Nicholson waren so liebenswürdig, Nicolas und mir zu gestatten, uns zum Recherchieren und Schreiben fünf Monate lang im Krotona-Institut aufzuhalten. Lakshmi Narayan, die Chefbibliothekarin an der Krotona School of Theosophy, vertraute uns Erinnerungen an Dora in Wheaton und in Indien an. Joy Mills ließ uns an ihrer ansteckenden Begeisterung und ihren Erinnerungen an Doras Jahre als Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft teilhaben. In Krotona war ich dankbar für die Erinnerungen von Mitgliedern der zweiten Generation in der TG, Richard Ellwood und Carol Nicholson; beide hatte Dora jahrzehntelang gekannt. Auch viele andere Bewohner dort hießen uns willkommen und ermutigten zum »Dora-Buch«, indem sie uns zum Strand mitnahmen und unser Auto reparierten, wenn Erdhörnchen Schläuche oder Kabel durchgenagt hatten. Marcia Markey, die ich kennenlernte, als ich selbst Anfang zwanzig war, erinnerte sich an Pumpkin-Hollow-Farm zu einer Zeit, als die »Camper« sich zum Dinner in bodenlange Röcke und Anzugsjacken kleideten. Auf der Rückfahrt von Krotona in den Nordwesten luden mich April und Jerry Hejka-Ekins in ihr Haus ein. Sie machten mich mit ihrer umfangreichen Bibliothek und Sammlung theosophischen Materials und mit ihren eigenen Bemühungen bekannt, Theosophen aus verschiedenen Organisationen zusammenzubringen.

Susan Brown gestattete die Verwendung der Geschichte ihrer Eltern und stiftete dem Kunz-Archiv in der Olcott-Bibliothek Briefe aus ihrer Familie; Carol Bee stellte frühe Briefe und Notizen von Dora zur Verfügung, die Beispiele für Doras auf hellsichtiger Begutachtung basierende Beratung boten. Adam McDougall, seine Eltern, sein Bruder, und sein Onkologe nahmen an einer Reihe von Interviews mit Frank Chesley teil. Sie leisteten ungeachtet vieler Hindernisse Pionierarbeit in der Kombination von konventioneller und komplementärer Gesundheitspflege in Tacoma. Ed Alden, Präsident der Loge Seattle, gab mehrere Jahre wertvolle Computer-Hilfe; er steuerte Abschreibe-Software bei und wies Susan Loeb und mich in die Technik ein. Er hielt meinen Laptop am Funktionieren, half mir, meine Dateien in Ordnung zu bringen und stellte eine digitale Bibliothek der Niederschriften zusammen. Ebenfalls in Seattle waren Willamay Pym und ihre Tochter Linda Jo unerschütterliche Unterstützer der Anfänge dieses Buches. Edith Karsten war – wie Fritz und Dora – von Eltern aufgezogen worden, die Mitglieder der TG waren. Sie und ihr Mann und die Söhne unterstützten Indralaya über Jahrzehnte, wie es auch Austin und Phoebe Bee, John und Dorothy Abbenhouse, Mary und Alastair Taylor sowie John und Margaret Toren taten. Ich bin dankbar, die Menschen kennengelernt zu haben, die Seite an Seite mit Fritz und Dora arbeiteten.

Loren und Carolyn Wheeler von der Pumpkin-Hollow-Farm beantworteten liebenswürdig Fragen und orteten Tonaufnahmen von Doras Vorträgen. Michael Gomes, Bibliothekar an der Emily B. Sellon Library in der New Yorker TG, hieß mich nach zwanzig Jahren wieder in der Loge willkommen und bot Unterstützung für die Recherche- und Schreibarbeiten.

Voll Dankbarkeit denke ich auch an Dolores Krieger und die Nurse Healers – Professional Associates; an die Menschen im Wainwright House in Rye, New York, und alle, die Fotos beisteuerten, wie Sally Blumenthal, Dr. Michael McGannon, Dr. Martin und Mary Proudfoot und Dot Salogga. Ohne die Patienten, »Doras Krankenschwestern« und »ihre Ärzte« würde es Therapeutic Touch nicht geben. Ich fühle mich geehrt, mit den vielen Menschen zu tun gehabt zu haben, die Dora gekannt haben und die heute daran mitwirken, um diese Biographie zum Druck zu bringen. Doras Arbeit bleibt lebendig. Mögen ihre Bemühungen, »mit der Philosophie hinter der Theosophie … als einer integrierenden Kraft zu leben und experimentieren«, andere Menschen inspirieren, die über ihr höchst ungewöhnliches Leben vieler Erkenntnisse lesen.

EINFÜHRUNG

Nach vielen Jahren und Dutzenden von Interviews mit Dora und ihren Familienangehörigen und Mitarbeitern wurde Frank Chesley, der anfängliche Verfasser dieser Biographie, zu krank, um weiterzuschreiben. Er vertraute mir einen Holzkasten mit Tonkassetten an, eine Schachtel mit Forschungsdokumenten und vier fertige Kapitel. Zufällig und dank der Großzügigkeit von Mitgliedern der Familie Sellon ermöglichte mir eine Zuwendung der Sellon-Stiftung, Franks Gabe in diesen Band zu verwandeln.

Eine Reihe von Synchronizitäten und die beharrliche Ausdauer vieler Menschen sind in die Seiten dieses Buches eingeflossen. Vor allem aber ist es die Inspiration von Dora van Gelder Kunz selbst, meiner ersten und hochgeschätzten Führerin und Wegweiserin zu den spirituellen Aspekten des Lebens und der professionellen Praxis der Krankenpflege.

Beginnen wir kurz vor dem Ende ihrer Geschichte: Dora war Anfang neunzig und wohnte in einem Appartement im Hause ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter in Seattle. Im Alter von zweiundneunzig Jahren schenkte sie jenes Appartement ihrem Enkel und zog zu meinem Mann Nicolas van Gelder und mir. Wir wohnten nur zweieinhalb Kilometer von Doras früherer Wohnung entfernt, in der sie neun Jahre gelebt hatte. Sie kam mit zwei Koffern, einem kleinen Schreibtisch aus ihrer Zeit in Port Chester, New York, und einer Buddha-Statue, die ein Repräsentant des indischen Kultusministeriums ihrem Mann, Fritz Kunz, einst geschenkt hatte.

Nach ihrer Verabschiedung mit dreiundachtzig Jahren galt Doras Arbeit vornehmlich Wegen und Möglichkeiten, den im Gesundheitswesen beruflich Tätigen zu helfen, Mitgefühl, Altruismus und Gespür für die spirituellen Aspekte des Helfens und Heilens zu entwickeln. Therapeutic Touch, eine Behandlungsweise, die sie und andere in den frühen 1970er-Jahren entwickelt hatten, zog in den Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt positive Aufmerksamkeit an. Nicht nur Patienten, sondern auch Pflegepersonal und andere Gesundheitsfürsorgende waren bestrebt, die zunehmend mechanistische, technologische und leider auch unpersönliche Ausrichtung der Gesundheitsversorgung auszugleichen. Dora, die die ersten Jahrzehnte ihres Lebens auf Java und in Australien gelebt hatte, wusste, dass die Welt aus Myriaden von Kulturen und vielen Religionen bestand. Deshalb vermittelte sie das Heilen so, dass es im klinischen Umfeld praktiziert und den Patienten von Menschen unterschiedlicher religiöser Hintergründe als eine ergänzende Therapie angeboten werden konnte. Es war Doras Motivation gewesen, einen Beitrag zu leisten in einer Zeit, als sich Flüchtlinge – vorwiegend jüdische – aus Europa in großer Zahl wieder in New York und in den Vereinigten Staaten allgemein niederließen.

Ungefähr zu der Zeit, als Dora zu uns zog, fand Frank Chesley, ein Freund von Nicolas, ein ruhiges Haus, das an der Exeter Avenue – von unserem Haus aus einfach die Straße hinunter – zu mieten war. Die Eigentümerin, eine Theosophin, war gestorben und hatte es ihrem Sohn hinterlassen, der fünfzig Wochen im Jahr in British Columbia wohnte. Ihre geschnitzten Tische aus asiatischem Palisanderholz und der handgewebte Teppich ihres Sohnes boten Frank ein heimeliges Gefühl, der mit wenig mehr als einem Laptop und einem schicken japanischen Kassettenrekorder unterwegs war.

Nicolas und Frank trafen sich gewohnheitsmäßig alle paar Wochen zum Plaudern, entweder in Franks Wohnzimmer mit Blick über den Lake Washington oder in der Bibliothek im Obergeschoss unseres Hauses. Da Doras Wohn- und Schlafzimmer gleich am Eingang unseres Hauses waren, konnte uns keiner besuchen, ohne dass sie es bemerkte. Es ist recht wahrscheinlich, dass Frank, mit seiner abgebrühten Erscheinung eines Journalisten-Veterans, Dora interessierte, und zwei Jahre vor ihrem Tode begann er, sie zu interviewen. Sie wollte ihr Leben Frank mitteilen, der den forschenden Geist eines Zeitungsmannes hatte und ein breites Spektrum an Erfahrung mitbrachte. Er hatte viele Jahre in Paris gelebt, war gesegelt und hatte Mexiko und Asien bereist. Er hatte seine Laufbahn mit einem Abschluss in Journalismus von der Universität Washington begonnen und war zu der Zeit, als er mit Dora arbeitete, im Vorruhestand. Er lebte so einfach wie sie, und wie sie interessierte er sich weiterhin für die internationalen Beziehungen sowie für das pulsierende Leben der lokalen Ereignisse. Sie waren beide schlank und machten beim Gehen lange Schritte, wobei Dora einen raschen, zielgerichteten Gang hatte und Frank die sanftere Gangart eines Menschen an den Tag legte, der unter chronischer Atemnot litt. Auf den ersten Blick schien er ein unwahrscheinlicher Kandidat, um mit Dora an ihrer Lebensgeschichte zu arbeiten. Bevor er in der Armee und den Stars and Stripes diente (der Zeitung der amerikanischen Streitkräfte), war er in einer Textilstadt in Massachusetts aufgewachsen. Doras privilegierteres Leben mit Hausangestellten und einer Gouvernante hatte zwar ein Ende, als sie dreizehn war, doch das Auftreten einer niederländischen Kolonialistin war ihr geblieben. Frank geriet rasch in Zorn, war aber geduldig und ausdauernd von Temperament und Berufs wegen. Dora hingegen litt unter Ungeduld, als sie alterte, obwohl sie für Krankenschwestern und alle, die ihre Hilfe suchten, eine Engelsgeduld zeigte.

Falls Frank stereotypisches Denken über »kleine alte Damen« hegte, so war dies nur von kurzer Dauer – bis er Dora kennenlernte. Ich hörte sie gelegentlich reden, wenn ich von der Arbeit als Hospizpflegerin nach Hause kam. Gewöhnlich nahm ich nur den Ton der Gespräche wahr, doch manchmal hörte ich Dora nachdrücklich sagen: »Das ist mein Leben. Das Buch handelt nicht von CWL [Charles W. Leadbeater].« Ihre auf Band aufgezeichneten Interviews mit Frank zeigen, dass sie diese Erklärung in Bezug auf Franks Fragen über Krishnamurti, Geoffrey Hodson und eine Reihe von Wissenschaftlern, die sie gut kannte, wiederholte.

Die Ausrichtung dieses Buches änderte sich, nachdem Frank Adam kennengelernt hatte, einen jungen Mann, der mit zwanzig Jahren bereits zwei Arten von Krebs überlebt hatte. Adam war ursprünglich ein Patient von Doras Bruder, Harry van Gelder, und erhielt Doras Hilfe, nachdem Harry nach Australien gezogen war. Obwohl Frank sein Alleinsein liebte, erklärte er sich einverstanden, Adam sein freies Zimmer zu geben. Da Frank zu jener Zeit mit der Dickdarmkrebs-Diagnose seines eigenen Bruders rechnete, entfachte Adams Ankunft Franks Interesse am Heilen.

Als Forschungen ergaben, dass sogenannte schwierige Patienten dazu neigen, bei der Behandlung bessere Fortschritte zu machen, ging Frank den Zusammenhängen weiter nach. Dabei fand er heraus, dass Adams Eltern nach seiner Operation aufgrund seines zweiten Krebsbefundes als Teenager ursprünglich abgelehnt hatten, Chemotherapie und Bestrahlungen durchführen zu lassen. Es kam zu einem Streit über Adams Behandlungsplan, bei dem das Ärzteteam feststellte, dass die Entscheidung der Eltern die Sicherheit des Patienten gefährde. Anstatt aus seinem Elternhaus geholt zu werden und für die Dauer der Behandlungsserie in einer Pflegeeinrichtung zu wohnen, hatte sich Adam den empfohlenen Therapien unterzogen und den Krebs überlebt. Über mehrere Jahre hatte er unregelmäßig Dora aufgesucht, zu deren Behandlungen ihn seine Eltern anderthalb Stunden nordwärts fuhren. Adams Teilnahme an ihrer Heilungs-Gruppe in Seattle trug wahrscheinlich zu seinem Empfinden bei, mehr als ein »Krebspatient« zu sein.

Als Adam in Franks Haus einzog, versuchte er Geld zu sparen, um seine Ausbildung als Veterinärtechniker abzuschließen. Er bedurfte keiner weiteren regelmäßigen Behandlungen von Dora mehr, besuchte sie aber gelegentlich noch. Schließlich zog Adam bei Frank aus, um eine Frau zu heiraten, die er während seiner veterinär-technischen Ausbildung kennengelernt hatte. Seine Frau wurde noch vor ihm Tierärztin und half Adam auf seinem Weg durchs College. Er machte seinen Abschluss erst kürzlich, und nun arbeiten sie beide als Tierärzte. Sie haben zwei Kinder, ihre Tochter trägt den Namen Dora.

Als Dora bei uns wohnte, kamen die meisten ihrer Patienten von innerhalb des Bundesstaats Washington, doch von Zeit zu Zeit empfing sie auch Patienten von außerhalb der Region; einer von ihnen war sogar aus Schweden angereist. Jeder Patient saß vollständig bekleidet auf einem Sessel, während Doras kleine, kräftige Hände die verspannten Schultermuskeln kneteten. Sie scherzte und machte Grimassen; sie konzentrierte sich auf viel mehr als eine körperliche Beurteilung. Manchmal blickte sie wie in Gedanken in die Ferne, was mir anzeigte, dass sie gerade die Aura, Gewohnheitsmuster und körperlichen Probleme des Patienten hellsichtig betrachtete. Sie erfasste auch, wie viel Verständnis jemand besaß und wie weit er die Krankheit – oder, in manchen Fällen, den nahenden Tod – akzeptierte.

Gerade wenn ihr Patient mit entspannter Miene strahlte, gab Dora oft dramatisch und scherzhaft klare Anweisungen. »Lege dich hin und ruhe dich aus. Du sprichst mit niemandem, bevor du dich nicht gründlich ausgeruht hast!« Wenn Dora bei sich zu Hause arbeitete oder in einem eher privateren Umfeld als einer Heilungs-Gruppe, ging sie in ihrer Beratung direkt auf Sorgen und Themen der Patienten ein. Menschen, die daran interessiert waren, empfahl sie oft eine einfache Meditation, durch die sie auch ihre Gruppen führte. Ein Vorzug der Meditation sei, dass man sich emotional ausdehne und so die Selbstbefangenheit überwinde, die oft mit Krankheit einhergehe – und besonders mit der Depression.

Dora van Gelder Kunz lebte ein höchst ungewöhnliches Leben von 1904 bis 1999, in einem Jahrhundert, das für Gewalt und Blutvergießen und die massenhafte Entwurzelung von Menschen aus Familie, Gemeinschaft und Heimat bekannt wurde. Sie machte jedem von uns Mut zur Veränderung. Sie wiederholte beharrlich, dass wir uns positives, lebenserhaltendes Handeln angewöhnen können und auf negatives, destruktives, trennendes Tun verzichten können. Viele von uns, die nicht in Logik begabt oder in moderner Physik gelehrt sind, waren nicht restlos überzeugt, als wir ihr zuhörten, dass wir in einer dynamischen Welt des Miteinanderverbundenseins lebten. Aber Dora setzte Verstandesdenken ein und was sie von einer Gemeinschaft moderner Wissenschaftler gelernt hatte, um Gewissheit zu gewinnen, dass das, was sie hellsichtig schaute, nicht Wahnsinn war. Anstatt die Aura lediglich als einen hellen, ovalen Lichtschein wahrzunehmen, der den Körper jedes Lebewesens durchzog und über dessen Oberfläche herausragte, analysierte sie ihre Muster, Beschaffenheit, Gestalt, Bilder und Farben. Sie suchte die Hilfe von Klinikern und Forschern. Und dann, nach mehreren Jahren, begannen diese, ihre Hilfe zu suchen, um die Psychologie des Menschen zu verstehen und die Muster von Gesundheit und Krankheit. Dora wurde eine der am höchsten entwickelten Hellsichtigen in den Vereinigten Staaten und war spezialisiert auf das, was als medizinisches Hellsehen bekannt wurde.

Die Theosophin Dora begann ihre lebenslange Meditationspraxis im Alter von fünf Jahren. Mit dreizehn, als sie Asien verließ und in einen christlichen Kultur- und Bildungskreis eintauchte, las und studierte sie weiter Texte wie die Bhagavad-Gita und das Dhammapada. Anfänglich von ihren Eltern und der Großmutter inspiriert, anderen zu helfen, engagierte sie sich im aktiven Dienst, als sie und andere junge Theosophen in Sydney Geld sammelten, um jenen zu helfen, die nach der Russischen Revolution zu leiden hatten. Sie half Angehörigen, die um Soldaten und andere trauerten, die im Ersten Weltkrieg starben oder vermisst waren. Seit früher Kindheit hatte Dora gelernt, dass Menschen eine Höhe der spirituellen Entwicklung erreichen konnten, auf der Brüderlichkeit zwischen den Wesen herrschte. Sie und – besonders zu ihrer Zeit – andere Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft waren bestrebt, einen Nukleus universeller Brüderlichkeit ohne Unterscheidung nach Rasse, Glaube, Geschlecht, Kaste oder Hautfarbe zu entwickeln. Mit einem so hoch gesteckten Ziel reichte Doras Perspektive von Veränderung sehr weit. Doch sie redete nicht über derart erhabene Themen, sondern entschied sich statt dessen, das zu sein, was sie »praktisch« nannte. Zum Beispiel suchte sie nach »Harmonie« oder »Einigkeit« unter den Mitgliedern ihrer Heilgruppen, statt über »Einssein« zu sprechen. Sie lehrte, was sie für sich selbst erkannte – und selbst dann lehrte sie sehr wenig von dem, was sie wusste.

Als Theosophin erwartete Dora keine Einigung auf eine einzige Sicht der Welt. Unterschiedliche philosophische Sichtweisen gibt es bei den Menschen gleicher Religion, und die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft repräsentieren ein breitgefächertes Spektrum von Religionen ebenso wie jene, die sich keiner Religion zugehörig empfinden. Doras Sicht des Menschen unterstützte Gleichheit im Sinne des inneren Potenzials, der Ganzheit jedes Wesens. Selbst wenn sich spirituelle Ziele ähnlich sind, unterscheiden sich die Wege zur Erlösung oder Erleuchtung. Für Dora war Mitgefühl eine einigende Kraft. Wenn sie in kleinen Gruppen arbeitete, wie sie es häufig vorzog, kultivierte sie Altruismus, Mitgefühl und die Einheit der Gruppe. Sie gestaltete logische Analyse und lehrte zuweilen, wie eine subtilere mentale Entwicklung zu Intuition und logischen Sprüngen führen konnte.

Noch bemerkenswerter als die innere Stille, die man in Doras Nähe empfand, war die Zahl persönlicher Hindernisse, die sie selbst im Laufe ihres Lebens überwand. Die Anpassung muss enorm gewesen sein, die sie nach der Übersiedelung in Begleitung einer Betreuerin von Java nach Australien bewältigte, als sie mit erst dreizehn Jahren ein Leben mit Hausangestellten hinter sich ließ, um in einem Schülerheim in Sydney zu wohnen. Zu jener Zeit sprach sie nur sehr wenig Englisch, und sie lebte dort zwei Jahre, um an dem theosophischen Unterricht in Sydney teilzunehmen, bevor ihre Familie nachkam. Ihr frühes Erreichen einer Tiefe meditativer Stille und ihr lebenslanges diszipliniertes Meditieren erfüllten sie mit einem außergewöhnlichen Durchhaltevermögen zur Entfaltung ihrer positiven Potenziale – nicht auf verdrießlich-hartnäckige Weise, sondern aus der Hingabe an ihren »Meister«.

Dieser Meister, Kuthumi, war der zurückgezogen lebende Inder, der mit der Bildung der Theosophischen Gesellschaft 1875 assoziiert wird. Er war es, der Dora inspiriert hatte, dass die weite Stille im inneren Selbst allgegenwärtig und grenzenlos ist. Sie könnte so leben, dass ihr ihre Integration mit jenem gewaltigen und erhebenden Feld helfen würde, sich radikal zu verändern; auch sie könnte nichtduales Gewahrsein verwirklichen und fähig werden, Bruderschaft zu ermöglichen.

Später kam Doras Inspiration von anderen großen Lehrern, über die sie nicht sprach. Ihr Leben war geprägt von vielen Erkenntnissen; sie prüfte ihre Richtigkeit und lernte, sie von bloßem Wunschdenken und Gedankenformen zu unterscheiden. Sie schenkte ihren Erkenntnissen Glauben als einer Notwendigkeit in der Entwicklung von Weisheit. Stets von Mitgefühl motiviert, wurde Dora eine Botin des nahenden Frühlings. Wird der Frühling in diesen turbulenten Zeiten noch lange auf sich warten lassen? »Das kommt darauf an«, pflegte Dora zu sagen. Es kommt auf jeden von uns an und auf das Vermögen der Menschen, sich selbst als Teil eines größeren Ganzen zu sehen.

Doras Mut, das Empfinden der Privilegierten hinter sich zu lassen, das der Kolonialismus hervorbrachte, half ihr, resolut zu werden und ihre Zuhörer, Mitglieder und Schüler zu erreichen, die vor allem in den Vereinigten Staaten lebten. Sie sagte mir mehrere Male, als sei sie immer noch darüber schockiert, dass in Teilen der Welt »Menschen auf den Straßen geboren werden und leben und sterben«. Und natürlich sind Menschen ohne Dach über dem Kopf oft auch ohne angemessene Nahrung und Wasser. Trotz eines Mindestmaßes an Wohlstand in ihren späteren Jahren führte Dora ein einfaches Leben.

Intellektuell und dann hellsichtig entdeckte sie, dass die positive Veränderung jedes Menschen durch dessen eigenes altruistisches Handeln potenziert werden kann. Doras Leben war ein Leben des Dienens, das sie dem Heilen widmete, und dem Verändern unserer Gewohnheit, die Welt und uns selbst als fest und schwerfällig zu betrachten. Es tut Not, dass wir uns verändern, und wir können uns ändern – nicht nur unsere äußere Erscheinung, sondern sogar unser Bewusstsein. »Das Spirituelle steht an erster Stelle.« Durch Meditation, wenn auf feinstofflichen Ebenen Veränderung eintritt, finden die Emotionen zur Ruhe und die Gedanken zur Stille. Wir fühlen uns körperlich wohler. Wir können unser Denken beobachten, und wenn sich die alten negativen Gewohnheitsmuster vordrängen, können wir Nein zu ihnen sagen. Wir können zusehen, wie sich unsere Emotionen wandeln, und dabei Freude empfinden, wie es die Teilnehmer in Doras Heilungs-Gruppen häufig erlebten, wenn zum Beispiel ein Patient mit fortgeschrittener Neuropathie mehrere feste Schritte machen konnte. Positiver noch als Mitgefühl für den Patienten ist es, Freude zu empfinden über eine scheinbar einfache Leistung. Wie mächtig ist Mitgefühl, wenn es auf unserer Erkenntnis baut, dass unser Leiden gemeinsam ist, ob wir reich sind oder arm, Krebspatient oder Krankenschwester, Mann oder Frau, Erwachsener oder Kind.

Die Kraft zur Veränderung ist nicht unerreichbar; Ganzheit und optimales Wohlbefinden liegen in der Natur unseres inneren Selbst. Spirituelle Traditionen, Religionen und Philosophien bieten uns Geleit, um Hindernisse zu überwinden und diese Ganzheit zu erkennen. Doch »das Leben ist kompliziert«, wie Dora zu sagen pflegte. Beharrlichkeit ist erforderlich, weil philosophische Konzepte und heilige Verse gewöhnlich auf vielerlei Weisen zu interpretieren sind. Beim Studieren und Meditieren ist Unterscheidung gefordert, um das abschweifende Denken zu erschließen, so dass es Früchte der Weisheit und Erkenntnisse abwirft.

Dora vermied religiöse Terminologie und selbst die Wörter »Gebet« und »Segen«. Doch in ihrer eigenen Art führte sie ihre Schüler fort vom materialistischen Säkularismus; sie lehrte, dass wir durch Ehrfurcht vor dem Leben positiven Kräften in der Natur assistieren und Unterstützung von ihnen erlangen können, die sie in ihrer eigenen Tradition Engel und Devas nannte. Aus meiner Sicht diente Dora als Botschafterin für die vielen schöpferischen Wesen der Naturwelt.

Falls Dora eine Botin des Frühlings war, dann ist dies das Jahrhundert des Dialogs, der Heilung und des Verstehens. Es hängt alles davon ab, ob wir durchhalten – freudig oder verbissen. Wenn wir nie nach draußen gehen und die kleinen Blümchen und Pflanzen bemerken, dann ist es laut Dora unser Verlust. Wenn ganze Gemeinschaften den langen Winter hindurch schlafen, wird der Frühling auch weiter noch lange auf sich warten lassen. Doras außergewöhnliches Leben, das mit ihrer Kindheit auf Java begann, ist die Geschichte eines Menschen, der sich danach sehnt, ganz zu erwachen. Dora ist wie das Schneeglöckchen, das durch den Schnee hervorstößt, lange bevor das Gras ergrünt. Ich hoffe, ihr Leben inspiriert andere so, wie es mich inspiriert.

Kirsten van Gelder

Stoughton, Wisconsin

16. Januar 2014

Kapitel 1

KINDHEIT AUF JAVA

Theodora Sophia van Gelder, die den meisten Menschen einfach als Dora bekannt war, wurde am 28. April 1904 auf einer Zuckerplantage geboren. An jenem Tag stieß ihre winzige Faust durch die Fruchtblase, die sie noch umgab, als wolle sie sich ihr Hervortreten aus der Unwissenheit ins Licht erzwingen. Für ihre Mutter war das partielle Umhülltsein von Eihäuten (»Glückshaube«) ein Hinweis auf das Potenzial für Hellsichtigkeit oder andere außergewöhnliche Eigenschaften. Melanie, Doras Mutter, soll vom Zeitpunkt der Empfängnis an gewusst haben, dass ihr Kind besondere Fähigkeiten besitzen würde, und in der Tat stellte Dora schon in früher Kindheit ihre Hellsichtigkeit unter Beweis. Glücklicherweise wurde darüber nicht gespöttelt, weil sowohl ihre Mutter als auch die Großmutter ähnliche Begabungen aufwiesen. Überdies galten solche Fähigkeiten auf Java zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht als besonders ungewöhnlich.

Krebet, die Zuckerplantage, auf der Dora und ihre drei jüngeren Brüder geboren wurden, lag in dem tropischen, aber gemäßigten Hochland im östlichen Zentraljava. Die am dichtesten bevölkerte und wohlhabendste Insel des damaligen Niederländisch-Ostindiens bildet heute zusammen mit mehr als 17000 weiteren Inseln den Staat Indonesien. Die üppig grüne Hügellandschaft Javas erstreckt sich wie eine Hängematte zwischen vier Vulkangipfeln, die ein grobes Rechteck bilden. Auf knapp unter 450 Meter über dem Meer war das Anwesen hoch genug gelegen, um der enervierenden Hitze und Schwüle des Flachlandes zu entgehen.

Doras Mutter, Melanie van Motman Schiff, war das jüngste von vier Kindern, die ihre frühen Jahre inmitten von Wohlstand und Pracht gelebt hatten, die für die meisten Menschen unvorstellbar sind. Die van Motmans waren eine prominente holländische Kolonisten-Familie, die im Jahre 1797 auf Java angekommen waren.1 Durch Erzählungen aus der Familiengeschichte wurde den Kindern und Enkeln regelmäßig Stolz auf ihre Ahnen eingeflößt. Melanie sprach stolz von einem Vorfahren, der vor Jahrhunderten eine Angehörige des Hauses Habsburg geheiratet habe – der Familie, die schließlich über die Donaumonarchie Österreich-Ungarn herrschte.*

Zu den Familien von Melanies Vater und Mutter gehörten einige der reichsten und mächtigsten holländischen Grundbesitzer auf Java. Manche bauten Kaffee oder Tee auf riesigen Plantagen an. Viele Verwandte, darunter auch Melanies Bruder und Schwager, arbeiteten in der holländischen Kolonialregierung in Batavia (heute: Jakarta) und in Buitenzorg (»Sorglos«, heute: Bogor), dem Sommersitz der Verwaltung.

Melanies Vater, Hendrik Pieter van Motman, war das zweite Kind von Frederik van Motman und seiner Geliebten Tan Kang Nio, chinesischer Herkunft. In einer anderen Kultur wäre Doras unehelich geborener, gemischtrassiger Großvater vermutlich gesellschaftlich geächtet worden. Statt dessen wurde er ab dem Alter von sieben Monaten von seinem Onkel väterlicherseits, Cornelis van Motman, und dessen Frau, die kinderlos geblieben waren, wie ein eigener Sohn aufgezogen. Solange die Vaterschaft holländisch und das Kind männlichen Geschlechts war, war die gesellschaftliche Akzeptanz gemischter Familien und ihrer Versuche, einen Erben zu stellen, auf Java seinerzeit relativ verbreitet. Das koloniale Java hatte ein soziales Sicherheitsnetz für Kinder von Konkubinen, das es Doras Großvater gestattete, im Glanze des Wohlstands aufzuwachsen. Hendrik wurde von europäischen Hauslehrern unterrichtet, wie es unter den Angehörigen sowohl der javanischen als auch der europäischen Oberschicht Brauch war. Er studierte Betriebswirtschaft in London und bereiste Europa.

Die Familienfotos der van Motmans zeigen holländische, javanische und chinesische Angehörige und ein Bild der jungen Dora, vermutlich Anfang zwanzig, in einem eleganten, traditionell-chinesischen Seidenkleid, das Haar geflochten und hochgesteckt. Das Wissen um die Herkunft ihres Großvaters mag wohl zu Doras Pragmatismus und ihrer Wahrnehmung gesellschaftlicher Konventionen beigetragen haben, die Menschen je nach Geburt, Rasse, Klasse und Wohlstand einschließen oder ausschließen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als Paare in den Vereinigten Staaten mit offenen Ehen experimentierten, gab Dora ihrer Sorge um die Kinder aus solchen Beziehungen Ausdruck. Der Mangel an Wissen über ihre biologische Urgroßmutter, Tan Kang Nio, resultierte in Familiengeschichten, dass die Frau eine chinesische Prinzessin gewesen sei. Was auch immer Tan Kang Nios familiäres Umfeld gewesen sein mag: In der javanischen Gesellschaft galt eine Konkubine nicht so viel wie die Mutter, die Hendrik als den Erben des Familienvermögens adoptierte. Und wie wohlerzogen und weitgereist er auch war, dürfte es Doras Großvater als Buddhist und holländisch-chinesischer Mann in der Kolonialgesellschaft nicht ganz leicht gehabt haben.

Tatsächlich heiratete Hendrik in eine holländische Familie, die auf Java sehr angesehen war. Seine Frau, Theodora Elizabeth Schiff, nach der Dora benannt wurde, erwarb sich beachtliches Wissen auf dem Gebiet der Kräuterkunde. Sie kannte überlieferte Rezepturen, und weil holländische Ärzte in weiter Ferne waren, behandelte sie die Verletzungen und Krankheiten, die auf den Teeplantagen anfielen. Noch bedeutsamer aber war, dass Theodora experimentell arbeitete – eine Grundhaltung, die auch Dora annehmen sollte. Theodora machte Aufzeichnungen über die pflanzlichen Zubereitungen und ihre Wirkungen und stellte ein handgeschriebenes Buch über die Heilmittel und ihre Wirkungen zusammen, die sie von anderen erfahren oder selbst entwickelt hatte. Dieses Wissen teilte sie mit einem holländischen Arzt, der in Gegenden der Insel entsendet wurde, wo Medikamente rar waren; er wiederum meldete ihr seine eigenen Beobachtungen zur Wirksamkeit ihrer pflanzlichen Präparate. Darüber hinaus entwickelte Theodora Fachwissen über die Nutzung der Pflanzen als Färbemittel für handgewebte Stoffe und Batiken und wurde für ihre Designs international bekannt.

Theodoras Ehemann Hendrik liebte sein Zu Hause und die Partys, zu denen er regelmäßig einlud. Er erweiterte das Haus, möblierte es aufwendig und vergrößerte die Zahl der Diener, die notwendig waren, um es entsprechend des gepflegten Lebensstils zu unterhalten. Ein Flügel wurde angebaut, der reichlich Raum für große Gesellschaften bot. Bei solchen Anlässen wurden nicht weniger als hundert mit Monogramm versehene Porzellan-Gedecke gebraucht, die Hendrik auf seinen Reisen in Paris bestellte.

Laut Melanies Schwester, die Dora als Tante Bet bekannt war, besaß die Familie einmal sechsunddreißig Pferde. Als Kinder erhielten Melanie und Doras Tanten Bet (Henriette Elisabeth van Motman Schiff) und Cotty (Frederique Henriette Jacoba von Motman Schiff) zusammen mit ihrem Onkel Pieter (Pieter Cornelis Theodorus van Motman) Reitstunden und Unterricht, den Pferdewagen zu fahren.2

Doch dieser herrschaftliche Lebensstil endete, als Melanie zehn Jahre alt war. Pilzerkrankungen beeinträchtigten die Ernten auf den Plantagen. Darüber hinaus bereitete Misswirtschaft in Kombination mit Problemen im Europahandel jeglichen Extravaganzen ein Ende. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wurden Doras Großeltern finanziell ruiniert. Das Anwesen in Nanggoeng (heute: Nanggung), das seit vier Generationen im Besitz der Familie gewesen war, wurde bei einer öffentlichen Auktion versteigert. Die Familie zog nach Buitenzorg und stellte sich auf ein Leben in einem kleineren Haus in der Stadt um. Gleichwohl behielten sie ihre Stellung in der Gesellschaft, und innerhalb eines Jahrzehnts waren sie in der Lage, große Verlobungsfeiern für Melanie und Cotty auszurichten. (Doras Onkel Pieter und Tante Bet heirateten nie.)

Dora sagte einmal, dass ihre Oma am Ende ihres Lebens »eine zähe alte Dame« war – eine Aussage, die Zuneigung und Bewunderung zum Ausdruck brachte. Wenn es zu finanziellen Rückschlägen kam, entzog sich Theodora nicht durch Ohnmachtsanfälle, wie es nach viktorianischer Manier üblich war. Stattdessen bauten sie und ihre Tochter Bet, die traditionelles javanisches Batik-Design studierte, eine Fabrik für handgewebte Textilien auf, eine Schule für traditionelle Färbemethoden, Design und Webkunst und ein erfolgreiches Exportgeschäft. Nach der finanziellen Wende der Familie erhielt Theodora nachts im Traum Instruktionen von einer Frau, die sie als eingeborene Javanerin beschrieb. Theodora wurde in die Methoden eingewiesen, spezifische Farbstoffe herzustellen, und sie übernahm das, was sie in der Nacht erfuhr, in die Entwicklung der textilen Künste. Tante Bets und Oma Theodoras Bemühungen machten die traditionelle Batik und handgewebte javanische Muster populär, die außerhalb der Inseln zuvor wenig Beachtung gefunden hatten.

Dora nahm die geschäftlichen Verluste ihres Großvaters und die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die weiterhin bestanden, aufmerksam wahr. Schon als Kind war sie beeindruckt von dem Wert der Sparsamkeit und spürte, wie wichtig es war, einen Beitrag für die eigene Familie, die Gemeinde und das Land zu leisten. Trotz ihrer veränderten Lebensumstände fanden alle ihre Tanten und Onkel Wege und Möglichkeiten, etwas beizutragen. Aus Doras Sicht hatte die sprichwörtliche holländische Sparsamkeit wenig mit der Volkszugehörigkeit zu tun. Statt dessen stand sie für das Bewusstsein, dass Veränderung ein Teil des Lebens ist und das Überwinden von Widrigkeiten Teil eines schöpferischen Lebens.

Ihren Pragmatismus schrieb Dora ihrem Vater Karel van Gelder zu, der nicht nur, wie einer seiner Enkel beteuerte, »fast ein Genie« war, sondern auch eine Liebe zu Ingenieurwesen und Projektleitung besaß. David van Gelder, Karels Vater in Amsterdam, importierte und exportierte Zigarren. Karel selbst hatte drei Brüder. Louis, sein älterer Bruder, baute das Geschäft aus und eröffnete eine Niederlassung in Brüssel, wo er und seine Familie weiter lebten. Karels andere Brüder, Max und Abraham, blieben in den Niederlanden.

Der 1875 geborene Karel verließ Holland mit neunzehn Jahren, um an dem weltweit bedeutendsten Zucker-Forschungsinstitut in Ost-Java zu studieren. Nach mehreren Jahren im Lande lernte er die van Motmans kennen und damit auch Melanie, die mit siebzehn noch zu jung zum Heiraten war. Karel, der mit der Erfindung einer Technik zur Zuckerherstellung ein beträchtliches Vermögen gemacht hatte, verließ Java und erwarb einen Chemie-Abschluss in Holland. Auf seiner Rückreise besuchte er Zuckerfabriken auf Hawaii und in Japan. Als er und Melanie sich nach einer zweijährigen Pause wieder begegneten, war er Manager in der Zuckerfabrik von Djamboe (heute: Jambu). Als sie heirateten, hatte Karel einen guten Ruf in der Zuckerindustrie, und man bot ihm eine Stellung als Generalmanager einer brandneuen Zuckerfabrik mit einem Anwesen im zentralen Ost-Java an. Er engagierte sich auch in der Theosophischen Gesellschaft.

Karel wurde im Jahre 1900 Mitglied der Theosophischen Gesellschaft (TG), Melanie folgte zwei Jahre später, im Jahr ihrer Eheschließung. Auf Java gab es zu jener Zeit ein wachsendes Interesse an der TG. Melanies Mutter, Schwestern und Schwager traten ebenfalls in die Theosophische Gesellschaft ein. Aufgrund des Interesses der Theosophen an vergleichender Religionswissenschaft, Philosophie und Wissenschaften gewann Dora, vielleicht mehr als die meisten holländischen Mädchen vergleichbaren Alters, einen Eindruck von der Komplexität des Lebens. Durch die Aktivität ihrer Familie in der Theosophischen Gesellschaft lernte Dora auch, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu achten und wertzuschätzen. Aufgrund des gesellschaftlichen Status ihrer Familie lernte sie, alle Menschen als Ihresgleichen zu behandeln. Dora lernte den geselligen Umgang mit Holländern, Javanesen und Chinesen und bewegte sich ungezwungen in der High Society.

Melanie wurde Präsidentin der Loge in Malang und leitete die Zusammenkünfte im eigenen Haus, Karel war Präsident der Loge in Surabaya. Die meisten Mitglieder der TG waren Männer, doch unter den Holländern war es üblich, dass Ehepaare gemeinsam der Gesellschaft beitraten und deren Treffen besuchten. Das Ziel der Theosophischen Gesellschaft, einen Nukleus universeller Brüderlichkeit ohne Ansehen von Kaste, Klasse, Geschlecht, Religion oder Bekenntnis zu entwickeln, bedeutete in der Praxis, dass die Mitglieder vorwiegend gebildete holländische Kolonisten und Angehörige der javanischen Oberklasse waren, die sich abwechselnd auf Malaysisch, Javanisch und Holländisch unterhielten. Manche Mitglieder suchten die Bruderschaft zu fördern, indem sie die alten Weisheitstraditionen studierten, die Philosophien nicht nur des antiken Griechenlands und des Nahen Ostens, sondern auch von Indien und anderen reichen, aber weniger bekannten Kulturen der Welt. Manche Mitglieder, darunter Dora, waren bestrebt, das dem Universum zugrundeliegende Einssein durch Meditation zu erleben.

Laut Dora war es ihre Mutter, die ihr das Meditieren als Teil des täglichen Lebens vermittelte, als Dora etwa fünf oder sechs Jahre alt war. Auch jeder ihrer Brüder begann in etwa dem gleichen Alter mit einfachen Meditations- und Visualisierungs-Übungen. Es gab einen Raum im Hause, der der Meditation vorbehalten war, und da ihre Mutter regelmäßig meditierte, war es ganz natürlich, eingeladen zu werden, in der Stille zu sitzen. Da saßen sie still zusammen, manchmal nur wenige Minuten, doch mit zunehmendem Alter immer länger. Als Dora noch sehr jung war, waren die Unterweisungen ihrer Mutter mehr wie ein Spiel oder kleine Entdeckungsreisen. Später wurde sie auch mit Zeichnungen von Porträts der spirituellen Meister bekanntgemacht, die mit der Theosophischen Gesellschaft in Verbindung standen und die ihre Eltern verehrten. Nachdem sie in der Stille des Meditationsraums gesessen waren, fragte die Mutter das Mädchen, ob es ein Bild gebe, mit dem sie eine besondere Resonanz verbinde. Was empfand sie, wenn sie das Bild des Meisters betrachtete, von dem sie sich angezogen fühlte?

Bei anderen Gelegenheiten war der Gegenstand der Meditation vielleicht eine Statue oder eine geheiligte Reliquie. Dora berichtete, dass die Mutter ihr eine Vielfalt von Dingen gab und sie damit allein in dem Meditationsraum ließ, um darüber zu meditieren. Später regte sie das Mädchen an, über ihre Erlebnisse während der kurzen Meditationssitzungen zu sprechen, und fragte sie, welche Ideen oder Erkenntnisse ihr in den Sinn gekommen seien. Einmal sagte Doras Mutter: »Lass uns da sitzen und denken, wie sehr wir einander lieben.« Jahre später begann Dora geführte Meditationen auf diese Weise. Nach der Einladung »Lasst uns Harmonie miteinander empfinden« sagte sie: »Denke an jemanden, den du wirklich liebst, und sende diesem Menschen Liebe.«